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Gewaltige Verteuerung öer Lebenshaltung. Um 41 v. H. im August. Die RcichSindexziffer für die L e b e n 8 h a l t u n g S- kosten ist noch den Erhebungen de» Statistischen ReichsamtS über die Aufwendungen für Ernährung, Heizung. Beleuchtung und Wohnung im Durchschnitt deS Monats August aus 'i'Oilst gegenüber 4990 im Monat Juli gestiegen. Die Steige- rung beträgt 40,9 v. H. und übertrifft somit den Teue- rungssatz von 92 v. H. vom Juni zum Juli noch erheblich. ' Die RcichSindexziffer für die E r n ä h r u n g 8! o st e n stellt sich im Durchschnitt deS Monats August aus 9746; sie ist gegenüber dem Vormonat mithin etwas st ä r! e r als die Gesamtausgaben gestiegen. Fast sämtliche Lebensmittel, Kartoffeln aus- genonimen, haben weiter starl im Preise angezogen, auch Heiz- und Leuchtstoffe sind erheblich teurer geworden.
Neue Seamten- unü Brbeiterbezüge. Die am 4. September zwischen den beteiligten Gewert- schaften und der Regierung geführten Verhandlungen bringen den Beamten eine Erhühung der Bezüge gegenüber dem August um rund 39 Proz. Leider gelang es auch diesmal nicht, den Kopfzuschlag zu erhöhen. Der prozentuale Teue- rungszuschlag steigt nach der neuesten Regelung von 395 um 432 auf 437 Proz. Für die ersten 19 999 M. Grundgehalt und Ortszuschlag werden 492 Proz. gezahlt. Der Teuerungs- Zuschlag zu den Kinderzulagen erhöht sich ebenfalls um 132 auf 437 Proz. Die Zulage bringt dem alsStichmann" in Be- tracht kommenden Beamten der Besoldungsgruppe 3 Stufe in in Ortsklasse A ein Mehr von monatlich 2244 M., dem Ver- heirateten mit einem Kind unter den gleichen Voraussetzungen 2573 M. Die Gewerkschaften haben sich vorbehalten, für den Fall, daß die Preissteigerungen in dem gleichen Maß sich fort- setzen, neue Verhandlungen anzubahnen. Für die A r b e i t e r bei der Reichsverwaltung und in den Rcichsbetrieben ist mit den Gewerkschaften vereinbart worden, daß die Lohnerhöhung für September beträgt� bei mehr als 24jährigen Arbeitern im allgemeinen in Ortsklasse A 12 M. in der Stunde, bei mehr als 24jährigen Arbeiterinnen in derselben Ortsklasse 7,99 M. in der Stunde. Diesen Erhöhungen haben Reichsrat und lständiger) lleberwachungsausschuß des Reichstags zugestimmt. Beratung im Reichstagsansschust. Der Ueberwachunaousschuß des Reichstages befaßte sich in seiner vienstagsitzung zunächst mit den Erhöhung der Beamtenbezüge. Unter chinwei» auf die ungeheuren Spannungen der Gehälter zwischen den oberen und unteren Besoldungsgruppen stellt Abg. Genosse Bender den Antrag, den Kopszuschlag um weitere hundert Prozent zu erhöhen. Ministerialdirektor v. S ch l i« b e n erklärt, daß die Denkschrift über die gleitende Gehallsskala in Kürze dem Reichstag  « vorgelegt wird. Die Arbeiten seien in vollem Gange. Eine wesentliche Verschiebung der Spannung der Bezüge zwischen den unteren und oberen Besoldungsgruppen sei durch die letzte Erhöhung nicht eingetreten. Die Grundgehälter sollen in Kürze neu geregelt werden, ebenso die Ortszuschläge. Des- halb fei es unzweckmäßig, die Nebenbezüge jetzt zu komplizieren. Der Zentrumsabg. Dr. ch ö f! e wendet sich gegen die beantragte Er- höhung des Kopfzuschlages. Seiner Auffassung nach ist die Span- yung zwischen den Bezügen der unteren und oberen Besoldung«- grüppen nach Abzug der Steuern nicht so groß wie angenommen werde, ch o f f m a n n(11. Soz.) weist darauf hin, daß die unteren Beamten im allgemeinen mehr Kinder zu ernähren haben als die oberen Beamten. Schon deshalb müßten die sozialen Gesichtspunkte mehr Berücksichtigung finden, choffmann stellt dann die Anfrage an die Regierung, ob sie bereit ist, den Kohlen» und Kortoffelvorschuß zu erhöhen. Ministerialrat Kühnemann erklärt, daß zu dem bereits bewilligten Kohlenvorschuß weitere Mittel bereit- gestellt werden, ebenso zum gemeinsamen Bezug von Kartoffeln. Abg. Genosse S t e i n k o p f wendet sich gegen die unzutreffende Darstellung des Abg. Dr. chöfle(Ztr.), der mit den Gehaltezulagen nach Abzug der Steuern operiere. Man dürfe die Vorkriegs-
