Wilhelm II. und der edle Gallier.
Beinahe eine Heldengeschichte.
In den zuletzt veröffentlichten Rapiteln seiner Lebenserinnerungen erzählt der ehemalige deutsche Kaiser sehr anschaulich, wie er beinahe ein Held geworden wäre. Nicht viel hätte gefehlt, und er hätte die letzte, sich nie wieder bietende Gelegenheit ergriffen, an der Spize feiner Truppen zu sterben. Nur die höchst edelmütige Erwägung, daß dabei auch andere zuschaden kommen könnten, hat ihn an der Ausführung dieses grandiosen Entschlusses verhindert.
Der zweite Fall, in dem Wilhelm II. beinahe als deutsche Heldengestalt in die Weltgeschichte eingegangen wäre, ereignete sich später, als die Entente seine Auslieferung verlangte. Fast hätte er sich damals selbst gestellt:
Meine persönliche Opferfähigkeit hatte ich ja schon bewiesen, indem ich außer Landes ging und meinem und meiner Väter Thron entfagte, weil mir irrtüm lich und täuschend versichert worden war, daß ich dadurch meinem Bolte bessere Friedensbedingungen ermöglichen und den Bürger.
frieg ersparen würde. Ich hätte diesen neuen Bersuch, meinem Bolte zu helfen, auf mich genommen. Wie im Falle des verhinderten Heldentods stellt sich auch hier das Aber ein. Wilhelm dachte an Bercingetorig, den edlen Gallier, der sich unter ähnlichen Umständen den siegreichen Römern gestellt hatte. Was hat es ihm genützt?
Nach dem Berhalten unserer Feinde während des Krieges und der Friedensverhandlungen war nicht anzunehmen, daß die Entente sich etwa großmütiger zeigen würde als Caesar, der den edlen Gallier in Retten legen und später hin.
in ter Erferntnis, daß die Gleatsgewalt, enigegen selbst dem flaren Wortlaut der Berfassung, nicht vom deutschen Volke ausgeht, sondern von einem aus eigenem Recht regierenden Frations- und Parteitlängel, der wiederum von den Drahtziehern des internationalen und jüdischen kapitalismus beherrscht wird,
in der Erkenntnis, daß diefer ungeheuerliche Betrug die unfagbare wirtschaftliche Teuerung und Not und die völlische Verfklavung unweigerlich bis zum Weißbluten verschärfen muß, fordert der Deutsche Freiheitsbund das gesamte Bolt auf, mit ihm den schärfften und rüdfichtslosesten Kampf zu führen für die endgültige Befreiung aus der ihm so auferlegten Knechtschaft.
Weg mit den Nebenregierungen der Gewerkschaften und Straße! Weg mit den sogenannten Schuhgesehen! usw., usw.
der
Statt deffen wird gefordert eine völlige Umbildung des Staatswesens in allen feinen Teilen im Geiste des deutschvölkischen( berufsständischen) Staatsgedankens unter Ueberwindung des westlerischen und undeutschen Parlamentarismus", ferner werden verlangt Ausnahmegesetze gegen die Juden.
Der zweite Teil des Programms behandelt dann in ähn lichem Sinne die Befreiung vom feindlichen Sklavenjoch". Am Schlusse heißt es:
"
Die Forderungen des Deutschen Freiheitsbundes" müssen zur Grundlage des gemeinsamen Kampfes aller vom völkischen Geiste erfüllten Deutschen werden.
Die Regierung wird gut tun, dieser Organisation mit richten ließ und dessen Volk doch nicht mit der Knechtschaft deutschvölkischem Radikalismus auch weiterhin ihre Aufmer!- famkeit zuzuwenden.
verschonte.
Diefer Bercingetorig war doch ein richtiger Efel. Er hätte nach Neutralien übertreten und fich irgendeine tüchtige Herminone zur Frau nehmen sollen. Dann wäre er freilich nicht in die Helden. geschichte gekommen aber ist denn das die Hauptsache?
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Vervierfachung der Getreideumlage.
Noch keine Entspannung in England.
