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brennenden Probleme gelangen sollen. Sie können dazu bei- tragen, Deutschland noch tiefer ins Unglück zu stürzen, sie können seine ökonomischen Schwierigkeiten noch ungeheuer erhöhen, aber sie vermögen nicht, uns ins Freie zu führen. Die Proklamierung des Machtgeüdnkens bleibt dort eine Phrase, wo keine Macht vorhanden ist. Nichts wäre deshalb verfehlter, als wenn die gegenwärtige Regierung oder irgend- eine andere den Einflüsterungen dieser Kreise nachgäbe, und nichts bedenklicher, als wenn die Sozial- demokratie sich etwa bereitfände, eine Ein- heitsfront mit ihnen zu bilden Unsere Abwehr der franzöüschen Ansprüche beruht auf anderen Voraussetzun- gen, als die der Leute, die noch in der Kriegs- und Vorkriegs- Mentalität leben, und wir müssen, uon allen Gegensätzen zu der gegenwärtigen Regierung abgesehen, uns dieses Unter- schiedes auch dann bewußt bleiben, wenn wir mit aller Ent- schiedeuheit die Uebergriffe der französischen Kapitalisten und Imperialisten zurückweisen. Was aber soll die Regierung tun? Für den Mo- ment scheint alles zweck- und hoffnungslos. Die französische Politik hat sich offenbar so stark festgelegt, daß mit einein Zurück kaum noch zu rechnen ist. Trotzdem darf Deutschland nichts unversucht lassen, was ihm, wenn nicht für die gegen- wärtige Stunde, so doch für eine spätere Zukunft, Nutzen bringen kann. Es hat von den mehr oder weniger böswilligen Regierungen an die Völker selbst zu appellieren. Nicht auf dem Wege der sogenannten Propaganda, sondern durch sein praktisches Verhalten. Es ist nicht recht verständlich. worum das Kabinett Cuiw nicht schon das Projekt veröffent- licht hat. mit dem Herr Bergmann in Paris auf Gehör wartete. Es soll zeigen, daß es einen Vorschlag unterbreiten wollte, der Frankreich unmittelbar zu einem größeren Geld- betrag verholfen hätte. Es soll sich darüber hinaus eventuell bereiterklären, die in diesem Vorschlag angeführte Summe entsprechend den englischen und italienischen Kalkulationen zu erhöhen. Essoll Industrie und Landwirtschaft dazu nötigen, die in Aussicht gestellten Garantien positiver zu umschreiben. Damit werden sich sicherlich die angekündigten Gewaltmaßregeln kaum mehr abwenden lassen, aber wir können so doch wirksam spätere Diskussionen vorbereiten und gleichzeitig diesenigen unterstützen, die heute schon in Frank- reich das Vorgehen Poincar�s für bedenklich halten, aber noch nicht den Mut und die Kraft besitzen, ihm wirksamen Wider- stand entgegenzusetzen. Es sollte ferner auch die Frage geprüft werden, ob es sich nicht empfiehlt, in dieser Situation den Völkerbund an- zurufen. Die Bedenken, die dagegen sprechen, sind be- kannt. Aber selbst wemr wir von vornherein mit einem Miß- erfolg rechnen, haben wir die Pflicht, alles zu tun, was unser ehrliches und ernstes Streben nach einer für uns auch nur einigermaßen erträglichen Verständigung dokumentiert, und was insbesondere uns Sozialisten betrifft, so mögen wir hundertmal recht mit der Behauptung haben, daß die kapitali- stische Welt sich als unfähig erweise, das Rcparationsproblem zu lösen; wir können aber die Hände nicht in den Schoß legen, bis der internationale Sozialismus stark genug ge- worden ist, seinerseits die Aufgabe zu übernehmen. Mit anderen Worten: Deutschland muß bei allem Protest gegen das was geschieht im großen und ganzen auf der bisher innegehaltenen Linie des L e i st u n g s w i l l e n s verharren. Nichts wäre verhängnisvoller, als ein Nachgeben an natio- nalistisclx Scharfmacher oder auch als einfache Resignation. Das eine wie das andere würde nur den Interessen derer dienen, die dos Scheitern der Pariser Konferenz als einen Er- folg buchen.

