Das unhaltbare Fechenbach- Urteil. Das Reichsjustizministerium über das Anklagedelift.
Wie wir schon mitgeteilt haben, ist die unter Berufung auf die Münchener Staatsanwaltschaft aufgestellte Behauptung des Bayerischen Kuriers", daß der Oberreichsanwalt Eber. mayer die Rechtsauffassung des Fechenbach- Urteils über Landes verrat teile, unwahr. Der Oberreichsanwalt ist mit dem Falle Fechenbach nicht befaßt worden; seine grundsägliche Stellungnahme zum Landesverrat nach§ 92 Nr. 1 des Strafgesetzbuchs in einer anderen bayerischen Sache, der Münchener Staatsanwaltschaft gegenüber stützt sich auf folgende, ihm im März 1922 vom Reichsjustizministerium übermittelte Aufzeichnung:
nicht in der Mitteilung von der Eristenz eines verbotenen Waffenlagers, sondern in der Mitteilung, daß die deutsche Regie. rung heimlich ihren Verpflichtungen aus dem Friedensvertrage zu widerhandele. Dies wird meist in den Fällen zutreffen, in denen bar einer Entente tommiffion anzeigt. jemand das Vorhandensein eines verbotenen Waffenlagers unmittel
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In letzter Zeit ist gegen Personen, die in der Preffe mit teilungen über das Vorhandensein verbotener Waffen Lager" gemacht haben, wegen Landesverrats auf Grund des§ 92 Rr. 1 des Strafgesetzbuches eingeschritten worden. Die Anmendung der Strafvorschrift fest objektiv voraus, daß die Geheimhaltung dieser Nachricht gegenüber einer anderen Regierung für das Mit dieser maßgebenden Auslegung vergleiche man nun die BeWohl des Reiches oder eines Landes erforderlich ist. Diese Vorausfegung liegt wesentlich auf tatsächlichem Gebiet und wird in erster gründung des Fechenbach- Urteils: Beröffentlichungen über geheime Linie von der Beurteilung begutachtender Stellen abhängen. Dabei Waffenlager und bewaffnete Organisationen sind immer dann darf aber der rechtliche Gesichtspunkt nicht außer Betracht bleiben, als Landesverrat anzusehen, wenn ausdrücklich gesagt oder auch daß eine Nachricht nur dann als eine geheim zu haltende im Sinne nur durch Stillschweigen der Anschein erweckt wird, daß eine Redes§ 92 Nr. 1 angesehen werden kann, wenn aus ihrer Bekanntgabe gierung diese Dinge begünstigt." Der Sachverständige im Münch die Gefahr ernster außenpolitischer Berwidlun ner Prozeß. Dr. Thimme, hat im„ Borwärts" zwingend nachgegex droht. Das Reich oder das Land muß also ein erhebliches wiesen, welches Fehl urte il dort gesprochen worden ist. Die überaußenpolitisches Intereffe haben, zwar nicht an dem Vorhanden fein verbotener Baffenlager, wohl aber daran, daß zeugende, weil so einfache und flare Darlegung der obersten deutschen etwa vorhandene verbotene Waffenlager den Verbandsmächten ver. Justizbehörde gibt dem Münchener Urteil juristisch den Rest. heimlicht werden. Der Umstand, daß Deutschland nach dem Friedensvertrage zur Ablieferung der Militärwaffen verpflichtet ist, Arbeiterpreffe und Fechenbach- Urteil. braucht ein solches Interesse an der Berheimlichung verbotener Der Vorstand des Vereins Arbeiterpreffe hat am DiensWaffenlager nicht zu begründen. Das außenpolitische Intereſſe tag einmütig zu der Bedrohung der Sicherheit der journalistischen Deutschlands bewegt sich vielmehr in einer anderen Richtung: es geht dahin, die durch den Friedensvertrag auferlegte Verpflichtung Berufsausübung durch das Urteil des Münchener Volksgerichts möglichst vollständig zu erfüllen, nicht aber dahin, die Tatsache, folgende Kundgebung beschlossen, die dem Reichsjustizminister über. daß eine vollständige Erfüllung troß aller Anstrengungen noch nicht mittelt worden ist: möglich gewesen ist, zu verbergen. Um die
Verpflichtung zur Waffenabgabe
Der Hermes- Prozeß.
