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Stimmungsumschwung in Gnechenlanö? Athen , 4. Oktober. (Vena). Das demobilisierte griechische Heer beginnt sich in den Garnisonen zu sammeln. In ganz Griechen- land ist ein S k i m m u n g s u m s ch w u n g gegen die Alliierten mahrzunehmen. Der neue Sriegsminister hielt eine Ansprache, in der er sagte:Wir werden Thrazien bis zum letzten Mann und bis zum letzten Schützengraben verteidige u."

Mmerika unö Sie weltschulöen. New ZZ-rk. 4. Oktober. (WTB.-Funkspruchs WieNew Dort World" aus Washington meldet, erklärte Senator C a r a w a y, der unlängst aus Europa zurückgekehrt ist, wo er am Kongreß der inter - parlamentarischen Union teilgenommen hat, ihrem VerichterstaUcr, Frankreich bestehe darauf, das einzutreiben, was ihm nach dem Versailler Vertrag zukomme, sei jedoch nicht willens, seine internationale Schuld zu bezahlen. Der beste Dienst, den die Vereinigten Staaten erweisen könnten, wäre, Frankreich zu sagen, sie erwarteten von ihm, daß es den Bestand seiner Armee verkleinere, seine Ausgaben mit seinen Einnahmen in Einklang bringe und sein« Schuld an die Ver«mgt?>i Staaten bezahle. Es würde in Amerika nicht verstanden werden, fügte Senator Earaway hinzu, wenn die Vereinigten Staaten Europa unterstützten und dabei zuließen, daß Europa Geld vor- schwende, um Taufende von Soldaten unter Waffen zu halten. Auf der Konferenz der amerikanischen Bankiers, an der 10 Ml) Delegierte teilnahmen, hielt heute der Finanzmann L e m o n t eine Rede, in der er erklärte, die öffentliche Meinung in Amerika und Europa messe heut« der Frage der interalliierten Schul- den eine solche Bedeutung bei, daß das Reparations» Problem daneben erst in zweiter Linie komme. Deutsch - land könne keinen Betrag zahlen, der sich der im Friedensvertrag festgesetzten Reparationssumme nähere. Der Redner forderte die Amerikaner auf, sich zu überlegen, ob nicht gewisse alliierte Schulden an Amerika annulliert werden sollten. Trotz der schweren politischen Lage habe Europa Fortschritte in wirtschaftlicher Beziehung gemacht. * London , 4. Oktober. (WTB.) Eine Abordnung des Ver- bandes der britischen Handelskammern sprach gestern beim Schatzkanzler vor, um die Regierung nachdrücklichst auf die Notwendigkeit einer baldigen Regelung der Repara- tionsfrage im Interesse des britischen Handels hinzuweisen. Der Schatzkanzler versprach, die Ansichten der Abordnung einer sorg- fältigen Erwägung zu unterziehen.

