ßafciftensieg und Arbeiterschaft. Aus der Lausitzer Kommunisteuperspektive. Weil es den italienischen Fascisten angesichts der durch Moskau verursachten Zersplitterung der Kräfte des Prole- tariats gelungen ist, wenigstens vorübergehend die Macht zu ergreifen, teilt die„Rote Fahne für Brandenburg und die Lausitz " triumphierend mit,„daß es in der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus kein Mittelding, sondern nur die rücksichtslose Militärdiktatur der Bour- g e o i s i e oder die Diktatur des Proletariats geben kann". Mit einigen Aenderungen möchten auch wir die Ansichten des Kommunistenblattes unterschreiben und sagen: Ueberall dort, wo es den bolschewistischen Diktatur» und Spaltungsaposteln gelingt, ihre Pläne durchzuführen, ist die reaktiv- näre Diktatur der Bourgeoisie die unver- meidliche Folge dieser„Siege" der Moskauer Internationale: In Ungarn herrscht H o r t h y als Nachfolger Bela Kuhns, in Bayern kann unter einer Re ch t s k o a l i t i o n ein Justizmord nach dem anderen be- gangen werden, weil die bayerische Bevölkerung im Jahre 1919 zwei Monate blutigen Rätekarnevals über sich ergehen lasten mußte, in Frankreich regiert P o i n c a r 6 mit dem Nationalen Block unerschüttert, weil die dortige Partei- und Gewerkschaftsbewegung auf Moskauer Befehl zerschlagen wurde und in Italien , dessen Proletariat auf Geheiß Sinojews in mehrere Teile gespalten wurde, triumphieren jetzt Mussolini und seine„Schwarzen Hemden". Wenn es auch in Deutstchland nach den Wünschen und Plänen des Moskauer Exekutivkomitees gegangen wäre, dann würden wir längst die Segnungen einer Diktatur Ludendorff genießen. Aber unter den Kommunisten der Lausitz scheint man für diese ganz klaren Ursachen und Wirkungen kein Verständnis zu haben, vielmehr dreht man den Spieß um und schiebt auch in dem Falle der italienischen Fascistenrevolution die Schuld auf die„reformistischen Führer" der sozialistischen Partei. Unsere Kennzeichnung der Verantwortung, die die Kommu- nisten durch ihre Spaltungsarbeit und durch ihre rein negative politische Einstellung an der Entwicklung der Dinge in Italien tragen, wird von der Ersatz-Fahne kurz als„blöde Behaup- tung" abgefertigt, die die italienische Arbeiterschaft durch ihren jetzigen Anschluß an die kommunistische Internationale„selbst beantwortet" habe. Was die Lausitzer„Rote Fahne" groß- fpurig als„italienische Arbeiterschaft" bezeichnet, beschränkt sich in diesem Falle auf etliche 89 999 Parteimitglieder, die Serratianer, die diesen Anschluß erst vollziehen wollen, mit eingerechnet. Es ist übrigens bezeichnend, daß zwanzig italienisch« Kommunistenführer und daß ein halbes Dutzend Maximalisten mit S e r r a t i an der Spitze aus- gerechnet jetzt die Reise nach Moskau ange- treten haben, wo sie an dem Iahreskongreß der kommu- nistischen Internationale teilnehmen sollen. Sie m.'cdea don zweifellos sehr tapfere Reden gegen die„verräterischen" Turatianer und gegen die„gelben" Leiter des italienischen Gewerkschastsbundes loslasten, aber es wäre uns noch tapferer erschienen, wenn sie angesichts des sich vor aller Welt vor- bereitenden Putsch« Italien gar nicht verlosten hätten, od« wenn zumindest sie bei Empfang der Nachrichten über den Fascistensieg, den sie noch auf der Durchreise durch Deutschland «fahren haben, die Rückfahrt nach ihrem Heimotlande ange- treten hätten, wo lle von ihren Genossen etwas nötiger ge- braucht werden als in dem Moskauer Konqreßsaal. Aber es ist nicht das erstemal, daß kommunistische Führer durch Ab- Wesenheit glänzen, wenn die kommunistischen Massen ihre Haut zu Markte tragen sollen... Diejenigen italienischen Arbeiter, die heute im Lager Mustolinis stehen, verdienen übrigens vom Standpunkt der kommunistifiben Internationale keinen Vorwurf, denn sie haben schließlich nur die kommunistischen Theorien k o n s q u e n t befolgt. Es war ja S i n o w j e w, der auf dem Spaltungsparteitag der USPD. in Halle erklärte, daß die
