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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 12.

Gerichts- Beitung.

Gewerbegericht.

Dienstag, den 15. Januar 1895.

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12. Jahrg.

unterstützen mich in meinem Vorhaben; sie halten es aber für richtiger, zunächst noch nicht hervorzutreten, um die Angelegen heit, welche in der That eine Frage des öffentlichen Gewissens ist, nicht mit dem Anschein irgend welcher politischen oder sonstigen Sonderrichtung zu behaften. Den Gedanken an ein Gnadengesuch, nur um der Befreiung willen, lehnte im Bewußtsein seiner Unschuld der Verurtheilte ab. z sorgfältiger Zusammen­stellung aller nach diesseitiger Ueber.... gung die Unschuld des. Verurtheilten klar erweisenden Umstände, ist der zweimalige Versuch, ein Wiederaufnahmeverfahren zu erwirken, gescheitert. In dem letzten Wiederaufnahmegesuch wurde darauf hin gewiesen, daß die Bahnhofsuhr und die Postuhr dahin differirte, daß die Postuhr um fünf Minuten vorging. Das Oberlandes gericht Köln hat auch anerkannt, daß, wenn insbesondere für den Tag der That die erwähnte Zeitdifferenz nachzuweisen wäre, diese Thatsache für die Entscheidung der Geschworenen insofern von Be deutung hätte sein müssen, als dadurch die Annahme, daß Ziethen nicht der Thäter gewesen sein, zur Wahrscheinlichkeit wird. Das Oberlandesgericht hat indeß das Wiederaufnahme- Verfahren abgelehnt, weil der Beweis dafür bisher nicht angetreten war, daß auch an dem Tage der That die Uhren differirt haben.