krach zwischen Stinnes und Levsch. Gestern schlössen wir aus den hier zitierten liebevollen Auseinandersetzungen zwischen.Zeit" und..Deutsche Allq. Ztg." auf einen Krach in der Deutschen Volks- parte. Da die.Zeil' das Bestehen eine» solchen bestreitet, handelt es sich vielleicht doch nur um einen Krach zwischen Stinnes und Lensch.

Die /ibseits-Menfthen. Von Joseph Roth . Eine Droschke wartet, im Regen, vor der Diele. Die Diele hat alle ihre Lichter rötlich besänftigt, und aus ihren Fenstern bricht gespenstisch ein Widerschein, wie bei einem Zirkus- brond im Film. Hinter den safrangelben Vorhängen steht man die Silhouetten angeschmiegt kreisender Paare. Die Droschke, die im Regen wartet, besteht aus einem Gefährt, einem Kutscher und einem Pferd. Der Kutscher sitzt auf dem Bock, In einem Kittel, mit einer Kapuze, wie ein Mann ohne Unterleib. Die Beine hat er hoch- gezogen und er sitzt vielleicht auf ihnen. Oder er hält sie unter der Decke. Oder er hat gar keine. Der Peitschenstiel schwankt gertenhoft im Regen und webest mit dem Lederriemen. Der Kutscher niest manchmal, und es klingt als ob er wieherte. Das Pferd streichest mit dem rechten Borderhuf da» Pflaster. Vor der Drehtür der Diele wacht, goldbetreßt und imposant. ein Portier. Sein Schnurrbart mitten im Gesicht ist ein blonder Draht und läuft in zwei feine, aufwärtsgereckte Spießhaken aus, an denen man, wenn alle Kleiderrechen schon benützt sind, je einen Stadtpelz aushängen könnte. Die Drehtür kreist ewiglich um ihre Achse und aus ihren Fächern fallen Menschen heraus, wie Kohlenstücke aus einem Kran. Die einen fallen in die Straße, andere in die Diele. Die Drehtür ist eine philosophische Einrichtung, und manche erblicken in ihr ein Symbol des Lebens. Der Portier greift immer mit der Rechten an die goldene Kappentresse, wie einer, der grüßen will, aber es doch lieber unter- läßt. Wenn er wirtlich einmal: Guten Abend! sagt, antwortet ihm keiner, als wäre er ein Automat oder ein Grammophon. Der grün« Schutzmann entsprießt einer Mauernische und man- hert gemessen der Diele entgegen. Der Portier hebt mechanisch die Hand an den Trcssenrand und spricht. Man kann deullich hören, daß er kein Grammophon ist, oder daß seine Plaste viel mehr Worte hat, als nur: Guten Abend! Der Kutscher vernimmt durch den Halbschlaf verwehte Laute und schwenkt seine Beine vom Bock, wie ein Paar hohler Hosen. Dann steht er unten und beweist, daß ein Kutscher einen Unterleib hat und nicht ein Bestandteil der Droschke ist. Der Dienstinann hockt auf einem Schemel, an die Wand ge- drückt, eine rot- und dunkelangestrichene Derzicrung: ein« ver- kleidete Freske mit einer Pfeife im Mund. Plötzlich bläst er eine Rauchwolle als Lcbensbeweis in die Luft und brockest von der Mause ab. Er schlurft zur Droschke und klatscht auf den Rücken de» Pferdes. Dieser Laut gibt ihm den fehlenden Rest des Mutes und er schleicht in die Gruppe des Portier», des Schutzmanns und des Kutschers .

