Die Rathenaumörder vor Gericht.
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SPD . Leipzig , 4. Oktober. ( Eig. Drahtbericht.) fammengeschlossen. Vors: Sie stellen es so dar, als ob die D. C. mon aus Frankfurt a. M. vernommen, der sich zunächst über seine Der erste Tag des Rathenau- Prozesses war lediglich feier- ein Kameradschaftsverein war. Befigt die Organisation nicht einen Beteiligung an den Kämpfen des Freitorps Berthold in licher Auftakt. Aber schon gestern fühlte man bereits die poli- Gie noch nie gehört, daß das Zentrum ver D. C. in München ist? Später habe er dann in Frankfurt in einer„ nationalen Sache" geMittelpunkt? Angefl: Das ist mir nicht bekannt. Bors: Haben Harburg und des Oberschlesischen Gelbstschutes äußert. tische und historische Bedeutung dieses Prozesses heraus, haben Sie nicht auch mit Ehrhardt direkt in Berbindung ge- arbeitet. Im befehten Gebiet hätten nämlich französische Offiziere fühlte man, daß hinter jenen 13 auf der Anklagebant stärkere standen? Anget 1.: Nein. Bors.: Welche Ziele verfolgt denn in Bivil einige nationalgesinnte Leute veranlaßt, eine Orgefch für und eigentliche, aber unsichtbare Angeflagte stehen bie D. C.? Angefl.: Bei drohenden Linksputschen wollten wir uns das besetzte Gebiet zu schaffen und hätten dann diese Herren geund der Berurteilung harren. Auch gestern fühlte man, daß der Regierung zum Schuh zur Verfügung stellen. Vors.: Sie sollen fangen genommen. An ihn, v. Salomon, sei dann herangetreten hier nicht nur über den Mord in der Königsallee verhandelt eine Anzahl Reifen für die D. C. durch Deutschland gemacht haben. worden, an der Befreiung dieser Berhafteten mitzuhelfen, und diese wird, sondern über den Mordversuch am deutschen Wolfe. So, Angefl.( nach furzem Zögern): Darüber verweigere ich jede Aus- Tätigkeit habe ihn bis kurz vor seiner Berhaftung in Anspruch gewenn der Verteidiger Ernst Werner Techows, Justizrat funft. Oberreichsanwalt bermayer: Für die Ermordung nommen. Bors: Wie sind Sie denn nach Berlin gekommen? Dr. Hahn, in einer fast parlamentarischen Obstruf- Rathenaus follen tionsrede die Gültigkeit des Staatsgerichtshofes überbesondere Leute der D. C. ausgesucht
haupt leugnete und die Verweisung der ganzen Angelegenheit und zu der Tat verpflichtet worden sein. Angefl.: Das ist nicht an den Schwurgerichtshof verlangte. Noch einmal, wie so oft, richtig, denn die Mitglieder unserer Organisation waren nicht zu Oberreichsanwalt Eber= ertönte hier die deutschnationale Jargon- Phrase vom Druck der besonderen Leistungen verpflichtet. Straße, noch einmal wurden konservative Rechtslehrer als Be- maner: Sie sollen nach der Mordtat auch einmal gesagt haben, die Tat mußte beschleunigt werden, weil Ihre Geldgeber nichts mehr weiszeugen zitiert. Noch einmal wurde der Versuch gemacht, geben wollten. Anget 1.: Ich habe das so gemeint, daß durch die die sozialistischen Laienrichter abzulehnen und den Präsidenten allgemeine Geldentwertung auch den rechtsstehenden selbst, weil dieser in einer dienstlichen Mitteilung an den Kreisen das Geld ausging. Reichsjustizminister die republikanische Zuverlässigkeit des Der zweite Angeflagte, Hans Gerb Techow, gibt auf BeStaatsgerichtshofes betont hatte. Noch einmal mußte der fragen des Vorsitzenden an, daß er Staatsanwalt darauf hinweisen, daß das Gesetz zum Schutze dem Deutschen Schuh- und Trußbund, dem Deufschnationalen der Republik durch die Zweidrittelmajorität des Reichstags Jugendverein und der O. C. angehört verfassungsmäßige Geltung gewonnen habe. 3weimal mußte habe. Borf.: Sind Sie in der D. C. zu besonderen Zweden versich der Staatsgerichtshof zurückziehen, ehe er sozusagen zu- pflichtet worden. Angefl.: Nein, mir ist über die Organisation sammentreten, das heißt formell unantastbare Gültigkeit be- auch nicht viel befannt, da ich aus ihr ausgeschloffen worden bin. Bors: Sie sind ausgeschlossen worden, weil Sie die Organisation halten fonnte. geschädigt haben. Angefl: Dieser Grund wurde mir gegenüber geltend gemacht. Ein Beisiger: Sollte die D. C. auch etwa gegen Aufstände von rechts eingreifen und sich der Regierung zur Ver-fügung stellen? 2ngefl.( nach einigem Ueberlegen): Davon ist mir nichts bekannt.