Ludwig Harlan ist, nachdem er am Abend vorher noch an einer Probe im Theater in der Königgrätzer Straße teilgenommen hatte, in der Nacht auf Mittwoch an einem Schlaganfall gestorben. Er war Jahre hindurch der tragende Schauspieler seines Theaters. Bei Reinhardt war er nicht über Chargen hinausgekommen, in denen er aber schon seine formende Kraft bewiesen hatte; hier fand er die Gelegenheit, sich vielseitig auszuwirken. In Sttindbergs(„Der Vater", als Offizier im„Trauerspiel"), In Wedekinds Dramen zeigte er seine Kraft, sein losbrechendes Temperament. Zuletzt hatte er im Staatstheater Grabbes„Napoleon " mit prachtvoller Konzenttierung gegeben. Inmitten der Vierziger ist der tüchtige, ernst arbeitende, noch zu vielem berufene Darsteller abberufen worden. Ein Protest der Juryfreien. Auf der Iuryfreien Kunstschau Berlin 1922 im LandesausstellungsgebSrid« am Lehrter Bahnhof sind, wie bereits gemeldet, auf Veranlassung der Staatsanwalt- schaft I Berlin Kunstwerke wegen angeblicher„Unzüchtigkeit" be- schlagnahmt worden. Die fteieste aller großen Kunstausstcllungs- organisationen ist auf Grund des dunkeln Treibens genugsam be- kannter Denunzianten trotz aller Anerkennung bei weitester Oesfent- lichkeit, Preste und Staat den Gewaltmaßnahmen der Strasbehörden schutzlos ausgeliefert. In einer Zeit der schwersten Notlage deut- scher Kunst wird wiederum ein Beweis von rücksichtsloser Knebe- lung des eigene Wege gehenden, freien Kunstschaffens gegeben. Die Iurnftcie Kunstschau Berlin protestiert vor der gesamten Oeffent- stchftit gegen die,-* Eingriff in die künstlerische Freiheit. Eiue Wellmeislerin der Mutterschaft. � Eine Frau Franck Scott aus Lavorte im amerikanischen Staat« Indiana hat eine hervor- ragende Anlage zu Mehrlingsgeburten, wie sie auch sonst beobachtet wttd. Sie hat in ihrem zehniahrigen Eheleben nicht weniger als fünf Drilling spaare und zwei Zwillingspaar« zur Well gebracht. Da das Ebevaar durch diesen Kindersegen genötigt war. sich nach einem Besitz umzusehen, der die Ernährung der Kinder sicherstellte, begab«s sich mit 12 der Kinder auf die Reise nach dem Westen. Der Schaffner, der nicht anders glaubte, als daß es sich um den Ausflug einer Schule handle, wies die von der Mutter vorgezeigte Familienfahrkart« zurück, mtt dem chwweis. daß die Kinder nicht in einem Abteil befdrdert werden könnten. Der glückliche Vater überzeugt« ihn aber durch Vorzeigung der Geburtsscheine, daß es sich hier tatsächlich nur um eine Familie handle, und nicht einmal um die ganz«. Es waren Drillinge von iX Lehren, Zwillinge von SX Jahren, ein Zwillingspärchen von 2>- Iabren, 18 Monate alte Drillinge und schließlich zwei halbjährige Zwillinge. Tai Erste Mustr. u»d BLlineniesi Berlin Sommer 1923 wird unter Führung der Slaaiiiheoter im nächsten Jahre veranstaltet werden. ta9«raphifche Kabinett A.«. Neumanu. Kursürstendamm 232, zeigt im Ncvrmber Gemälde und Zeichnungen von S u i I o Malchow. Die Gebcimhaltung drahtloser Nachrichten. Nach einer Meldung deä.Matm- soll der sronzösisch« Ingenieur Eduard Bell» einen Apparat ersunden haben, durch den die Geheimballung drabtlo« übcrmllleltcr Räch- richten gesichstzt weiden kann." D-u'sch««chanfWeler in Paris . Firmin Gemier. der Direktor des zweiten stoallichen TheatcrS Qdeon m Pari?. lieh Alexander Moilfi und Acic LertenS einladen, im„Lebenden Leichnam» auf der Bühne des OdSon in französischer Sprache mitzuwirken.