Die Notwendigkeit sofortiger Neuwahlen. Condon, 21. Oftober.( EE.) Die polifische Atmosphäre in England bleibt aufgewühlt. Die Entspannung, die man nach den dramatischen Ereigniffen am Donnerstag erhoffen fonnte, trat noch nicht ein. Die Konservative Partei hat nunmehr die Aufgabe, nachdem sie zerstörte, auch aufzubauen, und diese Aufgabe ist nicht leicht. 3am erstenmal in der Verfassungsgeschichte Englands geschieht es, daß eine Minister? risis länger als 24 Stunden daucet. Bisher war es politische Ueberlieferung, daß der Mann, der ein kabinett zum Sturze brachte, innerhalb 24 Stunden das neue bildete. Dies ist bei Bonar Law nicht der Fall. Gewiß ist er der unbestrittene Führer der Konservativen Partei, und er wird das Kabinett bilden, was er auch geffern durch seinen parlamentarischen Sekretär offiziell bekanntgab. Zunächst aber muß er zum offiziellen Führer der Konservativen erwählt werden, und das könnte erft Montag nachmittag im Hotel Cecil geschehen.
Zu der Regierungsfrije gejelt sich aber unzweifelhaft auch eine
Parteifrise; denn die konservativen, die Chamberlain auf
der Versammlung im Carlton Club ihre Unterstüßung gegeben hatten, scheinen geneigt zu fein, ihm weiter zu folgen und als Unabhängige konservative" in den Wahlkampf zu gehen.
Soviel ist aber durchaus sicher, daß Bonar Law die sofortige Ausschreibung von Neuwahlen vom König fordern wird. Denn wenn er die Wahlen bis in den Januar hinausschöbe, so ergäbe fich die Anzuträglichkeit, daß etwa 20 Nachwahlen vorgenommen werden müßten, nämlich für alle jene Wahlkreise, die von Männern
besezt sind, die in das neue Kabinett einziehen werden. Einzelwahlen fönnten aber verschiedentlich zu niederlagen der Regierungsmitglieder führen; vielleicht ist nicht einmal die Wiederwahl Bonar Laws felbst in feinem Wahlkreise Glasgow gesichert. Anders stellt sich die Situation aber dar, wenn allgemeine Neuwahlen flattfinden. Es ist unzweifelhaft, daß im Augenblid ein tonjer. valiver wind durch das Land weht. Bon diesem würde die neue Regierung Vorteil ziehen.
Ueber die Zusammensetzung des neuen kabineffs verlaufet, daß die aussichtsreichste Kombination folgende fei: Minifterpräfident: Bonar Law ; auswärtige Angelegenheiten: Cord Curzon; Krieg( oder Kolonien): Lord Derby; Schazkanzler: Stanley Balduin; Kolonien( oder Marine): Cord Abery; für die Kolonien vielleicht auch Cord Selborne; Handel: Philipp Lloyd Greame; Cordfangler Finlay oder Lord Carson oder Lord Summer; Staatssekretariat für Indien : Lord Peel; Inneres: Oberst Leslie Wilson, der bisherige Einpeiffcher der konservaiven, oder Cord Salisbury. Bonar Caw wird zweifellos aus Sparsamkeitsgründen eine starke Verminderung der Staatssekrefariate vornehmen. Reine Zentrumspartei?
