brauche» an den Steuereinnahmen des Reiches. Er be- trägt mehr als drei Viertel. Ihm gegenüber steht eine Steuerleistung von Besitz und Kapitalverkehr in Höhe von rund 2 0 M i l- l i a r d e n Papiermark, die für die besitzenden Steuerzahler tatsächlich nichts anderes als Papiermark sind, während sie für den unterbezahlten Lohnarbeiter tatsächlich Einbuße an Kaufkraft vorstellen, die sie nicht später einmal durch die Geldentwertung ausgleichen können. Eine wesenlliche Folge der Geldentwertung ist es, daß die Erträge der meisten Steuern bereits nach den ersten sieben Monaten dieses Jahres schon bedeutend größer sind, als man im Voranschlag für das ganze Jahr an Einnahmen erwartet hatte. Das gilt auffallenderweise nicht für die Erbschaftssteuer. Obwohl doch auch erhebliche Sach- werte vererbt werden, deren Wert in Pcwiermark ganz enorm gestiegen ist, bat sich der Ertrag der Erbschaftssteuer gegen das Vorjahr bis jetzt noch nicht einmal verdoppelt. Ganze S29,K Millionen wurden durch die Erbschaftssteuer auf- gebracht. Die gewaltige Schonung des Besitzes, eine Folge der Geldentwertung, nicht der Steuergesetze selbst, geht auch aus folgender Gegenüberstellung hervor: Die Zwangs- a n l e i h e hätte mit den 70 Milliarden Papiermark, die man von ihr erwartet, mehr als zwei Drittel des im Haushalt vorgesehenen Steuersolls aufgebracht. Würde der Betrag jetzt nicht erhöht, so wird sie noch nicht die Hälfte von dem aufbringen, was allein an Verbrauchssteuern und aus der Einkommensteuer einging. Uebrigens waren Ende Ok- tober dieses Jahres für die Zwangsanleihe erst 2,7 Milliarden Mark eingezahlt. Die ungeheure Belastung des arbeitenden Volkes durch die Steuern, der eine ebensolche Schonung des Besitzes gegenübersteht, zwingt zu einer durchgreifenden Reform der Steuergesetzgebung. Wir brauchen nicht neue Steuern, son- dern wirksamere Steuern auf den Besitz. Hierzu gehört in erster Linie die Einführung einer N a t u r a l st e u e r für die Landwirtschaft nach den Vorschlägen des oldenburgischen Ministerpräsidenten Tanzen und auch im übrigen eine un- mittelbare Beteiligung des Reiches an den Erträgnissen des Sachbesitzes. Die Naturalsteuer für die Landwirt- schaft wäre um so notwendiger, als man dadurch endlich ein- mal aufklären könnte, in welchem Maße schon jetzt die Leute, die mit Begeisterung eine Brotzuschußsteuer fordern, zur Deckung der Staatsausgaben und zum Ausgleich des Defizits beitragen. Die amtliche Steuerstatistik in ihrer jetzigen Form gibt darüber keinen Aufschluß. Wir glauben aber mit Recht annehmen zu müssen, daß sich da, wenn man die gegenwärtigen Steuern zugrunde legt, erschreckend niedrige Steuerleistungen der Großagrarier herausstellen wuroen. Jedenfalls geht es so wie bisher, wo die Besitzsteuern nur dem Namen nach existieren und auch dann nur einen win- zigen Bruchteil der Reichsausgaben decken, während die Ar- beiterschaft und die Verbraucher ein Uebermaß an Steuern zu leisten haben, nicht mehr weiter. Die Arbeiter und Ge- haltsempfänger tragen heute nicht nur wirtschaftlich, sondern auch steuertechnisch das Reich. Ihnen jetzt noch Aufgabe des Achtstundentages zuzumuten, ist angesichts dieser Steuerziffern eine besondere Dreistigkeit.
