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zu schaffen. Aus den Auslassungen der Reparationskom- Mission geht hervor, daß auch sie die Stabilisierung der Mark will. Es dürfte wohl keine übertriebene Hoffnung fein, daß das Ergebnis der Berliner Verhandlungen die Vertiefung der Einsicht in die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme sein wird. Denn ohne sie erfolgt der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft, eine Verschärfung der Weltwirtschafts- krise und die völlige Unmöglichkeit irgendwelcher Reparations- Zahlungen. So liegt es also auch im Interesse der En- tente, zunächst einmal für die Stabilisierung der Mark zu sorgen. Will die Reparationskommission eine wirtschaftliche und politische Entspannung herbeiführen, so wird sie diese Entwicklung nicht stören dürfen. Finanz- und Wirtschafts- kontrolle aber wäre eine solche Störung. Politische Sanktionen sind ebenso ein Hemmnis der Wirtschaftsgesckndung wie eine ökonomische U e b e r b e l a st u n g. Die deutsche Wirtschast braucht eine

nahmen. Die allgemeinen währungspolitischen Er- örterungen sollen erst am Montag oder Dienstag aufgenom- men werden. « Offiziös wird durch WTB. gemeldet: Die erste Verhandlung mit der Reparationskommission verlief in durchaus sachlicher Form. Barthou erklärte, daß erstens die Balancierung des Budgets, zweitens die Frage der schwebenden Schuld und drittens die Stabi- lisierung der Mark die Hauptaufgaben seien, die jetzt behandelt werden müßten. Die Kommission beabsichtige nicht, die deutsche Souveränität anzutasten, sie hoffe aber auf loyale Zusammenarbeit und sei auf Grund der v«l Deutschland eingegangenen Berpflich- tungen genötigt, eingehende Fragen zu stellen. Darauf hielt Staatssekretär Schröder einen Bortrag über die allge- meine Gestaltung des Budgets für das laufende Jahr, soweit es sich bisher übersehen läßt. Danach stellte die Gegenseite verschiedene Fragen mit dem Zweck, hierüber näheres Material im Laufe der nächsten Sitzung zu erhalten. Es interessierten besonders die Aus

A t- m p° u,- und braucht-In- Entlastung, um«m(ich 1 Ä

aus Wirksames tun zu können. Beides muß ihr die Repara tionskommission ermöglichen. Neben dem Moratorium und durch es muß die Gewährung einer ausländischen Zl n l e i h e gefördert werden, damit die eigenen Taten Deutschlands 'nicht wirkungslos bleiben. Auf diese Weise kann am ehesten und besten dem weiteren Verfall der Mark vor- gebeugt werden, der das wirtschaftliche und politische Chaos in Deutschland zur Folge hätte.

Sie ßinanzberatungen. Die ersten Verhandlungen der Reparationskommission mit der Reichsregierung trugen ausschließlich informatorischen Charakter. Barthou wie Bradbury hatten den Wunsch, über die deutsche Wirtschafts- und Finanzlage eingehend unter- richtet zu werden. Das ist inzwischen in gebührendem Maße geschehen, so daß die Besprechungen jetzt weniger informa- torischen Charakter tragen und die Stabilisierung der Mark im VordergruiH aller Erörterungen steht. Alle Mit- glieder der Reparationskommission sollen bei diesen Besprechun- gen das Bestreben zu einer Verständigung zeigen. Zunächst handelt es sich, so schreibt derSozialdem. Parlamentsdienst", nicht um innerpolitische Maßnahmen der Reichsregierung zur Stabilisierung der Mark, sondern hauptsächlich um die Ge- Währung einer Auslandsanleihe, die die Repara- tionskommission für Deutschland unter bestimmten Sicherheiten ausnehmen soll. Nicht ohne Einfluß auf den Gang der Verhandlungen

