Jall Kuitner— daviüsohn. Die kommunistischen Berherrlicher von Holz und Eberlein sind om Werk, um gegen unseren Kollegen K u t t n e r etwas zu entsesseln, was sie selber eine„Progrombetze" nennen würden, wenn es sich gegen einen der Ihren richtete. Nachdem las Berliner Schöffengericht das juristisch bemerkenswerte Urteil abgegeben hat, man dürfe einen Wann, der möglicherweise die Grenzen der Notwehr überschritten hat, einen Mörder nennen, machen sie von Verbal- injurien den denkbar stärksten Gebrauch. Da aber der �Meuchelmörder Kuttner" vielleicht doch allein nicht nach Wunsch zieht, wird das ganze kommunistische Marionetten- thcater wieder hervorgeholt:„der blutige Wels", Zickler, der Mord-Duhter und natützsich Noske! Die Absicht, die dabei verfolgt wird, ist so dick aufgetragen, daß der Gedanke geradezu trostlos ist, ein Leser könnte so dumm sein, sie nicht zu merken. Es muß gegen die Einigkeit gehetzt werden, dazu ist jedes Mittel rech:. Der Fall Kuttner liegt so, daß das ungünstigste Urteil über ihn dahin gehen kann, Kuttnör habe zur Abwehr einer nur vermeintlichen, nicht wirklichen Gefahr auf den Feldwebel Eichhorn geschofsen. Auch dieses Urteil steht nicht fest, da in dem Ermittelungsverfahren, das Kuttner seinerzeit selbst bean- tragte, acht Augenzengen mir ihm in der Bekundung über- einstimmten, der betrunkene Eichhorn sei gerade im Vegriff gewesen, eine Handgranate«bzuziehen, als der tötende Schuh ihn traf. Man kann tvotzdem die Möglichkeit offen lasten, daß Kuttner in der Seturöde des Entschlusses die Größe der Gefahr überschätzte, also uribewußt die Notwehr überschritt. Jede darüber hinausgehande Beschuldigung ist nach den« Gang des Beweisverfahreirs als absichtliche Verleumdung klar m erkennen. Das gilt insbesondere für die Be�aupwng, Kuttner habe mit den Worten:„Ich kenne dich, du bist ein Spartakist", auf Eichhorn geschossen. Diese Worte sind umgekehrt von dem betrunkenen Mann gegen Kuttner gebraucht worden. Keiner der Zeugen hat sich darüber anders gsäußeick. Angesichts dieses Tatbestandes hat die Redaktion des„Vorwärts" keinen Anlast gesehen, on dem koste- /gialen Verhältnis, das sie seit sechs Jahren mit dem Genosten Kuttner verbindet, auch nur das Geringste zu ändern. Die Landtagsfraktion ist zw demselben Ergebnis gekom- men. Sie beschäftigte sich gestern mit einem Schreiben des Genossen Kuttner, in dem er über den Ausgang feines gegen Daoidsobn angestrengten Prozesses beeichtet und fein Mandat zur Verfügung stellt Die Fraktion beschloß e i n st t m m i g, daß auf Grund des ihr bekannten Tatbestandes keine Ver- anlassung für Kuttner gegeben sei,:das Mandat niederzulegen. Da Genosse Kuttne: gegen da.; fchöffengerichtlichs Urteil Berufung eingelegt hat. werdan'die früheren Angehvri- gen des Regiments Reichstag , die im Januar 1919 der 5. Kam- pagnie angehörten, Gülzow , L.ange, Pape, Bau- mann, Otto Schulz, Ratzow, Bittner und Max Mittag gebeten, ihre jetzkje Adresse der Redaktion des„Vorwärts", Berlin SW. 68, Llndenstr. 3, mitzuteilen. Aevifchemall im KechtAbach-proZeß. München . 6. Ortover. Eigener Drahtberiait.) Den dritten Vcrbanbluvflstag füllte größtenteils das Verhör des Redakteurs Lembt« aus.' De? Vorsitzende bringt Dinae zur Sprache, die nicht eigentlich zur Sack)» gehören. Gelegentlich weicht der Vorsitzende von dem G-cgeisstand der Verhandlung ad und ergeht sich ln mcuer- liehen heftigen Beschimpfungen ffismcs. Er kündet an, haß das Volksaericht die Frage prüfen wird, ob Ei»ver durch die Herausgabe des Schönjchen Berichtes nicht bloß in obpkt'vcr, sondern noch mehr in subjektiver Hinsichi eine vrrsätzkche Fälschung begangen habe. Das verhör ergibt, daß dos Boklsgericht der Auffassung sst, jede öffentliche Darfteklunz der reichsschäd- lichen Bestrebungen in Bayern jiei?andesoerrat Der Zeuge Redakteur Stark von der„Fror ßfurter Zeitung" wurde abgekanzelt, weil er sich in einer Berliner Rede einmal ungünstig über Bayern geäußert hatte Am vierten Derhandlungstag wird