bleiben. Nach dem Gesetz sollen ausländische Wertpapiere! Umlagepreis anliefernden Mengen auch tatsächlich abge- ohne inländischen Kurswert mit den Kursen oder Werten vom liefert werden. Die bürgerlichen Parteien haben sich bei der
3t. Dezember 1922 angerechnet werden. Bei Wertpapieren, die auf eine am 31. Dezember 1922 der deutschen gegenüber hoch- wertigen Währung lauten, ist für die U m r e ch n u n g in die inländische Währung der Durchschnittsturs der ausländischen Währung zugrunde zu legen, die ermittelt wird aus der durch drei geteilten Summe der Kurse am Ende der ersten Hälfte der Jahre 1920, 1921 und 1922 einerseits und aus den Kursen vom ersten Börsentage des letzten Vierteljahres des Kalenderjahres 1922 andererseits. Für die e r st e V e r- anlagung der Vermögens st euer sind inländische und ausländische Wertpapiere mit Durchschnittskursen zu be- werten, die nach demselben System ermittelt werden sollen. Die näheren Bestimmungen zur Ausführung dieser Vor- schriften soll der Reichsfinanzminister nach Anhörung von Sachverständigen erlassen. Bisher waren von der Zwangs- anleihe Vermögen bis zu 100 000 Mk. befreit. Diese Frei wurde bei einem Dollarstand von 200
letzten Korrektur der Umlagepreise nicht daran gekehrt, und es ist sehr zu befürchten, daß sie auch jetzt den Agrariern ohne wetteres nachgeben werden. Um so mehr wird die Sozial- demokratie darauf bedacht sein müssen, zu verhindern, daß der Lieferstreik noch durch Preisaufschläge begünstigt wird. Braunschweig für Zwangswirtschaft. Draunschwelg. 30. November. (WTB.) In der heutigen Sitzung des Landtages wurde ein sozialdemokratischer An- trag angenommen, der die Landesregierung beauftragt, bei der Reichsregierung auf Wiedereinführung der Zwangswirtschaft für Lebensmittel und Bedarfsgegenstände zu dringen: des- gleichen ein Antrag auf Entsendung einer aus Mitgliedern des Land- tages und Vertretern der Verbraucherfchast bestehenden Kommission nach Berlin , die mit der Reichsregierung über eine Besserung der Lage der am schwersten leidenden Bolkskreise oerhandeln soll.
grenze wurde bei einem Dollarftand von'<200—»00 Mk. er-..„......___ rechnet und soll jetzt auf 200 000 Mk. erhöht werden. Eine Die kathottschen MvelterverelNe gegSN 1!.UN0 entsprechende Erhöhung der beiden anderen Freigrenzen von�(5ine Xogung der katholischen Arbeitervereine des 300 000 auf 600 000 Mk. und' von 1 Million auf 2 Millionen gj�irts Düsseldorf auf der 45 Bereine vertreten waren, nahm ist ebenfalls vorgeschlagen. Der G e g e n w e r t der Zwangs- �e Entschließung an. in der es heißt: anleihe wurde mit einer Milliarde Goldmark fest- � Der außerordentliche Bezirkstag der katholischen Arbeiterver- gelegt, und die Regierung hat den aufzubringenden Betrag eine 00n Düsseldorf Stadt und Land weist die Aufmerksamkeit der mit 60 Milliarden Papiermark angenommen und danach den gesamten Arbeiterschaft auf die verhängnisvolle wirtschaftliche und Tarif aufgestellt. In der Begründung zu dem vorliegenden poetische Entwicklung hin, die dazu angetan ist, die soziale Stellung Gesetzentwurf wird gesagt, daß die fortgeschrittene �r Arbeiterschaft herabzudrücken. Mit besonderem Nachdruck be- Geldentwertung nicht gestattet, an der gesetzlichen �,.1, wir. daß eine„Produttionspolitid'. die auf eine grundsätzliche Fixierung eines bestimmten Betrages festzuhalten. Außerdem �r praktische Beseitigung des Achtstundentages ab- sei der Grund für die Fixierung, sich auf jeden Fall einen unseren entschlossenen und entschiedenen Wi- Betrag von 70 Milliarden zu sichern, weggefallen, da infolge i h erstand finden wird. In den Betrieben sind Technik und Or- der Geldentwertung mit einer Ueberschreiwng gerechnet wer-! gmisation der Produktion zu verbessern, nicht zuletzt durch Mitarbeit den müsie. Aus diesen Gründen sollen im 8 1 des Zwangs-. der Betriebsräte. Die Zahl der Fabrikbeamten zur Beaufsichtigung der anleihegefetzes�die Worte„in Höhe�von 70 Milliarden"�und, Arbeiter ist zu vermindern. Die Einstellung alter Osfi
im Z 27 die Bestimmungen über Nachforderung bzw. Rück- erstattung gestrichen werden. Der Gesetzentwurf soll mit rückwirkender Kraft vom 25.Juli 1922 in Kraft treten._ Neue Forderungen öes Reichslanöbunöes. Abbau der Umlage.— Allgemeine Brotznschuststeuer. Der Reichslandbund hat dem noch immer nicht ernannten Reichsernährungsminister, für den der deutsch - nationale Staatssekretär H e i n r i c i die Geschäfte führt, eine Reihe von Forderungen unterbreitet, deren� Endzweck die
Verminderung der freien Getreidewirt allgemeinen Brotes ist.