Außerordentlichen Haushalts. Staatssekretär Schröder tellte mit, daß das voraussichtliche Defizit des Budgets etwa 440 Zllilliarden betragen werde, das im wesentlichen zu Lasten des Friedens- Vertrages gehe. Am Nachmittag entwickelte der Reichsminister der Finanzen seine Auffassung über die Umstände, welche in Betracht gezogen werden müßten, wenn einer weiteren Verschlechterung der Mark nachhaltig und mit Erfolg entgegengetreten werden soll, und welche zugleich maßgebend sein würden, um ein richtiges Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben im Reichshaushalt herzustellen. Die Verhandlungen werden Donnerstag nachmittag fortgesetzt. Putschgerüchte in München . RupprechtsManneswort" DerDeta"(früherDena") wird aus München ge- schrieben: Es ist zweifellos, daß die Vorbereitungen zu einem R e ch t s p u t s ch sehr weit gediehen sind. Das Zentrum dieser Be- wegung ist die Villa des früheren bayerischen Ministerpräsidenten v. Kohr in München , der neben dem General Ludendorff an der Spitze der ganzen Bewegung steht. Auch Ehrhardt ist be- reits in der Villa des Herrn v. Kahr gewesen. Das Reichswehr - kommando München dürfte mit fliegenden Fahnen bei einem monarchistischen Putsch zu den Rechtsradikalen übergehen. Man hat bereits Etappen für den Vormarsch nach Berlin festgelegt, bekannt sind solche Etappen in München und in Ostpreußen . Das beweist also, daß die Bewegung nicht nur in Bayern , sondern auch in Ostpreußen bereits organisiert ist. Ein be- kannte? Politiker der Deutschen Dolkspartei, der unlängst vorüber

mit der Reparationskmnmisnon durften die Besprechungen gehend in München weilte, hatte eine Unterredung mit dem ehe- mit den von der Reichsreglerung geladenen ausländischen maligen Kronprinzen Rupprecht von Bayern , in der auch die Finanzsachverständigen sein. Die Besprechungen Fxgge xmes Putsches zur Sprache kam. Der Politiker wies dabei dieser Sachverständigen, die heute, Donnerstag, beginnen, g�f die drohenden Anzeichen eines Putsches und auf die damit ver> ge.ten ebenfalls in der Hauptsache der Stablujierung der Mark bundenen Gefahren hin und fragte, ob Kronprinz Rupprecht sich, und damit zugleich der allgemeinen deutschen und europäischen j wie behauptet werde, an die Spitze dieser Regierung Wirtschaftslage. Die Regierung wünscht, ein sachliches� stellen, und ob er einem Ruf, sei es als König von Bayern , sei es Gutachten zu erhalten, das vielleicht auch der Reparations. deutscher Kaiser Folge leisten werde. Der Politiker wies kommission be, ihren endgültigen Entscheidungen dienlich ist.: darauf hin. daß in diesem Falle Deutschland nicht nur in zwei, son- Zwar hat bereits einmal ein Gutachten maßgebender Bankiers dern wahrscheinlich in drei oder mehr Teile zerfallen würde. Ex. an die Reparationskommission ein F i a s t o erlitten. Seit- kronprinz Rupprecht hat darauf geantwortet, daß er der fraglichen dem aber haben sich nicht nur die Verhaltnisse, sondern auch Bewegung vollständig fernstehe, und daß er sich der Gefahr die Meinungen geändert. Man hat, wenn auch langsam und einer solchen Aktion für das Reich völlig bcwußf sei. Der Exkrou- nach üblen Erfahrungen, jetzt doch fast allgemem eingesehen. prinz hat dem Volksparteiler darauf sein Manneswort ge- daß die Fortsetzung der bisher betriebenen Reparations- geben, daß er einem Ruf. sowohl als König wie als Kaiser nie und Politik nicht nur den Ruin Deutschlands , sondern auch den nimmer Folge leisten werde. Ueber die Frage eines Staatspräsi-

