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Forderungen der Berliner   Arbeiter.

Igarine auch nicht vor den einschnetbenbften Maßnahmen zurüdzuschreden, wie auch gegen den Auslauf Deutschlands   durch Die gestrige Versammlung unserer Berliner   Parteifunktionäre valutastarfe Ausländer mit allen nur möglichen Mitteln einzus hat folgende Entschließung gefaßt: schreiten.

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Das Ministerium des Innern wird bereits in diesen Tagen mit " Angesichts der immer mehr und mehr sich zu einer Ratastrophe auswirkenden Leuerung aller Lebensmittel und der nicht ge- einigen unmittelbar vor dem Abschluß stehenden Verordnun rechtfertigten nur auf das Steigen des Dollars gestützten gen herauskommen, die in der Richtung der in der Sitzung des maßlosen Berteuerung aller sonstigen Gebrauchsgegenstände Staatsministeriums diskutierten Vorschläge liegen und die u. a. auch insbesondere auch der reinen Inlandserzeugnisse erhebt die Funk- den Unfug der Schlemmerlotale erheblich einschränken werden. tionär konferenz der SPD.   gegen diese willkürliche Herauffezung und Ueberhaupt werden die Verordnungen diejenigen gesetzlichen Hand­einseitige Festsetzung der Preise, die einer unerhörten Bewuche- haben bieten, die nach Lage der Dinge und bei den schwierigen Ver­rung der minderbemittelten Bevölkerung gleichfommen und die hältnissen die eine nichtstabilisierte Währung mit sich bringt, über Not zu einer Katastrophe gestalten, schärfften Protest. haupt zu schaffen sind.

Die Funktionäre verfennen nicht, daß ein Teil dieser Bertene­rung zurückzuführen ist auf außenpolitische Vorgänge, für die ein Ausgleich in sofortiger Erhöhung aller Löhne und Behälter gefchaffen werden muß. Die Funktionäre fordern daher fofortiges Eingreifen der Regierung zur Sicherstellung der notwen­digsten Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände zu erschwing­lichen Preisen. Die Funktionäre schließen sich vollinhaltlich den Forderungen der Gewerkschaften an und fordern Parteivorstand und Fraktion auf, gemeinsam mit der USB. und den Spitzen organisationer. der freien Gewerkschaften alle Maßnahmen zu er greifen, die geeignet sind, die Lebensmittelnot zu lindern und die Ernährung für die nächsten Monate, insbesondere für den fommen den Winter sicherzustellen.

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Die Regierung wird aufgefordert, mit den Verbraucherorgani­fationen und den landwirtschaftlichen Verbänden Bereinbar un gen über Lieferungen vor Rchrungsmitteln usw. zu treffen. Soweit zur Sicherung der Ernährung öffentliche Be wirtschaftung erforderlich ist, ist diese ohne Verzug durchzu­führen. Es fann nicht angehen, daß bei der gegenwärtigen Not einzelne Schichten der Bevölkerung sich auf Kosten der Allgemein­heit in ungerechtfertigter und schemlosester Weise bereichern.

Die Funktionärfonferenz anerkennt, daß die Regierung den Forderungen der Gewerkschaften und der Parteien ernsthafte Beachtung geschenft und einige dieser Forderungen übernom­

men hat.

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Darüber hinaus muß aber gefordert und erwartet werden, daß soll das Schlimmste vom Volfe abgewendet werden unver züglich alle Maßnahmen getroffen und durchgeführt werden, die die jetzt unerträgliche Lebensmittelnot beseitigen.

Die Funktionärfonferenz erwartet vom Bezirksvorstand, daß er bei allen in Frage kommenden Körperschaften in diefem Sinne wirkt und erforderlichenfalls in öffentlichen Bersammlungen Bericht er­Borher hatte die Versammlung sich mit dem neuen Mietsgesetz befaßt. Wir berichten darüber an anderer Stelle.

ſtattet."

Das preußische Staatsministerium und der Kampf gegen die Tenerung.

Das preußische Staatsministerium befaßte sich in seiner heutigen Sigung ausschließlich mit einer Besprechung der Maßnahmen, die als aussichtsreich für eine Bekämpfung von Wucher und Preistreibe­rei auf dem Lebensmittelmarkte und bei den lebenswichtigen Be­darfsartikeln in Frage kommen. Als taugliche Mittel zur Durch setzung der Bemühungen um die Sicherung der Boltsernährung wurde u. a. angesehen:

Wiedereinführung des vielerorts nicht mehr bestehenden 3 manges zur Preisauszeichnung sämtlicher Waren und besonders genauer Gerichts- und Preisbezeichnungen des Badwerts

in den Bädereien.

