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Die Khati- Wahlen.

Die ruffisch- französischen Beziehungen.

einem tatkräftigeren Führer und da die hinreißende Beredsamtett felbft auszugeben, und er mußte fich begnügen, diese Aufgabe geraten, Bonar Law   aufzuforbern, die Regierung zu bl von Lloyd George   sich jezt im Sinne des rücksichtslosen Krieges aus- stückweise und auf Umwegen vorwärtszutreiben. In San den. Man erwartet, daß nach der Bildung der neuen Regierung wirkte, wurde er ganz natürlicherweise bei der ersten Gelegenheit Remo, Spa, Boulogne  , Cannes   und wie die Orte alle heißen, in unter Bonar Law   das Parlament aufgelöst wird und Neuwahlen ( Anfang 1916) zum Ministerpräsidenten ernannt. Er bildete damals denen die unzähligen Konferenzen des Obersten Rates stattgefun- anberaumt werden. Als Lloyd George   heute nachmittag vom Buckingham- Balast, wo ein Koalitionsministerium, in dem neben friegsfanatischen Liberalen den hatten, versuchte Lloyd George   in allen Fragen mäßigend mie Churchill   auch zahlreiche Konservative saßen und in das später auf Frankreich   und im Sinne der Revision zu wirken. Das er dem König sein Rücktrittsgesuch unterbreitet hatte, nach Downing sogar, als die Lage für die Entente immer schwieriger murde, auch gelang ihm aber immer nur zu einem sehr geringen Teil. Auch er Street zurückkehrte, erwartete ihn dort im Flur eine Abordnung von Führer der Arbeiterpartei eintraten. Die Reden von Lloyd George   mußte sich schließlich stets damit begnügen, das Schlimmste zu ver- Bergarbeiterbelegierten unter Führung von Hodge, Don deren die für heute nachmittag zu einer Unterredung mit dem Premier­mährend des Krieges find wahre Meisterwerte der Rhetorit, aber hüten, und unterschrieb jedesmal Bereinbarungen, auch der Demagogie. Aber sie verstanden es großartig, das Bolt Wahnsinn er selbst überzeugt war. Der einft allmächtige Premier- minister eingeladen worden war. Lloyd George   begrüßte die Ab­zum Durchhalten anzufeuern, so 3. B. seine berühmte Rede im Juli minister sah, wie feine Stellung innen politisch ebenso wie ordnung mit den Worten: Ich bin nicht der Premier. 1917, als nach der russischen Revolution eine Welle der Kriegsmüdig- außenpolitisch immer mehr erschüttert wurde. Unter minister!" Wie verlautet, fann angenommen werden, dah felt über England ging, jene Rede, in der er das Beispiel des Hoch der Führung von Northcliffe wandte sich ein immer größerer Teil einige unionistische Minister auch weiterhin 3 touristen anführte, der furz vor dem Gipfel der Ermattung zu unter- von Ronservativen gegen ihn, die Asquith- Liberalen bekämpften ihn Lloyd George   stehen werden, der, was durchaus nicht un­liegen scheint, das Umtehren erwägt und sich schließlich bei dem nach wie vor, und immer drohender wuchs die Macht der Arbeiter möglich erscheint, nach Uebernahme der Regierung durch den neuen Gedanken an die herrliche Aussicht, die ihm oben bevorsteht, doch partei. Die meisten Ersazwahlen endeten mit einer Ratastrophe Premierminister eine neue Partei bilden wird. Bemerkens­noch aufrafft und das letzte Stüd des mühsamen und gefährdeten für die Koalition und mit einem Triumphe für die Labour Party  . wert ist, daß die politischen Reden, die Lloyd George   in Leeds   und Weges erflimmt. Namentlich die Fortschritte der Arbeiterpartei zwangen ihn, in der in der Guildhall zu halten beabsichtigt, nicht abgesagt werden. Außenpolitik Farbe im Sinne der Revision von Bersailles zu be­Der Fehlschlag des rücksichtslosen Ubootkrieges, der England fennen. Damit wuchs aber zugleich auch die Gegnerschaft der nur verhältnismäßig geringe Schwierigkeiten verursachte, dafür aber Franzosen gegen ihn. Nach dem Sturz von Briand   und seit dem Mostau, 19. Oft.