Ruin anderer europäischer Länder bedeutet. Dafür liefern die bisherigen Berliner Verhandlungen auch einen Beweis. ch Der von den Parteiführern eingesetzte p a r l a m e n- tarische Fachausschuß zur Beratung wirtschastsposi- tischer Fragen hat die am Sonntag abgebrochenen vertrau» sichen Verhandlungen am gestrigen Mittwoch fortgesetzt. Be- sprachen wurden ausschließlich steuer- und finanzpolitische Maß-

denten wurde nicht gesprochen, diese Frage bleibt also offen. Zum Schluß äußerte sich Cxkronprinz Rupprecht wörtlich:.An meiner Person wird und darf die Reichseinheit nicht scheitern!" Der erste Teil des Berichts dürfte an der Wahrheit nicht i weit vorbeigehen. Daß sich in der deutschvölkischen Clique Bayerns Elemente finden, die lieber heute als morgen los- schlagen möchten, ist bekannt. Allerdings weiß man auch, daß innerhalb der bayerischen Hakenkreuzler starte Spannungen;

und Gegensätzlichkeiten bestehen, die einer gemeinsinnen Aktion nicht gerade das beste Vorzeichen aeben. Inwieweit nun die Putschvorbereitungen mit der bayerischen Minister- krise zusammenhängen und bis zu welchem Grade die Putschgerüchte in der Krise ihren Ursprung haben, ist vorerst nicht klar ersichtlich. Wenn es in dem Bericht weiter heißt, Exkronvrinz Rupprecht habe Zusammenhänge mit den Verschwörern abgeleugnet, so mag das insofern richtig sein, als sich Rupprecht bisher stets vorsichtig im Hintergrund gehalten hat. Wären die Bekundungen des Volksparteilers richtig, so müßte bei Rupprecht ein erfreulicher Gesinnungs- Umschwung eingetreten sein, aber wahrscheinlich sind sie falsch. In der Mittwochausgabe der deutschnationalenSchlefN sch e n Ztg." heißt es:Der deutsche Bürger wird sich nach dem Vorbild der Fascisten rühren müsien, da in diesem Winter seine Wehr- hastigkeit jedensalls auf die Probe gestellt werden wird." Das soll natürlich beileibe nicht heißen, daß die Deutschnaitonalen mit den Umstürzlern, Geheimbündlern und Meuchelmördern etwas zu tun haben wollen. Sie sind alle unschuldig, wenn die Sache schief geht und beklagen sich über schlechte Behandlung, wenn man sagt:Der Feind st e h t rechts." Das ist gut deutsch und gut national und jedenfalls sehr wehrhaft._ Deutschvölkische Gesinnungstreue. Eine Geschichte, die ganz unwahrscheinlich klingt und doch wahr ist, berichtet dasHomburger Fremdenblatt". Im Juli wurde von dem in Hamburg erscheinenden israelitischen Familien- blatt ein Buchhalter namens Brandt auf Grund vor- züglicher Zeugnisse engagiert, der bald das Vertrauen des Arbeit- gebers gewann. Nach etwa 6 Wochen verschwand Brandt unter Mitnahme der Steuerkasse des Personals. Die Nach- forfchungen ergaben, daß die vorgelegten Zeugnisse gefälscht waren. Durch das Studium des Leipziger Prozeßberichts, in dem erwähnt war, daß hinter dem flüchtigen Komplicen der Mör- der Rathenaus, Brandt, ein Steckbrief erlassen worden sei, wurde der Verleger des Hamburger Blattes auf die Namensgleichhest der beiden Gesuchten aufmerksam und wies die Polizei darauf hin. Die nunmehr erfolgte Vorlage der Photographie des steckbrieflich ge- suchten Brandt ergab die Identität des Defraudanten mit diesem. Deutschvölkisch und Defraudant, Antisemit und Buchhalter eines israelitischen Familienblattes Graf Westarp kann stolz sein auf seinen deutschvölkischen Heerbann,'den er der Deutschnationalen Partei erhalten wisien möchte. « DieDeutsche Zestung" erbost sich darüber, daß in derLoffi- schen Zeitung" ein Ausländer zu Worte kommt, der die Tatsache, daß in einer Papierhandlung bei der Technischen Hochschule Liebes- gaben für den MörderNathenaus.Techow, gesammelt werden, mit einigen zutreffenden Glossen oersieht.Ausländer haben in solchen Fragen in Deutschland das Maul zu hallen", schreit sie in dem bei ihr üblichen Unteroffizierston. Das ist verständlich. Die Deutschvölkischen ziehen es nun einmal vor, unter sich zu bleiben, und ein Techow oder Brandt. Buchhuller desIsraelitischen Familien- blatts", steht ihnen näher als ein ausländischer Student, der bekennt, von Deutschland seine Kultur erhalten zu haben. Reichstag erst Mitte November. Der Aeltestenrat des Reichstags wird, wie wir erfahren, am 3. November zu einer Sitzung zusammen- treten, um über die Einberufung des Reichstags zu beraten. Da die Verhandlungen mit der R e p a r a t i o n s- kommission Regierung und Abgeordnete stark in An- spruch nehmen, will man von der ursprünglich geplanten Berufung des Reichstags zum 7. November Abstand nehmen. Angesichts der weitereu Tatsache, daß der 9. November ein Feiertag ist. dürste es ratsam erscheinen, den Ein- berufungstermin auf die Mitte des Monats zu ver- legen.

