englischen Arbeiter sind den festländischen Regierungen für diese süße Fürsorge so dankbar, daß alle Versuche der eng� lischen Huckerfieder, sie zur Betheiligung an der Agitation gegen die Ausfuhrvergtttungen auf dem Festland zu bewegen, elend gescheitert sind. Der Holl bezw. die indirekte Steuer auf Kaffee beträgt im Verein, gten Königreich 14 M. pro Zentner, in Deutsch - land 20 M. Der Thee wurde bis zum Vorjahr in England mit 6 Pence---- 50 Pfg. pro Pfund besteuert, angesichts der Ueber- schüsse im Budget aber die Steuer auf 4 Pence— 33Vs Pfg. pro Pfund herabgesetzt. Infolge dessen hat sich der Konsum, der bereits 1839 184 Millionen Pfund betrug, um beinahe 7 pCt. gehoben, so daß der Schatzkanzler Goschen bei der Vorlage des neuesten Budgets im Kapitel, Ein- nahmen aus der Thee-Abgabe, statt einen Ausfall von einem Drittel nur einen solchen von einem Fünftel zu verzeichnen hatte. Die Steuer ist allerdings immer noch um 33 Vz Pf. zu hoch, aber auch diese werden über kurz oder lang schwinden, ihre Abschaffung ist nur eine Frage der Zeit. In England reduzirt man die noch vorhandenen Steuern aus Lebensmittel, selbst auf solche, die nach Bis- marck„Luxusgenüsse der Arbeiter" darstellen, wie aber sieht es in dieser Hinsicht in Deutschland aus? Auch die an der zttirten Stelle befindliche Angabe über das Wahlrecht der englischen Arbeiter ist un» richtig. Der englische Arbeiter braucht nicht„ein selbst- ständiges Haus"— soll heißen selbständig ein Haus— zu bewohnen, um das Wahlrecht für die Parlamentswahlen zu haben, sondern es genügt, wenn er eine Wohnung, und bestehe sie auch nur aus einem Zimmer, selbständig inne hat. Die Resormbill von 1884 scheint Herrn Geh. Berg- räth Nasse, der dieses Kapitel bearbeitet, unbekannt ge- blieben zu sein. Der englische Arbeiter hat zwar noch nicht das allgemeine Wahlrecht, aber er ist ihm schon bedeutend näher, als nach der Wahlreform von 1867, auf die Herr Nasse verweist. Bei den Wahlen von 1868 betrug die Zahl der stimmberechtig- ten Personen in England 2 469 968, bei den Wahlen von 1885 5 731 481, mehr als das Doppelte. Und man darf nicht vergessen, daß das englische Parlament eine ganz andere Macht besitzt als der Deutsche Reichstag. Daß sich gerade die englischen Bergarbeiter dessen bewußt sind und ihren Politischen Einfluß in jeder Weise zur Verbesserung ihrer ökonomischen und sozialen Verhältnisse geltend zu machen suchen, wird übrigens von den Verfassern selbst festgestellt. Wir gehen darum hier auf dieses Thema nicht weiter ein. Auf Seite 139 und 140 findet sich eine summarische Gegen- Überstellung der ökonomischen Verhältnisse der englischen und der rheinisch-westfälischen Kohlen-Bergleute. Die Verfasser halten sich auf Grund ihrer Ermittelungen zu folgender Fest- stellung berechtigt: „Von den Hauern in Northumberland -Durham ab- gesehen, verfährt der englische Bergmann , Sonnabends ausgenommen, durchs chnittlich längere, im Wochen- durchschnitt oder im ganzen Jahre aber weniger Schichten als der deutsche Bergmann und verwendet daher häusiger als dieser ganze und halbe Tage für Erholung, Zerstreuung, Liebhabereien und Besuch von Versamm- l un g e n. „Sofern hiermit Kosten verbunden sind, so gestattet ihm das der höhere Lohn. Vor allem aber verwendet der Engländer seinen höheren Lohn dazu, besser zu essen und zu trinken, d. h. sich kräftiger zu nähren als der deutsche Bergmann : daher die größeren Leistungen der Engländer. „Die Wohnungsverhältnisse sind in England, der Landes- sitte entsprechend, durchschnittlich vielleicht etwas sauberer, jedenfalls aber nicht geräumiger und nicht billiger als bei uns. Dazu hat der englische Bergarbeiter weit weniger Gelegenheit und daher(!) weniger Streben, eigenen Grund und Boven