Bestrebungen bewiesen, daß die Regierung, auch wenn sie gern wollte, der Wechselwirkung zwischen Beamtengehältern und Arbeiterlöhnen gar nicht ausweichen kann. Schon die eine Wahrheit, daß zwei Bcrufsschichknv deren Arbeitskraft in den- selben Produktionsprozeß als Werrfaktor eingestellt werden muß. in ihrer Entlohnung innere Zusammenhänge aufweisen müssen, sollte auch den Beamten zeigen, daß sie mit einer häufig nur auf sozialer Rückständigkeit beruhenden Auffassung volkswirtschaftlich nicht mehr bestehen können. Auch die unter Ablehnung gemeinsamer Verhandlungen in der Lohn- und Gehaltsfrage erhobene Forderung der Aufrechterhaltung des Berufsbeamtentums wird zum agitatorischen Schlagwort, wenn man mit ihr die notwendige geistige Umstellung des Be- omtentums abwehren will. Gewiß ist es eine Tragik, daß die Gewerkschaften infolge Deutschlands wirtschaftlicher Lage die ihnen durch die Staatsumwälzung überkommene Möglichkeit, an der Regelung des Wirtschaftslebens unmittelbar mitzuwir- ken, augenblicklich nicht ausnützen können und auf die laufende Erhöhung des Nominallohns angewiesen sind. Diese Tatsache darf aber nicht hindern, nun erst recht alles Interesse für die währungspolitischen Maßnahmen aufzubringen, damit � ihre auf gnindsätzliche Neuordnung des Wirtschaftslebens abzielen- den Bestrebungen aus der Theorie in die Praxis übergeführt werden können. Ohne daß ihrerseits ein bestimmtes Wirtschaftssystem pro- pagiert zu werden braucht, müssen auch die Beamten er- kennen, daß sie um die praktische Mitwirkung an dem Abbau des geltenden Profitwirtschaftssystems nicht herumkommen» und daß sie wahrhaftig alle Ursache haben, die zurzeit von gewisser Seite mit Hochdruck einsetzenden Bestrebungen auf Beseitigung des Achtstundentages nachdrücklichst zu bekämpfen. Was Herr Stinnes soeben im Reichswirtschaftsrat in rück- sichtsloser Form verkündete, ist die Meinung aller jener Kreise, die hoffen, durch Hemmung der Stabilisierungsbestrebungen ihre Hochkonjunktur zu verlängern und damit die Vormacht- stellung des Kapitals zu erhalten. Wenn sie dieses Ziel erst einmal erreicht haben, werden sie als kluge Taktiker schon ver- stehen, die Massen der Arbeitnehmer und Verbraucher unter Druck zu halten. In richtiger Erkenntnis dieser Tatsache lehnt die erwähnte Eingabe des Allgemeinen Deutschen Beamten- bundes ab,„daß Sanierungsversuche lediglich auf Kosten der Arbeitskraft des werktätigen Volkes, zu dem auch die Beamten gehören, gemacht werden, wobei letzten Endes wiederum die arbeitenden Schichten um den Ertrag dieser geforderten Mehrarbeit gebracht werden, ohne daß dadurch die� Gewähr für eine wirkliche Verbesserung der Lage gegeben wäre". Der in Verbindung mit der Bekämpfung des Wähnings- Programms der Regierung von den Vertretern des Groß- kapitals entfachte Sturm gegen den Achtstundentag sollte den Beamten zu der Erkenntnis verhelfen, daß jener Seite alle Mittel recht sind� die Gewinnchancen, die ihr die Profitwirt- schaft bietet, nicht nur austechtzuerhalten, sondern nach Mög- lichkeit zu erweitern. Läßt sich dieses Ziel nicht mit der Privatisierung der Reichsbetriebe erreichen, so meinen jene Herrenmenschen, dann ohne sie, aber erreicht werden muß es, soll nicht die ganze Herrlichkeit des Herrenmenschentums in Scherben gehen. Die Entscheidung rückt näher, auch die Beamten kommen nicht an ihr vorbei. Auch für sie wird die Gesundung unserer Währung zu dem Auftakt einer neuen Wirtschaftspolitik, die weder mit Schlagworten noch durch schöne Entschließungen in Szene gesetzt werden kann. Hier kann es nur eins geben: den zielbewußten