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miMungstätigkelt Bericht zu erstatten. Die LandesSmter sind verpflichtet, diese Berichte dem Reichsamt weitcrzurcichen. Die Ermittlung wird zum ersten Male im Juli/August 1923 durchgeführt. Für die Statistik sind folgende Gesichtspunkte vorgesehen: 1. Rein zahlenmäßig den Umfang der Tätigkeit der Beratung?. Leile, d. i. ihren Geschäftsverkehr festzustellen, um ein Bild ihrer Wirksamkeit, ihrer relativen Bedeutung für die Berufswahl, insbesondere des jungen Nachwuchses zu bieten. Es handelt sich -lso um eine Geschäftsstatistik. 2. Zahlenmäßige Aufschlüsse über die Art, Richtung und >en Erfolg der Tätigkeit des Berufsamtes zu gewinnen, sowetl >ie gezogenen Grenzen es zulassen. 3. Auf Grund dieser zahlenmäßigen Unterlagen aller Beratung?- stellen Gesichtspunkte herauszustellen, die praktischen May- nahmen, zunächst also solchen organisatorischen und berufspoti- ischen Charakters, die Richtung zu geben vermögen. Die Zielsetzung der Berufsberatungsstatistik ist also von vornherein stark auf das praktisch Unumgängliche beschränkt worden. Das ist zu verstehen, wenn man berücksichtigt, datz sich auf diesem Gebiet erst einmal gewisse Grundsätze für die Praxis herausstellen müssen, die einen weiteren minutiöseren Ausbau gestatten. Auf der anderen Seite wäre es u. E. aber verfehlt, wollte man der wissenschaftlichen Arbeit und Experimenticrfreudigkeit auf diesem Gebiet von vornherein Handschellen anlegen. Gerade hier könnte die statistische Erfassung psychologischer Momente der Aus- gangspunkt für eine mehr psychologische Beobachtung der Fluktuationen auf dem Arbeitsmarkt werden, wie ja über- Haupt Berufswahl und Arbeitsmarkt nach dem Sinn des Ge- setzes in ein engeres Verhältnis miteinander gebracht werden sollen. Es wäre zu bedauern, wenn das Arbeitsnachweis- gefetz auf halbem Wege stehen bliebe und an einer rein bureau- kratischen Umformung des Arbeitsnachweiswesens sein Ge- nügen fände. So sehr im organisatorischen Gedanken sein Hauptwert liegt, so sehr müßte es in einer organischen Er- starrung haften bleiben, wenn nicht die Gestaltungskraft tat» kräftiger und weitsichtiger Persönlichkeiten das Neuland er- spähte und beackerte, das die Neuregelung bereitstellt. Für statistische Arbeiten, die das enge Netz des zunächst Vorgesehe- neu durchbrechen, sollte also auch amtlicherseits Platz geschaffen werden. An Verständnis scheint es an diesen Stellen nicht zu fehlen, wenn man von der Stellung, die der Frau in allen Instanzen des Arbeitsnachweisgesetzes eingeräumt worden ist, Rückschlüsse ziehen darf. Wie stark Berufsberatung und Arbeitsmarkt einander berühren, zeigt dieLageunfererakademischenVe- rufe, wenn sie auch vorerst nicht von dem Arbeitsnachweis- gefetz erfaßt werden. Ein großer Teil der Studenten kann elterlicherseits die Kosten für das Studium nicht mehr auf- bringen. Sie sind auf einen Broterwerb während des Stu- diums angewiesen, und müssen nach Beendigung des Stu­diums oft jahrelang Gelegenheitsarbeit tun, ehe sie in ihrem eigentlichen Beruf Anstellung finden. Hier spielt die Arbeits- Vermittlung eine große Rolle, aber noch nicht die, die ihr zu- kommt. Es ist an und für sich erfreulich, wenn man junge Lehramtskandidaten nach Beendigung ihres Studiums in den Banken und in ähnlichen Berufen unterbringt, bis sie ihre Anstellung als Lehrer finden. Aber wer will leugnen, daß hier noch sehr viel von lokaler Initiative abhängig ist und daß die Fluktuation(zeitweilige oder dauernde Ab- Wanderung in andere Berufe), über die unterrichtet zu sein in jeder Hinsicht wertvoll für die Oeffentlichkeit wäre, so gut wie gar nicht erfaßt wird? Wer will leugnen, daß der erbitterte Kampf zwischen Aerzten und Kran- kenkassen zum guten Teil auf die katastrophale Ueber» füllung des Aerzteberufes zurückzuführen und daß es ein Fehler in der Regie des Arbeitsmarktes ist, wenn Berufs- beratung und Arbeitsnachweis hier versagen? Das mag auf Gründen beruhen, die heute noch außerhalb der gesetzlichen Einflußnahme liegen; die Nutzanwendung daraus könnte der amtliche Arbeitsnachweis aber auch in dem von dem Gesetz verzeichneten Rahmen bereits ziehen.

