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Hr. 595 39. Jahrgang

! Heilage Zes Vorwärts

Sonntag, 17. Dezember 1922

Wirt schuft Sesserung üer Mark. Die Kurse fremder Zahlungsmittel an der Berliner Börse haben gegen Ende der letzten Woche einen empfindlichen Stoß erhalten. Poincares Mißerfolg in London , die Gerüchte von der Absicht der amerikanischen Regierung, Deutschland durch eine große Anleihe zu helfen, vor allem aber die angespannte Lage des Geldmarktes haben diese Wendung herbeigeführt, von der man heute noch nicht sagen kann, ob sie von längerer Dauer ist. Soviel jedenfalls steht fest, daß die Voraussetzungen für eine Besserung der Mark heute g ü n st i g e r s i n d als je. Das Reparationsproblem drängt zwangs- läufig zu einer Lösung. Die Politik des Kabinetts Wirth beginnt jetzt allmählich ihre Früchte zu tragen. Der innere Geldmarkt aber I steht unter dem Zeichen der Kreditnot und der Absatzschwierigkeiten. Die Unsicherheit darüber, wie die Mark in der nächsten Zeit stehen wird, hat das Interesse am Warenimport erlahmen lassen. Keiner weiß, ob er die heute teuer eingekauften Rohstoffe zu Waren ver- arbeiten kann, die er mit Gewinn verkaufen wird. Die Folge davon ist, daß die Rohstoffversorgung der. Industrie nachläßt, und aus der anderen Seite zwingen die mächtig hinaufgeschraubten Preise zur Inanspruchnahme großen Betriebskapitals, das jetzt nur außerordentlich schwer zugänglich ist. Andererseits ist auch die Kauf- traft der Bevölkerung noch von der letzten Katastrophe der Mark her schwer in Mitleidenschaft gezogen, so daß die Händler nicht in der Lage sind, ihr« Absatzpreise beliebig heraufzusetzen. Die Kämpfe, die sich jetzt in der Konfektion zwischen Lieferanten und Händlern abspielen, sind nur ein Symptom der Lage, wie sie bald auch auf andere Märkte überzugreifen droht. So leiden die Kleineisen- industrie, die Tabakindustrie, aber auch das Nahrungs- und Genuß- mittelgewerbe unter einem Rückgang des Beschäftigungs- grab es, erstere vor allem deshalb, weil die Ueberteuerung der Rohstoffe Eisen und Stahl, die weit über den Weltmarktpreis hinausgetrieben worden stnd, eine rentable Produktion bei der ge- schwächten Kaufkraft des Inlands und den Hemmungen des Exports nahezu unmöglich macht. Alle diese Umstände wirkten zusammen, um den Kurs des Dollars von rund 83l>0 auf rund 6300 innerhalb einer Woche zu senken, nachdem die Schwankungen der Mark in den letzten Wochen meist wesentlich geringer gewesen sind. Selbswerständlich wäre es verfrüht, jetzt schon daraus weitgehende Schlüsse zu ziehen, da weitaus die meisten Warenpreise des Kleinhandels stch viel lang- samsr dem Dollaroufftieg angepaßt haben und erfahrungsgemäß auch bei einem Sinken des Dollarkurses erst allmählich herunter- gehen. Immerhin wäre es gerade für die Aermsten nicht die schlechteste Wcihnachtsfreude, wenn diejenigen Waren, die sich automatisch dem Volutastand anpaßten, insbesondere Fett waren, Mehl des freien Verkehrs usw. in der Weihnachtswoche einen Rück- gang erfahren. Ohnehin droht sich die Teuerung auf manchen anderen Gebieten wieder verschärft auszuwirken. So steht eine ge- ivaltige Erhöhung des BrotpXises mit dem Beginn des nächsten Jahres bevor, und die Preise vieler Bedarfswaren, die noch nicht mit der allgemeinen Teuerung mitgegangen waren, rücken unauf- haltsam nach. So ist es unangebracht, aus dieser Markbesierung vorläufig weitgehende Schlüsie im Hinblick auf die Teuerung zu ziehen. Die nächsten Tage erst werden zeigen, ob die Kurssenkung des Dollars von einiger Dauer ist.