Gnölich einmal! Don Fritz Müller, Chemnitz  . Die bürgerliches Presse sitzt an den Wassern Babylons und weint. Die preußische Regierung hat sich einmal zu einem energi- schen Schritt aufgefaßt, der ihr zu beweisen scheint, daß man wenigstens in der Regierung des größten deutschen Bundesstaates Ernst zu machen gewillt Ist, die Rechtsparteien') als außerhalb der Staats, und Gesellschaftsordnung stehend zu betrachten und die Konsequenzen aus dieser von diesen Herrschaften') selbst gewollten Stellung zu ziehen. Schon im Reichstag ist es zur Sprache ge- kommen, daß dem Sohn des deutschnationalen Ab- geordneten Herg t'), der im Besitz eines Zeugnisses über die wissenschaftliche Befestigung zum einjährig-freiwilligcn Militärdienst war. die Zulassung zum Dien st e in der Reichswehr  ') nicht erteilt worden ist. Der Grund hierfür war eine ge- ringfügige Geldstrafe von S M.. die der junge H. sich als Leiter eines deutschnationalen') Jugendoereins wegen Uebertretung der Vereins- gesetze zugezogen hatte. Selbstverständlich wirkt die geringfügige Uebertretung an sich nicht so viel, daß man dem jungen Mann die Berechtigung zum Dienst in der Reichswehr  ') deshalb hätte nehmen sollen, das Schwergewicht liegt vielme?)r darin, daß er sich diese Strafe als Leiter eines sogenannten deutsch   völkischen') Jugendoereins, also eines deutschnationalen') Jugendoerhetzungsklubs zu- gezogen hatte. Es ist außerordentlich erfreulich, daß die preußische Verwaltung deutschnationale') Agitatoren und Aufwiegler nicht als unbescholtene Menschen ansieht, daß sie enülich nach dem von uns stets vertretenen Grundsatz handelt: Deuts chnatio- naler') Führer und Agitator zu sein, ist ein Ver- brechen gegen den Staat, das den Betreffenden aus der Staatsgeineinschaft ausschließt... Aber auch auf anderem Gebiete-Hat der junge H. die bittere Cr- fahrung gemacht, daß man wenigstens im Freistaat') Preußen nicht ungestraft deutschnationaler') Aufwiegler sein darf. Cr hotte sich schon 1920") privatim auf das Abiturientenexamen vorbereitet, ist aber trotz dreimaligen Ansuchens zur Reifeprüfung nicht zugelassen worden. Das Provinzjalschulkollegium gab dem Deutschnationalen11) folgenden Bescheid: Berlin   W. 9, den 6. Juli 1921"). Wie aus dem uns von Ismen eingereichten... Urteil... hervorgeht, haben Sie die Gesetze des Staates absichtlich über- treten..... Bei dem bekundeten Mangel an moralischer Reife vermögen wir Sie zur Reifeprüfung nicht zuzulassen. (gez.) Mager." Endlich ein fr ei es, ein wahres und ein mutiges W ort. Möchte sich doch die Erkenntnis, daß die Zugehörigkeit zur Deutschnationalen Bolkspartei") ein Mangel an geistiger Reife ist,
