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Streifs, die unter Mißachtung der Richtlinien eingeleitet

Ohne die Einmischung der Kommunistischen Partei in die

Bayern und die Ententeforderungen.

Leipart schließt mit einem Ruf an Bürgertum, Bresse, werden und vom Verbandsvorstand nicht genehmigt gewerkschaftlichen Kämpfe, die planmäßig darauf ausgeht, die Barlamentarier, Künstler und Gelehrte, sich der Friedens­sind, muß die Unterstügung aus Verbandsmitteln vergewerkschaftliche Disziplin und das Vertrauen der Mitglieder bewegung anzuschließen. Dieser Ruf ist beherzigenswert, aber jagt werden. In solchen Fällen ist der betreffende Ver- zu den Gewerkschaftsleitungen zu untergraben, würden diese in ihrer Masse wird sich die große Friedensarmee zunächst doch band verpflichtet, unter möglichster Wahrung der Interessen Richtlinien längst Gemeingut aller Gewerkschaftsmitglieder aus den Arbeitern refrutieren. Durch tatkräftige Arbeit für der Arbeiter auf eine baldige Wiederaufnahme der Arbeit sein. Aber auch troß der Schwierigkeiten, die ihnen von jener die Sozialdemokratische Partei und ihre Presse können die hinzuwirken. Gewerkschaftsmitglieder, die durch einen Streit, Seite unausgesetzt bereitet werden, sind die Gewerkschaften Gewerkschaften auch der Sache des Friedens am besten dienen. an dem sie nicht beteiligt sind, an der Fortsetzung ihrer Arbeit durch die ihnen anvertraute Interessenwahrung ihrer Mit­verhindert werden, gelten als arbeitslos. Mitglieder, die glieder gezwungen, den Richtlinien fonfequent Streitarbeit verweigern und deswegen entlassen werden, zu folgen. Bieten diese auch feine unbedingte Garantie erhalten die Streifunterstüßung, wenn sie zuvor von ihrer Ber - dafür, daß jeder den Gewerkschaften direkt oder indirekt auf­München, 22. Dezember. ( Tul.) Die banerische Regies bandsvertretung die Zustimmung zur Verweigerung der Sireif- gezwungene Kampf mit vollem Erfolg endet, so bewirken sie arbeit erhalten haben. Diese Bedingung könnte auf den ersten doch, daß unnüze Streits vermieden, die not- rung wird zu der neuerlichen Forderung der Entente wegen Ingol­Blid bureaukratisch erscheinen. Allein der Begriff der Streit wendigen Streifs aber in voller Ordnung und mit desto stadt und Passau voraussichtlich im Laufe des heutigen Tages Stel arbeit ist nicht in jedem Falle derart flar, daß jedes einzelne größerem Nachdrud geführt werden können und dabei lung nehmen. In unterrichteten der bayerischen Regierung nahe­Mitglied felber so oder so darüber entscheiden kann. Hat die außerdem die Technische Nothilfe überflüssig stehenden Kreisen betrachtet man die Situation als ernst. Nach der München- Augsburger Abendzeitung" ist man der Auffassung, daß Organisation eine Arbeit als Streitarbeit erklärt, dann muß wird. die Erklärung der Reichsregierung bereits bis an die Grenze des diese von allen Mitgliedern verweigert werden, so daß unter Den Gewerkschaftsmitgliedern müssen die Richtlinien ge- Erträglichen gegangen sei und daß die bayerische Regierung unmög den Mitgliedern selber tein Streit darüber sein kann. läufig werden. Wer es irgendwie versucht, fie davon abzu­Die in dem§ 37 der Bundessazung bereits enthaltene bringen, fie in topflose Unternehmungen zu drängen, muß als lich von sich aus weitere Schritte tun könne. Eine Bestrafung Berpflichtung zur gegenseitigen Verständigung bei ge mein Schädling zurückgewiesen werden. Das von den Gewerk- der Bürgermeister durch die Regierung fäme schon deswegen nicht jamen Lohnbewegungen gilt nach den Richtlinien schaften durch die überwiegende Mehrheit ihrer Delegierten in rage, weil die Regierung dazu gar keine rechtliche Möglich­insbesondere für Bewegungen in solchen Industrie, Ge- auf dem legten Gewerkschaftsfongreß gebilligte und vom feit hat. Die Forderung nach einer besonderen Entschuldigung der meinde-, Staats- oder Genossenschaftsbetrieben, in denen An- Bundesausschuß beschlossene Streifgesek muß von jedem Ge- bayerischen Regierung wird als unvereinbar mit dem gehörige verschiedener Berufe und Mitglieder mehrerer dem werkschaftler hochgehalten werden. Aus der Periode der Staatsrechtlichen Charakter des Reiches empfunden Bunde angeschlossener Berbände beschäftigt sind. Reine Ge- wilden Streits müffen wir unter allen Umständen wieder her- und wird als eine durch nichts begründete unerhörte Zumutung auf werkschaft darf für sich allein vorgehen, die beteiligten Ver- auskommen. Kommt es endlich einmal zur Stabilisierung der entschloffene Ablehnung durch die bayerische Regierung stoßen. bände müssen gegenseitig Rücksprache nehmen und eine Ver- Mart, dann kommen wir auch aus der permanenten Lohnbe- Im übrigen wird die bayerische Regierung Wert darauf ständigung versuchen. Nur auf gemeinsamen Beschluß wegung heraus und die bisher gebundenen Kräfte werden legen, auch in der neuen Situation mit der Reichsregierung ein­mütig zusammenzuarbeiten, um gemeinsam mit ihr eine Lösung zu aller beteiligten Gewerkschaften dürfen Forderungen veröffent- frei für vermehrte gewerfschaftliche Kulturarbeit. finden.