Sozen unter Zasciftenherrschast. Innsbruck , 3. Oktober. (WTB.) Di«Innsbrucker Nachrichten" melden aus Bozen : Das Zivilkommisiariat sandte an die Ober- behörde nachstehende Meldung: In dieser Nacht kamen hier mit Aügen, Autobussen und anderen Verkehrsmitteln ungefähr tausend Fasclsten an. Gegen 8 Uhr morgens besetzten sie die deutsche Elisabethschule. Eine Abteilung Karabinieri und Militär, die sich in der Nähe befanden, konnten die Invasion nicht verhindern und mußten in Anbetracht der zahlenmäßigen Ueber» macht der Fascisten den Platz räumen, um beklagenswert« Zwischenfälle zu vermeiden. Während des ganzen Tages kamen noch mehrere weitere Abteilungen Fascisten in Bozen an. Der in den Nachmittagsstunden zusammengetretene Gemeinderot beschloß, alle von den Fascisten gestellten Forderungen anzunehmen, bat je- d?ch, daß die El!sab«thschule der Stadt zurückgegeben werde, während sich diese verpflichten werde, sobald als möglich ein anderes Schul- gebäude zur Verfügung zu stellen. Weiter drückte der Gemeinderat fein Bedauern über die antiitolienischen Kundgebungen in Innsbruck aus. Während des ganzen Tages dauerten di« Ber- dandlungen der beiden Parteien mit dem Zivilkommissar an. Bis I tzt sind keine Zwischenfälle verzeichnen. Die Fascisten halten Disziplin und gehorchen ihren Führern. Lebensmittelzufuhr aus polen . Warschau . 3. Oktober. (WTB.)Przeglad Wieczom" teilt auf Grund von Informationen des Hauptamtes für Ein- und Ausfuhr niit, daß vorläufig 20000 Waggon Kartoffeln für die Aus- fuhr freigegeben wurden. In der nächsten Zeit sollen weitere 30000 Waggon Kartoffeln zur Aussuhr freigegeben wer- den. Die Ausfuhr von Brotsrüchten ist bedingungslos verboten. Ferner wurde die Ausfuhr von einer Million Gänsen frei- gegeben, weiter wurde di« Ausfuhr eiw-r bestimmten Menge Eier freigegeben, und zwar für Oktober von 80 Waggon und für No- vember von 00 Waggon, außerdem sollen 6000 Fettschwein« und ein Quantum Pferdefleisch zur Ausfuhr gelangen. Frankreichs Chauvinismus. Die Gewerkschaflskammer der fran- zösischen Luftschiff«? beschloß, dos Gesuch Fokkers um Zulassung zum Pariser Luftschiffersalon abzulehnen. Gestörte Ordnung in Ordnungszell tu d. Isar . Aus München meldet TU.: Der General Dr. von Schönaich hielt gestern in einer demokratischen Versammlung ein« Rede über das Thema Weltwirtschaft oder Untergang. Auch hier traten National- s o z i a l i st e n derart störend auf, daß es zu erregten Szenen und schließlich zu Tätlichkeiten kam, die eine Zeillang die Fort- setzung der Versammlung vereitelt«». Erst in vorgerückter Stunde konnte die Versammlung fortgeführt werden. Später bildeten sich A n s a m m l u n g« n vor dem Versammlungslokal, so daß ein großes Aufgebot von Schutzleuten die Menge zerstreuen mußt«.

Vevifenkurs».

4. Oktober

Kiwfer- (®elb.) Ku»1

100 holländische Gulden.. 1 argentiinicherPapier-Peso ICO belgische stfranl..... 100 norwegische Kronen.. 100 dänische Kronen.... 100 schwedische Kronen... 100 finnische Mark..... 1 japanischer Jen...... 100 italienische Lire.... 1 Pfund Sterling..... 1 Dollar........... 100 französische Frank... 1 brasilianischer MilreiS.. 100 Schweizer Frank.... 100 iranische Peseta»... 100 österr. Kronen(abgest.) 100 lichcchische Kronen... 100 ungarische Kronen... 100 bulgarische Lewa...

87752.76 43746.36 65320 50 4744 06

2135.

2.93 6941,30 83,80 1273,40

SerkSafer («rief.) Rur »

87847.26 43854.75 66470 50 4755.05

9 07 695870 84.11 1275.60

8. Oktober

ftiafer- fÄflb-) Sur.

72768.00 669.15 13458.15 32259 60 38152.25 49188.40 4154.80 903 85 8039.90 8269.65 1885.14 14307.05 382.70 85215.90 28564.25 2.60'/, 5942.55 73.90 1128.56

VeitSaftr (OtltW Snr»

72941.10 670.86 18491.85 32340.40 38247.75 49311.60 4165.20 90616 8060.10 8290.35 1589.86 14342.95 288 SO 85304.10 28635.75 2.64'/, 5957.45 74.10 1126.46