Neue Zreuöen, neue Schmerzen. Konzertumschau von Kurt Singer . In alten Zeiten, als es Feierstunden der Kunst in Berlin und noch gar keine Musikramscherei gab, da waren die Konzerte der Staatskapelle das Borbild, das Ideal des in sich ge- schlossenen, von der Tradition heilig gesprochenen Orchcstermusi- zierens. Reich an Können, reicher an der Sehnsucht nach Einzigkeit und Adel, Klang und Seele, Kultur und Schönheit, gab sich dieses Eliteorchester den besten aller besten Führer hin. Manchmal blieb ein Rest veralteter, auch akademischer Programme zu beklagen. Aber es wurde nie Werktag in diesen Hallen, auch wenn Weingarwers Musizieren einmal flach, Strauß' Dirigieren einmal gleichgültig schien, orurtwängler hätte, bei Sicherung von Proben und bei persönlicher gestaltetem Programm, die Aboimementskonzerte wieder zu den hocbstwertiHen Veranstaltungen Berlins gemacht. Seinem Nachfolger A b e n d r o t h wird das nie gelingen, wenn er Werke so unfertig, so unexakt, so fahrig herausbringt, wie im zweiten Konzert. Die Würde dieser großartigen Musikantenschar ist m seine Hand ge­geben. Wird er sie wahren, wird er ihren Ruhm erhalten und mehren? Größte Bedenken stellm sich in den Weg. In der öffent- lichen Generalprobe scheinen noch keine letzten Berständigungen«r- zielt zu sein. Einsätze gelingen schlecht, zwischen Solist und Orchester starrt eine kalte Waich von Luft und Nebel, in dem Streben alles korrekt nach der Partituroorjchrift zu dirigieren, wird kein Eigen- leben frei, mühsam läßt sich die akademische Reserve des Führers Temperament. Stil und Mustziarsreud« von der Güte des Orchesters diktieren. Und bleibt doch kleingeistig, nüchtern. War das eine Aufführung an so illustrer Stelle oder war's eine Vorprobe vor der Probe? Die Unsitte des Hsrumreisediriyierens rächt sich donpelt wenn das Ingeniöse so hinter dem Korrekten zurücksteht, wie bei Abendroth. Es geht um mehr, als um don Posten des Furtwängler- Nachfolgers, es geht um den Glanz einer Jdealkapelle. Wetzlers sinfonische Phantasie" leitete ein, das Werk eines Strauß-Kenners. der sich sowohl in den aparten Instrumental neigen pastoroler Art als auch im hymnischen Wurf des Hauptthemas als Epigone von Wert und Rang erweist. Die Details sind reizvoll, das Ganze ist mehr äußerlich kraftvoll konzipiert als innerlch glühend. Das Idyll des Waldlebens ist reicher, als das eigentlich Sinfonisch«, die Aus- arbeitung wertvoller, als der lebendige Inhalt. Die etwas laue Stimmung, die sich einstellte, konnte auch Frau Chop�Groene» velt nicht bannen. Sie spielte das-Dur-Kcrnzcrt Liszts mit höchster technischer Sauberkeil, doch ohne die an ihr gewohnte Be- lebung, die gerade diese etwas trockene Phantasie erst wertvoll und interessant macht. Abendroth blieb leider gleichfalls so objektiv als möglich Der erste Satz der IV. Lrahmsschen Sinfonie war im Melodischen gar gemütlich genommen, brachte aber ein« schöne Steigerung gegen den Schluß. Hier endlich schien persönliche Jnter- essiertheit das Spiel zu beflügeln. So ble bt immer noch eine leise Hoffnung, daß unter dem neuen Dirigenten die Freude der Opern- hauskonzerte nicht zum Schmerz der Erinnerung wirdl Sch ein pflüg zieht seine alten Anhänger mit Verdis Re- guiem in einen vollen Saal. Die Borproben für ein Konglomerat von verschiedenen Chören haben wohl andere geleitet. Er selbst

