Nr. 22 ❖ 40. Jahrgang
2. Seilage öes vorwärts
Sonntag, 14. Januar 1923
ERSTE TAüESREISE.
Als ich vor langen Jahren einmal als kleiner Junge aus der westlichen Provinz zu einem sogenannten Onkel nach Berlin „auf Ferienbesuch" kam, war das erste, was ich tat, daß ich eine Reichs- mark meines aus einem Fünsmarkstück bestehenden Privawermögens in einer von meinem Onkel angeregten Weise klein machte: einen Fünfziger im Zoo— mein Onkel hatte mir nämlich gesagt:.Sieh' dir man die Tiere an! Bon die kannst« wat lernen, un wenn de mit die Tiere dir vastchst, denn kannste dir ooch mit die Menschen vastehnl Zwischen die Affen im Käsig un die, wo bei uns frei rum- loofen, is' man jar nich' so'n jroßer Schiedunter! Un stinken duhn se nich bloß im Zoo! Un wat denn die Raubtiere anjeht— det wirste schon frieh jenuch merken, wenn da Ernst des Lebens dir um die Rotzneese pfeift!": drei Zehner für eine Stodtbahntour, eine Rundfahrt mit der Elektrischen und eine Spritztour auf der Hoch- und Untergrundbahn—, dazu hatte mein Onkel mich angeregt, in- dem er sagte:„Un denn. Junge, bewej« dir wat mang Berlin un fahre! Fohre, wat de fahren kannst un kiek dir'n an. Da kannste 'n sehen un Heeren un riechen, den Ballina un von wejen wat un inwiefern! Nur uff die Methode kannste'n kennen lernen, un denn haste ooch noch'n Bafnüfen dabei! Un is lehrreicher wie det janze Panoptikum vom Castanl Also fahr' ma un mach' deine Oogen uff!" Lehrreich ist heute immer noch dieses Sammelsurium, und interessant, was man da sieht, viel interessanter als damals. Nur hat dies alles heute einen betrübend-traurigen Beigeschmack, und die Lehre, die da erteilt wird, stimmt bedenklich. Mehr wie damals kann man heute auf Berlins Bahnen sein« Bevölkerung kennen lernen und beobachten, in allem, was sie eint und trennt,! in ihrem körperlichen und seelischem Zustande, in ihren charakte-[ ristischen Zeiteigentümlichkeiten und vielfach so traurigen sozialen' Verhältnissen: denn mehr wie damals hat unsere Zeit den Menschen das alles ms Gesicht geschrieben und nirgendwo kann man sie bunter, sorgfältiger beobachten und erforschen als dort. Allgemeine«kinöeücke. Das erste, was bei der summarischen Beobachtung auffiel, war der entsetzliche Gesundheitszustand des weitaus größten Teiles der Fahrgäste. Wer einmal Gelegenheit hatte in der Nach- kriegszeit Großstädte, wie z. B. Amsterdam, Kopenhagen , Stockholm , zu sehen und die von dort bekannten gesunden blutvollen Gesichter kennt, begreift schaudernd und erschütternd bei einer solchen Be- obachtungsstteise, wie ich sie auf unseren Verkehrsmitteln unter- nahm, den Unterschied und körperlichen Ruin des heutigen Durch- fchnittsberliners, der bei magerem Lohn und noch magcrem Essen sich durchvegitieren muß. Slls ich an die neutralen Länder dachte und diese blassen, blutteeren, schmächtigen, sichtlich unterernährten Gesichter sah, die körperlich schon halb o erhall ene Jugend, die bleich- süchtigen Bureau- und Geschäftsmüdchen, die körperlichen Ruinen zusammengesunkener Frauen und müde sich noch wehrender Männer und in fast allen Niedergeschlagenheit und Gedrücktsein, den Ab- druck quälender Sorgen oder traurigsten Phlegmas las, mußte ich betrübt bekennen, wie wenig doch die Welt von unserem Elend weiß, s Ich versuchte zu schätzen und fand, daß wohl die Hälfte der Mit- S fahrenden tubcrkuloseverdächtig zu nennen ist. Die seelische Niedergeschlagenheit war aus der Unzahl von im wahrsten Sinne des Wortes glanzlos und stumpf gewordenen Augen zu lesen. Noch ein etwas günstigeres Charakteristium fei' nicht vergessen: eine große Anzahl der— meist werktätigen oder in Bureaus oder kleinen Beamtenstellen angestellten— Fahrgäste beschäftigte sich während der Fahrt mit Lesen von Zeihingen— ich sah erfreulicherweise viel den„Vorwärts", links und demokratisch gerichtete Blätter, während in der zweiten Klasse natürlich der „Lokalanzeiger" vorherrschte— und Büchern: und hier konnte ich die interessante Feststellung in einer großen Anzahl von Fällen treffen, baß die Lektüre durchweg nicht, wie man es früher bei proletarischen Halbwüchsigen oft erleben mußte, Schundliteratur, son- dern oft erstrangige wirklich gute Literatur war: darunter traf ich allein in fünf Füllen Dostojewski auf einer Strecke vom Zoo bis Alexanderplatz , für Erkennende ein An- zeichen seelischer Vertiefung vieler Mitmenschen. Natürlich fehtte lNachdruck verbeten. Der Malik-Berlag. Berlin .)
