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totolle anzunehmen, da durch die Kreditgewährung Oesterreich   In die Lage komme, selbständig bis zu dem Tag zu bestehen, wo der Anschluß endlich möglich sein werde. Abg. S e i tz(Soz.) verwies auf das S e l b st h i l f e p r o» gramm der Sozialdemokraten, zu besten Durchführung sie bereit seien, an einer Konföderation der Parteien mitzuwirken. Die Genfer Konvention   bedeute«inen Verrat der österreichischen Jnteresten. Nackdem noch einige andere Redner gesprochen hatten, erfolgte die Abstimmung, die das schon gemeldete Ergebnis brachte. Morgen tritt in Wien   ein fozialdemokrati- fcherParteitag zulammen, der zu diesen neuesten schwer» wiegenden Ereignissen Stellung nehmen wird. Was sich in Oesterreich   vollzieht, hat nach drei Richtungen große Bedeutung. Es bedeutet eine Niederlage des Anschluß» gedankens, eine moralische Stärkung des Völkerbundes und fürDeutschlandeinefurchtbareWarnung. Mit einem gewissen Fatalismus ist oft gesagt worden, daß wir �österreichischen Zuständen" entgegengehen. Die Genfer Protokolle und die Wiener   Verhandlungen zeigen uns, was das heißt. Die österreichischen Sozialdemokraten forderten Selbst Hilfe im Interesse der nationalen Selbstbehauptung, das ist genau dasselbe, was die deutschen Sozialdemokraten in Deutschland   fordern. In Oesterreich   ist es zu spät, in Deutsch  - land noch nicht. Aber, wie lange haben w i r noch Zeit?
Maßnahmen gegen Stubenrauch. Zu dem Fall des Primaners Stubenrauch vom Realgymnastum in Steglitz   wird dem Sozialdemokratischen Parlamentsdienst mit- geteilt, daß dem am IS. August aus der Untersuchungshast ent- lostenen und am 11. September außer Verfolgung gesetzten Stubenrauch im Anschluß an die Herbstferien durch den Provinzialschulrot Michaelis schriftlich eröffnet wurde, daß erder Schule fern- zubleiben habe, bis sein« Angelegenheit vor Gericht entschieden worden ist. Stubenrauch ist seitdem auchnichtmehr in die Schule gegangen. Aus Grund der Ergebnisse des Leipziger Pro- zestes werden die Schulbehörden unverzüglich mit dem entsprechenden Vachdruck die gebotenen Schritt« im Fall Sktbenrauch unternehmen. * Diese aus dem preußischen Kultusministerium stammende Mit- teilung gibt also zu, daß Stubenrauch erst im Anschluß an die Herbstferien vorläufig von der Schule entfernt wurde; ste besagt nicht, daß er seit dem IS. A u g u st, cm welchem Tage er aus der Untersuchungshaft kam, bis zu den Hcrbstferien, die Schule nicht mehr besucht habe. Das Reichsfchulgefch. Der Bildungsausschuß des Reichstags hat sein« Beratungen .>e» Entwurfs zum Artikel 143,2(Reichsschulgesetzentwurf) wieder «ufgenommen. Ministerialrat von Zabn gibt zu§ 5 Erklärungen über den Leoriff.Gemeinden", die nicht als politische Gemeinden, sondern als Schuloerbände, die zur Errichtung und Er» Haltung der öffentlichen Volksschulen oerpflichtet sind, verstanden werden müssen. Er ist der Meinung, daß je nach den Ergebnissen der Abstimmung über Gemeinschafts-, weltliche oder Konfessions- schulen eventuell neue Schulverbände gegründet werden mußten. H e n s« l(deutschnational) will im 8 5 das Wort.