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lchung der deutschen Znhlunqspflichien vorläge, würde sich daraus zugunsten der Pfänderpaliti? Poincares eine Rechtsgrundlage nicht ergeben. Pfänderpolitit wäre Vertragsbruch und Gewalt. Ein einseitiges Vorgehen Zrankreichs würde einen Vertragsbruch bedeuten. Welches auch die Rechte sind, die der Dersailler Vertrag zur Durchführung der Reparation gegen- über Dcutschland�gibt, so besteht doch kein Zweifel darüber, daß diese Rechte niemals von einer einzelnen der an der Reparation beteiligten Mächte geltend gemacht werden können. Die Durch- führüng der Reparation ist ausschließlich in die Hände der Repa- rationskommission gelegt. Keine der alliierten Mächte kann Reparationsanspi'üche sür sich allein gegen Deutschland er- lieben: sie haben sich vielmehr zu diesem Zweck an die Revarations- kommission zu wenden. Ebensowenig wie aber die einzelne Macht unmittelbar Rcparationsansprüche erheben kann, kann sie für sich allein Zwangsmaßnahmen zur Durchführung dieser Ansprüche er- greifen. Sonst würde sich die widersinnige Folg« ergeben, daß ein Staat Ansprüche beitreiben oder durch Pfand sichern könnte, die ihm garnicht zustehen. Das gilt auch für die Handhabung des Artikels 248, der als allein zuständige Instanz ausdrücklich die Reparalionskommission bezeichnet. Stickftoffrcparation. WTV. meldet: Bei Besprechungen im Reichsministerium, für Wiederaufbau über Stickstofflieferungen an Frankreich , wobei Sach- verständige beider Länder anwesend waren, wurde die französische Forderung nach(50 000 Tonnen reinen Stickstoffs, über Reparations- konto zu liefern, von der deutschen Regierung mit der Begründung abgelehnt, daß die deutsche Produktion bei weitem nicht zur Deckung des eigenen Inlandsbedarfes ausreiche. Auch über einen von der französischen Regierung vorgelegten Kompromiß- Vorschlag konnte ein« Einigung nicht erzielt werden. Noraussichtlich werden in nächster Zeit Verhandlungen zwischen deutschen und fron- zöstschen Düngemittelinteressenten einsetzen, um zu prüfen, ob«in Ausgleich zwischen der deutschen und französischen Düngemittel- Wirtschaft möglich ist. Wofür mau Geld hat. London , 23. Dezember. (WTB.) Auf Anfrage teilte der Luft- fahrtminister im Unterhause mit, daß die Stärke der britischen Luftstreitkräfte in Europa einschließlich der Abteilungen in Konstantinopcl ungefähr IS Geschwader von durchschnittlich je 12 Maschinen beträgt. Frankreich besäße 100 Geschwader zu je 9 Maschinen, Belgien 14 Geschwader zu je 10 Maschinen.

Sie armen GPziere! Weil der.Vorwärts" die Summen veröffentlichte, die den Offizreren des alten kaiserlichen Heeres von der Republik als Pen- sionen ausbezahlt werden, fühlt sich die.Kreuzzeitung" berufen, uns»ine Moralpredigt zu halten. Sie behauptet, wir veröffsnt- lichten diese Zahlen nur, weil wir wieder einmal eine Osfiziershetz« veranstalten wollten. Wenn von einer solchen.Hetze" gesprochen werden soll, dann muß doch daran erinnert werden, daß, soviel bisher bekannt, die intensiv st e Hetze gegen die deutsche Republik gerade von einem Teil sehr prominenter Offiziere des alten Regimes getrieben wird. Also von Leuten, die es nicht unter Ihrer Würde halten, von der Republik sehr erhebliche Summen alsRuhegehalt"»inzu- stecken, Hschon sie im Herzen immer noch Diener des.Obersten Kriegsherrn" von Doorn sind. Wenn sie schon ihr Ruhegehalt be- kommen, sollten sie so verständig sein, Ruhe zu halten und nicht immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Vielleicht tonnen sie auch Erinnerungen schreiben die- an anderer Stelle behandelten Niederschriften des Generalobersten v. Moltke sind immerhin verdienstvoll, aber sie sollten nicht ihre sehr erheblichen Einkommen, die sie nicht für Arbeit beziehen, Jbazu benutzen, ihr Kriegshandwerk gegen die Republik zu üben. Daß ihr Einkommen heute geringer ist, als es vor dem Kriege betragen liaben würde, ist zweifellos richtig. Aber wo ist ein Angestellter, Beamter oder Arbeiter, dessen heutiges Paptcrgeld-Einkommen dem der Dorkriegs» zeit entspricht? So rührend die Sorge des deutschnotionalen Organs für das Wohlergehen der ehemaligen Ecneräle und Oberstleutnants ist, wo bleibt die Sorge um die Existenzmöglichkeiten der Prole-