leider aber auch die namentlich immer noch bei unserer weiblichen Jugend so unvermeidliche Courths-Mahlcr nicht. Aber— tröste ich mich da:„Dat is so as dat Ledder is! Wat is dorbi to daun!"— Sonstige allgemeine Eindrücke waren, daß die zweit« Klasse weit geringer als die dritte, die Stadtbahn stärker als die anderen Verkehrsmittel, die Elektrisch« weniger als die Unter- grundbahn benutzt werden— alles aus Geldknappheit und Spar- samkeitsrücksichten. Wovon sie reöen. Morgens sind sie, wie ich schon sagte, wenig mitteil- sam, still und verschlossen, teils etwas oerschlafen und oft sogar mürrisch. Der Ton und die Höflichkeit lassen überhaupt manchmal bedenklich viel zu wünschen übrig: am Abend, wo man froh zu sein scheint, der Tretmaschine des Alltages entronnen zu sein, und man gesprächiger, die Jugend sogar lustiger, teilweise aus- gelassen ist, nicht in dem Maße. Wovon die Jugend redet, viel- mehr tuschelt, weiß man und— versteht mZn; uns interessieren hier mehr die anderen Gespräche. Sie drehen>sich meist um das all- gemeine übliche, fast zur Nervenqual gewordene Thema: Wie es war, wie es ist, wie es wird. Die Lebensmittelpreise, Lohnfragen, Wirt schoftssorgen herrschen vor: gewcn- dete und geflickte Anzüge, kümm-rliches Schuhzeug lllustrieren die Gespräch«. Es ist die alte Leier, die jeder kennt. Warum sie neu aufziehen, diese trostlosest- Grommophonplatte unserer Zeit, dieses jammervolle Lied unserer wirtschaftlichen Ohnmacht, die niemand besser kennt als wir. Dazwischen ab und zu, still und leise oder auch, wie ich es erlebte, offen und frech: das G« f ch ä f t ch e n, die Schiebung, der Kurs. Der Spekulativnsteufel geht übel um: ob man ihm einmal den Hals umdrehen kann? Hoffen wir das Beste! Sogar ein Grüppchen von vier Halbwüchsiaen, höchstens fünfzehn alt,— orignell war die Mischung: einer futterte einen Apfel, der zweite„buffte Lunge", der dritte war ebenfalls mit einem Sargnagel behaftet wie der vierte, der außerdem eine Art Nick- Carter oder Buffalo Bill vor sich liegen hatte— unterhielt sich sachkundig über den letzten Dollarstand und über„ob absetzen oder nicht?" Ein weiterer Gesprächsstoff war natürlich: die politische Lage, namentlich jetzt, wo man Essen besetzt hat. Allgemein ehr- lichste Empörung und warmes Mitfühlen mit den armen Brüdern und Schwestern im Ruhrbezirk, viel zusammengeballte Wut und viel ohnmächtige Niedergeschlagenheit. Aus allem aber die Angst der niederschmetternden Fragen:„Was wird nun?"„Wie wird die Lebenshaltung?"„Wie die Arbeitsfrage?" Und in die mit Ar- beitern und Werktättgen angefüllten Abteile grinst« grauenhast das Gespenst der ödesten Zukunft hinein. In manchem Auge las ich Verzweiflung, in manchem Angst, in manchem Wut über die, die uns in diese Zeit durch Cäsarenwahnsinn hineingeführt und uns durch krassesten Egoismus behalten haben, in manchem auch er- schreckende Gleichgültigkeit und stumpfe Ergebung in das unab- wendbare Schicksal. Sedin und der Ruhrbezirk. Ueberall— in der Elektrischen, in der Untergrundbahn, im Autobus wie in der Stadtbahn — hörte ich in jeder Unterhaltung fast, mochte sie auch beginnen, wo sie wollte, dieses Thema an- schlagen. Und überall konstatterte ich die Einmütigkeit der V e r- u r t e i l u n g und Empörung. Ueberall fand ich die gleiche Uebereinstimmung in der Beurteilung, von einigen rechtsfasdsnschen Elementen, Radikalinskis, Phantasten und Utopisten abgesehen: geistige Abwehr gegen den Militarismus und Imperialismus der von dem Poincareschen Cäsarenwahnsinn infizierten