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Vorsitzenden bestimmen lassen könnte. Der finanzielle W eslchtL punkt kann dabei nicdi in betracht kommen; den» für dad Militär werden viele Millionen geopfert, warum soll nicht auch für die Sicherung der Rechtspflege etwas gethan werden? Daß eine bessere Protokollirung durchgeführt werden muß, ist richtig. Die Entschädigung unschuldig Veruriheilter be- grüßen auch wir in Bayern mit Freuden. Die Härten der Justiz müssen ausgeglichen werden. Abg. Hilpert(Bayerischer Banernverein) weist darauf hin, daß im Volke das Verlangen nach der Berufung ein weit ver- breitetes sei, weil es jetzt nur immer bei Fehlern, welche die Gerichte begangen hätten, möglich geworden sei. eine nochmalige Verhandlung erner Sache herbeizuführen und einen Unschuldigen von der Strafe zu befreien. Redner tadelt die Behandlung, welche die Richter vielfach den Angeklagten zu theil werden ließen und empfiehlt auch eine gewisse Vorsicht bei der Vereidigung; manchmal könne man den Zeugen auch ohne Vereidigung Glauben schenken. Abg. v. Czarlinski(Pole): Wenn der Abg. Werner vom deutschen Recht sprach, so hoffen meine Freunde, daß dadurch eine fremde Sprache nicht ausgeschlossen sein soll. Wir ver- weisen auf den Beschluß des Frankfurter Parlaments, welches das Recht fremder Volksstämme aus deutschem Boden anerkannt hat; für die fremden Volksstämme ist aber eine Nothwendigkeit der Verkehr in der Muttersprache auch vor Gericht, weil sonst die ärgste» Verwirrungen entstehen. Redner tritt für die Ent- schädigung der unschuldig Verurtheilte» ein, empfiehlt aber auch die Berücksichtigung unschuldig erlittener Untersuchungshaft. Wenn die erste Aufgabe des Staates die Rechtsfindung ist, dann muß auf die Rechte der drei Millionen Polen Rüilsicht ge- nommen, verden. Damit schließt die Debatte. Die Vorlage wird einer Kommission von LS Mitgliedern überwiesen. Schluß S Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr.(Erste Be> rathung der Novelle zum Zolltarif. Ein Antrag des Abg. v. Stumm, seinen Antrag wegen des Zolles auf Quebrachoholz mit zur Berathung zu stellen, findet beim Präsidium Widerspruch und wird zurückgewiesen.) Uott&les. Wer lacht da? Eine lustige Geschichte weiß derKon- feklionär" keinen Lesern aufzutischen. Wie derselbe mitlheilt, habe einer der hier vor noch nicht langer Zeit verstorbenen Groß- kaufleute, welcher in engster Beziehung zur hiesigen Manufaklur- tvaarenbranche gestanden habe, seiner Wiltwc und seinen beiden Söhnen ein Vermögen von 42 Millionen hinterlassen. Man habe das Vermögen dieses Mannes wohl für sehr groß gehalten, daß es aber eine so bedeutende Höhe erreicht habe, werde dennoch überrasche».Diejenigen," meint anschließend hieran derKon- fektionär",welche behaupten, daß man große Vermögen nicht mehr durch Sparsamkeit erwerben kann, werden hierdurch Lügen gestraft. Zu den vielen hervorragenden Eigenschaften des Ver- storbenen gehörten in hohem Maße Sparsamkeit und Bescheiden- heit." Ist es Naivetät oder Heuchelei, welche demKonfektionär" diese Worte eingeben? Jedoch über Naivetät dürste derKon- feklionär" erhaben sein! Viel Nergcruiß erregt namentlich in Gastwirthskreisen eine sich aus die Beschränkung der Lustbarkeiten beziehende Verfügung, welche der Landralh von Niedcrbarnim, ein Herr von Waldoiv, erlassen hat. Danach ist es im Kreise verboten, an den Sonn» abend Abenden Festlichkeiten abzuhalten. In Pankow suchte dieser Tage ein Berein bei dem Amtsvorsteher um die Erlaubniß nach, am Sonnabend, den 2. Februar, einen Maskenball veran- stalten zu dürfen. Das Gesuch wurde von dem Amtsvorsteher abschläglich beschieden,da zufolge höherer Anordnung an Sonnabend Abenden