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Nr. 464 39. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Die Landtagsdebatte.

( Schluß aus der Abendausgabe.)

fratie hatte millionenmal gefordert, daß das Geld weniger für det worden. Ein nettes Bugeständnis! Die Sozialdemo= den Militarismus und mehr für die Schulen, auch für die land:

wirtschaftlichen, ausgegeben werde.

Frau Christmann noch einmal vorübergehend einen frischeren Zug Nach der Kommunistin Frau Arendsee   brachte unsere Genoffin in die Debatte. Mit einigen wirkungsvollen Zahlen über die Zu­nahme der Sterblichkeit, der Unterernährung und Tuberkulose unter den Schulkindern erzwang sie sich die Aufmerksamkeit des Hauses. 80 Proz. aller Berliner   Schulkinder sind unterernährt, 50 Proz. tuberkulos oder tuberkuloseverdächtig.

feld anderes fagen, als daß die Erhöhung des ersten Drittels des Nach der Rede unferes Genossen Haas im Landtag nahm sich lich aus, fing bei Caprivi an und behauptete scheinbar im Ernst, daß Umlagegetreides unbedingt notwendig sei! Er holte tiefsifferrschaft auch der Zentrumsmann Sprenger ben deutschnationalen Herrn die Landwirtschaft im faiserlichen Deutschland   vernachläftigt Becker vor. Ich unterstreiche", betonte der Zentrumsabgeordnete, worden sei. Beweis: Die bäuerliche Bevölkerung ist für die mo= Wort für Wort, was Kollege Haas über die demagogische dernen landwirtschaftlichen Methoden nicht genügend ausgebil Politit der Rechten gesagt hat. Die Drohungen der Entente waren zum großen Teil zurückzuführen auf die Heßereien der Deutsch  nationalen, die die Autorität der Regierung untergruben." Und nach diesem Hieb wurde Herr Becker, der den Zusammenbruch der Staatsautorität bejammert hatte, von dem Zentrumsmann an ben bekannten Brief Oldenburg  - Janushaus erinnert, an jenes Dokument über die Wirtschaftssabotage der Junker während ber Seriegszeit. Und auch das, was die Sozialdemokratie bei der Frage der Produktionssteigerung immer gepredigt hat, nahm der Zentrumsabgeordnete auf: Die Erfolge der Probuftionssteigerung müssen dem ganzen Wolfe zugute kommen." Produktionssteigerung ohne Sozialpolitik, ohne Verteilung der Ernte der Arbeit ist bei­nahe schlimmer, als Produktionsverminderung, ist eine halbe Wahr­heit, und die ist bekanntlich oft gefährlicher als eine ganze Lüge. Rein tapitalistisch durchgeführte Produktionssteigerung bedeutet für unsere Zeit Beschleunigung des Zusammenbruchs. Produktions­steigerung nach fozialen Gesichtspunkten aber ist nur möglich, wenn Eingriffe in die wirtschaftliche Freiheit stattfinden. Der Zentrums­redner erkennt das an. Das Zentrum hat also anscheinend aus der Notlage etwas gelernt nicht so die Herren der Deutschen  Boltspartei; diese fommen aus ihren tapitalistischen Gedanken­gängen nicht heraus und ihr Herr Engberding machte mit seinen Gelbstwiderlegungen und Berirrungen in tausend Sadgassen dem Hause viel Spaß. Zunächst überraschte er seine Zuhörer mit dem Bekenntnis, die Erfüllungspolitik sei nach dem Versailler Frieden Das größte Uebel, das er tenne. Auf den Zuruf: Ruhrgebiet  ?" mente er, Deutschland   habe sein Etatrecht verloren, die Entente tontrolliere. Und dann stellte. er die Gegenfrage: Ruhrbefehung oder Finanzkontrolle?", worauf die Antwort von den Bänken un­ferr Genoffen fam:

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Ohne Erfüllungspolifit Kontrolle und Ruhrbesetzung!" Un Herr Engberding wußte nicht weiter. Deshalb zitierte er bann wie so ziemlich alle bürgerlichen Redner während der Teuerungs­bebitte- Dr. August Müller. Sind die bürgerlichen Redner mit ihrem Latein zu Ende, so wird ein Pump bei Schippel oder August Müller aufgenommen. Auch Engberding nahm natürlich feine Zuflucht zur Berufung auf die Konsumvereine, weil aud diese mit den Wiederbeschaffungstoften rechnen müssen. Dabei bate unser Genosse Haas doch schon betont, daß auch bei der Wie­berlefchaffungstoftenfrage das Sprichwort gilt: Wenn Zwei das felt fun, ist es nicht dasselbe". Herr Engberding jammert über ben Zigarettentonsum. Unser Genosse Heilmann macht den volts: pareilichen Jeremias darauf aufmerksam, daß doch die Volts partei ber Träger des Widerstandes gegen das Tabatein­fukverbot ist. Allmählich verwandelte fich die Debatte in eine Litanei der Widerholungen. Unermüdlich und tapfer wurden anmer wieder bieelben Gesichtspunkte, dieselben bekannten Tatsachen, dieselben Balen vorgetragen. Was sollte der Deutschnationale Meyer- Biele­