öffentlich" vor Volksschulen streichen, er verlangt außerdem eine Verpflichtung des Reichs, Schulzweckverbände zur Errichtung und Erhaltung von nffentlichen Volksschulen nach Artikel 143,2 und von privaten Volt»- schulen nach Artikel 147,2 der Reichsoersastung zu föroern. Löwen- ' ein(Soz.) verlangt Auskunft über die Untcrhaltungspflicht der Schulverbände, die aus dem Artikel 143 folgen, er sieht in den neu zu bildenden Schulverbänden erhebliche Schwierigkeiten. Die An- ?räge der Deutschnationalen lehnt er ab, da das ganze Gesetz nur von ffentlichen Volksschulen handelt. Förderung besonderer Schulzweck- verbände für Einrichtung der Schulen nach Artikel 143,2 ist über- üssig; die Förderung von privaten Volksschulen ist verfassungs- widrig, da nach Artikel 147,2 private Volksschulen nur ganz aus- .iahmsweise errichtet werden dürfen, wenn nämlich Minderheiten für »we öffentliche Vekenntnis- oder bekenntnisfreie Schul« nicht die ausreichende Anzahl von Antragstellern aufbringen können, oder wenn«in besonderes pädagogisches Interesse vorliegt. B e u e r- ?ionn(Volkspartei) will zwar Privatschulen unterstützen, doch will
er das durch ein besonderes Gesetz. Jedoch will er den Antrag zur Errichtung von Schulzweckverbänden unterstützen. H e l l m a n n (Soz.) kritisiert scharf die Absicht der Deutschnationalen, auf Um- wegen eine verfassungswidrige konfessionelle Privatschule in das Gesetz hineinzubringen und neben den lisfentlichen Körperschaften als Schulzweckoerbände noch private Gesellschaften einzufügen. Da- durch würde das Recht der Erziehungsberechtigten auf eine völlig ! ander- Grundlage gestellt als die Reichsoersastung sie vorsieht. j Mumm(deutschnational) versucht die Anträge der Deutschnatio- ' nalen alz harmlose Interpretationen des Artikels 143,2 hinzustellen und will vor allen Dingen das Recht der Erziehungsberechtigten ge- stützt wissen. Löwen st ein(Sozi) stellt richtig, daß nach der Reichsoersassung olle Schulen, auch die konfessionellen, öffentliche Schulen bleiben müssen und die Erziehungsberechtigten nur Antrags- recht in bezug auf den besonderen konfessionellen, konfessionsfrcien oder Demeinschaftscl)arakter der Schulen hätten. Weiß(Demokrat) und Marx(Zentrum) lehnen ebenfalls die deutschnationalen Anträge ab, letzterer unter Betonung der besonderen Sympathie, die seine Partei für die Privatschulen hätte. Doch das Zentrum will die ; Privatschulfrage nicht mit dem Entwurf zum Artikel 143,2 ver- quicken. H e l l m a n n(Soz.) macht auf die großen Schwierig- leiten aufmerksam, die dadurch entstehen würden, wenn nach den Ausführungen des Regierungsvcrtrctsrs die Schulverbände nach ! dem Bedarf an Gemeinlchafts-, Konfessions- oder weltlichen Schulen neu gebildet werden könnten. Es würde dadurch den Landes- > rsgierungen die Möglichkeit einer Beeinflussung der Ehancen für die einzelnen Schularten durch Schuloerbandsabgrenzungen gegeben werden. Dieses Verfahren würde ferner im Widerspruch besonders zu der bayerischen Schulsprtngeleinteilung stehen. Er ersucht daher die Regierung, diese Frage nochmals nachzuprüfen. 5M« Deutschnationalen beantragen zu 8 3 die Erweiterung des Kreises der Erziehungsberechtigten auf alle Eltern, ohne Rücksicht daraus, ab sie Kinder in der Volksschule haben und Dr. Philipp (Deutschnatl.) deutet an. daß sie als Erziehungsberechtigte auch Geist- liche, Lehrer und Meister ansehen. Runkel(D. Dp.) will in ähnlicher' Weise eine Ausdehnung auf all« Eltern. Unsere Genossen weisen diesen Versuch, aus Parteirücksichten Eltern, die Kinder nur in den höheren Schulen haben, das Recht zu geben, über den Charakter der Volksschulen zu bestimmen, energisch zurück. Schließlich fanden von den Anträgen unserer Genossen folgende die Mehrheit des Ausschusses: 1. Ms Erziehungsberechtigte, die einen Antrag auf eine Schulart stellen können, sind außer den Eltern schulpflichtiger Kinder auch Eltern solcher Kinder anzusehen, die innerhalb von fünf Jahren volks- schulpflichtig werden. 