Die Parteiführer in der Reichskanzlei.
Zeit des Weltkrieges und darüber hinaus: nämlich die An- 1 Inzwischen hat aber schon wieder ein Mitglied der neuen Partei, sprache an die nach China abgehenden Truppen, denen der sogar ihres Parteirats", feinen Eintritt in die geeinte Partei voll. oberste Kriegsherr diesen Rat erteilte: zogen. Es ist dies Gen. Ra u Gleiwiz, der am 30. September in
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Wie die PPN. hören, versammelten sich die Parteiführer heute um die Mittagsstunde in der Reichstanzlei, wo sie in Kommt Ihr an den Feind, so wird berselbe geschlagen! einer dortigen Bezirksversammlung der USP. erklärte:„ Nachdem Abwesenheit des Reichskanzlers vom Vizekanzler Bauer pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! die heutige Versammlung der Ortsgruppenvorstände und Mitglie mpfangen wurden. Die Aussprache galt in der Hauptsache Ber Euch in die Hände fällt, fei Euch verfallen! Wie vor 1000 der sich erneut und mit großer Majorität auf den Boden der Eini. der Frage der Neuwahl des Reichspräsidenten , Jahren die Hunnen unter ihrem König Ehel sich einen Namen ge- gung gestellt hat, würde es ein Unrecht von mir sein, der ich stets Sie in absehbarer Zeit nunmehr durchgeführt werden soll, nach macht, der sie noch jeht in Ueberlieferung und Märchen gewaltig er- für eine möglichst große Busammenfaffung der proletarischen Kräfte dem nach der Entscheidung in Oberschlesien die Grenzen der scheinen läßt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre im oberschlesischen Bezirk eingetreten bin, beiseite zu stehen deutschen Republik feststehen. durch Euch in einer Weise betätigt werden, daß niemals wieder ein und damit Verwirrung in die Reihen der Genoffen zu tragen." Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen! Es ist ein arges Pech, daß der Klassentampf" vom 4. Oktober
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Moskauer Lügenmeldungen. Diese Hunnenrede" hat nicht zuletzt dazu beigetragen, einen Mann als Mitglied feines Barteirats anführt, der ein solches Genoffe Dittmann schreibt uns: Aus Zürich ist am 30. Sep. während des Krieges den Welthaß gegen das Wilhelminifche ernichtenbes Urteil über die neue, hoffnungslose Parteisember, nachmittags, folgendes Telegramm abgeschickt: Deutschland zu entfachen und machzuhalten. Für die Greuel- gründung gefällt hat.. heze der Poincaristen und der Northcliffe- Breffe, für die Bar- Jenseits des Stroms der Arbeiterbewegung. Wilhelm Dittmann , Reichstagsabgeordneter, Ritterstr. 75 baren- und Hunnenpropaganda in aller Welt hatte Wilhelm Berlin SW. 68. Der flägliche Reinfall der Kommunisten mit ihrer BeSchweizer Presse bringt nach Europa - Pres halbamtliche Mos- damit das Stichwort gegeben. Kein Wunder, daß er in seinen triebsratsdemonstration am Sonntag zeigt die Bedeutungslauer Meldung, Leitung der Unabhängigen habe vor einiger Zeit Erinnerungen" sich daran nicht gern erinnert. Daß er sich von dem Grübchen- Kanzler Bülow herein- lofigkeit der KPD., wenn sie in die Isolierung gerät. Kein unter Hinweis auf verzweifelte finanzielle Lage der Partei nachgelegt fühlte, haben wir schon gestern an dem Beispiel der Zweifel, daß an dieser Perspektive die starken Gegensätze Moskau Hilferuf gerichtet. Dritte Internationale darauf bereit er angerreise verzeichnet. Ausführlich kommt er neuer- innerhalb der KPD. sich entzünden müssen. In ihren eigenen klärt, deutschen Unabhängigen einmalige größere Unterstützung zu dings zu sprechen auf das bekannte„ Daily Telegraph "-Inter - Reihen wütet der„ AP.