Internationale Kundgebung in Köln . Köln . S. Januar.(Eigener Drahtbericht.) Misten in schicksals- schweren Tagen Deutschlands erlebt« am Sonnabend abend die rheinische Mestopole eine gewastjge international« Kundgebung für die Friedeneziele des Sozialismus. Die Mitglieder des internotio- nalen Aktionskomitees, die sich in Köln zur Borberestung der Eini- gung versammelt hasten, sprachen zu vielen Tausenden Kölner Ar- beitern und riefen mit leidenschaftlichen Worten ein weithin schallendes Echo gegen die Euofterungspläne des internationalen Imperialismus hervor. Zuerst sprach Genosse Wels Er wies auf die furchtbare Enttäuschung und die schweren Bedrückungen hin, denen das deutsche Boll seit Kriegsende ausgesetzt sei. Der inter - nationale Sozialismus bekämpft den Geist des Krieges, der so lange immer wieder aufs neue genährt wird, solange die vernichteten Ge- biete nicht wiederhergestellt sind. Dafür trist auch der letzte deutsche Arbeiter ein.(Stürmischer Beifall.) Inzwischen werden ober den Obdachlosen und Frierenden in Nordfrankneich Millionen und aber Millionen durch den Militarismus und die Besetzung der Rhein­lande entzogen. Nur die Erklärung der deutschen Einheit kann auch dm wirtschaftlichen Wiederaufbau der Welt sichern. Wir lehnm es ab, das deutsche Volk zum Handelsgegen- stand internationalen Schachers und etwa das Rheinland zum Austauschobfekt für türkische Provinzen machen zu lassen.(Stürmische Zustimmung.) Es gibt in der Weltgeschlchte«in« Berusungsinstanz, die Entwicklung! Sie wird den internationalen Kapstalismus zum Erliegen bringen, die Friedensziele des internationalen Sozialismus zum Sieg« führen! (Stürmischer, lang anhaltender Beifall.) Genosse Tom Shaw, Mtiglied des englischen Unterhauses. begann unter brausendem Beifall mit dm deutschm Worten: Deutschland darf ni.cht zugrunde gehen, wir wollen mit dem deutschen Volke in Freundschaft lebsu. Wester betonte er seine scharfe Gegnerschaft gegm die Bedrückung Deutschlands , worin die englische Arbeiterschaft vollständig einig sei. Cr protestierte gegen die Politik der Alliierten und bezeichnete es als dm größten Wahnwitz, Deutschland zu knechten und dann gewaltige Summen von ihm zu verlangen. Kern Soldat und kein Schiff Eng- lands dürfen dazu benutzt werden, mn die beabsichtigten Gewalt- plane gegen Deutschland durchzuführm. Genosse Alexander Bracke überbrachte in deutscher Sprache die Grüße der französischen Sozialisten. Neue Mittel der Gewalt sollen jetzt den unausführbaren Klauseln des söge- nannten Friedensvertrag es dl« Durchführung sichern. Allein die solidarische Verbindung der Arbeiter aller Länder könne den Frieden gewährleisten. Der gemeinsame Feind sei der internationale Kapitalismus . Die französischen Arbeiter fühlten sich eins mit den Arbeitern Deutschlands und der ganzen Welt. Am Freitag Abend tagten in Paris und Lille gewaltige Versammlungen, um gegen jede Besetzung des Ruhrgebietes Stel- lung zu nehmen.(Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Am Schlüsse brachte Bracke ein Hoch auf die Bereinigte deutsche Sozial- demokratie und die neu erstellende sozialistisch« Internationale aus Die Versammlung antwortete mst einem flammenden Gruß an die ftanzösisch« sozialistische Arbeiterschaft. Genosse Vanderoelde(Belgienh führt« unter stürmischen Beifallskundgebungen aus, daß er seit zehn Jahren wieder ein- mal in Deutschland spreche. Vieles habe sich seither ereignet. Nie- mand dürfte sich über den Bruch zwischen England und Frankreich freuen, da er eine Gefahr gegen den Frieden der ganzen Welt bedeute. Inzwischen sei die weltpolitische Spannung weiter ge­wachsen: olle Regierungen tragen die Schuld daran, auch die deutsche , die nicht verstanden habe, die Lasten der deutschen Industrie aufzubürden. Zahlen mußt- b\*tr überwiegend die breite Masse des deutschen Volke. Deutschland könne die übertriebenen Forderungen nicht erfüllen, die jetzt Frankreich mst den Bajonetten eintreiben wolle. In der ganzen Welt herrsche heute Elend und Verzweiflung infolge des Krieges: ihnen gelte der gemeinsame Kampf der?lrbeiterklasis der ganzen Welt. Zum Schluß sprach Genosse Abramowitsch- Rußland. Er betonte, daß Rußland an den großen weltpolitischen Fragen de» Ostens aufs stärkste interessiert sei.

