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i unbesetzte Deutschland   bolschewisiert. so wird das imperia- listische Frankreich   dort einmarschieren, wo es ihm paßt, um Ldie Ordnung wiederherzustellen": das heißt, es wird sich die l Stücke nehmen, die es brauchen kann, und den Rest der bolschewistischen Zersetzung überlassen. Und England, Amerika  , Italien   werden Beifall klatschen. Alle Schwierigkeiten, die Frankreich   jetzt hat, werden mit einem Schlag« behoben sein und Poincarö wird triumphieren. Aber werden Amerika  . England. Frankreich  , Italien   usw. nicht auchArbeiterregierungen" bekommen? Ja, gewiß werden sie das einmal, und dann wird es sich hoffentlich um vernünftige Arbeiterregieruirgen handeln und nicht um kommunistische. In England zum Beispiel wird es eine Arbeiterregierung geben, sobald die Arbeiterpartei im Unterhaus die Mehrheit haben wird, das kann vielleicht schon bei den nächsten Wahlen sein. In Frankreich   und in Italien  . wo die Kommunisten die Arbeiterbewegung zerschlagen und damit den P o i n c a r 6 und Mussolini   den Weg zur Herrschaft gebahnt haben, wird es voraussichtlich noch länger dauern. In Amerika   gar sind erst Ansänge einer politischen Arbeiterbewegung vorhanden. Es ist eine gewissenlose Irreführung der Massen, wenn man ihnen einredet, in Amerika  , England, Frankreich   usw. könnten sich eines Tages über Nacht Arbeiter- regierungen bilden, und dann würde alles eitel Wonne und Freude sein. Nein, em kommunistisches Deutschland   hätte mit übermächtigen Feindschaften in der Welt zu rechnen, seine außenpolitische Lage wäre nicht bester als die gegenwärtige, sondern nur noch schlimmer. Der Aufruf der KPD.  -Zentrale erklärt pathetisch: Die Kommunistisch« Partei Deutschlands   ist bereit, das Aeußerste aufzubieten, um diese Aktion gemeinsam mit den anderen Arbeiterorganisa tionen kraftvoll durchzuführen. Auf die Gewerkschaften und die VSPD. fällt die voll« Derant- wortung. Sie haben die Durchführung diese» Rettung»- Programms in der Hand. Den Willen zur Gemeinsamkeit behandelt das kommu» nistische Zentralorgan sodann in geradezu blödsinnigen Ver» leumdungen und Beschimpfungen. E b e r t und Otto Braun  werdenpoetisch" heruntergeriffen. Von den französischen  Sozialdemokraten wird behauptet, sie hätten die französische  Regierung zur Verhaftung von Kommunisten veranlaßt! E i n Satz des Aufrufs ist keine Lüge:Auf die Ge- werkschaften und die Vereinigte Sozialdemokratische Partei  fällt die voll« Verantwortung. Jawohl, sie sind sich ihrer Verantwortung bewußt, und eben darum lehnen sie es ab, sich von verworrenen Stänkern und Hetzern den Weg vor- schreiben zu lasten. Sie haben die Pflicht, die Arbeiter von einem Weg fernzuhalten� der nicht zur Rettung, sondern in» volle Verderben führt.____
protestkunögebungen in Frankreich  . Die sozialistische Partei, die Gewerkschaften und der Bund für Menschenrechte w Frankreich   veranstalten Versammlungen und Demonstrationen, um der Gewallpolitik Pomcarös entgegenzuwirken. In einer großen Protestversammlung in Lille   waren Dclory, Grumbach und Jouhaux   Gegenstand wärmster Ovationen. An die Versammlung schloß sich ein Umzug, der auf die Oeffentllchkeit den größten Eindruck machte: an ihm waren außer der Partei die Ge- wertschaften und auch die Genossenschaften beteiligt. Daß gerade in Lie, der Stadt der militärischen Verwüstung, eine solche wuchtig« Demonstration gegen die Gewaltpolitik Poincares zustande ge- kommen ist, beweist eindringlich, daß Poincart wette Kreise de» Volles gegen sich hat. Auch aus anderen großen Städten Frankreichs   liegen Berichte über solche Versammlungen vor. Marseille   hat am verflossenen Sonntag ein« mächtige, von der sozialistischen   Partei, den Gewerk­schaften und döm Bund der Menschenrechte veranstaltet« Versamm- lung gesehen, in der der Generalsekretär der Partei, Genosse Paul Faurr, eine mit großem Beifall aufgenommene Rede hielt. Die Versammlung stimmte einer Rede zu, worin jede Politik, die den Verdacht erweckt, als ziele st« auf die Zerstückelung Deutschlands   hin, aufs schärfste zurückgewiesen wird. Die Versammelten erwarten,
