Nr. 22.
Erscheint täglich außer Montags. Prats pränumerando: Viertelfährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illustr. Sonntags- Beilage, Neue 2Belt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. proQuartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. OesterreichUngarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3Mt. pr. Monat. Eingetr. in der Post Zeitungs- Preisliste für 1895 unter Nr. 7128.
Vorwärts
12. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 fg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonnund Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Ein Gesellschafts
reffer.
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Sonnabend, den 26. Januar 1895. Expedition: SW. 19, 23enth- Straße 3.
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kam, und sie nach sechshalb Jahren in einem aller Welt| Wie weit die Unterstützung Boulanger's von deutscher zugänglichen, von Hunderttausenden seit sechsthalb Jahren Seite ging, tönnen wir natürlich nicht feststellen. Wir gelesenen Handbuche überraschend schnell" entdeckte. Das wissen blos, daß in den Kreisen sehr einflußreicher und sehr zur geistigen Charakteristik des Mannes und seiner Ge- wohlunterrichteter französischer Politiker Fürst Bismarck sellschaft. als der Hauptgönner Boulanger's gegolten Wir erwähnten schon vorgestern der neuesten That des Daß der Gesellschaftsretter in seinen Lügen" und ge- ha t. Und bekräftigen die Thatsachen etwa nicht diese VerHerrn Hans Blum. Wenn wir heute nochmals auf die legentlich des Plauener Bubenstückes" sich besonderer, muthung? Der Boulanger, der das Gespenst des Revanchekriegs selbe zurückommen, und auch in einem dritten Artikel die dem großen Publikum nicht zugänglicher Informations verkörperte und den vorzüglichsten Wauwau für die Ver " Bitaten"-Kunststücke des genannten Herrn noch näher beleuchten quellen gerühmt hatte und daß er sich gelegentlich seines Pro- größerung der deutschen Armee bildete, war dem Fürsten Biswerden, so geschieht das nicht des Individuums Hans Blum zesses gegen den Vorwärts" sogar weigerte, sein kostbares march ebenso nüglich, wie der Boulanger, der die französische wegen, das sehr gleichgiltig ist, sondern der Gesellschaft Belastungsmaterial gegen die Sozialdemokratie dem Gerichte Republik vernichten wollte, ihm willkommen sein mußte. wegen, in welcher sich dieses Individuum befindet, und der und seinem eigenen Rechtsfreunde anzuvertrauen, sei als kleiner Gewiß ist, daß die Faschingswahlen von 1887, durch es sich als Retter angeboten hat. Ist nun auch sein letzter Dienst Beitrag zum Charakterbilde nur nebenbei angeführt. die Fürst Bismarck sein Hausmeierthum noch auf 3 Jahre von der anständigen bürgerlichen Presse mit vernichtender Und jetzt rufe man sich den Prozeß Boulanger verlängerte, ohne Boulanger nicht hätten bewerkstelligt Einstimmigkeit des Efels zurückgewiesen worden, so haben ins Gedächtniß zurück. Der brave General" war angeklagt werden können. Und wer auch dieser Punkt muß hier doch gerade solche Organe, die im Fahrwasser des neuesten( S. 260 des Daniel"), die Fonds der Armee entwendet hervorgehoben werden die Haltung betrachtet, die unsere Kurses" herumplätsd, ern, die„ Rettung" durch Hans Blumen; détournant les fonds de l'armée zu haben, sozialdemokratische Presse sowohl im Juland als im Ausland zu sich, wenn auch mit einigem Naserümpfen, doch so weit ge- um sie für seine privaten Bedürfnisse privaten Bedürfnisse und jener Zeit einnahm, wird sehen, daß Boulanger von uns allfallen lassen, daß wir die moralische Mitschuld