Die Internationale vor 50 fahren. Die Kongresse im Haag und in Mainz . Ernste Erinnerungen werden wach, wem, wir uns mit der Zeit vor fünfzig Jahren beschäftigen. DieInternationale Ar- beiter-Assoziation", welche 1864 ins Leben getreten war und unter der Geistesführung von Karl Marx und Genossen anfangs glänzende Fortschritte gemacht hatte, war seit dem Deutsch -Franzö- stschen Kriege und der Niederwerfung der Pariser Kommune stark gefährdet. Dazu herrschte in ihren eigenen Reihen großer Zwist, indem die radikaleren Elemente, wie sie namentlich in der von dem russischen Revolutionär Michael B a k u n i n geleitetenInternatio­nalen Alliance der sozialistischen Demokratie"' und den Anhängern des französischen Kommunarden B l a n q u i vertreten waren, gegen den in London seßhaften Gcneralrat ankämpften und für den An- archismus Propaganda machten. Diese Reibereien sollten zum Aus- trag kommen auf dem Kongreß der Internationale, der im Eep- teinber 1872 im Haag tagte und von vierundsechzig Delegierten besucht wurde. Während Marx und Engels persönlich erschienen, war Bakunin durch körperliches Leiden am Kommen behindert, ferne Anhängerschaft aber ziemlich stark vertreten. Schon bei Prüfung der Mandate, die mehrere Tage in Anspruch nahm, traten sie polemisch hervor. Auch sah sich der Kongreß genötigt, eine Kommission von fünf Mann zur Prüfung der Frage der Alliance einzusetzen. In den öffentlichen Sitzungen, die am 8. September begannen, wurde zu- nächst der Bericht des Generalrats über die Tätigkeit der Inter - nationale seit dem letzten Kongresse, der 1863 in Basel getagt hatte, erstattet. Daun gab es erregte Debatten über den Generalrat selbst, indem die Bakunisten ihn ganz zu beseitigen oder doch seine Befug- nisse auf ein Minimum herabzudrücken suchten. Den dahingehenden Anträgen trat namentlich Marx in gediegener Rede entgegen und erreichte, daß sie nicht nur abgelehnt wurden, sondern daß auch die Macht des Generalrats noch verstärkt wurde. Befremden erregte anfangs ein Antrag von Engels, den Sitz des Generalrats nach New Port zu verlegen, da die europäischen Städte keine Sicherheit mehr böten; er wurde mit knapper Majorität angenommen. Die Erregung wuchs bei den Verhandlungen über die politische Aktion, bei der auch ein schärferer Ton einsetzte. Die von dem Franzosen v a i l l a n t eingebrachte Resolution, die schließlich zur Annohme gelangte, gipfelte in den Worten:In dem Krisgsstand der arbeiten­den Klasse ist ihre ökonomische Bewegung und politische Aktion untrennbar vereint." Zu besonders stürmischen Auftritten kam es, als die Fünfer- tommission die Erklärung abgab, die Statuten der Alliance liefen denen der International« zuwider, daher feie« Bakunin und die

Konnten wir weiterkämpfen? Die bekannte Schrift des Genossen KösterKonnten wir im Herbst 1913 weiterkämpfen?" hat den Reaktionären großes Unbc- Hägen bereitet, weil ihre zwingende Darlegung der m i l i t ä r i- s ch e n Ursachen des Zusammenbruchs der Dolchstoßlegende eiil Ende bereitet. Deshalb hat sich der General v. Kühl mit einer Gegenschrift abgeplagt, die jetzt von der Rechtspresse eifrig zitiert wird. Generäle können bekanntlich immer noch weiterkämpfen; wenn schließlich der hungernde, frierende, übermüdete, verlauste, nervenüberreizte Mann versagt, so liegt das ausschließlich an seiner Schlappheit und der Schuld böser Hetzer. Aber selbst General v. Kühl muß die Einschränkung machen: Daß wir den Kampf noch auf lange Dauer hätten fortführen oder gar noch den Sieg erringen können, und daß allein die Heimat am Zusammenbruch schuld sei, sind bekannt- lich Behauptungen, die kein Kundiger mehr bei uns auf- stellt. Das heißt immerhin, daß die Deutschnationalen, denen der Siegzum Greifen nahe" war, nicht gerade zu den Kundigen ge- hören. Aber der Streit, ob wir im Oktober 1318 weiterkämpfen konnten oder nicht, ist längst vor Köster und Kühl erledigt worden. Wir empfehlen die Lektüre des amtlichen deutschen Weiß- b u ch e s über die Vorgeschichte des Waffenstillstandes. Es enthält u. a. das Protokoll emer Besprechung beim Reichskanzler vom 13. Oktober 1918, in der der Staatssekretär Solf berichtet: Ich habe Ludendorff gefragt, können Sie noch drei Monate die Front halten? Dudendorff hat gesagt:.Mein". Ludendorff hat damit in der klarsten Form bestätigt, daß wir nicht weiterkämpfen tonnten, und e r mußte es doch schließlich wissen._