( 2. Tag.)
In seiner weiteren Vernehmung erklärt Minister Dr. Hermes im eigentlichen Staatsdienst seit 1918 tätig zu sein. Zeuge von Subjektiv setzt die Bestrafung abgesehen von dem Vorfaz Heimburg, Referent für die Schädlingsbefämpfung, befundet: der Bekanntgabe voraus, daß der Täter weiß, die Geheimhaltung Etaismäßig waren nur wenige Mittel zur Bekämpfung vorhanden. der Nachricht sei für das Staatswoohl erforderlich. Nimmt er irr Deshalb regte Herr Hermes an, daß der Ausschuß für Dele und tümlich an, daß das Staatswohl durch die Bekanntmachung nicht Fette etwa 300 000 M. zur Verfügung stelle. Das geschah. Danach berührt werde, so irrt er über ein Tatbestandsmerkmal. Eine Ver- haben wir uns den Verteilungsplan überlegt. Da eine großzügige urteilung ist daher, auch wenn man der obigen Auffassung hinsicht Bekämpfung mit dieser Summe nicht möglich war, wollten wir das lich des objektiven Tatbestandes nicht beitritt, nur möglich, wenn Geld hauptsächlich zur Propaganda verwenden. Das war 1919. Herr dem Angeklagten nachgewiefen wird, daß er sich der Notwen- Hermes hat großes Interesse für den Weinbau gezeigt. Vors: digkeit, die Nachricht im außenpolitischen Intereffe geheim zu halten, Schon vor den Weinlieferungen? R.-A. Alsberg: Hatten Sie bewußt gewesen ist. Hat er, ohne sich das flar zu machen, lediglich den Eindrud, daß Herr Hermes den Winzerverband begünstigen zu dem Zwecke gehandelt, die Aufmerksamkeit der deutschen Behörden wollte? Zeuge Heimburg : Nein. R.-A. Dr. Levi: Wissen auf den gesetzwidrigen Zustand zu lenten, so muß aus subjektiven Sie etwas über die tatsächliche Verwendung des Geldes? Beuge: Gründen die Freisprechung erfolgen. Nein. Zeuge Huber( damals Staatsfefretär unter Hermes im Ministerium, jekt Regierungspräsident in Ansbach ) foll Auskunft geben über die Zuderzuweisungen und befonders darüber, ob auch noch andere Lieferungen außer den im Prozeß erwähnten stattges funden haben und befundet: Es tamen eine Reihe von Gesuchen der Winzer um Zuder. Bors.: Hatten Sie von dem Trierschen Winzerverband schon vor der Sigung vom 18. Dezember 1920 Renntnis? Zeuge: Ich denke ja. Borf.: Sie sind also aufgefordert worden, zur Sigung zu kommen und das Gesuch ist dort besprochen worden? Zeuge: Ja. In der Sizung war der Weinreferent gegen die Buckerzuweisung, der Zuckerreferent war natürlich erft recht für Zurückhaltung. Vorf.: War die Stellung Diehls abio lut ablehnend? 3euge: Das ist schwer zu sagen. Vorf.: Hat Diehl vielleicht auch andere Vorschläge gemacht für einen Ausgleich in der Zuwendung? 3euge: Ich glaube, ja. Herr Jaffe, der Re ferent für die tefekten Gebiete, war aus politischen Gründen für die Zuweisung. Ich war ebenfalls für die Ruweisung. Wiederholt maren aus der Moselgegend Klagen und Wünsche laut geworden. Am 18. Dezember wurde über die Art der Bufeilung gesprochen. Ich glaube nicht, daß diefes Thema gerade vom Herrn Minister angeschnitten wurde. Der Weg über die Kommunalverbände war nicht mehr gangbar, daher sollte der Wen über die Interessentenperbände eingeschlagen werden. Ich hatte Bedenken gegen die Ausschaltung der Länder, der Minister war für die Ausschaltung. Bors: Hatten Sie das Gefühl, daß der Minister den Winzerverband beaünftigen mollte. 3euge: Nein. Generalstaatsanwalt v. 2indow: Hat der Herr Minifter im Zeuge: Die Entschei Amt Eingaben besonders behandelt? dung lag bei den Abteilungsvorständen. Beune Ministerialrat Jaffé, Referent für die besetzten Gebiete im Ernährungsministerium, berichtet über die Wünsche und Klagen. der Winger. Er habe den Gedanken der Zudereinfuhr zurückgewiesen und dabei angedeutet, ob nicht ähnlich wie beim Einmachezucker auf andere Weise geholfen werden könne.
