Das Tagebüg einer Hausfrau
7. Dezember.
Tumult bei den Boxkämpfen im Sportpalast.
Im Sportpalast fam es gestern abend um 10 Uhr, gelegentlich des Borkampfes Wagner- Duisburg und Guiseppe Spalla Italien , zu einem Tumult, wie ihn Berlin seit langem nicht erlebt hat. Die Ursache war, daß Wagner nach drei maliger Verwarnung in der vierten Runde disqualifiziert wurde, so daß der Kampf abgebrochen werden mußte. Im Augenblick, als dieses dem Publikum mitgeteilt wurde, erhob sich ein Der heutige Tag ist noch völlig mit Waschen ausgefüllt. Es ohrenbetäubendes Pfeifen und Toben, das durch kein Mittel gemildert werden konnte. Die Kämpfer mußten den Ring verlassen, während ein Teil des Publikums sich in immer wüsteren Rundgebungen gefiel. Der Tumult dauerte etwa zwanzig Minuten, und als man den letzten Kampf Naujoks gegen Hönscherli, stattfinden ließ, dauerte der Tumult noch weiter an. Es wurden auf die Kämpfer faule Alepfel und die unmöglichsten Gegenstände herabgeschleudert. Die Polizei war völlig machtlos und konnte nur zu einer langsamen Räumung das Ihrige tun. Es dauerte jedoch fast eine Stunde, bis der Sportpalast sich gänzlich geleert hatte,
die Waffenstillstandsbedingungen und der Friedensvertrag von Versailles bekannt wurden. Dieser Bruch des feierlichen Versprechens des Präsidenten Wilson steht einzig in der Weltgeschichte ba. Ohne lange zu fragen, trennte man Millionen Deutsche vom Reiche ab. Und Millionen werden der wohltuenden deutschen sozialen Gefeßesbestimmungen ferngehalten, weil es den französischen Machthabern nicht paßt. Sm 2tugenblid ist man dabei, die Rechte der deutschen Staatsbürger im Rheinlande noch mehr zu beschränken. Von französischer Seite wird mit der Ruhr besehung und der Annexion des Rheingebietes gedroht. Millionen Deutscher sollen rech t- und schuhlos gemacht werden. Das ist das Ziel. Die deutsche war ein riesiges Stück Arbeit. Jezt aber bin ich zufrieden, daß Arbeiterschaft erhebt dagegen flammenden Protest. die Wäsche auf dem Trockenboden hängt. Ich mußte sehr früh Die deutschen Arbeiter waren es, die den Ruf erhoben: Nie aufstehen. Es macht keine Freude, in der zugigen Waschküche zu wieder Krieg!" Sie haben sich als die stärksten Träger des arbeiten, der zu allem Unglück eine Scheibe im Bodenfenster fehlt. demokratischen Gedankens erwiesen und sind gewillt, sich voll Die Kinder waren sich heute den ganzen Tag allein überlassen. und ganz an dem Wiederaufbau zu beteiligen. Erfolgt die Be- Als ich nachmittags herunterfam, halten sie sich wieder einmal ge fegung des Ruhrgebiets, so ist das deutsche Wirtschafts- prügelt. Das ist aber nicht so schlimm, denn sie vertragen fich ja leben der Zerstörung preisgegeben. Die Lebenslage der bald wieder. Der Große mußte heute einholen. Er besorgte: deutschen Arbeiter und überhaupt der weitesten Bevölkerungsfreise ist dann auf das tiefste Niveau herabgedrückt und wird einer chronischen Hungersnot gleichen. Mit der Frankenpolitik versucht man im besetzten Gebiet Röder auszuwerfen. Aber die Rheinländer missen, was das bedeutet, und sie werden darauf nicht hineinfallen. Die deutsche Arbeitnehmerschaft drückt deshalb in diesen schweren Tagen ihren Arbeitsschwestern und-brüdern im besetzten Gebiet ihre wärmste Sympathie aus. Sie ist überzeugt, daß die Bedrängten im Kampfe um das Recht nie ermüden werden. mischer Beifall lohnte den Redner für seine Ausführungen, Am Schlusse der Kundgebung nahmen die Versammelten eine Entfchließung an, in der sie ihre Treue zu den bedrängten Bolfsgenossen fchließung an, in der sie ihre Treue zu den bedrängten Volksgenossen warm und entschieden zum Ausdruck brachten.
Stür
1 Liter Milch
i Brot.
3/4 Bfund Leber
1 Stüd Waschseife.
90 M.
286" 450
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180
aufammen 956 M.