weihnachtslieS. von Arth Zstuche, Melallarbeiter. Schlafe, du, den die Tlot regiert. Du. dem die Zeil nur Elend gebiert, schlafe! Schlafe, brausten ist die Not! Draußen übers stille Land, Silberweist ist fein Gewand. Eis und Hunger fein Gebot. Schleicht der Winter, schleicht der Tod, Schlafe, müde Seele, schlafe! Schlafe, schlafe einen Tod, Der dein Tun vergessen macht. Schlafe deine heil'ge Nacht, schlafe-- Schlafe oder wache auf! Nur nicht länger Träumer fein. Nur nicht länger jenes Dulden, Jene» Murren müder Wut, Raffe dich doch endlich auf, Jordre von der Zeit Tribut! Lenke selbst den Zeilenlaus, Denn durch deine Hände rollk Alle Arbeit, alles Gold. Brich die Heilen deiner Not Oder schlaf den ewigen Tod.

Eine Veihnachtslegenöe. Bon Julius Zerfaß . Auf den blutgetränkten Feldern Flanderns siel im Kriege txn Reitersmann, der sehr an seinem Leben hingi denn er hatte in sein« Heimat am Rhein ein hübsches Mädchen zurückgelasien. deren schwarze Augen im Schimmer der Winterlampa glühten wie edler Wrin. Der Soldat wer dem Rufe de« Kaisers gefolgt, der gesagt hatte, bis die Blätter fielen feien alle tapferen Helden wieder zu Haus«. Das hatte auch jenes jugendfrische Mädchen gehört und«» freut» sich: glaubte es doch bestimmt, daß fein Reitersmann zu den Wiederkehrenden, zu den gefeierten Helden gehören würde. Und dann hatte es Ihm einen Talisman, ein Amulett mit dem Bildnis der heiligen Mutter an einem silbernen Kettchen um dt« Brust ge- hängt. Nun war es emsig dabei, Ueberraschungen für ihren 5)srz° allerliebsten vorzubereiten, die auf dem Weihnachtstisch prangen sollten. Allerlei mit eigener Hand gefertigte Sachen und Sächelchen, für den künftigen, glückverheißenden Ehestand vorbestimmt.

taricrfamilien? Wo das Mitleid mit den Arbeitsinoaliden, den Unfallrentnern usw., die ost in ebenso langer körperlicher Fron Werte geschaffen haben, als die Herren Generäle unproduktive militärische Dressur betrieben? Deutschnotionale, deren Sprachrohr dieKreuzzeitung " ist, treten mit Eifer für jede Verteuerung der Lebenshaltung ein, wenn sie den Landwirten zugute kommt. Sie bekämpfen täglich die Arbeiter und wollen sie zu längerer Arbeitszeit zwingen. Aber sie schreien überHetze", wenn man feststellt, daß taufende rüstiger Leute enorme Pensionen beziehen, ohne etwas dafür zu arbeiten, ja möglicherweise neben den Pensionen noch sehr erheb- liche Einkommen haben.