Das ist ein Limzshkiiö! Die erwarteten Streitigkeiten wegen der Höhe der gesetzlichen Miete, die zum ersten Male am 1. Oktober zu zahlen war, sind ein- getroffen. Die organisierten Hauswirte haben was ein guter Gedanke war allen ihren Mietern ein fcrmularmäßiges Schreiben zugehen lassen, in dem di« Erundmiete mit allen zunächst für den laufenden Monat in Betracht kommenden Abzügen und Zuschlägen genau berechnet ist. Dabei haben sich aber viele Hauswirte an einer bestimmten Stelle zu ihrem Vorteil um 15 Proz. Zuschlag verrechnet. Zur Grundmiete sind außer 5 Proz. Zinssteigerung und 50 Proz. für laufende Instandsctzungsarbeitcn, auch 50 oder 65 Proz. für Betriebskosten(Derwaltung, Hausrcinigung, Fahrstuhl und der- gleichen) zuzuschlagen. Die 65 Proz. beziehen sich nur aufhoch- herrschaftliche" Luxushäuser mit sehr großen Wohnungen, Fahrstuhl- betrieb, besonderem Treppenhausschmuck, Schiebetüren, Zentral- Heizung und Warmwasier, ständigem Portier und auch am Tage ver- schlosiener Haustür. Nicht wenige Hauswirte haben aber auch aus ganz einfachen Häusern mit Treppenläufern, elektrischem Licht, Warmwasserversorgung(die fast nirgends in Betrieb ist) und Woh- nungen mit höchstens drei oder vier Zimmern den Begriff des Luxushauses konstruiert, der schon gegenüber den niedrigen Grund- mieten gar nicht standhält. Hier haben die Mieter oder ihre Ver- tretungen stall 65 Proz. nur 50 Proz. eingesetzt und dem Hauswirt die Klage beim Mieteinigungsamt überlassen. Vielfach ist auch Wiederherstellung der Warmwasserversorgung verlangt worden, wohl weil jetzt di« Wasserkosten von der Gesamtheit der Mieter zu tragen sind. Hierüber hat nicht der Hauswirt, sondern ausschließlich die Mieterschaft zu entscheiden. Der Jrauenmorü aufgeklärt. Der Kirchenräuber Jädicke als Täler verhaftet. Der Rcubmord in der Waßmannstr. 32 ist rasch aufgeklärt wor- den. Wir teilten bereits mit, daß nach den Ermittelungen der Kri- minalpolizei zwei Täter in Betracht kommen müßten, ein Erich Jädicke und ein junger Mann, der unter dem SpitznamenK u r t" bekannt ifi. Die Beamten der Mordkommission kamen Jädicke auch bald auf die Spur. Er stellte sich, da Entschlüpfen nicht mehr möglich war, selbst der Krtminolpolizei und legte ein Gestand- nie ab. Die Hauptschuld sucht'er allerdings dem inzwischen ermitteltenKurt" zuzuschieben. Wie er behauptet, verkehrt« dieser schon längere Zeit bei der Witt und pflegte auch bei ihr zu über- nachten. Er habe auch ihn, Jädicke, zu ihr mitgenommen und ver- anlaßt, ebenfalls in ihrer Behausung mehrmals zu nächtigen. Kurt habe schon mehr als einmal die Absicht geäußert, die Witt zu de- rauben. Als st« sich in der Nacht zum Montag nach langem Herum- treiben um 3 Uhr wieder in die Wittsche Wohnung begaben, habe die Inhaberin schon im Bett gelegen. Kurt habe sich nun zu ihr gesetzt und mit ihrgeschmust". Plötzlich habe er sie dann a m H a l s e g e- packt und ihr einen Knebel in den Mund gesteckt. Jetzt sei auch er, Jädicke, herangetreten und habe die Ueberfallcne sestaehaltcn. Kurt habe nun eine Leine aus der Tasche gezogen und die Wehrlos« damit an Händen und Füßen gefesselt. Wöhrend die Ueberfallene hilfslo» dagelegen habe, hätten sie beide ihre Kleidungs- und Wäschestück« zusammengepackt, alsbald geteilt und mit dem Reisekorb weggeschafft, nachdem sie auch das bare Geld noch ein- gesteckt hätten. Um die Ueberfallene hätten sie sich nicht mehr ge- kümmert. Sie Höllen sie gefesselt und geknebelt liegen lassen. Auf der Straße hätten sie sich bald getrennt und er habe Kurt seitdem nicht wieder gesehen. Seinen Beuteanteil habe er in dem Reiisekorb nach einem Bahnhof gebracht und dort einstweilen in Verwahrung gegeben. Den Gepäckschein fanden die Beamten auch noch