an- für seine Propaganda zu verwenden". Und gemein als Werkzeug und Verbündeter Bismard's zunehmen ein Recht haben. Und mitgegangen mit zwar für seine persönliche Propaganda, mit aufgefaßt wurde. Und wer unsere Presse mit der Presse gehangen: dieser Gesellschaft gelten die Peitschen- der er den Zweck verfolgte, sich der Staats- der Bismarck'schen Ordnungsparteien vergleicht, wird sich hiebe, zu denen die Blum'sche Gesellschaftsrettung uns gewalt zu bemächtigten. Er war speziell angeklagt( S. 261 überzeugen, daß die sozialdemokratische Partei die einzige veranlaßt. Und blos um diese Gesellschaft zu treffen, haben des" Daniel") 279 000 Frts. aus der Reservekasse der Armee war, welche Boulanger scharf bekämpfte wir zur Peitsche gegriffen. genommen, und alles für seine persönlichen Zwecke und und ihn damals schon ähnlich beurtheilte, wie der Und nun zu! zum Nachtheil auf Kosten der Armee französische General- Prokurator es zwei Jahre später Die Thatsachen", welche uns deutsche Sozialdemokraten und der nationalen Wehrkraft ausgegeben gethan hat; daß dagegen umgekehrt die Ordnungs,, moralisch geradezu vernichten", sind von dem Gesellschafts- zu haben"( au préjudice de l'armée et de la défense). parteien, und ganz besonders die nächsten und Umsturzgefeß- Retter Hans Blum, wie er prahlerisch Wohlgemerkt alles. Wir betonen dies, denn diesen Freunde des Hans Blum, vermuthlich auch er meldet, überraschend schnell" beschafft worden. Das über 279 000 Frants entnimmt der Gesellschaftsretter Hans selber, eine so eifrige Reklame für Boulanger raschende" kann darin bestehen, daß Herr Hans Blum bis Blum die Summe ,, mit der die deutsche Sozialdemokratie machten, daß sie nicht mehr Eifer hätten entwickeln können, vor furzem von der Existenz des Politischen Jahrbuchs" bestochen worden sei. wenn sie dafür bezahlt wären. Wir wollen den Spieß ( Année Politique) von Daniel nichts gewußt hatte, das Weiter ist Boulanger angeklagt- und das ist die nicht umdrehen, und nicht behaupten, Haus Blum sei von eine Uebersicht der Geschichte jedes Jahres giebt, und in Hauptantlage des Komplotts gegen die Republit Boulanger bezahlt worden, allein wir fönnten jedenfalls Frankreich ungefähr so verbreitet ist, wie das Brock- und verschiedener Attentate zum Sturz der Verfassung. hierfür zehnmal plausiblere Gründe anführen, haus'sche oder Meyer'sche Konversations- Lexikon in Deutsch - Er war( S. 269 des" Taniel")" Chef einer Koalition, als er für seine Hans Blum'sche Beschuldigung gegen uns. zusammengesett aus allen Feinden des Friedens, der Ord- Bei dieser Gelegenheit noch eine Richtigstellung. Hans Die vernichtenden"" Thatsachen" stecken in der Annung und der Republit".( Chef d'une coalition composée de Blum läßt Boulanger Verbindungen mit französischen Komtlla geschrift des General Prokurators Quesnay de tous les ennemis de la paix, de l'ordre et de la République). munards 2c. haben; und er insinuirt, daß durch diese die Beaurepaire gegen Boulanger, d. d. 15. Juli 1889; in Er bezog Geld vom Ausland"( il acceptait Verbindung mit den deutschen Sozialdemokraten hergestellt der Vertheidigungsschrift Boulanger's( der l'argent de l'étranger).( S. 263 des„ Daniel"). Auch aus worden sei. Es ist wahr, einige Kommunards haben sich in Zeitungen vom 6. August 1889 veröffentlichten Antwort" Deutschland hat er einen Gelbbrief( lettre mit Boulanger eingelassen. Diese sind aber von der soziades flüchtigen Generals); und endlich in Auszügen aus dem chargée) erhalten.( S. 270 des" Daniel"). Requisitorium des General- Prokurators vom 8., 9. und 10. August 1889.
land.