Geheimbündelei in ffamburg. (sntentekontroNe in der Polizeikaserne. Hamburg . 23. Dezember.(Eigener Drahtbcricht.) Am 18. De- zember, abends gegen 8)4 Uhr, wurde in einem Fabrikkontor des Stadtteils Ottensen , wie wir bereits meldeten, eine Versammlung von 23 Teilnehmern aufgelöst. Leiter der Versammlung war der Fabrikbesitzer Rickel, der als Mitinhaber einer Ottenser Schokoladenfabrik seine Kontorräums seit Monaten für diese ge­heimen Zusammenkünfte zur Verfügung gestellt hatte. Die Teil- nehmer, fast durchweg ehemalige Offiziere, dem Berufe nach Kausleute, Bankbeamte, Studenten, ein Lehrer, ein Oberzoll- sckretär gehören zweifellos einer Verbindung an, deren Daseins- Verfassung und Zweck vor der Staatsregierung geheimgehalten werden sollte. Umfangreiches Belastungsmaterial, wie Schriftstücke über Geheimhaltung der Organisation und ihr Ausrüstungsmatcrial, wie ein Klappenschrank, 12 Feldtelephone, Armrekabeln, Füllelemente, Jnfanteriestiefel, Leuchtpistclen, Leucht- Munition, Signalhörner, Jnfanteriespaten und Bellpicken, wurden vorgefunden. Sämtliche angetroffenen Personen wurden vorläufig festgenommen, dem Polizeigefängnis zugeführt und nach Abschluß der polizeilichen Ermittlungen teils dem Gericht vorgeführt, teils wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei den in Hamburg wohnenden Mitschuldigen wurden insgesamt 17 Gewehre, 2 Handgranaten und weitere Beweisstücke vorgefunden. Wegen Verheimlichung bzw. Weiterocrschicbung von 180 weiteren Gewehren werden sich die Teil- nehmer außerdem noch zu verantworten haben. Dos gesamte Material wird der Staatsanwaltschaft vorläufig übergeben, jedoch dem Oberreichsanwalt in Leipzig überwiesen werden, da bereits feit einem halben Jahre gegen Rickel und Genosien ein Straf- verfahren wegen Geheimbündelei beim Staatsgerichtshof in Leipzig schwebt. Hamburg . 23. Dezember.(Eigener Drahtbericht.) Am Sonn- abendoormittag ließ sich überraschend eine aus englischen, sran- zösischen und belgischen Offizieren bestehende E n t e n t e k o m- Mission bei dem Hamburger Polizeipräsidenten melden und vcr- langte, daß ihr eine sofortige Dur 6z suchung der Ordnungs- polizeikaserne gestattet würde. Die Durchsuchung fand sofort statt, es wurde auch auf Verlangen des französischen Mitgliedes«ine Decke durchbrochen. Es ergab sich jedoch bei die>er wie bei mehreren anschließend vorgenommenen Untersuchungen keinerlei Grund zu irgendwelchen Beanstandungen.

Sesatzungsansprüche. München , 22. Dezember. (TU.) Eine amtliche Zusammen. stellung lehrt, daß das französische Militär in de? Pfalz beschlag- nahmt hat für Flugplätze 127,130 Hektar Ackerland(Kosten i 70,3 Millionen), ferner sür einen Flugplatz, einen Truppenübung«- platz und einen Bombenabwurfplatz 32L1 Hektar Wald und Ackerland(Kosten 439 Millionen), sür Munitionsplätze, Flieger- barocken usw. 5 Hektar Land. Unter den beschlaznahmton G«- b ä u d e n befinden sich 14 öffentliche Gebäude. Um die beschlag- nahmtcn Gebäude frei zu machen, werden e r r i ch t e t: 37 Bauten (Kosten 13S7 Millionen). An Privatbauten sind beschlagnahmt 893 Wohnungen, außerdem 81? Einzelzimmer. Zur Entlastung werden gebaut S71 Wohnungen für Offiziere, 329 Wohnungen für Unter- ofsizier«(Kosten 2771 Millionen). Vorstellungen der Regierung bei der Rheinlandtommission hatten nur in ganz wenigen Fällen Erfolg.