bei Jädicke, und die geraubten Sachen wurden auf dem Bahnhos be- schlagnahmt. Jädicke ist ein gewerbsmäßiger Kirchen- einbrecher und Räuber. Auch der zweite Mörder ist heute im Laufe des Vormittags festgenommen worden. Bei einer Razzia wurde in der Nähe des Oranienburger Tors ein Mann ange- troffen, der ein Medaillon besaß, das der Ermordeten geraubt worden ist. Da die mangelhafte Beschreibung, di« von dem nur unter dem Spitznamen Kurt bekannten Täter auch stimmte, so sagte man diesem di« Täterschaft auf den Kopf zu, und der Be- treffende bequemte sich dann auch zu einem Geständnis Der Verhaftete ist der am 6. Juli 1903 zu Magdeburg geborene frühere Fürsorgezögling Paul Bierbach. Nach seinen Angaben treffen die Darstellungen Iädickes über die Tot zu. Nur hat sich diese noch weitgrausamer abgespielt. Raffinierte Paketdiebstähle eines Postschaffners. Wegen Veruntreuungen im Amte hatte sich vor dem Schwur- gericht des Landgerichts I der Posthilfsschaffner Hoffmann zu ver- antworten. Er hat, wie er selbst zugibt, fünf Pakete ihrer richtigen po st mäßigen Bestellung entzogen, indem er die Adressen und Aufgabezettel mit neuen Adressen versah. In mehreren Fällen drehte er auch die Verpackung um. Da für die so überklebten Pakete di« Begleitpapiere fehlten, stellte das zuständige Personal des Postamtes, ohne daß der Täter entdeckt wurde, Not- paketadressen aus. Die neuen Adressaten, die er vorher gebeten batte, etwa an sie eingehende Pakete für ihn aufzubewahren, er- hielten auch anstandslos die Sendungen ausgehändigt. U. a. erlangte auf diese Weise der Angeklagte Stoffe, die er an Straßenhändler oerkauft haben soll und die einen Wert von 1770 Mark hatten. Den Erlös will erzur Abtragung von Schulden und zur Anschaffung von Kleidern verwendet haben. Da die Adressaten sich im guten Glauben befanden, kam der Paket- schwindet nur durch einen Zufall heraus. Vor Gericht wollte sich der Angeklagte für seine Handlungen mit seiner Wirtschaft- lichen Notlage herausreden. Es wurde aber festgestellt, daß H. bei der für all« Beamten notwendigen Sparsamkeit sehr wohl mit seinen Bezügen hätte zurechtkommen können. Das Gericht ver- urteilte den Angeklagten zu 11 Monaten Gefängnis, nachdem die Geschworenen die Schuldfrage wegen Amtsvergehens bejahten. Kartoffelnot aus Waggonmangel? Wie man uns von unterrichteter Seite mitteilt, werden die Verladungen de« Kartoffeln zeitweise durch Waggonmangel an den Verlade st etion«« behindert. Hervorgerufen ist dieser Waggonmangel durch die Ende September infolg« der Tarif- erhöhung ab 1. Oktober erfolgten starken Anforderungen in der Gestellung der Wagen be, den einzelnen Güterabfertigungen. Die Anforderungen an die Eisenbahn sind in der Woche vom 23. bis 30. September annähernd um das Doppelte gestiegen. Wie«s heißt, sind alle Vorkehrungen getroffen, diesen Wagenmanzel schnellst«ns zu beheben. Die gestrigen Kartoffel. Notierungen an der Der- fmer Börse«rgaben für w«iße und rote Ware 310 bis 320 Mk., für gelbfleischige Kartoffeln 350 bi? 380 Mk. Junglehrerhilfe. Die Vertreter de» Deutschen LehrervereinS sind, wie wir hören, im preußischen Unterrichtsministerium vorstellig geworden, um über die Not der Junglehrer und die Mittel zu ihrer Be- Hebung zu verhandeln. ES ist bedauerlich, daß das M i n i st e- rium voelitz in dieser für unser gesamtes Schnlleben und seine innere Erneuerung so wichtigen Frage nicht selbst schon längst die Initiative ergriffen hat. Bisher ist eS gelungen, den größten Teil der stellungslosen Junglebrer in Privatbetrieben unterzubringen. Ter Rest könnte aus den reichlichen Mitteln, die der Landtag in Erkenntnis der Sachlage für.diesen Zweck be­reitgestellt hat. unterstützt werden. Wir hoffen, daß der Minister

