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Wir vsrsLshen, daß heute die Parteilerdenschäft in Italien eine Schärfe erreicht hat, wie nie vorher. Wir hätten es also verstehen können, daß die Partei der Sieger, ohne Edelmut zu zeigen, einen gewissen Anstand gezeigt hätte. Das italie- nifche Recht sieht außer der Amnestie, die alle Folgen der ver- drecherischen Tat auslöscht, den Straferlaß(condono) vor, der die Nebenfolgen der Verurteilung bestehen läßt und nur die Freiheitsstrafe erläßt. Wir hätten es begreiflich gefunden, wenn sich die Fascisten die Amnestie vorbehalten hätten und den Sozialisten und Kommunisten den Straferlaß. Mussolini hat seine Regierung als.das Reich des Geistes" bezeichnet. Er ist gottesglänbig und christlich gesinnt: aus diesem Geiste wurde die Weihnachtsamnestie geboren. So steht das italienische Proletariat am Jahresausgang vor einem Kampf aufs Messer: ein Kamps, in dem ihm nie- mand Pardon geben wird. Durch einen Weifen und Schrift- gelehrten ist bekanntgegeben worden, daß dieses Reich wenig- stens 20 Jahre dauern wird. Bis jetzt dauert es zwei Monate und hat viele Maßnah- wen gezeitigt, die die Schwelle bauen sollen zu dem zwanzig- jährigen Reich. Da iit zunächst die Abrüstung eines Teils der Polizei und die Schaffung einer f a s c i st i s ch e n ,.M i l i z f ü r d i e n a t i o n a l e S i 6? e r h e i t", die 100 000 Mann stark werden soll. Diese Miliz wird den offiziellen Rachrichten zufolge(andere gibt es ja nicht) persönlich vom Ministerpräsidenten abhängen und in Zeiten ihrer Mobil- machung, die auf Grund ausnahmsweiser Verhältnisse ange- ordnet wird, nom Staate besoldet werden. Man wird alt? in Italien einen Teil der Funktionen von Polizei und Militär der Leibgarde des Ministerpräsidenten übertragen sehen, die vom Staate nur infofern abhängt, als er ihren Sold bezahlt, im übrigen aber dos Organ einer Partei bleibt, Varteikriterien gegründet wurde und geleitet wird, und per- sönlich von einem Manne abhängt, der möglicherweise nicht auf Lebenszeit Ministerpräsident ist. Diesen Prozeß, durch den man Staatsfunktionen an Par- teiorgane überträgt, nennt man den derI d e n t i f i z i e- rung von Fafcismus und Staa t". Man könnte ihn auch als die Nutzbarmachung des Staates zu Partei- zwecken bezeichnen. Hier kommen wir auf den so oft behan- delten Unterschied von Staat und Partei. Wenn in unserer Partei sich die Genossen gegen die Parteidisziplin auslehnten. so pflegte man ihnen entgegenzuhalten: Man tritt aus freiem Willen in eine Partei ein, weil man ihre Leitsätze annimmt: man kann aus ihr austreten, wenn die auferlegte Disziplin einen Grad von Zwang einzuschließen scheint, den man mehr als Hemmung empfindet, als man die Einheit der Leitsätze als Förderung fühlt. Wie aber, wenn der Staat, aus dem man doch nicht austreten kann, dem Einzelnen eins Parteidisziplin vor- schreibt? Wird man sie wirklich mit Gewalt den Widerstre- benden einbläuen, zum Besten der Nation? Will man den ntchtfascistischen Bürger rechtlich und moralisch so stellen, wie die Juden in Rumänien vor dem Kriege standen, will man ihn zumAusländer ohne Konsularschutz" machen? Was der Arbeiterbewegung in Italien noch an Kräften bleibt, das sucht die Regierung lahmzulegen. Sie erläßt ein Gesetz, das die Registration der Gewerkschaften obligatorisch macht: diese müssen die Listen ihrer Mitglieder der Präfektur vorlegen und ihre Derwaltungsmaßregeln prä- nentiv bewilligen lasten. Die nicht registrierten Gewerkschaf- ten sollen aus den