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liche Ausbeutung, sondern auch gegen poetische Unterdrückung führen müssen. Sie hat oft erfahren, daß Gewalt vor Recht geht, sie hat jahrzehntelang offenbares Unrecht knirschend er- tragen müssen. Und sie hat in dieser langen Prüfungszeit ge- lernt, daß echter Radikalismus sich nicht in donnernden Redensarten und in Gewalttaten der Verzweiflung entlädt, sie hat im Kampfe des Rechts gegen die Gewalt ihre M e- thoden verfeinert. Darum so wenig sie daran denkt, sich dem Unrecht zu beugen, das der brutale Imperialismus Frankreichs   am wehr- losen deutschen   Volke begeht, so wenig wird sie sich von leeren Kraftphrasen berauschen lassen und nationalistischen Desperados die Führung anvertrauen. Sie fühlt sich vielmehr berufen, nach ihren Prinzipien und Methoden den Kampf um die Gleichberechtigung des deutschen Volkes im Rat der Völker auszufechten. Sie, die Arbeiterklasse im weitesten Sinne des Wortes, Kopf- und Handarbeiter vereint, kann ja gar nicht antinational sein, ist sie doch, recht verstanden, die Nation selbst. Di>'ß das deutsche   Volk den notwendigen Kampf um sein Recht mit unbeugsamer Entschlossenheit, aber auch mit Würde, Kbugheit und Umsicht und damit auch mit Aussicht auf nahen Erfolg führe, dafür zu wirken, muß jetzt ihre Aufgabe sein.___
ßechenbuch und Reichsjustizminifte?. Als sich der Reichsjustizminister nach München   begab, um dort mit den süddeutschen Justizverwaltungen über die Zusammensetzung des süddeutschen Senats beim Staats- gerichtshof zu verhandeln, nahm man vielfach an, der oberste Hüter des Rechts in Deutschland   werde sich bei dieser Gelegen- heit auch um die drei Opfer des Fechenbach-Prozesfes kümmern, die nach der Ueberzeugung aller sachverständigen Kenner jener Gerichtsverhandlung Opfer eines schändlichen Justizmordes gewordein sind. Nun hat sich Herr Dr. Heinze zu einem Mitarbeiter derZeit" über seine Münchener   Reise geäußert, aber was er sagte, weckt nicht die Hoffnung, daß eine amtliche Aktion zur Befreiung der unschuldig ins Zucht- haus Gesperrten in Aussicht stehen könnte. Der Reichsjustiz- minister beschränkte sich daraus, das Folgende zu erklären: Wir haben dabei in erster Linie diejenigen Fragen durchge- sprachen, die sich auf die Neuorganisation der Strafgerichte beziehen. Diese Fragen umfassen auch die Einrichtung der Volks- g e r i ch t c, und«s kann versichert werben, daß auch in diesem Punkte zwischen der bayerischen Justizverwaltung und der Reichs- justizverwaltung keine Schwierigkeiten bestehen. Einen besonderen Raum nahm in den Besprechungen die U e b e r l a st u n g des Reichsgerichtes ein, die namentlich auf dem Gebiet der Spionageprozesse, der Landesoerratsprozesse und der sogenannten Kriegsverbrecher-Prozesse zutage tritt. Sie hat derartig überhand genommen, daß durch die erstinstanzliche Be- Handlung dieser Sachen bei dem Reichsgericht die Revisionsrccht- sprechung der Strafsenate geradezu gefährdet ist. Es müssen also Maßnahmen getroffen werden, um dem Reichsgericht für feine Re- Visionstätigkeit wieder mehr Spielraum zu geben. Es muß mit anderen Worten von der erstinstanzlichen Recht- sprechung entlastet werden. Ich begebe mich zu diesem Zweck am kommenden Freitag nach Leipzig  , um darüber mit den Vorsitzenden der Senate Verhandlungen zu führen. Die Not- wendigkeit, hier eine Acnderung zu treffen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die bedauerliche Tatsache, daß die Spionage- und Landesverratsprozesse in einer geradezu er- schreckenden Weise überhand nehmen. Hier wird um das, worauf es ankommt, mit unübertreff- licher Diplomatie herumgeredet. Worauf es ankommt, das ist die Beseitigung der bayerischenVolksgerichte" und die Nachprüfung der von ihnen gefällten Urteile durch das Reichsgericht. Der Reichsjusti.pninister irrt, wenn er glaubt, der Fall Fechsnbach könnte mit seinen Opfern hinter Zucht­hausmauern begraben bleiben. Die bevorstehenden Verhand- lungen im Reichstag werden der breitesten Oeffentlichkeit Gelegenheit geben, in bisher dunkle Hintergründe dieses Pro-