sich nicht länger sträuben wird, diejenigen Schritte zu tun, die schon gestern getan werden konnten und beule getan werden müssen, um den Nachwuchs der deutschen Lchrerschait und damit die Zukunft der deutschen Schule vor den drohenden Gefahren zu be« ivahren, auf die die Sozialdemokratie von jeher mit allem Nachdruck hingeiviesen hat. Die Hoffnung der deutschen Schule ruht auf dem Lehrergeschlecht, das bisher wartend vor ihrer Pforte stehen mußte. Es ist wirklich Zeit, zu handelnl Ver Sanklehrling als MillionenSied. ZNll 15 Jahren kokainifl und Syphilitiker. Ein außergewöhnlich frecher Bankdiebstahl gelangte vor>... Schöffengericht Berlin-Mitte zur Aburteilung. Auf der Anklagebank erschien der Banklehrling Erich P f e l z e r unter der Anklage des Diebstahls. Mit ihm angeklagt waren wegen Hehlerei die Händler Pörfchko und Luther. Pfclzcr war in einem kleinen Bankhaus in der Iägerstraße erst kurze Zeit in Stellung. Während der Effektenkassierer sich gerade auf kurze Zeit aus dem Kassenzimmer entfernt hatte, ging er an den offenstehenden Schranktresor und entwendete mit kühnem Griff 1800 Dollar, 17 000 Lire, 900 holländische Gulden und verschiedene schwedische und dänische Noten, im ganzen ein ungeheures, nach Millionen zählendes Ber - mögen. Ohne Hut lief er davon und begab sich mit feinem Raub zu den mit ihm befreundeten Mitangeklagten, mit denen er die Flucht ergriff. Ein Rheinschiffer erhielt für die Ueber- fahrt nach Holland 30 000 Mark. Sie wurden aber von der holländischen Grenzwache abgefaßt und nach Deutschland zurück- gebracht. Nachdem auch ein zweiter Versuch, nach Holland zu fluch- tcn, mißlungen war, reisten sie wochenlang in Deutschland umher und lebten ein« Weile in Thüringer Badeorten, immer in den ersten Hotels, nachdem sie sich auf das eleganteste eingekleidet hatten. Schließlich gelang es ihnen, durch den polnischen Korridor nach Danzig zu entweichen. Die dortige Polizei spürte die Diebe aber auf. Als die Beamten morgens an die Tür klopften, suchte sich Pfelzer durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten. Er wurde später, nackend in einem Kahn liegend, ergriffen. Von dem gestohlenen Gelde wurden bei den Dieben nur noch 5000 M. und 16 000 Lire gefunden. Der Angeklagte Pfelzer gab auf Be- fragen seiner Verteidiger, der Rechtsanwälte Dr. Pindor und Dr. Karl Löwenthal, unter heftigem Schluchzen eine Darstellung seines Werdeganges. Er ist der Sohn eines höheren Beamten. Nach dem Tode der Ellern wandte er sich mit 15 Jahren dem Theater zu, wurde Filmstatist und lernte dadurch das in diesen Kreisen stark verbreitete Kokainlaster kennen, dem er sich maßlos hin- gab. Nachts trieb er sich in Dielen und Tanzlokalen herum und kam dort auch mit Kreisen zusammen, die seiner anormalen Veranlagung entsprachen. Schon in jugendlichem Alter wurde er g e s chl e ch t s kr an t und schwere ärztliche Kuren zer- rütteten sein Nervensystem vollständig. Nach einer durchschwärmten Nacht will er unter dem Einfluß des Kokains den Griff in die Kasse ohne Ueberlegung getan haben. Der Verteidiger, Dr. Pindar, bat mit Rücksicht auf die große Jugend, die starke Ber- führung und�die von Sanitätsrat Dr. Topp begutachtete erhebliche geistige Mmverwertigkeit und moralische Schwäche um weit- gehendste Milde, trotz der Schwere der Tat. Das Gericht erkannte gegen Pfelzer demgemäß auch nur auf eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 6 Monaten und rechnete dem Angeklagten noch 3 Monate Untersuchungshast an. Pörschke erhielt 6 Monate, Luther 3 Manage Gefängnis wegen Hehlerei. Mehr Stehplatze. Die Berwaltung der Berliner Straßenbahn hat vor einiger Zeit mll mehreren geschlossenen Wagen den Versuch ge- macht, zur Erleichterung des Ein- und Aussteigens und zur Der- größerung des