2. Die Einschränkung der Regierungsvorlage auf Eltern, soweit sie im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte und der deutschen Staats- angehöriqkeit sind, zu streichen. ». Die Streichung des Gesichtspunktes, daß für die Erziehungs  - berechtigten ein Pluralwahlrecht nach der Kinderzahl maßgeblich sti. Weitere Verteiülgungsreöen. Replik des Oberreichsanwalts. Zu Beginn der heutigen Sitzung teilte Scnatspräsident Dr. H a g e n s zunächst mit, daß der Gerichtshof beschlossen habe, die Angeklagten Schütt und Diestel, soweit sie des Vergehens der Bei- Hilfe zum Morde angeklagt waren, außer Verfolgung zu setzen. Seitens des Oberreichsanwalts war diese Anklage bereits vor der Hauptoerhandlung fallen gelassen. Nunmehr» so erklärte der Vorsitzende, sei der Staatsgerichtshos der Meinung, daß mangels genügenden Verdachtes die Angeklagten Schutt und Diestel, soweit sie der Beihilfe angeklagt seien, außer Nerfolgung zu setzen seien. Gegen Schütt und Diestel bleibt demnach nur die Anklage wegen Begünstigung der Töter bestehen. Justizrat Dr. Hahn gab dann noch von dem Inhalt eines bei ihm eingegangenen Telegramms Kenntnis, in dem Korvettenkapitän a. D. von Zitzewitz-Bcrlin mitteilt, daß er als früherer und un- mittelbarer Vorgesetzter Kerns und auf Grund genauer Kenntnis dessen Natur bestätigen könne, daß die gestrige Aussage Techows, daß Kern ihm mit Erschießen gedroht habe, durchaus auf Wahrheit beruhen müsse. Dann ergriff R.-A. Dr. A l s b e r g für die von ihm verteidigten Angetlagten Schütt und Diestel das Wort zu seinem Plaidoyer. Er führte aus: In der Geschichte der politischen Prozesse wird der Rathenau  -Mordprozeß für alle Zeiten eine hervorragende politisch. juristische Rolle spielen, vielleicht schon deshalb, weil es der erste anonyme politische Prozeß ist. Keine Partei, keine politische Gruppe will für diese im eminentesten Sinn« des Mordes politische Tat ver- antwortlich zeichnen. Es sei völlig zweifellos, so führte der Ver- leidiger weiter aus, daß Schütt und Diestel über das wirkliche Vor»
hoben der Täter getäuscht seien. Das Geständnis Techows hat er- schütternd auf Schütt gewirkt, und>ch verstehe es, wie er gegenüber diesen knabenhaften Äordgehilsen nur Worte des verzweifelten Ent- setzen? fand. Die Ofsenbarung Techows enthüllte Schütt zugleich die furchtbare Situation, in die er schuldlos verstrickt war. Mit Recht muhte Schütt sich doch sagen, daß er, der arglos die Täter bei sich beherbergt und sie bewirtet hatte, bei jedem, dem nicht die letzten Fäden dieses Zufalles bekannt waren, in den furchtbaren Verdacht der Mitwisserschaft geroten wäre. Und zu alledem traten Schütt in diesem Augenblick die drohenden nur zu ernst gemeinten Worte Kerns vor Augen:Verräter gehen bei uns um dl« Eckel". die ein« besonders tiefe Bedeutung dadurch für ihn gewinnen mußten, daß er noch den Mitteilungen Techows in der Tat den Auftakt zu einem schweren Bürgerkrieg sah. Schütt ist und das ist durch die Beweisaufnahme voll erwiesen dem das B er brennen der Mützen fordernden jüngeren Techow mit Ausreden ausgewichen. Die unüberlegte Beseitigung der Koppen hat, wie Schütt und Diestel alsbald richtig erkannt hätten, sie äußerlich noch mehr mit der Tat in Verbindung gebrocht und dadurch den Entschluß, mit dem sie rangen, die Tot   selbst anzuzeigen, ihnen