Das Münchener Volksgericht hot im Prozeß Fechenbach und Genossen wegen Landesverrats, sowohl in der Prozeßführung wie in seinem Urteil, eine Stellungnahme befundet, die der Ausübung zu erfüllen, hat das Reich getan, was in seinen Kräften stand: es hat der journalistischen Berichterstattung schwerste Gefahren eine planmäßige Entwaffnungsaktion durchgeführt, insbesondere in dem Entwaffnungsgefeß vom 7. August 1920 die Ablieferung aller in den Weg stellt. Es hat die Zuziehung journalistischer Sachver Militärmaffen bei schwerer Strafe und unter Ausschreibung von Be- ständiger abgelehnt und sich selbst als fachverständig genug bezeichnet. lohnungen vorgeschrieben und besondere Stellen zur Durchführung Die eigenart ge Schwierigkeit der journalistischen Tätigkeit läßt es der Entwaffnung eingerichtet. Als Regel muß ferner angenommen ganz ausgeschloffen erscheinen, daß sich Berufsfremde und Laien ein werden, daß auch die mit der Durchführung der Entwaffnung be- richtiges fachliches Urteil über die Problematif des Zeitungsbericht trauten Behörden ihre Pflicht erfüllt haben. Unter diefen um erstatterd enftes bilden fönnten. Wenn das Münchener Boltsgericht ständen enthält die bloße Mitteilung, daß sich irgendwo ein Waffen- fich selbst für fachverständig genug erklärt, so kann das nicht anders lager befindet, nichts weiter als die Bekanntgabe einer objektiv dem gewertet werden benn als Ausfluß einer objettiven Ueber Friedensvertrage zuwiderlaufenden Tatsache. Diese Tat- fchätzung feines Vermögens. Ein Gerichtsurteil, das nicht auf fache für sich allein kann angesichts der zur Durchführung der Ent- die fachlich richtige Bewertung der zur Erörterung stehenden Borwaffnung getroffenen Gesetzes- und Verwaltungsmaßnahmen nur gänge sich aufbaut. muß ein Fehl urteil sein. den Schluß rechtfertigen, daß es einigen Berfonen, wie unvermeidlich, Der doch zu Wort gekommene einzige politische Sachverständige, gelungen ist, die deutschen Gesetze und Behörden zu hintergehen, der bekannte Historifer Dr. Thimme, hat ein Gutachten abgegeben, nicht aber den Schluß, daß das Reich schuldhaft die Erfüllung seiner das zugunsten der Argeflaaten sprach. Dennoch ist es zur BerBerpflichtung vernachlässigt hat. Allerdings ist bei der durch den urteilung zu außerordentlich hohen Strefen gekommen. Eine beFriedensvertrag gefchaffenen Lage Deutschlands die Möglichkeit nicht fondere Gefährdung der journal stischen Berufstätigteit Begt aber in ausgefchloffen, daß die Verbandsmächte die Tatsache, daß es der Re- folgenden Worten der Urteilsbegründung: gierung trotz aller Bemühungen nicht gelingt, sämtlicher Waffen habhaft zu werden, zum Vorwand nehmen, um dem Reich Schwierig teiten zu bereiten. Das wäre aber ein Mißbrauch der durch den Friedensvertrag gefchaffenen Gewaltverhältnisse und wird die Aus. nahme bilde. Im Regelfall wird die deutsche Regierung, wenn sie darlegen kann, daß sie ihre Schuldigkeit getan hat, etwaigen Vorstellungen der Berbandsmächte wegen der Eristenz verbotener Waffenfager ruhig entgegensehen tönnen. Jedenfalls find außenpolitische Schwierigkeiten, die möglicherweise hieraus entstehen, minimal im Vergleich zu denen, die sich aus dem Bekanntwerden der Tatsache ergeben würden, daß die Deutsche Regierung die öffentliche Anzeige über die Exiflenz von Waffenlagern als Landesverrat verfolge und dadurch ihr eigenes Interesse an der Berheimlichung dieser Waffenlager dokumentiere.