menschewistischen Reformisten und die„gelben" Amsterdamer „schlimmer als die Orgesch" feien. Einige Zeit da- nach gab der gleiche Sinowjew seinen Anhängern in Europa den Befehl zur Bildung einer Einheitsfront mit den gleichen Reformisten und Gelben. Kann man es danach den italienischen Arbeitern verübeln, die sich sagten:„Sind diele Reformisten und Gelben, mit denen wir jetzt eine Einheits- front bilden sollen,„schlimmer als die Orgesch", schlimmer als die Fascisten, dann gehen wir doch lieber gleich zu den Fascisten!" Ja, wenn man schon die kommunistischen Parolen konfe- quent befolgt, dann muß man zu höchst merkwürdigen Ergeb- nissen gelangen...._ Deutschland und der Volkerbund. Bernstorff für Eintritt. In seiner Zeitschrift„Das demokratische Deutschland " veröffentlicht der frühere Botschafter in Washington , Graf Bernstorff, einen Aufsatz, der auf persönlich in Genf ge- sammelten Eindrücken beruht und zu folgendem Ergebnis kommt: Alle bisherigen Sünden des Völkerbundes zugegeben, fo ist zu bedenken, daß die Entente uns fortgesetzt durch den Obersten Rat, die Botschafterkonferenz, die Reparation?- kommission, oder wie sonst ihre schönen Institutionen» alle heißen, ebensolche Ungerechtigkeiten Hot angedeihen lasien. Trotz- dem mußten wir mit ihnen verhandeln, weil jedes andere Vorgehen Selbstmord gewesen wäre. Wir mußten unsere Interesien zu wahren und unser Recht zu erkämpfen suchen. Der Kampf ums Recht ist die Losung der deutschen Polittk. Wenn wir die Einladung nach Genua annahmen, so kann ich nicht einsehen, warum wir nicht aus denselben Gründen die Einladung Eng- lande nach Genf annehmen sollten. Wir brauchen nur zu ant- warten, daß wir willig seien, wenn England dafür sorge, daß unser Eintritt in den Völkerbund sich in würdigen Formen voll- ziehe. Nach meinen Genfer Eindrücken unterliegt es keinem Zweifel, daß unsere Aufnahme keinen ernstlichen Schwierigkeiten begegnen, und daß uns auch ein Sitz im Völterbundrate zu- erkannt werden würde. Die Schlußrede de� Borsitzenden brachte dies zum Ausdrucke, indem er mit Absicht Md Betonung sagte, es fei noch nie ein Staat abgewiesen worden, der Einlaß be- gehrt habe. Graf Bernstorff weist darauf hin, wie schwer es heute noch fei, der Stimme Deutschlands in der Welt Gehör zu schaffen, dazu sei aber der Völkerbund die richtige Tribüne. Er schließt mit dem eindringlichen Appell:„Wir wollen weder unserem Volke noch der übrigen Welt die Leiden eines neuen Kneges aufzwingen, aber wir wollen den Kampf um unser Recht führen, solange wir eine Zunge und eine Feder haben. Und dazu ist Genf der rechte Ort."_ Lenins Thronrede. Loblied auf die Sowjetgesetzgebung. Moskau . 31. Oktober. (Rufs. Telgr.