derartige Vergnügungen nicht stall- finde» sollen". Alle Versuche. den abschläglichen Bescheid des Amtsvorstehers rückgängig zu machen, blieben fruchtlos. Selbstverständlich fühlen sich die Gastwirthe, welche pekuniär am meisten unter den Folgen dieser Verfügung zu leiden haben, er- heblich geschädigt, und in einer am Freitag abgehaltenen Ver- sammlung haben sie beschlossen, sich mit einer Petition um Aus- Hebung der getroffenen Beschränkung an den Minister zu wenden. Was die Arveiter betrifft, die bekanntlich zum wesentlichen ge- zwungen sind, ihre kleinen Vergnügungen an Sonnabenden abzu- halten, so sind sie zwar erbittert, doch hat sie nach all den Belästigungen ähnlicher Art, denen sie gerade im Kreise Nieder- Hanum seil langem ausgesetzt sind, die neue landräthliche Ver« ordnung kaum noch überrascht. Für die klassenbewußte Arbeiter- schast bilden bekanntlich derartige behördliche Maßregeln die vortrefflichsten Agitalionsmittel. um selbst gut bürgerlichen und bislang auch staalslrcuen Elementen die Augen über die Herrlich» keit des Polizeistaales zu öffnen und sie der Sozialdemokratie zuzuführen. Unsere Niederbarninier Parteigenossen werde» auch an der Hand des neue» landräthliche» Erlasses ihre Pflicht lhun. Neber die Tollwuth der Hunde, welche im Nieder- barnimer Kreise seit einigen Monaten fast seuchenartig austritt, liegen jetzt folgende genaueren Mittheilungen vor. Im August v. I. wurde bei Trebbin ein tollwülhiger Hund getödtet, der in der erwähnten Ortschaft an einem Tage 14 Hunde und 5 Menschen gebissen hatte. Die Polizei- Verwaltung Trebbins traf sofort die nöthigen Maß- regeln; die angesteckten Thiere wurden gclödtet. die von den Hunden gebissenen Personen in das Kreis-Krankenhaus überführt, woselbst dieselben im Laufe des Herbstes beobachtet und als vollständig geheilt entlassen iverden konnten. Aber auch in anderen Ortschaften des Niederbarnimer Kreises waren Symptome von Tollwuth bei Hunden konstatirt worden; that- sächlich wurden noch fünf weitere Hunde ermittelt, die toll- wülhig geworden waren. Ende September wurde in Trebbin auch eine Katze, die von einem Hunde gebissen worden, von der Tollwuth ersaßt und versuchte Personen, die sich ihr genähert, zu beißen. ES gelang jedoch das Thier noch rechtzeitig zu tödten. Jetzt, nachdem der letzte Fall im Dezember in Grünau beobachtet worden, scheint die Seuche erloschen zu sein. Die Krankheit selbst ist durch einen tollwülhigen Hund eines Viehtreibers weiter getragen worden. DaS Wochenrepertoire der Urania lautet: Heute, Montag. Dienstag. Freitag und Sonnabend.Durch alle Welten." Mittwoch und Donnerstag: Herr P..Spies,Tesla's Licht der Zukunft." Unter den dem Berliner Aquarium durch seine Station zu Rovigno am Adrialischen Meere, die von der Berliner Mutter- anstalt ivährend der letzten Zeit infolge des Schnees und der Kälte im Karst und in Steiermark je. gänzlich abgeschnitten war, zugegangenen Fischen befinden sich einige Goldstrich-Brasse», eine durch gutes Fleisch und durch den silberfarvigen, mit goldgelben Längsstreifen gezierten Körper ausgezeichnete Fischart, die für das Aquarium noch vor allem dadurch werlhvoll ist, daß sie sich in dem ihr zugewiesenen Bassin vortrefflich hält, denn eine An- zahl dieser südruropciischen Schuppenlräger hat zwei Jahrzehnte hier gelebt. Sie gehören nebst einem nordamerikanifchen Alligator, welcher bei der Begründung des Aquariums(I8S9) schon dahin kam, einigen Riesenschlangen, einem nordamerikanischen Furchrnmolch und einem Katzenhai,'welche alle anderthalb Jahr- zehnte oder noch länger hier weilen, zu den Veteranen des Instituts, während andere Vertreter der MeereSfanna, so dir duftigen Quallen, nur zu vergänglich