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Beröffentlichungen über geheime Waffenlager und be waffnete Organisationen find immer dann als Landes verrat anzusehen, wenn ausdrücklich gefagt oder auch nur durch Stillschweigen der Anschen erweckt wird, daß eine Regierung diefe Dinge begünstigt." Wenn diese Stellungnahme Gemeinout ber beut. fchen Rechtspflege würde, wäre das das Ende der Sicherheit der journalist schen Berufsführung und eine
schwere Verletzung der verfaffungsmäßig garantierten Preßfreiheit.
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In einigen Blättern wird mit Recht trifistert, daß der Weins prozeß des Ministers Dr. Hermes genau in den Tagen abgehalten wird, in denen der Reichsfinanzminister seine Kraft besser an anderer Stelle, nämlich bei den Verhandlungen mit der Repa rationsfommission, einsetzen würde. Hierzu erfahren wir, daß auf seiten der beklagten Freiheit" Redaktion durchaus die Bereitschaft zur Bertagung vorhanden war, daß aber Herr Dr. Hermes fich der Bertagung widersetzte. So begreiflich auch der Versuch des Herrn Dr. Hermes nach einer raschen Klärung dieser menig erfreu lichen, aber nicht weltbewegenden Angelegenheit ist, so hätte eine Vertagung den Reichsinteressen jedenfalls besser entsprochen.
Ein neues ruffisches Blatt in Berlin . An Stelle der sozial revolutionären Zeitung" Golos Roffi" erscheint in Berlin eine neue unpartetife Beitung Dni"(„ Tage"), die von einer Gruppe Tintsdemokratischer Politiker geleitet wird und ibre Spalten der freien Aussprache der ruifischen demokratischen Gruppen öffnen will. auch Kerenski ist an der Schriftleitung des Blattes beteiligt. Der fowjetukrainische Handelsvertreter in Deutschland , Herr Augem, ist nach längerer Abwesenheit nach Berlin zurückgekehrt. Herr Außem bat, wie der Dit- Expreß erfährt, in Moskau Bes ratungen bezüglich gewiffer Modalitäten des Rapallo - Vertrages im Zusammenbang mit der bevorstehenden Ausdehnung dieses Vertrages auf die Utraine gehabt. Man erwartet nunmehr eine Beschleunigung dieser Angelegenheit. Ein Sonderausschuß bei der Berliner sowjetruifiichen Handelsvertretung ist zurzeit mit der Bor bereitung und Zusammenstellung des Materials für den Entwurf
Der Verein Arbeiterpresse, der die Berufsvertretung aller im Dienste der modernen Arbeiterbewegung tätigen Journalisten ist, bittet dringend um beschleunigte Maßnahmen zur Klärung der erwähnten Prozeßvorgänge und der Urteilsbildung des Mün Hiernach wird es bei der öffentlichen Bekanntgabe verbotener chener Boltsgerichts. Er bittet ferner, durch Anwendung geeigneter Waffenlager schon obejftio regelmäßig an dem Tatbestande des§ 92 Maßnahmen die schmere Beunruh gung des für Wirtschaft und Staat Nr. 1 fehlen. Dieser Tatbestand wird vielmehr in der Regel gleich wichtigen deutschen Journalistenstandes durch das Münchener nur vorliegen, wenn mit der Bekanntgabe zugleich der ausdrückliche Urteil zu beseitigen und die verlegte Rechtssicherheit für die oder stillschweigende Vorwurf verbunden ist, daß die deutschen Ausübung des journalistischen Berufes wiederherzustellen. Behörden das Borhandensein von Waffenlagern im Widerspruch zum Insonderheit bittet er um Verwendung dafür, daß den Opfern des Friedensvertrage und zu der innerstaatlichen Gefeßgebung begün- Münchener Urteils die Freiheit wiedergegeben wird, die sie bei einer stigen oder dulden. In diesem Falle liegt aber der Schwerpunkt sa chverständigen Behandlung des Prozesses behalten hätten. des deutich- russiichen Handelsvertrages beschäftigt.