-Ag.) In der allrussischen Zentralexekutive hielt Lenin eine Rede. Er begrüßte zunächst die Besetzung des fernen Ostens durch die Rote Armee als Sieg über die letzten Reste der Gegenrevolution; die Räumung des fernen Ostens fei gleichzeitig ein Sieg der russischen Diplomatie, die auf der bevorstehenden Konferenz von Lausanne hoffentlich ebenso erfolg reich die Rechte der Sowjetrepublik vertreten werde oder wenigstens den Dolksmaffen die wahren Hindernisse zur Verwirklichung der gerechten Forderungen Rußlands zeigen werde. Lenin betonte die Bedeutung des von der Tagung angenommenen Arbeitskodex, der die Unantastbarkeit des Achtstundentages und andere Grundlagen der Arbeitergesetzgebung in einem Augenblick kategorisch festlege, wo die internationale Bourgeoisie zur Offensive gegen die Arbeiterklasse übergehe. Das industriell zurückgebliebene Rußland werde in kurzer Zeit das kapitalistische Ausland technisch ein holen, und zwar in einem Tempo, das dem Auslande unbekannt fei. Durch die Annahme des Bodenkodex habe die Sowjetmacht aufs neue den Interesien der Bauernschaft Rechnung getragen und das Bündnis zwischen Bauern und Arbeitern gestärkt. Dos neu an- genommene Gesetz über das Gerichtsverfahren könne dem Auslande als Beispiel vorgehalten werden. Die Sowjetmacht werde die Grenzen zwischen den gerechten Forderungen der Bürger im Zusammenhang mit der neuen Wirtschaftspolitik scharf ziehen. Die Vervollkommnung des Verwaltungsapparates und die Bekämpfung der Bureaukratie bleibe«ine wichtige Auf- gäbe, die mit dem Aufschwung der Arbeitermassen zu einer höheren Kulturstufe gleichbedeutend sei. Die Ausführungen Lenins fanden stürmischen Beifall. Moskau und Angora. Moskau , 31. Oktober. (Rufs. Telegr.-Ag.) Am 2S. Oktober wurde in Angora die rusiisch-türkische Handelskonferenz er- öffnet. Dabei betonte der rusiische Vertreter in Angora, Aralow, daß Rußland der erste Staat sei, der die Rechte der Türkei anerkannt habe, und daß der rusiisch-türkische Vertrag von Moskau dem Handel? vertrag zugrundegelegt werden müsse. Die Presse von Angora weist darauf hin, daß die Beziehungen der Türkei zur Entente unklar blieben, während diejenigen zu Rußland an Stärke zunähmen. Der Verzicht des Imperialismus der Well auf ein unmittelbares Eingreifen in der Türkei werde auf die Festigkell des russifch-türti sechn Bündnisies keinen Einfluß ausüben.
Devisenkurse.
1 holländiicker Gulden l argentinischer Papier -Peso 1 belgischer Frank..... 1 norwegische Krone... 1 dänische Krone...... 1 schwedische Krone.... 1 sinnliche M'rk...... 1 japanischer Den..... l italienische Lire..... 1 Pfund Sterling..... 1 Dollar.......... 1 französischer Frank... 1 brasilianischer Milreit. l Schweizer Frank ..... 1 spanischer Peseta....
1 tschechische Krone.. 1 ungarische Krone.. 1 bulgarischer Lewa.. 100 Polenmark galten im freien Verkehr etwa 82 M.