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listischen Partei in Frankreich wie in Deutschland als Vers räther gebrandmarkt worden. Und sie waren insgesammt rabiate Chauvinisten, wie der Lump Protot, der die deutsche Sozialdemokratie beschuldigte, sie stünde im Solde Bismarck's . Vielleicht seht Hans Blum sich mit Herrn Protot in Verbindung.
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Und hier einige Worte, ehe wir zu dem Meisterstück des Haus Blum kommen. Alle diese Attenstücke waren weltbekannt Der General- Prokurator hat Boulanger ganz richtig seit dem weltbekannten Prozeß des braven gezeichnet, wenn er sagt, er sei das Oberhaupt aller Generals", das heißt seit ungefähr 5/2 Jahren! Bor Feinde der Republik gewesen. Die royalistische Herzogin der ganzen Welt lagen also die uns moralisch ver- von Uzès , die ihm Millionen gab, der legitimistische Jezt zu dem Meisterstück des Hans Blum. Es ist nichtenden Thatsachen" sechsthalb Jahre lang, und niemand Anarchist" Morphy , die französische Geistlichkeit, die eine That- freilich nur eine negative. hat sie entdeckt, bis der Gesellschaftsretter Hans Blum russische Regierung 2c. unterstützten den„ braven General". Von den Zitaten" wollen wir jetzt nicht eingehend
Feuilleton.
Im Exil.
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Roman von Georges Renard. Autorisirte Uebersetzung
nicht etwa Komplikationen, die nicht vorherzusehen wären, einträten.
Eines Nachmittags es waren etwa vierzehn Tage vergangen, seit er bettlägerig geworden war, hört er es klingeln. Seine Mutter ging, um zu öffnen, dann kam sie aufgeregt zurück und rief ihm zu:
Cayrolaz ift da. Er besteht darauf, Dich zu sprechen. Nicht wahr, Du willst ihn doch nicht empfangen? Frau Meffant konnte ihren Abscheu vor dem, den sie
den
Die Tage vergingen einförmig und still. Bei Tage am [ Nachdruck verboten.] Kopfende des Krankenbettes, des Nachts neben demselben auf einem Gurtbette schlafend, wachte Frau Messant mit unermüdlicher Sorgfalt über ihren Sohn und empfand, als sie ihn allmälig gesunden sah, eine geheime Freude darüber, ihn ganz für sich zu haben, wie zu der Zeit, als er noch Mörder ihres Sohnes nannte, nicht verbergen. Bu klein war. Da der Kranke noch sehr schwach war, lag er ihrer großen Ueberraschung sagte René ruhig: Sie sant auf einen Stuhl, im Begriff ohnmächtig zu in einem apathischen Halbschlummer, in einer Erstarrung Cayrolaz! Warum soll ich ihn nicht empfangen? Laß werden. Aber mit einem Sprung stand sie wieder auf all seiner Kräfte da, die durch kein Geräusch der Außen- ihn eintreten und da es Dir peinlich ist, ihn zu sehen, so welt unterbrochen wurde. Der Arzt hatte vorläufig laß mich allein mit ihm. verboten, daß Besuche und Zeitungen zu ihm gelangten. Frau Messant zögerte noch, als ob ihrem Sohne in So wußte er nicht, daß sein Geschick ganz Paris " eine dieser Unterredung irgend welche Gefahr drohen könnte. Woche lang beschäftigt, und daß dann, wie üblich, ein Ich bitte Dich, Mutter, sagte René in flehendem Tone. anderes Ereigniß die Aufmerksamkeit der veränderlichen Frau Messant antwortete nichts. Sie ging hinaus, Menge, die stets nach neuen Menschen und neuen Ereignissen und wenige Sekunden später stand Cayrolaz vor dem Bette, verlangte, auf sich gezogen hatte. auf dem der Kranke lag.
den Füßen.
Wo ist er? Ich will ihn sehen.
Er wird in wenigen Minuten hier sein. Es wäre nöthig, daß Sie ein Bett für ihn zurecht machten.
