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gierungsfrage vorhanden gewefen find, nicht unüberwindlich waren. Gewiß sigt in der Deutschen Volkspartei Herr Stinnes, aber ich habe schon in Görlig darauf hingewiefen, daß man es sich abge­wöhnen müsse, Harrn Stinnes zum schwarzen Mann zu machen. Aber man muß auch auf der anderen Seite daran festhalten, daß Herr Stinnes überall da, wo er ist, nicht zu übersehen ist, und daß man draußen der Meinung ist, daß Herr Stinnes in seiner Frattion einigen Einfluß hat. Es ist bekannt, in welcher Weise Herr Stinnes auf die letzte Note des Kabinetts Birth eingewirkt hat, und wie er jenen Mann, der, folange er bei uns war, als literarischer Raufbold galt, in der Deutschen Allgemeinen Zeitung" gegen die jeweilige Regierung Raufboldpolitik treiben läßt. Das find Dinge, über die wir auch dann nicht hinwegzusehen vermögen, wenn die Gleichung richtig ist, daß die Deutsche Bellspartei nicht gleich Stinnes fei.

Man muß begreifen lernen, wie die Arbeiter fich gegen den näheren und engeren Zusammenschluß mit einer Partei auf­bäumen, in deren Reihen ein führender Politiker ist, dessen Weisheit lehter Schluß es ist, daß die Arbeiter auf zehn bis fünfzehn Jahre hinaus zwei Stunden mehr arbeiten müffen, ohne Mehrentschädigung für dieje zwei Stunden Ueberarbeit. Ich möchte auch nicht unterlassen, diejenigen Mitglieder der Deutschen Bolkspartei, die literarisch für die große Koalition eintreten, zu bitten, etwas verfichtiger zu sein. Wenn diese Herren der Auffassung Ausdruck geben, daß die große Koalition gemacht werden soll, um durch die Hintertür deutsch nationaler Politit eine Be­tätigungsmöglichkeit zu geben, so werden sie doch verstehen, daß wir das allergrößte Mißtrauen gegen eine solche Bolitik haben.( Sehr wahr! bei den So3.) Herr Hergt hat seiner Freude über die Um­stellung der Regierung Ausdruck gegeben. Ich glaube nicht, daß diese Umstellung vorhanden ist, bin vielmehr der Meinung, daß die ganze Haltung der Deutschnationalen auf eine Umstellung schließen läßt. Der Fall Müller wäre dem deutschen Volke erspart ge­blieben, wenn man bei der Zusammenstellung der Regierung die Fraktionen gefragt hätte.( Allgemeine Zustimmung.) Damit ist m. E. ein für allemal der Beweis dafür erbracht, daß das System, das bisher bei der Regierungsbildung geübt worden ist, doch nicht so viel schlechter war als das System, dos man jetzt in Anwendung gebracht hat. Ich bin im übrigen der Meirung, daß die Geburts wehen des Kabinetts nicht länger gedauert hätten, wenn man nach dem Zusammenbruch der alten Koalition einfach die Arbeits­gemeinschaft mit der Bildung der Regierung betraut hätte. ( Sehr richtig! bei den Soz.) Ein solcher Wechsel der Regierung wird im parlamentarischen System immer wieder vorkommen. Auch die französische Republik hat den von dem Fürsten Hohenlohe und dem Grafen Münster in den siebziger und achtziger Jahren prophezeiten Grafen Münster in den siebziger und achtziger Jahren prophezeiten Niedergang des parlamentarischen Systems" überstanden, sie hat ihre ersten fünfzig Jahre hinter sich, sie hat sogar den Weltkrieg über­wunden, und auch wir werden diese Zustände überwinden.