Der Zaun. von Paul Packan. In Berlin wohnen heute bekanntlich nur reiche Leute. Weil viele von ihnen nicht wissen, was sie mit dem Geld an- sangen sollen, bauen sie Häuser. Natürlich nicht gewöhnliche Mietshaus«? mit mehreren Stockwerken für mehrere Familien, sondern vornehme Villen und Neine Schlösser, protzig und prunkend. Sie«ändern mit ihren Bauplänen aus der Stadt an den Rand der Steinwüste, wo es ruhig ist, wie es die Reichen lieben und notwendig haben, oder ste bauen miten im Wald, der für sse niedergeschlagen wird.« Darüber schimpfen manche Menschen und nennen es Wald- ichlächterei: ich aber find�, daß ein tiefer sozialer Sinn darin liegt. Dem Volk wird immer wieder gepredigt, daß es doppelt und dreimal soviel arbeiten müsse wie früher. Wenn es aber den Wald gewissermaßen vor der Tür hat, wird es nur abgelenkt und kommt auf den dummen Gedanken, im Wald spazieren zu gehen, anstatt zu arbeiten. Die Waldschlöchtereien sind also nicht, wie man oft sagen hört, ein Verbrechen am Vost, sondern selbstverständlich eine Wohltat für das Volk. -'Im Grunewald hat sich unlängst jemand eine Baustelle gekaust, und das Stück Wald, oder vielmehr die Stelle, wo einst die Bäume standen, ist sehr groß.' Ich weih nicht, wieviele Quadratmeter, aber ich glaube, es ist schwer, so weit zu zählen. Auf dem Gelände wird ein großer Garten angelegt mit allen Finessen für Feinschmecker der Natur, und es sst ja bekannt, daß die reichen Leute nichts so sehr lieben wie die schöne und bescheidene Natur. Mitten in dem Park wird ein Rokokoschlößchen gebaut, das sehr reizvoll ist. Um das Ganze aber ist ein Zaun gezogen aus dicht nebeneinander gefügten Latten, weiß gestrichen und fein lackiert, »in Zaun, riesenlang und riesenhoch und obenauf liegt noch Stacheldraht. Drahtverhau ist jetzt die große Mode. Ich denke mir, das soll erzieherisch wirken und auf den neuen Krieg und das nächste Stahl» bad vorbereiten, dessen heilkrästige Wirkung wir alle noch in den Knochen haben. Wenn die Ausflügler am Sonntag an dem Bauplatz vorbei» kommen, dann stehen sie und staunen, und all« Welt wundert sich, warum der groß« Zaun gesetzt fem möge. Neulich führte mich der Weg an einem Wochentag zu dieser Baustelle. Es schüttete, was nur vom Himmel kommen konnte, und dieser Regen war wie eine Katastrophe. Da hielt ein sehr elegantes Auto mit Ledersesseln und seidenen Kissen vor dem Riesenzaun, und ihm eirtstieg ein sehr seiner Herr,
die Ooffentlichteit ausgeschlossen. Es kommt zu scharfen Ausein« andersetzungen zwischen Gericht und Verteidigung. Die Verteidigung betont, daß sie überhaupt nicht wisse, weswegen die Beschuldigten unter Anklage gestellt seien. Iustizrat Bernstein führt aus: Die An- geklagten wissen nicht, wogegen sie sich wehren sollen. Das ist kein Verfahren in einem zivilisierten Staat. Die einfachsten Rechte der Angeklagten werden durch das Volksgericht verfetzt. Das Volts- gcricht soll kein Kinderspiel treiben. Die Angrisse Bernsteins auf das Lolksgericht wirken wie Donnerschläge. Das Gericht stellte erst jetzt die genaue Anklage fest. Die gesamte Berichterstattung Fechen- bachs und Lembkes soll als Landesverrat gelten.