und Nachkriegs grhälter nicht nach Abzug der Steuern gegenüber- stellen, well das ein schiefes Bild ergebe. Für die hohen Steuern könnten die hochbezahlten Beamten keinen Ersatz verlangen. Di« Steuern lasteten auf dem ganzen Volt gleichermaßen. Steinkopf wünscht, daß die kohlen- und karloffeleorschüsse nicht wieder durch eine einzige Genossenschaft verteift werden. Abg. D e g l e r k(Dnat. Vp.) erklärt, daß, falls der Antrag der Sozial. demokroten auf Erhöhung der Kopfzuschläge nicht zurückgenommen werde, er die ganz« Desoldimgsftoge auftolle. Do» hätte eine Ver- zögcrung der Auszahlung bedeutet. Abg. Genosse Wels antwortet hierauf, daß die SPD  . den Antrag gestellt habe, weil das Reichs- finanzministsrium den wiederholt geäußerten Wünschen der Partei nicht Rechnung getragen habe. Er sei bereit, den Antrag zurückzu- stellen, wenn die Reichsreqierung erkläre, daß sie unsere Wünsche künftig berücksichtigen wolle. Die Sozialdemokratie werde aus die Gewerkschaften einwirken, sich dem Reichsfinanz- Ministerium in dieser Frag« nicht mehr zu unterwerfen. Nach einer Erklärung des Ministerialdirektors v. Schlieben, daß die grundsätzliche Nachprüfung der Grundgehälter, Ortszuschläge und aller hiermit zusammenhängenden Fragen alsbald erfolgen soll, zieht Abg. Genosse Wels den Antrag zurück, weist aber noch einmal ausdrücklich daraus hin, daß die Regierung den Ernst, den die Fraktion dieser Frage beimißt, erkennen möge. Daraufhin erteill der Ausschuß die Genehmigung zur Aus­zahlung der Erhöhungen an die Beamten. Sodann wird die Ber«itstellung von Mitteln zur llnkersiüljung von Kleinrentnern besprochen. Die Regierung erklärt, daß sie die ursprünglich ein- gesetzte Summe von 500 Millionen Mark auf eine Milliard« erhöht habe. Nach längerer Debatte wird folgender Antrag an­genommen:Die zugunsten der Kleinrentner neu in Aussicht ge- nommene Summe von 599 Millionen Mark mit größter Beschleuni- gung zur Auszahlung zu bringen. Der Satz, an Stelle des Grund- satzes der Bedürftigkeit den Grundsatz des tatsächlichen Bedürfnisses zu setzen, wird von der Mehrheit des Ausschusses abgelehnt."
Teuerungsaktion üer Gewerkschaften. Besprechung beim Rcichskanzler. Der Reichskanzler empfing am Dienstag mittag die Spitzen- organisationen der Gewerkschaften zu einer erneuten Aussprache über die Teuerung und die Maßnahmen der Regierung gegen den Wucher. Dr. Wirth gab den Gewerkschaftsführern zunächst einen Ueberblick über die politische Lage, unterrichtete sie über den Gang der letzten Rcparationsverhandlung-n in Paris   und besprach an- schließend die bisher von der Regierung getroffenen Maßnahmen gegen die Teuerung. Unter anderem verwies der Kanzler darauf, daß namhafte Goldgaranlien für die an Belgien   auszuhändigenden Schahwechsel nicht in Frage kommen können, und gab seiner An- erkennung über die Haltung der Gewerkschaften bei Erörterung der wichtigen außenpolitischen Fragen in der letzten Zeit Ausdruck. Genosse Graßmann forderte für den ADGD. energischere Maßnahmen gegen die Rot der Zeit. Eine Erhöhung des preise» kür Umlagegetreide, insbesondere für das erste Drittel der Umlage, sei für die Arbeiterschaft untragbar. Ferner wünscht« Graßmann eine Einschränkung des freien Börsenverkehrs auch auf dein Produktenmarkt und Maß- nahmen gegen die Auswüchse des Bersteigerungs- wesens. Im Zusammenhang hiermit führte er Fäll« an, so z. B. aus Hamburg  , wo Forstdesitz durch die Versteigerungen um 27S9 Proz. in die Höhe getrieben worden war. Auch die Forde» rung aus Wiedereinführung der Zwangswirtschaft für viele Lebensmittel und Bedarfsartikel des täglichen Gebrauchs wurde erneut aufgestellt. Der Reichskanzler erwiderte auf die Ausführungsn Graßmanns, daß das Kabinett sich schon in kürzester Zeit mit weite- ren Maßnahmen gegen die Teuerung beschäftigen werde. Die staat» liche Forstwirtschaft müsse sich ebenfalls der Geldentwertung einiger- maßen anpassen, zumal die Etats der Länder auf eine Bewirt- fchaftung der Forsten basieren. Eine Wiedereinführung der Zwangs-