daß das Selbstbestimmungsrecht eines seden Volkes gewahrt wird und verlangten, daß die R�paratlonsfrage, die Deutschland   und Frankreich   jetzt trennt, einem Schiedsgericht des Völkerbundes zur Entscheidung imtcrbveitet wird. In Toulouse   hat am verflossenen Sonnabend ein« von den gleichen Körperschaften einberufen« große Vorsammlung statt- gefunden. Den Rednern, die sich gegen die Gewaltpolitik wandten, wurde besonders lebhafter Beifall gesiKndct. Eine ähnlich lautende Entschließung wie die Marsciller fand einstimmige Annahme. Kominunistclivcrsolgun.gcn. Paris  , 10. Januar.  (EP.) Heute vormittag sind der Präsident des Unitarischen Gewerkschaftsbundes, Mvnmousseau, sowie die Kommunisten Marannepietri und Gourdeaux verhaftet worden. In den kommunistischen   und gewerkschaftlichen Kreisen sind zahlreiche Haussuchungen vorgenommen worden, andere stehen bevor. In politischen Kreisen verlautet, daß die Regierung beabsich- tlge, der Kammer die Aufhebung derJmmunitätdes kon� munistifchen Abg. C a ch i n vorzuschlagen, um ihn wegen Frankreich  feindlicher Propaganda unter Anklage zu stellen, ebenso wie die Kom- munisten Semart und Treint. Paris  , 10. Januar.  (EP.) Verhaftet wurden zwälf Kommu- nisten, die an der Sitzung des Aktionskomitees in Essen teilgenommen hatten. Die Anklage lautet auf Kom- plott gegen die äußere und innere Sicherheit des Staates. Auch gegen C a ch i n ist ein Haftbefehl erlassen worden, der nach Paris   zurückgekehrt ist, sich aber versteckt halten soll. In der Humanite" wurde eine Haussuchung vorgenommen, wobei das Bureau Cachins erbrochen wurde. Paris  . 10. Januar.(Havas.) Der Antrag auf Aufhebung der Immunität des kommunistischen   Abg. Marcel C a ch i n wird bereits morgen eingebracht werden. Paris  , 11. Januar.  (MTB.) Im Lauf« des gestrigen Abends sind vier weiter« Kommunistenführer wegen ihrer Tätigkeit in Frankreich   und auch wegen der Tätigkeit, die ste in den letzten Wochcn im besetzten und unbesetzten Deutschland   ausgeübt hoben, verhaftet worden. Drei von Ihnen wurden aus dem Schnellzug Köln   Paris   heraus bei ihrer Rückkehr auf der Etation Quentt» festgenonnnen._ Ein italienischer Vermittlungsvorschlag. Paris  , 11. Januar.  (Eca.) Nach Meldungen der gestrigen italienischen   Abendzeitungen hat das italienisch« Ministerium des Aeu- ßeren ein Telegramm an die ftenzösisch« Regierung gesandt, daß die italienische   Regierung infolge der offen sichtlichen Isolierung Eng- lands gemeinsame Schritte Frankreichs  , Ztalleu» and Belgien  , für notwendig erachte, um Deutschland   aufzufordern, an der Lösung der Reparationsfrage mitzuarbeiten. Wie dem Korrespondenten der Expreß-Korrespondenz an zuständiger Stell« mitgeteilt wird, ist tatsächlich in der hiesigen italienischen Botschaft ein Telegramm Mussolinis zur Uebcrmittlung an die ftcmzösische Regierung eingelaufen. Mussolini   ersucht die französische   Regierung, die Dinge nichtzu überstürzen und die Besetzung des Ruhrgebietes mög- lichst noch hinauszuschieben. Da» Tetegramm enthält ferner den Vorschlag der Anberaumung einer Wirtschaftskonfe-, renz zwischen Italien  , Frankreich  , Belgien   und Deutschland  . Rom  , 10. Januar.  (Meldung des italienjschen Pressebureaus.) Mehreren Blättern zufolge soll sich die italienisch« Negierung ent» schlössen haben, eine neueLösung der Reparationsfrage auf einer rein realistischen Grundlage in» Aug« zu fassen, da die gegenwärtige Lage das Zusammenwirken der an einer Lösung der dringenden Frage interessierten Mächt«, nämlich Frankreichs  , Jto- lim«. Belgiens   und auch Deutschlands   erfordere. Natürlich würde Deutschland  , wenn es in diese wahr» Kooperation der kontinentalen Etaatm eintrete, eine gewisse Zahl von Milliarden leisten müssen, wofür der Zahlungsmodus durch tat gemeinsames Abkommen fest­gesetzt werden könnt«. Kein Eingreifen des Vatikans. London  , II. Januar.(EE.) Einer römischen Depesche zufolg« demmtiert der Kardinalstaatssekretär Gasparri die Meldung, daß der Vatikan   in einer Note an dm französischen   Botschafter Ionnart Frankreich um Mäßigung und Geduld gegmüber Deutschland   er- mahnt Hobe.