Eine Sefthwerdenote Nollets. In P a s s a u wurden vor einigen Tagen, wie der„Svz. Parte. mentsdienst" meldet, zwei Cntenteoffizlere nach der De- stchtigung der dortigen Reichswehrkaserne von dem nationalistischen Pöbel mit Holzscheiten und Steinen bombardiert, ohne daß die Reichswehr irgend etwas zum Schutze der Offiziere tat. Die Untersuchung über diese Angelegnheit ist— natürlich— noch nicht abgeschlossen. Inzwischen ist eine Beschwerdenote des Ge» n e r a l s Rollet bei der Rcichsregierung eingelaufen. Darin wird behauptet, daß der die Kaserne leitende Major ein Plakat anheften lieh, das die Soldaten aufforderte, sich so f l e g e l h a s t wie nur möglich gegen die Ententeosfiziere zu benehmen. Die Laufonner Konferenz. Washington , 31. Oktober. (Reuter.) Di« Vereinigten Staaten haben die Einladung der Alliierten zur aktiven Teilnahme an der Konferenz für den nahen Osten formell abgelehnt.— Die Teilnahme zur. Beobachtung ist damit nicht abgelehnt.— Eine Note der Angoraregierung protestiert gegen die Teilnahm« der Stambul -- regierung an der Konferenz. Die Angoraoertreter sind bereits unterwegs._ Englischer Wahlkampf. London , 1. November. (WTB.) Die Reibungen zwischen den Konservativen und den Lloyd-George-Liberalen nehmen zu. Es sind bereits fünf ftüheren Ministern Lloyd Geo-rges konservative Kandidaten entgegengestellt worden.— Lloyd George leidet an einer Erkältung, statt seiner wird in Bristol Lord Birkenhead sprechen. Tie groste Arbeitslosen-Kundgebung. London , 31. Oktober. (Eca.) Arbeitslose aus verschiedenen Orten Englands treffen Vorbereitungen, sich nach London zu be- geben, um dort groß« Manifestationen am 17. und 19. November zu veranstalten. Am 29. November wird ein« Deputation oerlangen, vom Premierminister empfangen zu werden. Schottische Arbeiterwünsche. London , 1. November. (EP.) Die schottische Arbeiterpartei hat ein« Ergänzung zu dem Manifest der Arbeiterpartei oerösscnt- licht, worin sie die Selb st regierung Schottlands fordert. » Aus Irland werden neue Kämpfe mit den noch rührigen Freischärlern gemeldet. Die Deutsche Notgemeinschaft. Wie aus dem Auftuf der Deutschen Notgemeinschaft zur Linderung der Not der Erwerbsunfähigen hervorgeht, sollen die Spenden grundsätzlich dem Gebiet zugute kommen, aus dem sie stammen. Für besonders bedürftige Landesteile wird bei der Leitung der Deutschen Notgemeinschaft ein Ausgleichs- f o n d s gebildet. Die Deutsche Notgemeinschaft bittet, für den Aus- gleichsfonds bestimmte Beträge aus das Reichsbank-Girokonto der Deutschen Notgemeinschaft oder mit entsprechender Bezeichnung an die Postscheckkonten der Deutschen Notgemeinschaft Berlin 142 999, Frankfurt a. M. 91 499, Köln IIS 399, Hamburg 42 999 und Königs. berg 18 999 zu überweisen. Es wird besonders darauf gerechnet, daß etwaige Beiträge der großen W i r t s ch a f ts u n t er- nehmen, deren Bedeutung über den Bereich ihres Nieder» lasiungsorts hinausreicht, dem Ausgleichsfonds zugewendet werden. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß das Sonderpostscheck- konto der Deutschen Notgemeinschaft die Nummer 15399 trägt.