zu erwerben und sich ein dauerndes eignes Heim zu gründen wie sein deutscher Kamerad. „Bei Arbeitsunfähigkeit infolge von Krankheit, Unfällen und Alter stehen dem englischen Arbeiter, außer bei Be- triebsunfällen, keinerlei gesetzliche Ansprüche (von den Verfassern selbst unterstrichen) auf Unterstützung und Renten zu; er ist, will er nicht der allgemeinen Unter- stützung nach dem Poor Law(dem Armengesetze) anheim- fallen, lediglich auf Privatversicherung und auf Privatunter- stützung angewiesen." nicht. Andreas Hofer selbst hatte sich dabei«inen Namen gemacht, der ruhmvoll durch die Alpenthäler klang, und wer den bärtigen Andrä, der durch seine Geschäfte weit im Lande herumgeführt wurde, nicht von Angesicht zu Angesicht kannte, der hatte doch von seiner Tapferkeit und seinem un- erschütterlichen Gottvertrauen gehört. Der Brief, den heute Nessing seinen Freunden vorlas, ermahnte zwar auch wieder zur Geduld, enthielt aber wenigstens einen Hoffnungsschimmer. Der Schleier der Liebesgeschichte barg die Mittheilung, daß die Erzherzöge Johann und Karl eins Unterredung mit dem Kaiser, dem erdichteten Brautvater, gehabt hätten. Zwar hätte derselbe auch jetzt noch nicht seine Zustimmung zu der Parie ge- geben, aber auch nicht mehr Nein gesagt. Unbildlich ge- sprachen, so erhellte aus dem Briese, daß die Frage der Kriegsbereitschaft Oesterreichs verhandelt worden wäre. Leider stände es damit schlimm; die Kassen wären erschöpft und die Rüstungen könnten daher nur langsam fort- schreiten. Die Freunde sollten den Muth nicht sinken lassen und die von ihnen geplante Organisation, welche völlige Billigung fände, rüstig weiter führen. „Jetzt, Ihr lieben Freunde, wer hat Recht behalten?' fragte Hofer, nachdem Nessing zu Ende gelesen hatte.„Hat unser Herrgott ein Einsehen und ein Erbarmen mit de, Roth Tyrols?" „Freilich," versetzte Hueber nicht ohne Spott,„da das Kind vor Hunger schreit, denken sie daran, den Acker zu pflügen. Wann, meinet Ihr denn, wird das Brot gebacken sein?" „Wir brauchen halt auch noch Zelt, um berelt zu sein," bemerkte Nessing.„Die neue Getränksteuer treibt uns zwar die Wirthe im ganzen Land in die Arme, aber es ist doch noch manche Masche an dem Netz zu stricken. Ueber den Brenner sind wir noch nicht hinüber." „Alleweile kommen wir auch über den Berg." sagte Hofer gelassen.„In Sterzing und Gossensaß haben wir bereits Freunde und auch im oberen Innthal spinnt es sich sachte an. Also Geduld, Freund Hueber. Unser guter Kaiser Franz wird uns nicht stecken lassen, und meme Ahnung Der Schlußpassus zielt auf die Schöpfungen der deutschen Sozialpolitik, soweit ihr nicht schon durch die deutschen Knappschaftskassen vorgegriffen wurde. Geben wir zu, daß die deutsche Arbeiterversicherung trotz allerhand Mängel doch etliche Vortheile für den Arbeiter darbietet— wie theuer muß der deutsche Arbeiter diese Vortheile er- kaufen, oder vielmehr, welch hoher Preis wird ihm dafür abgenommen! Soviel können selbst die Herren Bergräthe nicht in Abrede stellen: während der Dauer seines Arbeits- Verhältnisses ist der englische Bergarbeiter durchaus besser daran, als sein deutscher Kamerad; er wird besser bezahlt, er hat mehr Zeit der Muße, er ist in jeder Hinsicht unab- hängiger— mit einem Wort, mehr Mensch als jener. Volttifrhe ZUcberstrhk. Berlin , 13. Mai. DaS Einkomme»steuer-Gefetz ist nun endlich auch vom Herrenhause angenommen und wird demnächst als Gesetz publizirt werden. Dann werden sehr weitläufige Arbeiten der Einschätzungskommissionen nöthig werden. Auf die Ergebnisse derselben neugierig zu sein, hat man alle Ursache, denn sie werden annähernd zeigen, wie viel unsere besitzenden Klassen Jahr aus Jahr ein an Steuer gut gemacht haben.