Entente, mit zusammengebissenen Zähnen herausgepreßte Wut über den uner- hörten Bruch der Völkerrechte und das durch die vollendeten Tat- fachen von pathologischen Hysterikern und säbelrasselnden Sadisten legitim erklärte Faust- und Raubrecht des Stärkeren, mitleidiges Lächeln über die Haltimg Englands, bitterster Skeptizismus in der Frage Europa und Amerika . Ich hörte einen Ausspruch, der wert ist, wiedergegeben zu werden:„Das Volk Washingtons ist tot- heute lebt das Volk Morgans und Rocke- f e l l e r s I" Dieser Satz aus dem Munde eines einfachen Mannes sprach das Urteil aus über Amerika und sagte, wer gegen uns wütet: Kapitalismus , Fuß an Fuß mit dem Militarismus! Re- signatton zwar, aber einmütige Haltung für unsere Staatsidee, ein-
mütiges Mitteid, mit unseren fremdländischem Militarismus Völkerrechts- und vertragswidrig verfallenen Mitbürgern sah ich aus den Augen flammen, die wie brennende Kugeln aus den blassen, von Unterernährung und Auszehrung strahlenden Köpfen flammen, die auf gebeugten und kranken Körpern saßen. * An grünen Tischen sitzen die stemdländischen Kommissionen, die über den Zustand des deutschen Volkes Rechenschaft abzugeben haben, und an grünen Tischen schöpfen sie ihre Weisheit. Hier könnten sie sie sammeln, um zu berichten, in den Zügen, die stüh- morgens die Arbeitstiere aus der Gattung„Mensch" zur Tret- Maschine fahren, und die sie abends auf einige Stunden Schlaf wieder heimwärts transportieren, Aber— in den Zügen dort, in der dritten, schmutzigen Klasse, sieht man sie nicht. Sie fürchten wohl, die bunten Uniformen, an denen spielerisch oeranlagt« Kinder oiet- leicht ihre Freude hätten, zu beschmutzen, oder sich sogar zu lang- weilen! Aber nichts desto trotz: Messieurs, voili assez d'occasion pour reehercherl Hier können Sie kontrollieren und beobachten!
Es trnrd gebaut!
Drei Soldaten. 101 Don John dos Pasios. Der Zug roch nach neuen Uniformen, in denen der Schweiß getrocknet war, und nach dem Rauch billiger Zigaretten. Fuselli wurde mit einem Ruck wach. Er hatte mit seinem Kopfe aus Bill Greys Schultern geschlafen. Es war schon taghell. Der Zug ruckte schon langsam über Kreuzunasschienen in irgendeiner Vorstadt mit langen, be- rußten Warenhäusern und endlosen Reihen von Güterwagen, hinter denen braunes Marschland und schiefergraue Flächen Wassers auftauchten. „Gott , das ist ja der Atlantische Ozean !" schrie Fuselli voller Aufregung. „Den Haft du wohl noch nicht gesehen? Das ist der Pirth-River," sagte Bill Grey voller Verachtung. „Ree, ich komme von der Westküste." Sie steckten ihre Köpfer aus dem Fenster, so daß ihre Gesichter sich berührten. „Donnerwetter, da sind ja Weiber!" sagte Bill Grey. Der Zug hielt mit einem Ruck. Zwei schlechtgeklcidete rot- haarige Mädels standen an dem Schienenstrang und winkten mit den Händen. „Gebt uns'neu Kuß!" schrie Bill Grey. „Gern." sagte das eine Mädchen.„Alles für unsere tapferen Jungens!" Sie stellte sich aus Zehenspitzen, und Grey beugte sich weit aus dem Fenster hinaus und brachte es gerade fertig, die Stirn des Mädchens zu erreichen. Fuselli fühlte, wie Begierde ihn durchschoß. „Halt' mich am Gürtel fest! Ich werde sie ordentlich küssen!" Er beugte sich weit heraus, warf feine Arme um die Schultern des Mädchens, trnf denen sich die Haut wie ein Regenschirm spannt«, hob sie auf und küßte sie wild auf die Linven. „Nich' doch!" schrie das Mädchen. Soldaten, die aus den anderen Fenstern herausschauten, schrien und lachten. Fuselli küßte sie noch einmal und ließ sie dann fallen.