. zu mammm ziere in so hohem Maß« bei der Industrie, wie es heute geschieht, ist produktionsmindernd. Dem Kabinett Cuno steht die Arbeiterschaft ablehnend gegenüber. Es wird schwer halten, diesem Kabinett im Bolke festes Bertrauen zu verschaffen. Angesichts der unklaren Verhältnisse und dem Mangel an krafwoller Führung im deutschen Parteiwesen ist die bürgerliche Arbeitsgemein- schaft eine Gefahr für die demokratische und soziale Entwick- lung der Republik . Was man glaubte mit der bürgerlichen Arbeits- gemeinschaft erreichen zu können, wird nach unserer Meinung wirk- samer durch ein« Arbeitsgemeinschaft all-r sozial und republikanisch Gesinnten herbeigeführt werden.'
�ienöerung der Fwangsanleihe! Dem R e i ch s r a t ist der Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Gesetzes über die Zwangsanleihe zugegangen. Der Entwurf enthält eine Reihe von Aende- rungen, die dürch die Geldentwertung notwendig geworden sind und sich auf die Bewertung der Wertpapiere, auf die Er- höhung der Freigrenzen und die Streichung der Vorschrift über die Nachforderung sowie Erstattung, je nachdem die Ein- nahmen aus der Zwangsanleihe den Bettag von 70 Milliarden um mehr als 4 v. H. übersteigen, oder hinter ihm zurück-
Umlage, die Einführung der ch a f t und die Schaffung einer Brotzuschußsteuer zur Berbilligung des Bezeichnend ist dabei, daß die Landwirte diese Forderung aufstellen, obwohl in einer Reihe von Bezirken mit schlechteren Ernteergebnissen die Umlage bereits herabgesetzt worden ist, gleichwohl aber die Pflichtlieferungsmenge ttotz Verlängerung der Lieferzeit nicht zur Ablieferung gelangte/ Die Forderungen haben also offenkundig den Zweck, dem bis- her mit nicht unbettächllichsm Erfolg« geführten Lieferstreik die Krone aufzusetzen. Wir verkennen durchaus nicht, daß es �.......,..........,....____._.. Landwirte gibt, die im Interesse der Produktionssteigerung! Soldaten mcht �r aufgelöste und daher mcht ex.st.-r°nde„Verband glauben, die freie Wirtschaft fordern zu müssen. Von den maß- � naNonalgestnnte S-'ldaten 1 geblichen Führern des Reichslandbundes können wir das nicht
Nur ein Schreibfehler! Dem Manne im Reichswehrministerium, der im amtlichen Aus- hang für den verbotenen«Verband nationalgesinnter Soldaten' Reklame macht, erwächst ein Verteidiger in dem östlichen Schriftleiter der antisemitischen«Deutschen Zeitung". Dieser Freund des Herrn aus dem RWM. stellt sich über den.Vorwärts' enttüstet und behauptet, eine einfache Anfrage im Reichswehrministerium würde uns überzeugt haben, daß es sich nur um einen Schreib- fehler handle. Gemeint sei der„Nationaloerband deutscher
annehmen. Wären sie von der Unmöglichkeit der Umlage so überzeugt, so hätten sie es nicht notwendig gehabt, die E r n t d» statistik zu fälschen, indem sie ihre Anhänger zur Hinterziehung der notwendigen Angaben über Getreideanbau aufforderten. Eine neue Heraufsetzung des Umlagepreises ist unbegründet, solange die zum zweiten Drittel der »Umlage gehörigen Mengen nicht gegen den für diese fest- gesetzten Preis zur Ablieferung gelangt sind. Selbstverständlich kann man den Landwirten nicht das Recht zu der Forde- rung aberkennen, auch den Umlagepreis der mit der Geld- entwertung steigenden Produktionskosten zu erhöhen. Vor- aussetzung dafür aber ist, daß die. zu dem einmal festgesetzten
Der deutschvölkische Vertrauensmann etwelcher Herren aus dem RWM. verrät in seinem Eifer zuviel. Was müssen das für repu- blikanische Gehirnstrukturen fem, die es zulassen, daß man gewisser- maßen gewohnheitsmäßig den Namen eines verbotenen Verbandes braucht, während man doch gerade einen harmlosen ver- wenden wollte! Es scheint, daß solche harmlosen Verwechselungen in der Wehr der Republik nicht ganz selten sind. Ein Ausschuh für Veamkenabbau. Der Hauptau-schuß des Reichstags hat einen Unterausschuß eingesetzt, der sich fortlaufend mit Abstrichen an der Beamienzahl, namentlich in den Ministerien, bc- schäftigen soll. Dem Ausschuß gehören an die Abgeordneten S t ü ck l e n(Soz.), Schmidt(Dnat.), K l ö ck n e r(Ztr.), Q u a a tz(D. Dp.) und W i e l a n d(Dem.).