Nicht veeabschieöet! Dar Wochenfrist wurde die Nachricht verbreitet, daß der Kvm- mandeur des Göttinger Reichswehrbataillons, Oberstleutnant von F r a n tz i u s, wegen monarchistischer Propaganda in der Kaserne aus der Reichswehr entlassen worden sei. Diese Nach- richt entspricht nach der Meldung der Korrespondenz B.S. nicht den Tatsachen. Herr o. Frantzius ist In der hierfür üblichen Form auf seinen eigenen Wunsch mit der gesetzlichen V e r s o r- g u n g verabschiedet worden. Mit monarchistischen Umtrieben hat die Verabschiedung nichts zu tun, es sind vielmehr rein per- fönliche Gründe maßgebend gewesen. Soll nun mit dieser Meldung gesagt sein, daß monarchistische Propaganda nicht f« st g e st e l l t worden oder nur. daß sie nicht der Grund der Entlassung gewesen sei?— Wir fürchten das letztere. « Der preußische Minister des Innern hat unter dem Datum des 2g. September verordnet: 1. Gesellige Veranstaltungen von Vereinigungen ehe- maligcr Truppenteile sind auch außerhalb gedeckter Räume und unter Beteiligung von Angehörigen und Gästen gestattet. Die Ortspolizeidehörden sind befugt, diese Veranstaltungen zu über- wachen und, falls sich Mißstände herausstellen sollten, zu verbieten. 2. Die Beerdigungen von Mitgliedern solcher Vereinigungen können in der herkömmlichen Weise unter Beteiligung der G e- wehrsektion und Abgabe von Ehrenfalvest stattfinden. I. Einweihunzsfeiern von Denkmälern für die Gefallenen sind den genannten Vereinigungen gestattet. Das Mitführen von auf- reizenden Abzeichen sowie von Massen, außer' denen der Servchr- sektion, ist nicht gestattet. U. E. sollten Sewehrsektionen überhaupt nicht gestattet werden.
Die Tätigkeit öes Hewerkschsstsbunües. �ur Linderung der Teuerung. In den Nummern 462 und 464 des„Vorwärts" haben wir die wichtigsten Beschlüsse der jüngsten Togung des Ausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes bereits veröffentlicht. Dem erst jetzt erschieneneu Bericht über die Beratungen in der Zeit vom 28. September bis 1. Oktober in Varlin , an der diesmal außer den Verbandsvorsitzenden auch die Vertreter der gewerkschaftlichen Landes organisatwnen teilnahmen, entnehmen wir: Der Bundesoorsitzende L e i p o r t, der zunächst feiner Freude über die Einigung der beiden sozialdemokratischen Parteien Aus. druck gab, beoichtste, daß dos, was zur Linderung der Not erreicht worden tonnte, nicht alle befriedigt. Usber die Bemühungen des Bundesvorstandes zur Linderung der Teuerung berichtete Genosse G r a ß In a n n. Die gewerkschaftlichen Spigenoerbänd« seien früher angestanden, uer. zur neuesten Verschärfung der Not- läge Stellung zu nehmen als ihre verschiedenen Kritiker. Ein Teil der Maßnahmen zur Besteuerung der Ausfuhr werde leider erschwert durch eigene Gewerkschaftsgenossen, besonders durch Betriebsräte, die sich von Unternehmern breitschlogen lassen. Wie die Stellungnahme der sozialdemokrati- scheu Parteitage zcigt, sind die früher getrennten und jetzt wieder vereinigten Partei-n mit den Vorschlägen der Gewerkschaften ein- oerstanden. Ebenfalls wurde mit dem Internationalen Gewerk. schoftsbund Rücksprache genommen. Auch über£i* Rückkehr zu bedingter Zwangswirtschaft wurde mit dem Ernöh- rungsminister und dem Reichskanzler verhandelt. Es sei indessen zu befürchten, daß die geistige Einstellimg dafür nicht vorhanden sei. Auch bestel?« bei den Verirctcrn der christlichen Gewerkschaften kein« Neigung, so weit zu gehen. Unter anderem� schilderte Redner