- Geift". Ihre Absplitterungsgruppe, gewähren. Regelmäßige Unterstügung aber troh Drohung, Unabhängige würden fich Mehrheitssozialisten anschließen, von Moskau view, das im Jahre 1908 so ungeheures Aufsehen erregte. Die die Kommunistische Arbeiterpartei, setzt der KPD. von links fategorisch abgelehnt. Erbitten per Draht sofort Erilärung von Ihnen. Geschwähigkeit des ehemaligen Kaisers hatte damals sogar den immer schärfer zu. In der„ KA3." wird die neueste fommusonst so gefügigen Reichstag zu einer Abwehrattion nistische Barole der Kontrolle der Produktion in Grund und gegen das persönliche Regiment aufgepeitscht, so daß Bülow, Boden verdammt. Ueber die Siegesberichte der„ Roten Fahne" Dieses nach der Redaktion der am 1. Oftober einge der getreue Ablatus des faiserlichen Herrn, sich veranlaßt sah, heißt es, daß sie bekanntlich an" amtlicher verlogener Stimgangenen Freiheit" gerichtete Telegramm ist laut Stempel Schon am 30. September 9,30 Uhr nachmittags beim Berliner von diesem Eingreifen Wilhelms in die auswärtige Politit ab- mungsmache bei weitem die entsprechenden Leistungen LudenBoftamt 68 eingetroffen, aber erst am Morgen des 4. Oktober zurücken und dem Kaiser nahezulegen, sich einer größeren Zu- dorffs übertreffen". Aus Ostfachsen wird berichtet, daß Ortsmir zugestellt worden, nachdem es laut Vermerken verschiedene rückhaltung zu befleißigen. In feinen„ Erinnerungen" plaudert gruppe auf Ortsgruppe der KPD. zusammenbricht. Die KAP. hält den Kommunisten ihr unabwendbares Irrfahrten gemacht hat, trotzdem eine Verfügung der Post- Wilhelm aus, daß der Inhalt des sogenannten Interviews verwaltung besteht, nach der bei Reichstagsabgeordneten, wenn lediglich die Unterredungen widerspiegelte, die der Kaiser bei eigenes Schicksal vor Augen: den hoffnungslosen Berfall sich in die Adresse zweifelhaft ist, sofort im Reichstag anzufragen ist. feinem englischen Besuch mit den verschiedensten Personen ge- Diskussionen zersplitternder Gruppen. Jede Konferenz beginnt Bur Sache felbft genügt die einfache Erklärung, daß jedes Pflogen und über die er dauernd anden kanzler be- mit Ausschlüssen und Neutonstituierungen. Begreifen die Kommunisten, daß sie mit ihrem hemmungsWort der Moskauer Meldung erst unten und erlogen richtet habe. Der Kanzler hätte ihm wiederholt seine 3 u- ist. Die USPD. hat stets auf dem Standpunkt gestanden, daß timmung zu diesen tapfigen Versuchen telegraphiert, mit lofen Kampf gegen die Gewerkschaften, gegen alle Arbeitereine politische Partei aus den Beiträgen ihrer Mitglieder England auf einen besseren Grüßfuß zu fom- organisationen sich nur selber ihr eigenes Grab schaufeln? existieren muß, und die Moskauer Subvention die Ursache der men". Daß Bülow ihn dann dem Reichstage und der Deffent- Nach der Einigung der großen Arbeiterparteien gibt es für sie persönlichen, moralischen und politischen Korruption der RBD. lichkeit gegenüber im Stiche ließ, hat ihn begreiflicherweise ge- nur noch ein Schicksal, das Schicksal der Sekte. ist. Offenbar ist die Moskauer Meldung zu dem Zwede er fränft. Die Treue dieses Kanzlers steht auf einem besonderen funden und ins Ausland und bezeichnenderweise nicht Blatte. Er war, was heute besonders interessant ist, der Kannach Deutschland! lanciert, um den hohen politischen Kredit, bi dat der Liberalen, als es sich darum handelte, bei den die USPD. bei den sozialistischen Parteien des Auslandes Kriegsende das parlamentarische System einzuführen. genoß, zu zerstören und die Bereinigte Sozialdemokratische Die Liberalen waren immer gläubige Gemüter. Partei Deutschlands bei ihnen von vornherein zu diskreditieren. Bei dieser Gelegenheit sei auch festgestellt, daß die USPD. nicht nur völlig ohne Schulden in die Bereinigte Partei eingetreten ist, sondern in ihren zahlreichen Presseunternehmungen auch mertvolle Bermögensobjekte mitgebracht hat. Die neuesten Moskauer Lügen über die USPD. sind damit gerichtet.
