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Der Zweck des Kommunismus.

Ein Geständnis Krassins.

ichen Parteien Wahlgeschäfte zu machen. Sie wetteifern in die Szenen billigen Eintaufs. Später piünderte die erregte Demagogie mit den Kommunisten, die jede gerade Linie einer Menge zwei Materialwarengeschäfte, ein Delikatessengeschäft und ein politischen Absicht vermissen lassen und lediglich in dem Her- großes Schuhwarengeschäft. Schaufenster und Ladentüren wurden unterreißen der Sozialdemokratie ihre politische Stärke er zertrümmert. In überwiegender Behl bete ligten sich Jugendliche blicken. Die trostlose Lage weiter Schichten der sächsischen an dem Treiben. Auch Kinder von 13 bis 14 Jahren waren dabei. Arbeiterschaft, besonders in den von jeher unter übergroßer Die Tuchlager zweier großer Fabriten wurden ebenfalls ausgeraubt, ift noch folgende interessante Stelle zu entnehmen: Armut leidenden Zeilen des Erzgebirges, läßt es immerhin Bewertschafts- und Parteiführer, sowie besonnene Ar­als nicht ausgeschlossen erscheinen, daß diese unwahrhaftige beiter ermahnten die Menge zur Ruhe. Ihnen gelang es auch, Ausnutzung der wirtschaftlichen Not zu Wah die Menge von we teren Plünderungen abzuhalten. Schupo traf in 3weden den Radikalen von rechts und lints unzufriedene der Nacht von Rottbus ein. Gegen 30 Berhaftungen sind gestern Wähler zutreibt. Indessen hat sich der Ausmarsch der ge- erfolgt. Die Festgenommenen sind Bersonen, die in Forst in Baraden einigten Sozialdemokratischen Partei glatt und reibungslos untergebracht sind, also zum großen Teil von auswärts zugezogene. vollzogen. Die Mittel für den fostspieligen Wahlkampf werden opferwillig aufgebracht. Die Versammlungstätigkeit war bis in die letzten Tage eine überaus rege, der Wille zum Siege in allen Barteigenossen lebendig.

Prophezeihungen find bei Wahlen immer mißlich, in diesem Falle ganz besonders. Aber alle Sozialdemokraten Deutschlands bliden heute auf Sachfen. Sie hoffen, daß die vereinte Sozialdemokratische Partei ihre Feu er probe be­stehen werde in dem Geifte, der vor der Spaltung die sozia­listische Arbeiterbewegung Sachfens auszeichnete.

Domestikengeschmack.

Die Hetjagd.

Es vergeht fast fein Tag, an dem nicht in der deutsch nationalen und deutschvöllischen Presse Heartikel bekannten Musters erschienen. Die Kreuzzeitung " hielt sich bisher von diesem Treiben fern. In ihrer Sonnabend- Abendausgabe veröffentlicht sie nunmehr einen Artikel aus der Feder des be= fannten Antisemiten G. v. Below, in dem es heißt:

Aus den Reiseberichten, die der aus Mostau zurüdgefehrte französische Abgeordnete Herriot im" Petit Parisien" veröffentlicht, Herriot teilte dem Volkskommissar Kraffin im Laufe einer Unterredung den Mißmut der französischen fapitalistischen Kreise über die tommunistische Propaganda mit und bezeichnete ihn als einen der Hauptgründe, weshalb die französische Bourgeoisie noch immer der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit Sowjetrußland widerstrebe. Daraufh n Kraffin, hell aufladend, erwidert haben, die russische Sowjet regierung denke gar nicht mehr daran, ihre kommunistische Propa­ganda ins Ausland zu tragen. Diese Propaganda sei für sie nur eine Waffe gegen die über Sowjetrußland verhängte Blockade ge wefen. Krassin äußerte sich sehr scharf und despektierlich über die unterirdische Propaganda und über die geheimen Agitatoren der Dritten Internationale und fuhr fort:

foll

Seute benötige ich die europäische Produktion. Werde ich fie desorganisieren?"