— Wieder einmal ein sozialdemokratischer Vorschlag, dessen Vernünftigkeit die Gegner anerkennen müssen, nachdem sie ihn ein volles Jahrzehnt verspottet und verhöhnt hatten! Mit Bezug auf die zweite Vertagung des Relchs- tags schreibt die„Nationalliberale Korrespondenz": „Es drängt sich die Frage auf, und sie ist in parlamen- tarischen Kreisen auch vielfach erörtert worden, ob es nicht überhaupt zweckmäßig wäre, die Arbeiten einer Legislaturperiode auf deren ganze Zeit gelten zu lassen, so daß die Sessionen nicht geschlossen, sondern alljährlich vertagt würden. Es würde nur eine formale Verfassungsänderung erforderlich sein und die Folgen wären in vieler Beziehung wesentlich vortheilhaft. Regelmäßig würden die Kommisfions- arbeiten die ganze Eesston hindurch gelten. Das Budget könnte und müßte ja alljährlich neu vorgelegt und berathen werden, aber der krankhafte Wetteifer gewisser Parteien, sich in Einbringung agitatorischer„Initiativanträge" zuvor- zukommen, wurde in erwünschter Weise eingedämmt werden. Zudem werden auf viele Sessionen hinaus Fragen der sozialpolitischen und wirthschaftlichen Gesetzgebung den Reichstag hauptsachlich beschäftigen und die Thatigkeit von Kommissionen in Anspruch nehmen, Fragen, deren Lösung meist mehr als die Zeit nur einer Session erfordert. Dazu kommt die Berathung des bürgerlichen Gesetzbuchs. „Vorläufig ist die Frage angeregt, wir glauben, daß sie bereits in den nächsten Tagen in der prak. tischen Form eines Antrags den Reichstag wie die Presse beschäftigen wird, und wir möchten heute bereits annehmen, daß die große Mehrheit der ruhig Erwägenden dem Vorschlage der Vir- einigung der Eessionsarbeiten zustimmen wird." Wie gesagt— seit 10 Jahren haben wir diesen Vor- schlag befürwortet— auch neuerdings wiederholt im „Vorwärts"—, allein stets wurde uns entgegen gehalten, die Sache sei„unpraktisch". Es ist genau wie mit dem Zonentarif der Eisenbahnen. Der Zopf und die natürliche Geistesträgheit sträuben sich gegen eine Neuerung, bloß weil sie eine Neuerung ist, auch wenn die Vortheile so sonnenhell und so greifbar daliegen, wie in diesen zwei Fällen.— Herr Bichl , der bayrische Zunstfritze, sucht sich für die blamable Rolle, welche er im Reichstage spielt, durch groteske Ausschneidereien in den Kreisen seiner heimischen Kollegen nach Möglichkeit zu entschädigen. Ueber sein neu- liches Renkontre mit Birk hat er in einem Münchener Lokalblatt(„Fremdenblatt") eine renommistische Münch- hausiade veröffentlicht, die an den biederen Junker Fat- st a s s erinnert: der arme Birk wird von dem fürchterlichen Bramarbas Biehl mit Haut und Haaren aufgespeist. An dem ganzen Bericht ist nur dies wahr, daß Birk dem bayrischen Zunftfritzen die unverdiente Ehre anthat, ihn ironisch„Genossen" zu nennen— alles Andere ist eitel Flunkerei. Thatfächlich hat Herr Biehl auf die Angriffe Birk's nichts zu antworten gewußt; und daß se,n Aussall aus den abwesenden Grillenberger dlS sagt mir, daß der Tag unserer Befreiung nicht mehr fern ist." Nessing lächelte unmerklich zu dem festen Vertrauen, daS der treuherzige Sandwirth in seine Ahnungen setzte; denn er dachte an die leeren Kassen in Wien . Hueber sagte: „Dir ahnt immer nur Gutes, Freund Andrä." Dieser versetzte:„Dahingegen muß ich doch Einsprach' thun. Aber ich wollte, es wär' so." „Am besten wäre, sie schickten uns Einen her," meinte Hueber,„der sähe dann mit eigenen Augen wie eS steht." „Ja, wenn der junge Erzherzog Johann selbst kommen könnte!" sagte Hofer.