Alle drei merken den Standesunterschied und bestätigen ihn durch Schweigen. Der Cellist tritt au» der Diele, um sich abzukühlen. Er ist ein schwarzhaariger Mensch und seine Augen sind klein und glänzend, wie«ingesetzte Glühwürmchen. Sein Schettel ist glatt und sicher, als wäre» die einzelnen Haare an den Enden künstlich wieder in die Kopfhaut eingefügt. Der Scheitel verbreitet Sicherheit und erweckt das Bewußtsein, daß über ihm die fürchterlichsten Stürme ftuchtlos verbrausen. Der Cellist trägt einen Frack, aus der Weste schießt die Hemd- brüst weiße Strahlenbündel in das Dunkel. Der Schutzmann grüßt und der Portier steckt die Hände in die Taschen, um«in kollegiales Verhält» is anzudeuten. Eine ferrst Glocke spuckt zwei erzene Schläge in die Straße. Um sie zu bestätigen, ziehen alle die Taschenuhren.(Nur der Cellist trägt ein« Armbanduhr am Lederriemen.) Um diese Zell trist ein grauhaariger Mann aus der Toilette und steht geblendet in die tönende Helle, deren Widerhall In sein« Stille gedrungen ist.. Er läßt Seife, Nagelfeilen, Bürsten, Zündhölzerpyramiden, dl« quadratischen Handtücher sorglos liegen. Er kennt einzelne Herren und er fühlt sich etwas helmischer in fremdem Glanz, als hätte eq in dieser Gesellschaft zahlreiche gut« Freunde. Er lehnt wie ein zufriedener Besen an seiner Tür und lächelt. Die Klänge des Jimmy kamen zu ihm immer leise und wie in Watte gewickelt; e» waren isolierte Klänge. Von der schmettern- -den Pracht ihrer Nacktheit ist er nun ein wenig verwirrt. Der Herr Direktor wandelt zwischen den Tischen umher und umsegelt mst den Frackschößen die Menschcngruppen in der Mitte. Draußen bekommt der Kutscher einen betrunkenen vom gütigen Schicksal zugeschaukclt. Der Schutzmann nimmt ein« solch« Gesetzesübertorkelung nicht zur Kenntnis. Der Portier lächelt gönnerhaft und mst Kennermiene. Er sagt: Guten Abendl und der Betrunkene antwortet, weil er die Menschen nicht mehr einschätzen kann. Der Dienstmann schlurft zur gegenüber liegenden Ecke und fügt sich wieder in di« Mauer ein. Nur der Portier bleibt, strahlend und golden, an feinem Platz neben der kreisenden Drehtür

Lessing-Theater:Geschäft ist Geschäft" von Oclave Mirbcau. Die Tragödie des modernen Schiebers großen Stile» ist in klassischer Form bereits in diesem Drama, das 20 Jahre und mehr alt Ist, von dem witzigsten und sarkastischsten Talent der modernen sranzösijchen Literatur, von Mirbeau, gegeben. Unser« Literatur fängt erst jetzt an, diesen Typus zu erobern, und ist vorläufig bei der Karikatur der Aeugerlichkeiten stehen geblieben. Mirbeau hat auch das zeigte die Wiederausgrabung seines Stückes mit derber Satire alle di« ulkigen Seiten des Emporkömmlings festgenagelt. Aber er

die Schuld der Sozialdemokratie. Tcutschnationale Ttänkcrcicn. Deutschnationale und Kommunisten sind auch darin ein- ander ähnlich, daß sie beide eineEinheitsfront" fordern die einen dienationale", die anderen dieproletarische". daß sie sich aber deswegen auch das Recht, in jeder Situation inneren Krakeel anzufangen, nicht nehmen lassen wollen. So bringt dieKreuzzeitung " es fertig, über die drohende Ruhrbesetzung folgendes zu schreiben: In einem solchen Augenblick sich bitterer Wort« zu entHallen ist schwer. Wir wollen uns darum bemühen, müssen aber doch fest- stellen, daß