In der heutigen Sigung des Boltswirtschaftlichen Ausschusses des Reichstages wandte sich zunächst Reichsminister Dr. Fehr gegen die Völkischer Kampf gegen die Verfassung. beiden in der gestrigen Sigung angenommenen Anträge des ZenDas Aktionsprogramm des ,, Deutschen Freiheitsbundes". trums. Auch der Eventualantrag des Zentrums, der über die Regierungsvorlage hinausgehe, müsse noch das Kabinett beschäftigen. Im Preußischen Landtag hat der Innenminister Genosse Genosse Her wandte sich gegen die bürgerlichen Anträge. Sie Severing am Freitag warnend auf die verfassungsfeind feien bas Belenntnis, daß die bürgerlichen Barteien als gelichen Bestrebungen des neugegründeten Deutschen Freiheits- fchloffener Bürgerblod gegen die Arbeiterklasse bundes" hingewiesen. Wie berechtigt seine Ausführungen auftreten wollen. Die Annahme der Zentrumsanträge rufe eine waren, zeigt das Attionsprogramm", mit dem dieser Bund politische Krise hervor. Es sei für die Arbeiterflasse unerträglich, gegen die Freiheit soeben an die Deffentlichkeit tritt. Zunächst neben den Lasten, die jetzt bereits bestehen, auch diese neuen Lasten bekennen die Herren ihre geistige Armut, denn in einem An- 3u tragen. Die jetzige Situation erfordere vollständige Erfassung der gesamten Inlandsernte. Entscheiden wir uns jegt nicht dafür, so schreiben ist gefagt, daß das„ Aktionsprogramm" in enger liefern wir Hunderttausende dem Hungertode aus. " Anlehnung" an das Aktionsprogramm der Vereinigten Abg. Guerard( 3.) bestreitet entschieden, daß die bürgerlichen Sozialdemokratischen Partei, aber in bewußtem Gegensatz Barteien einen Bürgerbind aufrichten wollen. Burufe von den und schroffftem Widerspruch zu diesem" verfaßt ist. Die gei Sosialdemokraten: Das ist aber die Wirkung!) Er 30g sodann die stige Leistung" der Berfasser hat denn in der Tat vielfach darin beiden gestern angenommenen Anträge des Zentrums zurück, so daß bestanden, Säße des sozialdemokratischen Aktionsprogramms nur noch der Antrag des Zentrums verblieb, die Preise fürs Getreide London , 21. Oftober.( EE.) Lloyd George hatte geffern in ihr Gegenteil zu verfehren. So beginnt ihr Aktions- nicht auf die dreifache, sondern auf die vierfache Höhe festzusehen. zahlreiche Besprechungen mit Konservativen und Koalitionsliberalen. Dr. Heim( Bayr. Bp.) nahm den Antrag des Zentrums Den Gedanken einer neuen 3entrumspartei hat er aufgeprogramm mit den Sätzen: wieder auf, über den sich dann noch eine längere Debatte entspann. geben. Bei der Wahl wird er als Ciberaler auftreten. Es Bei der Abstimmung wurde der gestern angenommene Antrag scheint, daß die Koalitionsliberalen über einen Wahlfonds von drei auf Festsetzung der Breise entsprechend den Durchschnittsmarktpreisen millionen Pfund Sterling verfügen. abgelehnt, der Antrag auf Bervierfachung der Preise gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Außerdem wurde eine Entschließung angenommen, die die ReichsHeil! So ist der Kampf zwischen Sozialismus und Rapi- regierung ermächtigt, die Umlagemenge herabzusehen. Der sozialtalismus beendet: der Sozialismus ist jüdisch- international, demokratische Antrag, der Stidstoffindustrie eine Umlage von der Kapitalismus ist jüdisch- international, also werden beide Düngemitteln zu verbilligten Breifen aufzuerlegen, wurde anturzerhand abgeschafft. Wie das geschehen und was statt genommen. Ebenso ein Antrag Dr. Heim, die Regierung zu einer dessen entstehen soll, erfährt man aus dem Aktionsprogramm Nachprüfung der Preisunterlagen der Düngemittel zu veranlassen. leider nicht. Ein paar Bhrajen vom„ deutsch - völkischen Staatsgedanken" sind alles. Reizt solche an das geistige Niveau der Techom und Genossen gemahnende Theorie" zum Lachen, so wird die Sache bedenklicher, wenn man von dem theoretifchen zum praktischen Teil des Attionsprogramms gelangt.
Die geschichtliche Entwicklung hat bewiesen, daß sowohl der jüdische und internationale Sozialismus als auch der jüdische und internationale Rapitalismus dem deutschen Bolle weder Frieden, noch Freiheit, noch Brot zu geben
vermögen.
mir:
Der erste Teil führt den bezeichnenden Titel: Befrei ung von der inneren Knechtschaft. In ihm lesen In der Erkenntnis, daß die gegenwärtige demokratische Republit in Wahrheit weder der geltenden Berfassung noch dem illen des Boltes(!) entspricht,
Die Puderdose.
Bon Paul Padan.
Dieser Tage stand in einer Modenzeitschrift für die vornehme Belt ein Artifel, dessen Lektüre außerordentlich lehrreich war. Dieser Artikel hieß: Die Buderdoje.