Herriot erkundigte sich daraufhin, ob denn die russische Re gierung im vollen Einvernehmen mit der Kommunistischen Partei auf diesem realpolitischen Boden stehe. Ganz ohne Zweifel, antwortete Krassin .

Die Revolution tam den jüdischen Wünschen in umfassender Weise entgegen; zu erheblichem Teil hatte sie ja den unmittelbaren 3 wed, sie zu erfüllen. Und dennoch waren auch jetzt die Juden nicht zufrieden. Man dente an die jüdischen Daraus geht hervor, daß die gesamte fommunistische Propa Kommunisten, die deshalb so extrem tommunistisch sind, weil die Ein Teil der deutschen Bresse ist aus dem Häuschen ges anderen unrevolutionären Barteien sie nach ihrer Meinung noch ganda immer nur das gewesen ist, was wir von ihr gesagt haben, nämlich eine rein russische Angelegenheit, die lediglich raten. Sie kann den Tag nicht abwarten, an dem der ehe immer nicht genug zur Geltung fommen lassen. Und soweit sich die unter dem Gesichtswinkel des politischen und wirtschaftlichen Eigen­malige Kaifer feine zweite Ehe eingeht. Bis in alle Einzel- Juden jegt zufrieden fühlen, erweisen sie sich der einflußreichen interesses Sowjetrußlands betrieben wurde. Um die Ententeblockade heiten werden die Borbereitungen, die Toiletten der Braut Stellung, die sie feit der Revolution einnehmen, feineswegs zu brechen, drohte Sowjetrußland mit der Zerstörung der inter­und andere Dinge, die der deutsche Bürger wissen muß, ge gewachsen. Die Probe aufs Erempel mit der massenhaften nationalen Produktion, sobald aber diese Blockade aufgehoben wurde, schildert. Lange Abhandlungen erscheinen über den Schmud llebertragung wichtiger Posten an Juden ist keineswegs geglückt. bachte die Sowjetregierung nur noch daran, diese Produktion so ber verstorbenen Frau des Hohenzollern und über seine Ver- Wir brauchen hier nicht bloß an Eisner und Kautsky zu start wie möglich für die Zwecke des eigenen Wiederaufbaues heran­teilung bei der Erbregelung. Der Tag" hat für diese Art denken, die wesentlich dafür verantwortlich zu machen sind, daß die zuziehen. Dabei werden nicht nur die kommunistischen Theorien journalistischer Betätigung das richtige Wort geprägt: Entente die Kriegsschuldfrage so ungünstig für Deutschland gestalten über Bord geworfen, sondern auch die kommunistischen Agitatoren " Domestitengeschmac". Er irrt aber, wenn er glaubt, fonnte; alle revolutionären Juben tragen mindestens etwas von der als lästige Anachronismen empfunden und verhöhnt. daß damit auch die ernstere Angelegenheit des umgearbeiteten Auffassung Eisners und Rautstys in fich... Es ist nicht ganz so sicher, wie es Kraffin behauptet, daß die Brautschmucks abgetan sei. Diese Frage wird rechtlich geregelt Auf diese Ausführungen, die den Geist unobjektivsten gesamte Sowjetregierung, und daß vor allem die Führer der Dritten werden müssen, und wer sie mit einer Handbewegung Demagogentums atmen, jenen Geift, der aus der vergifteten Internationale darüber genau so denken, wie der etwas einseitig auf " Domestitengeschmack" beiseite schieben möchte, zeigt damit Atmosphäre der Rathenau Mörder spricht, einzugehen, die