Zusammenschluß aller Arbeitnehmer und Verbraucher einschließlich der Beamten, um über den Weg genossenschaftlicher Praxis zu einer neuen Wirtschaftsordnung zu gelangen. An die Verwirklichung dieses Zieles kann aber nur gedacht werden, wenn es gelingt, die drohende Wirtschafts- katastrophe zu überwinden. Sie ist nicht zu überwinden allein durch die Gesundung unserer Währung. Dem Sinken der Mark Einhalt zu gebieten, ist der Ausgangspunkt des Ge- sundungsprozesses. Der Weg bis ans Ziel ist weit. Das Ziel bleibt unerreichbar, wenn man den Weg nicht will. Das muß sich auch die Beamtenschaft vor Augen halten, die gewerkschaft- lich organisiert ist. proletaristhe Jeierftunöen. Daß dos Große Schauspielhaus doch manchmal eine Aufgabe erfüllen kann, zeigte am Sonntag die von der„Arbeiterbildungs- schul« Berlin " veranstaltete Proletarische Feierstunde. Das hau» vermag mit einer Masse zu verwachsen, so daß wirklich Feierlichkeit aufkommt. Ein schöner, ein restlos schöner Sonntagoormilläg dies- mal, angefüllt mit Weihe, Kraft und Schicksal. Orgel und Violine — Walter D r w e n s k i und Alfred Wittenberg — mit Händel und Bach schenkten die musikalische Basis, auf der die Feier sich aufbaute, der Berliner Schubert-Chor mit zwei Chören von Scherchen und Schulken den Schwung, der mitriß. Im Mittel- punkt standen die Sprechchör«, die unter Albert F l o r a t h s Lei- tung mehr als Gewöhnliches leisteten. Lothar Müthel , der auch Derse au» Gerhart Hauptmanns „Festspiel" sprach, Gerda Müller , Heinrich Witte . Harry Werner und Loni Lehmann als Einzelsprecher an seiner Spitze, brachte der Sprechchor zunächst Alfons P e tz o l d s Aufruf„Volk in Not" und dann das große Chorsprechwert„Großstadt" von Bruno Schönlank . Leben und Leiden des Proletariers in der Großstadt und durch die Groß- stadt, Knechtschaft, Krieg und Revolution klingen in diesem rhyth- musstarken Chorwerk zu einer großen und wilden Symphonie zu- sommen. lieber Blut und Unterdrückung hebt sich die Freude am Schaffen, das„hohe Lied der Arbeit". Der Mann fragt:„Fühlt ihr nicht mit stets ergriffenen Herzen Wunder eurer Hirne, eurer tfiände?" Und die Frau fragt nach dem Stolze: „Daß deine Hand sich kaum bewegt und frisches Wasier klingt? Daß deine Hand sich kaum geregt und jäh dir Licht aufspringt? Daß dein« Füßen gehen nicht, und daß du dennoch eilst? Und daß dein Mund mit Fernen spricht und du doch hier verweilst?" Aber das arbeitende Volk leidet zu sehr, um Stolz und Freude �»r Arbeit zu fühlen; „Wir fühlen und fühlen doch nicht. Das Herz ist stumpf und sorgenschwer, und was der helle Tag uns spricht, kaum wissen wir's am Abend mehr." Und so rückt der Zeiger vorwärts, über den Tanz ums goldene Kalb hinweg, über das Devisendelirium hin, zur Mitternacht einer neuen Revolution. Staunenswert, mit welcher künstlerischen Diszi- plin und welcher mitreißenden Hingabe dieser Sprechchor arbeitet. Von diesen„Dilettanten" könnten viele Institute lernen, die unter der Fahne der fachmännischen Kunst segeln. Wie überhaupt die Disziplin der ganzen Veranstaltung, bis in die Zuhörerschaft hinein,