Heranziehung der Konsumentenfreise zur Kontrolle der Preise in den Geschäften und auch auf den öffentlichen Lebens­

mittelmärkten.

Man war sich weiter darüber flar, nach Möglichkeit die für das Bublifum vielfach bestehenden. Schwierigkeiten aus dem Wege zu­räumen, daß Anzeigen megen Preiswuchers auch sofort bei der richtigen Stelle angebracht werden fönnen.

Die Notwendigkeit einer Einschränkung der Zahl der immer mehr überhand nehmenden Ausf chantstätten von Weinen und Likören und vor allem die unbedingte Bermeigerung von Konzessionen für die Neuerrichtung von Weinstuben, Dielen und Bars wurde einstimmig anerkannt

Ebenso setzte sich das Staatsministerium für den großzügigen und umfassenden Ausbau der für den Winter geplanten Bolts­füchen und Massenspeisungen ein. An die Reichsregierung wird die Anregung gerichtet werden, zur Sicherung des Bedarfs der Bevölkerung an 3 uder und Mar

Die Büste Emils des Elften.

Sie stammte aus der feuchtfröhlichen Zeit, da Herr Baldauf fein zehnjähriges Mitgliedsjubiläum im Gefangverein Blümlein blüh auf!" feierte. Mit diesem Zeitpunkte haite früher ein regel­mäßig übendes und steuerzahlendes Mitglied Anwartschaft auf ein Bierseidel. Da man aber wußte, daß Familie Baldauf an germani­schen Trinfgefäßen reich gesegnet war, mußte man ,, auf etwas an deres kommen", auf etwas Neutrales, vielleicht auf etwas für die gute Stube". Damit wurde zugleich auch die Frau gewonnen und für die Zwecke des Vereins milder gestimmt. Man wußte, daß Frau Baldauf einen leeren Blumenständer, eine Art Baneelbrett be­faß. Dort hatte einst die künstliche Balme gestanden, ehe sie der Sturm umwarf und fnicte. ,, Gut, wir geben ihr eins aufs Paneel­brett!" sagte man, aber was?" Die Fabrikanten der damaligen Geschmacksrichtung hatten zur Verwilderung des Kunstfinnes das Ihrige getan, und man faufte, wenn's nur glänzte und billig war. So entschied sich die Kommission, die mit der Beglückung des Jubi­lars beauftragt war, für eine Kolossalbüfte des das Fürstentum be­herrschenden Regenten Emils des Elften.

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Frau Baldauf war etwas enttäuscht, sie hatte einen Kronleuchter erwartet; der fam also erst beim 25jährigen Jubiläum. Emil der Elfte im Schmucke des Feldwebelbartes a la 66 mußte fich 15 Jahre langweilen auf seinem Piedestal und bekam jede Woche einen flüch­tigen Wischer mit dem Staublappen. Allmählich wurde auch er schadhaft und unzeitgemäß und wanderte hinauf in die Boden­

fammer.

Verbot der D.A.3.

Auf Grund des Gesetzes zum Schuße der Republik   hat die Regierung die Deutsche Allgemeine Zeitung" auf acht Tage verboten. Ursache des Verbotes ist ein Artikel in der Freitag- Morgenausgabe der DA3. von Professor Paul Lensch   mit der Ueberschrift Keine Illusionen" sowie ein weiterer Artifel in der Freiag- Abendausgabe Unannehmbar und undiskutabel". Beide Artikel beschäftigen sich mit der Entscheidung der Reparationskommission und enthalten in diesem Zusammenhang schwere Angriffe auf die Reichsregie­rung. So sagt der Artikel Paul Lenschs, daß sich die Reichs­regierung durch ihre sprichwörtliche Unzuver lässigkeit im Ausland schon längst um allen Kredit und um alles Ansehn gebracht habe". Weiter heißt es: " Das Kabinett Birth hat das Vertrauen des Auslandes nie besessen und das des Inlandes längst verloren."