„Der hat ein Herz für unser Laub. Aber das geht nicht an. Und so ein Schreiber, der sieht nur immer, was er sehen will, nicht wie es wirklich aus- schaut. So ein Schreiber ist viel zu klug, als daß es in der Welt anders ausschauen könnte, als er es sich vorstellt." Nessing und Hueber lachten und dann redeten die Drei noch Manches mit ruhigem Bedacht über ihr Vorhaben ab, für das ihre Herzen so warm schlugen. „Und jetzt, Ihr lieben Freunde, frisch anZ Netzstricken, wie es der Nessing nennt," scherzte der Sandwirth, indem er mit Hueber ausbrach. Bor dem Hause trennten sich ihre Wege. Andreas Hoser bestieg in den: Wirthshause zur Sonne sein Rößlein, das er dort eingestellt hatte, und trabte munter gen Meran . Sein langer schwarzer Bart wehte im Winde wie eine Fahne. Peter Hueber war angeblich aus Weinkauf nach Bozen gekommen, und als er von dem goldenen Engel, wo er eingekehrt war, abhibr, lagen auf leinem Wägelein einige Weinfäßchen. Alle Drei aber strickten fleißig und umsichtig weiter, und alle Heerstraße:: und Bergpfade entlang, bis in die einsamsten Thäler hinein liefen allmälig die Fäden und verschlangen sich zu einem Netz, das sich über ganz Tyrol brettete. Die Wirthshäuser an den Straßen und Berg- lehnen aber bildeten in diesem Netze die Knotenpunkte; von ihnen gingen die Fäden nach allen Richtungen aus. in ihnen verknüpften sie sich. Die Jugend von St. Vigil kostete ihren Triumph von Verleumdungssucht und grober llmvkssenhekt tirt war, das ist dem Herrn Biehl sogar von Schneidt, den er als Eideshelfer heranzog, in dessen von uns veröffentlichter Erklärung schwarz aus weiß b e s ch e i- nigt worden. Wenn keiner der sozialdemokratischen Ab- geordneten die Angriffe des Biehl auf Grillenberger gleich in der Sitzung wioerlegte, und wenn Bebel, der sich schon zum Wort. gemeldet hatte, wieder aus das Wort verzichtete, so hat das seinen sehr ein- fachen und natürlichen Grund darin, daß— wie schon früher erwähnt— die sozialdemokratischen Abgeordneten aus den konfusen Bemerkungen deS Herrn Biehl nicht klug wurden und nicht wußten, was er eigentlich meinte. Sozial- demokratische Abgeordnete lieben es aber nicht, ins Blaue hinein zu reden, wie der bayerische Zunftfritze Biehl.— Udo Graf zu Stolberg hat im Herrenhause den Antrag eingebracht, daS Herrenhaus wolle beschließen,' die königliche Staatsregicrung zu ersuchen: „in Erwägung»u ziehen, ob sich zur Verhütung einer mög- lichen Getreidetheuerung eine vorübergebende Herab- setzung der E i sen b a h n- G üterta ri f e für Ge- treibe und Mehl empfiehlt?" Dem Antrage sind folgende Motive beigegeben:„Da die Landwirthe sich zur Zeit nicht mehr im Besitze nennens- I werther Getreidevorräthe befinden, so liegt die Gefahr vor, daß durch Börsenspekulationen der Getreidepreis bis zur I nächsten Ernte unnatürlich in die Höhe getrieben wird. I Die königliche Staatsregierung wird daher ersucht, zu er- i wägen, ob es angezeigt erschemt, einer solchen Spekulation durch eine vorübergehende Herabsetzung der Eisenbahn -. Getreidetarife entgegenzutreten." Wozu denn in die Ferne schweifen, möchten wir dem. edlen Grafen zurufen, liegt das Gute doch so nahe! Wozu die Frachttarife ermäßigen, die doch nur geringe Besserung- zur Folge haben könnten, wenn man mit einer Aufhebung der j Getreidezölle, und sei sie auch vorerst nur eine zeitweise, der ganzen Preissteigerung den Garaus machen würde. Ja, i aber da liegt der Hund eben begraben, denn darauf i wollen sich die Stolberg's, Helldorff's, Schlieben und wie all' die Jtzenpl:tze heißen, nicht einlassen; j nichts ist ihnen w:chtiger als die Erhaltung der sie be- l reichernden Getreidezölle! Doch den Junkern ist alles I gleich, wenn nur der Profit der Zollpolitik ohne Unter- brechung in ihre Taschen fließt. Doch der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht; dies gilt auch von den Getreide- zöllen Das Ende der agrarischen Zollpolitik naht heran, früher, als es sich Manche träumen lassen, und ein Symptom hierfür ist unzweifelhaft der Antrag