nimmt mit kapellmeisterlicher Tüchtigkeit in letzter Stunde die Fäden in seine Hand und holt die Wirkungen, wo er sie packen kann, mit »aßen, groben und auch mit einfühlsamen Bewegungen. Ob er die yMig glühende Macht des Wertes fühlt? Wer kniet heute noch vor der heiligen Kunst? Ein so junger Mann wie K r e n e t schämt sich nicht, mit Walzer und Foxtrott einen alten Cboral zu paraphrasieren, und E r d m a n n spielt's Welch ein neues Zeichen der Zeit! Gre- gorianijch nennt sich em Geigenkonzert von R e s p i g h i, das in uns fremden Gefühlssphären sich gar zu lange und gar zu unsinnlich breit macht, den Ehoral nur selten durch persönliches Vorwärts- treiben interesiant gestaltet und auch in seinen besieren Teilen kaum zur Wiederholung so spröder Kunst verführt. Rudolf Poll spielte das Werk mit schönem Vibrato und kleinem, welchem Ton, technisch sauber. Werner W o l f f begleitete sicher, wie stets. Mit der Faust- Musik Bufonts, die jenseits von gut u-nd böfe, alt und neu steht, aber sicher lehr langweilig ist, wenn keine Szene ihr zur Hilf« eilt. konnte Wolfs weniger Freunde werben, als mit Korngolds Schau- spiel-Ouoertüre, die doch einen kecken Wurf hat und in ihrer kolo- ristischen Mischung aus Ig. und 20. Jahrhundert(französische Oper und Strauß) gut gefiel, trotz allen Bramarbasallüren. Frau R o o s- Reuter singt mit holder Andacht und mit dem Ton emphatischer Empfindung. Eine weiche und biegsame Mezzostimme gibt leider dem Wolle» noch nicht letzte Tragkraft und bestmöglich« Resonnanz, weil die Tön» oft eng und ungleich, ja gaumig klingen und weil bei der schmalen Mundöffnung die hellen Vokale dunkel angedeutet wer- den. Das schöne Material kann durch Pflege noch viel wertvoller gemacht werden. Die Trunk- Lieder, für die sich die Sängerin besonders einsetzte, liegen ihrem Vortrag gut. Trunks Lyrik gehört in der natürlichen, allem Spekulativen abholden Art des Satzes, In der melodischen Gefälligkeit der Gesangslinte und im stimmungs- vollen Festhalten einheitlicher Motiogruppen zum besten, was die neuere Liedkunst hat. Rur kann man herzhafter auftreten, als Trunk es tat. Isidor A ch r o n, der hochbegabte Rüste, litt jüngst an einem Spielautomatismus, der fein früher bewährtes, heißblütiges Tcmpe- rament nicht wiedererkennen ließ. Erst bei Lifzt wachte er ganz auf. Und das war dann allerdings köstlich. An Sola Trau stt trotz ihrer Jugend das felne St lempfinden für alt« Musik zu rühmen. Im Bund« mit Ernst Wolff spielte sie PergolesesSinfonia"(für Eello und Klavier), die sich im logischen Bau, in der Dialektik, im Kalo- r(tischen als ein geniales Stück Mulik auswies, für dos man ohne Programmkenntnis auch den Zeitgenossen Händel in Anspruch ge- nommen hätte. Die junge Künstlerin empfahl sich durch edlen, be- lebten Ton und gab unter Vermeidung oller Nureffekte dem ernsten Werk ernsten, feerlich-schönen Rackidruck. Ein Konzert G-Eur von Mozart klingt unter den Fingern Dohnanys etwas spitz-'g. welt­lich, rembalistifch. Besonders wenn unmittelbar vorher Bruno Walter eine aus ähnlichen Gefilden stammende B-Dur-Sinfonie Haydns mit ebenso tänzelnder Geschmeidigkeit w'e(im langsamen Satz} durchhaltender Innigkeit gespielt hat. Dieses wirklich must. kantische Abstufen von spieler schem Dahinaleiten und fest«v Zu. packen, von singeich bewegter Linie ist wirklich einzig. Uno einzig die Gefolgschaft, die ein philharmonisches Orchester solchem meister- hafden Etab-Walter leistet. Eine immer wieder sich erneuernde Freude haltet den Vertriebenen, bindet ihn an BerlinI