Der Raubmord an der Altfiherin Bergmann in Liebenwalde. Bor dem Schwurgericht des Landgerichts III stand zur Berhandlung wegen Mordes und schweren Raubes der Hausdiener Wilhelm Schmidt aus Berlin. Das Urteil gegen Schmidt lautete megen Beihilfe zum Totschlag, schweren Diebstahls bzw. schweren Raubes auf 10 Jahre 3uchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht.
Dabei passierte dem Jungen, der sonst so zuverlässig ist, ein fleines Mißgeschich. Ich hatte ihm 1000 m. mitgegeben und er hätte mir 44 W, wiedertringen müssen. Er brachte aber zu meinem Erstaunen 144 M. Ich hätte das Geld ja gut behalten können, aber Die Unterschlagungen bei der Lebensversicherung Deutscher ich will meinen Kindern fein schechtes Beispiel geben. So mußte er wieder umkehren und in den Geschäften nachfragen, wo man Lehrer fanden vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte gestern thre sich verrechnet hatte. Er brauchte nicht weit zu laufen. Im Milch- Sühne. Der Buchhalter Georg Bahr hatte Unterschlagungen im laben war schon der Irrtum bemerkt worden. Das Mittagessen Gesamtbetrage von 366 000 m. begangen, die sich bis auf das Jahr dürfte einschließlich Fett, Feuer und Kartoffeln etwa 600 M. fosten. 1910 zurückführen lassen. Das Gericht erkannte auf eine GefängnisOltwig v. Hirschfeld als Zenge. Der frühere Fahnenjunker Oltwig v. Hirschfeld, der durch sein zum Abend gibt es heute Stulle und Suppe und den Rest der strafe von brei Monaten Kartoffeln vom Mittagessen.
Attentat auf Erzberger bekannt geworden ist, mußte gestern Einen Ausnahmetarif für Weihnachtsbäume führt die Reichsvor dem Schöffengericht Berlin- Schöneberg als Zeuge erscheinen. bahn für die Zeit vom 7. bis 31, Dezember 1922 ein, durch den die Die Veranlassung dazu bot eine Verhandlung, die sich gegen nichtungsmittel gibt es verschiedene. Ein gut bewährtes Mittel ist Fracht zu den Sätzen und Bestimmungen der Klasse E statt C seine eigene Mutter megen Diebstahls richtete. Frau die Phosphorlatmerge oder Phosphorbrei, der auf Brot- berechnet wird. Dies entspricht einem Frachtnachlaß von Das Auslegen muß so erfolgen, rund 30 Pro 3. Um so unverantwortlicher ist die Preisv. Hirschfeld perfehrte bei einer Frau Hansen. Dieser waren stücke dünn aufgetragen wird. Gegenstände wiederholt wertvolle abhanden daß Haustiere nicht herantönnen. Auch die meer wiebel hat treiberei auf dem Weihnachtsmarkt, der von den Aufgekommen, und der Verdacht der Täterschaft richtete sich gegen sich bewährt. Will man ihre Präparate auslegen, so muß man sich sichtsbehörden mit aller Energie ein Riegel vorgeschoben Frau v, Hirschfeld. Eine Haussuchung, die in der Wohnung der alte Handschuhe überziehen, weil der Saft der Meerzwiebel ein werden sollte. Im vorigen Jahre war dasselbe Treiben festzustellen, Berdächtigten abgehalten wurde, förderte zwar die vermißten Gegen- starkes Brennen und Jucken verursacht. Arsenik und Strychnin ohne daß eine merkliche Abhilfe geschaffen wurde. stände nicht zutage, es wurden aber eine Schirmhülle und eine sind wegen ihrer starten Giftigkeit nur mit größter Vorsicht ausServiettentasche gefunden. Die Bestohlene, Frau Hansen, zulegen. Hanstiere und Geflügel halte man in den Tagen der erklärte, daß diese Serviettentasche bestimmt ihr Auslegung von den Räumen fern. Nur durch strenge Beachtung Eigentum set, denn eine Freundin habe sie gestickt und werde aller von den Behörden angeordneten Maßnahmen ist eine Abbestimmt bekunden können, daß es ihr, Frau Hansens, Eigentum nahme der Rattenplage zu erwarten. Die Mietervertretungen tun fei. Von Rechtsanwalt Bahn war als Gegenzeuge der Sohn der deshalb gut, nicht nur die Ausführungen der bebördlichen BerordAngeklagten, Oliwig v. Hirschfeld, geladen worden. Zu seiner Ver- nungen zur Bekämpfung der Mattenplage zu überwachen, sondern nehmung tam es jedoch nicht, da das Gericht die Bertagung bes nach träften tätig mitzuhelfen. schloß, um zu dem neuen Termin Frau Hansen als Zeugin zu laden.
Bum dritten Male gegen die Ratten.
Das Brot wird schon wieder teuerer.