Vertretungen in allen beratenden Körper- schaften des Staates ausgeschlossen sein, so aus dem Reichs- arbeitsrat, dem Ausschuß für die Kooperation usw. Und da man fürchtet, daß sich diefreien Gewerkschaften" zur Regi- stration verstehen könnten, um nicht auf ihre Existenz zu ver» zichten, beantragen die fascistischen Gewerkschaften ganz ein- fach den Ausschluß allernicht nationalen" Gewerkschaften von dem Recht, Verlreter in die Regierunoskörperschasten zu entsenden: sie fordern auch die Auflösung der bereits bestehen- den Slusschüfse, um sie innationalem Sinne" neu zu bilden. So büßt heute das italienische Proletariat schwer und bitter eigene Schwäche und Irrtümer seiner Führer. Viele. die sich um unsere roten Fahnen scharten, als sie das tausend-

Arbitrage/ Don Hans Dauer. Arbitrage ist eiwe der lustigsten Sachen der Welt. Arbitrage ist so: An der Leipziger und der Berliner Börse beispielsweise wird irgendein Aktienpapier gleichzeitig gehandelt. Dienstag nachmittag um 2 Uhr wird sein Kurs in Berlin mit 4S00 festgesetzt. Das heißt: Eine über 1000 Mark lautende Aktie kostet 4S 000 Mark. Um 5�3 Uhr wird der Kurswert der gleichen Aktie in Leipzig mit 48 000 Mark festgesetzt, was sehr leicht möglich ist und welche Unterschiede tatsächlich oft noch viel erheblicher stnd. Der Arbitrierende, der vielleicht in Dresden wohnt, sitzt nun im Leder- sessel seines Kontors, nimmt per Telephon von seinem Berliner Vertreter den Berliner , von seinem Leipziger Vertreter den Leip- ziger Kurs entgegen, arbitriert, das heißt: vergleicht die beiden Kurse, meist seinen Berliner Vertreter an, von einem Berliner Besitzer des Papiers 10 Stück zum Tageskurs zu kaufen, und seinen Leip- ziger Vertreter, einem Leipziger Kauflustigen 10 Stück zum Tages- preis zu verkaufen..., und weiß, daß er innerhalb von 60 Zi- garrenzügcn zehnmal die Differenz von 48 000 zu 46 000, daß er also 30 000 Markverdient" hat. Uder so ist Arbitrage: Unser Dresdener Freund erfährt vemtag« feiner ausgezeichneten Geschäftsverbindung, daß in Schmalkalden bis 6 Uhr 16 abends ein Posten Klosettpapier, Muster Sb/C, zu verkaufen ist. Preis 600 000 Mark. Und er weiß, daß in Borna l-mans bis 6 Uhr 26 einen Posten Klosettpapier, Muster 3b/C, für 650 000 Mark kaufen würde. Er hat keine Ahnung, wo Schmal- kalden oder Borna liegt. Glücklicherweise hat die Post eine Ahnung 'davon, und er darf nach dahin telegraphieren, daß er tauft, nach dcrthin, daß er verkauft. Er hat auch keine Ahnung, was Klosett- papier 3b/C für eins ist. Glücklicherweise aber scheinen di>e in Schmalkalden und die in Borna ein« zu haben. Das einzige, wovon sr Ahnung Hot, ist die Tatsache, daß 660 000 Mark minus 600000 Mark einen Saldo von 60 000 Mark zu seinen Gunsten ergibt. Ein Arbitragegeschäft ist ein Zug-um-Zug-Geschäst. Ein Gleich. zcitigkeitsgeschäst von Kauf und verkauf. Ad:r darüber hinaus ist ein Arbitragegeschäft noch mehr. Es ist das Destillat, der Extrakt des kapitalistischen Denkens. Es ist das ideale Geschäft überhaupt. Es ist eben in dem Maße das ideale Geschäft, wie es eine Groteske ist, daß es überhaupt ein Gc-schäft fein kann. Arbüriercn ist das große Kolumbus-Ei, die Synthese aus den Ännehrnlichkiten des Arbeiters und den Annehmlichkeiten des Unternehmers. Der Arbeiter hat die Schufterei, aber immerhin kein Risiko, wenn er sich verdingt. Der Unternehmer hat ein gewisses Risiko, aber nicht die Mühseligkeiten einer beschwerlichen Arbeit. Der Arbi-treur hat weder Arbeit noch Risiko. Er hat nur den Ber- dienst.