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Abg. Sollmann- Köln( Soz)[ persönlich]: richtig. Berschwiegen wird nur in dieser Zuschrift, daß der In der Erklärung der Reichsregierung zum Fall von Dr. Karl Reichskanzler Dr. Wirth ausdrücklich sofort selbst hinzugefügt Müller- Bonn stehen u. a. die Sätze: Auf Wunsch des Herrn Müller hat:" Das bedeutet aber nicht die große Koali hat nach einem Beschluß des Rabinetts der Reichsminister der Justiz tio n." Danach ist also der Reichskanzler Dr. Wirth unmittel in der vergangenen Nacht die gegen Herrn Müller erhobenen Bor - bar vor dem Ausbruch der Krise der Meinung gewesen, daß die würfe sofort untersucht. Hierbei hat Herr Abg. Sollmann er Herstellung der großen Koalition in diesem Augenblick nicht Närt, er tömme selbst nicht behaupten, daß Herr Müller zu irgend- möglich ist. Ist das aber der Fall- und der Reichskanzler einer Beit die Loslöfung der Rheinlande vom Reiche erstrebt oder Dr. Birth und alle übrigen Teilnehmer an der Sigung werden gewollt habe." sich dieses Sachverhalts erinnern, dann kann nicht die Sozial­demokratie schuld daran sein, daß die Regierungsfrise ausge­brochen ist, nachdem die anderen Parteien diesen Boden ver= lassen haben.

Um den neuen Ernährungsminister.

Da die Form diefer Erklärung zu dem Mißverständnis Anlaß geben fann, ich hätte irgendeine meiner Behauptungen zurüd genommen, ober auch nur gemilbert, habe ich folgendes im Rahmen einer persönlichen Bemertung festzustellen: Nach der gestrigen Reichstagssigung ließ mich Reichsjuftizminifter Dr. Heinze in das Amtszimmer des Reichskanzlers rufen, wo ich neben dem Reichsjustizminister Herrn Dr. Karl Müller vorfand. Später nahm an der Sigung, die bis gegen Mitternacht dauerte, der Reichsarbeits­Die Reichsregierung hat schon am Sonnabend Versuche minister Dr. Brauns teil. Ich habe aus Loyalität mich zu diesen zur Neubesetzung des Reichsernährungsministeriums uuter­Besprechungen zur Verfügung gestellt. Ueber den Verlauf der Sigung habe ich für meine Berfon zu erklären: Ich habe eine genommen. U. a. wird auch Frhr. v. Loe als Nachfolger des drängte Skizzierung meiner Reichstagsrede gegeben und habe zurückgetretenen Ernährungsministers genannt. Hieran schreibt der Sozialdemokratische Parlamentsdeinst:

fein Wort, teine Behauptung zurüdgenommen. Dr. Müller hat nicht eine einzige meiner Behauptungen widerlegen Herr Loe ist ebenso unerträglich wie der vergangene Reichs­können. Ich habe in meiner Reichstagsrede behauptet, baß ernährungsminister. Loe ist Monarchist vom Scheitel bis Dr. Müller Vorsitzender eines Aktionsausschusses zur illegalen zur Sohle. Noch in allerjüngster Zeit hat er nicht nur die republi­Herbeiführung der rheinischen Republik gewesen sei. Diese Be- fanische Staatsform öffentlich in unsachlicher Weise bekämpft, son­hauptung ist nicht widerlegt und nicht erschüttert worden. Ich dern sich auch gegen die geseglichen Maßnahmen der habe behauptet, daß in diesem Akionsausschuß unter dem Vorfiz Regierung Wirth mit aller Entschiedenheit gewandt. Bor Dr. Müllers intime Gesinnungsfreunde Dr. Dortens faßen. Das allem ist er Anhänger der freien Wirtschaft, wie sie von den deutsch­hat Dr. Müller bestätigt. Ich habe behauptet, daß diese Freunde nationalen Bauern aufgefaßt wird, ein Mann, dem von der Ar­Dr. Müllers mit der franzöfifchen General Mangin über die beiterschaft kein Vertrauen entgegengebracht wird. Die Haitung der rheinische Republik zur Information der franzöfifchen Regierung Sozialdemokratie gegenüber einem solchen Mann ist daher von selbst perhandelt haben. Das hat Dr. Müller nicht nur bestätigt, fondern gegeben. Herr Cuno tut nur gut, sich Kräfte auszusuchen, deren hinzugefügt, daß Dr. Dorten, persönlich an dieser Reise der Freunde Dr. Müllers beteiligt war. Dr. Müller hat bestätigt, daß Bergangenheit ernsthaft mit dem Geist der republikanischen Ber­er von dieser Reise bei Gründung feines Attionsfomitees unter- faffung vereinbar ist. Handelt er dem zuwider, dann trägt er zu richtet war. Dr. Müller hat ferner zugegeben, daß in seinem einem noch schnelleren Ende seiner Regierung bei, als es in der Aftionskomitee sich Loslösungsbestrebungen vom Reich geltend Deffentlichkeit bisher vorausgesagt wurde." machten. Er hat feinen Angaben nach sich dann zurückge­30gen. Dr. Müller hat jedoch nichts davon gesagt, daß er einen einzigen dieser ihm bekannten Verschwörer gegen das Reich dem Das Berl. Tageblatt" nannte gestern als Urheber des ver­Strafrichter ausgeliefert hätte. Mithin: Herr Reichsminister a. D. Dr. Müller stand im Sommer 1919 mit erklärten Mitkämpfern hängnisvollen Einfalls, Herrn Müller- Bonn zum Minister zu Dortens in einer Linie; er war Bertrauensmann der illegalen Atti- machen, den Staatssekretär im Reichsernährungsamt Busch". Hier Rheinlande scharf verurteilten putschistischen Aktionsausschusses. der Zentrumsabgeordnete und rheinische Bauernvereinsleiter Busch, piften; er war Vorsitzender eines von allen deutschen Parteien der muß es sich um eine Verwechslung handeln. Gemeint ist offenbar Darum war er als Reichsminister unmöglich. er als Reichsminifter unmöglich.( Lebh. Zu der eine Zeitlang parlamentarischer Staatssekretär im Landwirt­stimmung bei den Soz.) schaftsrat war. Dieser Busch hatte schon im vorigen Jahre Herrn Müller- Bonn zur Verwendung im preußischen Landwirtschafts­ministerium empfohlen.

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Nach einer furzen Geschäftsordnungsdebatte, in der sich Abg. Roen en( Komm.) gegen die angebliche Vergewaltigung der Kom­munisten durch den Schluß der Debatte wendet, wird der Antrag der Demokraten: Der Reichstag nimmt Kenntnis von der Erklä rung der Regierung. Er billigt, daß die Regierung die Note vom 13. November zur Grundlage ihrer Politik machen will" gegen die Stimmen der Kommunisten und der Ledebour- Gruppe ange­nommen. um Darauf vertagt sich das Haus auf Montag, den 4. Dezember, nachmittags 2 Uhr. Schluß: 3 Uhr.