des Grafen Stolberg, den wir am Anfange dieser Notiz zum Abdruck brachten, Da? deutsche ReichSgericht, dem wir bereits die Erfindung der Dlätenprozesse, der konkludenten Handlungen und der Schriftenverbreitung durch Abonnement verdanken, hat seinen zahlreichen Lorbeeren ein neues Blatt angefügt: es hat nämlich bei Prüfung der Revision eines Preß- Prozesses den staunenswerthen Satz entdeckt und aufgestellt, daß der Korrektor, der Alles lese, für den Jnhatt einer Schrift verantwortlich sei. Das Urtheil ist zwar ftir die Herren Korrektoren außerordentlich schmeichelhaft, dürfte stdoch trotzdem bei allen nicht vorschriftsmäßig jurifffsth dressirten Menschenkindern ein arge» Kopfschatteln zur S0�c haben. Wir wollen die nähere Begründung abwarten, cht wir uns weiter aussprechen.— Der schon oft als bevorstehend fignalisirte Rücktritt deS Eisenbahnministers von Maybach soll nun wirklich zur> Thatsache werden. Die„Köln . Ztg." meldet hierüber auS> Berlin : In Kreisen des Eisenbahnministers zweifelt man nicht länger daran, daß der Rücktritt des Eisenbahn- Ministers unmittelbar bevorsteht. Derselbe sandte dem Kaiser Sonntag sein Entlassungsgesuch zu, dessen Annahme nicht zu bezweifeln ist. Wir gehörten nie zu den Lobrednern des zurücktretenden Ministers, wir fühlen auch heut« nicht den Beruf hierzu in uns, müssen aber doch seiner wirklichen Verdienste auch gc- denken: der trotz aller Fehler und Bereicherungen von Spekulantengruppen rasch durchgeführten Eisenbahnverstaat- lichungen und seines Austretens gegen die Kartelle der Groß- industrie. Freilich stehen diesen Vorzügen größere Fehler gegenüber, von denen wir auch nur zwei hervorheben wollen sein verknöcherter Standpunkt in Sachen der Tarispolitik, msbesonders der Reform der Personentarife, wo er sich selbst über die Mannschaft deS Oberlieutenants von Rcitzenstein voll auS. War Ambros durch seine rasche Entschlossenheit die Führerschaft zugefallen, so verlangten nun seine alten Freunde und Kameraden von ihm, daß er sie auch ausübe; und wollten ihn bei ihren Zusammenkünften in den Wirthshänsern nicht missen. Er schloß sich denn auch nicht a::S; allein er war nicht mehr der Alte. Merkten es seine Kameraden nicht, so doch Stasi, daß ihm die rechte Hcrzensfreudigkeit bei dem lustigen Treiben fehlte. Eine düstere Gluth glomm in seinen Augen. Während die Jugend eine Gelegenheit herbeiwünschte, um sich mit den Unterdrückern Tyrols ernstlich zu messen, fehlte es unter den älteren und namentlich den vor- mögenderen Leuten nicht an solchen, die schon im Geiste die Soldaten racheschnaubend mit Feuer und Schwert in St. Vigil einfallen sahen. Der Besitz ist keine Quelle, aus der man Muth trinkt. Indessen geschah das Gefürchtete nicht. Der Kreis- Hauptmann von Hossstetten mußte sein heißes Verlangen, die Vigiler zu züchtigen, einstweilen unterdrücken; denn mit de: kleinen Macht, die ihn: zu Gebote stand, in die Engpässe des Gader- und Vigilthales einzudringen, wäre Wahnsinn gewesen. Statt der bayrischen Soldaten erschien eines Tages in St. Vigil ein Gerichtsbote mit einer Vorladung für de» Pfarrer vor dem Kreishauptmann. Er war beauftragt, die Vorladung Herrn Molleubech� selbst zu übergeben und den Empfang von ihm sich be« scheinigen zu lassen. Vefa weigerte sich jedoch, in vorzulassen- denn der hochwürdige Herr wäre krank und läge zu Bett- Sie sprach die Wahrheit. Tie Aufregung der jüngst� Ereignisse hatte den Greis auf das Krankenlages geworfem Aber er hatte nicht gewollt, daß der Arzt au» Bruncck geholt würde. Nur müde wäre er und schP. Vefa ob ihrer wehle:d:gen Miene, daß sie ihm nicht gönnte, sich einmal in seinem langen Leben ordentlich zuruhen. (Fortsetzung folgt.)
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