höchst angeordneten christlichen Feiertage zu arbeiten kann sie| daß der Verbrecher, wie der Gendarm aussagte, dem letzteren nicht freiwillig zurückgenommen werden!? ins Gesicht schrie:" Jeßt, Ihr Sch... Preußen, jetzt sollt Ihr Einem gemeinen Denunziantenstreich und seiner Un mich mal 6 Monate verpflegen!" Diese unzarte Herausforde Noch einmal die Kündigungsfrist der Tage fenntniß der prozeßrechtlichen Vorschriften hat der Arbeiter rung des preußischen Nationalstolzes ist zwar an sich nicht 13hner. Anders als seinerzeit die Kammer VIII unter Assessor Amlong, wie die" Bolts- 3tg." meldet, den Verlust seiner strafbar; aber das Gesetz läßt dem deutsch  - preußischen Gerichts­Fürst, hat am 8. Januar die Kammer III unter Affeffor Invalidenrente zu danken. Amlong hatte sich am 16. De badischen Partitularisten bei den Ohren zu friegen. Die preußische De- hofe hinsichtlich der Strafhöhe gerade Spielraum genug, um den Lohmeyer die Frage beantwortet, ob Tagelöhner ein Anrecht auf zember 1885 im Betriebe einen Rippenbruch zugezogen und badischen Partikularisten bei den Ohren zu friegen. Die preußische die vierzehntägige Kündigungsfrist haben oder nicht. Der dafür von der Papierbearbeitungs- Berufsgenossenschaft eine Ehre wird nun wohl wieder hergestellt sein. Maurermeister Franzke wandte lediglich gegen die Lohn- Rente von 662/3 pet. erhalten. Später aber stellte die Zum Fall Ziethen. Die Elberfelder Zeitungen drucken entschädigungs  - Klage eines Arbeiters ein, derselbe sei Tage Berufsgenossenschaft die Rentenzahlung ein, da die Folgen außer der konservativen Elberfelder Zeitung" die folgende Zu­löhner gewesen. Der Beklagte wurde verurtheilt, wobei der des Unfalls beseitigt Unfalls beseitigt seien und das noch bestehende schrift ab: Gerichtshof das allgemeine preußische Landrecht ganz außer be- Leiden des Amlong( epileptische Krämpfe) unabhängig An die Bewohner Elberfelds! tracht ließ und nur die Bestimmungen der Gewerbe Ordnung vom Unfall entstanden sei. Das Schiedsgericht Berlin   Im Jahre 1885 wurde mein Bruder Albert 3iethen berücksichtigte. Der Vorsitzende begründete das Urtheil erforderte ein Ober- Gutachten vom Physikus Dr. Wolff, zum Tode verurtheilt und zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe be= folgendermaßen: Der Ansicht des Beklagten, daß Tagelöhner welcher die Erwerbsunfähigkeit des Klägers auf den Unfall gnadigt. Mein Bruder war beschuldigt, am 24. Ottober 1884 nicht die vierzehntägige Kündigungsfrist beanspruchen können, zurückführte. Auf grund dieses Gutachtens verurtheilte das seine Frau ermordet zu haben. fonnte der Gerichtshof nicht beitreten. Der§ 122 der Gewerbe- Ordnung Schiedsgericht die Berufsgenossenschaft rechtsfräftig zur Weiter- Gleich vielen, welche genaue Kenntniß aller einschlagenden bestimmt, daß Gesellen und Gehilfen eine derartige Kündigungszahlung der vollen Rente. Der Betrieb und die Entschädigungs- Verhältnisse haben, bin ich von der Unschuld des Verurtheilten frist zusteht, insofern nichts anderes vereinbart ist. Unter pflicht gingen später auf die Chemische Industrie  - Berufsgenossen- unerschütterlich überzeugt; in dieser Ueberzeugung habe ich es Gesellen find die gelernten Berufsarbeiter, unter Gehilfen die- fchaft über. Bald darauf erhielt leßtere eine Denunziation, in mir zur Lebensaufgabe gestellt, die Unschuld meines Bruders durch jenigen Personen zu verstehen, die keiner besonderen technischen der Amlong vorgeworfen wurde, er betrüge die Genossenschaft Richterspruch darzuthun. Vorbildung bedürfen. Also auch diesen ungelernten Arbeitern, und habe auch Dr. Wolff getäuscht; schon vor dem Unfall habe Besonnene Männer in den verschiedensten Lebensstellungen deren einer der Kläger   ist, tommt nach§ 122 die vierzehntägige er an Krämpfen gelitten. Die Berufsgenossenschaft stellte nun Kündigungsfrist zu, wenn nichts anderes abgemacht ist. Daß mit Ermittelungen au, auf grund deren sie die Rentenzahlung dem Kläger eine andere Vereinbarung getroffen, ist nicht be- einstellte, da in der That das Leiden Amlong's bereits be­hauptet worden, deshalb war ihm die Lohnentschädigung zuzu- standen habe, bevor er den Unfall erlitten. Das Schiedsgericht, billigen, da ein Entlassungsgrund nicht vorlag.