Das Beispiel von Hamborn . Die Kommunisten sind bekanntlich Besitzer eines deutschen Reichspatentes, durch dessen Anwendung allen Röten der arbeiten- den Bevölkerung abgeholfen werden kann. Wenn die Sozialdemo- kratischen Parteien und die Gewerkschaften sich weigern, dieses un- fehlbare Mittel anzuwenden, so kommt das nur daher, weil sie allesamt von Stinnes gekaust sind. Wie einfach die Geschichte ist, setzt dieRote Fahne" an dem Beispiel von Hamborn ausführlich auseinander. Dort ist es dem Kontrollausschuß der Betriebsräte am 1. September ge- lungen, die Preise für Lebensmittel um 43 Proz., die für Manufaktur-, Textil- und Lederwaren um 23 Proz. herabzusetzen. Was in Hamborn los war, geht aus der Darstellung derRoten Fahne" mit genügender Deutlichkeit hervor. Aus Angst vor Plün- derungen haben die dortigen Kaufleute sich bereit finden lassen, ihre Vorräte zu herabgesetzten Preisen auszuverkaufen. Neue Vor- räte wurden aber nicht beschafft. Darum soll jetzt durch den Reichsbetriebsrätetongreßdie Kontrolle der Produktion mit der über die Warenverteilung einheitlich organisiert" werden. Uns will scheinen, daß das Problem erst bei diesem Punkt be- ginnt. Die Kaufleute zu zwingen, ihre vorhandenen Vorräte zu herabgesetztem Preis oder auch ganz umsonst herzugeben, das ist ein höchst einfacher, rein mechanischer Vorgang. Die dauernde Versorgung der Bsvölkerung mit dem notwendigen Lebcnsbedarf zu organisieren, ist aber etwas ganz anderes. Diese dauernde Ver- sorgung kann durch anarchische Eingriffe nur gestört werden. Man kann vorhandene Warenvorräte beschlagnahmen und zu beliebigem Preis in Umsatz bringen, ober wenn dosProblemderWieder- b e s ch a f f u n g nicht gelöst ist, dann ist das Resultat nur eine rasche vollständige Erschöpfung der Warenvorräte und nackte Hungersnot. Mit kommunistischen Rezepten kann man bei uns nur Z u- stände rote in Rußland herbeiführen und das Elend der Ar- beiter nicht lindern, sondern nur ins Ungeheuerliche vermehren. Mit diesen Rezepten kann man nur Leuten imponieren, die noch nicht einmal bei den Anfängen volkswirtschaftlichen Denkens angelangt sind. Wir wollen uns ruhig weiter Stinnesknechte schimpfen lassen, wenn es uns nur gelingt, die Arbeiter von Torheiten abzuhalten, deren traurige Folgen sie und ihre Angehörigen am eigenen Leibe zu spüren bekämen. De valera gefangen? Gerückten aus Cork zufolge sind die SufstandSführer De Balera und ErSkine ShilderS gefangen genommen. beiden anderen Hauptführer der Alliance, Guillaume und Schitzguebel, von der Internationale auszuschließen. Totsöch- lich wurden Bakunin und Guillaume ausgeschlossen. Doch sagten sich bald auch viele andere Radikale von der Internationale los, und diese erhielt dadurch einen schweren Stoß. Doch genehmigte der Kongreß eine Londoner Resolution auf Gründung internationaler Gewerk- schaften und eine zugunsten der von der englischen Regierung ver- folgten und eingekerkerten Irländer. Dann hielt Marx die Schluß- rede. Im Zusammenhang mit diesen Verhandlungen tagte in Mainz der Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands , gewöhnlich die E i j e n a ch e r genannt. Er mußte konstatieren, daß die Bewegung immerhin einen Rückgang erlitten hatte, aber auch, daß sie wieder begann Fortschritte zu machen. Beachtenswert ist, daß hier ein Antrag, der den Genossen den Austritt aus der Landes- kirche förmlich zu Pflicht mochte, abgelehnt wurde, dafür aber eine Resolution Annahme fand, die solchen Austritt empfahl. Die Spaltung der Internattonale nahm in der nächsten Zeit zu, da Iura- Föderatton, Blanquisten u. a. sich von ihr lossagten, und hatte zur Folge, daß sie nur noch wenige Jahre eine Scheinexistenz führte. Max Schütte.