Statt des Bräutigams kam ober am Tage des Friedensfestes. dos feuriger, bruder- und fricdenmordender Krieg umtobte, die Nach» richt, daß der Reitcrsmann den Heldentod für's Vaterland gestorben sei. Ein letzter Brief von ihm, de? fast gleichzeitig eintraf, ver« fluchte dieses Vaterland samt dem Kaiser, der seine Soldaten belogen »nd betrogen.'Denn" so stand an einer Stelle de»' Briefes wer all das Schreckliche erlebt und gesehen da draußen im Kriege, werde ewig ein Ausgestoßener sein und der ewige Friede sei seiner Seele fern!" Die frommen Leute, die diesen Brief vor Schrecken fast aus den Händen fallen ließen, waren entsetzt über diese Vcr- heerungen in einem Menschengeist, und es wurde für recht befunden, daß man dein toten Krieger eine �Seelenmesse lesen lieh. Damit und mit manchen recht bitteren Tränen schien der Fall erledigt. In Flandern aber, wo der Soldat gekämpft und gelitten hatte und wo er gestorben war, begann sein eigentliches Heldenleden mit seinem Tode. Man kannte dort die näheren Umstände seines Endes: Ms Meldereiter hatte er den Befehl bekommen, von dem Turm der Dorfkirche aus den Feind zu beobachten und dem gläubigen Ehrsen war mehr aus Entsetzen denn aus Wiyersetztichkeit eine Weigerung über die Lippen gesprungen. Und well man ihn nun weniger sür gefährlich als für religiös übergeschnappt hielt, war die Strafe noch den Begriffen derer, die sie verhängten, müde: Er mußte auf den Turm. Eines Tages freilich blies feindliches Mißtrauen den Kirch- türm um und begrub den Reiter unter feinem Schult. Dos war am Tage vor dem heiligen Christfest. Die Nacht darauf aber soll, wie Hellsichtige und Hellhörige wissen wollen, folgendes geschehen sein: Der Turm richtete sich mit einem Ruck auf und oben erschien der blutige Kopf des Soldaten. Man tonnte deutlich sehen, wie er mit dem Munde das Glpckenseil zog: Arme und Beine fehlten ihm. Die kleinen Glocken sandten in dieser Nacht«inen Klang hinaus wie nie zuvor. Sie Huben an mit Stöhnen und Wimmern, das zuweilen wie ein zitterndes Weinen ausklang. Dann wieder tönte es gleich einem abgehackten Drohen und Murren und aus einem jammernden Flehen wurde zum Schluß ein lautes Schreien, daß die Menschen sich verkrochen. Langgezogen tönte es über die Schneefelder, endlos wie das Leid, schmerzhaft wie die Not:Mörder! Marder! Mörder!" Und ein Gesicht will beobachtet haben, daß ein Leutnant in den Turm stieg und eben dem verstümmelten Glöckner den Kopf ab- hieb. Nun aber seien die Schreie in ein schauerliches Gellen über- geschlagen und die Glocken hatten, immerzu weiterralend, ins Land gerufen:Kain! KainI Äain!" Von dem Leutnant aber Hab« man nie mehr etwas gesehen. Am anderen Tage war das flandrische Feld wieder weiß, ein riesiges Sch: eeseld Von dem unendlichen Leid �ast nicht» zu sehen: e» hatte sich ja in Höhlen und Gräben verkrochen. Oft noch wurde der Flecken Erde dort vom Menschenhaß mit Menschenblut. gedüngt. Dann kam der Friede. Man baute die Kirche wieder auf. Aber, so wird berichtet, in jeder Christnacht sehen die Leute,

Seipe! gegen öie Verfassung. Wien , 23. Dezember. (Eig. Drahtbcricht.) Der Vorstand des Sozialdemokratischen Abgeordneteuverbandcs hat heute vom Bundes- kanzlcr die Zurückziehung der Verordnung über die Erhöhung dcr Zölle verlangt, da sie verfassungswidrig fei. Dcr Bundeskanzler lehnte dieses Verlangen ab. Daraufhin hat unser Fraktionsvorstand beim Präsidenten des Nationalrats, Dr. Weiß- kirchncr, die Einberufung des Parlaments auf den 30. Dezember beantragt.

