Die Irauenftage in öer Partei. Es besteht die Tendenz, die Frauenfrag« immer mehr i» der Kesamtpartei aufgehen zu lassen. Sie ist eine durchaus gesunde. Tie Frauenfrage umschließt Probleme, die ein« Umstellung der Denkgewohnheiten beider Geschlechter verlangt. Es muß gemein- fam nach neuen Gemeinschastsformen zwischen Mann und Frau gesucht werden. Das Problem hängt mit allen Problemen unseres wirtschaftlichen und kulturellen Lebens zusammen. Dies« Erkennt- nis ist den Frauen im allgemeinen weit weniger klar als den Männern. Das ist«ins gcsährliche Klippe sur die Verwirklichung des Sozialismus auf dem Boden der demokratischen Staatsform. Die Frau, die mit den in der kapitalistischen Welt wurzelnden Familienidealen erfüllt ist, wird geneigt sein, rückwärts zu refor- mieren. Die Parteihat daher allen Anlaß, sich mit der Frage ein- gehend zu beschäftigen. Das ist nicht nur parteipolitisch zu be- urtsilen, sondern allgemein kulturpolitisch. Sie Hot neben der politischen die Mission, die sozialistische Gesellschaft aus der Masse heraus geistig zu entwickeln. In den Bildungs- und Wohlfahrts- ausschüssen hat sie sich Organe geschaffen, die für dies« Aufgabe besonders in Frage kommen. Bei einer entsprechenden Ausweitung ihres Betätigungfeldes könnten dies« Ausschüsse auch die Frage der besseren Erfassung der Frau im Rahmen der Gesamtpartei noch intensiver lösen helfen, als sie das heute vielleicht schon tun. Das bleibe einer späteren Erörterung vorbehalten. Heute sollen uns hauptsächlich die bisher für die Frauen getroffenen besonderen Veranstaltungen beschäftigen. Festgestellt muß zunächst worden: Aufmerksamere Beobachtung lehrt, daß die weibliche Mitgliedschaft überall dort, wo besondere Veranstaltungen nicht stattfinden, nicht fortschreitet. Die gemein. samen Veranstaltungen haben also scheinbar immer noch nicht die gewünscht« Anziehungskrast für die Frauen. Zum Teil hat das seinen Grund in häuslichen Verhältnifsen. Unsere heutigen Parteiveranstaltungen sind im allgemeinen mit tagespolitischen Fragen und rein technischen Geschäften über- lastet, so daß für grundsätzliche Erörterungen weniger Zeit bleibt, als unserer Sache gerade heut« gut ist. Sicherlich sind Tagesfragen und grundsätzliche Erörterungen sehr gut zusammen zu behandeln. Sie gestatten aber selten ein« tiefgehende Problembehandlung. Lehrt nun die Erfahrung, daß die allgemeinen Vevanstal- tungen nicht die Frauen im weitesten Umfange erfassen, so müssen wir uns die inhaltliche Ausgestaltung dieser Sonderver- anstaltungen sehr angelegen sein lassen, ohne dabei ab«r das Ziel, die Gemeinsomkeitstendenz, aus dem Auge zu lassen. Sie mutz noch viel mehr als bisher gepflegt werden. Ihr«ntfpringt der Wunsch, befähigte Frauen auf größeren Parteiveranstaltungen (Parteitagen, größeren allgemeinen Funttionärkonferenzen) auch über andere als über die Frauenfrage sprechen zu lassen. Damit soll keineswegs gesogt sein, daß die Bespechung dieser Frage auf großen Tagungen nicht notwendig sei. Wie dienen nun die Frauenveranstaltungen am besten dem Zweck der Erziehung zum Neudenken und der Agitation zugleich. Es ist oft darüber gestritten worden, ob die Frauen togcs- politische Fragen erörtern sollen. Bei den Erwartungen, die rein gefühlsmäßig ohne tieferes Wissen an die politischen Erfolg« der Partei geknüpft werden, liegt die vergleichende Gegenüberstellung zwischen Ideal und Tageslage sehr nahe. Man dürste in Situ- ationen, wie wir sie schon gehabt haben und noch haben werden, nicht allein damit auskommen, Aufklärung verlangend« Frau«n in die allgemeinen Aeranstaltunzen zu verweisen. Außerdem kann die Erörterung auf Sonderveranstaltungen nur ein