Da» Gist der Kröte entdeckt. Lange hat man vergebens ver- sucht, das Gift unserer einheimischen Kröte chemisch zu analysieren. Vor einiger Zeit gelang es nun H. W i e l a n d, aus der Haut der Kröte einen kristallisierten Stoff zu isolieren, und nun ist es, wie H. Heller in derNaturwissenschaftlichen Wochenschrift" berichtet, demselben Gelehrten gelungen, den Giftstoff selbst zu gewinnen und damit zum erstenmal Ausschluß über das Krötengist zu geben. Um den Stof zu erlangen, wurden mehrere tausend Krötenhäute mit Alkohol erschöpfend ausgezogen; der so erhaltene Alkoholextrakt wurde im luftleeren Raum eingedampft und getrocknet. Der hinter- bleibende Rückstand wurde durch Waschen mit Petroläther von Fett befreit und dann abermals mit absolutem Alkohol ausgelaugt. Nach. dem dann der Alkoholauszug noch mit Wasser versetzt war, schied sich«ine zuerst teigige, dann pulvrig werdende Masse ab, der durch eine kombinierte Behandlung mit Petroläther und Alkohol der Gift- stoff entzogen werden tonnte. Es schieden sich farblose, feinnadlige Kristalldrusen ab die den ursprünglichen Giftstoff unserer einheimi- schen Kröte darstellen. Wieland gibt ihm den Namen B u f o- t o x i n. Das Bufotoxin ist stickstoffhaltig und enthält noch eine ne Reihe anderer chemischer Zusammensetzungen. Daß man es iesem Stoff wirklich mit dem ursprünglichen Giftstoff unserer Kröten zu tun hat, tonnte noch auf einem zweiten Wege bewiesen werden. Es wurden nämlich bei 333 Kröten mit einer Pinzette ohne scharfen Rand die Hautdrüsen, besonders die sogenannten Öhr- drüsen, ausgedrückt. Man gewann'dadurch einen fast weißen Milch. saft, der sofort nach der Isolierung im lustleeren Raum getrocknet wurde und schließlich vier Gramm einer harten glasigen Masse er- gab. Aus dieser Masse kristallisierte sich dann nach weiterer Be- Handlung ein Stoff aus, der sich noch Schmelzpunkt und Eigen-

Deutsthnationale und Futterkrippe. Tie Beförderung des Herrn Tr. Teerbcrg. Seitdem die Deutsche Volkspartei in Preußen mit in der Re- gierung sitzt, wird auch sie von den Deutschnotionalen nach den üblichen Hetzmethoden behandelt, an deren Emporkommen die Volkspartei freilich selbst nicht ganz schuldlos ist. Ein Artikel der ,Kreuz>Zeitung" hatte unlängst der Bolksxartei in beliebter Manier Futterkrippenpolitik" vorgeworfen. Dagegen fetzt sich nun das offizielle Organ der Deutschen Bolls- parte!, dieNattonalliberale Korrespondenz" heftig zur Wehr, und hält den Deutschnattonalen vor, daß es auch Angehörige ihrer Par- tei gibt, die gerne ein höheres Staatsamt von der Republik entgegennehmen. Sie exemplifiziert dabei auf den deutschnationalen Landtagsabgeordneten und Wahlkreisvorsitzenden Rechtsanwalt Dr. D e c r b e r g, der beim Justizetat als Sprecher seiner Partei hervorgetreten ist. DieNationalliberale Korrespondenz" schreibt: Herr Dr. Deerberg ist vor einigen Monaten vorn preußischen Iustizininister zum Landgerichtsrat mit der Aussicht aus eine demnächst sreiwerdcnde Landgerichtsdlrektorstelle in Berlin ernannt worden. Ueber die immerhin ungewöhn- l i ch e Tatsache, daß ein deutschnationaler Abgeordneter aus- gerechnet