Unter Monarchen. Wilhelm U. und Alexander III . In seinen jüngst erschienenen„Denkwürdigkeiten"(Stutt- gart, Deutsche Verlagsanstalt ) erzählt W a l d e r s e e, wie er am 15. März 1890 in einem Gespräch mit Wilhelm II. gegen Bismarck loszog, der russenfreundlich sei und den Herrscher über die wahren Gesinnungen Rußlands täusche. Dann heißt es wörtlich weiter: Der Kaiser erwidere:„Eigentümlich, gestern abend hat mir Herr v. H e l l d o r f genau dasselbe auseinandergesetzt... Mit Ruh- land steht es jetzt ganz schlecht: sie hetzen dort gewaltig gegen mich, und Kaiser Alexander spricht in wegwerfenden Ausdrücken von mir, er sagt unter anderem, ich sei verrückt". In den„Ereignissen und Gestallen" Wilhelms liest man dagegen: Im Jahre 1890? bei den Manövern in Narwa , mußte ich dem Zaren die Geschichte des Abganges des Fürsten Bismarck genau schildern. Der Zar hörte mir aufmerksam zu. Als ich geendigt hott«, ergriff der sonst sehr kühle und zurückhallend« Herrscher, der selten über Politik sprach, ganz spontan meine Hand, dankte mir für den Beweis meines Vertrauens, bedauert«, daß ich in solche Lage gebracht worden sei, und fügte wörtlich hinzu: „Ich verstehe vollkommen deine Handlungsweise. Der Fürst war trotz all seiner Größe schließlich doch nichts atidms, als dein Beamter oder Beauftragter. In dem Augenblick, wo er stch wei- gerte, nach deinen Befehlen zu handeln, mußt« er entlasten werden. Ich meinerseits habe immer Mißtrauen gegen ihn gehegt und ihm niemals ein Wort von dem, was er mich wisten ließ oder selbst mir sagt«, geglaubt, denn ich wußte genau, daß er mich immer anführt«. Für die Beziehungen zwischen uns beiden, mein lieber Mlhelm, wird der Sturz des Fürsten die besten Folgen haben. Das Mißtrauen wird schwinden. Ich Hab« Vertrauen zu dir. Du kannst dich auf mich verlassen." Alexander III. war also nicht nur ein Menschenkenner, sondern auch ein Diplomat._
das Wirtschastsprogramm der Demokraten. Temokratifchc Kritik. Die Forderung des demokratischen Wirtschastsprogramms, „ausländische Zahlungsmittel in ausreichendem Umfang zuzu- lasten", bietet für Georg B e r n h a r d in der„Boss . Ztg." den Ausgangspunkt für folgende Betrachtungen: Auch diese Sätze sind mindestens mißverständlich. Es sollte uns nicht wundern, wenn sie dahin verstanden werden, daß die demo- kratische Fraktion, um dem Handel und der Industrie die Rechnung in Devisen zu ermöglichen, jene Freiheit de» Devisen- Handels weiter bestehen lassen will, die das Hinauftreiben des Dollars verschuldet hat. Denn es ist schwer anzunehmen, daß die Fraktion einer d e m o k r a» tischen Partei nur bestimmte Teile der Bevölkerung in Ihrem Vermögen schützen, andere aber von Gesetzes wegen zur Verarmung zwingen lasten will. So oder so werden weit« Teile der demokratischen Partei ein Programm mit der- artigen Punkten ablehnen. Es kann keinem Kabinett als Stütze und Richtschnur und es kann leider auch nicht der Partei zur Mehrung ihrer Anhängerschaft dienen. Unsere Boraussage, daß das rein kapitalistische Wirt- schaftsprogramm der Demokraten auch in demokratischen Krei- scn selbst starkes Kopfschütteln hervorrufen würde, beginnt sich damit zu erfüllen.-
Der internationale Kapitalismus Hilst ... Eine Rede Strefemanus. Elberfeld , 13. November.(TU.) Anläßlich des Parteitage» der Deutschen Voltspartei sprach gestern im Thalia-Theater Dr. Strese. mann über die innere und äußere Politik. Au» dem oerzweiselt- traurigen Zustande könne nur ein internationaler Weg zu einer glücklichen Zukunft führen. Aber weder die Aufnahme Deuischlands in den Völkerbund könne nach der Entscheidung diese» Bundes über Oberfchlzsien dieser Weg sein, noch sei etwas vom internationalen Sozialismus zu erhoffen. Wohl könne dagegen ein unter der nur wenig« waren, die dieser Feierstund« durch Beifall die Würde nehmen wollten, das beste Zeugnis für die, auch von Gustav Eckhardt in seiner klaren Ansprache geforderten geistigen Selbstzucht war. Ein Proletariat, da» solche seelisch« Kraft auf- bringt und ihrer künstlerischen Auswirkung so andächtig und er- griffen lauscht, hat Kultur und wird weiterhin Kultur zeugen.