übriges zur Aufklärung beitragen. Die Tagespolitik soll aber keineswegs„die" Tagesordnung der Frauenveranstaltungen sein. Stellt man den Frauenoeranstaltungen die Aufgab«, die Frauen zum Umdenken zu erziehen, so muß naturgemäß der In. halt dieser Veranstaltungen ausgehen von ihrer Gedankenwelt mit dem Ziel, ein« neue Welt daraus zu gestalten. Unterzieht man die Frauenabende beispielsweise d«r letzten Geschäftsperiode einer Prü- fung unter diesem Gesichtswinkel, so ist festzustellen, daß das Suchen nach neuen Jnnenwerten in den von den Frauen verlangten Themen zum Teil zum Ausdruck kommt. Di« selbstgewählten Titel sind oft recht unbeholfen. In der Ausdrucksnot offenbart sich die innere Not, die nach Form ringt. Ohne Korrektur könnten unser« Redner aus solchen Titeln oft kaum etwas machen. Ob aber jeder Redner(männlich oder weiblich) sich bewußt ist, daß er an Fäden anknüpfen muß, die wie feine Spinnweben hinter spröden Mauern spinnen, aus denen aber der Leitfaden«iner Le- bensauffassung gezwirnt werden soll, das ist ein« andere Frag«. Das muß ich z. B. verneinen, wenn ich diesen Maßstab anl«g« an Frauenabende, auf denen schöngeistige Literatur gepflegt worden ist. Da kommen unsere zeitgenössischen Dichter mit ihren sozialen Werken ganz und gar zu kurz. Es soll nicht verkannt werden. daß auch aus unsern Klassikern soziale Kernwerte herausgeholt werden können. Besonders eignen sich auch Lesiings u. a. zahlreiche Werte z. B. von Charles Dickens zur Pflege sozialer Gedanken- kengänge. Wärmer ober geht man vorüber an den Werken eines Gerhart Hauptmann und all den anderen zeitgenössischen Dichtern, die uns die Philosophie des Sozialismus in der Kunst erleben lasten. Vielleicht haben unsere Referententurse hier noch eine be- sondere Aufgab« zu erfüllen. Es liegt mir fern, einer weltabgewandlen Schöngeisterei das Wort reden zu wollen. Die Erfahrung lehrt uns ober, daß zahl- los« Menschen ihre Handlungen von haltlosen Ideen ableiten. Darum heißt es seine Zeit verpassen, wenn man nicht auch di« in der Kunst gegeberen Mittel anwendet zur Pflege unserer im Wort- sinn zwischen Himmel und Erde in Dingen, Sedanten und Emp- findungen verankerten Ideale. Eine besonder« Rolle spielen die Themen über Religion, Er- Ziehung und Schule. Daß die Themen reichlich viel Gelegenheit bieten, dem Innenleben bestimmte Ziele zu zeigen, versteht sich von selbst. Ein Thema über Schule und Erziehung erschöpft sich nie mal? in Methodik, sondern bietet in der Kennzeichnung des Er- ziehungszieles dem Hörer gleichzeitig ein« Richtschnur für sich selbst. Sehr oft wird auch das Thema„Frauenkrankheiten" verlangt. Die Vermutung, daß hier nicht nur rein körperlich-gefundheitliche Orientierungsbedürfniste vorliegen, sondern im Unterbewußtsein auch di« Nöte unserer Zeit, die zwischen Erotik und Sexualität liegen, ist ohn« weiteres anzunehmen. Hier aber liegt da»«nt- scheidende Moment für die Umstellung veralteter Denkgewohn- Helten. Hier haben unsere Aerzte, die gleichzeitig Sexualethiker sein müsten, große Aufgaben. Mehr noch als alles ander« sind in letzter Zeit«oirtschafts. politisch« Referat« verlangt worden. Sie können selbstverständlich ganz bedeutendes für di« politische Schulung der Frauen Kisten. Von hier aus orientiert sich ja fast das ganze Leben. Die engen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Staat sind gar nicht deutlich genug zu veranschaulichen. Ist aber der Gründlichkit nicht dienlich, w«nn all diese Fragen koleideskopartig durchewander gewürfelt werden. Wir müssen mehr System i» unsere Frauenabend« hinoinbringen. Man sollte sich für d«, Winter für ganz bestimmte Vortragsreihen entscheiden.
