Einzelbild herunterladen
 

schwunden und daran haben sich herausgebildet namentlich Spezialis| Ausgesperrten, welche berechtigt sein sollten, an der Wahl theil wöchentlich schlachten läßt, jeder dieser Großschlächter hat einen täten der früheren in weiterem Umfange betriebenen Handwerke. zu nehmen, unvollkommen sei. Wie wir in Nr. 11 unseres Kapitalumjah von 700 000 bis 1000 000 Mark jährlich. Die Wir haben keine Nachricht über die Vertheilung Blattes berichtet haben, sind es nach Ansicht der Brauerei Zahl der hiesigen Schlächter", deren Gewerbe nur im Einkaufen der Lehrlinge und ähnliche Dinge. Es wird nöthig sein, Arbeiter- Kommission 426 ausgesperrte Arbeiter, die auf grund des Fleisches von den Großschlächtern und im Verkaufen an die wenn nicht für das ganze Reich, so doch Stich proben der Abmachungen zwischen der Boykottkommission und der Ver- Konsumenten besteht, wird auf 7100 veranschlagt. Feststellung darüber vorzunehmen. Mir selbst ist tretung der Ringbrauer wahlberechtigt sind, während davon So wird ein ehrsames Handwerk" nach dem andern vom der Aufschub, der mit einer solchen Untersuchung verbunden ist, seitens der Brauereibefizer nur 204 als wahlberechtigt an- Großtapital feines ursprünglichen Charakters vollständig beraubt sehr unerwünscht. Ich wünsche auch, sehr bald etwas Greif- erkannt wurden, denen nach uns gewordenen Mit- und entweder zu grunde gerichtet oder dem Großunternehmerthum