sind. Die Goldstrich- Brassen insbesondere stellen darin den Gegensah zu den sonst so gewöhnlichen" Heringen, förmlichen Eintagsfliegen, dar. Die moderne Knust im Dienste der modernen Religio«. Die Kunst der vom Kaiser mit der goldenen Medaille beschenkten Frau Vilma Parlaghi wird in den nächsten Tagen neue, ganz apart« Triumphe feiern. Vom 24. d. M. ab sind ihre Werke nämlich in einer Sonderausstellung in einem Hause Unter den Linden zu sehen. Der Besichtigungswerth der' dort gezeigten Bilder ist an dem ersten Tage, an welchem der Kaiser mit Familie die Ausstellung besuchen will, aus fünf Mark pro Person deklarirt, wogegen die Werke der Frau Parlaghi an den übrigen Tagen um ein ganz bedeutendes billiger, nämlich für nur eine Mark, zu bestaunen sind. Den Ertrag ihrer Ausstellung will die Dame einem ebenso zeitgemäßen wie segenbringenden Zweck widmen er soll nämlich der Mirbachkirche geopfert werden. Tie Frage der Einführung des hygienischen Unter- richtcS in die Volksschule beschäftigte am Freitag den Berliner Lehrerverein" in einer sehr schwach be- suchten Mitgliederversammlung. Nach einem Referat der Herren Dr. med. T h. W e y l und Lehrer I a n k e, von denen der erste vom medizinischen Standpunkte auS Nothwendigkeit und Nutzen des hygienischen Unterrichtes und der zweite vom pädagogischen Standpunkte aus seine Einrichtung behandelte, wurden die solgenden T h e s e n angenommen:Die Verbreitung hygienischer Kenntniffe durch die Schule entspricht den Interessen des Individuums und des Staates. Der hygienische Unter- richl hat sich auf die wichtigsten Gebiete der privaten und öffenllichen Gesundheitspflege zu erstrecken. In der Volksschule sind die hygienischen Belehrungen im Anschluß an das Schulleben und an die Lehrgegeilstände der Schule zu geben. In die Seminarien ist die Hygiene als obligatorischer Unterrichts- gegenständ aufzunehmen." Abgelehnt wurden die vorgeschlagenen Thesen:Es ist zu prüfen, ob in Zukunsl der Unterricht in der Hygiene die Stellung eines selbständigen Unterrichtsgegenstandes in der Oberstufe der Volksschule erballen soll. In die Fort- bildnngsschule ist die Hygiene als Unlerrichtsgegenstand schon jetzt einzuführen." Außerdem wurde auf Antrag des Lehrers Tews eine Resolution angenommen des Inhalts, daß der Ver- ein die auf die Gesundheitspflege in der Schule bezügliche Verfügung der Schuldeputation(vgl.Vorwärts" Nr. IS)mit größler Freude begrüßt" und nur noch den Wunsch ausspricht, der naturkundliche Lehrplan möge einer Revision unterzogen und der Hygiene darin eine entsprechende Stellung eingeräumt werden. Nicht hin- reichende Unterstützung fand dagegen der Passus der Tenis 'schen Re­solution. welcher Einsetzung einer Kominission forderte, die die einer erfolgreichen Gesundheilsrflpege in den Berliner Gemeinde- schulen zur Zeit im Wege stehenden Moment- in einer Denkschrift zusammenstellen und näher erörtern sollte. Zur Begründung dieser Forderung beinerkte Herr Tews, daß die Beschaffenheit der Schulgebäude, Schul- Höfe u. s. w. die Ausführung der Verfügung vielfach hindere. Dieser Bemerkung wurde durch Zuruf aus der Ver» sammlung zugestimmt. Sie wurde jedoch in der Debatte nicht iveiter berührt, also auch nicht bestritten. Um so bedaucr- licher ist die Ablehnung des Teivs'fchen Vorschlages. Im übrige» ging ans der Debatte und den Abstimmungen hervor, daß die Mehrzahl der Lehrer die Verfügung der Schnldeputation i» der That als eine annehmbare und erfreuliche Unterstützung ibrer bisherigen Bestrebungen auf dem Gebiete der Schul-Gesimdheits- pflege ansieht. Mit aller Entschiedenheit wurde jedoch betont. daß die Lehrerschaft die Sch:>ljjesiiudheilspflegs längst nach ihrer Bedeutung erkannt