- Aus diesem welches wiederum angerufen wurde, entschied ebenfalls zu un Urtheil spricht die Auffassung, welche unsererseits gegenüber den gunsten des Klägers, nachdem ein neues ärztliches Gutachten zu bezüglichen Entscheiden der Kammer VIII geltend gemacht wurde. ungunsten des Klägers sich ausgesprochen hatte. Dieses Urtheil Eine seltsame Entscheidung, welche mit der bis- wurde dann auch rechtskräftig. Amlong beschuldigte darauf den herigen Praxis des Gerichts nicht in Einklang zu bringen ist, inzwischen ermittelten Denunzianten Berg, welcher auch als fällte am 10. Januar die Kammer VII unter dem Vorsitz des Zeuge vor dem Schiedsgericht eidlich vernommen worden war, Assessors Altmann, durch den erst fürzlich der Richterstab einen Meineid geleistet zu haben. Das Schwurgericht, welches des Gewerbegerichts vermehrt wurde. Der Hausdiener R. ver- sich nunmehr mit der Angelegenheit zu befassen hatte, erkannte langte eine Lohnentschädigung wegen unberechtigter Ent in der That den Berg des Meineides für schuldig und ver­Taffung. Er hatte sich, wie er nicht leugnete, bereit urtheilte ihn zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren. erklärt, am Bußtag zu arbeiten, und war auch Auf grund dieses Urtheils beanspruchte Amlong von der an diesem Tage zur Arbeit erschienen. Da er Berufsgenossenschaft die Wiederaufnahme der Rentenzahlung; er aber nach 10 Uhr vormittags nicht gleich weiter arbeiten wollte, wurde aber mit seinem Anspruch abgewiesen. Er wandte sich schickte ihn der Beklagte mit den Worten nach Hause, er möge nun zum dritten Male an das Schiedsgericht und beantragte zum Teufel gehen, er brauchte auch nach 12 Uhr nicht wieder zu Wiederaufnahme des ganzen Verfahrens. Aber auch mit diesem tommen. Wie die Beweiserhebung ergab, machte sich der Kläger   Antrage wurde er abgewiesen, da er nicht binnen vier Wochen, am anderen Tage ein Vergnügen daraus, die Buchhalterin bezw. nachdem das Urtheil des Echwurgerichts die Rechtskraft er Expedientin" des Bellagten wegen ihrer Feiertagsarbeit langt, das Wiederaufnahmeverfahren beantragt hatte. zu verulfen. Abends entließ ihn der Beklagte und gab Reichs- Versicherungsamt, welches als letzte Instanz in der Sache ihm den Rath, feine fozialdemokratischen Redensarten zu entscheiden hatte, mußte aus rein prozeßrechtlichen Gründen anderswo anzubringen." Die Dame, die nebenbei be- der Entscheidung des Schiedsgerichts beitreten. merit, ein vortreffliches Mundwerk besitzt, bestätigte als Zeugin Auch ein Bild, das bezeichnend ist für den bureaukratischen die Behauptungen des Beklagten, daß sie gelegentlich dem Kläger   Geist unserer Rechtspflege. als feine Vorgesetzte vorgestellt worden sei, deren Anordnungen er zu erfüllen habe. Die Zungenfertige, der die Worte wie ein Sturzbach zwischen den Lippen hervorquollen, sagte weiter aus, ihrem wiederholten Verbot, seine Spöttereien zu lassen, habe gegen, die Beugin habe ihn auch mit albernen Redens der Kläger   nicht Folge geleistet. Dem hielt letterer ent­arten trattirt, ohne daß er daran besonders Anstoß genommen hätte; die Sache sei also nicht so schlimm gewesen. R. wurde unter folgender Begründung abgewiesen: Der Gerichtshof habe, Die fächsischen Gerichte befleißigen sich, den Nachweis zu allerdings nicht einstimmig, auf Abweisung erkannt, weil seiner erbringen, wie gut auch ohne, Umsturz vorlage" auszu­Mehrheit durch die glaubwürdige Aussage der Zeugin der Beweis kommen ist. Vor der vierten Straftammer des Dresdener geliefert erscheine, daß die Entlassung gerechtfertigt sei. In Landgerichts erschien dieser Tage ein Arbeiter Paulus  . Dieser der Verhöhnung der Angestellten des Beklagten, welche war vor einiger Zeit in der Nähe der Schüßenkaserne mit Erd­am Bußtag arbeiteten, liege eine Auslehnung gegen arbeiten beschäftigt, als ein Trupp von etwa 60 Soldaten vorbei­die Arbeitsordnung.( Gemeint ist die Ordnung im Be- marschirte, irgend eine Melodie pfeifend." Pieift doch mal den triebe, nicht eine schriftliche Arbeitsordnung.) Diese Auflehnung Sozialistenmarsch!" rief er ihnen zu. Dadurch soll der Mann in Verbindung mit dem Umstande, daß Kläger   die Befehle die bewaffnete Macht beleidigt haben, indem er mit Der deutsche Metallarbeiter- Verband( Filiale C) hielt der Zeugin, seiner Vorgesetzten, nicht beachtete, rechtfertigen die seinen Worten der Ansicht Ausdruck gegeben hat, daß die Sol­Entlassung.( Mit den Befehlen" der Zeugin sind ihre an den daten fähig sein könnten, das todeswürdige Verbrechen, den Släger gerichteten Aufforderungen gemeint, er möge fie mit Sozialistenmarsch zu pfeifen, zu begehen. Man fordert natürlich seinen Spöttereien in Ruhe lassen.) Andererseits fomme als niemand zur Begehung eines Verbrechens auf, wenn man ihn Untergrund in betracht, daß R. sich freiwillig erboten hatte, am dessen nicht für fähig hält, denn das wäre unlogisch. Hält man Bußtage zu arbeiten, und dadurch eine Verpflichtung ein- aber jemand eines Verbrechens für fähig, so beleidigt man ihn. gegangen war, die er zu erfüllen hatte. So die Gründe. Was Ergo mußte der Mann zwei Monate Gefängniß be­die Hohnreden" des Klägers betrifft, welche eine ,, Auflehnung gegen tommen.