Will man nsn der Dichtkunst ausgehen, so gebe man vielleicht zwei Dichterabende,»on denen man' aber schon zur Novelle über- gehen kann, um daran anschließend das soziale Drama auf zwei «eiteren Abenden zu behandeln. Es ist Sache der Vortragenden, die weltanschaulich« Grundnote des Kunstmaterials den Hörern leichtfaßlich zu veranschaulichen. Der Stoff ist dem Zweck der Pflege unser-r Ideale anzupassen. In derselben methodischen Weise sollt« man die Kulturfragen, ausgehend vielleicht von der Religion, überleitend zur sozialistischen Ethik, und anregend zur Nutzanwendung anschließen, die Er- ziehungsfrage in Haus, Schule und Gemeinschaft, die Kulturpolitik in Reich, Staat und Gemeinde unter verschiedenen Titeln auf mehreren Abenden gründlich behandeln. Dasselbe gilt van Sozial- Politik und sozialer Arbeit, ebenso von der Wirtschaftspolitik. Bei einer systematischen Bearbeitung der einzelnen Gebiete lassen sich Verfassung und selbstverständlich unser Programm als Zielsetzung sehr gut mitoerarbeiten. Das Frauensekretariat steht Abtcilungsleiterinnen, die von obigen Lorschlägen Gebrauch machen wollen, mit Winken über Themenreihen gern zur Verfügung. Nun noch ein kurzes Wort über die Methodik der Auftlärungs- arbeit selbst. Da? gebundene Referat ist zwar nicht ganz zu ver- meiden. Man sollte aber überall da, wo es angängig ist, die Methode der Arbeitsgemeinschaft üben, bei dem der Hörer das Ziel des Redners selbst verarbeiten muß. Das wird dadurch wesentlich erleichtert, daß bei systematischer Durcharbeitung eines Stoffes d«r Redner während der ganzen dazu erforderlichen Zeit, also mehrere Abende zu denselben Frauen kommen muß. Er lernt dabei ihre Sprache, ihre Denkart kennen und kann sich ihnen von einem zum anderen Male bester anpassen. Ein sehr wichtiges Moment ist auch der Rahmen, in den die Frauenabende gekleidet werden.„Los vom Alltag" muh die Losung sein. Der Auftakt mit einem Lied« oder einem zum Inhalt des Abends passenden Gedicht, vorgetragen von Jugendlichen, w'rkt aus di« meist schon von d«r Tageslast ermüdeten Frauen wie eine geistige Erfrischnnz. Mir ein«m Lied aus den Lippen, das hin- überklingt zum nächsten Versammensein, soll man auch auseiu- andergehen. Der Frauenabend soll auch der Boden sein, auf dem man Solidarität übt, die über den materiellen Sinn der Solidarität des Lohnkampfes hinausgeht. Man soll auch hier, um mit Paul Steinmüller zu reden,„mit den Augen der Liebe sehen". Dann wird ein« Veranstaltung,»ie durch irgendeinen Umstand nicht pro- grammäßig abläuft, trotzdem sehr gut ausfallen. Di« Gewißheit, Rücksicht zu begegnen, wird der Leiterin das leidige Lampensieber nehmen. Sie wird den Mut. haben, eventuell die Lücke selbst aus- zufüllen, fei es auch nur durch vorlesen. Das Mitbringen von Material muß eine f-lbfwerständliche Sicherheitsmaßregel jeder Frauenabendleiterin fein. Jede Frauenobendleiterin, ab«r auch jede andere«enossin, müsten gemeinsam ihr Beste, zum Gelingen, zur gemeinsamen Förderung hergeben. Minna Tode n Hägen.
1 1. verbanöstag öer Transportarbeiter. z. verhandlungskag. Redakteur Dreher gibt den„Bericht über die Pres se". Hierzu liegen 19 Anträge vor. Es wird in diesen die Herausgabe einer I u g e n d z e i t u n g, für die Hafenarbeiter eine besondere Beilage zum„Courier" und ferner verlangt, daß die Zeitschriften „Straßen- und Kleinbahnerzeitung",„Post und Telegraphie und „Kraft- und Luftfahrer" ihr Erscheinen einstellen sollen. Dafür soll der„Courier" besser ausgebaut werden. Ein Berliner Antrag ver- urteilt die Schreibweise des„Courier" und will mehr das einigende, als dos trennende Moment hervorgehoben wissen. Redakteur Dreher erklärt, daß die