Fassungsvermögens der Wagen, mv jedem Wagen­ende eine Sitzbank fortzunehmen und dafür einen Raum zur Aufnahme für stehende Fahrgäste zu schaffen. Dieser Versuch wird nunmehr ausgedehnt. Wie bereits kürzlich gemeldet, beab- sichtigt die Verwaltung der Straßenbahn, nach und nach die kurzen Wagen, die über einen Radstand von nur 2,4 Meter verfügen, so umzubauen, daß der Radstand der Wagen etwas über 3 Meter weit wird. Hierbei werden die Wagen gleichzeitig verlängert, und zwar so, daß dos Wageninnere, also der eigentliche Wagenkasten, unveränderlich bleibt, dafür aber zwei besonders tiefe, für je zwölf stehende Personen berechnete Perrons geschaffen werden. Zwei dieser Wagen, die sich durch besonders ruhigen Gang aus- zeichnen, sind jetzt versuchsweise auf der Linie 6 in Betrieb ge- normen werden. Es ist zu erwarten, daß die Verwaltung der Straßenbahn demnächst sich über die endgültige Ausgestaltung dieser Frage schlüssig wird._ Schwerkriegsbeschädiglenabteile in D-Zügea. Auf eine Anfrage aus dem Reichstag , ob es möglich fei, daß reservierte Abteile für Schwerkriegsbeschädigte auch m Eil- und D-Zügen eingerichtet würden, wie es bereits in den Personenzügen geschehen sei, hat der Reichsverkehrsminister geantwortet, daß Äbteile für Schwerkriegs- beschädigte noch den geltenden Bestimmungen auch in denjenigen Schnell- und Eilzügen bereitzuhalten sind, die häusig von Schwer- Kriegsbeschädigten benutzt werden. Erinnerungsfeier an die ßärnlner Volksabstimmung. Am 10. Oktober d. J., nachmittags 5 Uhr, findet in der Berliner Urania (Taubenstr. 48 49 an der Kanonierstraße) ein« vom Hilfsoerein für die Südmark e. B., Berlin , veranstaltete Erinnerungsseier an die im Jahr« 1920 stottgefuniden« Kärtner Boltslrtsstimmung statt. In einem Bortrage mit Lichtbildern wird überKärntens Kampf und Abstimmungssieg" berichtet werden. Der Eintritt ist fr«i. Gäste sind willkommen. Die ErSssnuugSfeier der Kunstgemeinde Neukölln, die am Mon- tag, den S. Oktober, 8 Uhr abends, in der Neuen Welt, Halen- beide 168/114, statlfindel, steht im Zeichen Beethovens. Zur Auf- lührung gelangt die Nennte Sinfonie und die L e o n o r e- III- Ouvertüre, gür die Mitglieder der Kunstgemcind« Ist der Eintritts- vreiS aus 20 M. zuzüglich 0,60 M. zur Förderung der Jugendpflege sestge- setzt. Der Eintrittspreis lür Nichtmitgliedcr beträgt ZO.SO M. Karten find zu haben in folgenden Vcrkaussstellen: VollSbtldungSamt Neulölln, Rat- Haus. Zimmer 257/ OrtSstelle Britz, Rathau» Britz . Zimmer 3, OrtSstelle Buckow , OrtSstelle Rudow, Konzerltasse E, Babing, Neukölln, Bergstras,« 43, Städtisches Weltpanorama, Ncutölln, Kaiser-griedrlch-Straße 8, Gärtner, Neukölln, Wiflmannstraße 14.__ Schweres Eisenbahnunglück in Serbien . Infolge falscher Weichenstellung stieß in der Station Pen- j e o z i, südlich von N i s ch. ein aus Uesküb kommender gemischter Militär, und Zivilpersonenzug mit einem beladenen Güterwagen zusammen. Elf Personen wurden getötet, 20 schwer. 30 leicht verletzt. Die Lokomotive und vier Waggons wurden zer- trümmert._ Durch ein Gcoßseuer wurde in der vergangenen Nacht die Zi- choriendarre der Brandtschen Erben in Magdeburg vollständig vernichtet. Als Ursach« de « Brandes nimmt man Selbstent- zündung an. Der Flugverkehr England Soniinenl. Aus einer Bettachtung derCologne Post" über die Ankunft des ersten englischen Verkehrs- flugzeuges aus London geht hervor, daß die Verhandlungen, die zwischen England und Deutschland üb« die Aufnahme eines regelmäßigen deutsch -englischen Luftverkehrs gepflogen worden sind, einen erfolgreichen Abschluß gefunden haben. Wetter für morgen. Berlin und Umgegend. Zeitweise etwa» ausllacend, jedoch über- wiegend trübe ml« wiederholten Regensälle» bei ziemlich srischen weftltch«, Winden. Temperatur wenig geändert.