Angeft. Willi Günther, dem vom Vorsitzenden vorgehalten wird, daß er
Auch die häufigen Versuche der Rechtsanwälte, die Schilde der Deutschnationalen Volkspartei und der verschiedenen völkischen Bunde blank zu wischen, erinnerte stark an das Politische dieses Prozesses. Bald scheint es, als bilde die Organisation Consul geradezu eine Schuggarde der republikanischen Regierung, wenn man den Aussagen der Angeklagten zuhört. Nie war dort ein Sterbenswörtchen über Mord gefallen. Jugendwegen Fahnenflucht zu einem Jahr fünf Monaten Gefängnis erziehung in völkischem Sinne, Unterricht im Handgranaten verurteilt worden ist, schilderte sehr ausführlich, jedoch meist kaum schleudern, im Fabrizieren von Giftsprizen, im Bekämpfen verständlich seinen Lebenslauf. Er erklärte, daß er durch den Er erklärte, daß er durch den fogenannter Revolten von links. Sind das nicht die edelsten Deutschnationalen Jugendbund Ziele?
mit hochgestellten Persönlichkeiten in Berührung Blickt man in diese subaltern leeren Ange gekommen sei. Er sei als Kriegsfreiwilliger 1915 eingetreten, und sichter der meist jugendlichen Angeklagten, zwar bei dem Düsseldorfer Ulanenregiment. Später sei er dann sieht man hier forciert forsches Auftreten, spürt man hier infolge einer Schußverlegung zur Infanterie verscht worden, fonnte militärisch gedrilltes Jamoll, so weiß man, mit wem man es dort aber keinen Dienst tun und wurde zu einer Fuhrparkfolonne hier zu tun hat: mit Kadetten, die für ein nationalistisches im Westen abkommandiert. Da sich ihm jedoch keine BeförderungsEdelmörderkorps gezüchtet wurden, die geistigen Offiziers- möglichkeiten boten, ging er selbständig in die Türkei . Vors.: Sie Aspiranten; fie fönnen gehorchen, schweigen, sogar befehlen, waren auch am Rapp- Butsch beteiligt? Angefl: Jawohl, ich war durch meine Ortsgruppe, deren Leiter ich war, aber denken fönnen sie nicht. Der verstorbene Kern foll mit Pfarrer Traub bekannt suggestiven Einfluß auf jüngere Kameraden ausgeübt haben, crzählte der Kapitänleutnant Tillefsen; daß er einen stechend schwarzen Blick gehabt habe. erfahren wir vom Rechtsanwalt Dr. Bloch. Kern und seine suggestive Kraft ist nicht mehr ftrafbar, aber die suggestive Gewalt jener leben den Kerne und Ueberferne wird einfach totgeschwiegen. Schlimmer als ein stechender Blick wirkt der gedruckte und gesprochene Chauvinismus jener Schuhverbände, deren Idealismus selbst unter Breisgabe der augenblicklichen Angeflagten zu retten versucht wird. Gefährlicher als ein schwarzes Auge sind jene He zblätter, beren Hersteller mit Handgranaten besser umgehen als mit der Feder. Es entbehrt nicht eines gewiffen Reizes, daß offenbar als Berichterstatter eines solchen Blattes unter den Bressevertretern im Gerichtsfaal der bekannte Herr Flesch sitt, jener Flesch, der Helfferich den Blumenstrauß am Mordtage überbracht hat.
Verhandlungsbericht.
( Schluß aus der Abendausgabe.)
B. S nach furzer Beratung verkündete Reichsgerichtsrat Niedner, daß der Staatsgerichtshof den Antrag auf Ablehnung des Senatspräsidenten, Hagens als unbegründet zurückweise.