unmöglich gemacht. Dos niederdrückende Bewußtsein, daß der Schein gegen sie spräche und sie als Mitwisser erscheinen lassen müsse, habe dann auch das Ver- ljclten Diestels bei den Nochsorschungen des Kriminalkommissars Seinemayer bestimmend beeinflußt. Hierauf ergriff Rechtsanwalt G o l d stü ck er- Berlin für den Angetlagten Schütt das Wort. Der Verteidiger streifte noch einmal kurz alle Umstände, die der Entlastung seines Klienten dienen können. Er schilderte ihn als«inen Mann, der, einer demokratischen Familie entstammend, Feindschaft gegen Juden niemals gekannt habe, und der mitten im Erwerbsleven stehe gegenüber der Mehr- zahl der Angeklagten, die haltlos in der Lust schwebten, oder die ihr angebliches Studium nur als Aushängeschild benutzten. Er bat zum Schluß um die Freisprechung seines Mandanten. Dann ergriff noch einmal Rechtsanwalt Bloch für die An� geklagten Tillessen   und Plaas das Wort, für die er, wie er erklärte, nicht um Mild«, sondern um die klare Erkenntnis ihr«? Unschuld bitte. Nach einer kurzen Pause folgt dann die Replik de» Oberreichsanwalk», der sich zunächst mit der gestrigen Erklärung des Hauptangcklagten Ernst Werner Techow   beschäftigte. Er halte es nicht für richtig. so führte Dr. Ebermeyer aus, wenn Techow behaupte, er fei von Kern überrumpelt worden. Denn er selbst habe in der Ver- Handlung zugegeben, daß die Gründe Kerns auch für ihn maß- yebcnd gewesen seien und er Hab« zu Schütt ausdrücklich erklärt: Es mußte geschehen." Wenn Techow behaupte, daß Kern ihn mit Erschießen bedroht habe, so lege man diesem sogenannten Geständnis größer« Dedcutung bei als es in Wirtlichkeit habe, denn man dürfe nicht übersehen, daß nach der eigenen Aussage Techow» dieser nicht durch eine Drohung Kerns gezwungen werden ist, ihm das Ehrenwort zu geben, sondern daß erst, nachdem er den Handschlag geleistet hatte. Kern ihm erklärt habe:Ich schien« Dich nieder, wenn Du Dich weigerst."' Dieser Drohung war als« der Entschluß Techows, die Tot als eine eigene zu begehen, voraus- gegangen, ebenso seine Tätigkeit während der Vorvereitung und die genaue Auswahl der Mordstelle. Mit dieser Bc- kundung Techows aber breche seine bisherige Aussage, er habe om Sonnabend, den 24. Juni, nur an«ine Probefahrt geglaub', völlig zusammen, so daß jetzt gewissermaßen«in tatsächliche» Geständnis vorliegt, daß et gewußt habe, was er tun sollt«. Wenn er am Sonnabend diese Tat im Zustande der Bedrohung ausgeführt habe, so könne daraus noch keine Notstandshandlung konstruiert werden. (Fortsetzung in der Morgenausgebe.)
Vollar bis 27SS! Heute fand an der Berliner Börse   der erste offizielle Devisen- Handel unter der neuen Verordnung statt. Di« BSrsenbesucher waren sich über ein« ganze Reihe wichtiger Bestimmungen der Verordnung nicht ohne weiteres klar, und es entstand über verschiedene Punkte eine lebhafte Diskussion. Die Industrie und der Einfuhrhandel konnten heute an eine Eindeckung des Devisenbedarfs noch nicht denken, da bei der Kürze der Zeit keine Möglichkeit bestand, die erforderlichen Bewilligungen der zuständigen Stellen zu beschossen. Vorläufig findet nur ein verhältnismäßig geringes Geschäft für Rechnung der internationalen Arbitrage statt, verschiedene Firnun zögern überhaupt, sich bei der unklaren Lage auf Abschlüsse einzu- lassen. Der Dollar wurde gegen mittag mit 2S7S bis 2609 gehandelt. Das bedeutet gegenüber dem hohen Kurs d>r gestrigen N a ch b ö r s e immerhin eine beträchtlich« Abschwächunz.
Ein Zunö.