Der Köjutant. Don Paul Packan. E» gibt nichts Neue» unter der Sonne, sagt der selige Den Akiba. Wir missen, daß er ein falscher Prophet ist, denn wir finden fast täglich Funkelnagelneues. Mördern werden Ruhmeskränze gewunden, Halunken für Helden gehalten, und Hosianna gesungen dem Hakenkreuz. So freuen wir uns immer wieder über etwas Neues, und es ist erhebend, in einer Zeit zusammen mit noch nie Dagewesenem leben zu dürfen. Da stand zum Beispiel in einer Zettung dieses Inserat: Hauptmann a. D. 40 I., taufm. geb., groß. Organ. -Talent, f. sofort od. später Stellung als Adjutant bei Grohtoufmann od. Direktor i. 81.- G. od. Industrie. Berlin . Ein gewöhnlicher Sterblicher steilich wird inserieren: Ich möchte eine Stellung in einem kaufmännischen Geschäft haben. Doch ein Hauptmann ist eben kein gewöhnlicher Sterblicher, und Adjutant eines Kaufmanns darauf ist bisher noch keiner gekommen. Der Herr Hauptmann kennt die Geschichte, die ihn gelehrt hat, daß es königliche Koufleute gibt, und mit dem Scharfsinn, den man an preußischen Offizieren immer schätzen mußte, ist ihm eingefallen, daß es gilt, hier eine Lücke zu füllen. Könige kennt man nicht ohne Adjutanten, und, fo kalkuliert der schlaue Herr, königlich« Kaufleute müssen sich natürlich auch emcn Adjutanten anschaffen. Und der Herr Hauptmann ist noch mal so gut, sich dazu herzu- geben. Man denke nur: ein richtiggehender Hauptmann, der früher die besten und begründetsten Aussichten hatte, zum Adjutanten eine, Richtiggehenden Königs zu avancieren, läßt sich herab, Adjutant eines Kaufmanns zu werden. Di« Kaufleute aber werden sich reißen um den Adjutanten, und der Herr Hauptmann wird sicher auf sein Inserat so viele und so verlockende Angebote erhalten, daß er nicht wissen wird, wem er seine geschätzte Kraft zur Verfügung stellen soll Dem Kaufmann wird es gewiß auch gar nicht darauf an- kommen, seinem Adjutanten eine ich orte und schmucke Uniform an» fertigen zu lassen. Dann sind alle Teile zufriedengestellt. Der Kauf­mann, der nur Sinn für Notwendige» und Nützliches hat, der Herr Hauptmann, dessen Sehnsucht nach altem Glanz gestillt ist, und das Publikum, das endlich mal wieder eine fesche Uniform schauen kann, nachdem es sich an den farblosen Zivilisten müde und matt ge» sehen hat._ Das Deutsche Opernhaus nimmt Donnerstag die vortiellunoeu mit.Mi« n o n' wieder aus. Die Uraufführung von.Alba' findet am Sonnabend bestimmt statt. Eine gesprochene Zeitung. Zehn Pariser Journalisten haben sich »usammengeian zur.Parole Libre'. einer geivrochenen Zestung, die erst» mal» am 28. CttoBet in einer zweistündigen BorlragSfitziiiig im Saal der <Sel-hrlen Sesellschasten alle attuellcn polttffchen und g-seUjchaitlich-n Zrageu »stt Seist und Leredjamtett darstellte.