auch in anderen Bundesstaaten Bahn brechen, auch in solchen Bun- desstaaten, wo man die Angehörigen von Rechtsparteien") hätschelt und streichest, wo man sie, denen der preußische Staat ihre geistige Unreife amtlich bescheinigt, zu beratenden Konferenzen einlädt, und wo man sie zu Vizepräsidenten der Land- tage nicht bloß wählt, sondern wo sozialistische") Parteien sogar ängstlich bemüht sind, um der lieben Bequemlichkeit halber deutsch  - nationale") Vizepräsidenten solang« wie möglich im Amte zu halten! * An m e r k u n g: Der Leser verändere in vorstehendem Text die angemerkten Worte wie folgt:') die sozialdemokratische Presse,') Sozialdemokraten,') von den Genossen,') des Ober- genossen D ll w e l l,°) zum Dienste als C i n j ä h r i g- F r e i- williger,') eines Arbeiter jugendvereins,') ssehe S!,°) eines sozialdemokratischen I.,') im Königreich Preußen, ") 19l9,") dem Genossen,") 1911,") zur S o z i a l d e m o. d e m o k r a t i e,") die Genossen,") bürgerliche Parteien, ") sozialdemokratische Vizepräsidenten. Nimmt man diese kleinen Veränderungen vor, dann erhält man, wa« mit Einschluß aller Sperrungen wörtlich zu lesen war im Jahrgang 1912 aus Teste 168 und 169 der konservativen ZeitschriftDas Vaterland"!
Rhythmus d« Zeit. Die Zeit hat wieder einen kleinen Puls bekommen. Das hat sie wohl überall augenblicklich in deutschen Landen, aber in der Millionenstadt merkt man diesen zertrümmerten Rhythmus tausendmal stärker als anderswo. Alle Dimensionen sind wieder verkürzt, jeder Auftrieb stockt, der Alb der Ungewißheit hockt auf jeder Brust. Und dies« Stimmung strahlt in das Straßenbild hinein. Man ringt und rauft nach Lebensmitteln, sonst wird nichts gekauft. Wer Geld hatte, Ist eingedeckt mit allem, vom Winter- mantel bis zur Lanolintube, und wer nicht eingedeckt ist, kann nichts mehr kaufen wie sollte niun auch, in einer Zeit, da in der Tauentzienstraße ein Paar Schuhe 4999 Mark kosten. Ich betone: Tauentzienstraße, also Tipp-topp-Westen denn draußen im peri- pheren Berlin   kosten die Schuhe seltsamer Witz einer unfaßbaren Preispolitik schon 4599 Mark! Hausfrauen raffen alles Papier zu Häuf, denn das Kilo Papier  bringt bereits 16 Mark, und vier Kilo Papier geben ein Viertelpfund Butter. In so manchen Küehenschränken und Wäschespinden liegen die schwindenden Besitztümer auf nacktem Holz. Denn die Haus. frau variiert in kleiner Zeit ein Wort aus der großen und sagt: Papier gab ich für Margarine. Gardinen wandern als Lakcnersatz in die Betten, alte Jacken mit zerrissenem Futter werden zerfasert überwintern müssen, denn der Futterstoff für eine Damenwintcrjacke kostet 2999 Mark. Im Restgeschäft, das man durch gute Tips er- fahren har. Ganz kleine Leute kaufen einen Dollar, zwei Dollar für ihre letzten Tausender und warten die Katastrophe und damit den Profit ab, das Danaergeschenk der Pleite. In einer Wechselstube der Potsdamer Straße   wurde der Berkauf von Dollarnoten, die im Schaufenster großartig zur Schau gestellt sind, rationiert. Einen Dollar pro Mann und Reese! Und der Witz, der für diesen Winter den Kohlenverkauf nach Biertelpfündchen