Wiederherstellung der Handelsbeziehungen eingestellte Leiter des nur, wie peinlich es ihm ist, diesen Domeſtilen ins verlohnt sich nicht. Daß jedoch ein offizielles deutsch - Außenhandelsfommissariats. Sicher aber ist, daß Krassin sowohl in Auge zu sehen. Gerade in den Kreifen, die dem Tag" nahe nationales Blatt in die deutschvölkische Hetze mit ein feinen fürzlich in der Berliner Zeitschrift Der Wiederaufbau" ver­stehen, ist so viel von der Not des Mittelstandes die stimmt, daß sie Ausführungen wie den erwähnten Raum gibt, öffentlichten aufsehenerregenden Aeußerungen, wie auch in seinen Rede. Rührt den Herrn von Doorn etwa diese Not? Hat verdient festgehalten zu werden. Auch ein Zeichen der Zeit, Beteuerungen gegenüber Herriot am fonfequentesten die politischen diefer einsame Berbannte, wie er auch heute wieder in übel aber fein rühmliches! und wirtschaftlichen Schlußfolgerungen zieht, die der neue Kurs der angebrachter Sentimentalität von der monarchistischen Presse Sowjetregierung bedingt. Aus diesem Bekenntnis Kraffins, das zu genannt wird, auch nur eine Geste des Mitleids, ein freund­Im Spiegel der Zeit". gleich ein Geständnis ist, entnehmen wir ferner, daß es das Ziel liches Wort für die Tragödie dieses Mittelstandes, der kommunistischen Internationale war, auch die Produktion die zu gleicher Zeit die Tragödie des deutschen Die volksparteiliche Beit" schreibt der deutschvölkisch- deutsch - derjenigen Länder zu desorganisieren, die an der Berhän Boltes ist, übrig? Man lese nur in den Erinnerungen nationalen Deutschen Zeitung" folgendes ins Stammbuch: ,, Wir nehmen gern dieses Herrn nach, die auch rechtsstehende Kreise, sofern fie wie ausdrücklich hervorgehoben werden gung der Blockade gegen Sowjetrußland gänzlich unschuldig waren, nicht mit Blindheit geschlagen sind, mit Entsegen erfüllen, soll von dem Bersuche der Deutschen Zeitung", fich als Hüterin wie z. B. Deutschland und Deutschösterreich. Dem Kapitalismus hat findet sich da eine Zeile, die etwas anderes widerstrahlt als der Staatsautorität zu geben, Renntnis. Das wird man um jo diese bolfchemistische Propaganda wahrhaftig teinen nennenswerten bas großgeschriebene Ich"? Nein, nein, wenn man sich auf fieber tun, als, foweit wir zu sehen vermögen, geradeinihren Schaden zugefügt, im Gegenteil, die politische und gewerkschaftliche Kreisen das Verhältnis von Staat und Bolt immer noch nicht Arbeiterbewegung in Europa ist zum Vorteil der Bourgeoisie teils seiten dieses Herrn stellt, wenn man seinen Mantel schützend soweit durchgedacht ist, daß man erkannt hat, wie Bolt und gänzlich zerstört, teils empfindlich geschwächt worden. Das ist die vor ihm ausbreitet, sobald auch er der furchtbaren Not seines Staat einander bedingen, man im Gegenteil viel mehr Bilanz einer egoistischen, rein russischen Politit. Bolles ein Opfer bringen soll, dann nimmt man Platz auf Neigung verspürt, den Staat einfach zu negleren- an­Jener Seite, die besser aufhören sollte, von der geblich um des Volkstums willen." Not des Mittelstandes und von der Not des deutschen Volkes au sprechen.