( MTB.) Die Moskauer Presse veröffentlicht das amerikanische   Millionenheer auf die Schlachtfelder Europas   Regierungsantritt Poincarés gewann der kombinierte Rampf der Seite an Seite mit den Alliierten brachte, sollte ihm recht geben. Northcliffe- Bresse und der franzöfifchen Regierung gegen ihn zu eine längere Auslassung Lenins   über die russisch- französischen Be Als Deutschland im Herbst 1918 geschlagen die Waffen niederstrecken sehends an Schärfe. Auch im Innern Großbritanniens   wuchsen ziehungen. Lenin   erklärt, Räterußland und Frankreich   seien darauf mußte, da war Lloyd George   der populärste Mann in Eng  - die Schwierigkeiten immer mehr. Zu der Arbeitslosigkeit angewiesen, das europäische Gleichgewicht aufrecht zu erhalten; eine land, genau wie Clemenceau   in Frankreich  . Unter geschicktester und kam noch das irische Problem hinzu. Einen Augenblid lang, Besserung ihrer Beziehungen sei daher wünschenswert. England rücksichtslosester Ausnutzung der Siegerstimmung ließ Lloyd George   als es nämlich dank der mit Geschicklichkeit gepaarten Zähigkeit von verletze in der orientalischen Frage gleichzeitig die Interessen Frank­Neuwahlen vornehmen, an denen fich das Heer beteiligen durfte Lloyd George   gelungen war, die irische Frage befriedigend zu lösen, reichs und Rußlands  . ( daher der Name Khatiwahlen). Es gelang Lloyd George   für da schien es, als ob sich seine Stellung befestigen würde. Hätte diefe Wahlen einen mächtigen Block zu bilden, der, bis auf die Links- er damals Neuwahlen ausschreiben lassen, wie man ihm vielfach liberalen unter Asquiths Führung, das gesamte Bürgertum nahelegte, dann wäre er vielleicht noch als Sieger hervorgegangen. umfaßte. Konservative und Liberale einigten sich über gemeinsame Er verstand jedoch diese Gelegenheit nicht auszunigen, und nun Kandidaten in allen Wahlkreisen gegen die aus Linksliberalen holte er zu einem lebten großen Schlag aus: die Konferenz von und Arbeiterparteilern bestehende Opposition. Ebenso wie Genua  dieser Block selbst das Wert von Lloyd George   war, ebenso gab er ihm seine Stichworte für den Wahlkampf aus. Und diefe Parolen lauteten in der Hauptsache:" Der Kaiser muß gehängt werden und die Deutschen   müssen bezahlen bis zur Grenze ihres Bermögens!" Auf das im Siegesrausch befangene englische   Bolt, namentlich auf die Soldaten, verfehlte diese Demagogie ihre Wirkung nicht. Das Ergebnis der Wahlen war ein Triumph, für Lloyd George  , denn die Koalition erhielt etwa fünf Sechstel aller Mandate. Für die Asquith- Liberalen, deren Führer selbst damals durchfiel, und noch mehr für die Arbeiterpar. tei, deren beste Röpfe, wie Henderson, Mac Donald, Jowett, Snowden, auf der Strede blieben, war dieses Resultat dagegen eine Ratastrophe, wobei allerdings deren wirkliche Stimmen zahl infolge des ungerechten englischen Wahlsystems bei der Man batsverteilung gar nicht zum Ausdruck tam.