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Erinnerungen und Vergeßlichkeiten.
Die Ledebour- Gruppe.
Erste Lebensäußerungen.
Der Parteibeitrag ist mit mindestens 5 M. für Männer, 3 M. für Frauen wöchentlich festgesetzt. Sozialdemokratische Partei
Deutschlands" nennt, ist heute zum Das Organ der Ledebour- Gruppe, die sich selber" Unabhängige erstenmal erschienen. Es heißt laffentampf" und ist ei Wochenblatt von der Stärte eines Druckbogens. In einem Aufruf an die Arbeiterschaft Deutschlands werden die bekannten Klagen über die rein reformistische" Richtung der geeinten Partei erhoben. Die Erzählungen Wilhelms des Lezten aus seiner so. Als provisorische Parteileitung zeichnen: Ledebour Ledebour und genannten Regierungszeit tröpfeln langsam aber beharrlich Th. Liebknecht als Borsigende, Lautant, Salzbrunn und Elfe weiter durch die Spalten der nationalen Presse in die Deffent- Wichmann als Beisitzer, ferner ein Barteirat, bestehend aus Danneil lichkeit. Was der einst so große Mann mitzuteilen hat, geht Bera, Dobler- München, Baula Keller- 3widau, Obuch- Düsseldorf, über das Niveau des Anekdotenhaften fast nie hinaus. Breit Rau- Gleiwis, Reichheim- Hamburg und Walther- Bolmarstein. und ausführlich schildert er sein persönliches Verhältnis zu den Kanzlern, die ihm dienten und die Verlegenheiten, die sie ihm angeblich bereitet haben. Am meisten eingenommen ist er von feinem„ Dheim", den alten Hohenlohe, mit dem er als Reffe auf dem besten Fuße stand. Dieser hat ihm nach Wilhelms Angaben zur Erwerbung von Tsingtau und Riautschou geraten. Er hat auch empfohlen, daß der Bruder des Kaisers das Obertommando der Ostasien- Flottendivision übernahm. Aber bei aller Weitschweifigkeit der Erinnerungen passieren dem Herrn von Doorn doch sehr mertwürdige Bergeßlichkeiten. So ausführlich auch das ostasiatische Abenteuer geschildert wird, so hat doch der Schreiber der Erinnerungen eine sehr wichtige Rede vergessen, die er felber gehalten hat, für die fein Kanzler die Verantwortung trug und die um so schlimmer in die Ferne wirfte bis in die
Bitterböse Gedanken.
Bon EII EIL.
In einem programmatischen Leitauffah wird die Einigung der Sozialdemokratie mit den Kommunisten als die Aufgabe der neuen Bartei bezeichnet. Die Einigung soll im Zeichen des Klaffentampfes nach Abstoßung unheilbar tompromittierter Führer" erfolgen. In einem weiteren Artikel von Baula Reller wird die vollzogene Einigung als Romödie" bezeichnet.
Auch eine Berliner Parteileitung ist schon tonstituiert. Sie besteht aus Lautant, Schliep, Huba, Justin Braun, Albert Klein, Gesell, Bertha Lungwiz, Elfe Wichmann und Käthe Spitzweg.
An Erfolgen" meldet das Blatt Ablehnung der Einigung mit 54 gegen 41 Stimmen in Stegliz, dem Wohnort Ledebours, und fast restlosen" llebergang ber Krefelber Ortsgruppe zur neuen Partei.
es immer noch erträglich geht. Und sie haben ja auch recht. Zieße man der Verzweiflung Raum, müßte sich die Menschheit selbst auf geben.