Hauptversammlung der Volksbühne.
Am Montag abend fand im Rosenthaler Hof" die diesjährige Sjauptversammlung der Berliner Boltsbühne E. B. statt, in der sich die in den 5 Mitgliederversammlungen gewählten Delegierten zu fammenfanden. Es war eine Zusammenkunft in einer für die Voltsbühne sehr ernften Zeit. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Monate bedeutet eine gewisse Gefährdung der wichtigen Kulturarbeit der Boltsbühne. Die fortgesette Geldentwertung zwang die Vermaitung des Vereins zu wiederholten Beitragserhöhungen, und schließlich muß damit gerechnet werden, daß ein Teil der Mitglieder nicht mehr in der Lage ist, die Borstellungen zu bezahlen. Dabei ist, worauf der Borsitzende des Vereins, Georg Springer, in feinen Ausführungen nachdrücklich hinwies, der Berein bemüht, über all größte Sparfamfeit zu üben. Tatsächlich sind die Beiträge der Boltsbühne ja auch durchaus noch nicht in dem gleichen Berhältnis geftiegen wie die Preise der meisten anderen Lebensbedürfnisse, nicht einmal in dem gleichen Maße wie die Löhne der meisten Arbeiter. Denn wenn ein Arbeiter in der Vorfriegszeit im allgemeinen zwei Arbeitsstunden opfern mußte, um die 1,30 m. Beitrag für eine Abendvorstellung aufzubringen, so entspricht der vom 1. November an zu zahlende Beitrag von 100 M. für eine Abendvorstellung doch nur dem, was ein Arbeiter heute im allgemeinen in einer Stunde verdient. Aber die Steigerung der Preise für Lebensmittel und Kleidung, die weit über die Erhöhung der Arbeitslöhne hinausgeht, legt manchem nahe, auf all das zu verzichten, was nicht im engsten Sinne des Wortes dem Lebensunterhalt dient. So bedeutet die unausgesezte. Geldentwertung immerhin für die Voltsbühne die Ge fahr des Abspringens von Mitgliedern, und gerade solcher, für die fie eigentlich gedacht ist und auf die es ihr am meisten antommen muß. Gine Gefahr, die noch durch den Verschleiß billiger Theaterfarten solcher Bühnen, die in erster Linie dem zahlungsfähigen Bublifum dienen, aber nicht selten das„ Bolt" als Füllsel benötigen, verstärkt wird.
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vor trog aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf einer durchaus| faffen und sie in ein neues Melodrama umzugießen, das den Angefunden Grundlage steht und mit gutem Gelingen seine hohe schein eines modernen Schauspiels haben sollte." Doch tiefer AnKulturmiffion erfüllt. Der Bericht bot einen ausgezeichneten Ueber- fchein( das trat in dieser Neuaufführung mit ihrer glänzenden Be blick über die vielseitige fünstlerische Arbeit der Organisation.