Serlmer Theaterkultur. Von Karl Fischer. Im Großen Schauspielhaus wird Operette ge- spielt, dieN i b e l u n g e n" wurden im Z i r k us tragiert, und Herr Barnowsky, dessen Geste immer größer war als seine Tat, gibt im Lessing  -Theater das französische   Lustspiel, das vor zwan- zig Jahren neu war:Geschäft i st Geschäft". Will man über Kunst und Kultur der Berliner   Theater ein- deutig und eindringlich sprechen, will man klar machen, wo die Schäden liegen, braucht man eigentlich nur diesen einen Satz zu sagen. Indessen, sehen wir uns mal das Repertoire der anderen Ber  - liner Bühnen an: Zunächst die hohen Hallen der Kunst, die Herr Dr. Robert innehat, um mit dem Vornehmsten und Wichtigsten anzufangen. Daß in diesen Händen die Theaterkultur gewissermaßen mündelsicher angelegt ist, erkennt man schon an der Tatsache, daß Herr Robert sich mit seinen Plakaten an der Säule von den anderen Kollegen absondert, um Platz zu haben für ebenso zärtliche wie zierliche Vers- lein mitten auf den Ankündigungen. Zum Beispiel:In kleinen Dielen sich zu sielen, ist ein Vergnügen und gesund!", oder:Wer mag der Herr sein, der der Dame nachsteigt", und andere künstlerisch vollendete Poeme aus den Stücken, die über feine Bühnen stelzen. Die hohe Kultur der Robert-Bühnen erkennt man aber auch an den Nachtvorstellungen, was so wohlig und wollüstig nach Nacktvor- stellungen klingt. Und die anderen Theater? Ein Schwank, in dem T h i e l s ch e r den Clown macht, ein englischer Schmarrn, in dem Adalbert den Spaßmacher mimt, bunte, sehr bunte Reihe im Renaissancetheater, das einst wichtigtuerisch mit Lessing   begann, denprachwollen Hahnrei", der immerhin von einem gemacht ist, der Liebe zur Sache und Verstand- nis von der Mache hat, des Hamburger ZinnDer Schlemihl", das nicht sein bester Wurf ist, ein Franzose in den Kammerspielen, ein paarmal Hauptmann, einmal Sudermann und sonst Operette. Eine Hoffnung bleiben lediglich das Deutsche Theater, das Staatstheater und die V o l k s b ü h n e, die unter der trefflichen Leitung von Kayßler der alten, guten Tradition treu bleibt: Beste Kunst für das Volk. Doch Jehner im S t a a t s t h e a t e r hat in diesem Winter keine besonders großen Pläne und Projekte neuer Stücke, und im Deutschen   Theater studiert man Gerhart Hauptmann  :Kaiser Karls G e i s e l". Gerhart Hauptmann   in Ehrenl Niemand wird im Ernst den Theaterdireltor schelten, der sein Programm durch Hauptmann ver- schönern will. Aber die Jungen und Jüngsten stehen vor den Toren und warten vergebens auf Einlaß. Es ist eine Lüge, wenn von Theaterkanzleien immer wieder behauptet wird: es gibt keine
zssies Einblick zu nehmen. Es läge im wirklichen Staats- interesse, wenn im Fall Fechenbach das Recht wicderher- gestellt würde, bevor der Kampf um ihn zur vollen Schärfe entflammt ist. Die Sozialdemokratie wird sich durch keine äußeren Umstände bewegen lassen, diesen Kampf zu vertagen, denn ein Land, das Gerechtigkeit von der Welt verlangt, muß vor allem auch im Innern Gerechtigkeit üben. Es wird in dieser Frage keine Ruhe geben, solange nicht der bayerischen Reaktion ihre unschuldigen Opfer aus den Klauen gerissen sind.