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Krieg und Generalstreik. Leipart über den Haager Kongref.

lich und den Arbeitgebern unterbreitet werden. Im Falle etter gemeinsamen Arbeitsniederlegung muß die erforderliche vorherige Abstimmung in einheit­licher Form gemeinschaftlich oder doch in allen Gewerkschaften gleichzeitig vorgenommen werden. Die führende Organi- In der neuesten Nummer des Korrespondenzblatt" sation muß den übrigen beteiligten Verbänden rechtzeitig feht sich Genosse Theodor Leipart mit den Ergebnissen des melden, ob sie den Streif genehmigt oder abgelehnt hat. Den Weltfriedenstongreffes im Haag auseinander und bemerkt da­Ausbruch eines nicht genehmigten Streifs, an, dem Mitglieder bei, daß für die Frage des Generalftreits im Kriege die ganze anderer Gewerkschaften beteiligt sind, muß sie dem Bundes- Lösung noch nicht gefunden ist". Er schreibt dazu: vorstand melden. Lehnt die führende Organisation die Unter­Der Militarismus und die kapitalistischen Regierungen werden stügung eines nicht genehmigten Streits ab, dann dürfen auch im Ernstfalle sich der Generalstreitbrohung nicht mit bie anderen mitbeteiligten Gewerkschaften teine Unterstützung verschränkten Armen tatenlos gegenüber stellen. gewähren. Da bei jeder Teilbewegung in gemischten Be- Abgesehen von den ihnen verfügbaren Mitteln der militärischen Ge­trieben die Gefahr besteht, daß die Gesamtheit der Beschäftigten walt, werben fie wieder wie 1914 und in allen früheren Fällen gegen ihren Willen hineingezogen wird, wird es jeder Be ihren großen Einfluß auf die öffentliche Meinung, rufsgruppe zur besonderen Pflicht gemacht, auf auf die Bresse ausspielen. Wir haben ja nur zu deutlich noch in Er­die Interessen der Gesamtheit Rücksicht zu nehmen. Läßt. innerung, wie durch absichtlich falsche Nachrichten über Borgänge im es eine Gruppe an dieser Rücksichtnahme und an der Rücksicht Ausland die öffentliche Meinung in allen am Krieg beteiligten Län­auf die Stellung der Mehrheit fehlen, so kann sie nicht ver- bern irregeführt worden ist. Die sofort eintretende Grenzsperre macht langen, daß ihr gegenüber Solidarität geübt wird. Erwähnt jede direkte Benachrichtigung und Berständigung unmöglich. Auf sei noch, daß ein Sympathie streit nur dann in Frage beiden Seiten der Grenze wird man die Arbeiterschaft bes eigenen fommt, wenn der Verbandsvorstand der streifenden Gewerk Landes von der Anwendung des Generalftreiks dadurch abzuhalten schaft an den Verbandsvorstand der anderen Gewerkschaft suchen, daß man ihr berichtet, die Arbeiter des anderen Landes ein dahingehendes begründetes Verlangen gestellt und letzterer dächten nicht im geringsteen daran, ihr Land und Bolt durch Streit den Sympathieſtreit seiner Mitglieder genehmigt hat. in die höchste Gefahr zu bringen.