Umbildung der öffentlichen Brotversorgung. Im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist eine Berordnung ausgearbeitet worden, durch die die öffentliche Brotversorgung auf die Minderbemittelten beschränkt werden soll. Durch diesen Entwurf werden, wie die Dena" erfährt, als nicht ver­forgungsberechtigt diejenigen Personen erklärt, deren Einkommen Wiewohl diese Angriffe außerordentlich schwer sind und 1921 für Alleinstehende 30 000 Mart, für den Haushaltungsvorstand mit Recht von der Germania  " als ein Dolchstoß" in dem 30 000 Mark und für jede weitere Person im Haushalt 10 000 Mart jezigen fritischen Augenblick bezeichnet werden, möchten wir überſtiegen hat. Wer nachweist, daß sein Einkommen 1922/23 das doch bezweifeln, ob ein Verbot auf Grund des Schutzgesetzes Dreifache des foeben angegebenen Einkommens nicht übersteigt, die richtige Abwehr bedeutet. Jedenfalls wollen wir uns, bleibt versorgungsberechtigt. Hiernach würde also eine Familie mit 2 Kindern erst bei einem Einkommen von mehr als 180 000 marf im nachdem das Verbot erfolgt ist, während seiner Dauer nicht nächsten Wirtschaftsjahr von der öffentlichen Brotversorgung ausges fritisch mit diesen Artikeln auseinandersetzen. Doch muß auf fchloffen sein. Die große Masse der Angestellten und Beamten wird ihre tatsächliche Bedeutung mit einigen Worten hin­Die Artikel sind zweifellos feine Privat­fich dennoch am Genuß des Markenbrots erfreuen fönnen. Das viel gewiesen werden. leicht auffällige Zurüdgreifen auf das Einkommen von 1921 erflärt arbeit ihrer Verfasser, sondern im Einverständnis mit dem fich aus dem Wunsch, eine fertig abgeschlossene Periode der Rechnung Herausgeber der DA3.", mit Herrn Stinnes, geschrieben. zugrunde zu legen. Nach der Verordnung wird den Kommunalver. In diesem Lichte gewinnen Säge besondere Bedeutung, wie bänden freie Hand gelaffen, wie sie den Ausschluß der Höherbemittel 3. B. der: Es sei beinahe komisch, in der Aktion der ten vom Anspruch auf das Markenbrot durchführen wollen. Zumeist ndustrie eine Rettungsaktion zugunsten der deutschen  dürfte die Borlegung der Einkommensteuerquittung für 1921 ver- Regierung zu erblicken. Damit sett Herr Stinnes   seinen langt werden. Kampf gegen die Erfüllungspolitik des Kabinetts Wirth un­entwegt fort, war der zweite Artikel bestätigt, in dem er die Entscheidung der Reparationsfommission als unannehmbar und nicht einmal diskutabel bezeichnet und mit den Worten schließt:

Heute ist das Martenbrot schon aus Qualitätsgründen eine An­gelegenheit der Minderbemittelten, es erscheint reichlich fraglich, ob Deswegen überhaupt noch solch fomplizierte Berechnung der Bezugs. berechtigung notwendig ist.

Milliarden für Sozialrentner.

Die Renten empfänger aus der Invaliden und Angestelltenversicherung erhalten bisher schon neben einer erhöhten Rente laufende unterstützungen. Zu außerordent lichen Notstandsmaßnahmen für sie stellt das Reich jetzt außerdem den Betrag von 1 milliarde Mard den Ländern zur Verfügung. Diese oder die Gemeinden, oder beide zusammen, sollen dazu aus eigenen Mitteln wenigstens% der aufzuwendenden Beträge bei­steuern, so daß rund 1,2 Milliarden Mart außerordentliche Mittel zur Linderung der gegenwärtigen Notlage der Sozialrentner als

bald verwendbar sind.

Die Reichszuschüsse an die Länder für Maßnahmen zur Unter. stüßung notleidender Kleinrentner sind von 500 Millionen Mart auf 1 Milliarde Mark erhöht worden.