Indessen bei der ganz eminenten Wichtigkeit der hier behandelten Materie hätte er eigentlich: Eins ist not! überschrieben sein müssen. Es war da zunächst von den köstlichen Buderdosen die Rede, die Ludwig XIV. der Madame Pompadour geschenkt hat, die in so rührender Weise die erste franzöfifche Revolution einzuleiten geholfen hat.
Runze auf freien Fuß gefeßt.
Snippel- Runge, ber im Verlauf einer Bersammlung in Oppeln , bei der er auf einen Angreifer einen Schuß aus einem Armee revolver abgab, so durchgeprügelt wurde, daß er in ein Krantenhaus gebracht werden mußte, dann aber nach Anlegung eines Verbandes wegen seiner Schießerei in Haft genommen und dem zu ständigen Amtsrichter vorgeführt wurde, ist, wie die Bn. erfahren, nach seiner Bernehmung wieder auf freien Fuß gefekt worden, da ihm der vernehmende Richter Notwehr zugestand.
Mostau, 20. Oftober.( WTB.) Die Wahlen für die Sowjets find im allgemeinen beendet. Sie brachten, wie erwartet, ein Uebergewicht der Kommunisten. So wurden in Petersburg 141 Kommu niften und nur 10 Parteiloje gewählt. Gleiche Ergebnisse liegen aus dem europäischen Rußland und aus Sibirien vor.
Die vorstehende Meldung bestätigt erneut, daß die russifchen Rätewahlen nichts weiter als eine Romödie sind. Angesichts des herrschenden Terrors und der Unterdrückung der elementarsten politischen Freiheiten fann von einer Wahl felbft nach den Grundsäßen der Sowjetverfassung keine Rede sein. Deshalb hatte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei , die einzige ernst zu nehmende Oppositionspartei in der Arbeiter schaft, neuerdings die Parole der Michtbeteiligung bei den Wahlen ausgegeben.
der Deutschen und Holländer waren feine bloße Formalität der 20 Pfund war für 40 Pf. feil. Im Jahre 1544 foftete ein Zentner äußeren Höflichkeit, es erflang in ihnen vielmehr der echte und un Schmalz in Braunschweig und im Hannoverschen 3 Taler. Was verhüllte Ausdruck der Sympathie. Das Beste, was Holland hat, waren das für Zeiten! Im Jahre 1301 foftete eine alte Henne 2 Pf., fchict es zu uns herüber, um sympathisch die Verständigung, die ein Dugend Eier einen Biennig und acht Heringe einen Pfennig, im Freundschaft, das verfonnene Gefühl der Menschheit zu feiern. Die Jahre 1880 foftete im Bremischen, im Holsteinischen, in Schleswig , Anteilnahme war festlich gehoben, start und anhaltend. Besonders im Lüneburgischen usw. eine Kuh 3 Schillinge, ein Hammel 4 Weiß als das Lied von der Erde" verffungen war, hatte man das Gefühl, pfennige( Silberpfennige). Der Kleinpreis war dementsprechend. Sm diefes Wert zum allerersten Male gehört zu haben. Darüber und Jahre 1414 foftete ein Pfund bestes Rindfleisch 3 Bf. Ums Jahr über das zweite Konzert wird noch ausführlich zu sprechen fein. 1320 ein Samm ,, in Kuppermünze in den meisten deutschen Bändern" Heute foll nur ein einziger großer Dant zu dem gewissenhaftesten 5-6 Gulben, ein Kalb 10 Gulden. Die Preise der Fische entsprachen aller Orchesterführer, zu dem Berwalter eines hohen Vermächtnisses, wieder denen der oben genannten Nahrungsmittel. So foftete 1393 zu einer ausländischen Elitetruppe fliegen, die alles daran gefeht eine Tonne Heringe 1 Reichstaler 20 Grofden, 1415 ein Pfund hat, um uns zu feffeln, die befrängt und bejubelt von deutscher Karpfen 18 Pf., ein Pfund Hecht 27 Pf. ein Pfund Schleie 18 Pf. Freude, deutschem Berständnis, deutscher Begeisterung, einen starten 2. S. Hauch mitnehmen wird durch die ganze Welt.