Daraufhin übernahm Senatspräsident Hagens wieder den Vorfiz und ging dann noch einmal in ausführlichen Darlegungen auf den Inhalt der Anklage von dem in ihr dargestellten Tatbestand ein, wobei er den an der Wand des Saales aufgehängten Drientierungsplan erläuterte. Nach einer furzen Schilderung, wie nach den angestellten Ermittlungen das Attentat vollzogen wurde, beschäftigte er sich zunächst mit der Persen Fischers und Kerns, die auf der Burg Saaleck den Tod fanden. Bei Fischer stehe nach der Anklage die Zugehörigteit zur Organisation Conful nicht fest Kern habe sich aber um die Aufnahme in die Organisation bemüht, habe sie aber nicht erreicht. Dann wurden weiber die bereits befannten Vorgänge, das Zustandekommen des Mordplanes, die Beschaffung der Waffe und der Garage erörtert, wie sie in der Anklage nach dem Ergebnis der Voruntersuchung dargestellt worden ist. Dabei wurden auch mehrere charakteristische Aeußerungen der Täter zur Sprache gebracht. So fagte Kern am Morgen des 24., furz bevor die Fahrt nach dem Grunewald angetreten wurde:
„ Wir wollen sehen, cb wir Rathenau heute noch vor die Pistole bekommen."
Man fragte gleichzeitig den älteren Techow, der das Auto fahren follte, ob er auch für seine Nerven garantieren fönne, was Techow bejahte. Dann nahm das Auto, wie bekannt, in der Joachim- Friedrich- Straße im Grunewald Aufstellung, um den Wagen Rathenaus abzuwarten. Als das Auto dann in der Königs allee erschien, rief Fischer dem Techom zu:„ Fahren Sie los und machen Sie das besprochene Manöver!" Techow hat bei seiner Bernehmung angegeben, daß er nicht gemußt habe, daß es sich um das Rathenausche Auto hardle, er sei der Ansicht gewefen, er be finde sich auf einer Probefahrt. Dann habe er später hinter sich die Schüsse und den Knall einer Handgranate gehört und er habe mit dem Auto die Flucht ergriffen. Nach der Darstellung der Anklage hot Techow dann in der Garage zu dem ihn erwartenden Günther gesagt:
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..Die Sache hat geflappt, Rathenau liegt." Und später, eis er Schütt und Diestel von der Tat erzählte, fagte er noch:„ Wir haben es getan, um die Roten zum Angriff zu reizen, uns ging das Geld aus." Der Vorsitzende schloß dann seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß die in der Anklage enthaltene Darstellung feineswegs feststehende Tatsachen bedeute. Hierauf trat eine furze Mittagspause ein.
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geworden und kam so in den Kapp- Butsch hinein. Der D. C. habe ich jedoch nicht angehört, wohl aber dem Deutschvölkischen Schuh-- und Truzbund. Vors: Gehörten Sie auch zur Deutsch nationalen Bolfspartei? Angefl.: 3a. Ich möchte hier bemerken, daß man mir dort vorgeworfen hat, ich hätte Wahlgelder nicht ordnungsmäßig verwaltet. Das ist jedoch nicht wahr. Obereichsanwalt Ebermayer: Sie haben sich zu dem Primaner Stubenrauch dahin geäußert, daß die Aufgabe der Mitglieder der D. C. die war,
besonders mißliebige Persönlichkeiten beseite zu bringen. Diese Aufgabe wurde Leuten überantwortet, die eine zweijährige Probezeit hinter sich hatten und durch das Los erwählt worden waren. Angefl: Davon habe ich nichts gefagt. Oberreichsanwalt: Das werden wir ja von Stubenrauch nachher hören. Sie haben doch außerdem noch Briefe an die D. C. nach München geschrieben. Justizrat D.r Hahn- Berlin: Ich möchte feststellen, daß der Angeklagte Günther von der Deutschnationalen Partei ausgeschlossen worden ist wegen Mißbrauchs des Namens des Borfiken den, wegen grober Leichtfertigkeit und wegen anderweitiger Verwendung von Wahlgeldern. Rechtsanwalt Dr. Sa d: Mit welchem Recht nennen Sie sich überhaupt Mitglied des Offizierbundes, da Sie doch niemals Offizier gewefen find? Ange fl.:. Mitglied des Offizierbundes fann jeder Mensch werden. Rechtsanwalt B10 ch: Das ist unrichtig.