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Das hat der Berliner   Oberbürgermeister festgestellt. In Düsseldorf­Land find 15 bis 20 Broz.aller Schulkinder tuberkulös infiziert. In Erfurt   Zunahme der Tuberkulose, und zwar in den Bolksschulen beträchtlich viel stärker als in den mittleren und höheren Schulen. Der Storbut, eine typische Hungerfrankheit, längst verschwunden aus Deutschland  , ist nach Deutschland   wieder zurückgekehrt, und nur die ältesten Aerzte fennen diesen unangenehmen Gast. Aber wer fann sich über die Zunahme der Ernährungsfrankheiten wundern, wo Milch, Gemüse und Obst von Tag zu Tag teurer werden? Die Aerzte empfehlen den Konsum von Obst und Gemüse für die Kinder. Wie soll das geschehen, da die Löhne den Preisen nicht nachkommen. ,, Sollen die Kinder" ruft Genoffin Christmanu, für eine Sefunde an die Herzen Aller im Hause rührend foll die Zukunft Deutschlands   verderben, weil heute der Profit mehr gilt als der Mensch?" Nochmals die Mahnung an die Regierung, ihre Pflicht zu tun, da die Meldungen, Gemüse und Obst gingen ins Ausland, nicht verstummen. Nochmals einen Appell an die Regierung, nicht schlapp zu machen im Kampf um den Preis des Umlagegetreides. Die Umlage selbst muß hereingebracht werden, und der Preis darf nicht in die Höhe gehen. Die Landwirtschaft kann den Preis ertragen; denn aus dem freien Getreide, aus Kar­toffeln, Hadfrüchten und Obst tommen ja Riesengewinne. Und zum Schluß nochmals die Forderung: Mehr Milch, bessere Milch für die Kinder! Nicht auf dem Weg, den Herr Mayer- Bielefeld emp­fohlen hat: erst Schlempe, dann Milch- also durch Schnapsbrenne rei zur Milchproduktion!

Mancher Händedrud auf der Linden bankte der Genoffin Chrift mann für die erfrischenden, tapferen Worte, die das müde Haus noch einmal wachgerüttelt hatten. Dann sprach der Zentrumsabg. Jacoby- Raffauf, der aber mit seiner totlangweiligen Rede seinem Namen wenig Ehre machte, und der Volksparteiler Graf Stolberg  . Wernigerode  , der gegenüber unseren Genossen seine fachmännischen Kenntnisse in der Landwirtschaft ohne viel Bescheidenheit heraus­strich. Weil unsere Genossen von der Sozialisierung ber Schlüssel­industrien gesprochen hatten, kam der Herr Graf mit dem Hinweis auf Rußland   und auf die Berliner   Güter. Dabei gehört nicht viel Wiz dazu, zu verstehen, daß das Zuviel in Rußland   und das Zu­menig in Deutschland   so manches Fiasto erklärt. Die Teuerungs­

Rudolph Hertzog

Breitestr

Berlin   C2 Brüderstr.

Sonntag, 1. Oktober 1922

bebatte hat ja festgestellt, daß auch die Konsumvereine not gedrungen mit den Wölfen heulen müssen. Nach dem Grafen kam dann der Abg. Dr. Bredt( Wirtschaftspartei) auf die Wohnungs­not zu sprechen. Er rief nach einem eisernen Besen, der die vielen Ausländer, die den Deutschen   das Brot wegessen und die Wohnungen besetzen, hinausfegt.

Um 5 Uhr wird die Weiterberatung auf Montag, 11 Uhr vorm., vertagt.

Aus der Partei.

Unabhängigen und des örtlichen fozialdemokratischen Parteivor­Die Einigung. In einer gemeinsamen Gigung der bisherigen Unabhängigen und des örtlichen fozialdemokratischen Parteivor­standes sowie der Pressekommission in Bremen   wurde beschlossen, Titel Bremer Volkszeitung" weiter erscheinen zu lassen. zeitung"( usp.) vom 1. Oktober ab zu vereinigen und unter dem die Zeitungen Bremer Boltsblatt"( SPD  .) und Bremer Arbeiter­Die Redaktion der Bremer Arbeiterzeitung" siedelt am 1. Oktober in die Räume des" Bremer Boltsblatt" über.

In Halle ist ebenfalls eine Verschmelzung unseres Partei­organs, der ,, Bolfsstimme", mit der bisher unabhängigen Bolks­zeitung" vorgenommen worden. Ab 1. Oktober wird in Halle nur noch eine sozialdemokratische Zeitung unter dem Titel Volks­blatt" erscheinen.

( Schluß des redaktionellen Teils.)

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