Deutscher Granit und deutscher Marmor. Mit einleuchtenden Gründen macht in der„Bauwell" der Baurat a. D. Hosak Pro- pagando für deutsche Baustoffe, die bisher vernachlässigt worden sind. Während man ungezählte Gelder für Granit au» Schweden und für Marmor aus Italien , Belgien und Griechenland opferte, ruhen die vorzüglichsten Granit» und Marmorarten ungenutzt in unserem deutschen Boden. Nur selten weiß ein Baumeister, daß Deutschland vorzügliche Granite von der größten Witterungs- beständigkeit, von ausgezeichneter Tragfähigkeit und schönster Fär- bung besitzt. Hasak rühmt besonders den schwarzen Syenit oder Granit im Fichtclgcbirge, in der sächsischen Lausitz und im Oden- wald, den roten Granit von Meißen , den gelben des Schnecbergs im Fichtelgebirge , den rofenfarbenen von Fischbach im Riesen- gebirge, den roeißschwarzen von Strehlen in Schlesien , den blauen von Bayreuth und den fleischfarbenen aus den Brüchen von Büchl- berg bei Pastau. Sämtliche Farben sind also in Deutschland zu finden. Roch viel überraschender sind die SeWtze an den schönsten deut- schon Marmorarten, die ebenfalls fast völlig unbekannt sind. Wir besitzen an der Lahn , in Balduinstein und Weilburg tiefschwarz ge- färbten Marmor In größter Ausdehnung. An der Lahn gibt es ebenso prächtigen roten Marmor. Auch In Schlesien , bei Linde- wiese, findet sich schwarzer Marmor, nicbt so tiefschwarz wie der Nastaucr, dafür ober durchscheinender. In Schlesien gibt es bei Scitenberg in der Grafschaft G'atz sehr harten hellgrauen Marmor, der zum Ersatz des Carroromarmors für Tischplatten in Schlächter- läden und Konditoreien und für Waschtische vortrefflich geeignet ist. Auch bei Regensburg harren sthr schöne gelbe Marmore der Erschließung, und selbst Westfalen Ist in der leMen Zeit mit großartig gefärbten Marmoren aus dem Markt erschienen. Auch Deutsch-Oesterre'ch verfügt über herrliche Marmore im Salzburgischen, fleischfarbig und rot. die im baverischen Kiefers- feldon bearbeitet werden. Sie sind von größter Tragfähigkeit und eignen sich wegen ihrer Helle und Zähigkeit vorzüglich zu Fußboden- platten. Seil wann kennen wir Milliarde und Million? Wir sprechen heute von einer Milliarde wie von»twas Alltäglichem, während unsere Großväter noch kaum gewußt haben, was überhaupt eine Milliarde Ist. Wie stark sich der Begriff für große Zahlen er- wettert hat, ergibt sich, wenn man die Eeschicyte der einzelnen großen Zahlworte verfolgt. Nach einem Aufsatz in„Reclams Uni- versum" war der Zahlbegriff Million dem Altertum und dem frühen Mittelalter noch ganz fremd. Es ist bezeichnend, daß derjenige, der das Wort..milione", d. h. Großtausend, geprägt hat. ein Reisender war, der Benetianer Marco Polo, der auf seinen Fahrten um die
internationaler Kapitalismus Europa und Deutsch - land aus dem unglücklichen verelendeten Zustande herausführen. Der im internationalen Handel sich jetzt arg bemerkbar machend« Ausfall von deutschen, russischen und österreichischen Käufern ängstige di: großen Produktionsstaaten, und nur um diese Abgang« in Zukunft zu sichern, hätten sie ein Intereste an unserem Wieder- erstarken. Zur Innenpolitik ubergehend hob Dr. Sttesemann di« Notwendigkeit der Mehrerzeugung hervor, da wir zugrunde gehen müßten, wenn wir weniger produzieren als verzehrten und meinte, daß man hinsichtlich des Achtstundenlages die Ansicht ver- treten könne, daß der Lchtftunventag fallen könne, wenn ein« Bm» einbarung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat zustand« käme, ohne daß der Staat darnach das Recht habe, sich in diese Ang-Iegen» heit einzumischen. In Fällen wirtschaftlicher Nottage müßt« der Reichskanzler zum mindesten berechtigt sein, Mehrarbeit zwangsweise anzuordnen._