Der letzte Abschnitt betrifft die Streits in lebensnot- Auch die von Vandervelde aufgeworfene Frage des legalen wendigen, d. h. solchen Betrieben, die für die Lebens. Rechts zur Landesverteidigung gegen feindliche möglichkeiten der Bevölkerung notwendig find. Invasion fällt in dieses Gebiet. Berschiedene Redner im Haag Ein Streit in lebensnotwendigen Betrieben darf erst beschlossen haben diese Frage grundsäglich abgelehnt, weil die Unterscheidung werden, wenn der Bundesvorstand des ADGB. bzw. zwischen Angriffs- und Verteidigungskrieg die ganze Propaganda der Borstand des AfA- Bundes rechtzeitig davon benachrichtigt gegen den Krieg von vornherein lahmlegen würde. Denn noch in wird, so daß ihnen eine angemessene Frist zur Vermittlung jedem Kriege sei mit dem Begriffe der Vaterlandsverteidigung Miß bleibt. Die bei Arbeitsniederlegungen in Frage fommenden brauch getrieben worden. Das ist gewiß richtig, aber das berech Rotarbeiten, deren Ausführung in jedem Falle er tigte Baterlandsgefühl wird trotzdem auch in Zukunft olgen soll, muß jede Gewerkschaft für ihr Organisationsgebiet vorhanden sein und bei der Anwendung des Generalftreits als verzeichnen und das Verzeichnis dem Vorstand des ADGB . Mittel zur Kriegsverhinderung eine Rolle spielen. Borläufig wird bzw. des AfA- Bundes einreichen. Die Gewerkschaften müssen man sich mit der Antwort einverstanden erklären fönnen, die 3ou ihre Mitglieder durch die Verbandssagungen ausdrücklich ver- haur im Auftrage des Bureaus des Internationalen Gewerkschafts­pflichten, die Notarbeiten auszuführen, und bundes auf Banderveldes Frage gegeben hat. Er sagte, die Forde­bie Verbandsvorstände müssen die erforderlichen Maßnahmen rungen der Gewerkschaften gingen dahin, daß in allen Streitig für die Durchführung der Notarbeiten treffen. Abgesehen von teiten zwischen den Bölkern jede Gewaltanwendung ab. der Berwirtung jeglicher Unterstüßung gilt die Berweige- zulehnen sei. Nicht die Gewalt, sondern allein das Recht rung von Notarbeiten als grobe Schädigung der dürfe entscheiden, und das Recht müsse durch einen wirklichen Völkerbund jedem Lande garantiert sein. gewerschaftlichen Interessen.

Sudermanns Jugenderinnerungen.

Startes.

Aus Kapps, Schieberbörse". Ein ,, Arier jüdischer Abstammung" und ein Sendling Zions".