Die Teuerungszuschüsse für Kriegsbeschädigte und Kriegerhinterbliebene, die durch Gefeß vom 21. Juli 1922 mit Wirkung vom 1. August 1922 ab neu geregelt waren, sind durch Verordnung vom 11. August für den Monat September_um  durchschnittlich 66% Pro3. erhöht. Außerdem soll noch im Sep. tember eine Nachzahlung erfolgen, die durchschnittlich die Hälfte der am 1. September zahlbaren Teuerungszuschüsse betragen wird, so daß die Teuerungszuschüsse gegenüber den Auguft- Beträ­gen insgesamt um rund 140-200 Proz. erhöht sein werden. Die Reichsmittel der sozialen Kriegsbeschädigten- und Kriegerhinter bliebenen für sorge sind bereits von 500 Millionen auf eine Milliarde Mark erhöht worden.

wird

In letzter Stunde aber haben wir neuerdings die Forderung aufzustellen, daß in der deutschen   Politik alle Demagogen, Phantasten und Narren, daß alle vom Größenwahn beseffenen Apostel neuer Wirtschaftslehren in den Schatten zurüd­treten, aus dem sie zu Deutschlands   Unglück in dunkler Zeit hervor­gekommen sind. Sie haben das deutsche   Volk in den Ruin ge­führt. Mögen sich Männer finden, die das Schlimmste abwenden, bevor sich die Tragik unseres Schicksals vollendet.

Das ist allerdings eine Kriegserklärung gegen die Regie­rung in der denkbar demagogischsten Form. Für den ver­Söhnenden Humor sorgt in diefer Situation allein die Rote Fahne", die ihrem Leitartikel über die Entscheidung der Re­parationsfommission die Ueberschrift gibt: Stinnes triumphiert".

Schutz der Republik   in Braunschweig  .

Braunschweig  , 1. September.  ( TU.) Die braunschweigische Staatsregierung hat eine neue Verordnung zum Schuße der Re­ publik   erlassen. Danach werden Regimentsfeiern und andere Bersammlungen von Angehörigen ehemaliger Truppenteile bis auf weiteres verboten. Ausgenommen sind Veranstaltungen solcher Bereinigungen, die, wie der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, nicht wesentlich auf dem Grundsage der Traditionspflege beruhen,

sondern in der Hauptsache die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Belange ihrer Mitglieder bezwecken. In der Verordnung find Strafen von drei Monaten bis fünf Jahren Gefängnis ange fündigt.

Auf dem Gebiete der Krantenversicherung eine Aufbesserung der Leistungen durch Herauffezung der Höchst grenzen für die Bemessung des Grundlohns vorgesehen; außerdem wird die Versicherungsgrenze erhöht. Auf dem Gebiete der Un. fallversicherung wird ebenfalls eine Erhöhung der Versiche­Treugelöbnis der rheinischen Polizeibeamtenschaft. Der neue rungsgrenze und einiger für die Berechnung der Leistungen maz Polizeipräsident von Halle a. d. S., Genosse Paul Runge, hat bei gebender Beträge erfolgen. Auch in der Angestelltenverfeiner Berabschiedung aus dem Amte des Kölner Polizeipräsidenten ficherung wird die Versicherungsgrenze erweitert werden. die Kölner   Polizeibeamtenschaft gebeten, weiterhin für das Deutsch  tum in der Rheinprovinz   zu wirken. Insbesondere sei die unifor mierte Polizei in Köln   berufen, das Anschen des Staates hoch­zuhalten. Regierungsrat Albrecht erwiderte als Vertreter des Beamtenförpers. Er gebe das Gelöbnis, daß die gesamte Polizei­beamtenschaft dem Reich die Treue halten werde.

Polizeipräsident Richter, der vorgestern in Bremerhaven   abge­fahren war, ist wegen der politischen Lage funtentelegraphisch zu­rüdberufen worden und landete in Cherbourg  , von wo er nach Berlin   zurückkehrt.