Bersprechungen und Wirklichkeit.

Mit der Pariser Friedenskonferenz begann aber für Moyd George die Zeit, in der er vor dem Dilemma stand, entweder Parolen zu verwirklichen, deren Unmöglichkeit er selbst erkannte, eder abzublasen und den Weg der Realpolitik zu betreten. Be Ber­reits bei der Ausarbeitung der Friedensbedingungen von failles, die unter ununterbrochenen Rampfe mit Clemenceau vor fich ging, machte er schüchterne Bersuche, von seinen Versprechungen loszukommen. Da erwuchs ihm aber ein furchtbarer Gegner in der Person von Lord Northcliffe  , der die wichtigsten eng lischen Blätter und damit die Mehrheit des Volkes beherrschte und der ihm den Rückweg zur Bernunft von Anfang an zu versperren versuchte.

Indessen hatte sich das praktisch veranlagie englische   Bolk ver­hältnismäßig rasch von seinem Rausch befreit. Bereits im Früh jahr 1919 trat dieser Umschwung bei jeder neuen Erfahwahl immer deutlicher in Erscheinung. Unter dem Eindruck der wirtschaft lichen Krise, unter der sowohl die Handelswelt und die Ar­beiterschaft immer mehr fitten, machte sich besonders im liberalen Teil der Koalition ein Bestreben bemerkbar, den Versailler  Bertrag zu revidieren.

Für Lloyd George  , der einer der Schöpfer dieses Friedens war, war es natürlich besonders schwer, die Parole der Revision

Feierabend.

Es ist hart hinter der letzten Borortstation. Der Zug rattert ein­tönig durchs Land. Das Abteil vierter Klasse ist dichtgedrängt von Menschen. Die großstädtischen Arbeiter haben den Wagen meist verlassen. Nun blinzelt das gelbe Deckenlicht flackernd über Brüde und Fenster und Menschen.

Wenn die Kartoffelernte zur Neige geht, senken sich die Herbst­abende trübe auf das Land. Draußen tanzen im legten Dämmer schein noch immer die buntfronigen Birken vorüber. Die Menschen im Wagen hoden stumpf und müde hinter ihren Kiepen und Säden, die prall mit den braunen Erdknollen gefüllt sind. Das Licht tänzelt über die scharfgeschnittenen Züge der wetterbraunen Gefichter. Es tänzelt über die weißen und bunten Kopftücher def Frauen, es tänzelt über das graublaue Eisen der Kartoffelhacken, an denen hier und da noch braune Erbflumpen leben.

Dicht aneinandergedrängt sigen und stehen sie in der fröftelnden diden Luft des Wagens. Keiner spricht. Aber dann flattert doch fummend von Mädchenlippen eine leise Melodie auf. Ein paar halb wüchsige Burschen fallen ein. Erst scheu, in verhaltenen Tönen, gleichsam tastend. Und dann wird der Gang tauter, freier. Andere fingen mit. Die getragene Schwermut eines Volksliedes füllt den Raum. Ungeschulte Kehlen fingen. Die hohen Stimmen der Frauen werden getragen von den tiefften Klängen der fingenden

Männer.

Die Andacht des Liedes hat die Singenden ganz erfüllt. Mit zurückgebogenen Köpfen und weitgeöffneten Mündern fingen fie. Ihre großen Augen, in denen jetzt ein feuchter Glanz schimmert, träumen aus der Wagenenge hinaus in blühende Weiten. Eine warme Inbrunst durchzittert jeden Klang. Und das gelbe Licht flackert über die verzückten Gefighter, vertieft die Schatten mit einem braunen Unterton, hebt alle Rundungen der Körper hell heraus, ver­schärft jede Linie, wandelt selbst das Flüchtige in Körperliches um. Ein junges Mädel hat das Kopftuch heruntergeriffen. Nun wühlt das Licht um das trause Goldblond seirer Haare. Bei jedem Ton, bei jedem Rattern des Wagens wiegt sich ihr Oberförper schaufelnd hin und her, daß er zum sichtbaren Rhythmus des vorgetragenen

Genna, Abstieg und Sturz.

Als er in der Eröffnungsfigung im Palazzo San Giorgio jene allgemein mit Spannung erwartete Rede hielt, da sprach er wie ein Mann, der weiß, daß er seine legte Karte ausspielt. Wie ein Rehr­reim tamen die pathetisch vorgetragenen Worte: If we fail immer wieder vor. enn wir fehlschlagen", sagte er, dann ist die Kultur Europas   bedroht, dann nähern wir uns dem Chaos." Aber jeder Zuhörer wußte, daß er damit vor allem meinte: Wenn die Konferenz scheitert, dann sind meine Tage als Ministerpräsident gezählt."

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Die Ronferenz ist gescheitert. Das Chaos in Europa   hat sich tatsächlich verschlimmert, aber auch Lloyd Georges Stellung wurde immer unhaltbarer. Die Rebellion im tonservativen Lager gewann immer mehr an Ausdehnung, ebenso die An ziehungskraft der Arbeiterpartei auf die unter den Folgen von Versailles   leidenden Maffen des englischen Boltes. Es fehlte nur noch der äußere Anstoß, um der Krise einen atuten Charakter zu verleihen. Dieser Anstoß war die griechische Ratastrophe im Orient und das ungeschickte Auftreten von Lloyd George   gegen den siegreichen Mustafa Kemal  . Die Arbeiter partei beschuldigte ihm mit Recht, England ohne Not beinahe in den Striog gestürzt zu haben und die Konservativen tonnten ihm mit ebenfolchem Rechte vorwerfen, Großbritannien   isoliert zu haben. Die Rede in Manchester   am vorigen Sonnabend war ein letzter Bersuch, das Schicksal abzuwenden, aber fie fonnte doch nicht mehr sein als ein glänzender Schwanengesang.