-

-

bares vor mir zu sehen. Deshalb habe ich mir überlegt, wie wir theilungen schließlich noch 60 hinzufamen. Die Brauerei in allen Stücken dienstbar gemacht. Und gegen diesen natur­bald und zwar vor Abschluß der Enquete einen praktischen Vorschlag vertreter behaupten ihrerseits, daß die übrigen 162 nothwendigen Entwickelungsgang sollen Innungen und als aller­machen können: es ist das die Schaffung von Handwerker nicht zu den Ausgesperrten vom Mai gehörten. Juwie- neuestes Mittel, wohl gar noch Gesetze gegen den unlauteren tammern. Ich bin der Meinung, daß Handwerkerkammern weit dies richtig oder unrichtig ist, können wir nicht ent- Wettbewerb", nügen! möglich find, auch ohne daß man den in Aussicht genommenen scheiden; es muß das etwa anzustellenden Untersuchungen vor­Unterb au der Fachgenoffenschaften herstellt. Ein Vorgang dafür behalten bleiben. Gewählt wurden als Vertreter der Brauer: Die Anmeldungen schulpflichtiger Kinder, die in die ger Kinder, die ist das Gesetz über die Landwirthschaftskammern, für welche auch Gustav Mill mit 601 Stimmen als Mitglied des hiesigen Gemeindeschulen zum 1. April aufgenommen werden fein Unterbau vorhanden ist; man hat die Wahl der Mitglieder Kuratoriums, Wilhelm Lindner mit 590 Stimmen als follen, haben bis zum 1. März zu erfolgen. Von der Beibringung in die Hand der Kreistage gelegt. Dies würde sich für die Hund- 1. Stellvertreter desselben, Robert Brandt mit 600 Stimmen einer Geburtsurkunde wird im allgemeinen Abstand genommen. werferkammern nicht empfehlen. Aber man kann die Handwerker als fein 2. Stellvertreter; Julius Stocker mit 601 Stimmen Entstehen jedoch bei den Schulkommiſſionen Zweifel über die wählen lassen, ohne daß man die Frage, ob 3wangsgenossen- als Mitglied, Wilhem Kowalowsky mit 596 Stimmen Richtigkeit der Angaben des Geburtstages eines Kindes, so wird schaft oder freiwillige Genossenschaft vorher entscheidet. Die als dessen 1. Stellvertreter und Alfred Jung mit 599 Stimmen die Geburtsurkunde gefordert. Hant werkerkammern werden dann die besten legitimirten Organe als sein 2. Stellvertreter. Als Vertreter der Hilfsarbeiter Das Proletariat chrt seine Todten. Am Sonntag des Handwerks sein, welche mit ihrem Gutachten für die übrigen wurden gewählt: Herrmann Helke( Mitglied) Nachmittag wurde die Ehefrau unseres Genossen Karl Keßner Dinge eintreten können, ebenso wie die Landwirthschaftskammern mit 1214 Stimmen, Karl Vogel( 1. Stellvertreter) mit in Schöneberg beerdigt. Es bedurfte wahrlich keines besseren mit ihrer Sachfenntniß helfen sollen bei den Dingen, welche zur 1208 Stimmen, Albert Voigt( 2. Stellvertreter) mit Beweises von der Blödsinnigkeit des Vorwurfes unserer Gegner Beseitigung der Nothlage der Landwirthschaft in Aussicht ge- 1215 Stimmen; Wilhelm Kielemann( Mitglied) mit über die Zerstörung der Heiligkeit der Ehe, als dieses Ehren­nommen sind. Man sagt vielleicht, die Handwerkerkammern 1205 Stimmen, Adolf veinrich( 1. Stellvertreter) mit geleit der Arbeiter Schönebergs und Berlins . Wohl an 800 würden keine Gewähr bieten, daß die Innungen mit ihren An- 1212 Stimmen und May Scherwayfy)( 2. Stellvertreter) mit bis 1000 Personen, Männer und Frauen, folgten der Bahre, die vom schauungen vertreten werden. Man könnte ihnen eine Prinzipal- 1208 St. Die Wahlhandlung dauerte vom Vormittag bis 8 Uhr abends. Trauerhause Grunewaldstr. 110 bis zum Neuen Schöneberger Kirch­betheiligung einräumen. Aber die Handwerker außerhalb der Nach dem Anerkenntnißdes Herrn Bureauvorstehers Milisch war das hof, Marstraße, von 28 Arbeitern abwechselnd getragen wurde. Innungen sind bisher noch gar nicht zum Wert ge- Benehmen der Wähler dem Akte entsprechend würdig und ernst. 3ahllose Kränze zeugten von der Ehre, die der Todten dar tommen, und sie müssen doch gehört werden bei Dingen, Bezeichnend für den Staat der Sozialreform ist es, daß gebracht wurde. Besonders erwähnenswerth waren die Kränze die ihnen auch auf den Leib zugeschnitten werden sollen. während der Wahlzeit die Polizei vor dem Lokal in gehöriger des Deutschen Metallarbeiter Verbandes, Filiale Schöneberg", In den Reihen der Wolksvertreter haben die Anschauungen ge- Menge vertreten war. Zu welchem Zweck? Des gewerblichen Hilfsarbeiter- Vereins Schönebergs und Um­nug geschwankt. Ich erinnere Sie an die Rede der Herren v. Kleist­gegend", des Vereins zur Wahrung der Interessen der Gast Rezow, v. Stumm, v. Hertling 2c. Der lettgenannte hat noch In den Nixdorfer Gemeindeschulen werden zur Zeit und Schankwirthe Berlins und Umgegend". An der Gruft türzlich im bayerischen Bleichsrath fich gegen die Zwangsinnung amtliche Erhebungen über die gewerbliche Ausbeutung der wurde die Beiche mit einem stimmungsvollen Liede, ausgeführt ausgesprochen. Wir sind keine prinzipiellen Gegner der Schulkinder veranstaltet, nachdem bereits vor einiger Zeit von den Gesangvereinen Frohe Hoffnung"," Frühlingsluft" Zwangsorganisation, sondern nur Gegner derjenigen die private Statistik eines Lehrers Material von grauenhafter und Rothe Nelke" empfangen. Zum Schluß noch eins: Ge Organsation, welche von den Vertretern des Bülle zu tage gefördert hat. Selbst bürgerliche Blätter führen waren, verehrter Herr Küster, also die Rothen beisammen und forporirten Handwerks unter 3wangsinnung jetzt die unseren Lesern altbekannte Thatsache als erschreckend" unter sich. Der Kirchhof hat wohl nie eine solche Menge verstanden wurde. Dessen dürften Sie versichert sein, daß an, daß Kinder der 6. Klassen, also Schüler bezw. Schülerinnen Menschen und in solch musterhafter Ordnung gesehen. Sollten jedes mögliche Mittel ergriffen werden wird, um dem Handwerk von 6-7 Jahren, bereits frühmorgens 1/24 Uhr dem gerade für Sie nicht anwesend gewesen sein, so lassen Sie es sich, bitte, ge­den goldenen Boden wieder zu verschaffen, den es zum Schaden dieses Alter so nöthigen Echlummer entrissen werden, um als fälligit von den sehr stark vertretenen Aufsichtsbeamten er­des Reiches leider verloren hat.( Zustimmung.) Semmelträger durch den mehr als färglichen Verdienst von sieben zählen!" Der Antrag des Abg. Hige auf Besprechung wird fast vom Pfennigen pro Tag die in den Familien herrschende Noth lindern ganzen Hause unterstützt, zugleich aber die Bertagung der Sigung zu helfen. beschlossen.