in die Dienste der von seiner Partei auf das schärfste befehdeten Republik tritt, hat bisher noch niemand das Urteil einesDrangs nach der Futterkrippe" gefällt. Erst der Logik der .Lveuz-Zeittmg" mußt« es vorbehalten bleiben, ein derartiges Urteil auch über einen hervorragenden Parteifreund auszu- sprechen. Daß für die Deutschnationalen Staatsämter nurFutterkrippe" sind, solange andere sie innehaben, ist alt. Der Fall des Dr. Dcer- berz hat aber noch nach ganz anderer Richtung hin Bedeutung, weil er wieder einmal die seltsame Personalpolitit kennzeichnet, die im preußischen Justizministerium des Herrn A m Z e hn h o f f getrieben wird. Herr Dr. Deerberg hat erst im Juli durch eine hervorragend taktlose Rede nach dem Rathenau-Mord die Entrüstung fast des gesamten Landtages hervorgerufen. So besaß Herr Dr. Deerberg die Dreistigkeit, die Schutzgesetzgcbung für die Republik alsA n gst g e s« tz g e b u n g" anzusprechen. Den über die Ermordung Rathenaus trauernden und empörten Land- tag provozierte er durch einen Hymnus auf die s ch w a r z w e i h- rot« Flagge usw. Aber all das verblaßt gegen die Tatsache, daß Herr Dr. Deerberg noch Entschuldigungsworte für die deutschnattonalen Movdyesellen fand. Er sagte nach dem amtlichen Sitzungsprotokoll(161. Sitzung, Spalte 11741): Waren es nicht unentwickelte, unreif« Persönlich- teilen? Diese Menschen wurden Verbrecher aus einer Bcrwir- rung, aus einem Fanatismus heraus, den die Geschichte der poli- tischen und sozialen Umwälzung aller Völker aufzuweisen hat. DieVerwirrung" und derFanatismus" der Harden-Atten- täter bestand bekanntlich in einer Geldprämie von 33 333 Mark bar. Doch dies nur nebenbei. Sehr ernsthaft muß gefragt werden, ob einem Manne von solcher Denkart der Posten eines Landge- richtsdirektors in Bertin, und damit die Leitung eines der größten Landgerichte anvertraut werden darf. Freilich dürft« Herrn Dr. Deerberg diese Versprechung zu einer Zeit gemacht worden sein, als noch der Personalreferent des Justizministeriums ein Herr war, der gleichzeitig das Amt eines deutschnationalen Ver- einsvorsitzenden bekleidete. Futtertrippenpolittk?

ver Staalsgerlchtshos in Leipzig wird, nach Meldung eines Mittagsblattes, am 11. September erstmalig seine Tätigkeit aus- üben. Zur Verhandlung stehen drei Verfahren, die sich gegen die Studenten Mengert. Laun und B« ch e r e r, sämtlich Mit- glieder süddeutscher Universitäten, richten. Die Angeklagten haben sich wegen Beschimpfung der deutschen Republik zu oerantworten. Wie die BK-Karr. hört, ist mit dem Deginn der Verhandlungen in der Mordsache R a t h e n a u keinesfalls ovr Ende dieses oder Anfang nächsten Monats zu rechnen. Frankreich in Gefahr. Nack der Fabrikexplosion in St. Denis bei Paris fand man bei den Aufräumungsarbeiten eine deutsche Fahne, die des Duisburger G a r d e v e r e in s. Es ist eine Untersuchung im Gange, um festzustellen, wie diese Fahne nach St. Denis gelangt ist. Polnischer Minderheitenschuh. DoS Warschauer BlattNgU Kurjer" veröffentlicht einen Protest jüdischer Schriftsteller gegen die Schließung von sechs Warschauer jüdischen Schulen.