Der Eindruck in London  .

Krach in der KPF.

Paris, 19. Oftober.( EP.) Der tommunistische Kongreß ist heute ein Uhr nachmittag geschlossen worden, nachdem mit 1150 gegen 800 Stimmen( nach Moskaus   Gebot. Red. d. B.") der Aus. schluß von Berfeuil und Mayour beschlossen worden war. Bum Borsitzenden des Parteivorstandes wurde Cachin gewählt und eine Resolution Frossard- Souvarine zur politischen Lage ange

nommen.

Kommunistische Drohung.

Nachklänge zur Zirkus- Veranstaltung.

Eine vom fogenannten Fünfzehner- Ausschuß der Berliner   Be triebsräte em geftrigen Donnerstag nach der Neuen Welt" ein­berufene Betriebsräteversammlung beschäftigte sich mit den Bor­gängen am Zirtus Busch und mit den im Anschluß daran vorgenom menen Berhaftungen.

Zwei Redner erstatteten dann den Bericht der Betriebsräte delegation, die gestern im Landtag erschienen war. Minister Seve ring, so erklärten sie, den man herbeigeholt habe, damit er der Dele­gation Rede und Antwort stehe, habe es abgelehnt, diese zu emp fangen.( Stürmische Pfuirufe. Buruf: Feigheit!"," Lump!") Die Delegation habe dann die Absicht gehabt, in den Sigungsfaal hinein austürzen, habe aber auf Anraten der Kommunistischen Fraktion davon Abstand genommen, um sich nicht des Landfriedensbruches schuldig zu machen.

Im Auftrage der Angestellten und Arbeiter der städtischen Elektrizitätswerte verlas dann 3ernow eine Resolution, in ber Die Elektrizitätsarbeiter für den Fall, daß die Verhafteten nicht frei gelassen würden, den schärfften Kampf mit allen Konsequenzen an­sagen. Derselbe Redner berichtete dann auch über die Verhandlum gen der Elektrizitätsarbeiter mit Oberregierungsrat Weiß und Bolizeipräsident Richter. Auf den Hinweis, daß am legten Sonn­tag die Arbeiter doch gerade auf Grund des Schutzgesetzes den Auf­marsch der Reaktion verhindern wollten, habe der Polizeipräsident Condon, 19. Oktober.  ( WTB.) Der Rücktritt der Regierung erflärt, er sei gegen jegliche Selbsthilfe, der Arbeiter. erregt, obwohl er nach dem Ergebnis der unionistischen Zusammen- fchaft und werde fie mit allen Mitteln unterbrüden. Im weiteren Berlauf der Versammlung wurden dann die tech­funft im Carltonklub erwartet wurde, ungeheures Auf­sehen. Die Blätter nennen das Ergebnis der tonservativen nifchen Einzelheiten der am 6. November vorzunehmenden Wahlen Versammlung den Todesstoß für die Koalitionsregierung und wei- 8um Reichsbetriebsrätekongreß erörtert. sen darauf hin, daß in der kurzen Zeit von zwei Stunden eine Zusammenfunft tonservativer Parlamentsmitglieder, die Chamberlain eigentlich dazu einberufen worden war, um seine Bo­fitit anzunehmen, ihn über Bord geworfen und die Unabhängigkeit der Partei hergestellt habe. Lloyd George   hat dem König an­

Don

Nun ist der Tag zu Ende. Die Knochen sind müde gearbeitet; bald dürfen sie ruhen. Singend geht es heimwärts. Das flackernde Licht will feine Ruhe geben. Bei jedem Räderstoß zuckt es auf. Dann peitscht es bligartig hell über die verzückten Gesichter der Singenden. Man wird nicht müpe, zu lauschen. Und es fällt schwer, fich ins Gedächtnis zurückzurufen, daß man taum ein halbes Hundert Rilo­meter von der Großstadt entfernt ist. L.