In einer großen Bersammlung der Groß- Berliner Bädermeister wurde gestern von dem Sachverständigen beim Berliner Er nährungsamt Obermeister Grüßer mitgeteilt, daß in fpätestens vier Wochen eine sehr bedeutende Preiserhöhung des Mehls bevorstehe, und zwar, wie verlautet, auf 100 000 m. für den Doppelzentner, der heute 45 000 bis 50 000 m. tofte. Aus diefem Grunde würde auch bas Brot ab 1. Januar neuerdings ganz erheblich teurer werden. Die Bädermeister schieben die Schuld auf die hohen Frachten, die Gefellenföhne, die Umfaßsteuer und die Reichsgetreideftelle, so daß nach ihrer Meinung das Bädergewerbe nicht der brotperteuernde Faktor set.
Die Rattenbekämpfung, die jest erneut zum dritten Male in Groß- Berlin stattfinden soll, ist nicht allein, wie man vielfach anzunehmen scheint, eine Angelegenheit der Wirte, sondern auch eine persönliche der Hausbewohner selber, weil die Natte tatsächlich im Begriff ift, den Berlinern ihre fargen Wintervorräte an Startoffeln, Rüben usw., die sie in Kellern und Lauben einge lagert haben, aufzufressen. Deshalb muß die gesamte Bevölkerung an der Durchführung des Feldzuges gegen die Untiere mithelfen. Wie schädlich die Matte ist, gebt daraus bervor, daß sie in einem einzigen Jahr 5-6 mal je 8-15 Junge wirft, die wieberum nach vier Monaten geschlechtsreif sind und sich in derselben Weise fortDie erste Probefahrt auf der Nordfüdbahn pflanzen. Eine einzige Natte fann in einem Jahr bis zu 500 Nachfommen haben und im folgenden Jahre an die 25 000. In den wird voraussichtlich Ende nächster Woche von der Seestraße bis Vereinigten Staaten von Nordamerika bat man den Schaden, den zur Gneisenaustraße stattfinden. Der Innenausbau der Nordiüd die Ratte anrichtet, auf zwei Dollar pro Tier und pro Jahr berechnet bahn hat in der letzten Zeit große Fortschritte gemacht. Am und da man glaubt, dort mit etwa 100 Millionen Ratten rechnen Halleschen Tor wird an der Uebergangsverbindung vom Unter zu müssen, so ist der Schaden, den die Volkswirtschaft erleidet, grundbahnhof auf dem Belle- Allianc- Plaz zum Hochbahnhof Hallesches nach unserem Papiergeld berechnet, ganz unermeßlich. Der Ver- Tor gearbeitet. IVO
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Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Heute abend pünktlich 74, Uhr Sibung des fleinen Ausschusses im Bureau des Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. 3, 2. Hof 2 Tr., Zimmer 8. Anwesenheit aller ist dringend erforderlich. Infolge des Streits der Schauspieler kann die Anatol" von Schnißler am Sonntag, den Aufführung des 10. b. M., nicht stattfinden. Wann die Vorstellung nachgeholt wird, wird rechtzeitig im„ Borwärts bekanntgegeben. Die Vortragsreihe des Genossen Dr. Zreitel:„ Einführung in den Dienst des Schöffen" ist beendet.
Flugzeugtatastrophe in England. Nach einer Neuter- Meldung aus Newport News( England) fanden bei einem Zusammenstoß zweier Flugzeuge zwei Offiziere und vier Soldaten den Tod.
Lebensmittelpreise des Tages.
Zufuhr: Fleisch ausreichend, Geschäft etwas lebhafter. Fische knapp, Geschäft flott. Obst und Gemüse reichlich, Geschäft flott.
Am Donnerstag galten in der Zentralmarkthalle folgende Kleinhandelspreise: Rindfleisch 380-520 M., ohne Knochen 500-615 M. Schweinefleisch 575-850 M. Kalbfleisch 375-600 M. Hammelfleisch 390-680 M. Rückenfett 1400-1500 M. Schellfisch 190-245 M. Kabeljau 200-275 M. Rotzungen 210-250 M. Grüne Heringe 285-800 M. In Eis: Schleie 360-400 M. Hechte 530-385 M. Lobende Karpfen 375-425 M Schleie 400-490 M. Naturbutter 1500-1625 M. Margarine 1000-1100 M. Schweineschmalz 1450-1500 M. Kartoffeln 68-78 M. 10 Pfund. Weißkohl 15-18 M. Wirsingkohl 22-26 M. Grünkohl 20-23 M. Spinat 50 bis 60 M. Mohrrüben 11-14 M. Kohlrüben 12-14 M. Rotkohl 32 bis 36 M. Zitronen 40-50 M. das Stück. Zwiebeln 20-25 M. Kochäpfel
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