Das

Von dem Gelingen des Nachweises, daß am 24. Oktober 1884 die Postuhr in Elberfeld   der Bahnuhr um annähernd fünf Minuten vorging, hängt die Anordnung des Wiederaufnahme. Verfahrens ab. Daß ein Wiederaufnahme Verfahren zur Frei­sprechung des Verurtheilten führen muß, darüber hat kein Eina geweihter Zweifel. An die Einwohner Elberfelds richte ich Vom Schwurgericht Lieguit wurde am Sonnabend die daher die herzliche Bitte, mich bei der Feststellung der Ghefrau des vom Schwurgericht Breslau   wegen Raubmord- Thatsache, daß und inwieweit an jenem Tage die Uhren- Zeit­versuchs gegen den Geldbriefträger Hübner zu acht Jahren Zucht- differenz stattfand, zu unterſtüßen. haus verurtheilten Malers Teichert von der Antlage des ver­Herr Rechtsanwalt Flucht wird jede auf diesen Punkt be­zweiflung über die That ihres Mannes den Versuch gemacht, jede andere Mittheilung, die geeignet erscheint, Licht in der An­fuchten Mordes freigesprochen. Frau Teichert hatte aus verzügliche Mittheilung entgegennehmen, event. fönnen auch vor erwähnte Mittheilungen an mich direkt gerichtet werden. Auch sich und ihre drei Kinder durch Kohlenoxydgas zu tödten. gelegenheit zu verbreiten, und dadurch die Unschuld meines Bruders nachzuweisen, ist erwünscht. Berlin   im Januar 1895.

Heinrich Ziethen, Restaurateur. Alt- Moabit 137.

Versammlungen.

am 5. Januar eine Mitgliederversammlung ab, in der eine auss führliche Rechnungslegung seitens des Kassirers erfolgte. Die Abrechnung vom 4. Quartal 1894 weist eine Einnahme von 866,83 m. auf, der eine Ausgabe von 614,71 M. gegenüber steht. Die Jahresübersicht giebt eine Einnahme von 2580,64 m. und eine Ausgabe von 2328,52 m. an, schließt also mit einem Kassenbestand von 252,12 M. ab. Die Mitgliederzahl ist von 287 auf 477 gestiegen. Dem Bericht fügte der Bevollmächtigte

die Arbeitsordnung" sein sollen, so hätten sie unseres Erachtens Wegen aufrührerischer Rufe" 9 Monate Ge der Filiale einen Ueberblick über die Thätigkeit der Vereinigung nur in Frage kommen können, wenn sie grobe Beleidigungen der fängniß. Von der Straffammer zu Mülhausen   i. E. wurde im verflossenen Jahre hinzu und erfolgte sodann nach Besprechung Vertreterin des Beklagten enthielten. Das war aber nicht der der Tagelöhner Hanger aus dem badischen Flecken Mundeleiniger Vereinsangelegenheiten der Schluß der Versammlung. Fall. Mit der Nichtbefolgung der Befehle" der Buchhalterin fingen zu obiger Strafe verurtheilt, weil er in St. Ludwig Der Verband der in Holzbearbeitungs- Fabriken und ist das auch so eine Sache, wo es sich doch schließlich um eine aufrührerische Rufe" ausgestoßen haben sollte. Diese selbst hier auf Holzplähen beschäftigten Arbeiter und gegenseitige Anläpperei handelte, nicht aber um Anordnungen, etwas außergewöhnliche Strafe, so wird dem Offen Arbeiterinnen( Filiale I) hielt am 7. Januar seine Mit­welche die Erfüllung von Pflichten aus dem Arbeitsverhältniß" burger Volksfreund" geschrieben, dürfte weniger auf gliederversammlung ab. Kollege Koboldt unterbreitete der Ver­betrafen. Und die freiwillige" Bereiterklärung, an einem aller- den aufrührerischen Ruf", als darauf gemünzt sein, sammlung die Verhandlung der Generalversammlung in ausführ

Ibsen's Klein Eyolf".