Redaktion bemüht sei, für das Verbandcorgan das Beste zu leisten. Leider werde eine umfang- reiche Ausstattung durch die heutigen Papierpreise fast unmöglich. Die hierauf einsetzende Diskussicn erstreckte sich auf zwei An- träge(Berlin und Mannheim ), die den Austritt aus der Arbeits- geineinschaft verlangen bzw. die Täligkeil in dieser nur solange fort- gefetzt wissen wollen, bi» die durch Erfüllung des Artikels ISS der Reichsverfassung bedingten öffentlicki-rechtlichen Körper- schaften gebildet sind. Vom Berbondsvorstand liegt folgende Entschließung zur Frage der Arbeilsgemeinschajien vor: „Der 11. Berbandstaa des Deutschen Transportarbeiterver- bandes stellt erneut fest, daß die Frage der Beteiligung der Gewerk- schaften an den Arbeitsgemeinschaften keine prinzipielle, sondern eine Zweckmüßigkeitsfrage ist. Der Äcrbandstag schließt sich dem Be- schlusse des 11. Kongrestes der Gewerkschaften Deutschlands an, wo- nach die Mitarbeit der Gewerkschaftsvertreter in den Arbeitsgemein- schaften und in den Körperschaften(Reichswirtschastsrat, Außen- Handelsstelle usw.), für die die Arbeitsgemeinschafte» das Vorschlags- recht haben, bis auf weiteres fortzusetzen ist. Der Verbandstag hält deshalb das«eitere Verbleiben des Verbandes in der Zentral- arbeitsgemeinfchaft für das Transvort- und Lertehrsgewerhe im Interesse der Mifglieder solange für erforderlich, bis veränderte Verhältnisse«ine andere Taktik bedingen und die im Artikel 1<!S der Reichsverfastung festgelegten öffentlich-rechtlichen Intereffenver- tretungen für Arbeitnehmer geschaffen sind. Der Verbanbstag ver- pflichtet di« Berbandsleitung, ihren ganzen Einfluß dahin geltend zu machen, daß den diesbezüglichen Bestimmungen der Reichsver- fafsung mit möglichster Beschleunigung Rechnung getragen wird." Die Beteiligung an der Diskussion war sehr rege. Es wurde lebhaft für und gegen die Arbeitsgemeinschaften gesprochen, von den Gegnern wurde zugegeben, daß durch die Ar- beit-gemeinschaften manche vorteile für die Arbeiterschaft erreicht werden konnten, und von den Fürsvrcchern erklärt, daß es sich um eine reine Zweckmäßigkeitsfrage handle. Schumann erklärte, daß der Vorstand die Frage der Her- ausgab« einer Iugendzeitung prüfen werde. Um 1Z Uhr wurde eine Mitwgsvaufe beschlosten. Räch der Pause wurde die Diskussion fortgesetzt. In einem Scblußwert wandte Redakteur Dreher sich gegen die in der Diskussion von kommunistischer Seile gegen ihn vorge- brachten Beschuldigungen, insbesondere gegen die des Delegierten Walter- Berlin. Schumann trat in seinem Schlußwort für Annahme der Resolution ein. Wir sind nicht gewillt von unserer grundsätzlichen Stellung auch nur das Geringste aufzugeben. Aber wir wollen das alte Wasser nicht eher ausgießen, bis wir klares wieder haben. Schimpfen auf die Gewerkschaftsbonzen nutzt nichts und ein Erfolg wird auch nicht Hxreicht, wenn wie geschehen— die kommu nistischen Kollegen sich das gegen uns vorzubringende Material von der KPD.-Zentrale besorgen.(Zuruf: Das ist nicht geschehen!— Geaenrufe: Doch, das am Fernsprecher geführte Gespräch des Kollegen Schüler- Königsberg ist gehört worden.— Große Un- ruhe.) Hierauf wurde die Entschließung gegen eine gering« Stimmenzahl angenommen. Soweit die vorliegenden Anträge, die bei der Vorabstimmung eine genügende Unterstützung gefunden hatten, durch Annahm« der Entschließung nicht erledigt waren, wurden sie dem vorstand über- wiesen. Dann vertagte der Vorsitzende di« weiteren Verhandlungen ans Mittwoch> Uhr.