polnische Einheitsfront? Warschau , 23. Dezember. (Mtb.) Die polnische Nationalpartci har unter dem Vorsitz Seydas beschlossen, alles zu versuchen, uni eine nationale Mehrheit unter unbedingten Ausschluß der nationalen Minderheiten zu bilden. See Antisemitismus in Polen . Warschau , 23. Dezember.(Eigener Bericht.) Nach der amtlichen Statistik sind von dcr 27 Millionen betragenden Bevölke- rung Polens über 30 Proz., in Wirklichkeit etwa 40 Proz., blicht- polen. Unter diesen stehen nach den Ukrainern die Juden mit über 3 Millionen an zweiter Stelle. In mittteren und kleineren Städten machen sie häufig die Hälfte oder sogar 80 bis 90 Proz. der Be- völkcrung aus. Warschau mit etwa 360 000 J>ll>en ist die größte Judenstaot des europäischen Kontinents. Die jüdischen Massen sind im allgemeinen in einer e l e n de n sozialen Lage. Als die stärkste bürgerliche Partei Polens , die der National- demotraten, nach der russischen Revolution 1904/1906 dos Ideal der Unabhängikcit Polens zugunsten einer Autonomie unter russischem Zepter preisgab, suchten sie nach anderen pro- grammatischen Forderungen, mit denen sich aus die Masse wirken ließ. Sie fand diese Forderungen in dem Deutschen - und Judenhaß. Di« Ereignisie der letzten Monate haben in Polen eine neue Hochflut des Antisemitismus gebracht. Es begann mit dcr Wut der Chaiioinisten, als die Minderheiten in Verteidigung gegen die perfide Wahlordnung sich zu einem Wahlblock zufammenschlosien. Daß dieser Block bei den Wahlen gut abschnitt, insbesondere die Jaden wegen des ukrainischen Wahlboykotts in Ostgalizien im Sejm allein fast 40 Mandate erlangten, steigerte die Hetze. Ihren Gipfelpunkt erreicht« ober die Agitation, als am 9. Dezember Naru- towicz gegen den Kandidaten der Nechien mit Hilfe der Stimmen dcr Juden und der anderen Minderheiten zum Staatspräsidenten gewählt wurd�. Der verhetzte nationalistische Pöbel war nicht mehr zu halten. E» kam zu blutigen Ausschreitungen gegen jüdische und sozialistische Abgeordnete und schlicßlicki siel der neugewählte Präsi­dent am 16. Dezember von Mörderhand. Hatte man doch dcr breiten Mals » sogar einreden wollen, Narutowicz sei nicht nur dcr Präsident der Juden", er sei selbst Jude. Es gäbe für Polen ein sehr einfaches Mittel, den größten Teil der unliebsamen Minderheiten loszuwerden:- Es brauchte.nur die llnnektiertcn Gebiet« im Osten und Westen freigeben, die überwie- gend von N i ch t p o l« n bewohnt sind.

Die Verhandlungen über die Reform des juristischen Studium» in Preußen sind wcsknttltb sorlgeschniten: insbesondere ist über ei ne neue Ordnung für die R e f e r e» d a r p r ü f u n g cm vrcußi- scheu Kabinett Einvernehmen erzielt worden. Mit dem baldigen A b s ch� u h der Verhandlungen darf gerechnet werden. Erhöhte Arbeitsbclvhnung sür Gefangene. Vom 1. Januar 1923 ab wird sür Preußen dcr Höchstbetrag der Arbcitsbelohnung, die einem Gefangenen gutaelchrieben weroen kann, für Zucht- hausgefangene von 4 M. auf 40 M., für Gefängnis-- ins asten von S M. auf 60 M. für den Arbeitstag festgesetzt. Genosse Tsiax Schippet, der bisher Vorsteher des Sächsischen Landesomls für Gemcinwirtschaft mar, ist zum ordentlichen Pro- fessor an der Technischen Hochschule in Dresden ernannt worden. Er wird dort hauptsächlich über Sozialpolitik lesen. Sein� Nach- salger im Landcsomt für Gemeinwinschaft wird Genosse Edmund Fischer , der frühere Rcichstagsabgeordnete für Zittau . Di« Voruntersuchung gegen Müllcr-vrandenbarg. den früheren Befehlshaber dcr thüringischen Lande-polizei, ist auf Veranlassung des Oberreichsanwalt« eingestellt worden. L...... LLL.IIULI.I.-J-I----------------.------------------------ die dem Krieg ins Auge geschaut, wie sich urplötzlich neben dem neuen der alte Turm straff aufrichtet. Ein blutiges Haupt erhebt sich, der Mund faßt nach dem Glockcnscil und ein Wimmern, Stöhnen, Weinen tönt au» den Glocken, daß den Menschen da» Herzblut stockt. Und drese grauenhaften Klänge steigern sich zu wilden Schreien und deutlich hört man die Worte:Mörder! Mär- der! Mörder!" Obwohl man dem toten geisterhaften Glöckner monallich ein» Seelenmesse lieft, sei, wie die Geisterseher behaupten, noch in jeder Christnacht, wie«in warnender, anklagender Finger, der Turm mit dem blutigen Haupte aufgestanden. Und die Schreie höre man bis tief zum Rhein , wo das schwarz- braune Mädchen in der Christmette für das Seelenheil des Reiters betet. 9