Aber da gibt es doch noch Menschen, für die das Rezept nicht gilt. Die fich empören. Die sich aufbäumen gegen das harte Sajid. Der Lod?! Lachhaft! Nie habe ich ernsthaft an den Tod ge- fal. Die sich nicht unterkriegen lassen wollen. Und die todeswund, bacht. Selbst nicht im Granatenregen. Eine eigentümliche, mir unbewußte Straft gab mir an den heißesten Tagen im Felde Sicher mit zerfegtem Herzen, auf der Walstatt bleiben. Was ist in diesen heit und Festigkeit. Ich wage es nicht einmal, von Heldenmut oder Jahren der Zerstörung, der Licht und Freudlosigkeit an hohem Todesverachtung zu sprechen. Aber ich erlebte es, daß in den Mut, ebler Gerechtigkeitsliebe, rüftiger Schaffensfreude und frohem Momenten höchster Gefahr, da das Leben nur an winzigen Fädchen Bukunftshoffen verlorengegangen? Unwiederbringlich! hing, mein feelisches Gleichgewicht vollkommen war. Die AufDie Welt wird arm. Nicht nur an wirtschaftlichen Gütern. regung, die Tobesangst, das hastige, verzweifelte Suchen der Kame. Ihre besten Söhne und Töchter schwinden dahin. Gerade die, die raben nach Deckungsmöglichkeiten, die, genau besehen, gar feine sich nicht so leicht einordnen: Die Hochgesinnten. Die Großherzi waren, blieben mir fremd. Ich hatte teine Borstellung vom Tode. Nicht einmal mehr hinausichrien fönnen sie ihre Qual. Fie mür. Die Einfamen. Die Feinervigen. Die Feinnervigen. Ihre Kraft erlahmt. Obgleich um mich herum fein Weizen üppig blühte Das ist anders geworden. Bon Grund auf anders. Im den ein grausames Echo finden: Man muß eben aushalten. AnFrieden! Im gebenedeiten, geheiligten Frieden! Im Frieden, der deren geht es ebenso! dem Menschen, dem denkenden, fühlenden, die lehte Lebenskraft Dagegen läßt sich nichts sagen. Das ist allgemeingültig. Ich auszehrt. Im Frieden, der Freude, Lust, idealen Gedankenschwung, erinnere mich wohl, daß ich selbst immer sehr rasch diese Formel Begeisterung, ja selbst die Liebe verzehrt. Richtiger: er verzehrt die zur Hand hatte. Damals, als noch Hoffnungsseligkeit die jugend. Kraft, zu lieben, zu hassen, zu tämpfen, zu leben. Er nagt am liche Brust erfüllte. Lebenswillen. Er untergräbt langsam, aber sicher, den Glauben an Wie lange ist das her? Es scheint Ewigkeiten. das Leben. Dieser Frieden!
Und gebiert so die Gedanken an den Tod.
Mrichmal staune ich aufrichtig. Daß alles so weitergeht. Als cb alles in Ordnung wäre. Gehe ich die Leipziger Straße herauf, so zwischen 4 und 6 Uhr, so hindert mich nur mein besseres Wissen, an die sorglofesten Zeiten zu denken. Aber da! Der Blinde, dort die Frau mit ihren Kindern, verhungert, elend, hier der Krüppel mit feinen Beinstümpfen, die er entblößt zeigt. Sie reden die Hände nach Gaben. Mir aber stoßen ihre ausgereckten Hände ins Herz. Lief hinein. Ich spüre den Schmerz! Den ohnmächtigen Schmerz, der mich elend macht. Ich wende mich ab. Aber mein Blid wandert immer zurük. Kann das Elend nich: faffen. Kann es nicht begreifen, daß alles so weiter geht. So! Ich weiß von älteren und alten Leuten, die sichtbar sterben. Bon denen man mit mathematischer Bestimmtheit fagen tann, um die und die Zeit wird es wohl mit ihnen zu Ende sein. Sie haben ein Stüd nach dem andern nectauft. Was nur irgend entbehrlich schien. Alte Familierstücke, fleine Bequemlichkeiten des Lebens. Nahmen Beld und gaben ihr Herzblut dafür. Mit jedem weggegebenen Stüd schwand ein Stüück Lebenskraft. Ich sehe dies Sterben. Ich fann nicht helfen. Ich weiß, tönnte ich felbft an einer Stelle helfen, würden tausend andere im Elend versinken.
Und es geht alles ruhig weiter. Die Menschlichkeit erträgt auch dieses. Mein Herz schreit: Ich ertrage es nicht!