Viele Anzeichen sprechen dafür. Die schlechte Lage des Geld- Marktes hat die D e o i s e n h a m st e r e r aller Art veranlaßt, Devisenverkäufe vorzunehmen. Auch die Industrie, die ihre Reserven vielfach in fremden Werten angelegt hat, erscheint als Verkäufer am Devisenmarkt, um sich so das fehlende Betriebskapitäl zu ver- schaffen. Viele, die in der letzten Zeit der Markverschlechterung sich noch mit fremden Zahlungsmitteln und Rohstoffen eingedeckt hoben,

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bisher ziellos steigen. Diejenigen aber, die infolge der Minderung ihres Realeinkommens schon bisher vom Warenmarkt so gut wie ausgeschlossen waren so der ganze sogenannte frühere Mittel- ! stand und Arbeiter wie Festbesoldete, deren Papiermarklöhne mit der Teuerung längst nicht Schritt hielten, sind nach der letzten Lohn- erhöhung kaum in der Lage, in absehbarer Zeit den Ausfall an l Käufern zu ersetzen, der bei einer Senkung der Warenpreise eintreten i muß. Es kommt hinzu, daß innerhalh der anarchischen kapila- listischen Wirtschaft jegliche Uebersicht über die Warenvorräte, sowohl die der Händler, wie die der zahlungsfähigen Verbraucher der bisherigen Warenhamsterer fehlt. Wohl ist es richtig, daß die Umsätze und das Betriebskapital in der letzten Zeit vielfach Einbuße erlitten haben, daß mithin also auch im großen Durchschnitt die Warenläger des einzelnen Kaufmanns zurückgegangen sind. Auf der anderen Seite aber ist die Zahl der am Handelsgeschäft be- teiligten Personen und Firmen bedeutend g e st i e g e n, so daß die Vermutung nicht unberechtigt ist, die vielen kleinen Vorräte der einzelnen stellen einen erheblichen Bestand dar. Wenn das aber der Fall ist, so ist die Gefahr einer Ueberproduktion, einer Ueberfüllung des Marktes in bedenkliche Nähe gerückt. Wohl haben große Massen des Volkes einen gewaltigen Warenbedarf, ja einen ausgesprochenen Warenhunger, den sie nicht befriedigen konnten� Aber ihnen fehlt die Kaufkraft. Der überwiegende Teil des Einkommens muß für die dringendste Lebensnotdurft aufgewandt werden. Ohne Kaufkraft aber kann der Bedarf niemals zur Nach- frage werden, und ohne Nachfrag« kommt kein Absatz zustande. So ist trotz des großen Warenbedarfs breiter Massen zu befürchten, daß die Vorzeichen der Absatzstockung, die man jetzt vereinzelt beobachten kann, zu einer M a r t t k r i s e führen müssen. Diese Gefahr besteht zweifellos. Aber immer wieder muß man sich vor Augen halten, daß ohne eine solche Marktkrise eine G e- s u n d u n g der deuffchen Wirtschast nicht möglich ist. Noch vc r kurzem schien es, als sollte diese Krise in eine Zeit steigender Warenpreise fallen. Jetzt droht die Gefahr von der anderen Seit« her, von der Besserung der Mark oder mindestens von ihrer Stabili- sierung, die zwangsläufig einen Stillstand oder eine Senkung wenigstens eines Teiles der Preise zur Folge hat. Sollt« jetzt wirk- sich eine Arbeitslosigkeit größeren Stiles einsetzen, so wäre das ein | Zeichen beginnender Genesung, im anderen Falle wäre sie eine Der- schlimmerung des Valutaelends gewesen. Aufgabe der Behörden bleibt es unter allen Umständen, wirksam« Maßnahmen zu treffen, durch die ein« Ausbreitung der jetzt schon rorhandenen Erwerbslosigkeit nach bester Kraft vermieden wird. » ver Schlußkur» für die Mark betrug au der gestrigen Rem Porter Börse 1.89 Cents 100 M. oder 1 Dollar 5500 M.!

sind jetzt von der Gefahr erheblicher Verluste bedroht und werden natürlich, wenn nicht eine unerwartete außenpolitische Wendung ein- tritt, weiter versuchen, chre Gewinne in Sicherheit zu bringen und ihre Vorräte abzustoßen. Wenn diese Bewegung auch nur kurze Zeit anhält, so würde das genügen, um auf dem Warenmarkte den größten Wirrwarr zu entfesseln. Wiederholt schon haben wir darauf hingewiesen, daß die zahlungsfähigen Käufer sich nach Mög- lichkeit auf lange Zeit im voraus eingedeckt haben in der Angst vor höheren Preisen. Dieser Teil der Käufer verschwindet automattsch für längere Zeit vom Warenmarkt, wenn die Preise nicht mehr wie

Die Stromversorgung der psaiz gefährdet. Die Pfalzwerke in Ludwigshafen machen bekannt, daß die Stromversorgung wegen. , Mangels an Betriebsmitteln infolge der Geldentwertung vor dem Zusammenbruch steht, wenn nicht die Konsumenten cnt- sprechend« Geldmittel aufbringen. Allein für Dezember sind für die Anschaffung von Kohlen über 260 Millionen Mark notwendig. Dazu kommen die Gehälter und Löhn«. Auch Haanover schafft wertbeständige Anleihen. Der Pro« vinztalauSschuß hat hier der Hannoverschen Landeskreditaiistalt die Ermächtigung erteilt, Roggenschuldverschreibungen auf Vj bis 10 Zentner Roggen auszugeben. Nur die Reichsbank ver- steht sich auf derartige Kreditoperationcn nicht.

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