Schluß gegen 5 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 2 Uhr. ( Besprechung der Interpellation wegen der Handwerkerkammern.)

Tokales.

"

-

"

"

"

900 Miether soll das Schwarze Buch" der Grundbesizers Vereine enthalten. Ob die staatserhaltenden" Blätter auch bei diesem Boytott nach Strafgesetparagraphen schreien werden? station VII. in der Dorfstraße 44 für den Südwesten Berlins

Neue Unfallstation. Am Mittwoch wurde die Unfall­fälle und plögliche Erkrankungen eröffnet. Sie untersteht der mit ununterbrochenem ärztlichen Tag und Nachtdienst für Un­

Die Bourgeoispresse spottet mit Wiedergabe dieser Berichte ihrer selbst und weiß nicht wie. Denn die Leute, zu deren Nutzen Echeußlichkeit geopfert werden, sind bei Licht befehen gerade die schließlich die Kinder des Proletariats mit solcher raffinirten staatserhaltenden Glemente", feiste Innungsbrüder, die den bösen Umsturz am liebsten nach dem Stumm'schen oder dem friegs­ministeriellen Rezept vernichtet sehen möchten. Keines von den Blättern, die so durchdringend zu schreien wissen, Leitung des Dr. Heilmann und ist mit der Sanitätswache 19 ( der sogenannten Sanitätsrath Rüfter'schen), welche sich bislang dem Arbeiterschutz" nun endlich einmal am Planufer befand, verbunden worden.

mit

"

Die Wahlen der Arbeitervertreter zum Kuratorium des Arbeitsnachweises der Ringbrauereien fanden am Sonntag im Lokal von Boly , früher Feuerstein, statt. Als Wahl- auf geraume Zeit pausirt werde, würden wagen, einer Er­Ieiter funktionirte mit behördlicher Genehmigung Bureauvor weiterung der Gewerbe- Ordnung, die doch zur Abstellung dieser steher Milis ch vom Gewerbegericht. Die Brauer wählten Uebel nothwendig ist, das Wort zu reden. gesondert von den Hilfsarbeitern. Herr Milisch verkündete Und die kapitalistischen Blätter wissen auch, daß vor der wiederholt ausdrücklich, daß die gelben Legitimationstarten( die Hand kaum etwas gegen die Kinderausbeutung gethan wird, zur Stimmnabgabe benutzt werden konnten, aber nicht be- denn sonst würden sie sich hüten, ohne Noth das Rix' orfer nutzt werden brauchten) nicht aus seinen Händen Material der Deffentlichkeit preiszugeben. tämen und bald nach der Wahl vernichtet würden.

Den Ausschluß von 67 Aerzten aus dem Verein der freigewählten Kaffenärzte hat der Vorstand auf grund des§ 3 Absatz 2 der Sagungen verfügt. Es handelt sich offenbar um die Herren, welche unter Umgebung des Vereins sich mit der Allgemeinen Ortstrantentasse gewerblicher Arbeiter und Arbeite rinnen( Meyer'sche Kasse) in Verbindung gesetzt haben.