Teuerungsausschreitungen in Forst.

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Das Borträt ist nicht schlecht gezeichnet. Unverständlich bleibt Russischer Protest gegen den Fascistenterror.

nur die Vorliebe, die in den Kreisen der Volkspartei trotzdem für Mostau, 4. November. ( WTB.) Wie die Russische Tele die Deutschnationalen herrscht. Man nimmt es dort der Vereinigten graphenagentur mitteilt, weist der bevollmächtigte Bertreter Ruß Sozialdemokratie fehr übel, daß sie gerade in der Entscheidungs- lands in Italien in einer Note an die italienische Regierung dar­stunde Deutschlands von der Veltsgemeinschaft hinwegstrebt." Bon auf hin, daß am 1. November eine Gruppe bewaffneter Fascisten dieser Gemeinschaft allerdings. Und die Gründe dafür hat die Beit" selbst bezeichnet.

Bor dem Rathause in Forst hatte sich am Freitag nachmittag in die Räume der russischen Handelsvertretung eindrang, die Aus­eine große Menschenmenge eingefunden, um zu erfahren, lieferung verschiedener diplomatischer Kuriere forderte und auf einen welchen Ausgang, die Schlichtungsverhandlungen in den Lohnange­derselben mehrere Schüsse abagb. Auf Grund dieser Geschehnisse legenheiten der Textilindustrie genommen hatten. Die Leute vers Deutsch - fitauische Wirtschaftsverhandlungen. Die litauische Dele verlange die Vertretung, daß außer der durch das Gesez vorges fuchten in das Rathaus einzubringen, wurden aber zurückgedrängt Wirtschaftsverhandlungen ist in Berlin eingetroffen. Die Eröffnungs- bar Beteiligten auch jene Beamten zur Verantwortung gezogen gation für die mit Deutschland zu führenden Entschädigungs- und schriebenen gerichtlichen Verfolgung der am Verbrechen unmittel und zogen nun über den Markt. In einem Buttergeschäft erzwangen figung fand unter dem Borsiz des Oftreferenten im Auswärtigen fie die Berabfolgung von Lebensmitteln zu ungewöhnlich Amt, Freiherrn v. Malzahn, statt. Die fachlichen Beratungen be- würden, die aus Nachlässigkeit oder aus anderen Gründen die Ver. billigen Breifen. Dann flutete die Masse in die Rottbufer und ginnen am Montag und stehen unter Führung von Ministerialrat legung der durch den italienisch- russischen Vertrag garantierten Berliner Straße. In mehreren Wurstgeschäften wiederholten sich v. Stockhammer. Immunität der Diensträume der Vertretung zugelassen hätten,

Der Einfall.

Bon Paul Gutmann.

Es ist eine Tatsache, daß die meisten Dichter nur unterhaltend find, wenn sie ihr Publikum vor sich haben. Untereinander find sie die ledernsten Gesellen von der Welt. Das würde ich besser gesagt haben", denkt sich der eine auf die Bemerkung des andern, aber er hütet sich ihn zu übertreffen, weil er der Konkurrenz fein Ge­schent machen will. Jeder ist der eifersüchtige Kritiker des andern. Ich würde sagen, man führe gegenseitig einen Eiertanz auf, wenn dieses Bild bei den heutigen Eierspeisen sich auf Schriftsteller an­wenden ließe. Die geistige Sparsamkeit dieser Leute ist ungeheuer. Die Frau eines bekannten Dramatiters pflegte zu ihren Freunden nach dem jährlichen Durchfall ihres Manes zu sagen: Die Bande verdient es ja gar nicht, daß sich mein Mann für sie so plagt." Sie kannte die Nöte des Dichters und wußte, wie schwer die guten Einfälle zu erjagen sind und wie der beste Einfall einem oftmals unter den Händen zerrinnt.

An ihren Ausspruch mußte ich denken, als ich Artaval, den Novellisten, eines schönen Bormittags besuchte. Er faß an seinem Schreibtisch mit verbundenem Kopf, die nackten Füße hielt er in eine Schüssel mit Wasser getaucht. Bist du krant?" fragte ich ihn über­rascht. Nein, ich dichte an einer Geschichte." Das ganze Zimmer war von einem stechenden Tabatsqualm erfüllt, so daß man taum atmen fonnte.

geudet, die doch nur für unfereins einen Wert haben. Ein Be fannter erzählt mir von dem entsetzlichen Unglüd, das sich in seiner Familie zugetragen hat. Jeder andere wäre erschüttert, aber ich wäge die einzelnen Momente der Erzählung gegeneinander ab, finde, daß das Ganze zu wenig zugefpigt ist, zu ſehr alte Schule, und langweile mich. Wo find die Menschen, die originell erleben? Ein Königreich für einen Einfall!"

Er riß die Binde von seinem Kopf und schleuderte sie mit wütender Gebärde in einen Winkel. Dann zog er die Füße aus der Waschschüssel und sagte mit einem tiefen Seufzer: Seut ist es wieder nichts. Der Blutandrang nach dem Gehirn fehlt. Die zehn 3igaretten haben nur meine Nerven in Unordnung gebracht."