Dann erfuhr man ferner aus dem Feuilleton der Modenzeit schrift für die vornehme Welt, daß die Puderdose heute die große 3m Central- Theater, das sich die Aufgabe stellt, im Geist einer Mode ist. Zum Schluß dieser gerade in unserer Zeit gewiß mehr denn je Bolfsbühne einen fünstlerisch gediegenen Spielplan durchzuführen, alle Menschen interessierenden Ausführungen war mit schönem folgte der Eröffnungsvorstellung von Gortis leinbürgern" jebt Schwung der Sprache und mit dem Eifer, den alle guten Menschen a bale und Liebe". Daß sich das Spiel mit den glänzenden für eine löbliche und nügliche Sache an den Tag legen, dieses gesagt: Aufführungen des Stückes, die man auf den Reinhardt- Bühnen ge" Die leuchtenden Farben der neuen Porzellandosen geben dem sehen, nicht meffen fonnte, ist nur selbstverständlich. Aber in den Bilde des Toilettentisches jene reizvolle Belebung und charakteristische Grenzen des Gegebenen war überall Hingabe und ernftes Streben Note, die für den Eindruck eines Bimmers nicht ohne Bedeutung ist. zu verfpüren. Den Ferdinand gab Ernst Bringolf, die Luise Bielleicht ist es der Farbenreichtum und die Variation geschmad. ilde Jort. Das Elternpaar, die eltel dumme Mutter und den voller Entwürfe, die die Freude am Kauf und der Sammelluft be. rechtschaffen braven Stadtmusitus, stizzierten Jeanette Bethge einfluffen. Die neuen Porzellandosen, besonders criginell in einem und Gustav Roos, der leider mit einer momentanen stimmlichen traftvollen, gelblich- roten Ton mit Goldornamenten, sehen zwischen Indisposition zu fämpfen hatte, mit anschaulicher Charakteristik. Richard Gorter, der zugleich umsichtig die Regie leitete, ver Kristall und Silber gut aus." törperte den Bater Ferdinands, den zynisch ffrupellosen Bräsidenten, doch ohne jenen Einschlag geistiger Ueberlegenheit, durch den Baul Wegener der Figur früher so eigenartigen Meiz verlieh. A dele Förste war eine stattlich elegante Lady Milford. Eindringlich und dabei frei von jedem Bun der Uebertreibung wirfte der selbstgefällig in feine schurkischen Kombinationen eingesponnene Burm alter Frieds, dem man sogar die stumpfe Ahnungslosigkeit, mit der er nach Dittat des Briefes feine Werbung bei dem Mädchen wiederholt, wohl zutrauen fonnte. Herr Kanisch traf in der un verwüstlichen Rolle des fomisch trottelhaften Hofmarschalls von Kalb durchaus ganz den rechten Ton. Das Publikum dankte durch starten Applaus.
Das müßte wahrlich ein roher Mensch fein, der für die reiz volle Belebung des Toilettentisches" und für den originell gelb roten Ton" der neuen Buderdosen feinen Sinn und fein Einsehen 3war gibt es gerade heute noch sehr viel anderes höchst Reizvolles, das Verständnis erfordert. Bum Beispiel:
hätte
Ein Brot foftet 52 Mark!
hat
Ein Pfund Kartoffeln foftet 7 Marf! Gin Bfund Margarine foftet 350 Mart! Indessen, die Modenzeitschrift für die vornehme Welt Sanz recht! Was wollen alle diese Winzigkeiten bedeuten gegenüber der reizvollen Belebung des Toilettentisches".
Ber wird aber auch nur ein Wort darüber verlieren, daß ein Brot 52 Mart, ein Pfund Kartoffeln 7 Mart und ein Pfund Margarine 350 Mart tostet, wenn er weiß, daß Puderdosen in einem fraftvollen, gelblich- roten Ton mit Goldornamenten zwischen Kristall und Silber gut aussehen!
dt.