Thatsächlich wurden die gelben Karten nur in verhältnißmäßig Vom Großbetrieb ist neuerdings namentlich der Berliner 978 Unteroffiziere und Soldaten der hiesigen Garnison geringer Anzahl als Stimmzettel verwandt, meistens benutzte man Fleischhandel und die Schlächterei in Beschlag ge- find zur Weihnachts- und Neujahrszeit im Post bienst ver­weiße Zettel, auf denen die Namen der betreffenden Kandidaten nommen worden. Wie der amtliche Bericht der Schlachthof- wendet worden. Ließen sich für diese wirklich keine Arbeitslosen gedruckt waren. Anscheinend betheiligten sich verwaltung hervorhebt, machte sich die Arbeitstheilung zwischen aus dem Bivilstand" finden? Ueber den Verkehr zur Festzeit sehr wenige Ausgesperrte an der Wahl. Schlächterei und Fleischhandel immer mehr bemerkbar. Wir wurden im übrigen folgende Angaben gemacht: In Berlin Gegen dieselbe lief ein schriftlicher Protest ein, haben auf dem städtischen Schlachthof Rinderschlächter, welche wurden in der Weihnachtswoche 1894 an Packeten 878 546 Stüd den Eiermann, Trögel und Körsten, letzterer wöchentlich 70 bis 80 Stück und darüber, Schweineschlächter, aufgegeben gegen 812 913 Stück im Jahre 1893, mithin im als Mitglied des Ausschusses der Gewerkschaftskommission, unter welche 200 bis 250 Stück, Kälberschlächter, welche 70 bis 80 Stück, Jahre 1894 mehr 65 633 Stück. Die Zahl der während dieser zeichnet hatten. Der Protest stützte sich darauf, daß die Liste der und einen Hammelschlächter, welcher 500 und mehr Hammel Beit in Berlin angekommenen Packete betrug 527 322 gegen

,, Noblesse oblige!"

-

Eine Volkslieder: Studie von M. W. ( Schluß aus Nr. 1.)

Wenn

Deshalb nur eilends mit ihm hin. Und laßt ihm nur den Kopf abschlagen! Wollt so ein Bauernknecht es wagen, Mit Raub im Spessart sich zu nähren, Was doch nur stehet zu mit Ehren Dem frommen Adel allermaßen....

Wir soll'n den Reuterdienst nur lieben Und bei ihm bleiben wie bislang,

Ihn achten als edlen Reuterschwank.

der Kamm.

von

Aehnliche Lieder liefen um über die berüchtigten Raubritter Schüttenfam( Uhland, Nr. 136), Hammen von Reiſtett( ebenta, Nr. 137), Fritsche( Nr. 138), Lindenschmid( Nr. 139), Cunz Schott ( Nr. 140), Schenkenbach( Nr. 141), Albrecht von Rosenburg ( Nr. 144) u. a., die meist Adelige oder doch Schühlinge von wahl­verwandten Edelingen waren, wie ausdrücklich bei mehreren die Kaiser Rudolf und Maximilian bürgerlichen Buschtleppern in den Liedern vermerkt wird. Habsburg auch egliche dieser würdigen Bertreter des Unter den eigenen Standesgenossen fanden die Adeligen deutschen Adels aufhängen ließen, so schwoll diesen scharfe Tabler, so in dem Lehrer des canonischen Rechtes in doch immer schnell wieder Faßt doch ein Basel ( 1480) Peter von Andlau , der da schrieb: Wenn jemand Reichsgesetz von 1431 alle unzufriedenen, zuchtlosen Störenfriede aus einem elenden Land- oder Bergfig, beffer gesagt aus einer und Umflürzler zusammen wie folgt:" Städte, Bauern und arme Wolfshöhle hervorkommt und nur einigermaßen durch Herkunft noch elendere Vertretung als das, was heute Vertretung des Leute!" Freilich boten die deutschen Reichstage dazumal eine feiner Vorfahren oder Eltern auf Adel Anspruch machen kann, so braucht er feine Tugend, keine Weisheit, feine Gelehrsamkeit deutschen Voltes genannt zu werden pflegt. Wenn die Ritter nit zu besigen, darf sogar ein Räuber- und Lasterleben führen, und Herren solche Sprache auf den Tagfagungen der Reichs. er gilt doch für einen echten Edelmann und wird von anderen stände hörten, it's nicht zu verwundern, daß fie e gen geehrt." Mit einem Blick nach den noch höheren Sproffen der Bauern und Stadtbürger, diese ummauerten Bauern", iyrem fozialen Standesleiter fügt Peter von Andlau dann noch die Uebermuth die Zügel schießen ließen. Wie der große Hund Worte hinzu: Gott gibt uns Fürsten nach unseren Sitten". bellt, so bellen eben die kleinen nach! Und ber Mann hat recht; unter den deutschen Fürsten Gegen Bauern und Bürger war es den Rittern ja so leicht, jener rauben Beit" war manch einer, der an Rauben, Morden, eine kriegerische Ausreise" zu unternehmen; fie beriefen sich eben Huren, Saufen, Balgen, furz in Uebung aller sieben auf ihr Fehderecht, das allerdings unter bestimmten Bedingungen Todsünden und noch einiger mehr, den schlimmsten ritter- und Wahrung gewiffer Formen sogar in den Landfrieden" ge lichen Schnapphähnen nicht das geringste nachgab; stattet war, über die sich der leicht hinwegsehte, der dessen Gewalt dente nur famosen Albrecht hatte. So konnte gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein römischer Markgrafen von Brandenburg , und seine Spießgesellen, die auf Kardinal fagen: Germania tota unum latrocinium est et ille der Plaffenburg hausten und dem der biedere Hans Sachs etliche inter nobiles gloriosior, qui rapacior, b. b.: Ganz Deutsch­feiner literarischen Denkmäler gesetzt hat. Wie Luther land ist ein einziges großes Räubernest sagt, daß bei den sauberen Geschäften der Wucherer und Asyl für Verbrecher", würde die Kreuz- Zeitung " heut sagen Fürkäufer die Fürsten Kopf und Theil daran" hatten, und unter den Edelleuten der am ruhmwürdigsten, der am so hielten sie, wenn es ihre Hauspolitik und Staatsraison ihnen meisten raubt. ersprießlich erscheinen ließ, es auch mit den Raubrittern, und machten mit ihnen jeweilig halbpart.