Von Paul Packan. Am frühen Vormittag stand ich in einer stillen Straße am Tier- garten und wartet« auf die Straßenbahn. Vorher hatte ich vo-rsichtigerweise mein Portemonnaie um Rat befragt, ob ich die teure Reise auch wagen könne. Ich war froh, daß meine Rechnung stimmte, und ich freute mich auf die gewiß nicht mehr fern liegenden Zeiten, in denen eine Fahrt mit der Straßenbahn 150 M tosten wird. Denn dann wird erst so recht vor Anttitt jeder Fahrt ein großes Raten und Rechnen beginnen, das so angenehm ablenkt und zerstreut; und ich bin überzeugt, daß die häufigen Preiserhöhungen nur im Interesse des Publikum» geschehen� da, heute ohne alle Anregungen und Reiz« dahinleben muß. Mitten in diesen heiteren Gedanken bemerkte ich ein schwarzes Etwa» auf der Straße, nicht weit von der Haltestelle. Bei dem trüben Weiter dieses Tages wäre es mir nicht aufge­fallen, wenn nicht ein plötzlicher Wind die Wolken vom Himmel ge- wischt hätte, so daß das kleine Ding nun im hellen Licht lag. Ich hob es auf und erkannte, daß es«in Notizbuch war, in schwarzes, schweres Saffianleder gebunden und mit dickem Gold- schnitt geschmückt. Ich hatte bislang nicht gewußt, daß es heute noch solch« Fein- hellen gibt, und ich war beruhigt darüber, daß für die Leute, die derartige» brauchen, so gut gesorgt wird. Ich blätterte flüchtig in dem Büchlein, fand aber bald, daß es wahrhaft lohnte, sich in die Lektüre zu verttefen. Auf den ersten Seiten war die Familier.geschichie der Hohen- zollern mit allen Zweigen und Nebenlinien in zierlichen gotischen Lettern abgedruckt, woraus man mit Leichtigkeit schließen konnte, daß der Herausgeber diese» Buches mit der Zell   geht und wohl weiß. was da» feine Publikum verlangt. Dann kam ein Kalender auf das Jahr 1923 und darauf folgte eine andere große Wichtigkeit, die nannte sich: Meine Nummern, und sah so aus: Mein« Nummern für: Jagdkarte. Nadfahrkarte, Bantfach, Scheckbuch. Telephon. Handschuh. Zwar besitze ich weder eine Jagdkart«, noch ein« Radfahrkarte, »«der«in Sankfach, noch ich muß mich wirtlich schämen ein Scheckbuch oder Telephon. Abm ich habe Handschuhe.
Di« stammen zwar noch vom Militär und sehen nicht sehr statt- (ich aus. Sie sind aus grauschwarzer Wolle und für meine Hönde ein wenig zu weit. Aber unser Unteroffizier sagt« immer:Je weiter die Handschuhe sind, um so mehr wärmen sie." Und der Mann mußte es doch wissen! Ich kenne auch ihre Nummer nicht. Allein, das läßt sich ja leicht feststellen, und dann trage ich sie, um diel« Wissenschaft mcht zu ver- gessen, in dos gefundene feine Büchlein sin, und dann gehöre ich auch zu den feinen Leuten. Beseligt barg ich das kostbare Buch an meinem Busen. Da kam auch der Wagen der Straßenbahn, auf den ich wartete. Kurz bevor er hielt und ich einsteigen tonnte, hörte ich, wie je- mand in einer Wohnung nebenanHeil dir im Siegerkranz  " aus dem Klavier spielte und mit seelenvoller Sttmme dazu sang. Ich habe mal etwas von der Harmonie im Weltenraum gelesen. Jetzt wußte ich, daß das auf Wahrheit beruht. Denn was kann� wohl harmonischer zusammenpassen, alsHeil dir im Siegerkranz  " und das kleine schwarze Notizbuch. Und ich dachte mir, wieviel Schönes wird mir dieser Tag noch bescheren, wenn mich am frühen Vormittag schon soviel Glanz und Glück umgaukelt. Em paar Stunden später hielt mich auf dem Potsdamer Platz  ein Herr für das Finanzaeni« Helfferich. Er redete mich mit Euer Exzellenz an und hatte, während er mit mir sprach, den Hut in der Hand. Ich aber war restlos glücklichl »Der Rebbich" von Zlernheim. Seitdem Karl Sternheim   von Berlin   verbannt ist, finden seine Uraufführungen im Darm- städter Hessischen Landestheater statt. Leider ist zu konstatieren, daß Sternheims Witz, seitdem er sich gegen Goethe wendet und Geistesverwandtschaft zwischen sich und dem großen Lnatole France und Bernard Shaw   vermessen behauptet, immer magerer wird. Seine Bedeutung steht in der Komödie des bürger- lichen Heldenlebcns(Die Kassette".Bürger Schippet",.1913" usw.) unbedingt fest, aber neuerdings gerät sie bedenklich auf die mittlere Linie". Sternheims Weg« sind wundersam. ImEnt. fesselten Zeitgenossen" ging er weit über die bis dahin angestammte «APD. und Herrn Franz Pfemfert   hinaus, wandte sich von der Diktatur de, Proletariats als kaleidoskopartigem Geschwätz über- Holter Vergangenheit ab und proklamierte den überhaupt nicht mehr au» Logik sondern nur noch aus zwecklosem Einsall handeln» den neuen Menschen. Nachdem auch dieses geschehen war. kreiicrte «r denNebbich". DiesesLustspiel" hat bedenkliche Aehnlichteit mit einer Mettopoltheaterrcoue, nur daß seine Snobismen Aufguß und feine Sarkasmcn Wiederholungen sind. Die Handlung ist irgendwie zeitgeschichtlich verknüpft, sie begleitet den deutschen Spieß. bürger zu einer politischen Laufbahn, die in der legitimen ver.