WwtftHast Die Teuerung im Großhandel. Ein Blick auf die Teuerungszahlen der„Franks. Z t g.", di« soeben für den Ansang September veröffentlicht werden, zeigt, daß die Prciswclle noch längst nicht im Abflauen begriffen ist. Schon der Juli brachte einen gewaltigen Preisaustrieb, der in der Er- höhung der Großhandelspreise am Anfang August gegen Ansang September um 52.5 Proz. zum Ausdruck kam. Bis zum Anfang September hoben sich jedoch die damaligen Meßzahlen der Groß- Handelspreise reichlich verdoppelt. Sie stiegen von 13 935 auf 28 919. Da der Vorkriegsstand mit IM angenommen ist, bedeutet das, daß die Großhandelspreise innerhalb eines Monats vom 139snchen auf den 283sachcn Friedenspreis emporgeschnellt sind. Die Preise sind also annähernd mit dem Dollar gestiegen, der sich in der gleichen Zeit vom 188fachen auf den Z21sachen Dorkricgs- stand erhöht hat. Innerhalb der einzelnen Warengruppen ist die Preissteigerung verschieden stark. Die Gruppe Mineralien, zu der Erze, Ms- talle, Kohle und Eisen gehören, hat im Durchschnitt bereits den 428sachen Preis überschritten. Hier sind also die Warenpreise stärker verteuert als die Devisen. Das gleiche gilt für die Warengruppe Textilien und Lederwaren, deren Preise den 3S4fachen Vorkricgsprcis erklammen haben. Hierzu ist zu be- merken, daß diese Ziffer wahrscheinlich noch eine Abänderung er- fahren wird, da für Textilien und Leder, aber auch für einige Waren der Maschinenindustrie exakte Angaben nicht erhältlich waren und man daher auf Schätzungen angewiesen war. Dicht hinter der Valutenteuerung bleibt die Preissteigerung für Lebens- und Genuß- mittel, die den 272fachcn Dorkrisgspreis erreicht haben. Dagegen bleiben industrielle Fertigwaren mit dem 193fachen Vörkriegs- preis weit hinter Dollar und durchschnittlicher Teuerung zurück— wieder«in Beweis, wie nur durch die billig.ntlohnte Arbeitskraft der Preis von Industriewaren, deren Rohstoff« überteuert sind, noch relativ niedrig gehalten werden kann. Da länast noch nicht alle Warenpreise dem Dollarstand in vollem Ausmaß gefolgt find, besteht die Besorgnis, daß die Preiswelle weiter anhalten wird, wenn es nicht gelingt, der im Preise immer noch billigen Arbeitskraft als K o st e n« l« m« n t der heimi- scben Produktion zur Zlnerkennung zu verHelsen. D. h. es muß ver- hindert werden, daß alle Preise orüomotisch sich nach dem Dn>lar richten, und gesorgt werden, daß die Preise auf Grund der tatsäch- lichen Erzeugungskosten festgestellt werden. Hier ist das wichtigste Tätigkeitsfeld für di« Wucherbekämpfung. Künstlich in die höhe getriebene Preise. Aus Fachkreisen wird uns geschrieben: Die Preis« für Bekleidungsstücke haben in letzter Zeit eine solche Höhe erreicht, daß es einem Arbeiter oder Angestellten kaum noch möglich ist, sich die notwendigsten KKidungestücke zu be- schaffen. Die Stoffe und Futtersachen sind seit Juli d. I. um das Vierfach« und darüber gestieg«». Ein Meter Anzugstoff kostet heute schon 3000 M. und mehr. Diese furchtbare Steigerung soll angeblich durch das Steigen des Dollars notwendig geworden sein. Zugegeben, daß die Rohstoffe für die Textilindustrie aus dem Ausland« beschafft werden müsten und der Stand des Dollars für die Preisfestsetzung der Stoffe von Einfluß ist, so wird uns doch keiner einreden wollen, daß die Fabrikanten ihre Rohstoffe eingekauft haben, als der Dollar über 20M M. stand. Im Gegen- teil, der größt« Teil der Fabrikanten hat sich au f I a h r e hinaus mt Rohstoffen eingedeckt. Das Bestreben der Fabritanten in Ge- meinfchaft mit den Grossisten geht dahin, die jetzige Gelegenheit dazu zu benutzen, um die Pres« für Stoffe in di« Höhe zu treiben, die dann beim Fallen des Dollars, wie ja bekannt, nicht mehr herunter gehen. Was hier getrieben wird, ist weiter nichts als W u ch e r. Als im Juli der Dollar anfing, feine Sprünge zu