Auch wir werden zu einer gefestigten Republik kommen, meil Deutschland nur als Republik in der Zukunft leben kann.( Leb haftes Bravo! bei den Seg.) Wir mögen im einzelnen Fall zur Re­gierung, Cuno lehen, wie wir wollen; wir werden jederzeit bereit fein, wann und wo es notwendig ist, für die Republik mit unserer ganzen Kraft einzutreten.( Lebhaftes Bravo! links.) Wir betrachten die Regierung Cuno als eine verfassungsmäßige, wir sehen zu unferer Freude in ihr auch eine ganze Reihe von Herren, die mit Herrn Stinnes zu reden diskontfähige Unterschriften haben. ( Heiterkeit links.) Wir haben die Hoffnung, daß es dieser Regierung gelingt, bei der Durchfegung der Note dasjenige für die Stühung der Mart zu tun, was unserer Auffassung nach im Mittelpunkt der deutschen Politik stehen muß. Bon den Reparationsverhandlungen, die vor der Tür stehen, wird vieles für das Schicksal des deutschen Boltes abhängen. Wir werden deshalb alle Schritte der Regierung, die in der Richtung der Stabilisierung der Mart gehen, unterstüßen, wir werden überall dort, wo wir die Initiative der Regierung ver­miffen, sie darauf aufmerksam machen, daß unserer Auffailung nach mehr getan werden muß. Wir werden dort, wo wir andere Wege eingeschlagen wissen wollen, diese Wege anzeigen. Aber wir werden den Boden der fachlichen Opposition nicht verlassen. Das ist die Ron­sequenz des parlamentarischen Eystems, daß die Parteien, die nicht in der Regierung figen, als Opposition außerhalb der Regierung| stehen. Wo sich das parlamentarische System durchgesetzt hat, wird die Opposition niemals die Interessen des Landes ver leben. Denn die Opposition wird immer das Bestreben haben, die Regierung von morgen oder übermorgen zu sein. Die Massen werden unsere Stellungnahme begreifen, denn sie haben nach dem schmählichen Zusammenbruch des Obrigkeitsstaates beffer begriffen, als viele Parlamentarier in diesem Hause, was Parlamentarismus heißt.( Stürmischer Beifall bei den Soz.)

Gräber.

Bon Josef Maria Frant.

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Nochmals die Schuldfrage.

Wer hat Wirth gestürzt?

Zum Fall Müller- Bonn.

Wenn übrigens jetzt geraten wird, ob dieser oder jener Müllers Nachfolger werden soll, so darf man wohl an den seinerzeit im Reichsrat gestellten Antrag erinnern, diesen Ministerposten einzu­ziehen und das Amt einfach an das Reichswirtschaftsministerium an­zuschließen. An dem Play, an dem der letzte Ernährungsminister, Herr Müller- Bonn, saß, tönnte dann ein fleiner Dentstein aufgestellt

werden.

Verdoppelung der Postgebühren.

Der neue Reichspostminister Stingl beruft die Mitglieder des Verkehrsbeirats beim Reichspostministerium zu einer Sigung

Die Germania " bringt eine Zuschrift aus maßgeben- am 28. November. Zur Beratung fommen Sparmaßnahmen den Kreisen der Zentrumspartei über die Ursachen der letzten der Reichspost und Telegraphenverwaltung; Regierungsfrise. In dieser Zuschrift wird erneut versucht, der ein Antrag auf Einführung von Lebensmittelpaketen zu ermäßigter Sozialdemokratie die Verantwortung für den Sturz der Re- Gebühr; eine beabsichtigte Aenderung des Tarifsystems in Fern gierung Wirth zuzuschieben. Was darüber zu sagen ist, hat ſprechverkehr und eine Vorlage des Reichspostministeriums wegen der Genosse Hermann Müller in der gestrigen Sigung des Erhöhung der Post, Postiched, Telegraphen- und Fernsprech Reichstags ausführlich dargelegt. Wir haben deshalb teine gebühren. Infolge der Geldentwertung will die Reichspost die Beranlaffung, noch einmal auf diese Dinge einzugehen. Postgebühren möglichst zum 15. Dezember wieder er­In dem Artikel wird berichtet von der Sigung des Reichs- fich im allgemeinen wieder um eine Erhöhung von 100 Proz tur auf einen Bunft möchten wir besonders hinweisen. böhen. Bei den Post, Postiched- und Telegraphengebühren soll es fanzlers mit den Parteiführern am Tage der Abreise Barthous. Handeln; bei den Fernsprechgebühren will man die Grundgebühr In dieser Sigung hat Dr. Wirth angekündigt, daß er mit ge- auf der bisherigen Höhe belassen, die Gesprächs- und Neben­eigneten Männern des Wirtschaftslebens behufs Eintritts in gebühren jedoch verdoppeln und die Fernsprechgebühr um die Reichsregierung in Verbindung treten wolle. Das ist das 3 weieinhalb fache erhöhen.