Die Festnahme Roßbachs. In der Sonntagnummer haben wir von der Festnahme und Wiederfreilossung des Freischavenführer» Roßbach Mitteilung gemocht. Der amtliche preußische Pressedienst hatte der Presse von der Verhaftung Roßbachs und ihrer Begründung Kennt- nis gegeben. Er wird beschuldigt, im preußischen Staatsgebiet in den letzten Wochen eine sehr reg« Tätigkett in der Begründung und Propagierung von Geheimorganifattonen entfaltet zu haben. Nachdem diese längst erforderliche Festsetzung erfolgt war, wurde Roßbach, wie wir ebenfalls bereits mitteilten, von dem Er- mittlungsrichter des Staatgerichtshofes, der b«> sonders von Leipzig nach Berlin gekommen war, wieder auf freien Fuß gesetzt. Roßbach selbst hat darauf ougenschein- lich die schwerindustriell« Telegraphenunion, di« für die Geheim- organisationen immer eine besondere Vorliebe zeigt, informiert und die Telegraphenunion setzte sofort di« Nachricht in die Well, der amtliche Preußische Pvestedlenst Hab« eine„Falschmeldung" verbreitet. Roßbach sei gar nicht ver hast et, sondern nur auf dem Polizeipräsidium vernommen wordenl Diele Darstellung der„Telegraphenunion" ist eine grobe Irreführung der Oeffentlichkeit. Der Jurist mag unterscheiden zwischen Verhaftung und Festnahme. Im Sprach- gebrauch des Volkes aber ist derjenige verhaftet, der in der Absicht der Festhaltung von den Behörden in seiner Freiheit beschränkt wird. Das lag hier ganz zweifellos vor. Die Abteilung I» des Berliner Polizeipräsidiums hatte Roßbach vorläufig festgesetzt, nach» dem sie ihn auf dem Lehrter Bahnhof in Empfang genommen hatte. Der Ermittlungsrichter hatte den Erlaß eines Hastbefehls abgelehnt, weil nach seiner Meinung ein Fluchtverdacht nicht vorliegt, weil Roßbach einen festen Wohnsitz in Wannsee hat und er ihm außerdem ehrenwörtlich versprochen hat, jedem Ruf der Polizei binnen 12 Stunden Folge zu leisten. Ob diese Freilassung richtig war oder nicht, bleibe dahingestellt. Tatfache ist, daß das Verfahren gegen den Freischärler weitergeht und daß die Beschuldigungen aufrechterhalten wer- den. Wir wollen nur hoffen, daß in dem entscheidenden Lugenblick der Ehrenwort-Roßbach nicht spurlos verschwunden sein wird.
llebensmittelunruhen im Rheinland . Köln . 13. November.(Mtb.) Am letzten Freitag kam es in dem Industrievorort KLin-Kalt zu Plünderungen der Lebensmittelgeschäfte. In mehreren Großhäusern wurden die Fensterscheiben zertrümmert und mit dem Ausräumen der Läden begonnen. Die Hauptverkehrsstraßen wurden von Tausenden von Menfchen durchzogen, die durch«in starkes Aufgebot berittmer Polizei auseinandergesprengt wurden. Köln , 13. November.(MTB.) Die Ausschreitungen, die am Freitag in dem Vorort Kalt begonnen hatten, sind am Sonn- abend fortgesetzt worden und haben im Laufe des Tages auch auf der Vororte Mülheim und C h r e n f e l d übergegriffen. In einzelnen Geschäften wurden Fensterscheiben zertrümmert. Einzelne Beamte, die eingeschritten waren, wurden mit Steinen beworfen, so daß sie stch mit der blanken Waffe wehren mußten. In Ehren- seid gab u. o. ein Polizeiwachtmeifter, den di« Menge vom Pferd« reißen wollte, in der Notwehr einen Schuß ab. Schließlich wurde die Menge zerstreut. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. .i.'� i- L---U-...