Kommunisten und Ruhrbesetzung. Vertvirrungsparolc«. In der ungemein schwierigen Lage, in die die Massen jes arbeitenden Volkes durch die neuesten außenpolitischen Ereignisse geraten sind, bleibt wenigstens e i n Trost und Halt: das feste Zusammenstehen der Gewerkschaften und der wieder- vereinigten Sozialdemokratischen Partei. Auch der einfachste Verstand muß sich sagen, daß in einer solchen Siwation alles verloren ist, wenn diejenigen, die zusammengehören, gegen- einander aufstehen und in inneren Kämpfen ihre Kräfte gegenseitig verzehren. Auch Kritik an gemeinsam gefaßten Beschlüssen, so sehr sie auch an ihr eigenes Recht glaubt, muß sich so weit in Grenzen halten, daß sie die notwendige Einigkeit nicht gefährdet. In dieser Siwation gibt die KPD. einen Ausruf heraus, der neben berechtigter Kritik an der kapitalistischen   Politik und am französischen   Imperialismus einen General st reit proklamiert, der u. a. den Swrz der Cuno-Regierung, die Aufläsung des Reichstags und die Bildung einer Arbeiter- regierung zum Ziel haben soll. Dieses Verlangen wird fol- gendermaßen begründet: Da bewaffneter Widerstand(gegen den Ruhreinmorfch. Red. d.V.") ganz unmöglich ist, so ist die einzige wirksame Hilfe, auf die das werktätig« Volk Deutschlands   rechnen kann, die der w e r t t ä t i- gen Massen in den Ententeländern, und die der ruf- fischen Rätemacht. Diese Hilfe kann aber nur wirtsam wer- den, wenn die Arbeiter aller Länder sehen, daß sie es nicht mit den Cunos, Stinnes und Konsorten zu tun haben, die die Gcldsack- interessm vertreten, sondern mit den werktätigen Massen, die ihr« nackte Existenz verteidigen. Nur so wird der Versailler Räubervertrag schließlich zerrissen werden können. Alle bisherigen bürgerlichen und Koalitionsregie- rungen waren unfähig, diesen Weg der Rettung zu beschreiten. Rur   eine Arbeiterregierung wird, dazu imstande sein. Die KPD. muß wissen, daß dies« Parole keine Aussicht auf Erfolg hat. Die Masse des arbeitenden Volkes zerfällt heut« in drei Teile: die Hauptmacht steht bei der Sozialdemo- kratte, eine kleine Minderheit bei den Kommunisten, ein Teil folgt auch heute noch bürgerlichen Parolen. Die ungeheure Mehrheit lehnt es ab, sich von der konfusen kommunistischen  Minderheit führen zu lassen. Aber versetzen wir enimal unserer Phantasie einen Stoß und stellen wir uns vor, den Kommunisten gelänge es wirk- (ich, einen großen Teil der Arbeiter für ihre Sonderaktion zu begeistern. Was wäre die Folge? Während die Franzosen vormarschieren, würde im Innern der Bürgerkrieg aus­brechen, und die schwer gefährdete Kohlen- und Lebensmittel» Versorgung wäre vollständig unterbunden. Wir wollen noch weitergehen und uns vorstellen, den Kommunisten gelänge es, im Handumdrehen eine so gewaltige Mehrheit des Volkes hinter sich zu bringen, daß der Sieg rasch, unblutig und fast schmerzlos gewonnen würde. Ausgabe der Arbeiterregierung wäre es sodann laut Auf­ruf der KPD.  , die Wiedergutmachunaslasten durchEr- fassung der Sachwerte und eine von den Kapitalisten in Gold- werten zu erhebende Zwangsanleihe" auf die Besitzenden ab- zuwälzen und die werktätige Bevölkerung zu entlasten. Zur Durchführung solcher Maßnahmen gehört jedenfalls viel Sach- Verständnis. Aber dieses Sachverständnis fehlt der KPD  .» Zentrale so vollständig, daß sie nicht einmal begreift, daß die gleichzeitige Durchführung von Sachwerterfassung und Gold- anleihe Unsinn ist. Man haust aufgeschnappte Schlagworte auf. ohne etwas dabei zu denken. Die Massen würden sich bald wundern über dieEntlastung", die ihnen bereitet würde. und sie würden eine solche kommunistischeArbeitervegierung" bald wieder zum Teufel sagen. Die Arbeiterregierung soll aber noch mehr können. Sie soll das Ruhrrevier von den französischen   Eindringlingen be- freien. Wie macht sie das, solange in England. Amerika  , Frankreich  . Italien  , Belgien   usw. kapitalistische Re- gierungen bestehen? I?n besetzten Deutschland   werden die Fran- wsen schon ohne Federlesenfür Ordnung" sorgen. Wird das
Nömisther Trööelmarkt. Bon Alexander Seidel, Rom. so läßt Herr Eeisart nur dem Bilde nach sich sehen, sein Reden aber tan durch Hertz und Seele gehen." Dies schöne Versleln steht auf einem alten Kupferstich, dem Porträt des Scholarchen Tobias Scifartus, und ich war sehr er- staunt, als es mir luftig unter dem ernst-verdrossenen Gesicht de- sagten Professors aus einem Hausen verstaubter Mappen. Bücher imd Stiche auf dem Campo di Fiori in Rom   entgegenlachte. Auf welch krummen Wegen bist du. gelahrter S-ifartus, hierher. geraten auf den römischen Trödelmarkt, der das Gegenstück bildet zur Münchener   Dult, was treibst du zwischen vergilbten Boccaccio- Bänden, Büchern von Tasso und Dante und abgegriffenen viel- sprachigen Bädekern? Die Wege Gottes sind sonderbar; die deinen scheinen es auch zu sein, und fast will es mich dünken, als ob du den Beweis er- »rächtest, daß all« Wege nach Rom   führen. Ich habe den guten Seifartus erstanden, drei Lire hat er ge- kostet, 960 Mark waren es nach dem Tageskurs. Nun kehrt er doch wieder nach Deutschland   zurück. Gottlob, daß er tot ist und außer- stände, ein Rcisetagebuch zu veröffentlichen, fein Dersletn ließe Schlimmstes befürchten. Ich kramte weiter in den Dingen, die vorherig« Besitzer, ihrer überdrüssig, als einen Abfall über den Bord ihrer Häuslichkeit warfen, und die nun auf dem Markt schwimmen, bis ein Liebhaber ihrer verknitterten Reize sie wieder auffischt. Und da staunte ich ein zweites Mal: Denn vor mir stand Wilhelm, Wilhelm II., der Held. Zwischen alten Bratpfannen, zerbrochenen Nippcsfiguren, mes- singnen Wasserhähnen, verbeulten Töpfen wölbte sich seine bronzene Brust, mit heroischen Falten drapiert, und über der Pracht eines gut kopiertn« Ordenlodens strebten seine Schnurrbartspitzen wie die Türmlein einer gotischen Kathedrale empor. Ich war gerührt: gerührt ob der Gerechtigkeit Gottes, der jeden an feinen richtigen Platz stellt. Allerdings kamen mir auf dem Heimwege doch einige Zweifel am gerechten Walten des Geschickes... fein Reden aber kann durch Herz und Seele gehen.. Hat das Schicksal das Berslein am richtigen Platze angeheftet? Ich nehme an, ihm ist ein Versehen unterlaufen.