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Der
setzung der Hauptrollen wieder schlagend hervor) ist mehr als das. Die lebhafte Debatte bewies, daß das Vertrauen der Mitglieder hinter den abenteuerlichen Berwicklungen und Effekten tauchen hinter der Vereinsleitung steht. Die künstlerischen Leistungen des ganz eigenartige, tief ins Seelische leuchtende Streiflichter auf Vereins fanden durchweg Anerkennung, der Geschäftsführung gegen und in das Pathos des Heldentums mischt sich bei den Verhandüber wurde zum Ausdruck gebracht, daß die übergroße Mehrzahl lungen des englischen Kriegsgerichts( es ist die Zeit des amerikanider Mitglieder jedenfalls die Notwendigkeit der Beitragserhöhungen schen Unabhängigkeitsfrieges) zugleich die zersetzendfte, den Zynis vollfommen einsehe und dem Verein die Treue halten werde. Eine mus militärischer Gewaltherrschaft ironisierende Perfiflage. Reihe von Anfragen und Anregungen wurden in die Debatte ge- trogige Bursche Alfred Bassermann's war von prächtiger Na worfen und behandelt. Zwei Anträge fanden einstimmige Annahme. turwüchsigfeit. Ein gründlicher Verächter aller Heuchelei, fehrt er Der eine erhebt Einspruch gegen die Konkurrenz, die der wichtigen zuerst felbst gegen Pastor Anderson und beffen junge, schöne Frau, fulturellen Arbeit des Vereins durch manche Betriebsräte und Ge- für die sein Herz in heimlicher Berehrung glüht, borstigste Stacheln wertschaften bereitet wird, indem sie Theaterbilletts von privaten Ge- hervor. Wundervoll gelangen die entscheidenden Szenen des zweiten, schäftstheatern zu ermäßigten Preisen verschleißen, ohne daß eine innerlich bewegtesten Attes. Winterstein, in der Figur des organisierte Befucherschaft einen Einfluß auf die Theaterführung Bastors, und Else Heims als Gattin standen ihm in voller Ebengewinnt und ohne daß die Besucher gegen hohe Nachzahlung für bürtigkeit zur Seite. Wie die männlich- schlichte Herzlichkeit des Kleiderablage, Programmzettel usw. gefchützt werden. Die zweite Geistlichen, der ihn vertrauensvoll mit seiner Frau allein läßt, Resolution besagt: Richards Mißtrauen besiegt, wie durch seine ungelenken Reden das Gefühl, das er für diese Frau hegt, in leisen Wendungen hindurch fcheint, wie in der Frau, die ihn gehabt hat, die Sympathie sich regt dies stille innere Geschehen fam zu lebendig ergreifendem Aus brud. Der spöttische General des Kriegsgerichts war durch Kurt Göz brillant vertreten. John Gottomt, der im Stüd den jün= geren Bruder des Helden, einen blonden Trottel, wirffam spielte, führte die Regie. Starter, verdienter Beifall dankte den Künstlern am Schluffe.
Die am 30. Oftober 1922 tagende Delegiertenversammlung der Volksbühne E. B., zusammengetreten im Auftrage von 167 000 Mitgliedern, wendet sich an die gesamte Mitgliedschaft mit dem ernsten Appell: für die Zwecke unserer Organisation und ihrer gemeinnügigen Theaterunternehmungen tein Opfer zu scheuen. Die Kosten der Theaterführung sowie die Kosten für die so nötige Fertigstellung des Hauses am Königsplay zwingen immer noch zu Beitragserhöhungen, die getragen werden müssen zur Aufrechterhaltung unseres von aller Welt anerkannten Kultur
wertes.
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dt.