Das baperifche Vaterländisches Aaschingstreiben in München  . Wir berichteten schon über die seltsame Veranstaltung, die in München   den K a h r und den Ludendorff, die Mini st er mit ihrem Präsidenten K n i l l i n g an der Spitze und die National- s o z i a l i st e n mit ihrem fascistischen Häuptling Hitler   zu einer gemeinsamen sogenanntenvaterländischen Kundgebung" zusammen- führte. Rührend im Pastoralen Familienblattstil, ganz als wenn der altpreußische Bajuvare Gottlieb Traub ihn verfaßt hätte, schildert ein Mitarbeiter derMünchen-Augsburger Abendzeitung" diese Feier des Verbandes der vaterländischen Bczirksvereine". Daß unter den gutbayerischen" Männern und Frauen an derEhrentasel" auch der Erich Ludendorff   aufgeführt wird, kennzeichnet schon die Richtung. Noch mehr aber, daß der Bericht, den Ehrenpräsidenten des Verbandes, den Herrn v. Kahr,der alten Farben schwarzweißrot mit stolzer Wehmut gedenkend, das angeschlagene Motiv weiter- spinnen" läßtzu einem hohen Lied auf die deutsche Treue, die blinder Wahn vom Thron zu stoßen sich unterfing." Und wenn er diesen selben Kahr alsdie beiden Gegenpole unserer Zeit" dienational- germanistisch-christliche" und dieinternational-marxistifch-materia- listische Weltanschauung" gegeneinanderstellen läßt, zwischen denen es keine mittlere Linie gebe. Der oberste Beamte des bayerischen Freistaates aber, Dr. v. K n i l l i n g, sieht in diesem Verband der vaterländischen Be- zirksvereineeinen starken Träger des Schollegefühls und der v ö l- kischen Jdee", auf dessen Verständnis und Unter- stützung er rechnet! Der Pastorenbericht fährt bezeichnender- weise fort: Der bayerische   Ministerpräsident sprach damit aus, was General o. Ludendorff   nochmals in bestimmter Form unter- strich, als er unter Hinweis auf die stolze U e b e r l i s f e r u n g des alten Heeres die Angehörigen der vaterländischen Ver- bände aufforderte, gleiche Pflichttreue und gleichen Opfer- willen auch gegenüber den jetzigen und zukünftigen schweren Ausgaben im Dienste am Vaterlande walten zu lassen. Es war nicht übersehen worden, daß neben dem Mini st erpräsidenten Adolf Hitler   an der Ehren- t a f e l saß, und man rief den nationalsozialistischen Führer stürmisch ans Rednerpult. Was Hitler   sagte, läßt sich kurz dahin zusammenfassen, daß er die schweren Röte unserer Zeit nicht auf zwangsläufige Entwicklungen zurückführt, sondern auf das Walten eines höheren, der die Geißel über uns als Volk schwingt, damit wir endlich zur Besinnung und zur Ein- kehr gelangen.. Dieser Hitler, der sich zum Führer einer bewaffneten Garde innerhalb des Freistaates Bayern aufgeworfen hat, und den dievaterländische" Versammlung in Gegenwart des Ministerpräsidentenstürmisch ans Rednerpult ruft", forderte die Versammlung auf,durch Selbsthilfe zur Freiheit und zum Aufstieg" zu streben! Man dürfe nicht länger tatenlos dem Wirken der bösen Kräfte in unserem Volke zusehen. Ein zweiter 9. November müsse unmöglich werden. Die ganze Veranstaltung, in der der Ministerpräsident mit dem Führer der monarchistischen Umstürzler und mit dem Ludendorff an einer Ehrentafel sitzt, mutet an wie ein verfrühter F a st n a ch t s- scherz. In der gleichen Nummer derMünchen-Augsburger Abend­zeitung" warnt der Polizeipräsident vor Auswüchsen im Faschingstreiben und kündigt polizeiliches Einschreiten gegen sie an. Er hätte auch diesen vaterländischen Fastnachtsulk mit Rück- ficht darauf, daß die Franzosen   vor dem Ruhrgebiet   stehen, verbieten sollen.