Angekl: Ich habe im Auftrage dieser Herren Reisen unternommen. Vors: In der Untersuchung haben Sie behauptet, Sie Das habe ich nur gesagt, um die nationale Sache nicht zu verraten. wären zu einer Vergnügungsreise nach Berlin gefahren. Angefl:" In Berlin traf ich dann zufällig Kern, der gleichfalls wegen einer nationalen Sache" in Berlin war. Vors: Sie sind Mitglied mehrerer nationaler Vereine? Angefl: Ich gehöre nur dem Berband nationalgesinnter Soldaten und dem Anget L.: Nein. Auf Befragen des Borsigenden erklärt Salomon Jungdeutschen Orden an. Bors: Nicht der D. C.? dann weiter, daß der Jungdeutsche Orden ziemlich unflare Zwede verfolge und antwortet auf eine Frage Dr. Luetgebrunes, ob der Orden nicht auch die Bereinigung der Klassen erstrebe, unter allgemeiner Heiterteit: Jawohl, folche Phrasen wurden in dem Verein gemacht.
Die Bernehmung der beiden Garagenbesiger, der Kaufleute Schütt und Diestel aus Berlin , gestaltete sich nur kurz. Beide erflärten, daß sie weder einem politischen Verein noch einer Partei angehörten und nur zufällig in die Rathenau- Affäre hineingeraten seien.
Unter allgemeiner Spanung wurde dann der Bruder des unter dem Verdacht der Ermordung ErzKapitänleutnant a. D. Karl Tilleffen, bergers verfolgten Heinrich Tillessen vernommen. Sohn eines im Jahre 1910 verstorbenen Generals Wie der Vorfigende einleitend feststellte, schwebt gegen ihn auch eine Vorunter
Er ist der
suchung und ein Haftbefehl in Verbindung mit dem Attentat auf Oberbürgermeister Scheidemann . Vors: Sie sollen nach der Flucht Ihres Bruders zynische Aeußerungen getan haben. Tillessen : Ich habe mich bei meinen Aeußerungen immer nur an den Brief gehalten, den mir mein Bruder damals geschrieben hat und in dem er erklärt, daß er nicht der Täter sei. Bors: Wo ist Ihr Bruder jezt?. Tillessen : Das weiß ich nicht. Ich habe seit jener Zeit feine Verbindung mehr mit ihm. Der Angeklagte sagte weiter aus, daß er vom ersten bis zum letzten Tage Angehöriger der Brigade Ehrhardt gewesen sei. Er fei Mitglied feiner Partei gewesen, dagegen habe er sich in nationaler Hinsicht hin betätigt, vor allen Dingen die Idee propagiert, daß das deutsche Volk wieder die Front nach außen nehmen müsse, anstatt sich nach Innen zu zerfleischen(!!!). Er habe der pölfischen Bewegung nahe geftanden und auch die nationalsozia liftische Bewegung unterstützt. Bors: Haben Sie auch der D. C. angehört? Angefl.: Nein, aber ich habe ihr nahe gestanden, denn ich fannte viele Offiziere von der Brigade Ehrhardt her. Ich gehörte auch dem Verband nationalgesinnter Sol. daten und dem Neudeutschen Bunde an. Der Verband nationalgefinnter Soldaten sollte die Frontkämpfer
zu einer Art unbewaffneter Armee zusammenfassen und sie zum Bereithalten sammeln. Vors.: Zur Aenderung der politischen Zustände in Deutschland ? Angefi: Nein, davon ist nie die Rede gewesen. Auf Befragen Rechtsanwalts Dr. Luetgebrune äußerte sich Tillefsen hierauf sehr ausführlich über Kern, den er als einen sehr zuverlässigen Offizier bezeichnet, der keine Rücksicht gegen sich geübt habe und bewundernswerte Energie und Tapferfeit gezeigt habe. Unter den damaligen Zuständen habe Kern außerordentlich gelitten. So sei er einmal an ihn, Tillefsen, der sein Vorgesetzter bei der Brigade Ehrhardt war, mit den Worten herangetreten: Das nützt hier alles nichts, es muß irgend etwas geschehen." Und so habe er verlangt, man solle bei der Brigade ein Ultimatum stellen, daß irgend etwas unternommen werde, andernfalls würden die Offiziere fortgehen. Vorf.: Er meinte damit den Sturz der Regierung. Angefl: Jawohl. Kern war sehr radikal. Später in Frankfurt ist er dann mit dem Plan an mich herangetreten, die Offiziere bereitzuhalten und bei einem Einmarsch der Franzosen ins Ruhrrevier ein Schillsches Freikorps zu bilden,