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Eyolf geboren. Die festen Umrisse, in denen Ibsen   sonst seine von verzehrender Schönheit" und ihr Gold( ihre goldenen Menschen zu zeichnen liebte, weichen. Des Dichters Phantasie Berge", wie es bei Ibsen   heißt) hatte den Unkräftigen verführt. Das neueste Schauspiel Henrik Ibsen's  :" Klein Eyolf" wurde icheut die Gestalten heute, als erinnerte sie sich ihrer aus fernen Der Ehe der beiden entsprang ein Sohn: der kleine Eyolf". am Sonnabend im Deutschen   Theater zum ersten Male auf- Tagen. Ich entziehe mich dem wehmüthigen Reiz dieser Poesie Statt daß fie ihres Unterpfandes mit sorgsamen Sinnen geführt. Die Dichtung, die in drei Abtheilungen gegliedert ist, nicht, selbst wo sie greifenhafte Büge trägt. Nur meine ich, von der warteten, tren und gewissenhaft, waren ihre Herzen erfaltet. Mit schließt sich in der Form der poetischen Behandlung innig an Bühne herab erfährt man nicht den wahren Hauch dieser Poesie, heißbegehrlichen weiblichen Organen umstrickte Frau Rita ihren das märchenhaft- symbolische Schauspiel vom Baumeister Solneß" und bestimmt wurde das Publikum im Deutschen   Theater nicht Alfred; das uralte Spiel zwischen Eva und Adam begann. Frau an. Der Dichter ist in eine Schaffensperiode getreten, da von ihm ergriffen, in seiner Mehrheit gewiß nicht. Man klatschte Rita duldete niemanden zwischen sich und ihrem Gatten, und mancherlei Aehnlichkeit mit jener Zeit aufweist, die Beifall; das war eine Respektbezeugung. Nichts mehr. der kleine Eyolf blieb vernachlässigt. Er wurde ein Krüppel der Ibsen seinen Peer Gynt  " und seinen" Brand  " schrieb. Unter Qual und Gewissensnöthen seiern Alfred und Rita Vorgang ist natürlich wie ein poetisches Symbol zu fassen. Die Das sind Versdichtungen, in denen der jüngere Jbsen ein Allmers, der Mann und das Weib, die Auferstehung zu einem Eltern fümmerten sich nicht um leibliches und seelisches Gedeihen Weltbild aufzubauen bemüht war: ein Weltbild, das neuen, höheren Leben. Aus blinden, in Selbstfucht erstarrten ihres Kindes und so ging das Kind zu grunde. Um die Reue alle Zweifel und alle Hoffnungen, die dem Dichter sich auf- Menschenkindern werden sehende Gefchöpfe. Aber während sie loszuwerden, die den Vater mahnte, begann Alfred, sein Lebens­drängten, während er über allgemeine Menschenschicksale nach zu edleren Naturen umgewandelt werden, haben sie ihr reiches wert"; er schrieb das Buch über menschliche Verantwortung. fann, offenbaren sollte. Baumeister Solneß und Klein Eyolf Glück eingebüßt. Als sie noch waren, wie die unwissenden Das Buch aber wollte nicht gedeihen und in Gewissensängsten hat der Dichter in Prosa geschrieben. Das ist ein nebensächlicher Kinder und nur sich lebten und ihrer Lust, unbekümmert und ging Alfred in die Einsamkeit der Berge. Dort tam ihm der Bug. Im Wesen steuert er in diesem letzten seiner gewissenlos, da waren sie noch voll von Freuden. Als aber das Entschluß, nunmehr sein Lebenswerk darin zu suchen, dem armen Lichtungen ebenfalls nach dem Ziele, nicht einen be- hämmernde Gewissen bei ihnen erwacht war, beim Manne eher Krüppel Eyolf in Wahrheit ein Vater zu sein und ihn zum sonderen Theilausschnitt aus dem Leben, nicht eine als beim Weibe, als sie die Wahrheit schauten auf dem Grunde ihrer Glücksbewußtsein zu erziehen. Es war zu spät. So leicht spottet bestimmt umrissene Schicht der Gesellschaft, nicht einen Seelen, da erschrafen sie und die Reuefraß an ihnen. Denn sie erkannten man der beleidigten Verantwortung nicht. Als Eva wieder ihren Einzelfall von Bedeutung darzustellen, sondern vom sich in ihrer Nichtigkeit; verschwunden waren die Illusionen und die Adam lockte, hatte Klein Eyolf sich aus dem Zimmer der Eltern Menschentrachten und Menschendasein in der umfassendsten Welt dünkte ihnen schaal und öde. Da begann der Läuterungs- gestohlen und war der mürrischen Person, die man in der ganzen Weite ein Gleichniß, einen sinnbildlichen Abglanz zu geben. prozeß in ihnen. Sie wurden sich der Aufgabe klar, daß der Gegend die Rattenmamfell nannte, nachgehumpelt bis an die Schwer und trübe ist dieser Abglanz bei dem greisen Ibsen  . In Mensch nicht blos eine selige Erdenbestie sein solle; sondern daß Landungsbrücke an der See und von dort stürzte er ins Wasser dem Selbstbekenntniß, das seine Künstlernatur im Baumeister er auch ein wenig mit dem Himmel verwandt sei", wie Jbsen und ertrank. In der zweiten Abtheilung der Dichtung sind die Solnes abgelegt hatte, noch mehr als in Klein Eyolf. Bau- es finnbildlich nennt, und sie rüsten sich gemeinsam zu schwerem inneren Gewissensnöthe von Mann und Weib dargestellt. Hülle meister Solneß möchte zu den Sternen emporfliegen und die Arbeitswert, zu sozialem Mitthun, das sie allmälig von der um Hülle fällt von ihren Seelen. Die Augen des todten Kindes Erdenschwere läßt ihn schmählich zerschellen. Durch Klein Eyolf Schuld, mit der sie sich beladen und von ihren Gewissensnöthen drunten auf dem Meeresgrund sind die drohenden Gläubiger, zieht sich ebenfalls pessimistisches Grübeln über das Erdenweh, erlösen möge. Das ist der Gedankeninhalt der Dichtung, wie ich die sie fortan an ihre Schuld genahnen. Jetzt, da sie einander aber es flingt in Troft und Verheißung aus. ihn begreife. Ein uralt tragisches Motiv flingt in fennen und nichts mehr vor einander zu verbergen haben, da