Autoren bei uns zu Haus, die ihr Handwerk kennen, und daruw müssen wir in das Ausland flüchten. Nein, so liegt die Sache nicht. Es ist vielmehr ein beklagenswerter Unfug, daß man auf Berliner  Bühnen so viel Ausländer und namentlich Franzosen spielt. Kein vernünftiger Mensch wird in diesem Tadel Chauvinismus, patrio- tische Kleinlichkeit und Engherzigkeit sehen, sondern lediglich Trauer darüber, daß schwer ringende und ernst strebende Talente unter uns von unseren Direktoren ausgesperrt werden. Laß sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind! sagen unsere wahrlich nicht sentimentalen Direktoren. Wir spielen lieber fran- zösische Schwänke, das ist Paprika und pikant, und das bringt Geld in die Kassen. Die jungen Autoren aber müssen sich mit irgendeiner Mittagsvorstellung irgendeiner Probierbühne begnügen, wohin es keinen Teufel zieht. Während des Theaterstreiks hat der Präsident Rickelt mit Recht die Geschäststheater verdammt und verdonnert. Er meinte nur ein paar ganz bestimmte. Heute sagen fast alle Direktoren: die Haupt- fache ist Geschäfte machen! Schiller   hat mal etwas von der Bühne als moralische Anstalt geschrieben! Ach du armer, alter Schiller   du! Heute schimpfen die Direktoren auf die Kunst, segnen den Schmarrn und sagen: Geschäft ist Geschäft! Wir aber sagen: Es ist eine Schande!
Renaissance-Thealer:Die Huden" von Tschirikow  . Ein Stück Polnisch-Rußland, wie es vor dem Kriege gewesen ist: Pogrom, der stets die Juden in den kleinen Siedlungsstädtcn bedroht.' Es war ein politisches Drama, das vor zwei Jahrzehnten in Europa   Auf- sehen erregte. Es war das Problem des Ghettos, auf der Bühne diskutiert. Die Christen lieben die Judenmädchen und sterben von der Hand ihrer Glaubensgenossen, die sich schützend vor das wehrlose Todesopfer stellen. Der orthodoxe Judenvater kann nicht hindern, daß seine Kinder der westlichen Wissenschaft, der westlichen Auf- klärung und dem Sozialismus verfallen. Werden die Juden glücklich sein, wenn sie sich der großen Weltverbrüderungsidee anschließen? Der Dramatiker Tschirikow   hat das alles grob geschildert. Was einst fesselte, hat nur noch historisches Interesse. Die Predigt wird als Papier empfunden, das Hcreindnngsn der Massen, die alles im fried­lichen Judenhaus zerschlagen und die Menschen himnordcn, wird empfunden als etwas Gewaltsames, das nicht genügend vorbereitet, unorganisch hereinbricht. Aber die Ehrlichkeit dieses Stückes gewinnt doch wieder für die Menschlichkeit des Polemikers. Er hat auf Wunden gezeigt, die furchtbar waren. Er war so befangen und niedergeschlagen durch die Eindrücke, die er mit eigenen Augen auf- genommen hatte, daß ihm die Objektivität verlorenging. Er konnte nicht mehr formen, er. konnte nur noch schreien. Man gab sich Mühe, dem Altertum dieses Stückes neues Leben zu geben, aber es fehlte das Ensemble, es fehlte das Einstimmen der von vielen Theatern zusammengeholten Künstler. Man verstand sich nicht immer, man schleppte, man vergriff sich im Tempo, man donnerte den Pogrom zu sanft, die Nähte der Regie waren sichtbar. Es klappte vieles nicht. Grauach spielte den alten Juden, er
Gerichtsgemelnsthast preußen-württemberg Slutkgart, 9. Januar.  (TU.) Dem Landtag ist ein Gesetz- entwurs belrefsend den Gerichtsgemeinschaftsvertrag zwischenPreußenundWürttemberg zugegangen. Nach dem Vertrag, der am 1. April in Kraft treten soll, wird das württcmbergische OberlandeSgericht Sintigart zum Oberlandes- gericht für den preußischen Landgerichtsbezirk Hechingen   und das preußische Landgericht Hechingen   zum Landgericht für den württcm- bergischen AmtSgcrichtsbezirk Balingen   bestellt.