" 1

Den an

man

Alcibiades,

Oft genug hielten Epheu und Eiche, Fürsten und Adel, der gestalt zusammen, daß die Fürsten als echte Stieflandesväter dem Treiben der adligen Mordbrenner ruhig zusaben. So heißt es in dem Volkslied von der Gefangennahme und Justifizirung des Strolchs Hammen von Reistett durch die Ulmer:

Sie bunden ihm händ', sie bunden ihm Füß' Und warfen ihn auf ein hohes Roß, Und eilten mit ihm sehre,

Sie forchten viel Landes herren. In dem nämlichen Lied findet sich auch eine Fürstin, das Fräwlein von Desterreich", die für Hammen ein gutes Wort beim Rath von Ulm einlegt:

Das Fräwlein die red' für die Herren bracht, Das Fräwlein ward von inen veracht, Rein guad' mocht sie erwerben: Junkherr Hammen muß sterben.

Die Situation erinnert wieder an den Spruch des Hans Sachs : Bom frommen Adel". Darin wird erzählt, wie zu Frankfurt a. M. über einen jungen Buschtlepper Halsgericht ge­halten ward, den Fremde vom Adel losbitten, aber als sie ers fahren, er sei nur bürgerlich, ausrufen:

Wie? Hat beraubet dieser Junge Die Kaufleut' schon in dem Spessart*) Und ist doch nicht edler Art( Abstammung). Das wußten wir noch nicht vorhin,

*) Eigentlich Spechteshart, d. i. Spechtwald.

"

"

"

"

-

Natürlich waren für febdeluftige Raufbolde die Gründe so wohlfeil wie Brombeeren. Ein Herr von Braunheim schickte 3. B. der Stadt Frankfurt einen Fehdebrief, weil eine Frank­furterin seinem Better auf einem Balle einen Tanz versagt hatte, und ihm die Stadt dafür nicht Genugthuung geben wollte! Die alte Geschichte! Natürlich hat allemal das unterhalb des Strom­

laufs trinkende Lamm dem Wolf das Wasser getrübt!

Von der Arbeitsleistung der Edelsten und Besten hatte das Volk jener Zeit feine sonderlich hohe Meinung, wie das schöne Sprichwort beweist, das da lautet:

Kleider aus und Kleider an,

Essen, trinken, schlafen gahn,

Das ist die Arbeit, so die deutschen Herren han.