jährige Reich von Rußland ermrhten, trogen heute das schwarze Hemd und erwarten hnsselce Wunder von Mussolini . Unsere Partei hat durch diesen Wunderglauben, den sie nicht zu zerstören den Mut und die Kraft hatte, ihre schwerste Nie- derlage erlitten. Heute i't er eine? der Grundpfeiler der iascistischen Herrschaft: diese hat aber auch andere Grundpfeiler in der mächtigen Koalition des industriellen und Agrartapitals, und in den Organen des Staates, deren sie sich bemächtigt. Freilich da, wo heute ihre Kraft liegt, könnte morgen ihre Schwäche liegen....

Die Steuersorgen üer Milliaröäre. Wie unzureichend das Kapital durch unsere Steucrgesetz- gebung erfaßt wird, zeigen folgende Beispiele: Wenn ein Besitzer eines Pakets von Aktien der AEG. im RennwertvoneinerMillion diese nach den heutigen amtlichen Kursen bewertet, so ergibt sich für ihn ein Besitz von 60 Millionen Papiermark. Nach dem amtlich festgesetzten Steuerkurse, der für die AEG.-Aktien 400 Proz. beträgt, repräsentiert diese Aktie nur einen Wert von 4 Mit- lionen Mark. Angenommen, der glückliche Besitzer dieses Aktienpakets habe auf diese Effekten eine Bankschuld von 10 Millionen Mark aufgenommen, so ergibt sich unter Zu- grundelegung des Steusrkurses das merkwürdige Bild, daß er 4 Millionen Mark schuldig ist, also keinVermögen" besitzt und nicht zur Zwangsanleihe herangezogen werden kann, während in Wirklichkeit sein Ber - mögen in AEG.-Aktien allein einen Wert von 60 10= 50 Millionen Mark repräsenliert. Angenommen, ein Besitzer von 1 Million von Harpener Aktien im Nennwerte von einer Million, d. h. nack) den heutigen Kursen von 600 bis 6 50 Millionen Papiermark, habe auf diesen Besitz 20 Millionen Mark bei einer Bank geliehen, so braucht er, da bei einem Steuerkurse von 885 dieses Aktien- paket offiziell nur einen Wert von 8,85 M i l l i o- nen repräsentiert, ebenfalls keine Zwangsanleihe zu zeichnen, denn er steckt ja nur mit 11,15 Millionen Mark in der Bankschuld. Deutlicher lassen sich die Auswüchse unseres Steuerwesens kaum illustrieren. Man fragt sich unwillkürlich, welchen Zweck denn die Beratungen des Reichsfinanzministeriums mit den Sachverständigen der Bankwslt gehabt haben. Offenbar hat man sich in den maßgebenden Stellen gründlich über den Löffel barbieren lasten.

Eine SiUion Mark öanknotenumlauf. In der Sitzung des Zentralausschustes berichtet« der Präsident des Reichsbankdirektoriums über die Entwicklung des Standes der Reichsbant in der Zeit vom 7. November bis 16. Dezember dieses Jahres und erwähnte, daß der L a n t n o t e n u m l a u f in den letzten Tagen die Ziffer von einer Billion Mark er- reicht habe. Im weiteren führte der Präsident u. a. aus: Diese Entwicklung des Lankstatus macht es unbedingt notwendig, in der Kritik des angebotenen Kreditmoterials hinsichtlich des Vsrwen- dungszweckes noch erheblich strenger Zu werden als bisher und ge- eignete Maßnahmen zur Beschränkung der Kredite zu ergreifen. Die Darlehnstasscn beobachten das gleiche Verfahren. Es würde unser Geldwesen völlig ruinieren, wenn 5?andel und In- dustri«, Länder und Gemeinden, Hypothekenbanken und Genostcn- schaften ihre Verwaltung und Wirtschaft in großem Umfange mit dem Kredit der Reichsbank und der Darlehnskasten, d. h. durch Be- schaffunz von fiktivem Gelbe zu betreiben suchen. Der gesamte gegenwärtig« W e ch s e l b e st a n d der Reichsbank von 352 Milli- orden Mark erreicht zwar an der inneren Kaufkraft der Mark g«. messen kaum die Hälfte ihres Wechselbestandes vor dem Krieg«, be- trägt aber fast die Hälfte des gesamten Wechselumlaufs gegen kaum ein Achtel desselben vor dem Krieg«, und der Andrang des Wechsel- Materials ist in weiterer stürmischer Aufwärtqdewegung begriffen. Auch das Schatzanweisungskonto der Reichsbank und der Darlehnsbestand der Darlehnskasten kommen ebenfalls zu einem erheblichen Teil der privaten Wirtschaft zugute und bedeuten auch eine Unterstützung der privaten Wirtschaft durch die Rxichsbank.