Die Volksbühne Norden hat Raoul Auernheimer  » drei- attige» LustspielDie große Leidenschaft" in ihren Spiel- plan oufgenemmcn. Wenn es auch nicht stimmt, daß man, wie der Theaterzettel erklärt, Auernheimer   in die erste Reihe der modernen Lustlpieldichter zu stellen hat, so nahm doch das Publikum das heiter- harmlose, etwas altbackene Stück dankbar auf. Dle Gepflogenhett der
Volksbühne, im Programm erklärende Hinweise zu geben, ist gut. Nur sollte man an die Aufgabe mit mehr Verantwortungsgefühl herangehen. Es ist lehr wohl möglich in gedrängter Form einen streng sachlichen Ausschnitt Literaturgeschichte zu bringen. Dos ist Auernheimers schon oft behandelter Stoff: Eine sich geistig über- schätzende Frau, durch V? Alltäglichkeiten der Eh« gelangweilt, gerät in Versuchung, aber der ihr überlegene Gatt« macht ihr die Gelegen- heit leicht, nimmt so dem erwarteten Abenteuer die Romantik, und sie erkennt, daß der Angebetet» nicht acht Tag« lang geistreich sein kann. Es ist alles nicht ohne Geschick gemocht. Aber es ist ge- macht. Das ist der Fluch einer konstruierten Komödie: w der ersten halben Stunde merkt man schon, daßsie" schließlich reumütig in die Arme ihres Mannes zurückkehren und der Nebenbuhler der Lackierte sein wird. Obwohl der Autor die Schwächen der Ehefrau dick genug aufgetragen hat, bemühte sich Rose Veldttirch tn Sprache und Mienenspiel, noch deullichcr zu werden. Dos Ergebnis war sast unerträgliche Unnatürlichkeit. Die übrigen Rollen waren in guten Händen. Gertrud Rottenberg stellte einen urwüchsigen Backfisch dar, und der Erfolg des Abends gebührt Hans Zesch, der den abgeblitzten Liebhaber und unentwegten Schürzenjäger flott und mit erfrischender Echtheit spielte. Wir werden uns feinen Namen merken müssen. E. D r. Die deutschen   Briefmarken. Die dauernden Portoerhöhungen haben auch die Folge gehabt, daß die seinerzeit eifrig betriebene Schaffung künstterisch guter Briefmarken stark ins Hintertreffen ge- raten ist. Die Zahlenmarten von Professor Willi Geiger  , die bei dem Wettbewerb der Reichspost den ersten Preis erhielten, kommen immer mehr außer Gebrauch, und von den Marten, die damals mit Preisen ausgezeichnet wurden, sind außer der Postkart« mit dem Postillion Schnarrenberger» fast nur noch zwei in Verwendung: das Posthorn im Oval, das auf einen Entwurf von Willi Szefztotat. Köln   zurückgeht und dem sich die verschiedenen Ziffern leicht einschrei. den lassen, und daneben die breit« 2v-Mark-Marke von Edwin Schorfs das Gespann mit dem Pslüger. Di« anderen Markenmuster dürften bei den Portoerhöhungen der nächsten Woche ganz ver- schwinden. Um nun eine einheitliche neue Lösung zu erzielen, ist durch «inen vorjährigen Beschluß des Reichskabinett» dem Reichs- t u n st w a r t, der mit den letzten neuen Marken leider nichts zu tun hatte, maßgebender Einfluß zugesichert worden. Eine zweckentsprechend- neue Marke kann nur langsam werden, ebenso wie die neuen Hoheitszeichen de» Reiche«. Don diesen Gesichts- punkten aus hat der Reichskunstwart einige Versuche mit neuen Briefmarken anserttge-, lassen, die architektonisch« Wahrzeichen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands   zeigen, daneben auch solche mit dem Adler des Reiches. Eine solche Adlermarke, bei der das Tier im mittleren Oval in einer klaren und wirkungs­vollen Form erscheint, hat Prosessor K ö r n« r- Nürnberg ent- morsen. Von den anderen Kunstlern, die beteiligt wurden, seien genannt: A u fs e c s e r- Düsseldorf, Walter Buhe  - Leipzig  , Gün> ther H a d a n k- Berlin, H e r r e- Stuttgart, M o h l a u Lübeck  . Siegmund von Weech-München  . Als besonders geeignet für solche Wahrzeichen auf Marken ergaben sich die eindrucksvollen Formen unseres Mittelalters wie der Braunschweiger Löwe  ,