Ich erhob mich mit einem freudigen Gefühl dichterischer Empfängnis. Würde er es merten? Wie ein Dieb suchte ich rasch und möglichst unauffällig aus feiner Nähe zu entweichen.

Ich erinnere mich plößlich", stammelte ich, daß ich einen Be­fannten von der Bahn abholen muß", und verließ schleunigst das Zimmer.

Freundchen, du weißt nicht, daß du für mich erlebt haft, sprach ich unterwegs vor mich hin. Du Narr, fuchst das Leben, wo es nicht ist, anstatt es im Vorbeigehen zu paden. Deine Sehnsucht nach einem Einfall aber soll für mich der Einfall sein. Der Ein fall", Berehrtester, betitle ich beine Geschichte."

Brunner bleibt.

Ein Dementi oon Joseph Roth .

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Der populärste 3enfor der deutschen Republit soll in Bayern wo denn sonst? seinen Lebensabend verbringen. Er wäre wohl geartet, in der schönen Natur, am Chiemsee , öffentliches Aergernis zu erregen. Die Landschaft würde an ihm Anstoß nehmen, ohne ihn verbieten zu fönnen. Die geduldige Erde würde ihn tragen müssen, wie fie Brinzen, Betschwestern und andere Auswüchse des Menschen geschlechts erträgt. Er würde zusehen, wie Kälber gezeugt und ge­boren werden, und seine Gegenwart wird des Zeugungsaktes Heilig beit beleidigen. Bon allen landwirtschaftlichen Tätigkeiten wäre ihm die Kastration neugeborener Hengste am ehesten genehm Die Benfierung der geschlechtlichen Fähigkeiten.

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in der Kunstausstellung Anstoß nimmt, und zum Glüd seinen Regen­schirm die Waffe seines Geistes in der Garderobe abgegeben hat; Brunner ist der Staatsanwalt, der Einstein verurteilt; Brunner ist der Abonnent des Lokal- Anzeigers"; der Leser der Scherl- Woche, der geistige Raftrat. Einmal hörte ich einen Vortrag Brunners er sprach( natür­lich) in der Universität. Es war ein fleiner Hörsaal mit einem Dugend Bänken etwa. Da saß Brunner neben Brunner, in Männer und Frauenkleidung, um einen Unterschied der Geschlechter zu mar­tieren. Auf dem Katheder stand Brunner im Bratenrod und hielt seiner eigenen Mehrzahl einen Vortrag. Es war ein gefpenfti­sches Erlebnis.

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Brunner frug ein fleines Schnurrbärtchen, einen hohen Schädel gleichsam zu Propagandazweden, hatte schwarze fladernde fleine Augen, eine behäbige Gestalt: eine Oberlehrererscheinung. Wenn er was Besonderes gehabt hätte er wäre weit weniger ge fährlich. Aber er hatte nichts Besonderes. Nur Allgemeines. Er war die Einzahl von Brunner. Und das macht Brunner gefährlich.

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Sogar fein Fanatismus war teine Besonderheit. Alle Zuhörer waren fanatisch. Alle Brunner in Deutschland sind fanatisch. Fana­tische Mittelmäßige. Das Maß, mit dem fie meffen, ist ihr eigenes Mittelmaß. Sie sind weder verworfen, noch erhaben, fie stehen zwischen dem Idealen und dem Berworfenen und sind beider Gegensatz.

Ihr Schmerz beim Anblid einer Nadtheit mag vielleicht ehrlich sein. Bielleicht schreien fie, meil ihnen Schönheit mehe tut. Aber ihr beamteter Bruder hört den Schrei und handelt so, wie jeder, dem Gott den Berstand genommen hat, um ihm dafür ein Amt zu geben: er tonfisziert..

Ich dementiere also Brunners Abschied. Brunner bleibt...