------ 1 � 1-U*' Welt seinen Gesichtskreis und ebenso seinen Begriff für Zahlen ge- wältig erweiterte. Er wendet in seiner 1293 geschriebenen Reise- beschreibung das Wort„mi'.ione" an, um die ungeheure Menge der in China lebenden Menschen zu bezeichnen. Eine derartige De- völkerungsfülle, die in dem damaligen Europa ganz unbekannt war, bedurfte eines neuen Worte». Aber bei Marco Polo ist der Begriff Million nur eine ungefähre Massenangabe: als Zahlwort erscheint es erst gegen Ende des 1ö. Jahrhunderts. Daß aber nun ein Mensch eine Million von Werteinheiten sein eigen nennen könnte, das ist erst viel später so geläufig geworden, daß man für sie ein beson- deres Wort prägte. Die Bezeichnung Millionär, die erst durch Roth- schild populär wurde und noch unseren Vätern so gewaltigen Respekt einflößte, ist zuerst von Jean Paul in Umlauf gebracht worden. Heute�Ist die Benennung eines reichen Mannes als Millionär bereits veraltet. Wir hören nur noch von Milliarden: ober dies Wort war dem Deutschen vor 1870 ganz fremd. Es wurde zuerst nach dem Frankfurter Frieden als Bezeichnung von 1000 Millionen jje- läufiger, da die Franzosen damals die Milliardenentschädigung zanl- ten.' Die romanischen Völker haben übrigens für den Zahlenbegriff von 1000 Millionen das Wort Dillion, das wir Deutsche anwenden, um die„astronomische Zahl" eine Million Millionen auszudrücken. Einführung des metrischen Systems ln Rußland. Ter Rat der Volkskommissare hat einen neuen Plan der Einführung des meiri- fchen Systems in Rußland , die schon verschiedentlich, aber erfolglos in Angriff genommen war, bestätigt. Danach müsien die metrischen Gewichts-, Längen und Hohlmaße in den Kcmmisiariatcn für Außen- Handel, Post und Telegraphen und Gestindheitswefen zum 1. Januar 1923 eingeführt fein. Dom 1. Januar 1924 bis zum 1. Januar 1927 müssen die einzelnen Maße zu verschiedenen Terminen in allen Volkskemmissariaten, dem Obersten Volkswirtschaft»�!, dem Groß. und Kleinhandel durchgehend eingeführt werden. Alle Behörden sowie staatlichen und privaten Unternehmunaen sind angewiesen worden, unverzüglich nach diesem Plane zur Einführung des metrischen Systems zu schreiten und ihre Angestellten damit vertraut zu machen._
Ter Ktt-ist-PreiS 1022. Ter DerlranenSmann der ttlellt-Stislimg- fordert Ib-ring, bat den Kle st-Pre!« biete» Iobres Bertbold Brecht sitr(eine die! Taameir.Trommeln in der Nacht*..Baal*»nd.Im Dickicht * zuerkannt Er bat ferner drei ebrende Ermähnungen auSaelpiochen»nd zwar iiir Girrft B a r I a ch iDrarnen: Der arme Better*..Die echten Sed eirrundö*»nd.De » tole Tag*), serncr Einst Weih»Drama:.OiYv'Pia*» und Uli K li nr I ch für sc n Trauerspiel.Der Toten Heimkeb:*. Jap.inikche Htlfe für die deutsche Wissenschaft. Sin japanischer Mrosninlernchiner Hajimi Hoibi bat auf drei Jahre einige bunde�r Millro» nen Marl sür die deutsche Wissenschalt, rnSbeiondere für die chcm.lchen Jnstilute in Dahlem gestrstet. Sine Statistik der ainerikanischen Etgeubetme. In einer ossr- zielleu Statistik de» amerikanischen Handelsministeriums, die tn der .Um'chau* wiedergegeben wird, wird die Zahl der Bewohner der Städte von über IM 090 Einwohner, die in einem eigenen Hause leben, graphisch dargektellt. Die aeringlre Zahl von Sigenheimbeiiser» gab ti 1910 in New Aort: 12,7 Broz. der t 278 Atl vlebäude waren von einer Iamili« bewohnt. Die größte Zahl chon Eigen Häusern gibt e« in DeS Maine « in Jova. wo von den öl 644 Häusern 31,1 Proz. den darin Wohnenden gehörten.