der aus Hadanks Entwurf erscheint, und das gotische Rathaus von Münster  , das Luffeeler für fein« Marke zeichnete. Diese Entwürfe werden oemnächst zum ersten Male in der Oeffentlichkeit gezeigt werden: aus der Ausstellung des Bundes Deutscher   Gebrauchsgraphiker E. V.   In Leipzig  , die am 14. Januar im dortigen Grassi-Museum vom Reichskunstwart eröffnet werden wird. Dieser zeigt dort eine Nein« Auswahl amtlicher Graphik, die in feiner Amtsperlode in Zusammenarbeit mtt feiner Dienststelle entstand. Da» SesundheUszeugnis. Der Bevätterungspoli tische Ausschuß des Preußischen Landtags hat folgende Antrag« angenommen: 1. Das Staatsministerium wird ersucht, dem Landtage möglichst bald eine Gesetzesvorlag« zugehen zu lassen, durch die vor Eingehung einer Eh« der Austausch von Gesundheitszeugnissen vorgeschrieben wird mit der Maßgabe, daß daraus nicht die Folgerung eines Ehever- bots gezogen wird; Z. an allen Universitäten öffentlich« Bor- lefungen über Vererbungslehre, vornehmlich für dl« angehenden Aerzte halten zu lassen: 3. in den Schulen und Fortbildungsschulen in einer dem Verständnis der Jugend angepaßten Form Belehrung über di« gesundheitlichen Grundlagen der Eh« erteilen zu lassen. Es ist hohe Zeit, daß sich unsere Volksvertretung etwas mehr um ihr völkisches Saatgut kümmert. Wo der Gärtner, der Landwirt, der Tierzüchter sich längst alle Fortschritte der Wissenschaft dienst- bar gemacht hat und nur di« tuch  'iqsten Erbstoffträger zur Fort­pflanzung heranzieht, da läßt der Menlchenzüchter, der Volkswirt bisher alles lausen, wie e» will, ja, er bringt e» sogar durch sein« Gesetze dahin, daß der Tüchtigste di« Fortpflanzung meidet und wie in einem ungepflegten Garten eine Diktatur des Unkrauts sich breit machen kamil Es gibt viele Voltsfreunde, denen ein solches Gesundheitszeugnis als zwecklos erscheinen möchte. Diese mögen aber bedenken, daß doch schon etwas gewonnen ist, wenn die Frag« der Gesundheit beim Eintritt tn di« Eh« überhaupt ernsthaft er- wogen wird. Daß Ehen durch solch ein Zeugnis verhindert werden, ist ein nachgeordneter Zweck- Daß solche Zeugnisse möglicherweis« Irrtümer enthalten können, ist kein Grund, sie abzulehnen. Sind doch auch die Lebensversicherungsgesellschasten dem Grundsatz der Forderung eines ärztlichen Zeugnisses in der Mehrzahl treu ge- blieben. Wichtiger noch als diese Forderung des Gesundheitezeug- nisses erscheint uns die Verbreitung rassenhygienischer Kenntnisse im ganzen Volke, damit es Vertrauen bekommt zu den Lehren der Eugenik, damit e» sieht, wie andere Völker ihm auf diesem Gebiete weit vorangeeilt sind und wie das Wohl und Wehe jeder Familie und jedes einzelnen mit diesen Fragen der Volkswohlfahrt oufs engste verknüpft ist. Vielleicht wird dann auch das Verantwortungs. gesllhl des jungen Mannes wieder mehr als bisher geschärft, daß er es als eine unverzeihliche Gemeinheit ansieht, ein schuldloses Mädchen durch seine bewußte Ansteckung dem lebenslangen Siech- tum und seine Kinder dem körperlichen und geistigen Krüppeltum zu überantworten!_
Der Ball der Karikaturisten, der zugunden de« ReichSwirtlba'l». verbände» bildender Künstler am 20. in der Vhllharmoiii« ftatlstndet, tft alz.Hansball bei Raffke- ausgezogen. Da» Ballbureau befindet sich in der Philharmonie, 11» Uhr.