und, soweit es in ihren Kräften stand, be- rücksichligt hat. Diese von mehreren Redueril abgegebene ge­harnischte Erklärung galt zwar direkt nur den Llerztcn Weyl und Jacnsiel, die sich rechtschulmeisterlich" benahmen, obwohl sie kaum etwas vorbrachten, was nicht jeder vernünftige Lehrer längst gewußt und trotz der eutgegeustehenden Hindernisse zu be- folgen sich bemüht hätte. Es blieb jedoch jeden, unbenommen, den Protest auch auf die Verfügung der Schuldeputalion zu be- ziehen, die in genau demselben, unnöthig belehrenden und väter- lich ermahnenden Tone gehalten ist. GratiS-Annouceu. Ans einen eigenthümlichen Jux ver- fallen jetzt Leute, denen es anscheinend an anständigem Zeit- verlreib fehlt. Bekanntlich versucht ein hiesiges Blatt zur Zeit dadurch zu Popularität zu gelangen, daß es kleine Anzeigen, die sich auf den Arbeilsmarkt beziehen, gratis aufnimmt. Dieser Umstand hat Witzbolde von bedentlicher Qualität Beranlassung gegeben, bei dieser Zeitung ftngirte Anzeigen einzureichen, durch welche Arbeitslose auf gemeine Weise gefoppt werden. So kam am Sonnabend ein Arbeiter zu uns mit der Klage, daß er auf eine solcde Anzeige hin am frühen Morgen von Charlotlenburg »ach der Jriebenstraße 60 geivandert sei. Tortselbst sollte dem Inserat zufolge ein Bauführer stock wohnen, der ländliche Arbeiter zum Ausschachte» verlange. A» Ort und Stelle angekommen, mußte der Arbeiter jedoch gewahr werden, daß in dem Hause niemand daran dachte. Leute zum Ausschachten einzustellen. Es müsse» traurige Burschen sein, die kein anderes Objekt für ihre albernen Spaße n issen, als die im Elend darbenden Arbeitslosen. Die Münchcner Brauhaus- Aktiengesellschaft und der Boykott. Eine Erklärung, welche der Direktor dieser Gesell- schaft, Herr Arendt, in der gestrigen Generalversaminlniig vor den Aktionären abgegeben hat, dürste auch für manche unserer Leser Interesse haben. Die Abendblätter berichten wie folgt über diese Generalversammlung:Ueber die Gründe, welche die Ver- wallung veranlaßt haben, in dem Bierboykott einen den übrigen Berliner Brauereien entgegengesetzte» Standpunkt ein- zunehmen, führt Herr Direktor Arendt aus, daß nur Ge- schäftsinteressen und nicht etwa politische Interessen maßgebend gewesen seien. Die dem Ringe angehörenden großen Brauereien hätten ein Interesse daran gehabt, sich die Erhaltung ihrer Kundschaft von den übrigen zu garanlireu, das Münchener Brauhaus habe es aber vorgezogen, auf eigene» Füßen weiter vorwärts zu schreite», und habe es nicht zu bereuen gehabt. Auch nach Aushebung des Boykotts hoffe man, sich die neu er- wordene Kundschaft zu erhallen und sei in der ersten Hälfte des Januar bereits ein Mehrabsatz von 1500 Hektolitern dem Vor- jähr gegenüber erzielt. Im ganze» seien seit dem I. Oktober, also im neuen Geschäftsjakre 13 300 Hekloliter mehr als im Vorjahre gebraut und 13 700 Hektoliter mehr abgesetzt." Es wurde in der Generalversammlung die Vertheilung einer Di- vidende von 4'/e pEl. beschlossen. Bei den FundamentauSgrabunge» in der Rosenstraß« gelegentlich des Abbruchs der Häuser daselbst sind mehrere alter- thümliche Gefäße aus de», 13. Jahrhundert unversehrt gefunden und den, Märkischen Museum zugewiesen worden. Diese Gefäße sind allem Anschein nach aus abergläubischen Vorstellungen, vielleicht mit Getränk(Bier) gefüllt, bei der Anlegung des Haufes unter den Fundamenten beigesetzt worden. Auch mehrere alterthümliche eiserne Ofenplalten mit Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert sind ausgegraben und demselben Institut über- wiesen worden. Die Oberfenerwerkerschule soll, wohl in Rücksicht auf das freche Erdreisten ihrer Eleven, von Berlin verlegt werden. Alle sogenannten Freiheiten