Der Doktor wußte aus Erfahrung, daß das sicherste Mittel zur Mäßigung des Kummiers ernste Beschäftigung ist. Ein Unglücksfall? fragte die Mutter noch, während sie die Kissen ihres eigenen Bettes, das ihr am weichsten zu sein schien, ordnete.
Nein, ein Duell, ein Degenstich.
würde.
Doch in dem Maße, als ihm die Kräfte wiederkehrten, D, mein lieber Kerl, stammelte er, wenn ich daran zog auch die Sorge wieder in das Krankenzimmer ein. denke, daß ich Dich in diesen Zustand gebracht habe! Er wollte wissen, was aus dem von ihm begonnenen Seine Stimme zitterte und versagte fast, als er Feldzug geworden war, und da mußte man ihm fortfuhr: denn gestehen, daß schon nicht mehr davon ge= Ich wollte Dich um Verzeihung bitten. Ich danke Dir, sprochen wurde. Obgleich er diese Antwort vorhergesehen daß Du mich anhören willst. hatte, gab sie ihm doch einen Stich ins Herz. Was sollte René war von der Bewegung seines ehemaligen Rameaus ihm werden, wenn man ihn vergaß? Wovon sollte raden gerührt, dachte auch an jene Notiz, welche die erste er leben, wenn er wieder hergestellt war? Diese ständige Ursache ihres Streites gewesen war und sagte sanft aber Sorge rief das Fieber von neuem hervor und der Arzt doch bitter:
Odieser abscheuliche Journalismus! Ich habe es immer gesagt, daß er ihm noch einmal verhängnißvoll sein In diesem Moment hörte man Schritte auf dem Treppenabsay. René erschien, von seinen beiden Freunden gestützt. Frau Messant warf sich in Thränen vor ihm nieder, wagte aber nicht, ihn zu berühren, aus Furcht, ihm wehe glaubte ihm deshalb die Erlaubniß geben zu müssen, seine Wegen des Degenstiches zürne ich Dir nicht mehr, zu thun. Freunde zu empfangen. Verdier, Lucien und Peyrade ich hatte ihn wohl verdient. Aber den Artikel verdiente Mein armes Kind! Mein kleiner René! stammelte sie. tamen, um ihm die Versicherung zu geben, daß man doch ich nicht, der wie ein hinterrücks verabreichter DolchWeine nicht, Mutter, es ist nichts murmelte René, an ihn dächte, und daß sich dem Tage, wo stich war. aber in demselben Augenblick schwand ihm das Bewußtsein er wieder im stande wäre, die Feder zu halten, gewiß Ach, Du weißt nicht, wie wüthend ich deshalb auf mich etwas für ihn finden würde. Ach, das war ein kühnes selbst bin, rief Cayrolaz. Ich bin dumm, ich bin nieder
von neuent.
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an
Der Doktor suchte sie zu beruhigen. Er sprach davon, Versprechen. Der arme René war wie ein Schiffbrüchiger, trächtig gewesen. Du hast recht, wenn Du es sagst. Ich daß die Ohnmacht nur durch den starken Blutverlust ver- den ein Ruderschlag auf den Kopf wieder in die salzige mache mir täglich Vorwürfe und werde es mir immer vorursacht sei. Der Stich wäre in die Gegend der Leber ge- Fluth zurückstößt, nachdem es ihm mit äußerster Anstrengung werfen. Dieser alte Schurke, der Bernheim, hat mir eine drungen, doch scheine fein edles Organ getroffen zu sein. gelungen ist, an die Oberfläche zu kommen. Wo war die schmutzige Arbeit zugemuthet. Gorgfältige Pflege, keine Unvorsichtigkeiten, und die Heilung starke, hilfreiche Hand, die ihn aus dem Abgrund ziehen Aber warum hast Du sie angenommen? sagte René. würde langsam und sicher eintreten, vorausgesetzt, daß sollte, in dem er versant! ( Fortsetzung folgt.)