Die arbeiterfreunölichen Deutschnationalen. In derKreuz-Zeitung  " richtet das.Arbeitersekretariat' des Landesverbandes Berlin   der Deutschnationalen Volkspartei   an die Parteifreunde in Stadt und Land die herzliche Bitte, Bücher für die Arbeiterschaft zu stiften. Bravo, wäre man fast versucht zu sagen, wenn diesem großherzigen Aufruf nicht der schüchterne Nachsatz folgte:.Ebenso werden Geldspenden für die g e m a ß r e g e I t e n Arbeiter und Notleidenden unserer Partei entgegengenommen." Das hochherzige Unternehmen ent- puppt sich also als eine Streikbrecherlasse und des Pudels Kern ist eine- Garde, die einen Keil in die Arbeiter- bewegung hineintreiben soll. Wirklich außerordentlich hoch- herzig und sozial. Wir wünschen dem Unternehmen den besten Erfolg.
Deutschvölkisch und international. DerLokal-Anzeiger" macht alles. In derDeutschen Tageszeitung" heißt es: Während sich die Franzosen zum Einmarsch ins Ruhrgebiet   bereit machen, vollzieht man privatim die seltsamsten deutich-französischen Allianzen und veröffentlicht sie dann in folgender Form(Berliner Lokal-Anzeiger" vom 3. Januar 1923): Ueilviz cke podl kille äu äekunt.Amirai impönal Excellence de Pohl, chef de l'statmajor de la marine imperiale. Lonis Cbre'tien Haensser Orange de Vendöme anc. President du Jury Professeur de Droit universel, Docteur des sciences et des lettres chargfi okkiciel du Gouvernement imperial Ott Fiaaces Paris Oldenburg i. O. bei Graf v. Bothmer, Noel 1922. Beethovenstr. 9 I. Soweit dieDeutsche Tageszeitung". Hedwig Pohl, die sich hier als Frau des in französischen   Staats- diensten stehenden Deutschen   Ludwig Häußer   empfiehlt, ist die Tochter des bekannten kaiserlichen Großadmirals. Es liegt uns fern, uns in die Privatangelegenheiten dieser Herrschasten einzumischen, wenn sich auch darüber streiten läßt, ob diese Art von Heiratsanzeige der Vermählten in ihrem ehemaligen Baterlande besonders ge- schmackooll ist. Possierlich aber ist es, daß diese französische .Heiratsanzeige im deutschnationalenBerliner Lokal-Anzeiger" erscheint, der bekanntlich unter deutschvölki- scher Oberleitung steht und sich nicht genug inFran- z o s e n h a ß" tun kann. Geschäft ist Geschäft. Deshalb darf die linke Hand nicht wissen,» was die rechte Hand tut. Deutschvölkische Rassenraserei, Franzosenhaß nur tüchtig Schaum geschlagen, irgend etwas wird schon in der Kasse hängen bleiben! Oder wird sich diedeutschvölkische" Redaktion desLokal-Anzeigers" ob dieses Vorkommnisses von derinternational orientierten" Geschäftsleitun� trennen?