di« Erfüllungspolitik nicht schneidender absurdum geführt werben konnte. Immer wieder hat man sie da- mst begründet, daß das Aeußerste, die Besetzung des Ruhrgsbiets, vermieden werden müsse. Immer wieder haben wir darauf geant- wartet, daß diese noch kommen werde. Wir waren uns eben über den Willen der französischen Machthaber und über die Zwangslage, in die sie sich ihrer eigenen Oeffentlichkeit gegenüber versetzt hatten, zu klar, um an die Theorie der Erfüllungspolitiker von den Wir- kungen der verbesserten Atmosphäre zu glauben. Auch sie hätten schon durch die mit Oberschlesisn gemachte Erfahrung darüber be- lehrt sein sollen, was es mit dieser Theorie auf sich hat. E in e b e- sondere Schuld aber haben die Hauptvertreter der Erfüllungspolitik, die Sozialdemokraten, noch da- durch auf sich geladen, daß sie nur nach außen,«ine Politik der Erfüllung trieben, im Innern aber eine solche, die diesem Ziele in keiner Weise Rechnung trug. Wollte man nach außen erfüllen, so muhte man im Innern berest sein, di« äußersten Opfer zu über- nehmen und alle Kräfte anzuspannen. Statt dessen trieb man eie Politik des ausgesprochen st sn Klassen- e g o i s m u s. DieKreuzzeitung " vergißt absichtlich, daß im Mai 1921 die ganze Entente mit der Besetzung des Ruhrreviers drohie, während sie jetzt, nach anderthalb JahrenErfWungs- Politik" auseinandergefallen ist. Hätten wir deutschnationole Politik getrieben, so hätten wir das Ruhrrevier längst ver- loren und wären im Kamps um seine Wiedergewinnung in einer hoffnungslosen Lage. Jetzt verdanken wir alle g ü n- st i g e n Faktoren, di« wir in unser« Rechnung einsetzen dürfen, eben der Ersüllungspolitik. Die Hetze gegen die Sozialdemokratie ist den Deutschnationalen aber wichtiger als alle außenpolitischen Erwägungen. Darum scheut sich das Blatt der deutschnationalen Großgrundbesitzer und Kapitalisten auch nicht, der ausgehungerten Arbeiterschaft ihren angeblichen Klassenegoismus" vorzuwerfen. Es bleibt seinem allen Ruf treu, sich an Borniertheit und Gehässigkeit von keinem an- deren übertreffen zu lassen.

Deutsth-üänische Kunögebung. Für die Revision des Bersailler Vertrages. Siel. 8, Januar.(Eigener Drahtbericht.) Zu einer erfreulichen Kundgebung kam es am Freitag abend im Kieler Gewerl- fchaftshaus. Tausende waren gekommen, um den Versteter der dänischen Brudcrpartei. den Genossen Bramsnae«- Kopen- Hagen zu hören. In überzeugenden Worten schilderte er die vcr- kehrte Politik der Machthaber der Entente und stellte demgegenüber die internationale Solidarität der Völker. Die Genossin I u ch o c z vom Parteivorstand Berlin nahm Veranlassung, den dänischen Genossen für ihr Hilfswerk an den deutschen Frauen und Kindern zu danken. Für die deutschen Gewerkschaften sprach Genosse K n o l l vom Borstand des ADGB. , der al, eine Voraussetzung für den Wiederaufbau des wirtschaftlichen Leben» ein« Revision des Der- salller Verstages forderte. Genosse A p l« r- Eckernförd« wies auf die Tätigkest der deutschen Soziald-mokroti« hin und forderte zum geschlossenen Zusammenstehen auf. Genosse Eggerstedt sprach zum Schluß den Dank der Kieler Parteiorganisation für die ge- währte Unterstützung der dänischen Partei aus. Mit einem Hoch auf die Internationale fand die gesamte Kundgebung ihren Abschluß.