GobinoausSaoonarola". Nach langen technischen Äor- bereitungen hat das Theater in der Königgrätzer Straße unter Ausnutzung seiner Patent-Film-Krelslerbühne sich an(So- bin«aus SprechszcnenSaoonarola"' gewagt. Am Ende hielten sich Zischen und Klatschen die Wag». Die Zischer hatten dieses Mal nicht unrecht. Ende des 16. Jahrhundert» predigte in Florenz ein fanatischer Mönch gegen die Sittenlosizkeit und Unsrcm nheit der Kirche, der Fürsten , des Volkes, Ein merkwürdiger Zufall, daß dieser(Lirolamo Savonarcla gleich dem deutschen Eiferer Luther ein Dominikaner - manch war. Mehr noch als Luther kümmerte er sich auch um dl» volittschen Verhältnisse, erreichte es, daß die leben»- und künstefrohm Medici oerjagt wurden und der französische Eindringling Karl> III. mit seinem Heere Florenz wieder verlassen mußte. Im Gegensatz zu Luther blieb Savonorola innerhalb der Grenzen der alten Kirche, konnte nicht die Bannbulle des befehdeten Papste» verbrennen, da Florenz schließlich von ihm abfiel. Das brutale Leben, die nicht zu unterdrückende Sinneafreude des Italiens der Renaissancezeit, die Macht des sehr weltlichen Papstes Alexander VI. waren stärker als der Asket. Saoonarola wurde verbrannt und gehingt. Sein Leben Hot viele Dichter gelockt, auch unseren schwerblütigen Nikolaus Lenau . Einen Dramatiker hat es noch nichj, gefunden. Der franzö­ sische Graf Gobineou war e» am wenigsten, er war Diplomat, Orlentol'st, em geistvoller Essaylchrciber. Die Zeit der italie -nischen Renaissance hat er in einer Reihe historischer Szenen eingefangen, an deren Anfang er den umfangreichenSaoonarala" stellte. Ihm kam c» aber viel weniger darauf an, Entwicklung und innce» Tragik k«- redegewaktigen Mönches zu schi 'dcrn. als die Atmosphäre jener glänzenden Epoche. So la t er ka'cidoskopart'-, sämll!'' de- deutende Persönlichkeiten im'r Zett au't'cten: Pavst. König Karl VIII, . die Ssorzcs, Medkis. Mschekmwelo. Leonardo da Vinci , Machiovell, Pilviophen, Hellenisten. Archltckten. Kriegsführer. Dramatischer Pulsschlag ist rnr�ends zu sp�csn? tn den mebr als 30 Svmen kein einzmer Zufarnmenprall zwischen zwei Gegnern. i?ter hätte da Theater in der Körn�rotzer Straß* mit seiner Bearbeitung �tn9it.,en fnuj[?n. Die Gestalt Saoonar�as galt es herauszuheben. Einhard und Bernauer gingen ander« Wege. Sie schnitten das lseistige ab, drängten, trotz ihrer die raschesten Der- Vvndlungen ermöglichenden Patentbühne das ganze auf 10 Szenen