„Du bist zu grob, du Hurenkerl, du!" Ein Mann an einem der anderen Fenster gröhlte:„Ich sag's meiner Mama!" Alle lachten. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung Fuselli sah sich stolz um. Das Bild Mabes, die ihm die Fünf-Pfund-Schachtel Pralinäs gab, stieg einen Augenblick in fein Bewußtsein. — Macht nichts, so'n kleiner Spaß!— dacht« er laut. „Warte doch, bis wir in Frankreich sind! Da werden wir uns so'ne kleine Madmerselle anschaffen!" sagte Bill Grey und schlug Fuselli auf das Knie. „Oh Du schöne Kätie, Ki— Ki— Kätie!" Als das Hämmern der Räder auf den Schienen schneller zu werden begann, sangen rlle mit. Fuselli sah zufrieden über die Kompagnie, die sich aus ihrem Gepäck ausgebreitet hatte im rauchigen Wagen. „S'ist was Großes, Soldat zu sein," sagt« er zu Bill Grey.„Man kann alles tun. was einem beliebt." „Das," sagte der Korporal, als die Kompagnie eben- solche Baracken wie diejenigen, die sie zwei Tag« vorder ver- lassen hatte, bezog,„ist ein Lager, von dem aus man sich ein- schifft. Ich würde verteufelt gern wissen, wo wir oerladen werden." Er verzerrte sein Gesirbt zu einem Lächeln und rief dann in bekümmertem Ton:„Essen holen!" Es war abgrunddunkel in diesem Teil des Lagers. Das elektrische Licht warf einen dünnen rötlichen Schein. Fuselli strengte lein« Augen an, da er an jedem Ende der Straße eine Werft und die Masten eines Schiffes zu sehen erwartete. Die Kompagnie marschiert« in den Speiseraum, wo irgendetwas Dünnflüssiges in die Eßnäpfe hineingeplantscht wurde. Hinter dem Eingang d-er Küche saßen der joviale Oberiergeant, der aussah wie ein Pastor, und der Korporal mit dem Falken- gestcht und aßen Beefsteak. Ein schwacher Geruch gebratenen Fleisches zog durch den Eßraum und ließ das dünnflüssige, kalte Zeug im Vergleich dazu noch geschmackloser erscheinen. Fuselli sah voller Neid zur Küche hinüber und dachte an den Tag, an dem er dort drüben sitzen werde.„Ich muß fleißig sein," sagte er ernst zu sich selbst.„Heber See, im Feuer, dort werde ich zeigen, was ich wert bin." Und er sah
Ueber die Verwendung öffentlicher Mittel für Wohnungsneu- bauten teilt der Städtebaudirektor in Bertin folgen-des mit: In den Jahren 1919 und 1920 sind in Groß-Berlin rund 2700 Dauer. wvhnungen mit Baukostenzuschüssen an fertigen, vor dem Krieg« an- gelegten Straßen erbaut worden, ferner wurden rund 2200 Dauer- Wohnungen mit öffentlicher Unterstützung an neuen nach dem Kriege hergestellten Straßen errichtet. Es war die Zeit der Notstands- arbeiten, die Gemeinden legten Wanderwege und Siedlungsstrahen an und vervollständigten ihr Berkehrsnetz, um der Arbeitslosigkeit zu steuern.— Die Mittel des Wohnungsverbandes Groß-Berlin, welcher in den Jahren 1919 und 1920 die Baukostenzuschüsse ver- teilte, sind durch Straßenbauten nicht in Anspruch genommen worden. Der Wohnnngsoerkxmd vertrat den Standpunkt, daß die kleinen Beträge, welche von Reich, Staat und Ge- meinden für Wohnungsneubauten zur Verfügung gestellt werden konnten, nur für die unumgänglich notwendigen Hochbauarbeiten ausgegeben werden durften. Aus den vom Reiche, von den Ländern und den Gemeinden gewährten Miitsln für Baukostenzuschüsse und Beihilfsdarlehen sind also keinerlei Straßenbaukostcn gedeckt worden. Tatsächlich aber sind die im Jahre 1921 mit Beihilfen errichteten Wohngebäude beinahe durchweg an Straßen angelegt worden, welche schon vor dem Kriege erbaut oder in der Zeit der Notstandsarbeiten, also m den Jahren 1919 und 1920 hergestellt waren. Neue Straßen sind im Jahre 1921 nur in geringem Umfange hauptsächlich für die Siedlungen Tempelhofer Feld, Heerstraß« und Jungfernheide gebaut worden, ferner in einigen Außenbezirken wie Grünau . Eichwolde und Schulzendorf , wo fertige Straßen nicht vorhanden waren. Im Jahr« 1922 sind neue Straßen überhaupt nur noch zum Abschluß begonnener Siedlungen, und zwar in ganz geringem Umfange errichtet worden.