Die

Solche Poesie tann voll sein von lyrischer Stimmung, an- Klein Eyolf wieder. Jedes Fortschreiten zur höheren sie sich begegnet find in all' ihrer Blöße und Schwäche, gefüllt mit Reflexionen voll Tiefsinn, ohne doch ein Bühnenwerk Sittlichkeit fordert Mühsal und Opfer. Dem Starken sind sie erst recht aneinander gefettet und zur Pein verdammt, von Feuer, Kraft und Leben zu sein. In einem Mysterium, das wird die Mühe leicht, wie dem Wegbaumeister Borg- nebeneinander herzugehen ohne Achtung, ohne Liebe. von Menschenschicksalen in ihrer Allgemeinheit handelt, kann beim in Klein Eyolf, dem jungen frischen Gesellen, der im Wissenden sind verdammt worden. Erschütternd ist dieser Seelen­noch so viel philosophischer Reichthum aufgehäuft sein, ein Gegensatz zu Allmers von jeher fruchtbringender Arbeit froh war. fampf durch den Kontrast, der eine Szene vorher Alfred Allmers einziges Stückchen farbigen besonderen Lebens wird von der Er baute Straßen über Höhen und Berge, und jemehr Hinder im traulichen Gespräch mit seiner Stiefschwester Asta zeigt. Als wirklichen Bühne herab ergöhlicher sein. Der Beifall, den nisse zu überwinden waren, um so freudiger regte sich seine Alfred noch schuldlos und arm mit Asta lebte, da war sein Klein Eyolf im Deutschen   Theater fand, macht mich nicht irre. Spanntraft. Er war ein Mann. Der schwächliche Almers indessen Dasein ein einziger Feiertag. Auch der Trost, Usta bei sich be­Er setzte gerade nach dem ersten Att am lebhaftesten ein und baute in engem Egoismus ein Paradies auf, dessen Freuden hohl halten zu dürfen, bleibt Alfred versagt. Denn Afta ist im Ehe­wurde matter, wo der Dichter am beweglichsten zu sprechen waren. Das Paradies brach zusammen und als er daraus vertrieben bruch geboren und nicht die Halbschwester Alfred's. weiß, in der zweiten Abtheilung seines Gedichtes in Profa. war mit seinem Weibe, da waren beide elend. Und ein Lieblingsmotiv So find Alfred und Rita vollends vereinsamt. Der Aus der Beschaulichkeit des Alters, das innerlich bewegt Jbsen's taucht wiederum in Klein Eyolf auf: die Schuld der schwerste Jammer aber bringt die beiden zur Be­noch, aber nicht mehr mit der Bollkraft leidenschaftlicher Theil- Väter rächt sich an den Söhnen. Alfred Allmers war ein arm- finnung. Sie find schwer gebeugt, nicht vollends nieder­nahme den Irr- und Kreuzwegen der Menschen folgt, ist Klein feliger Stundenlehrer, als er Frau Rita sah. Das Weib war gebrochen. Die Liebesinstinkte des Weibes regen sich zuerst bei