Eine Grillenberger- Erinnerung.

wahlfreifen große Parteiverfammlungen, deren Hauptthema bie Am 19. Oftober 1897 tagten in den sechs Berliner   Reichstags­wahltreifen große Parteiversammlungen, deren Hauptthema bie Berichterstattung vom Hamburger Barteitage war. Noch vor Ein­tritt in die Tagesordnung machten die Einberufer eine traurige Mit teilung: Karl Grillenberger   war nicht mehr am Leben, und erschüttert ehrten wir sein Andenken durch Erheben von den Bläzen. Der verdienstvolle Organisator der bayerischen Partei, Jeit 1881 Mitglied des Reichstages, zuletzt auch des bayerischen Landtages, hatte noch am Bormittag in München   in der Kommer eine fräftige Rede für die sozialdemokratische Wahlrechtsvorlage gehalten, war auf dem Heimwege vom Gehirnschlage befallen worden und in einem rankenhause perschieden. Das unerwartete Ableben des erst neun­undvierzigjährigen Mannes traf uns alle schwer.

Deutschfüdwestafrika wird von der Südafrikanischen Union   als Mandatar des Bölferbundes verwaltet. General Smuts hat sich aber jüngst unzweideutig für Annexion ausgesprochen, ebenso der Administrator des Schutzgebiets. Auf der Genfer   Völkerbunda tagung ist diese Haltung fritisiert worden.

verbot. Und fortan wurde er immer wieder in fleinlichster Weise verfolgt und schifaniert, blieb aber seiner Sache unverzagt treu und ging im Reichstage noch oft gegen die Maßnahmen der Re gierung vor, beleuchtete namentlich das Treiben der Spione und Lock M. Sch. I fpitel, von benen er nur allzuoft behelligt wurde.

Die Befreiten" von Bernson. Der Schutzverband deutscher Schriftsteller, Gau Thüringen  , hat unter dem Namen Neue Bühne" in Weimar   ein Unternehmen geschaffen, das Werke zeit­geröffischer Dichter darstellen soll. Am 16. Oftober fand der erste Theaterabend im Weimarer   Residenztheater statt. Man gab Die Befreiten" von Bernson. Das Stück ist sehr start und hatte einen unbestrittenen Erfolg. Bei tatsächlichem Geschehen, wirklicher Hand­den Dingen. lung ist doch alles Symbol, steht der Gedanke, das Ethos hinter

Schauplay ist ein Rerfer, in dem sich die Handlung geschlossen in einem einzigen Aft abspielt. Bur Rechten ein vergitterter Turm, das Männer, zur Linten ein zweiter, das Weibergefängnis. In ihm ist Eva gefangen. Sie hat ein werdendes Kind in sich beseitigt. um ihretwillen hat Adam den Mann, der sie besaß, niedergeschlagen. So ist auch er eingeferfert. Die Beitsche" in Menschengestalt eines Auffehers verkörpert, züchtigt die" Gefangenen aufs grausamste. Als Pfleger" fommt ins Gefängnis der Mann, den Adam schlug. Er ist nicht mehr der Gleiche wie zuvor. Aus dem Haß hat er die Liebe gelernt, aus den Schrecken des Krieges die Schönheit der Hilfe und des Opfers. Mit dem Pfleger kommt der Pfarrer, der in den Gefangenen nur die Sünde, das Tier sieht. Der Pfleger läßt die Gefangenen losschließen, er versucht den Bertretenen, Berbitterten den Glauben an sich selbst zu geben. Er will ihnen die innere Frei heit schaffen. Ste wollen und begreifen nur die äußere. Sie werfen den Pfleger nieder und stürmen über ihn hinweg ins Freie. Doch Albam und Eva tehren wieder zurüd. Ihnen hat der Pfleger die Brücke gebaut, und beglückt stirbt er in ihren Armen, indem er glaubt, schmerzhaft geboren zu werden.

Henni Lehmann  .