Der gute Gesthmack. Konzertumschau von Kurt Singer . Es gibt eine Reaktion gegen allerhand Modernismen und— sagen wir'« nur offen— Scheußlichkeiten der Musik. Die Ueber- treibungen nach der einen Seite hin, die etwa beim Kubismus, der färb- unb_ klanglosen Musik-Architektonik enden, provozieren einen gar nicht immer ungesunden und oft ganz Instinktiven Widerwillen des Publikums gegen alles Neu«. Das ist wieoerum eine große Ge- fahr, aber sie wächst mit der Unmöglichkeit, schnell Spreu von Weizen, Sonne von Nebel, Mache von Genie-Einfall im Musikantischen zu unterscheiden. Reaktion gegen Zöpfe und Puder ist gut: aber auch gegen erotisches und anderes Importparfüm. Man konnte so etwas von tiefer Sehnsucht nach bewährter und ewiger Kunst im letzten Konzert der Etaatsoperntapelle bemerken: dort begeisterte sich«ine — allerdings_ konservativ gedrillte— Gemeinde derart an einer Haydn-Sinfonie, daß Abendroth einen Satz wiederholen mußte. Am liebsten hätte man bei Furtwängler ähnlich das ganze Concerto grosso von Händel(v-Dur) noch einmal gehört. Diese 6 Sätze sind ckllerdings auch so voller Leben, Empfinden, Schönheit, Reinheit und Feierlichkeit, daß kein Mensch von Geschmack an ihnen vorbeihören kann. Sie holen sich ihr Material zum Teil aus der kleinen Cäcilien-Ode und zeigen in ihrer leuchtenden Durcharbeitung ganz moderne Züge. Das Streichorchester füllt di« Harmonien und Klangfarben so aus, daß ein Cembalo überflüssig wttd. Die Soli 'Ü? spielten van den Berg, Holst(Geige) und Kirchberger (Cello) höchst delikat. Ein« Händcl-Arie wurde dann von Erb stilistisch fein, aber ohne sehr viel Modulation oder gar Seele gesungen. Zu- letzt dirigierte' Furtwängler , von dem wir viel Großartiges gewöhnt sind, die Eharakierbilder zur Faust-Sinfonie Liszts so monumental, scharf umrissen, daß wirklich von der Staubschicht, die selbst auf diesem historisch bedeutsamen Werk liegt, alles, aber auch alles fortflog. Eine wahre Meist«rleistung. Es ist Zeit, daß die Mitglieder der Volksbühne diesen Mann, den einzigen Nachfahren Nikischs, einmal kennen lernen. Ist nun das olles wirklicher Publikumsgeschmack? Man sollte sich dessen freuen. Ein altdeutscher Volks! iederabend bringt altes, wertvolles Sangmaterial in den äußerst treffsicheren, gewandten Bearbeitungen von Heinrich Weinreis ans Tageslicht. Ein Tummelplatz für die nach froher und weher Melodie Suchenden. Ein paar köstliche Proben(1». bis 17. Jahrhundert) boten Herta Stolzenberg und Ludwig Heß , beide einfach, schlich», in Ton und Ausdruck, nerade hierdurch aber im Stil der Zeit und der Motive bleibend. Kahn begleitete graziös, und der Thielsche Thor übertraf sich wieder einmal selber. Sehr kühn warfen die Geschwister A m- st a d Aug' und Sinn auf atlitalienische Kammerduette und Arien. Wenn man die beiden Damen hörte, merkte man kaum die Schwierig- leiten dieser Arien. Menuetts. Duetts von Astorga. BononcinI, Le- grenzi, Searlatti usw. Ein Sopran(der nicht frei von Schärfe ist) und ein Mezzo-Sopran(der in der Alt-Tiefe ausdrucksvoller werden kann)«inten sich hier zu einer bis ins kleinst? durchdachten, klug abgestimmten und fein ausgeglichen«», einheitlichen Leistung. Das alles hatte Stil, besonders noch in der cembalistischen Unterstützung durch Frau Ehlers.