Und das soll allerdings zugestanden sein: Um den Gedanken des Arbitragegefchäfts zum erstenmal in die Well zu setzen, dazu war ein gowistes Genie erforderlich: das Geschäft zu eigenen Nutzen und zum Schaden der Allgemeinheit mit Erfolg auszuüben, vermag aber heutzutage auch der größte Dummkopf.

Das Steglitzer Schloßpark-Theater gibt jetzt ein Stück:N a ch Bagdad", dessen Versasscr sich aus dem Zettel L o r e n z o Azcrtes nennt, ober vermutlich ein deutscher Landsmann von jugendlichem, zu dramatischen Verfehlungen besonders geneigtem Lebensalter ist Das Milieu Ingenieure, die auf vorgeschobenem Posten am Bau der Bagdadbahn beschäftigt sind mag dem Autor aus eigener Anichauung bekannt fein. Doch der Verjuch, dasselbe in draniatischer Bewegung aufzurollen, bleibt in naiven Unbehoifen- hellen stecken. Das reichlich drei Akte füllend« Gerede ist nur ge- eignet, im Hörer ein Bedauern zu erwecken, daß die romantischen Begebenheiten nicht in der Form von stummen Kinobildern am Auge vorüberziehen Ein paar Textworte auf dem Vorhang hätten genügt, und die Geschichte der hochherzigen Wüstentochter Maimauna scheint wie gcschasscn, weiter. ausgesponnen die Sen- sntionen eines Films zu liefern. Der Derzicht auf solche äußere Buntheit, den die Dramatisierung verlangt, ließ die inner« Leere nur um so empfindlicher hervortreten- Einzelne charakteristische. Wendungen, die die durch Tropenglut, durch Abgefchnittensein von aller Welt, durch sexuelles Ausgehungertscin und Alkohol erzeugten Zustände und Stimmungen beleuchten, konnten über dte Gewaltsam- leiten in der Konzeption des Ganzen nicht hinweghelfen. Auch der Ausbruch des Krieges die Handlung soll im Herbst 181.4 vor sich gehen wird herangezogen. Maimouna fällt durch eine Kugel, und ihr Geliebter, der junge, human gesinnte Engländer, wird Kriegsgefangener seiner früheren deutschen Freunde. In der Auf- führung, die bei dem Text de» Stückes den Darstell-rn nirgends dankbare Aufgaben bot, interessiert am meisten Paul Hencksls, der ciiKn der jungen Ingenieure mit sehr lebendiger Individuali- sierung spielte.«lt. Alax Grube, der zwanzig Jahre lang als Oberregisseur und Darsteller im Schaufpielhaus am Gendarmenmarkt wirkte und der, nachdem er sich Wilhelmsallerhöchst« Ungnade" wegen einer Lapalie zugezogen hatte, als Privatmann lebt, kann jetzt auf eine fünfzigjährige Bühncntätigkcit zurückblicken. Aus diesem 2lnlaß gab er gestern im staatlichen Schauspielhaus ein Gastspiel, in dem er die weisen Worte sprach, die L e s s i n g seinem Nathan in den Mund legt. Worte und Spiel des Jubilars riefen sich immer wiederholenden Beifallssturm hervor. Lessings Werk aber hat nichts von seinerAktualität" verloren. Die abgeklärte Weisheit, die in jedem menschlichen Wesen vor allem den Menschen sucht, und die alles Dogmalijche, alles Nationalistische ablehnt, ja selbst die Bande des Blutes hinter denen des Geistes und Herzens zurücktreten läßt, hat leider nur immer in wenigen erleuchteten Köpfen Wurzel fassen können und man möchte wünschen, daß alle, die bei diesen Szenen begeistert Beifall klatschten, nicht nur von der Darstellung, sondern auch vom Inhalt des Gesprochenen ergriffen waren. Otto Lau- binger spielte den Sultan etwas sehr jugendlich, Mathilde

Die Reichsbank hat in einem einzigen ViertelZahr mehr als eine Billion Mark Kredite gewährt. Dies beweist, daß die Reichsbank unter voller Ausnutzung ihrer Altions. kraft weitherzig den Bedürfnissen der deutschen Wirtschast gerecht zu werden sucht, soweit sich das mit den Aufgaben und den Grenzen der Poliii? einer zenrrolen Notenbank überhaupt verträgt. Die bis- herigen Diskonterhöhungen hatten den Zweck, Warnungssiznale zu sein, in allen Kreisen des In- und Auslandes zu zeigen, in welcher Notlage dt« deutsche Volkswirtschaft sich zurzeit befindet und welcher Berarmungsprozeß am deutschen Geld- und Kapitalmarkt vor sich gegangen ist. In der gegenwärtigen Situation Deutschlands ist die größtmögliche Beschränkung und Sparsamkeit auch auf dem Gebiet der Kreditinanspruchnahme unbedingt not- wendig. Der Präsident schloß mit der Bitte an die Vertreter der Danken und an die anderen im Zentralausschutz vertretenen großen Wirtschaftsgruppen, sich der Gefahren unserer kreditwirtschaftlichen Loge bewußt zu sein und auch ihrerseits die notwendigen Matz- nahmen zu treffen, wenn verhindert werden soll, daß der deutsche Kreditapparat eines Tages versagt.