Die billigen Gamaschen. Man fann mit beftem Willen nicht sagen, diefer oder jener Gegenstand foftet so oder soviel. Die DiffeJedes Mitglied, jeder geistig und fünstlerisch Interessierte renzen sind zu grotest. Wer Zeit, Geld und Nerven hat, die Stadt helfe an diesem Werte, das vielen Taufenden das unentbehrlichste zu durchwandern, mag auch heute noch auf ganz unwahrscheinlich geiftige Brot vermittelt, auch durch Entnahme von Teilschuldver- günftige Gelegenheitstäufe ftoßen. Die Spannweite der Preise ist schreibungen für den Baufonds. Auf seinem Wachsen beruht die oft von ungeheuerlicher Ausdehnung. Ein fleines Beispiel. Ich nächste Zukunft unserer Organisation." taufe für mein Töchterchen warme Wintergamaschen. Setze es mir Schwere Sorgen bereitet dem Verein auch die Bollendung der Die ausscheidenden Verwaltungsmitglieder wurden sämtlich in den Kopf, die Stadt folange abzuflappern, bis ich etwas Er Bolksbühne am Königsplay, deren Herstellung aus der ehemaligen wiedergewählt. Der Kaffenabschluß, bei dem Einnahmen und Aus- fchwingliches finde. Ja, ich riskiere von allem Anfang an einmal Kroll- Oper der Verein bekanntlich in Angriff genommen hat. Die gaben sich fast völlig die Wage halten, wurde genehmigt. Mit etwa 60 M. Fahrspesen. Hier ein paar Aufzeichnungen von der rapide Geldentwertung hat die Baufoften in den letzten Monaten zu warmen Worten, die durchbrungen waren von dem Glauben an die Odyssee nach den Gamaschen. Erstes Geschäft, mittlerer Ordnung, einer außerordentlichen Höhe hinaufgetrieben. Die Wirtschaftlich Zukunft der Boltsbühne, schloß der Leiter Kurt Baate die Ver- Lage: Weften, Preis 1800 M. Zweites Geschäft Warenhaus im feit des Betriebes wird durch die Berteuerung des Baues nicht ge- fammlung. Zentrum, Preis 2200 M. Drittes Geschäft: Spezialhaus 2000 m. fährdet, da ja die erhöhten Mitgliederbeiträge auch eine weit größere Biertes Geschäft: Lage: ganz weit draußen, Breis 3000 m. Fünftes Berzinsung und Tilgung des Baugeldes gestatten. Aber sehr schwie Tribüne:„ Der Teufelsschüler" von Bernhard Shaw. Etwa zwei Geschäft: Lage: abseitige Nebenstraße, indifferente Gegend, Preis rig gestaltet sich in einer Zeit ungewöhnlicher Geldknappheit die Auf- Jahrzehnte ist es her, daß Shaw, der Ire, zum erstenmal in einer 1200 M. Sechftes Gefchäft: mittlerer Ordnung, nahe dem Weften. bringung der letzten 30 Millionen, die zur Fertigstellung des Baues Aufführung der„ Helden" durch die alte Freie Bolfsbühne vor einem Und hier fand ich ein Paar Gamaschen gleicher Qualität und gleicher noch benötigt werden. Die Möglichkeit besteht, daß der Verein noch deutschen Bublikum erschien; ein paar Jahre später wurden ebenda Größe alte Ware wie die Verkäuferin versichert, für höret, ein größeres Bankdarlehen erhält. Aber in erster Linie fommt Miß Warrens Gewerbe und Der Teufelsschüler gegeben. Wie ftaunet, faßt euch an die Nase, kneift euch in die Wange! für vierdoch alles auf eine tatkräftige Hilfe der Mitglieder an, die dem Ver- über seine duftig- zarte Candida" hat er sich auch über seinen ro- undachtzig Mart! Die Spannweite betrug alfo 84 zu 3000 Mart, cin jeden noch fo geringen Betrag als Darlehen geben fönnen, wo busten„ Teufelsschüler", der in der Sammlung Stüde für Buri- fomit ungefähr das Bierzigfache! Das flinat wie ein gut erfundenet für er ihnen festverzinsliche und binnen 25 Jahren rückzahlbare taner" erschien, gelegentlich luftig gemacht. Er erzählt, daß er die in Spaß, ist aber von a bis& wahr. Jest will id noch Butter suchen Teilschuldverschreibungen aushändigt. regung durch einen berühmten Londoner Melodramatiker erhalten. meinetmegen alte Ware für 84 M. das Pfund. Da ein Pfund So beschloß ich, all die abgedroschenen Zwischenfälle und abge Butter in Berlin an 800 m. foftet, würde die Preisspannweite 3 ftandenen Situationen, die in den Londoner Spettafelstüden der nur das Zehnfache betragen. Aber ich fürchte, das Gamaschenglü m. Pr. letzten zehn Jahre so treue Dienste geleistet hatten, zusammenzu. wird mir auf dem Buttermarkt nicht hold sein.
Der Geschäftsbericht des Bereinsvorsitzenden war natürlich in erster Linie diesen wirtschaftlichen Sorgen der Vereinsleitung gewidmet. Er gab aber auch den Beweis, daß der Verein nach wie
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