der Eigentümer von Park und Schloß und Zaun, mit seiner noch feineren Gemahlin. Die Gnädig« war sehr ungehalten über den Regen und meinte: „Einfach scheußlich, dieser Regen. Man ruiniert sich die ganze Kleidung. Ich kann mir doch nicht jeden Tag einen neuen Hut für sechstausend Mark kaufen." Ich fand es a u ch vom Himmel höchst unschicklich, daß er gerade jetzt seine Schleusen öffnete. Der Baumeister erwartete die Herrschaften und führte sie überall umher durch Schutt und aufgeweichten Sand und nasse Erde. Die Gnädige vermerkte dos sehr übel, rümpfte die Nase und sagte:„Man hätte doch wirklich Bretter legen können. Man wußte doch, daß wir komnken würden." Damit raffte sie die Röcke hoch, sehr hoch, und aus der Art, wie sie die Kleidung schürzte, konnte man erkennen, daß sie wirklich eine feine Frau war. Noch-eine? Weile erklärte der Herr des Ganzen:„Lieber Bau- meister, olles ist sehr schön, auch der Z«un, nur, er muß noch dichter gemacht werden, damit nicht jeder durchsehen kann. Lassen Sie Sträucher dahinter setzen. Der Baumeister dankte für diese Belehrung und dienerte. „Ja, seh'n Sie, man sitzt hier im Sommer wie auf dem Präsentierteller: die Leute können einen immer in den Magen sehen, und die Menschen sind so komisch! Ich kann doch nichts dafür, daß es ein paar arm« Luder gibt." Der Baumeister dankte wieder und dienerte abermals. Als der reiche Mann diese prachtvoll« Weisheit von sich gegeben, was ihm anscheinend recht schwer gefallen war, kamen gerade«in paar Arbeiter vorbei, schweißtriefend noch, weil sie Swbben aus- gerodet hatten. Sie hörten die goldenen Worte des reichen Mannes, und der eine sagte, aber so vor sich hin:„Mensch, setz' dir dach in'n Keller, da sieht dir niememdl" Da lächelte der reiche Mann, so ganz erhaben von oben herab, und als die Arbeiter außer Hörweite waren, aber auch dann erst, erklärte er dem Baumeister:„Seh'n Sie, wie ich recht hatte! Wfo lassen Sie den Zaun ganz dicht machen, daß niemand durchsehen kann." Und die Gnädige bekräftigt«:„Dann kann auch der Gestank der armen Leute nicht bis zu unsercinen auf den Teller und Tisch kommen." Der Baumeister beteuerte, daß«r alle Wünsche der Reichen respektleren werde, und das Auto rattert« davon. Ich aber dachte mir, um wieviel stil- und stimmungsvoller es im Sommer hier sein werde mit dem dicht verhangenen Zaun als früher, da noch die Bäume standen, unter die man sich aus den Moosboden legen und fern von der nervenfressenden Großstadt ein Stück Himmel ruhig schauen tonnte, über den so eigenartig ge- formte, weiße Wolken rudern, unier dem die Vögel sich von Baum zu Baum schwangen und in ihrer seltsamen Sprache über die merk- würdigsten und interessantesten Dinge schwatzten, � 1
die Schwicrigkeilen der Wucherbekämpfung. Es sei nicht zu umgehen, daß auch Gcwcrkschoftsangehöriz« geschädigt werden, die selchen Industrien angehören, die durch die ge> forderten Maßnahmen betroffen werden. Die Rot der Allgemein- heit fei jedoch so groß, daß sich dies nicht vermeiden lasse. Nötigen- falls müßten die" geschädigten Arbeiter au» Reichsmitteln unter- stützt werden. Weitere brauchbare Vorschläge seien bisher nicht zu erlangen gewesen, soweit es sich eben um durchs ührbar« Vorschläge und nicht um Pyrasen handle. Die Durchführung der Vorschläge hätte im günstigsten Falle ein« Verminderung der schlimmsten Not zur Folge. Auch kein Betriebsrötekongreß könne einen anderen Ausweg zeigen. Auch die Ilebernahme dcr wirtschaftlichen Macht durch die Arbeiterklasse könne nicht? Wesentliches an unserm Ver- hältnis zum Auslände ändern Zunächst müsse versucht werden, mit Lohnforderungen de? Verteuerung