fchied durch einen operativen Eingriff der Reaktion!"," Hier schlum. I bas Maroon Schillings repräsentativ leitete. Und dann folgte mert geduldig der Schutz der Republik und der Republikaner , nach neu einstudiert, a nneles Himmelfahrt", dasselbe Drama, langem Leiden sanft in den Armen des Bureaukratius entschlafen", mit dem Hauptmann schon im faiserlichen Deutschland hier seinen Bon irgendwocher, über die geballten Dächer der Mietskafernen, und hoffen auf ein Wiederauferstehen am jüngsten Tage! Ihre damals, in sein Tagebuch zu schreiben: Ein gräßliches Machwerk, Hier ruhen Dünfel, Größenwahn, Liebedienerei und Ordensstern Einzug hielt. Aber diesmal brauchte kein Fürst zu Hohenlohe, wie in deren einer, oben, unter dem Dach, ich hause und grüble, flattern trauernde Mutter Monarchia!" Sch manderte weiter und gelangte sozialdemokratisch- realistisch, überhaupt einfach scheußlich", und nach­durch den eintönig tröpfelnden Novemberregen zwölf Glockenschläge. zu einem riesigen Gebäude, der Börse. An ihrer Stirne grinste die her durch Champagner und Kaviar sich wieder in Stimmung zu Ein neuer Tag wird den armen von Schicksalsschlägen und Sorgen Grabinschrift: Hier ruhen Kredit und Valuta, gestorben an ver- verfeßen. Diesmal fand die Verklärung des armen, von Not und zerquälten und von eigenen Blutsverwandten mißbrauchten Menschen schiedenen Blutvergiftungen, die infolge der gleichzeitigen Spielereien Seelenqual gehegten Mädchens nur ergriffene Hörer. Die Musik von ausgerufen, ein Tag neuen Jammers und neuer Sorgen, größeren mit den Schwertranten ihren Tod herbeiführten!" Darunter in Mar Marschalt und die szenische Ausstattung, an der Jürgen Leides, traurigsten Erinnerns Totensonntag ! Ich blide hinaus auf die Häuser, die wie Gräber eines Riefen und steige der Dollar! Raffle, Agrarinski, Börsehnänerich und neu erwies, bereitete die rechte Atmosphäre. Sowohl die naturalifti Riesen- Streideschrift:" Ruhe fanft und kehr nicht wieder! Es blühe, wachse Fehling seine bereits in der Boltsbühne bewährte Meisterschaft firchhofes flamm und drohend sich rings in den Nevember himmel Michel v. Lande, G.. b. 5." ſteilen. schen Elendsbilder des Armenhauses in rembrandtschem Helldunkel Jetzt ruhen sie und schlafen sie, die armen Tretmaschinen des Hannele mit dem Glanz seiner Erhöhung und den endlich visionär wie die auf der Bühne vertörperten Phantasien des sterbenden Alltages, müde und für eine Nacht den Toten gleich; all das Leid und Elend, Not und Sorgen, die noch vor Stunden sie beschwerten, erschauten Schönheiten des Himmels boten den künstlerisch voll­sind vergessen. endeten Rahmen für das erschütternde Gemälde der aus irdischer Qual in seine Wunschwelt flüchtenden Seele. Lucie Mannheim Noch einige Stunden und sie werden erwachen und sich des war Hannele Mattern, gang herb, von Not und Angst zerrüttet, traurigen Tages erinnern und dann an ihre Toten und Begrabenen wundervoll in der Sprache, alles Süße vermeidend, aber in ihrer denten. Und wem ein Grab in einem der vielen Kirchhöfe da Seligkeit doch nicht ganz aus der Starrheit gelöst. Aus dem Chor draußen ist, wird sich mit Blumen und Kränzen aufmachen, zum der Umwelt hoben jich plastisch ab Carl Ebert , voll schöner Friedhof wandeln und des Toten gedenken, der unten den rätsel­Innerlichkeit als Lehrer und Seelenbräutigam, und in prachtvoller haften Schlaf der von Qual und Leid, freffendem Leben zu wunder Urwüchsigkeit Seinrich Witte als Maurer Mattern. Die Regie fomer Ruhe erlösten Glücklichen schläft. Ausdrucks, und so wurde der Abend eine würdige Huldigung für den gab dem Leben wie den visionären Traumbildern gleiche Kraft des Dichter der Armut und des erlösenden Mitleids.