schaften als identisch mit dem Bufotoxin erwies. Durch die un- mittelbare Gewinnung aus den Drüsen ist also sicher festgestellt, daß das Bufotoxin der eigenllich« Giftstoff der Kröte ist. Die genauer« chemische Zusammensetzung diese» neuen Stoffes muß noch nach- gewiesen werden, doch ist sehr wahrscheinlich, daß der Giftstoff in naher Verwandtschaft zu den Gallenstofsen steht. Schlafen als Angewohnheit. Die Frage, wieviel der Mensch schlafen soll, ist schon sehr viel erörtert worden, und es gibt An. Hänger der Theorie, daß die Menschen zu viel und daß sie zu wenig schlafen. Die erster« Anschauung behandell den Schlaf als eine Sacke der Gewöhnung. Wir schlafen z. B. nicht des Nachts, weil es dunkel ist, sondern weil wir von Kindheit an daran gewöhnt worden sind, abends zu Bett zu gehen. Ein Mindestmaß von Schlaf braucht natürlich jeder Mensch, um seinen Nerven und seinem Gehirn die nötige Ruh« zu gönnen. Aber wenn man sich daran gewöhnt, zu viel zu schlafen, so macht man sich damit nur müder, verliert kostbore Zeit und schädigt seine Gesundheit. Jemand, der sich daran gewöhnt hat, zehn Stunden zu schlafen, wird sich bereits unwohl fühlen, wenn er nur acht Stunden schlafen kann, obgleich diese Zeitspanne für den erwachsenen Menschen vollkommen aus. reicht. Männer, die viel geleistet haben, sind mit erstaunlich wenig Schlaf ausaekornmen. Zu den bekannten Beispielen wie Kant und Napoleon kann der Astronom Herrschet hinzugefügt werden, der bei seinen astronomischen Beobachtungen die ganze Nacht aufblieb und am Tag« nur wenig schlief, sowie der Erfinder des Telephons Graham Bell , der sich selten mehr als vier Stunden Schlaf gönnte. Männer brauchen weniger Schlaf als Frauen und Kinder. Trotz. dem gibt es genug, die sich«in« ganz unnötig lang« Schlasdauer angewöhnt haben. Di« alt« Regel, daß man acht Stunden arbeiten, acht Stunden sich erholen und acht Stunden schlafen soll, kann, was den Schlaf anbetrifft, ruhig auf eine geringere Stundenzahl herab- gesetzt werden._

(Ein Buch kür da» gungernde Rußland! Fridjof Nansen hat m Bclltn ein Werl zum Ablchtutz gebracht, da« zu dem Zwecke, der Hill«, attion gegen die Hungersnot w Ruhland neue Mittel zuzuführen, zum ersten Mal nach dem Kriege die geistigen Kührer aller Nett zur gemein. jamen Herausgabe eines Buche» vereinigt bat. Da» Buch ist so ein« «abenlommlung westeurobäischer Autoren und Künstler für die sterbenden Kinder Rußlands. las Buch gelangt vorerst in deutscher, sranzössscher, englischer und spanischer Sprache zur Ausgabe. In der BöobltStsgkeltS» Bcranftaltnng zugunsten de» Ober- schlesilchen Hillsbundes, dt« am Sonntag, den 13. September, vormittags 11 Uhr in der StaatSoper stattfindet, werden sowohl der Reichs- präfident als auch der preußische Ministerpräfident das Wort ergreisen, während Ludwig W ü ll n er, Michael Bohnen und Maxv. G chillings am künstlerischen Teile der Veranstaltung mitwirken. flrine TanderauSftellun, Märkischer Fayencen de» 17. und 1». Jahrhunderts wird während September und Oktober im Schloß» museum gezeigt. Sie umsaßt rund tausend Kayencegesäße. zumeist Leib- gaben a»Z Privaibefitz, Museen und den Schlössern. Der größte Teil ent- sällt aus zwei von Holländern in Berlin begründete Manusakturen, die während ihrer Blütezeit von lS00 vis 1740 zu den bedeutendsten Kauen«- sabriken in Deutschland zählten. Außerdem ja* dte Kadrrtcri von Potsda» Rhetniberg tntft IrauHurt<l 0> frtvfifttn