Der große Konkurrent dieses Cembalo, das auf lange Zeit hinaus monoton klingt, der Flügel, wurde von vielen Berufen«» und Halb- berufenen bemüht. Sind Jacob R o o s und Rudolf Reuter gute pianistische Begabungen, ist L a m b r i n o«in kräftiger, baumeist» licher Liszt-Spieler, so ist Achron unter den Jüngeren der Besten einer. Wie er das Klavier liebt, so liebt es ihn wieder. Seine Haupt- stärke: russische Musik: Mischung aus starkem Griff und zartem Tasten, unfehlbare Technik und poesievolle, nachdenkliche Aus- arbsitung melodischer Werte lassen ihn selbst aus der Reihe der Be- rufenen noch um ein Stück herausragen. Manja B a r k a u bewährte sich wiederum als«ine Sopranistin von besten Vortragsmanieren und prachtvoller Musikalität: selbst den dramatischen Akzenten Trunkscher Liedpoeste wird sie gerecht, doch ist ihr hierin der temperamentvolle Begleiter Lollerthun noch über.(Die reizende Derlainesch« Allee, ein Da-capo-Lied Trunks, könnte auch heißen:«Wer will unter die Soldaten?" Dies nebenbei!) In Gluck- und Händel -Arien zeigte Asta D a l g a a r d zwar gutes Stimmaterlal, aber eine kaum unter- bietbore Gleichgültigkeit und Stumpfheit des Ausdrucks. Was noch zu verderben war, verdarb Dr. Gatz, der sich aber in reinen Orchester- stücken wieder routiniert herauspaukte.
Die Gebrauchszeattale. Vielzuvielen, die in spekulativer Absicht jetzt die Hallen Nr Berliner Hotels bevölkern, haben natürlich durchaus nicht di« Absicht, traue Berliner zu werden. Wenn sie ihr« Geschäfte besorgt haben, fahren sie in die Heimat. Zu den Ge- schästen aber gehört es vornehmlich, sich mit allerlei schönen Ge- brauchs- und Luxusdingen vollzusaugen, die man heute nirgendwo so resolut und so valutarelativ billig bekommt wie in Berlin . All diese Dinge wollen nun freilich auch über di« Grenze gebracht werden. Zu diesem Zweck« müssen sie des Glanzes der Neuheil beraubt werden. So sieht man manchen durch die Berliner Hotel - hallen mit schmerzlich verkniffenem Gesicht hinken— er ttitt die Stiefel für seinen„kleinen" Bruder ein. Findige Köpfe bieten sich sogar den Aufkäufern an, neue Sachen wie— alt harzurichten. Ich weiß nicht, ob diese Allerweltshelfcr aus Nr Antiquitätenbranche kommen, in Nr man ja in der Antikisierung zeitgemäßer Erzeugnisse vor keinem noch so fern siegenden Jahrhundert zurückschreckt. Jeden. falls wenn nun bald de? Aufkäuferstrom verebbt sein wird, könnten sich diese auf Alt gestimmten Seelen mit Erfolg Nm Antikenhandel zuwenden. Besondere llehung haben sich die Altmacher auf dem Gebiete der Lederwaren angeeignet. LeNrjacken, Koffer, Reife- necessoirs. Ledcrkappen, dos erhält alles im Nu die Patina längeren Gebrauchs. Es en'wickeln sich geradezu Gebrauchszentralen, die, in verschiedenen Abteilungen spezialisiert, alle nur erdenklichen Ge- brauchegegenstände gegen angemessene Entschädigung auf Alt um- sttmmen. Die hier arbeiten, sind die Kollegen der berufsmäßigen Einkäufer. Sie haben es wie diese verstanden, aus der Not des LanNs eine Untugend zu machen. Wir stehen wirksich verkehrt. Einmal galt es als besonder« Kunst,, alles neu erscheinen zu lassen, heute bemüht man sich zünftig in Gebrauchszentralen, Neues in Altes zu verwandeln. Deuisch-cnglische Sullurbeziehungen. Der Sachverständige für Geschichte im Foreign Office, Heodlam M o r l e y, hiell im Von- doner King's College einen Dorttag über das Thema„Der deutsch «