Wo ist für mich, den Fremden, hier der Friedhof? Wo sind die Gräber? Ich denke nach und schließe die Augen, träume und grübele.

Schauder

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ein Grab. Auf dem Steine des noch offenen fein Wort, fein Buch Inzwischen brach der Morgen herein. Bald sah ich nur noch stabe... Bon irgendwoher wimmerten dünne Gloden.... Dem Westen der Stadt näherte sich ein schwarzer Totenwagen, ohne Gespann, doch mit offenem Garge. Die Gestalt im Sarge lebt noch und zudt von Beit zu Zeit auf. Wen will man hier begraben...? Der Wagen schiebt sich näher und immer näher und ich erkenne: von tausend Ge­ftalten wird er geschoben, von aufgepeitschten Fanatikern, Links­rabifalen und Rechtsraditalen, mit Sowjetstern und Hakenkreuz, ge­treu vereinft mit Schiebern und Wucherern, habgierigen Bauern und Denunzianten und unreifem Gesindel! Starr ergreift mich ein gewinngierigen Agrariern, lauen und laschen Bürgern, erbärmlichen wen will man lebendig begraben? Da springt einer Unendliche Traurigkeit ergreift mich. Ich sehe uns ertenne: der Hammer in der Fauft, fniet sich zu dem neben dem Grabe liegenden Dor, Haß und Rashgier im fanatischen Despotengesicht, Meißel und Kirchhof ist hier und nicht draußen, hier die Stadt selbst, wo jede Steine nieder und meißelt: Hier liegt Mietstaserne das Maffengrab von Familien, jedes Herz die Afchen- Republif!" begraben die urne irgendeiner Hoffnung, eines Wunsches, einer Sehnsucht ist! Und wie von einem Traumzustand ergriffen, durchwandelte ich noch lebende Gestalt im Sarge; die Kehle schnürt sich mir zusammen; Ich lese und fasse entfekt meine Schläfen; ich sehe die zuckende, von meinem Fenster aus die Straßen und Gänge dieses unendlichen ich presse stöhnend aus mir heraus" Hilfe! Hilfe!! Für die Was ist das für ein Dom? fragte ich mich, als ich meine Traum- Republif! Die fie begraben wollen!!! Hil- und erwache Gierig und feucht gleitet der helle Frühnebel um die Miets= pilgerschaft begann. Da las ich am Giebel des prunkvollen Ruppel- fajernen. Die Morgenglocken wimmern den Totensonntag ein; fie farges: Hier ruht die verstorbene Religiosität nebst ihren Kindern wimmern: Freiheit?!? Berfassung?!? Wahrheit?!? Demokratie?!? beriet man über den Antrag, der Not der Privatdozenten durch an­Die Not der Privatdozenten. Im Hauptausschuß des Landtages Glaube, Liebe und Hoffnung! Sie starb an einer durch die Miß- Brüderlichkeit?!? Gräber.! handlungen der Großen, die sie als Werkzeug benutzt hatten, zu­gemessene Unterhaltsteihilfen sowie durch Erteilung von Finsteres Gewölt hüllt die Erde ein; Kälte und Gleichgültigkeit, Lehr aufträgen mit einer Vergütung in Höhe des Einkom gezogenen Schwindsucht!" Und daneben das Schloß, das auf die Mut- und Troftlosigkeit erstarrt in den Herzen, die einst voller Leben mens von Stufe 10 abzuhelfen. Die Forderungen wurden auch auf Stadt von oben herabsteht! Ist es nur ein Steleit vergangener und Sehnsucht waren, die nun auch zu einem großen Teile Gräber die Privatdozenten an den Technischen Hochschulen ausgedehnt. Der Jahrhunderte oder selbst ein Grab anderer Stelette? Und ich las: Hier begrub sich die Monarchie! Sie starb an den Folgen ihres find, über denen geschrieben steht:" Hier liegt die Hoffnung be- Antrag selbst wurde einstimmig angenommen. graben Größenwahns und einem novemberlichen Luftzuge!" Und hier zur Kameraden der Stunde und des Leides, der Menschenerniedri­Rechten...? Das Zeughaus? Hier ruht das geronnene Blut und das zerfetzte Fleisch einiger Millionen Menschen; ihre Leiber gung und Menschensehnsucht, denkt an die Gräber und öffnet die Augen! Denkt an die Republik , die sie begraben wollen, an eure Republik ! Es ist Totensonntag ... Denkt an das, was tot ift...!