h-Iratung mit der Valuta gekrönt werden soll. Soweit sind wir nach dem 3. Aufzug, aber nun verläßt Sternheim   der Witz, die Handlung endet in einem banalen Eiwas, zu dem der Abschiedsver­zicht der Marschallin vom..Nosenkavolier" gespielt wird. Die Aus- führung stand unter der bekannten saiirischen Regie von Gustav Hortung, die diesmal die Sr.-rnheimschen Belange dadurch ver- böserte, daß sie den Schluß mit der Marschallin am Klavierflüzel sentimental und dramatisch nahm, ob welchen Geschehnisses das Publikum außerordentlich unaufgeklärt über den Sinn des Stücke» blieb. H. v. Z. Der Schädel eines Soziallsten in der Anatomie. Auch Schädel haben ihre Schicksale. Eine gar seltsame Geschichte hat die ,-Leipz. Volkszeitung" aus der Zell des Sozialistengesetzes ausze- graben: Richard Schumann, verheiratet, war 18S3 in einen Werbe- schriftenverbreiwnyz prozeß verwickelt und mit angeklagt, er wurde aber freigesprochen. Am 27. September l8S6 wurde er ausgewiesen. Bei seiner Ausreise gaben ihm eine Anzahl Genossen da- Gelei e. und dabei wurde ein rotes Tuch an einem Stock«ctrag-n Nlo> lich stürzten vier Polizisten in Zivil über die ruhig ihres Wege» dahinziehenden Begleiter Schumanns her und versuchten, st» de, roten Tuches zu bemächtigen.' Die Folge dieles unerwertelcu Ueberfalls war eine regelrechte Keilerei und der Ausgang din.er: zwei Polizisten haben die Flucht ergriffen, während die andern zw-, verdiente Prügel einstecken mubten. Schumann wurde daraufhin in Hall genommen und wegen Aufruhrs zu vier Jachen Zuchthaus, zehn Jobren Ehrverlust und Stellung cmter Polizeiaufstcd: ver- urteilt. Jnsqestimt wurden wegen des von Ponzssten verursachten Aufruhrs" 10H Jahre Zuchthaus und 12� Jahre Gefängnis aus- geworien. Di« weiße Ordnungsbestie triumphierte Schumann war Sozialist und damit war das Urteil im bürger- lichen Sinne gerechtfertigt. Als sich die Zuchthaustor« hinter Sch.-- mann schlössen, war er für olle Zeit aus dem Leben und der mcn'ch- lichen Gemeinschaft ausgestrichen. Nach etwa% Jahren erlöste ihn der Tod, nicht ober leinen Leichnam. Ms später die Fvau' Schu- mann, von dem Tode ihre» benachrichtigt, um Freigabe des Leichnams bat, erhielt sie die Mitteilung, daß dieser bereits der Anatomie übergeben fei. Der Schädel Schumanns aber prangt seitdem in der Lelp- ziger Anatomie.  _ Da? verbot d«» H�«»°rg.Film». F» n>,?in>ge be» Heimo!> bundeS Ostweuhen b-tien KSnigSberger ssumen»nlShIIch d.S Hindenbilri?. Sewch, in ONpreutzen einen Filin bergeiUllt, ,n dem die erei-imlle der Vindendurg-Reife gezeigt werden lollten iluherdem sollte dieser sZilm ein« Drovaganda'ür Cttweiißen werden Die Filmprüsstrlle bot nunmehr di« vorftihrung des Hmdenburg-Film,»erboten. n* s-. nunm* Da» Orientolifche Seminar, Doroth-enftr. 7,»Sit auS in die'cn, Binietiemefter einen Kurf»» in der l i t a u i l ch e n S p r« ch e ab. D'« «ulassung kann für jedermann gegen eine«ebühr von 10 3». eisolgeir. Nähere« im KeschaftS, immer vom 18. CK. ab ron 111 Uhr. eieflfrteb»«"«*«*'»eben seine giinnetungen vollende», die viele CinztlDelten über Richard Wagner   und den ihm nobesieber.den Krei» bringen nnd demnächst im Verlag I. EngelhornS Vachs, w Stuttgart   er« scheinen werden.