— Bon den rund 3500 Dauerwohnungen, welche in den Jahren 1921 und 1922 mit Bei- Hilfen aus der Wohnungsbauabgab« geschossen wurden, sind nur etwa 600 an Straßen gebaut, welche in dieser Zeit angelegt wurden. Aber auch in diesen Fällen ist die Ueberteuerung der Straßenbauten durchweg aus Mitteln der produktiven Crwerbslosensürsorge, also nicht mit Baubeihilfen, gedeckt worden. Bon den aus der Wohnungs- bauabgabe gewonnenen Mitteln wurde kein Pfennig für Straßen- bauten ausgegeben. Die materiellen Siedlirngserfolge, welche mit Hilfe der Zaukosterizuschüsse und der W ohnu ngs bau abgab« erzielt wurden, sind, wenn man, wie billig, die Geldentwertung berück- sichtigt, beträchtlich. Daß diese Erfolge erzielt wurden, ist vor allem ein Erfolg der Siedler, weiche groß« Opfer und Entbehrungen nicht gescheut haben, um zu einem kleinen Grundbesitz zu gelangen. Aber auch die kulturellen Erfolge der durch Baukostenzuschüsse und Wohrningsbauobgabe unterstützten Siedl ungspolitik dürfen nicht unterschätzt werden. Der Berliner weiß heute, wie gut er wohnen könnte, wenn mit der Siedlungstätig. keit früher begonnen worden wäre. Damals aber priesen die Gegner der Siedl ungspolitik jen« Behmssungen noch als „Kulturwohnungen", welche sie heute als„alte und schlechte" Woh- nungen oerleugnen. ! sich schon selbst einen verwundeten Houptmcmn in ein Sani- � tätszelt zurücktragen, von wilden, bärtigen Männern mit Pickelhauben verfolgt. Das Klimpern einer Gitarre zog seltsam durch die dunkle Straße des Lagers. „Da kann einer gut spielen," sagte Bill Grey, der mit den Händen in den Taschen neben Fuselli einherschlenderte. Sie sahen zur Tür einer der Baracken hinein. Eine Menge Soldaten saßen im Kreis um zwei große Reger, deren schwärze Gesichter unh Oberkörper in dem schwachen Licht wie Pech glänzten. „Sing' uns noch eins, Charlie!" sagte irgend jemand. Einer der Reger begann zu singen, während der andere ver- träumt die Gitarre zupfte. „Rein, sing' uns die„Titanic"!" Di« Gitarre fiel in einen wimmernden Ragtime. Die Stimme des Negers setzte plötzlich ein: Dies ist das Lied von der Titanic, Fahrend über See— Die Gitarre tönte weiter. Es war ein Klang in der Stimme des Negers, der das Gespräch plötzlich aufhören ließ. Die Soldaten sahen ihn neugierig an. Wie auf den kalten Eisberq die Titanic stieß, Wie auf den kalben Eisberg die Titanic stieß, Fahrend über See— Seine Stimme klang vertraulich und weich, und die Gitarre summte mit, denselben schluchzenden Rogtime. Zeile für Zeile wuchs die Stimme zu immer größerer Stärke, und die Klänge der Gitarre wurden schneller und schneller. Die Titanic sinkt, blau und tief, Snkt, blau und tief ist die See, Sinkt in di« See O die Frauen und die Kinder, treibend auf der See, O die Frauen und die Kinder, treibend aus der See, Um den kalten Eisberg Singend„Näher, mein Gott, zu Dir," Singend„Näher, mein Gott, zu Dir," Wher zu Dir. Die Gitarre spielte die Töne des Liedes weiter. Der Neger sang, jede Saite in seiner Kehle straff gespannt. Fast schluchzend. (Fortsetzung folgt.)