Auch im Kriegsdienst ließen ihre Bemühungen lebhaft zu wünschen übrig; den Herren des deutschen Ordens wird in einer Quelle vorgeworfen, sie schössen statt der Feinde lieber gebratene Kapaunen, Rebhühner, Gänse und Enten.

Der tirolische Edelmann Hans Bintler, der des Jtalieners Thomaso Leoni Buch: Fiori di Virtu d. i. Blumen der Tugend übersetzt und frei nachgedichtet hat, weiß mancherlei gegen den deutschen Adel seiner Beit zu schelten. Beim Aderlassen, meint sei, wie das der gemeinen Bauern; edel Blut soll man an edlen er, fönne man sehen, daß das Blut der Edelleute nicht anders Mit Fahnen und sogar Werken erkennen( Vers 622 ff.)." Waffenprunt laffe man gestorbene Edelleute begraben, deren unrein Aas beffer bei gemeinen Leuten läge".( 23. 9720 ff.) Ferner lesen wir bei Viniler:

Dieselben sind

So gar an Adel sauer

Und gelten doch nur drei ein' Bauer. Man sieht sie wohl die Armen scheeren... Pfui hin, pfui her der großen Schand, Das macht den Adel an Ehren wund, Man sollt sie haben als die Hund... Man sollt fie.... schreiben Zu den bösen, falschen Wichten, Dieselben Pißedelleut!

Wenn man soll Ghre bejagen Gegen den Feind mit der Hand, Oder beschirmen soll die Land, So will der böse Mann unrein Sein eine Maus und bleiben heim; Aber wenn man steuern soll, So will er sein ein Vogel wohl.

Mit dem Kriegsdienste ward ja die Steuerfreiheit begründet, deren fich der Adel erfreute; tommt es aber zum Klappen, meint Bintler, so machen sie es wie die Fledermaus in der Fabel, die fich bald zu den Mäusen, bald zu den Vögeln zählt, je nachdem es ihr vortheilhafter erscheint.

Auch manche Geistliche sind nichts weniger als gut zu sprechen auf den Adel. Namentlich war den mittleren und fleinen Klerifern verdrießlich, daß jüngere Söhne und sonstige Und nehmen ist vortheilhafter denn geben, was auch die Verwandte von Adeligen und Fürften den Vorzug hatten bei Edelſten und Besten unserer Zeit einzusehen scheinen, wenn sie Besetzung einträglicher Pfründen und hoher Aemter, deren auch gern das Evangelium im breiten Maul führen, in welchem etliche fürstliche Würden mit sich brachten. Die kommunistische zu lesen steht: geben ist seliger denn nehmen. Aber: Urgemeinde, die ursprünglich sozusagen demokratische Kirche des angehenden Mittelalters gingen ja vor den Augen dieser niederen Kleriker in die Brüche. Aus dieser Stimmung heraus schrieb Thomas Murner in seiner Narrenbeschwörung:

Aber seyt der Tüfel( Teufel) hat Den Adel( ge) bracht in( den) Kirchenstaat , Seit man fein( en) Bischof mehr will han( haben), Er sy( sei) denn ganz ein Edelmann, Der Tüfel hat viel Schuh zerrissen, Eh' taß er folch's hat durchgebissen, Daß der Fürsten Kinder all,

Die Inful) tragen soll'n mit Schall.

-

*) Die Inful oder Mitra . Die älteste bischöfliche Kopf­bedeckung war ein Tuch mit einem Stirnreifen; beide Stücke erfette man durch eine Kappe mit Stirnband, dessen beide Enden

Noblesse oblige!

in den Nacken fielen. Als die Kappe höher wurde, drückte mau sie von oben her ein, überband sie auch von der Stirn nach hinten und schnitt sie dann in solcher Form von vornherein zu; schließlich bestand sie aus zwei dreieckig gespitzten Platten, welche sich durch Zwischenfutter und Stirnband zusammenschlossen. Stirn und Nackenschild oder die Hörner", wie man sie nannte, wuchsen im Laufe des 15. Jahrhunderts giebelartig zu der noch heute beliebten Höhe empor." Hottenroth, Trachten, Haus, Feld- und Kriegsgeräthschaften der Völker alter und neuer Zeit. Band 2, S. 185 des Textes. Abbildungen fiebe Tafel 102, Nr. 10, 21, 22, und Tafel 108, Nr. 29, 31-88, 40.