srndentischer Natur sollen den Schülern entzogen iverden und der Drill soll bei ihnen fortan da? erste und daS letzte sein. DaS königl. Eisenbahn -BetriebSamt Stettin sendet uns folgende Berichtigung: Die ZeitungVorwärts" bringt in Nr. 283 vom 5. Dezember 1894 unter der SpitzniarkeWeih- nachtsivirken des christlichen Staates" eine Mittheilung, welckir gegen die Eisenbahnverwaltung den Vorwurf rücksichtsloser Härte gegenüber ihren Arbeitern enthält. Die Mittheilung ist jedock in idrem weientlicheii Theil thatsächlich»»richlig. Der Sachverhalt ist folgender: Im Winter, namentlich bei Frostwetter können die bei der Balmunterhaltung beschäftigten Arbeiter wegen der durch die Witterung bedingten Einschränkung der Bahn-UnterhaltungS- arbeiten nicht sämmtlich dauernd beschäftigt werden. Um nun «inen Theil der Arbeiter nicht gänzlich ohne Verdienst zu lassen, ist die Einrichtung getroffen, die Arbeiter abwechselnd eine Woche um die andere zu beschästigen. Aus diesem Grunde wurde am 29. November v. I. 40 Ar- beirern der 2. Bahnmeisterei durch den Bahnmeister in Pankow das Dienstverhällniß mit der Maßgabe gekündigt, daß nach Ab- lauf der Kündigungsfrist ihre Weiterbeschästigung erfolgen solle. jedock könne dieselbe keine dauernde, sondern mit Rücksicht auf die Verminderung der Arbeiten nur eine zeitweise sein. Von den 40'Arbeitern, denen dies eröffnet wurde, sind nur wenige ausgeschieden, die übrigen arbeiten zur Zeit noch in der Bahnmeisterei in Pankow abwechselnd eine Woche um die andere. Die ausgeschiedenen Arbeiter waren nur einige Monate über ein Jahr in, Eiseubahndienst thätig uud standen in einem Lebens- alter von 25 bis zu 42 Jahren. Invaliden bez. bei dem Eisen« bahndienst beschädigte Arbeiter befanden sich darunter nicht. Stettin , den 18. Januar 1395. Königliches Eisenbahn- BetriebZamt. (Berlin - Steltin.) Es ist uns selbstverständlich nicht möglich, über diese uns am Sonnabend zugegangene Berichtigung sofort mit den Ge- währsmännern zu konseriren, aus deren Mittheilung hin wir den Artikel vom ö. Dezember v. I. gebracht haben. Nach erfolgter Rücksprache werden wir der Eisenbahn- Direktion Stellin ant- Worten. Ueber einen merkwürdigen Fall von Portohinter- Ziehung berichtet ein postalisches Fachorgan folgendes: Früher wurden' Postkarlen, welche unkrankirt in, Briefkasten vorgefunden wurden, als unzulässig dem Absender zurückgegeben. Diesen Um- stand benutzten nun zwei schlaue Briefschreider P. und K., um ihre Korrespondenz durch die Post völlig kostenlos befördern zu lassen. Halte P. an K. eine Mittheilung zu mache», so adressirie er eine unfrankirte Postkarte an sich selber und versah sie mit der genauen Adresse des K. als Unterschrift. Diese Karte mußte die Post dann, weil sie unfranki'-l war, alS unzulässig behandeln und an K.zurückgehen" lassen, welcher gleichsam alsAbsender" angegeben war und dadurch in den Besitz der für ihn bestimmten Mittbeilung gelangte. Und in gleicher Weise verfuhr umgekehrt K., wem, er an P. zu schreiben kalte. Diesebillige" Besörderungsweiseahn, jedoch schnell ein jähes Ende, da die Post kurz darauf verjügte, daß auch unfrankirte Postkarten zu befördern seien, aber gegen das doppelte Porto. Zu der Verhaftung deS RechnungSratheS Klasse wird »och berichtet, daß die'Annahmen, er habe die Unterschlagungen begangen, u», für seine» Solm Schulden zu decken, hinfällig ist, weil dieser schon längere Zeit lodl ist, der Vater sich also gehütet haben dürste, die Ervschast anzutreten. Man glaubt vielmehr. daß sich Klasse in Börsenspekulationen eingelassen habe und die daraus entstandenen Verluste habe decken wollen. Ueber die Nnterlassuugösünde eines ArzteS berichtet dasBerliner Tageblatt" folgendes: Am Montag Nachmittag wurde in der Potsdamerstraße ein Mann von einem Omnibus so unglücklich übersahren. daß eines der großen Hinterräder ihm über die Brust rollte. Mehrere Zeugen des Unglückssalles eilten dem Schwerverletzten zu Hilse und einer derselben lief zu dem der Uuglückssielle gegenüber wohnenden Spezialarzt Dr. L. und ließ ihn durch das die Thür öffnende Hausmädchen bitten, dem Verunglückten Beistand zu leisten. Das Mädchen erhielt, wie der im Flur Wartende deutlich hörte, die Antwort:Mit solchen Sachen beschäftige ich mich nicht", und lehnte seine Htls« rund- weg ab. Böse Beispiele verderben gute Sitte«. Ein Gummi- schlauch, der mit einer Bleikugel versehen war. hat bei einer Schlägerei in der Koloniestraße an, Abend des 18. Januar, etwa um 7 Nhr, eine bedeutende Rolle gespielt. In einen» Wirlhs- Hanse waren zwei Parteien anjeinandergeplatzt und der eine Theil lauerte später dem 25 Jahre alten Ardeiter Georg Scheinig ans der Provuizstraße 103 zu Reinickendorf auf der Straße auf. Er erhielt mit de», Gummischlauch mehrere Schläge auf den Kops und wurde so schwer verletzt, daß er durch einen Schutzmann des 9. Polizeireviers nach einem Krankenhaus« gebracht werde» mußte. Ein Rcklameschuß? DasVolk" berichtet über einen sehr schauerlichen Vorfall solgendes: In den Räumen desBundes der Landwirlhe". Halleschestr. 18. wurde vorgestern Nachmittag die Scheibe eines Bureaufensters, an dem der Redakteur derKor- respondenz des Bundes der Landwirthe" saß. von einer Kugel durchschlagen. Diese, eine ziemlich große Spitzkugel aus Blei, stammte anscheinend aus einem Teschinggewehr. Verletzt ist glücklicherweise niemand. Wegen eines Sittlichkeitsverbrechens ist ein Zahn- a r z t festgenommen. Er soll sich an einer Dame, die sich als Wirlhschaslerin bei ihm verdingen wollte, vergriffen haben. Der Zahnarzt giebt Zärtlichkeiten z», will aber die Grenzen, die das Strafrechl zieht, nicht überschritten haben. Mutymaßlicher KindcSmord. Spielende Kinder fanden vor« gestern Nachmittag unter de», Schnee am Georgenkirchplatz, dicht am Bauzaun der neuen Kirche, die Leiche eines neugeborenen Kindes, welches in Tuchfetzen eingehüllt war. Das Kind hat, wie es scheint, noch bei seiner Aussetzung gelebt und ist wahr- scheinlich erfroren. Die Recherchen nach der unnatürlichen Mutter waren bis jetzt erfolglos. Ein italienischer GipSfigurenhändler. Celestino Giovanni, suchte in einer Wlrihschast in der Landsbergerstraße seine Maaren abzusetzen und verließ das Lokal trotz wiederholter Aufforderung nicht, so daß er mit Gewalt entfernt wurde. Celestino geberdete sich wie ei» Raseuder und fuchtelte mit einem offenen Messer um sich her. Als der Hausdiener L. ihn auf der Straße fest- nehmen wollte, stieß er ihm das Messer in den Rücken. Der Hausdiener ist so schwer verletzt, daß er nach einem Kranken- hause gebraucht werden mußte. Polizeibericht. Am!S. d. M. nachmittags wurde ein Bild- Hauer in seiner Wohnung, in der Wasserlhorstrahe, und ein Arbeiter in seiner Wohnung, in der Cöslinerstraße, erhängt vor- gefunden. In der Koloniestraße wurde abends ein Arbeiter mit mehreren Verletzungen am Kopfe bewußtlos auf dem Bürger- steige liegend aufgefunden und nach der Charitee gebracht. Seiner später gemachten Angabe zufolge, sind ihn, die Verlctzungen bei einer Schlägerei zugefügt worden. In der Landsbergerstraße entstand zwischen einem Hausdiener und eine», Givsfignren- Händler eine Schlägerei, wobei der erster« durch«inen Messerstich schwer am Rücken verletzt wurde. Witterungsübersicht vom 19. Januar 1895. Ein wenig wärmeres, zeitweise heiteres, vielfach wolkiges Wetter mit mäßige» südlichen Winden, ohne erhebliche Nieder- schlage. Berliner Wetterbureau.