Da sagen die Leute immer: Man muß die Zähne zusammen beißen. Es wird schon wieder beffer. Meistens fagen es die, denen
Auch ein Begräbnis. Man schreibt uns: Am 30. September hatte ich die Ehre, einer ergreifenden Begräbnisfeier in der nicht zu unterfchäßenden Eigenschaft eines wirklich Leidtragenden beizu wohnen: Der alte Posttarif wurde unter allgemeiner Anteilnahme zahlreicher Bevölkerungsschichten opferfreudig zu Grabe getragen. Da es nicht gut anging, einen Kranz mit irgendeiner Schleife oder einer rührenden Inschrift anfertigen zu laffen, ich vielmehr das Traurige mit dem Nüglichen verbinden wollte, steckte ich einige Bahlfarten, deren jede über den Riesenbetrag von 100 Pfennigen lautete, zu mir und femmte ein Botet unter den Arm, das ich einem entfernten Verwandten als Weihnachtsgeschent zuschicken wollte. ich begab mich, mit genügenden Taschentüchern versehen, nach einem der zahlreichen Postämter Groß- Berlins und konnte hier die befrie digende Feststellung machen, daß sich der alte Postbarif eine Unzahl von Berehrern erworben hatte. Alle Welt schien heute Pakete oder Briefe fortschicken zu müssen. Im Batetraum wie an ben Brief. und Telegrammschaltern stauten sich gewaltige Menschenmengen, die bis in den Hof hinein ragten und stets neue Zufuhr erhielten. Ein turzer Blick auf das großartige Leichengefolge zeigte mir, daß es sich zumeist aus den unteren Boltstreifen zufammenseite: Alte Frauen, gebeugt unter der Last von Jahren und Pateten, Arbeiter mit grauen, arbeitsmüden Gesichtern, Proletarierfinder mit zerrissenen Schuhen und oft noch zerrisseneren Hosen oder Kleidern der Leichenrebe der beiden Postbeamten, denen die traurige Pflicht oblag, das Gewicht der dargebrachten Opferfpenden festzustellen und die Umsatzsteuer" dafür zu erheben, vernahm ich nichts. Nur langfam, in einem wunderbaren Schneckentempo, schob sich die Reihe, in die ich festgeteilt war, an den langen Tisch, das Ziel der Sehnsucht der vielen Trauernden, heran, langfam, aber umerbittlich wie das Schicksal, von dessen Tüde der alte Postbarif so jäh dahingerafft
Nachspiel zum Lötener Prozeß.
Die Verhandlung vor dem Gericht in Löten gegen eine große Bahl von Mannschaften des dort garnisonierenden Reichswehrbataillons, in deren Verlauf mehrere Fälle von vorschriftswidriger Behandlung von Soldaten durch Offiziere und Unteroffiziere zur Sprache tamen, wird, den PPN. zufolge, die Grundlage bilden für ein Einschreiten gegen die schuldigen Offiziere und Unteroffiziere, die in erster Linie mitverantwortlich sind für die Misstimmung unter den Mannschaften des Bataillons.
Sozialistenspaltung in Italien.
Rom, 4. Oftober.( Ep.) mit etwa 3000 Sfimmen Mehrheit beschloß der sozialistische Kongreß, alle Mitglieder, die für eine Beteiligung an einer koalitionsregierung find, auszufchließen.
Rom, 4. Oktober .( WTB.) Auf dem Sozialistentongreß erklärte der Avani"-Direktor Serrati, es sei unmöglich, die Einigkeit der Partei aufrechtzuerhalten. Alle in diesem Sinne eingebrachten Anträge lehne er ab. Der Kongres nahm darauf mit 32 106 Stimmen einen Antrag der Marimalisten an, welcher den Ausschluß der Anhänger einer Mitarbeit mit den anderen Parteien vorschlägt. Ein Antrag der unitaristischen Mitte, der für die Einigteit eintrat, wurde abgelehnt.