ist nun eine neue Epoche auch für die reichen Schäße diefes wich- sich der Frauengunst nicht mönchisch versagt. Da überfällt die tigen Zweiges unserer Sammlungen eingetreten. Unter der Leitung Moral das Kokottchen, das sich Baronin nannte. Sie hat sich von Prof. Schuch hardts ist der Umzug in die Neuaufstellung( im einem Zeremonienmeister für ihren Aufstieg drillen lassen. Jetzt ersten Stock des ehemaligen Kunstgewerbemuseums) nun wird der Meister ein Quälgeift. Sie möchte dem Präsidenten mehr glücklich beendet. Der Preffe war am Freitag Gelegenheit entschlüpfen und wieder einmal fröhlich und frei auf dem Mont­gegeben, sich vom neuen Stand der Dinge zu überzeugen.( Die Er- martre speisen. Es geht nicht. Für die Königin der Halbwelt gilt öffnung für das Publikum findet Sonntag, den 3. September statt.) das gleiche Gesez wie für die anderen Kronenträgerinnen. Sie In den weiten hellen Räumen bietet sich ein neues Museum dar, weint, aber fie muß regieren. Wenig Lustigkeit, viel Geschwafel das für die Aufklärung der Massen von hervorragender Bedeutung und Schwerfälligkeit. Bier Dramatikerhände fnüpften. Bier Hände werden fann und muß. In wohlgeordneten Gruppen wird hier lasteten oft viel zu arg auf dem Fortgang des Spiels. Trotzdem. die Geschichte der Menschheit entwickelt, von der zumeist keinerlei dachten der Direktor und der Regisseur, der den teuren Rotstift Ueberlieferung   zeugt; was die methodische Arbeit der Ausgrabungen schonte, und Frau Konstantin, daß eine Bombenrolle hier aus den ältesten Seiten an erschlossen hat, wird hier vorgeführt: gegeben fei. Man denke: Von der Jodkaliftimme bis zum Ge die wahre Geschichte der Menschheit, die Arbeits- und Kultur- trällere der vornehmen Dame und bis zum Geplärre der Halbwelt­geschichte ist. Von der ältesten Steinzeit bis ins farolingische Zeit- regentin! Nun ja, das innere Beug und das Schneiderinnenzeug alter werden in übersichtlicher Gruppierung die Leitformen der Ent- der Frau Konstantin ist heiter, es reicht auch zum Ernste, es wird widlung geboten. virtuos gehandhabt. Doch nur die Virtuofität bleibt sichtbar. Das Ganze ist faum zu ertragen. Nieten in dem Stüd überall, Nieten auch in dem Spiel der Virtuofin, der es nicht gelingt, all die Schad­haftigkeit des geschickten und wieder plump gezimmerten Theaters zu vertuschen. Fräulein Lia Eibenschüz, Herr Kluber. tanz, Herr Schroth und Herr Haase dressierten sich auf den Pariser   Ton. Es nußte nicht viel. Die Importe schmeckte nicht gut.

Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit! Welch eine mächtige Beit­spanne und welch ungeheuren Aufstieg schließen diefe Namen in fich, die hier lebendig veranschaulicht werden! Welche Fülle von Typen und welcher Reichtum von einzigartigen Funden find hier ver sammelt! Haufers Urzeitmenschen: der homo mousteriensis und aurignaciensis Schliemanns und Dörpfelds Troja- Ausgrabungen, Birchows Sammlungen und nicht zuletzt die Ergebnisse von Schuch­hardts Forschungen in Rumänien   usw. find hier zum ersten Male in würdiger und übersehbarer Weise ausgestellt.

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Eine eingehende Führung werden wir in einer der nächsten Nummern der Heimwelt" bringen und dabei neben der verdienten Anerkennung für die Leistung Prof. Schuchhardts weitergehende

Wünsche vorbringen.

M. H.

Eröffnung der Großen Boltsoper. Die Große Bolksoper, das Bieles bleibt noch zu tun, damit die Sammlung volkstümlich forge für künstlerisches Gelingen, steht nun wirklich da. Werk dreijähriger Arbeit an Propaganda und monatelanger Bor­werde, fie muß noch viel profitieren von der Museumspolitik, die schlimmster wirtschaftlicher Not ein milder Glanz. Oper des Volkes, In alles in leichtfaßlicher Anschaung übersetzt, die Milieus rekonstruiert der arbeitenden Menschen, derer, die nach Kunst und Musik hungern. und neben den Längsschnitten Querschnitte verwendet. Aber die Mit einem schöneren Aufflang fonnte die Direktion Lange im Grundlage ist gelegt, und Berlin   ist um eine bedeutende Bildungs- eigenen Haus( bisher Theater des Westens  ) den Geburtstag nicht stätte reicher. feiern als mit einer Freischüß- Aufführung. Sie wurde mit Beifall aufgenommen und verdient als erste Leistung Respekt. Wie­viel war zu arbeiten, wieviel einzelnes mußte berechnet, zusammen­gestellt, gedrillt und freigemacht werden, damit überhaupt ein Ensemble an Orchestermusitern, Thor, Solisten zustandekam. Bor tische Stimme. Viel wird zu sagen sein über ein Soliftenmaterial, dem Eindruck, daß das Werk steht, verstummt im Augenblid tri­In dem zunächst kaum ein Künstler von erſtem, aber auch keiner von drittem Rang zu sein scheint, von einem Orchester, das an vielen Stellen noch schüchtern, in mehr Perioden noch stumm und unge­bändigt blieb, von einem oft allzu gemächlichen Tempo, an dem der treffliche Kapellmeister ößling nicht ganz unschuldig war, von allzu ftilifierten Details der Regie. All dies soll nach der zweiten Vorstellung, dem Lohengrin  ", erneut behorcht und geprüft wer­den. Nicht die Nachtſtunde, sondern ein froher Tag soll die neue Stätte der Kunst und ihren Willen prüfen. K. S.