Zusammenstoß zwischen Kommunisten und Polizet Nach einer l o m m u n t st i s ch e n Versammlung gegen den Versailler Vertrag kam es in Hamburg   am 8. d. M. zu einem Z u s a m in e n- st o ß zwischen einem Trupp Jugendlicher und der Polizei. Diese mußte, da die Menge der Aufforderung �um Auseinander­gehen nicht nachkam, mit Gummiknüppeln einschreiten. Bei dem Handgemenge wurden ein Wachtmeister und drei Polizeibeamtc verletzt. Sieben Personen wurden verhaftet.
spielte ihn hochdeutsch, wie Nathan den Weisen. Es fehlte der Jargon. Solche Scheu rächt sich immer in Milieustücken, die ganz aus Kleinmalerei und auf Bildhaftigkeit des Nationalen und Religiösen  angelegt sind. Herr v. Wangen   heim war überzeugter Jude und Sozialist. Die Flamme schlug auf, aber auch er hatte nicht das Kolorit des Stammes. Herr Grosbard, einstmals in der Truppe des Jiddischen Theaters, soll jetzt hochdeutsch sprechen. Er ist ein sanfter und gedämpfter Schauspieler. Er gewinnt durch eine gewisse Scheu und Schüchternheit der Bewegungen und durch den Fleiß, wir dem er jeder Uebertreibung entgeht. Roma Bau wirkte durch stille Schlichtheit, aber sie war keineswegs das Mädchen, das aus dem Ghetto hervorgegangen wäre. M. H. Disziplin.... Bor kurzem hat ein demokratischer Abgeordneter im Reichstage erklärt, der Demokratie könne heute nur durch' Arbeit und Disziplin gedient werden. Sehr richtig! Disziplin ist das einzig Wahre. Wenigstens ist ohne sie keine Ordnung in der Welt denkbar. Mir wird heute wehmütP ums Herz, wenn ich an die schönen Zeiten zurückdenke, da man sich abends todmüde auf seinen Stroh. sack warf, um nach einer traumlos durchschlafenen Nacht früh­morgens um fünf doch wieder wacker drauflos zu marschieren, daß die Knochen aus den Gelenken zu springen drohten. Da man mit Freuden hungerte und froh war, sich abends im Feuer eine Kartoffel rösten zu können; da man begeistert alles tat, was man dem Vor- gesetzten von der Nasenspitze ablesen konnte, und noch ein Stück darüber, weil man es für seine Pflicht hielt, zu gehorchen und das Maul zu halten.... Mein Korporal sagte zu uns gleich am ersten Tage meines kriegsfreiwilligen Eintritts ins Heer, als ich mit meinen neuen Kameraden vor der Kammer sieben Stunden vergeblich aus die siebente Garnitur gewortet hatte und zu brummen ansing:Welche Sau quasscht denn da? Wenn angetrrreten is, hat jeder die Schnauze zu halten, verstan'! Alles an die Mauer... arsch... arcrrsch!" Ich bitte um Verzeihung: er sagte es wirklich so. Da liefen wir, als wenn der leibhaftige Satan uns im Nacken säße. Sehen Sie, meine Herrschaften, das ist die Disziplin, unter der wir groß geworden sind. Oder besser gesagt, mit der wir gründ- lich Bankrott gemacht haben. Und wenn die Kinder in der Schule heute noch geprügelt wer- den, falls sie auf den Treppen nicht rechts gehen, so ist das auch weiter nichts als die alte preußische Zucht. Je länger ich übrigens darüber nachdenke, desto klarer wird es mir, daß eigentlich alles Glück von der Disziplin abhängt. Friedrich Wilhelm l. hat es sogar fertiggebracht, seinen Landeskindern die Liebe, die Königin unter den Gefühlen, auf disziplinarischem Wege einzuflößen. Da- mit sie ihn lieben sollten, verbläute er ihnen einfach mit seinem Stock den Rücken. Aber wohlgefühll haben sich die Leute damals, als man sie so behandelte; und darum wollen sie die alte Disziplin heute wieder einführen.* P. T. Der herrschende Sinn im Dicnenstaat. Die Harmonie, die im Bienenstaat herrscht, ist den Menschen oft von Philosophen als Muster vorgehalten worden, und die Naturwissenschaft hat in zahl- reichen Untersuchungen es unternommen, die Ursachen dieser so fein abgestuften Staatsordnung zu ergründen. Ein amerikanischer In- sektenforscher R. E. Mc Jndoo glaubt mm, des Rätsels Äsung in