" Ich bin cyklisch", sagte er, wie alle geistigen Menschen. Selt vier Wochen habe ich meine depressive Periode. Mir fällt nichts ein. Wenn das so fortgeht, schieße ich mir eine Kugel durch den Kopf." Er tat einen tiefen Schluck aus einer Rognafflasche, die vor ihm auf dem Schreibtisch stand und fuhr fort: Was sind wir Dichter eigentlich? Bettler des Lebens. Die andern haben ihre großen " Aida" Im Deutschen Opernhaus. Eine feftliche, eine pompöfe Erlebnisse, lieben und hassen, während wir zusammengetauert im Aida" Erstaufführung, beren sich der Khedive von Aegypten nicht Dunkel stehn und auf ein Almofen aus ihren Erfahrungen warten. hätte zu schämen brauchen. Ein pruntvoller Aufwand an Kostümen, Wir fizen wie die Spinne im Netz und lauern tagelang auf das Schmuck, Mobiliar, Ballett, dazu eine rechtschaffene und phantasie­Infeft, den Einfall, der uns zufliegen soll. Hier habe ich zwei volle Arbeit, um neue Regieeinfälle, die im Auseinanderreißen der Bilder, fie passen zwar nicht zusammen, aber vielleicht läßt sich Menschenmassen zuweilen den Zusammenhang der Ezene loderten, etwas daraus machen. Etwas daraus machen! Das ist der Kern im ersten und zweiten Bild dagegen die unausbleibliche Treppe der Sache. Das ganze Leben wird mir verefelt, weil ich es nur und eine mystische Abschattierung der Lichter sehr flug für das Drama und das theatralisch Wirtsamste ausnutten. Nicht sehr daraufhin ansehe, ob es verwendbar ist. Lust und Schmerz, denen wesentlich waren ein paar ungenauigkeiten im Rostümstil oder in sich die andern frei hingeben, hören für mich auf Gefühle zu sein, der Verwendung von Emblemen, wesentlicher, daß alles noch so well ich daran benfe, was ich daraus machen fann. Selbst beim Bunte stilecht schien und immer mahnend und interessant wirfte. Tod meiner Geliebten quälte ich mich mit der Frage, ob er wir fungsvoll genug gewesen ist oder ob nicht ein passenderer Abschluß himmel hinan von verblüffender, großartiger Wirkung, der Zirkus möglich wäre. Gehe ich zum Bäcker, um mir eine Semmel zu Busch fann das nicht üppiger ausgestalten. Rehmen wir es als Paufen, fahre ich mit der Straßenbahn, betrete ich ein Gasthaus, so Beichen, daß es der Charlottenburger Oper wieder gut geht, daß find das für mich novellistische Einkleidungen. Jetzt brauche ich fie Geld hat und es in den Jubiläumstagen an eine gute Sache ver wendet. Frau Salvatini ist, Gott sei Dant, ihrem Vater so nur noch das Erlebnis. Aber es fommt nicht. Es begibt sich zu den Diese Brunner- Gattung, sozusagen der Plural von Brunner, ähnlich wie eine Elfe einem Faun, fie fang mit dem Temperament Stumpfen Alltagsmenschen, die es nicht zu würdigen wiffen. Oftmals hat bein Urlaubsgesuch eingereicht, geht nicht in Bension, sondern einer großen Spielerin, Erregung und Empfindung start verfinn­frage ich mich, weshalb der Weltenienter so die Geschehnisse ver- bleibt in Deutschland . Brunner ist der Oberlehrer aus Stegliß, der lichend. Frau Wilmar Hansen, eine Königstocher von schlech

Da er nicht einmalige Wesenheit ist, da sein Name Gattung be­zeichnet und Programm bedeutet, gilt für ihn nicht die versöhnliche Ironie, mit der man von einer scheidenden Widernatürlichkeit Ab­schied nimmt. Nicht dem Professor Brunner persönlich, dem in die Das Monsterbild des zweiten Attes war im Aufbau bis zum unerreichbare Sphäre des" Mesbacher Anzeigers" Entrüdten, gili eine Auseinandersetzung. Wohl aber jenem Brunner, der deutschen Erscheinung, die sich gemäß ihren Anschauungen nicht durch Fort­pflanzung, sondern durch Ansteckung vermehrt.

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