Totenackers

sind in fremder Erde verfault!"

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Ich ging weiter, am Ministerium der Stünfte vorbei, und las: Hier suht die Kunst, die Lafaienverstand und Herrendünkel, Zensur­schnüffelei und Gedankenfesseln fnebelten und preßten!" An den Theatern hatte ich gelesen: hier ruhen die Genies, die man im Leben" Hanneles Himmelfahrt " im Staatstheater. Nach all den hat verhungern lassen und nach ihrem Tode schändet!" Grab- anderen Bühnen hat nun auch das Staatliche Schauspiel inschriften über Grabinschriften an den Ministerien: Hier ruht die haus seine Hauptmann- Feier veranstaltet, und zwar als Festoor­halbe Nation! Sie starb an der anderen Hälfte!", hier ruht gott- stellung für den Berein Berliner Preffe". Weihevoll wurde sie ein­ergeben und fanft die Demokratisierung der Berwaltung! Sie vere geleitet durch das Vorspiel zu den Meisterfingern non Nürnberg ",

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Theater in der Königgräherstraße. Der prachtvolle Hahnrei", tragische Posse von Ferdinand Crommelynd. Dieses Stück des jungen flamländischen Dichters erzählt mit ver­trat zum Schluß spontanes Bischen entgegen. Demnach bedarf dieser zerrender Uebertreibung die Geschichte eines Eifersüchtigen, der seine Frau felber zu einem anderen schickt. Dem konventionellen Beifall Mißerfolg noch einer furzen fritischen Besprechung, die nachgetragen werden soll. -dt.

Der Klassiterstep. Man schreibt uns: Plötzlich fühlst du im Kon­zert, daß einer in der Nähe tattmäßig mit der Stiefelspitze auf den Boden flopft. Wüßtest du, wer es ist, du fönntest ihm sagen, daß man bei Beethoven feinen Step tanzt. Indes fönnte der Zattvolle folchen Borirag als Tattlosigkeit empfinden, und so bist du machtlos, denn dein leises Sft" wird von dem Klopfer höchstens als unmusi falische Störung eingeschäßt, die ihn nicht zu beirren braucht. Wird freilich das Taktmaß durch Läufe und Lariationen etwas zurück­gedrängt und so der Klopfbetrieb durch unbegreifliche Komponisten­launen erschwert, so pausiert der Steper wohl rajche Thema wieder herauskommt, lächelt er strahlend in die Runde sowie aber das feiner Bewunderer: er fann wieder flopfen und fäumt nicht, forte