Der Kampf um üie Dienstüauer. Di« Dienstdauervorschriften des Reichsverkehrs- Ministers haben sowohl bei dem Personal wie bei den Eisenbahn- direktionen vielfach eine Auslegung gefunden, die vom Minister nicht beabsichtigt war. Infolgedessen hat sich bei dem Personal eine starke Erregung bemerkbar gemacht, die zu einer scharfen Opposi- tion gegen die Dienstdauervorschristen führte. Am Donnerstag trugen die beteiligten Gewerkschaften im Reichsverkehrsmimsterium ihre Wünsche auf Zurückziehung der Dienstdauervorschristen oder die Herausgabe genauerer Richtlinien vor. Die Besprechungen werden heute mittag fortgesetzt und man hofft zu einem vorläufigen Ergebnis zu kommen. Nach Neujahr dürfte in neuen Verhandlungen versucht werden, diese Streitfrage endgültig zu regeln. Die Gehälter üer Staatsbeöienfteten. Im Reichsfinanzmimstcrium beginnen am 8. Januar neue Ver» Handlungen mit den Spitzenorganisationen der Beamten, Angestellten und Arbeiter des Reiches, der Länder und der Gemeinden über die Erhöhung der Gehälter und Löhne. Es handelt sich dabei nicht um eine nachträgliche Erhöhung der Dezemberbezügc, sondern um die Festsetzung der Gehälter und Löhne für den Monat Januar. _ Der Sowjetkongreß. Moskau , 28. Dezember. (OE.) K a m« n e w führte weiter aus, die Moskauer Abrüstungskonferenz habe gezeigt, daß die Völker Europas gegenwärtig nicht zu Abrüstungen geneigt seien. Sowjet- rußland allein habe eine bedeutende Demobilisierung durchgeführt: doch sei die Rote Armee stark genug, um Sowjetrußlands Interessen zu schützen. Die winschastlichen Beziehungen Sowjct- ruhlands mit den Weststaaten s-ien� in reger Entwicklung begrijscn. Die Sowjetregierung werde das Außenhandelsmonopol nicht pieis- geben ungeachtet des Drucks, den das Auslandskapital in dusem Sinne ausübe. Die Sowjetregierung werde in Anbetracht ihrer gebesserten Lage bei der Genehmigung der zafsireich vorliegenden Konzessionsanträge wählerisch sein und nur solche Anträge be- willigen, die für Sowjctrußland vorteilhast seien. In dieser Hinsicht sei der Otto-Wolff-Vertrag besonders zu billigen. Auch der aus politischen Erwägungen abgelehnte Urquhart-Bertrog und andere Verträge könnten einer neuen Prüfung unterzogen werden, da der politische Horizont sich gegenwärtig aufkläre. In der zweiten Sitzung des Kongresses hob der Aorsitzende des f Obersten Volkswirtschaftsratcs Bozdanow hervor, daß in eini- gen Industriezweigen eine deutliche und schnell« Besserung festzu­stellen sei: hierzu gehören die Gummi-, die Tabak- und die Textil- industrie. Die Schwerindustrie indessen mache eine Krise durch, da sie sür Aufträge des Staates arbeite, dessen Finanzen sich in einem unbefriedigenden Zustande befänden. Jedoch im Zusammen» hang mit den Krediten, die sür Marine und Verkehr gewährt worden sind, seien große staatlich« Aufträge erteilt worden, die auch bei der Schwerindustrie eine Hebung erwarten liehen. Im ganzen sei die Wirtschostslage wesentlich gebessert. Di« Hauptsorge müsse zu- nächst die Schaffung einer stabileren Geldeinheit sein. Larin empfahl, einen engen Kontakt zwischen den in Rußlnnd bestehenden 130 Trusts und den anderen Formen der industriellen Produktion herzustellen.