der Lebensbaltung soweit wie möglich nachzukommen. Dies zwinge dazu, die bisherige Preispolitik zum Teil zu verlassen. Den Sozialrentnern usw. seien Zuschüsse zu gewähren. Vor allen Dingen sei alles zu tun, was dazu beiträgt, im Auslände die geistige Atmssohäre zu schaf, fen, die weiter« Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland u n m ö I- l i ch macht. Voraussetzung dazu sei das Aufhören der Zwistigkeiken unter der deutschen Arbeiterschaft. Selbst dos von uns G'sorderte werde versagen, nenn der Druck einer dahinterstehen- den einigen Masse versage. An den Bericht schloß sich ein« eineinhalbstündige, sehr gründ- lieh« Ausspräche� an der sich nicht weniger als 25 Redner beteiligten. In der Beurteilung der einzelnen Maßnahmen des ADGB. gingen die Meinungen natürlich auseinander: besonders hatten dl« Vertreter dar Berus «, deren Angehörige durch die gesor- derten Maßnahmen in ihren Arbeitsmöglichkeiten beeinträchngt werden, an Einzelheiten Ausstellungen zu machen. Diese Ausfüy- rungen erweckten Widerspruch bei anderen Rednern, wobei jedoch betont wurde, daß die geschädigten A-beiter nicht schutzlos gelassen werden dürften. Im übrigen wurden so ziemlich alle Seilen des Wirtschaftslebens beleuchtet. Es wurde auf die Gefahren hinge. wiesen, die dem Achtstundentag drohen. Auch die Festigung der deutschen Währung wurde erwogen, besonders d:« Berech- mmg der Preis« und Löhne in Goldmark, die allerdings noch nicht dazu führen würde, daß die Löhne ans den Stand der Vorkriegszeit, geschweige denn auf den gleichen Siand mit den Löhnen im Aus- land zu stehen kämen. Weiter fehlte es nicht an scharfer Kritik an den Maßnahmen, di« bisher zur Wiederaufrichtung der Wirt- schaft getroffen worden fmh Es mußt« jedoch auch anerkannt wer. den, daß das heutige Elend zum überwiegenden Teil auf Ursachen beruht, die jenseits d«s Einttusies de? Gewerkschaften ttehen. Ver- schieden« Redner hoben die Notwendigkeit bervar, daß noch weitere Dolkswirtschaftlar herangezogen werden müßten, um dem Bundes- vorstand bei der Beurteilung der Wirtschaftsloge zur Seite zu stehen. Einige Vertreter der Laudesorganisationen hoben unter on- derem hervor, daß es dem von den Kommunisten geforderten Rctckisbetriebsrätekongreß gar nicht möglich fei, die Aufgaben zu erfüllen, die er nach den Angaben der kommunistischen Presse er, füllen soll. Auch wußten sie Mliteilungen zu machen, wie stellen- weise die Forderung nach einem solchen Kongreß zustand« kam. Wie Graßmann in seinem Schlußwort hervorheben tonnte, machie sich im Ausschuß ein« grundsä gliche gszneriiche Stimmung gegen die Politik des Bundesvorstandes nicht geltend. Graßmann betoicke nochmals die Bereitwilligkeit des Bundesvorstandes, alle Vorschläge zu prüfen und, soweit die Möglichkeit der Durchführung besteht, sie zu? Ausführung zu bringen. Der Glaube der Massen on die Macht der Gewerkschuften müsse wieder auf ein natürliches Maß zurückgeschraubt werden. Mit Leuten, denen es gar nicht daran siegt, dem Proletariat zu heisen, sondern nur politische Ziele zu verfolgen, sei jedoch«ine Auseinandersetzung unmöglich. Was könne ein kommunistischer Betriebsrätekongreß tun? R e s o» lutionen fassen. Kommissionen wählen, Forde- rungen aufstellen und den Gewerkschaften den Speisezettel zur Verwirklichung übergeben. Mit gerader und ehrlichar Poli'ik würden die Gewerkschaitcn auch den Massen gegenüber bestehen können und vor allen Dingen, wenn sie der Arbeiterschaft die Frage vorhalten: Wiesäheichdennaus, wenn die Gewerkschaften nicht vorhanden wären?