Lebensmittelpreise im alfen Deutschland . Alte vergilbte Berichte über Lebensmittelpreise, die im 14. bis 17. Jahrhundert gebräuchlich waren, liegen uns noch heute in großer Anzahl handschriftlich und gedruckt vor. Woht jede alte deutsche Stadt besitzt solche Dokumente in ihren Archiven. Es ist vielleicht von Interesse, zu erfahren, wieviel oder besser gesagt, wie wenig unsere Alvorderen für ihre täg. lichen Lebensbedürfnisse verwenden mußten. Beginnen wir mit den Fetten, den unentbehrlichen und jetzt testbaren, vor dem Kriege im Willem Mengelberg wurde gestern in der Philharmonie als lleberfluß vorhandenen und deshalb wenig geschästen Nahrings Großstabmeister gefeiert, mit ihm das Konzertgebouw mitteln ersten Ranges; da finden wir, daß Butter, die Königin der Orchester, das in tiefstem Sinne fein eigenes Orchester, fein wunder- Fette, ums Jahr 1380 im Bremischen und Braunschweigischen das voll erzogenes Werkzeug ist. Es war eine Begrüßung von Land zu Pfund 2 Pfennig foftete. Eine Tonne Butter fonnte man für 4 m. Land. Die stehend gespielten, stehend angehörten Nationalhymnen erhalten. Ebenso im Holsteinischen. Eine Specfeite im Gewicht von
B
Amerifa, du haft es besser...! Ein übereifriger Zensor in den Bereinigten Staaten, John S. Summer, hat sich diesen Sommer dadurch blamiert, daß er gegen Berleger von angeblich unfittlichen Büchern eine Strafverfolgung einleitete. Swei von ihm bemühte Richter, Simpson und Oberwager, haben ihn mit feinen Ver. folgungen gegen Das Tagebuch eines jungen Mädchens",„ Casa novas Seimtehr"( von Arthur Schnikler) ,,, enn Frauen lieben... und die Abenteuer des Entelp"( von Petronius ) abfahren laffen. Aber ein noch empfindlicherer Denfzettel ist ihm zuteil geworden: er ist zu 2500 Dollar Schadensersag an die Berlagsfirma Me Devitt und Wilsons verurteilt worden, weil er im Eifer der Verfolgung fich defpettierlich über ein von ihnen verlegtes Wert geäußert batte, und brei ähnliche Selegen gegen ihn, 8. L. um nod) größere Summen, fchweben noch. Auch daß er einer, Cesellschaft zur Unterdrückung des Casters" als Borsigender angehört, hat ihn nicht gerettet. Wie wäre es, wenn wir hier von dem wegen feiner Brüderie in Deutschland fo verfchrienen Amerita lernen wollten? Die Geistesfreiheit in der deutschen Republik fönnte dadurch nur gewinnen.
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Dienst. Nenes Borstheater: Grstaufferungen der Woche. Micael Stramer" Schloßvart- Th., Steglis: Daify",„ Crain. quebille". Mittw. Refidenz Th.: Der Schlafwagen Rammerspiele: Timothens in flagranti", tontrolleur. Der Teufelsichüler". Sonnab. Th. in reit. Die Tribüne: der Stomman antenstraße: Schleb mil". Wolfsbühne. Theater am Büloteplak. Die Lüge" von Wolebymbe Wynnytschente mit Helene Fehdmer als Natalja Pairlowna ist in Borbereitung. Regie: Friedrich Kayiler.
Das Blüthner- Orchester veranstaltet am 29. abends 8 Uhr, im Blüthner - Saal einen Wagner Abend unter Leitung von Camillo Sildebrandt, Karten find zu haben bei Vote u. sod, A. Bertheim, Stahl und an der Abendkasse.
Schomburgt in der Urania . Der bekannte Afrikaforscher Hans Schomburgt spricht am 24. und 27. in der Urania über Liberia und Frauen- Geheimbünde im Golalande" mit Lichtbildern und Film.
Die Staatliche Hauptstelle für den naturwissenschaftlichen Mater richt veranstaltet auch im bevorstehenden Winter Lehrgänge für Lehrer und Lehrerinnen aller Schulgattungen. Die Lehrgänge erftreden sich hauptsächlich auf Pflanzen- und Tierkunde, Chemie, Phynt, Edlunde und Mathematit. Sie beginnen in der ersten Novemberwoche. Besuche um Bulassung find nach der Staatlichen Hauptstelle, W 35, Potsdamer Straße 120, mündlich oder schriftlich zu richten.