Suff in war eine klug«, überlegene Sittah, Grete Land heim als Nathans angenommene Tochter und Paula Conrad als ihre Gesellschafterin fügten sich vollkommen in den Rahmen des Stückes. Leo Reuß als Tempelherr, Heinrich Witt« als Derwisch, Ernst Legal als Klosterbruder und Albert P a t r y als Patriarch mögen ebenfalls anerkennend erwähnt werden. m. Vorbildliche Sullurpslege. Aus Kassel wird uns geschrieben: Nirgends gibt es mehr etwas für 60 Pfennige außer in der Stodt Kassel, die vor zwei Jahren im prunkvollen Stadtschloß der hessischen Landgrafen und Kurfürsten am Friedrichsplatz eine großzügige städtische Galerie eröffnet«, damit sie mit ihren neueren Meistern ein Gegenstück darstelle zu den alten in der berühmten Kasseler Gemäldegalerie. Um nun den weitesten Kreisen der Be- völkerung Gelegenheit zu geben, die künstlerischen Schätze dieses Schloßmuseums zu besichtigen, wurde der Eintritt s pr eis auf 5 0 Pf. festgesetzt, während ringsum die staatlichen Museen und Schlösser, an denen Kastel reich ist, 20 Mark und mehr erheben. Die Kasseler Stadtverwaltung hat mit diesem Beschluß eine..ulturtoi geleistet, die man sich an anderen Orten zum Vorbild nehmen sollte. Valulakuriofltälen. Der Reisebericht eines Engländers, der kürzlich von Krakau nach Bafel fuhr, liefert einen neuen Beitrag zu dem Kapitel der durch die internationale Währungsanarchi« her- beigeführtmi Balutakuriositäten. Der Reifende legte die Fahrt von Krakau nach Bolel in einem Abteil erster Klasse zurück, er steut« sscb im Speisewagen der vorzüglichsten Verpflegung und ließ sich bei der Ankmrtt in Basel «ine Tasse Tee geben. Für die kleine Tasse ha«« er mehr zu bezahlen, als er während der ganzen Fahrt von zerakon nach Basel ausgegeben hatte. Indische Vecbrecherstämme. Von den merkwürdigen Sitten her Derbrecherstämme in' Indien berichtete der Sozioioge Booth Tuet er in einem Vortrag, den er in London hielt. Diese Stämme haben ihren Mitgliedern bestimmte Verbrechen zur Pflicht gemacht, und das Begehen solcher Untaten eilt sür jeden Stammcsange hörigen als ein moralisches Verdienst. Einige dieser Stämme haben ihre Spezialität im Mord, andere im Straßenraub. Wieder andere haben sich die Ermordung und Beraubung von Geldverleihcrn zur Ausgabe ge- macht. Die Ausübung dieser Untaten ist von den einzelnen Stäm­men zu höchster Vollendung ausgebildet worden, und mit ihnen jind wunderliche Bräuche verknüpft. Di« englischen Behörden chhren einen erbitterten Kampf gegen diese Vcrbrecherstämme und suchen vor allem die mcrbwürdigen Anschauungen von Sittlichkeit und Pflicht durch solche zu ersetzen, die den in der zivilisierten Welt üblichen Begriffen weniger zuwiderlaufen. Vielleicht interessiert es Herrn Booth Tucker zu erfahren, daß wir uns in Deutschland bereits ähnlieren Zuständen nähern. Gewisse deuifch-vötkistbe Kreise betrachten schon heute den Meuchelmord als ein sittliches Verdien». Leider dürfen wir aber nicht konstatieren, daß von den deutschen Behörden dcr Kamps gegen dies« Berbrecher- banden allenthalben mit der nötigen Energie geführt wird.

Neue Verteuerung 5>eS BucheS . Die Vorstände de? DörlenvereinZ der Deutschen Buchhändler und de» Deutschen Verlegeroeretn» Emden sotort nach Weihnachten die Schllssilzc-HI um 60 Proz., also von 400 aus 900 erhöhl.