Wirtschaft aus allen Gebieten könne nicht allgemein er» örtert werden. Vielmehr müsse man von Fall zu Fall, wie etwa beim Zucker, den Sarlosfel» und den, Sclre'de, die Mög» lichkeiten, die für oder gegen die Zwangswirtschaft vorhanden seien, genau abwägen. Besonder» in der Getreidewirtschaft ständen der Zwanzsbewirtlchaftung große Schwierigkeiten entgegen. Aeußerst schwierig sei, bei den jetzigen Preisen für Umlage- getreide zu bleiben. Erhöhe»an die Preise nicht, dann bestehe die Gefahr, daß die nstwendigan Mengen nicht abgeliefert würden. Di« Regierung sei bestrebt, so viel auslth.dische» Getreide auszukaufen. wie es unsere Finanzlage möglich mache. Für die Herbsttransporte habe da» Derkehrsministerium bereits Vorsorg« getroffen, die eine glatte Abwicklung des Verkehrs erhoffen lasse. Auch sei die Re- gierung bestrebt, durch Vorschüsse den Beamten und Arbeitern bei der Versorgung für den kommenden Winter behilfiich zu sein. Daltrusch von den christlichen Gewerkschaften erklärt«, daß seiner Organisation weniger an der Einführung der Zwangswirt- schaft, als vielmehr an durchgreifenden Maßnahmen zur DeHebung der Krise läge. Zum Schluß der Aussprache erklärte der Reichs- kanzler, daß noch in dieser Woche mit dem Reichsernährungsminister und dem Reichswirtschaftsminister die allgemeine Ernährungslage besprochen werden soll und dann eine erneute Zusammen» kunft stattfinden könne._
Notftanösmaßnahmen für Sozialrentner. Der Reichstag sousschuß für soziale Angelegenheiten beschäftigte sich am 5. September mit einer Vorlag« des Rcichsarbeitsministers, die der dringendsten Not der S o z ialre n tn er abhelfen soll. Ministerialdirektor Ritter gab einleitend eine Erläutermig des Entwurfs. Das Reich stellt eine Milliarde Mark zur Versüguna, die an die Länder zur Verteilung kommt, wobei 39 Millionen Mark als Sonderzuschüsse für dt« besetzten Gebiete ge- dacht sind. Die Länder bestimmen Art und Umfang der Rotsiands- maßnahmen und regeln die Verteilung der Reichszuschüsse an die Gemeinden. Ais Notstandsmaßnahmen kommen insbesondere� in Betracht Maßnahmen zur Beschaffung billiger Lebensmittel, Kleider und Heizstoffe. Bon den Reichszuschüssen dürfen neun Zehntel nur zu Notstandsmaßnahmen verwendet werden, deren Kosten von den Ländern und Gemeinden zu einem Fünftel aus ihren eigenen Mit- teln getragen werden. Di« Regierungsvertreter betonten, daß es sich jetzt um eine Aktion zur Linderung der augenblicklichen Not handle, ohne daß damit einer bald folgenden Erhöhung der Reuten oorgegrfffen werben soll«. Im Verlauf der wetteren Debatte wurde aus Antrag des Abg. H o ch(Soz.) der Anspruch der Rentenempfän- 8 er für die neuen Notstandshilfen obligatorisch nach Maßgabe des iamilienstondes gestaltet, soweit sie noch dem Notstandsgesetz vom 29. Juli bezugsberechtigt sind. In der Abstimmung wurde der Re- gierungsoorlege mit der vom Abg. Hoch beantragten Aenderung zugestimmt. Drei Dorlagen de» Reichsorbeitsminister» sehen eine Verdoppelung der verstcherungsgrenze der Angestellleuverstcherung von 199 999 aus 2 9 0999 M. vor, sowie der Grundlöhne und der Drittelungsgrenze bei den Krankentassen und die Erhöhung von Geldbeträgen in der Kranken- und Unsallversiche- rung vor. Die Grundlöhne bei den Krankenkassen wurden von 69 bzw. 120 M. auf 180 bzw. 500 M. erhöht. Die Höchstgrenz« der Krankenversicherung und der Unfallversicherung wurde auf 300 000 Mark festaefttzt. Die Vorlage über die Erhöhung von Geldbeträgen in der Kranken- und Unfalloersicherung wurde angenommen. Dami� waren die drei Lorlagen erledigt und der Ausschuß oertogtc sich auk Mittwoch._ Gemeinsame sozialistische ffraktionsfttzuna. In der Annahme, daß bis dahin die Wiedervereinigung von Sozialdemokraten und Unabhängigen erfolgt ist, werden, wie die P. P. N. hören, die Vorstände der beiden Landtags- fraktionen für den Nachmittag des 26. September die s o z i o l; demokratischen und unabhängigen Landtagsob- oeordneten zur ersten gemeinsamen Fraltions- s i tz u n g einladen.