hat darüber hinaus die Kraft und Größe in diesem Kerl verkkTvert, der bezeichnenderweise in seinen KreisenTigerkatze" genannt wird. In all seinen Millionenerlvlgen wird die Tragik ausgerissen, die diesen gewissenlosen Spekulanten und Halsabschneider, den wir in seiner Geschäftsführung von mannigfachen Seiten her auf der Bühne wirklich erleben, zum Schluß befällt. Er ist seelisch völlig verein. samt, seine Tochter wirst all« sein« großen Heiratsplän« über den Haufen, indem sie sein« Reichtümer mit Verachtung von sich weist und dem Zug« ihre» Herzen» folgt: sein leichtlebiger Sohn, an dem er mit allen Fasern hängt, wird das Opfer seiner Automobilraserei und auch sein« gute Frau, die sich in die neuen Verhältnisse nie hineingesunden hat, droht ihn zu verlassen. Aber die Bestie hat in all dem Unglück noch die Kraft, zwei gleich gerissenen Geschäfts- freunden, die seine Schwäch- auszunützen gedenken, da» Konzept zu verderben und ihnen seinerseits einen Geschäftskonstakt zu diktieren. dessen Opfer sie sein werden. So steht Mirbeau alz großer Spötter und schonungsloser Ge- sellschaftskritiker mitten zwischen Ibsen, der noch in sernem John Gabriel Borgmann den Kapitalisten poetisch verklärt«, und der modernen Typisterung Raffke-. Er hat uns das Stück des Tages geschrieben, dos höchste Aktualität hat in einer Zeit, da nicht nur die einzelnen Kapitalisten den Titel dieses Dramas zu ihrem Motto machen, sondern ganze Völker Im Krieg wie im Frieden danach handeln. Der Triumph des Abends gehörte Emil Iannlngs, der den Lechat mst voller Urwüchsigkeit auf die Beins stellte. Das Publikum konnte seinem Entzücken über die Wohlgelungenheit dieser Verkörverung' nicht genug Ausdruck geben. Es war in der Tat eine solch« Breite und Vollsastigkest darin, daß man wirtlich den Eindruck überzeugenden Lcbens hatte. Iannings gab nicht nur di« tomischen Seiten der Figur in stärkster aktueller Aus- prägung, er erfaßte auch ihren inmuen Gehalt, ihre Größe und Tragik. Alle anderen Figuren verblaßten daneben, er erfüllt? die ganze Bühne allein. Seine gute spießbürgerliche Frau fand in Rosa Bertens ein« ausgezeichnete Darstellerin, die alle Be- tullchkeit herauskehrte. Dagny Servaes war di« Tochter, Hubert von Meyrint der Sohn. Regle und Ausstattung waren durchaus angemessen. Der Erfolg war durchschlagend. Iannings wird auf Monate hinaus volle Häuser erzielen. r. Zur Kol der Geistesarbeiter in veukfchland. Ein holländischer Student Im ersten Semester, der. zu seiner eigenen Fortbildung oder um sich ein reichlicheres Taschengeld zu verschaffen. Unterricht erteilt, erhält für die Stund « 2 Gulden gleich mindestens 6000 M. Ein deutscher Student, der vielleichl gezwungen ist, ausschließlich von dieser Einnahme?u leben, bekonmt für die g'eiche Leistung gegen- wärt lg etwa 2S0 M, d. h. den 24. Teil. Auch wenn man berechnet, daß die hollindischen Preise durckichnist'ich wohl das Bierfach« der deutschen betragen, bleibt ein Mißverhältnis von 1: 8. Arme deutsch « Kulturl_ lieber benGeist der neuen Tlürkei-' lvricht im Rahmen der von der Deutiih-Törtilchen Vereinigung, dem lürlilchen Klub. OrienINub und der Dcutich-Persilchen Geselllchait oeranllalleten Orientvorträg« im st ün st! er» bau» in der B e ll c v u c st r. 3 am L. iiianuar, abend» 8 Übe. Mebmed ServetBey au» Angora. Karlen Montag 10 S Uhr Schünebergor User 36»(Gelchästsstelle der Deutsch -Türlischen Vereinigung).