Der folgende Angeklagte Christian Jlsemann hat die Realschule besucht, trat 1918 in die Marine als Radett ein und ging nach seiner Entlassung zur Brigade Ehrhardt , wo er Die Kämpfe gegen die Spartalisten mitgemacht hat. Später ging er in dem sich jeder verpflichten müsse, zu fämpfen, bis er sterbe. zu seinem Vater nach Merito, fam aber im Frühjahr 1922 nach Rechtsanwalt Dr. Sad: Ist es möglich, daß Kern auf den jungen Deutschland zurück, wo er in Kiel mit Kern zusammentraf. Jsemann Lechon einen suggestiven Einfluß ausgeübt hat? Tillefsen: wollte nach seiner Rückkehr wieder in die Marine eintreten, gab Jawohl. Beisitzer Gustav Hartmann : Würde sich der Neujedoch den Gedanken auf. Er trat dann in das Erpeditionsgeschäft deutsche Bund auch gegen einen neuen Rapp Putsch gewendet von Bahn in Schwerin ein. Borf.: Gehörte dieser Herr Bahn auch zu der D. C.? Angefl: Das weiß ich nicht. Vors: Sie haben in München einmal bei dem Kapitän leutnant Hoff= mann längere Zeit gewohnt, der dafür bekannt ist, hervorragend für die D. C. zu wirken. Wollten Sie durch ihn in die Organisation aufgenommen werden? Angefl.: Nein.
Der folgende Angeklagte Gustab Steinbed war vom Jahre 1917-1920 Leutnant zur See. Er nahm dann am Kapp- Butsch teil, ging nach Bayern und wurde dann Arbeiter. Seit dem Herbst 1920 war er in Dresden , und zwar bei dem Deutschnationalen Jugendbund tätig. Vors: Der Deutschnationale Jugendbund ist wohl eine völkische Organisation? Angefl: Eine antisemitisch e.
Hierauf wurde der Privatdetektiv Waldemar Niedrig aus Hamburg vernommen, der bereits eine Vorstrafe von 6 Monaten Gefängnis wegen schweren Diebstahls verbüßt hat. Er war ur fprünglich Landwirt und wurde dann Detektiv. Während der Un ruhen in Oberschlesien gehörte er dem Selbstschub an, leugnet aber, der D. C. angehört zu haben. Vorf.: Sie haben aber selbst einmal gefagt, daß Sie bei der D. C. waren. Angefl.: Das habe ich damals falsch gejagt.
Als nächster Angeklagter wurde der Kaufmann Friedrich Vors.: Sie sind der Warnecke aus Hamburg vernommen. Führer des Hamburger Sprengkommandos? Angefl.: 3ch fenne fein Sprengtommando. Vorf.: Sie sind aber
an verschiedenen Sprengstoffaffentaten in Hamburg beteiligt gewesen. Angefl: Jamohl. Borf.: Sie waren Mitglied der Brigade Ehrhardt und haben später im Oberschlesischen Selbstschuk unter Kapitänleutnant Rillinger gekämpft, durch den Sie dann zur D. C. gekommen sind? Angefl.: Jawohl. Borf.: Was war denn der Zweck der D. C.? Angefl.: Sie wollte Oberschlesien von den Polen befreien. Bors: Sonst nichts? 2nget 1.: Sie wollte sich bei allen Aufständen, sowohl inneren wie äußeren, zur BerDie Nachmittagssigung begann mit der fügung stellen. Borf.: Welches waren denn die weiteren Ziele der Bernehmung des Hauptangeklagten Ernst Werner Techow . D. C.? Angefl.: Man erwartete noch einen weiteren Bofenauf Der Angeklagte hat das Gymnasium besucht und war bis zum stand und innere Kämpfe. Weitere Ziele wurden nicht ver= November 1919 Geefadett, trat dann in verschiedene Frei- folgt. Bori: hat man Ihnen denn von irgendwelcher Seite oder willigeformationen ein, so u. a. in das 8. Ulanenregiment, von München her zugemutet, in Hamburg Sprengstoffattentate machte bei dieser Gruppe Rämpfe in Berlin mit, war dann vorüber gegen kommunistische Zeitungen zu verüben? Angef1: Nein, das gehend bei dem Freikorps Lettow- Borbed in Mecklen- haben wir aus eigener Initiative gemacht, und zwar als burg und wurde im Dezember 1919 in die Erhardt- Brigade aufge- Rache gegen die Demolierung des Kaiser Wilhelm- Denfmals. nommen. Später studierte Techow. Bors.: Sie sind Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune: Wem wollte sich denn die D. C. bei inneren Aufständen zur Verfügung stellen?' n gefl.: Mitglied der 9. C.? Der Regierung. Bors: Gehört es denn nicht auch zu den weiteren Angefl: Jawohl. Vorf.: Was ist die D. C.? Angefl: Es ist Bestrebungen der O. C. die Regierung zu stürzen? Anget L.: Daeine Art tameradschaftlicher Vereinigung(!!). Viele von ist mir nie etwas gesagt worden. Leute, die bei Ehrhardt waren, haben sich in dieser Organisation zu
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Dann wurde der Angeflagte Bantbeamter Ernst a Salo
haben?