in Scheiben oder in einem Stück prophezeite, wird weiter auegebaut: In der Streichholzschachtel liefert der Kohlen- Händler die Ware im Lastauto läßt er die Scheine abholen, mit denen sie bezahtt wird. Das Leben stockt in den Gaststätten wird es leer, da es nicht jedermanns Sache Ist, ein Gedeck für 90 Mark mindestens zu verzehren. Und selbst in den Luxusdielen wird es stiller die Edclvaluta rollt nur verschämt. Der Berliner   Rhythmus ist zerbrochen, und Kassandra   schleicht durch die Riesenstadt. Der Anschlußgedante hat gesiegt, hintenrum wie alles wieder hintenrum geht. Berlin   ist die Hauptstadt von Oesterreich   geworden. Oesterreichische Zustände, da» ist der wahr« Rhythmus von Berlin  . M. Pr. Irland und die irische Sprache. Im Verfassungsentwurf des irischen Freistaates heißt es unter anderem: Die nationale Sprache ist Irisch, aber auch das Englische soll als Amtssprache anerkannt werden. Danach könnte es erscheinen, als wenn das irisch« Volk (abgesehen vielleicht von Ulster  ) auch durchweg irisch spreche, und so nehmen wohl auch sonst die meisten an. In Wirklichiett ist da» aber durchaus nicht der Fall! Das Irische gehört zu den sogenannten keltischen Sprachen, die mit dem italienischen   Sprochstamm(Lateinisch usw.) enger verwandt sind und sich zu Beginn unserer Zettrechnung über Frankreich  . Belgien  , Süddeutschland  (teilweise), den größten Teil Oberitalien  » und die britischen   Inseln erstreckten. Auf dem Festland ist von diesen Sprachen nichts mehr außer dem Bretonischen vorhanden. Dieses wird in. der Bretagne  (Nordwestsrankreich) gesprochen, stammt aber auch von Einwanderern aus den brttischen Inseln. In Groß­ britannien   mußte das Kestische ebenfalls immer mehr vor dem Eng  - lischen zurückweichen, in Schottland   wurde 1901 das Schottische (Gälische) von etwa 259 999, das Kymrisch« in Wales   von etwa einer Million gesprochen, von denen aber je drei Viertel zweisprachig waren, d h. auch Englisch   gebrauchten. Nur das Kymrische   scheint sich auf gleicher Höhe zu hallen. Im allgemeinen aber nimmt die Zahl der keltische Sprachen Sprechenden immer mehr ab. das gilt besonders auch für das Irische. Dieses wurde 1849 in Irland  noch van mehr als drei Millionen gesprochen. Die Hungersnot in den fünfziger Iahren dos vorigen Jahrhunderts, die besonders die Landschaften mit irisch sprechender Bevölkerung betraf, fügte dem Irischen den größten Schlag zu. Ein großer Teil der Bevölkerung mußte auswandern(nach den Vereinigten Staaten  ), und auch in den folgenden Jahrzehnten war der Auswandererstrom Verhältnis- mäßig groß. Die Auswanderer nahmen selbstverständlich fast alle größtenteils die Sprache ihrer neuen Heimat, nämlich Englisch  , an. Aber auch in Irland   selbst verlor und verliert das Irische immer mehr an Boden. 1991 wurde es nach dar Statistik von etwa 620 000 Menschen gesprochen, von denen nur 21 999 Irisch allein gebrauchten. während die anderen auch Englisch   sprachen. Sert 1991 hat die Zahl der irisch Sprechenden nicht zugenommen, höchsttrwhrschcinlich sogar weiter abgenommen: denn die irische Sprache ist infolge eigenartiger Anlautgesetze und auch ouz sonstigen Gründen schwierig zu erlerne:,. und einmal verlorenes Gebiet vermag sie nicht wiederzuerobern. Irland   hat gegenwärtig etwa 4,4 Millionen Einwohner, von denen also ein Sechstel irisch spricht. Für den Frefftaat allein würde das Derhättnis nicht viel besser sein, da auch in Ulster   von über 99 099 irisch gesprochen wird. Wie schon erwghnt, würde da,