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Eine der erfreulichsten" Erscheinungen aus den Rapp- Tagen war der ungarisch- englisch- österreichisch- deutsche Schriftsteller Tre­bitsch Lincoln. Er stand jezt vor einem Berliner Schöffen­gericht als Angeklagter. Denn der deutschvölkische Schrift ſteller Dr. Falb, der im Auswärtigen Amt beschäftigt ist, hatte den Leibjournalisten des Butschisten Rapp verklagt, weil er ihn als einen Abgesandten Zions" im deutschvölkischen Lager begeifert hatte. Trebitsch , der aus Wien zur Berhandlung gekommen war, hatte den Vorsitzenden des Schöffengerichts, Amtsgerichtsrat David, ab gelehnt unter der Behauptung, er sei ein Judenstämmling". Das Rammergericht hat allerdings diese Ablehnung für unbegründet er­flärt und so mußte der Kappist doch vor David sich verantworten. Er selbst bezeichnet sich- man erschrecke nicht! als einen Arier jüdischer Abstammung" ll Er hat ein Buch geschrieben, daß jüdischer Abstammung" ll Er hat ein Buch geschrieben, daß beschäftigt und sich hauptsächlich auf den Schmarren von den Weisen fich mit dem angeblichen jüdischen Weltgeheimbund" von Zion" ftüht. In diesem Buche hat er sich auch mit dem Dr. Falb beschäftigt und ihn als einen Abkommandierten Sions" be­zeichnet. Dadurch fühlte sich Dr. Falb beleidigt. Und so mußte denn das Schöffengericht des langen und breiten erörtern, warum ber Trebitsch- Lincoln an den Weltgeheimbund der Juden" glaubt. Der Richter erklärte dem aufgeregten jüdisch- arischen Kappisten aller dings, daß er ihn nur pathologisch" nähme. Indessen meldete sich ein Zeuge aus dem Zuhörerraum, der die Existenz eines solchen Weltgeheimbndes" beeiden wollte. Er felbst habe als Nacht­wächter in New Yorf am Haufe dieses Ordens" gedient! Der Borsigende war so flug, die Adresse dieses Zeugen zu den Akten zu nehmen, die Nachtwächteridee, diesen Mann zu vereidigen, aber abzulehnen. Der Prozeß endete damit, daß der Arier jüdischen Blutes" wegen Beleidigung des deutschvölkischen Dr. Falb zu ins­gesamt 50 000 m. verurteilt wurde. Das Gericht war der Meinung, der Borwurf, ein Abgesandter 3ions" zu fetn, sei deshalb schwer, weil er den Vorwurf der Heuchelei in fich schließe. Im übrigen wurde dem Leibjournalisten Rapps und Ehrhardts bescheinigt, daß er an pathologischem Fanatismus leide.

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Die Helden, die im März 1920 die deutsche Republik beseitigen und die Kapp- Monarchie aufrichten wollten, waren von demselben Holz wie jene, die das Land in den Krieg und das Unglück führten. dabei aber von außen nahezu unsichtbar ist. Eine andere Höhle zieht sich 7 Kilometer lang von der Altenburg bei Quedlinburg bis zum Regenstein bei Blankenburg hin.

Deutsche Wissenschaft arbeitet in Jnnerafcita! Ueber die Er­forschung des Trypanosomenheilmittels Bayer 205 in Afrika berichtet Professor Kleine, der langjährige Mitarbeiter Robert Kodys, in der Nr. 51 der Deutschen Medizinischen Wochen­schrift". Prof. Kleine ist an der Spize einer von den Elberfelder Farbwerfen ausgerüsteten Expedition vor etwa einem Jahr nach feine Experimente in Rhodesia auszuführen. Er beabsichtigt, bas Mittel besonders nach drei Richtungen hin zu prüfen: nach feiner Heilwirkung bei der menschlichen Schlaffrankheit, nach seiner Heil­wirkung bei der Tjetje- Krankheit des Viehs und nach seiner vor. beugenden Wirksamkeit bei der Verhinderung dieser Seuchen. Als Bersuchstiere wurden vor allem zahlreiche Affen Genugt. Nach der Injektion von 0,05 bis 0,15 Gramm in physikalischer Kochsalzlösung perschwanden die Trypanosomen bei 27 Affen nach 24 Stunden, um in feinem einzigen Fall wiederzufehren. Es wurde ferner festge­ſtellt, daß durch Einverleibung des Mittels ein Schuß gegen die Infektion bei den Affen erzielt wurde. Festgestellt wurde ferner, daß nach der Behandlung eine relative Immunität bei Affen gegen Schlaftrankheit oder Nagana erreicht wurde. Bei den Versuchen an Rindern wurden ebenfalls Heilwirkungen erzielt, aber nicht fo leicht wie bei Affen. Auch bei der Behandlung schlaftranter Men­fchen wurden mit dem Mittel erfreuliche Resultate erzielt.