In der Zeit der Not, da die oberen Räumlichkeiten auf reale Werte hin geprüft wurden, entdeckte man neben der Petroleumlampe auch Emil den Elften. Daraus wird Geld gemacht!" sagte Frau Baldauf, und da man im Städtchen feine deutschvölkische Walhalla  besaß, trug fie die Büste in einen Laden, an dem Ein- und Ver­fauf" zu lesen war. Dort lagen in schöner Eintracht Schuhe jeden Alters, falsche Delgemälde mit bayerischen Bergen, Zahnstifte und und Marcel Gerbidon  . Die neue Saison, die alte Litanei. Die Custspielhaus: Die Schule der Kofoffen" von Paul Armont  österreichische Feldmüßen nebeneinander urd wurden zu höchsten Szene wird nicht zum Tribunal, sondern zum Kokottenstübchen. Preisen gekauft. Ein solcher Händler schreckt vor nichts zurüd, er Borläufig zögert man noch, das Schlafzimmer oder die Badewanne blieb auch gefaßt, als Frau Boldauf Emil den Elften auf dem La- auf die Bühne zu bringen. Wahrscheinlich wird noch der Fühler dentisch enthüllte. Haben Sie Bedarf?" fragte sie fleinlaut. Der nach dem ausgestreckt, was die Theatergäste bei erhöhten Eintritts Trödler besah sich die Angelegenheit fühl bis ans Herz hinan, gudte, preisen verlangen und vertragen. Dabei ist dieses Stüd, aus Paris  betlopfte... Der Kopf ist hohl!" fagte er, sonst fönnte ich bezogen, in ein jämmerliches Deutsch übersetzt, im ersten Afte ganz den Bronzewert bezahlen.. 5 Mark will ich geben!" Frau Bald furzweilig, im zweiten langweilig und im dritten triefend von auf graute vor dem langen Rückweg. Sie strich die 5 Mark ein und einer Moral und Sentimentalität, die sicher allen Kaffeeschwestern zu verließ den muffigen Laden. Dann legte sie noch 3 Mark dazu und Herzen geht. fuhr mit der Elektrischen nach Hause.

2. B.

Es handelt sich um die junge Dame, die aus der horizontalen Lebenslage Kapital schlagen und bis zum Gipfel ihres Berufes hinauf will. Das gelingt diesmal. Aus dem Kleinfofottchen wird Das Berliner   vor- und frühgeschichtliche Museum. geschichtliche Abteilung der staatlichen Museen, wie die amtliche Be Spenders. Noch weiter empor, und das Fräulein vom illegitimen Die vor die Inhaberin einer angenehmen Wohnung und des dazugehörigen zeichnung dieser Sammlung immer noch lautet, führte früher in den Bett wird Schloßbefizerin. Ja, ganz Paris   fennt die Dame, fie unübersehbaren Maffen des Völkerkunde- Museums ein wenig be- hängt als Reflame für Bufenhalter in den Straßenbahnen. Der achtetes Dasein Mit der Neugestaltung dieses und anderer Museen Präsident der Republik wird mit ihr speisen, und es heißt, daß er unentgeltlich geöffnet werttäglich von 10-9 11r.

Im Dom beginnt Walter Fischer feine regelmäßigen Drgel. fonzerte wieder am Donnerstag, den 7. Sept., abends 8 Uhr. Ent­Straße 7a) find nen ausgestellt Drude und Handschriften, der Rudol nahme eines Programms( 5 M.) berechtigt zum Eintritt. In der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums( Prinz- Albrecht finischen Druder Rudolf Koch   und Rudolf Geritung in Offen bach am Main  , Zeugnisse neuer deutscher   Buchfunst und Schönschreibelunit