Angefl.: Daran haben wir nie gedacht.
Der nächste Angeflagte, Schriftleiter Hartmuth Plaas, dessen Vater Oberst war, befundet, daß er, nachdem er aus der Bri gade Ehrhardt entlassen war, in Bayern in einer Arbeitsgemeinschaft landwirtschaftlich tätig gewesen sei. Jekt sei er Schriftleiter der Bölkischen Rundschau". Bors.: Wendet sich Ihr Blatt auch öffent lich gegen die republikanische Regierung? Plaas: Auf jeden Fall fagt es feine Meinung sehr offen.
Zum Schluß wurde der Angeklagte Kaufmann Werner Voß aus Berlin vernommen. Er erklärt, daß er im Jahre 1918 der SPD . und im Jahre 1919 der USPD . als Mitglied beigetreten sei. Bors.: Waren Sie auch Angehöriger der D. C.? Angefl.: Das ist völlig ausgeschlossen. Vorf.: Sie sollen auch Vorstandsmitglied der KPD . in Oberschlesien gewesen sein? Angefl.: Vorstandsmitglied ist übertrieben, aber ich habe damals, als Delegierte der Sowjetregierung vor der Abstimmung in Oberschlesien tätig waren, 3 u= fammen mit den Kommunist en gearbeitet und bin auch kommunist geworden, um Oberschlesien bei Deutschland zu erhalten. ors: Haben Sie niemals den Rechtsparteien angehört? Angefl.:
Nein, niemals.
In der dritten Nachmittagsstunde murde dann die Verhandlung auf den heutigen Mittwoch vormittag 9 Uhr vertagt. Am heutigen zweiten Berhandlungstag beginnt dann die eigentliche Verhandlung zur Tat selbst.
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BS. Das Verfahren gegen Kapitänleutnant Wolfgang Dietrich aus Erfurt und den Schriftsteller hans Wilhelm Stein, Burg Saaled, ist von dem Prozeß gegen die übrigen Angeklagten in der Mordaffäre Rathenau abgefrennt worden. Der Termin zur Verhandlung vor dem Staatsgerichtshof gegen Dietrich und Stein ist auf den 24. Oftober anberaumt.
Vorträge, Vereine und Versammlungen. nächste Mitgliederversammlung am Mittwoch, den 4. Oktober, abends 7½ Uhr, im Restaurant jetzt Pfau- Diele, Belle- Alliance- Str. 20, ab, Eingang nur über den Sof. Wegen wichtiger Tagesordnung Erscheinen aller Mitglieder Berein der Freibenter für Feuerbestattung, E. V., 6. Bezirk( Hallesches Tor). Donnerstag 7½ Uhr in den Hohenstaufen- Gälen, Rottbuserdamm 76( oberer Saan. Tagesordnung: Freidenfertum und Kirchenaustritt. Bericht von der
Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten usw., Bezirk 5( Südwest), hält seine
forderlich.
Generalversammlung.
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Wetter bis Donnerstag mittag. Vielfach beiter bei schwachen nordwestlichen Winden ohne erhebliche Niederschläge, später oftwärts fort schreitende Zunahme der Bewöllung und besonders im Norden stellenweiſe ergicbige Regenfälle bet frischen südwestlichen Winden. Temperatur wenig geändert.