Mnisterpräsiden« Genosse Branting-Stockholy, ist, von Paris kommend, hier eingetroffen, und wird heute, Sonnabend, mit dem Reichspräsidenten beisammen sein.
Darin wird mir jeder recht geben müssen, daß dieser hohe und dichte Zaun direkt eine Notwendigkeit ist. Denn ich bin immer für eine reinlich« Scheiduog gewesen. Hinter dem Zaun der reiche Mann, der in seinem Schloß - schlemmt, und vor dem Zaun das arme Luder, das unter den Bäumen siegt und sich die Sonne in das hungrige Maul hinein- lachen läßt!
Thealerteuoruag. Der katastrophale Marksturz und die mit ihm verbundene Steigerung aller Preise greift natürlich auch in die Theaterbetriebe über. Die Materialkostcn sind in den legten Wochen und Tagen horrend gestiegen, Schauspieler und Theaterarbeiter müssen erhöhte Eehaltsforderungen stellen. Der Schlichtnngsaus- schuß, der am letzten Dienstag tagte, hat als tnonatliche Mindest» gage für Berliner Schauspieler 15G0Ü M. nebst einer Aufwands» oeihilfe von 7000 M. beschlossen. Dieser Spruch ist am Donnerstag von den Schauspielern abgelehnt worden, weil diese ihn— soweit er die Austvaiidsbeihilft betrifft— anders auslegen als die Bühnen- leiter. Montag wird die Oberschlichtungsstelle sich daher mit der Angelegenheit nochmals zu befassen haben, aber wie uuch ihr Spruch ausfallen mag: eine gewaltige Neubelastung aller Theateretats steht unzweifelhaft bevor. Die Ope- retrenbühnen, die viel von valutastarten Fremden besucht werden, können dabei bestehen, viele Sprechtheater aber sind vor die Frage Sein oder Nichtsein? gestellt. Auch unsere Volksbühne hat in ihrer letzten Verwaltungssitzung die verändert« Situotioi! beraten. Sie ist sich des Ernstes der Sackssage bewußt, glaubt aber doch, daß für sie noch kein Grund vorhanden ist, die Flinte ins Korn zu werfen. Eine erheblich« Erhöhung der Mitglievsbei- träge ist allerdings unumgänglich notwendig. Der verein arbeitet bekanntlich nicht mit Ueb.-rschüssen, aber er muß soviel einnehmen, wie seine Ausgaben betragen. Unter Berücksichtigung aller irgend möglichen Ersparnisse hat die Verwaltung daher beschlossen, die Bei- trage für die Nachmittagsvorstellungen auf 60 M. lOper 80 M.), und für die Abendvorstellungen auf 80 M. tvper 90 M.) von sofort zu erhöhen. Man darf von den Berliner Arbeitern erwarten, daß sie, soweit sie dazu imstande sind, auch unter diesen Umständen der Volksbühne treu bleiben und«in Unternehmen nicht im Stich lassen werden, das ihr Wert und ihr Stolz ist. Das neue IMitel gegen die Schlafkrankheil. Auf dem Leipziger Kongreß der Aerzte und Naturforscher erveate. die Bekanntaabe de» chemotherapeutischen Mittels„Bayer 205" Aufsehen. Dies von Prof. Martin Mayer im Fwmburgrr Institut für Schiffs- und Tropenkrankhriten gefundene Mtttel wird, jetzt in.Afrika von beut- ichen Forschern praktisch erforscht. Wie die„Deutsch - llllTdizinsiche Wochenschrift" mitteilt, str.d allem Anschein nach sein« bisherigen Erfahrungen vielversprechend, denn schon bemühen sich verschiedene Kolonialländer, da? Mittel zu erproben. Vor kurzem wurde be- rickM, daß im englischen Parlament eine Anfrage wegen des neuen Mittels on die Regierung gerichtet wurde. Und jetzt hat der bel- gische Kolonialminister den Direktor der Hochschule für tropisch« Me- dizin beauftragt, seine Wirkung zur Bekämpfung der Schlafkrankheit im Laboratorium zu untersuchen. Das Ergebnis all dieser Unter- suchungen, das die gesamte medizinische Well mit Spannung er,