scheinenden Buch Aus Spielmannsfahrten und Wandertagen". Es war ein altes Chrifti- Geburt- Spiel, mit dem das Wandertheater durch das Donautal 30g. Es ist immer das gleiche Bild, das ihr Spiel ent Hermann Sudermann erträgt es mit einer staunenswerten rollt, aber der Eindrud, den es auf die Zuschauer macht, ist sehr ver­Ruhe, dem Greifenalter zu nahen. Er läßt noch feineswegs in der ichieden: Es gibt da die Vorstellungen im Kreise der Gebildeten; da Berbearbeit für große und volkstümliche Erfolge seiner Schrift figen Gelehrte, Professoren, Künstler und Aestheten in den Reihen Sdriftigen vor uns: Wir sehen verstehende, verzückte und fritische Mienen. Und stellerei nach. Was er zu sagen hat, hält sich dabei immer noch hinterher sprechen und schreiben sie viel über die Farbenwirkungen, im Bezirke des Unterhaltenden, mit Gefühl nur so weit Beladenen, haben Vergleiche mit den alten Meistern zur Hand, stellen Betrach wie es der oberflächliche Leser braucht. Auch dort, wo er von tungen über Ziele und Richtlinien einer neuen Schauspieltunst an... feinem ganzen Leben Rechenschaft ablegt, verzichtet er nicht auf diese Aber es gibt auch die Borstellungen in abseits gelegenen Drten vorrita gegangen, um mit Genehmigung der englischen Regierung Gewohnheit. Darum wurde Das Bilderbuch meiner der Bauernbevölkerung. Schon die Luft im Saal ist anders dann. Jugend"( Cottasche Buchhandlung Nachf.) in vielen Partien von Es riecht nach Kleidern, die lange im Schranke gehangen, nach ein­einem derben, sogar skrupellosen Effekten hascher aufgezeichnet, aber gefetteten Stiefeln, nach starken Haareffenzen. Die Unruhe vorher es fizt doch irgendwie in der Erinnerung als etwas Strammes und ist fräftiger und die Stille danach dumpfer. Wenn der Eingangs zug durch den Saal auf die Bühne zieht, werden Bewunderungsrufe laut. Was bei den anderen nur im Blid liegt, wird hier zum Wort. Sudermann, der aus fleinen ostpreußischen Berhältnissen stammt, Der Teufel muß es sich gefallen lassen, daß er am Schwanz gezogen als Student beinahe verbummelt wäre und dann über den poli- wird, oder daß ein Kind, das auf dem Schoß der Mutter fizt, vor tischen Journalismus zum Roman und zum Theater gelangt, ist ihm in Angstgeschrei ausbricht. Ich habe auch an diesen Tagen ge­als Mensch ein ganzer Kerl gewesen. Er hat das Leben, um in fehen, daß eine Frau sich befreuzigte, als die Maria vorbeischritt. feinem Stile etwa zu reden, geschmissen. Er schmeißt noch bis auf Den heutigen Tag alles: die Zeitgeschichte, Deutschlands Glück und Not, die Geheimnisse des Liebeslebens usw. Aber er schmeißt alles nur. Und er schmeißt dabei, leider allzu oft, die deutsche Sprache und den Geschmack um. Total meschugge", das steht so mitten in einem ernsten Abschnitt. Es kann doch einen Mann von Geist nicht reizen, so daraufloszulappen. Es reizt aber Sudermann, Jägerlatein und Konfektionsstil durcheinander zu mischen. Viel­leicht ist das der Stil unserer Zeit, fönnte jemand einwenden. Nein, es ist nur eine miserable, auch dem einfachen Mann schadende Manier eines formgewandten Mannes.

Wieviel bedingungslos gläubiger wird Mysterium nur als Mysterium genommen. Nichts von Farbenwirkung hinterher, nichts von alten Meistern. Dann kommen auch Tage in großen Fabriträumen vor der Arbeiterschaft, die, teils bedingungslos ehrfürchtig, dem Geschehen lauscht, teils steptisch nur als Spiel einem Spiele folgt, oder auch ganz ablehnend, durch Kino verbildet, verloren für primitive Bolts­funft ist und störend wirft."