Am fünfundzwanzigsten Gedenktage seines Todes ist es wohl am Blake, sein Wirken in die Erinnerung zurückzurufen. Da treten uns u. a. die Reichstagsdebatten vom Dezember 1882 entgegen, die sich um die Ausführung bes Sozialistengefeges und speziell um deffen § 28 drehten. Von sozialdemokratischer Seite log nun eine Resolution vor, die die Berhängung des Kleinen Belagerungszustandes über Berlin  , Hamburg   und Leipzig   für ungerechtfertigt erklärte. Bollmar begründete sie eingehend. Vom Ministertische antwortete der Lod spikelminister" v. Buttkamer in einer langen Rede, in der er nach­Man würde fehl gehen, wollte man" Die Befreiten" etwa als zuweisen suchte, daß die Sozialdemokratie alles felbst verschuldet Tendenzstück einwerten. Es ist viel mehr als das, es ist ein Kunstwert, habe, besonders durch ihren Angriff auf das Gottesgnadentum und in dem der Dichter einen Ansatz zum Größten zeigt. An die Auf­auf die Heiligkeit der Familie und Ehe. Nachdem mehrere Mitführung schloß sich eine literarische Diskussion in dem Kreife des glieder bürgerlicher Parteien gesprochen hatten, ergriff Grillenberger Schutzverbandes deutscher Schriftsteller. das Wort zu einer sehr gründlichen Rede, die ganz seiner forschen Rampinatur entsprach. Besonders auf die Frage der Familie und Che ging er ein und hob hervor, welche Heuchelei und Scheinheilig feit in der bürgerlichen Gesellschaft und den sogenannten höheren Kreisen gerade auf diesem Gebiete bestanden und welche Lieblosigkeit, Strophe rollt um Strophe. Nur selten setzt einer aus. Maitressenwirtschaft, Ehebruch und Mihachtung des Weibes in den Lied ist alt. Es ist von Generation auf Generation gekommen; es Schichten der oberen Zehntausend" herrschten. Den Höhepunkt er muß allen gut bekannt sein. Ihr Sang, ihre Haltung, ihr Wesen ist reichten feine Ausführungen, als er das standalöse Treiben des ohne Zier, natürlich, frei von allem Angelernten. Und da wird es Grafen   Wilhelm Bismard, des jüngeren Sohnes des Allgewaltigen, uns urplöhlich flar: Das sind ja dieselben Menschen, wie wir sie aus annagelte, der in den Reichslanden eine verheiratete Frau aus der den Bauernzeichnungen Albrecht Dürers tennen. Nur der Schnitt besseren Gesellschaft" verführt und geschwängert und auf Verlangen ihrer Tracht hat sich ein wenig verändert. Die Gefichtszüge, die Be- seines Vaters fizengelaffen hatte. Das war ein böser Schlag für die Regierung und ihre Gefolg­wegungen, die Art des Sich- Gebens ist die alte. Den braunen Erd- schaft. 3war wurde die Resolution abgelehnt, doch war der mora fnollen haftet noch ein herber Erdgeruch an. Sie gehören zu diesen lische Sieg auf feiten unserer Genossen, und Grillenberger hatte den fingenden Menschen, die sie in eifriger Haft aus der herbftfeuchten Hauptanteil baran. Die Regierung rächte sich schleunigst, indem sie Scholle gewühlt haben. den von ihm in Nürnberg   herausgegebenen Arbeiter- Rotizfalender

Liedes wird.

Das

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Cloyd George und die fonfervafive Satire. Der neue Konflikt Blond Georges mit den Konservativen erinnert an die alten Zeiten, in denen der junge heißblütige Finanz- und Sozialminister mit den fonservativen Hinterwäldern" in heißestem Rampfe stand. Der Haß der Tories gegen den radikalen Emporfömmling kam damals auch in zahlreichen Witworten und Anekdoten zum Ausdruck. So zirkulierte damals die Scherzfrage: Was ist die Aehnlichkeit zwischen Holland   und Lloyd George  ? Antwort: Both are damned and lie low." Das heißt auf Holland   bezogen, es ist eingedämmt und liegt niedrig, auf Lord George bezogen, er ist ein verdammter Kert und ligt gemein. Eine andere Geschichte erzählt, daß eines Tages ein Mann in einen fonfervativen Klub gekommen sei, der soeben einen Mann aus dem Wasser gezogen hatte. Allgemein beglüd wünscht, erflärt er: Das ist doch die einfachste Sache der Welt. Ich gehe an der Themse   spazieren, fehe einen Mann im Waffer, fpringe ihm nach, brehe ihn um, um zu sehen, ob er nicht vielleicht Lloyd