Rom, 4. Oftober.( WTB.) Da der Sozialistentongreß mit etwa 3000 Sfimmen Mehrheit den Ausschluß der Rechtsstehenden befchloffen hat, entstehen zwei neue Parteien, deren eine ungefähr der neugeeinten deutschen Sozialdemokratischen Partei entfpricht und achtzig Abgeordnete, darunter alle bekannten Führer sowie alle Organisationsleiter, zählt, während die andere, nach Moskau gerichtete, an deren Spitze der Avanti"-Direttor Serrafi steht, nur etroa 42 Abgeordnete umfaßt, obwohl fie auf dem Kongreß die Mehrheit hatte. Biel bemerkt wird, daß die Gesamtpartei nur noch 73 000 Organisierte umfaßt. wurde! Die belden Beamten ließen sich in ihrer Ruhe und Bürde nicht stören. Automatisch taten sie ihre Pflidyt. Ebenfo automa tisch schauten sie mit einem Seufzer auf die Uhr, als es sechs schlug. Sie schienen einen fdyweren Rampf zu fämpfen. Gottlob fiegte die Bietät gegen den Dahingeschiedenen und sie walteten auch fernerhin thres Amtes, während ein anderer forgsam bas Tor des Batetraumes schloß, um dem Zuftrom neuer Leibtragender zu wehren. Leider murde der Ernst der Handling des öfteren durch rohe, gefühlsmäßige Es durchschauerte Aeußerungen einiger Leidtragender entweiht. mich, als mein Nebenmann einem später Gefommenen, den es trieb, sich schnell seiner Opfergaben zu entlebigen, zurief: Gie Männefen, Sie brauchen ja nich so zu schleichen. Semogelt wird nich, fonft tippe id Ihnen mal mit mein Fuffzichfundpatet vorn dem Toten Schlechtes. Ich war daher froh, mich meiner OpferBauch!" Andere wieder trieben hohe Politis" oder redeten von spenden am Patetschalter entledigen zu fönnen und begab mich zu den Briefschaltern. Wehe mir! Es war fünf Minuten nach 6, ein Cerberus stand vor der Tür und ließ mich nicht ein, weil sich sonst die Herrschaften da drin beschweren würden". Die Herrschaften? Also: Die Beamten! Ich sah ein, daß niemand mehr als seine Pflicht tun tann und ging traurig heim
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Die Sünde wider den Geiff" beschlagnahmt. Wie die deutich nationale Niederdeutsche Zeitung" erfährt, ist der bereits vor zwei Jahren erschienene Roman Arthur Dinters Die Sünde wider den Geist" auf Grund des Gesetzes zum Schußze ber Republit befchlagnahmt worden und gegen den Buchverlag Matthes u. Boß in Leipzig und Bartenstein ein Prozeß eingeleitet
worden.
Von der Kunsthochschule. Der Maler Prof. Ferdinand Spiegel, der Leiter der einen Beichenschule an der Hochschule für die bildenden Künfte, hat den Bunich ausgesprochen, fein Lehramt niederzulegen. Der Künstler, der aus München vor einigen Jahren an die Berliner Hochschule berufen wurde, will wieder nach München zurückkehren. Da er aber dort noch keine Wohnung gefunden hat, hat Spiegel vorläufig noch lein Berliner Lehramt behalten. Die Hochschule bat im legten Halbjahr 18 Frauen. Im bemnächst beginnenden Winterhalbjahr werden die Unter118 eingefchriebene Schüler zu verzeichnen gehabt, darunter richtsgebühren wesentlich erhöht werden müssen, auch die für Ausländer, die bisher den fünffachen Betrag der Säge für die Reichsdeutschen bezahlen bruar bis 15. März 1923 in den neuen Ausstellungsräumen der Berliner Die Frühjahrsausstellung der Freien Gezeffion wird vom 1. Fe Galerie van Diemon, Unter den Linden 21, stattfinden. Es wird die erite Beranstaltung sein, bie die alte, unter Liebermanns Ehrenpräsidentschaft ftehende Kerntruppe der Sezeffion mit ihrem neuen Vorstande unternimint, den Mar Bechstein als Borsitzender leitet.
Bet Paul Caffirer, Biltoriaftr. 85, wird eine Bastellollektion von Bon Dora i gezeigt. Studien und Tagebuchblätter aus Italien, der Schweiz und der Mar?.
Das Schicksal ber Goethe- Meliquien in Frankreich. Der Ber auf der Goethe- Reliquien, der am 28. Dftober in hon stattfinden sollte, wurde aufgeschoben. Dagegen werden die anderen Stunft gegenstände in einigen Tagen versteigert werden. Die Stadtverwaltung hatte sich dafür eingefekt, daß die Goethe- Reliquien einstweilen der Versteigerung entzogen würden, bis eine endgültige Lösung dieser Frage gefunden fel