Die Alhambra droht einzustürzen. Das altberühmte Mauren­schloß von Granada ist nun im Laufe der Jahrhunderte so morsch ge­Das deutsche Höhlendorf. Ein Ort, der in der heutigen Woh worden, daß es die Gorge aller spanischen Altertumsfreunde hervor. nungsnot fein heraus ist, dürfte das fleine, etwa 1400 Seelen ruft. Im Jahre 1492 fiel Granada , das letzte Bollwerf der Mauren , zählende Dörfchen Langenstein in der Proving Sachfen bei den chriftlichen Spaniern unter Ferdinand von Aragonien und Isa­Halberstadt am Harz fein. Eine große Anzahl von Wohnungen des bella von Kastilien in die Hände. Seitdem steht der ehemals so Subermann sieht eigentlich nur Oberflächen: In seiner oft höhlen des westlichen Abhanges des sich nach Quedlinburg hinziehen- getan worden. Erst seit einigen Jahren regt sich die Empfindung, am Berghange gelegenen Ortes find in den zahlreichen Sandstein prächtige Bau unbewohnt und es ist nichts mehr zu feiner Erhaltung preußischen Heimat fennt er sich ein wenig tiefer aus. Da weiß ben Hoppelsberges eingerichtet. Es handelt sich hierbei nicht etwa baß es doch für Spanien eine große Kulturschande wäre, wenn die er von der Armut im Vaterlande, von der Güte der Mutter und um eine Maßnahme, die durch die gegenwärtige allgemeine Woh denkwürdige Ruine einstiger Größe gänzlich zu einem wüften auch von der Landschaft Reize zu beobachten, die ans Herz gehen. nungsnot bedingt ist, sondern der Ort gilt sprichwörtlich als Höhlen- Trümmerhaufen zusammenstürzen sollte. In den Cortes wurde eine Dann aber verzichtet er schnell auf das Innere der Menschen und dorf und befißt diese Wohnhöhlen seit alter Zeit. Zumeist sind die Interpellation eingebracht, ob nicht die Regierung die Erhaltung ber bie Bartheit der Köpfe. Rur wie ein Reporter geht er durch das Höhleneingänge mit einer regelrechten Tür versehen, bie eine Glass Alhambra als eine Sache des ganzen Boltes ansehen wolle, da die Berlin der achtziger Jahre. Man tritt in Mietstafernen, in die scheibe besitzt und so der Höhlenwohnung leidlich Licht zuführt. Oft lafalen Mittel zu einer großzügigen Rettung des Maurenschlosses bei Universität, ins Barlament, doch jedes Ding und jede Persönlichkeit fehlt auch diese Tür, und man findet sogar mehrere Wohnungen im weitem nicht ausreichen. Der Unterrichtsminister sagte Hilfe zu, er find nur bis zur Haut berührt. Zuerst ist man befriedigt. Schließunern solcher dann meist großer Höhlen. Neben diesen Höhlen versprach sogar, sich selbst an Ort und Stelle zu begeben, um sich wohnungen besitzt der Ort natürlich auch regelrechte Häuser. Diese durch den Augenschein vom Stande der Dinge zu überführen. In lich jedoch möchte man an den Leib einem Erzähler, der sich rühmt, liegen am ganzen Hange verstreut und es kommt vor, daß Höhlen- den nächsten Etot hofft er dann eine größere Summe einzustellen, fitlich und fünstlerisch bei den Ersten zu stehen. wohnungen mit gewöhnlichen Wohnhäusern in einer Straße ab- o daß mit den Arbeiten der Renovierung baldigst begonnen werden Mar Hochdorf. wechseln. In diesem Falle handelt es sich dann um eine Art von fönne. Hohlweg, von deffen engsten Stellen die Höhlenwohnungen abgehen, Erlebnisse mit den Weihnachtsspielern. In jüngster Zeit hat man während sonst Wohnhäuser stehen. Oft findet man auch ausgemauerte Die ganze Gegend befigt einen es verschiedentlich unternommen, die alten schönen Weihnachtsspiele Höhlen und Aufbauten auf solche. in ihrer ehrwürdigen Einfalt und volkstümlichen Kraft neu zu be- großen Höhlenreichtum. Fast alle Vorberge des Nordharzes von leben. Lisa Tegner, die bekannte Märchenerzählerin, hat an Blankenburg bis Quedlinburg besigen diese zum Teil viele Kilometer einer Banderfahrt solcher Weihnachtsspieler" teilgenommen und er langen und mitunter recht hohen Sandsteinhöhlen. So gibt es bei zählt davon in ihrem neuen, bei Eugen Diederichs in Jena er. Quedlinburg die Russenhöhle, die mehrere hundert Menschen faßt,

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Spielplanänderung. In den Rammerspielen wird heute statt Das Glas Baffer " Timotheus in flagranti gefpielt. Sausball bei Raffte! So betitelt sich der diesjährige Ball der Karikaturisten, der zugunsten der Unterſtügungstaffe des Reichswirtschafts­verbandes bildender Künstler in der Philharmonie am 20. Januar 1923 stattfindet.