machen, stell- ten mit einem Male die Grossisten ihre Lieferungen ein. trotzdem di« Konfcktionsfirmen feste Lieserungsvcrträge mit ihnen abge- schlössen hatten. Sie erhielten kaum noch ein Stückchen Ware ge- liefert, dagegen wurde ihnen aber Lagerware zu Tages- preisen in genügender Menge angeboten. Die Konfektionsfirmen waren gezwungen, wenn sie nicht ihre Betriebe wegen Mangel an Ware schließen wollten, die verlangten teuren Preise zu zahlen. Die Grossisten schieben die Schuld auf die Fabritanten mit dem Bemerken, daß dieselben ihre Lieserungsvcrträge auch nicht einhal- ten. In Wirklichkeit sind sich aber beide darin«inig, daß jetzt die beste Gelegenheit ist, die Preise in die Höhe zu bringen. Der Be- weis ist dadurch erbracht, daß sich dieser Tage beide zusammengesetzt haben und sich darin einig wurden, daß aus die bestehenden Lieserungsoerträge ein Aufschlag von 45 bis SO Proz. bezahlt wird. Die Abnehmer, die hierbei nicht gefragt wurden, können nur dann Stoff« erhalten, wenn sie die von den beiden Körperschaf- ten festgesetzten Ausschläge bewilligen. Dann wird auch die Ware wieder zum Vorschein kommen, die jetzt in den letzten 6 Wochen zurückgehalten wurde. Die Regierung, di« jetzt Maßnahmen ergreifen will, um die Rot des Volkes zu lindern, ist verpflichtet, hier sofort ein� zugreifen, um diesen Wucher zu beseitigen. Ein denifch.polnifches Verkehrsabkommen ist in Danzig ge« schloffen morden. Es unterliegt noch der Bestätigung durch den Rcichsverkehrsminifter und den polnifchen Eifcnbahnminister. Die fünfzehn Uebergänge, die dem Verkehr geöffnet werden sollen, verteilen sich auf die gesamte deutsch -polnische Grenze von Ostpreußen bis Schlesien . Außerdem werden auch be- stimmte Uebergänae zwischen �Oft- und West-Oberfchlesien dem deutsch -polnifchen Wechseloerkehr geöffnet. Mit dem Wechselverkehr soll sobald wie möglich begonnen werden, und zwar sobald die für die Zoll- und Paßabfertigung nötigen Einrichtungen beiderseits getroffen fein werden. Die Personen und Güterab- fcrtigung ist zunächst nur bis zur Landesgrenze mög- lich, da die schwankenden Valutaverhältnisse die Auf- stellung d i r ek t e r Frachtsätze und Fahrpreise zurzeit verhindern. Es wird aber dahin gestrebt, Frachtzahlung im Güterver- kehr in einer Summ« entweder durch den Absender oder den Empfänger erfolacn zu lassen. Das Abkommen sieht direkte Abfertigung durch internatio- nalen Frachtbrief vor, so daß eine Mittelsperson on der Grenze nicht mehr nötig sein wird. Die Frage der Eröffnung weiterer Uebergänge soll Gegenstand der deutsch -polnifchen Wirt- schaftsverhandlnngen sein. Für Schlesien kommen in Frage Uebergänge Rawitsch aus der Richtung Wehrfe und Trachenberg und Freyhan-Zduny. Damit wenigstens alsbald ein fchlefifcher Uebergang zur Verfügung steht, wird dir Eröffnung des Ueber- ganges Wehrfe-Trachenberg -Rawitfch möglichst beschleunigt. Im Zeichen der kapilalnok erhöht di« Aktiengesellschaft iür chemische Produtte vormals H. Sch«idemand«l in Verlin ihr Grundkapital um 25 Millionen Mark, di« zwar vor März 1923 nicht eingezahlt werden, aber bereits vom 1. Oktober 1921 ai» Dividend « bringen. Hier wird also das Kapital verwässert, mn die Gewinn« prozentual gering erscheinen zu lassen. Frankfurter Herbstmesse. Vom 8. bis 14. Oktober findet in Frankfurt a. M. die Herbstmesse statt. Auch diesmal konnte nur ein Teil der Firmen, die einen Stand wünschten, ausgenommen werden,»bgleich durch da».Hau» der Technik", besten dreischiffige, zum Teil zweigeschossige Hauplhalle fertig geworden ist, durch die Errichtung»on zwei„HnuSwirtschaftShallen" und andere Er« iveiterungen f«st 20 000 gm neuer Raum geschaffen wurden.