Kommunistische �Serichtigung�. Der Redakteur Wolfgang Bartels des Kölner Kom- munistenblattes„Sozialistische Republik" erklärt in einer Zu- schrist an uns, daß er seinerzeit nicht als Verfasser, sondern als verantwortlich zeichnender Redakteur zu drei Monaten Gefängnis wegen jenes Schmähartikels gegen den Reichspräsidenten verurteilt worden sei, den Herr Smeets mit besonderem Wohlgefallen in seinem Ententeblättlein „Rheinische Republik" abdruckte und wofür letzterer jetzt den allerhöchsten Schutz der Rheinlandskommission genießt. Es war in der Arbeiterpresse bisher nicht Sitte, daß ein „Berantwortlicher" den Schutz des Preßgesetzes anruft, um zu beteuern, daß er nicht der Verfasser eines inkriminierten Ar- tikels fei. In diesem Falle wollen wir jedoch um so lieber dies« „Berichtigung" des Herrn Bartels zur Kenntnis bringen, als sie keinen anderen Schluß zuläßt, als daß er von dem wirk- lichen Berfasi« der geahndeten Verleumdungen entschieden und öffentlich abrückt. Wenn aber in dem zweiten Teil sein« Zuschrift an uns Herr Bartels weiter behauptet, daß das ihn treftende Gerichts- urteil,„die das Karten sy st em umgehende Verwen- dung damals rationierter Lebensmittel im Privathaus- halt des Rcichsvrästdenten Ebert festgestellt und nur die Form der Kritik als beleidigend bezeichnet" habe, so wird diese „Berichtigung" in unseren Spalten keine Aufnahme finden, da sie die Wahrheit auf den Kopf stellt. Denn, wie wir in- zwischen ermittelt haben, hat das Kölner Gerichtsurteil viel- mehr diese Behauptung als unwahr festgestellt und ge- ahndet._ Sklarz- Vovidsohn. Zu unserem Prozeßbericht in Nr. 811 sendet uns Herr Rechts- amvalt Dr. W« r t h a u e r als Vertreter des 5)errn Sklarz eine Zu- schritt, wonach der Bericht unrichtig ist. Er ersucht uns um folgende Richtigstellung: „Die Klage ist nicht von Herrn Sklarz zurückgenommen, fon- dem unverändert aufrechterhalten worden. Zurückgenom» wen worden ist lediglich die Berufung gegen das Urtell erster In- stanz, weil dieses bereits Davidsohn zum Höchstmaß der damals geltenden Geldstrase verurteilt hatte und well dem Kläger weniger an einer schwereren Bestrasung Davidsohns als an einer schnellen Bestätigung des Urteils erster Instanz lag. Dagegen hatte der An- geklagte Davidsohn Berusung eingelegt, weil er freigesprochen wer- den wollt«. Dies« Berusung wurde jedoch v e r w o r s e n, so daß es bei der in erst« Instanz«kannten Strafe verblieb. Es ist ferner nicht richtig, daß das Gericht au; eine Beweisaus- nahm« nicht eingegangen sei, weil der Klag« die Klage zurück- gezogen ha'be. D« Vorsitzende hat vielmehr verkündet, es käme aus eine Beweisaufnahme nicht an, weil die ircteriel!« Unrichtigkeit der Daoidsohnfchen Behauptungen bereits in erster Instanz durch amt- liche Urkunden festgestellt und die Beleidigung so schw« sei, daß die «kannte Sttafe in jedem Fall« angemessen erschein«. Es wird angenommen, daß d« entstellte Bericht üb« den Prozeß von dem Schriftsteller Sochaczewski an den„Vorwärts" geliefert worden ist, gegen den wegen gleichartiger Beleidigungm ein Strofverlahren schwebt. Gegen Herrn Sochaczewski ist wegen dies« Handlungen separat Sttasantrag gestellt. Der großrumänische Krönungsrummel in dem ehemals unga- rifchen Siebenbürgen war im ungarischen Parlament kritisiert wor- den; deswegen erhalten Ungam jetzt die rumänische Einreiscertettbnis nicht