Einfluß auf die britische Geschichte'. Der deutsche Botschafter S t h a m e r, Nr den Vorsitz hatte, wies darauf hin, daß Morley ein genauer Kenner Deutschlands sei, daß er für Land und Leute Verständnis gezeigt habe und in feinem Buche über Bismarck Gründlichkeit mit Wahrheitsliebe vereine. In seinenr Bor trage schilderte Morley den jahrhunNrtelangen kulturellen Einfluß Nutschen Denkens und Nutscher Kunst auf Eng- land. Er sagte, Deutschland Hab« eine hervorragende und aus- gezeichnete Rolle gespielt, und England verdanke ihm vieles, was niemals verloren gehen könne. Der Borttagend« erwähnte in diesem tusammenhang dl« Sonaten Beethovens, die Bachschen Fugen, die yrik Goethes, die LieNr Schumanns und Schuberts und die Philo- sophie Kants. Der deutsch « Botschafter erklärte, seit dem 12. Jahr- hundert hätten die englische und die deutsche Nation in dauernder Berührung miteinander gestanden, und gute Beziehungen hätten nicht nur in Handel und Schiffahrt, sondern auch in kulturellen Fragen geherrscht. Es würde sich lohnen zu untersuchen, welches der beiden Länder mehr durct, dos ander« beein>.ußt sei, auf jeden Fall hätten beide durch diese Wechselwirkung gewonnen. Die Entscheidung darüber, ob sich die gegenseitige Beeinflussung auch in Zukunft wieder geltend machen werde, liege im Schoß? Nr Götter. Der Vorttag sei zu begrüßen als ein erster Schritt auf dem langen und stekken Wege, Nr vielleicht schließlich dazu führen werde, die beiden Nationen wieder in Berührimg miteinander zu bringen. Die Vollendung des Znnwerkes. Das Innwerk, Bayerns zweit- größtes Kraftwerk, geht nunmehr seiner Dollendung entgegen. Es ist zum Unterschied vom Walchen- und Mittleven Isarwerk durch private Initiative, durch die bayerische Aluminium-Aktiengesellschaft, ins Leben gerufen worden. Durch Ausnützung des Inngefälles zwischen Täging und Iettenbach wird die gewaltige Energie von 100 000 Pferdestärken gewannen, wodurch 465 Millionen Kilowatt Leistung erzeugt werden. Die Leistung ist also dreimal so groß wie die des Walcheusees, fast genau so groß wie die des Mittleren Isar- werks. Die umfangreichen Erdarbeiten, an denen seit 1919 zeih weise fast 7000 Arbeiter beschäftigt waren, sind fast vollendet. Die Entnahme des Innwassers erfolgt bei Iettenbach. wo der Inn durcki ein machiiges Wehr gesperrt wird. Ein 20 Kilometer langer Kanal fuhrt das Wasser dem Wasserschloß bei TSging zu. Das so ge- wonnen« Gefälle beträgt 84 Meter. Berichtigung. In unserem Artikel.Der S-rliner Tchaii. I vieler streil- ist durch Dnicksehler ein Satz vollllöndig entstellt und unverständlich geworden, der richtiggestellt iolgenderinasten' heißt:.Seit Iahren ist da» Ideal des deulscheu Schauspieles nicht mehl io rein ge- welen wie in diesem Augenblicke, da es das Materiellste aus sich nimmt: den Streik.' TPielPlonSnderung. In der Staatsoper wird wegen Erkrankung de« Herrn Zalin streitag statt des.Barbiers von Bagdad -.Die stauberstöte- gegeben. Anfang 7'/, Uhr. �' Conrad A» sorge ist schwer erkrankt und in« Krankenhaus gebracht mmwen. um das Konzert, das beule in der Philharmonie stnüsinden soll nickt in urage zu stellen, wird Frödsric Lamond sür den erkrantlen KoUegeu einspringen. Borträge. Freitag 7'!, Uhr beginnt Dr. Günther Just sür de» Monisten bund einen Vortragszyklus über.Den beutigen Stand der Abstammungslehre- Hohenstauseastr. 47/4S.