im Jahre 1890— mitgemacht. Nach einer bei dem Tobten vor-gefundenen Altersversicherunßs-Karte zu urtheilen, scheint M. inletzter Zeit in Berlin gearbeitet zu haben. Das Instrument, mitwelchem der Arbeiter am Fenster sich zu schaffen machte, ist bisjetzi noch nicht gefunden; M. dürste dasselbe wohl auf der Fluchtweggeworfen haben. Wie wir noch erfahren, ist seitetwa 14 Tagen ein Arbeiter Müller, der etwa28 Jahre alt ist, aus Werneuchen heimlich fortgegangen. Ter-selbe, der Frau und zwei Kinder besitzt»nd geistig nichtganz zurechnungsfähig war, soll sich angeblich nachBerlin gewandt haben. Ob derselbe mit dem Erschossenen identisch,wird die Untersuchung ergeben.Es wird sich bei dem entsetzlichen Vorfall in der That umeinen Irrsinnigen gehandelt haben, denn ein zurechnungsfähigerMensch kann nicht die Tollheit begehen, im Angesicht derschießenden Flinte„einzubrechen" und dann vor dein Militär-Posten Reißaus zu nehmen. Und die Folge dieser Narrheit istim Militärstaat der Tod durch das Achtmillimeter-Geschoß—so will es die Stütze des Ordnungsstaates, die maßgebendeMilitärdisziplin noch an der Schwelle des zwanzigsten Jahr-Hunderts!Der Soldat, der den Unglücklichen erschossen hat, sollWollnial heißen und in der 12. Kompagnie des Earde-Füsilier-Regiments dienen.Noch ein Bild auS dein Militärstaat. Vermißt wird seitdem 13. v. M. der 24 Jahr alte Musketier Richard Behnke vorn76. Regiment, der zu seinen Eltern nach dem Kotlbuserdamm inRixdorf beurlaubt war, aber Befehl erhalten halte, sich an demgenannten Tage um 6 Uhr abends bei seinem Truppentheil zustellen. Er war in einer Strafsache wegen Angriffes aus einenVorgesetzten zunächst mit 2'/s Jahren Festung bestraft worden,dann aber freigesprochen, weil sich begründete Zweisel an seinerZurcchnuugsfähigkeil herausgestellt hatten. Das freisprechendeUrtheil ist inzwischen bestätigt worden, ohne daß Behnke davonKcnntniß hat. Es wird nun angenommen, daß er, obgleicher in Hamburg eingetroffen ist und seine Ausrüstungs-stücke bei einem Komtoirboten Beckmann abgegeben hat,sieh aus Furcht vor der Strafe verborgen hält. Das Kommandod.r 17. Division hat nun den Eltern uuter dem 25. d. M. ausgegeben, den Aufenthaltsort ihres Sohnes anzugeben, da er sonstals fahnenflüchtig verfolgt werde. Die Eltern wissen sich aberkeinen Rath, ihren Sohn vor den Folgen seines Fernbleibens zuschützen, da ihnen der Verbleib unbekannt.Ter bekannte Schriftsteller Gustav DahmS ist am Sonnabend von einem bedauerlichen Unfall betroffen worden. Aufdem Wege vorn Redaktionslokal nach seiner Wohnung glitt eraus und siel so unglücklich, daß er den Arm brach.Ein schwerer Ungliiltsfall ereignete sich am MontagAbend vor dem Hause Brunnenstr. 15. Dort wird ein Straßen-brunnen gebaut, und die zu diesem Zweck aus dem Schacht aus-gegrabene Erde wurde von den Arbeitern seitlich aufden Fahrdamm zu einem Hügel ausgeschüttet. Gegen10 Uhr abends jagte nun Las scheugewordene Pferdder Droschke 1. Klasse Nr. 31 über den Sandberghinweg, das Gefährt stürzte auf dem Sandhaufen um undbegrub den Droschkenkutscher unter sich, der dabei so schwereinnere Verletzungen erlitt, daß er nach dem Lazarus-Kranlen-hause geschafft werden mußte. Tie Droschke selbst ist total zcr-trüinmert.Sobald die Kälte strenger wird, ist in der besten derWelten auch regelmäßig von Unglücklichen zu berichten, dieobdachlos und ohne Nahrung ein Opfer unserer herrlichen, durchUinsturzparagraphen zu schützenden„Ordnung" geworden sind.So wurde auch am Montag Morgen ein unbekannter Manntobt aufgesunden, der in einem Arbeitswagen auf dem Kersten'schenHolzplaye am Maybach- Ufer genachtigt hatte und daselbst er-froren war. Da die Personalien desselben nicht festzustellen,wurde er nach der Leichenhalle in Rixdorf gebracht.— Ein Hochder besten der Welten!Und noch ein Opfer des Frostes! Am Montag frühfanden Arbeiter auf einem Grundstück in der Schinkestraße zuRixdorf einen Mann lobt aus einem Wagen liegend. In ihmist ein nur unter dem Namen„Joses" bekannter obdachloserArbeiter erkannt worden, der auf dem Wagen nächtigen wollte,aber durch die übergedeckten Sachen nicht genügende Wärme ge-fundcn halte.Der Arbeiter ZenzinS, von dessen Mißgeschick wir gesternberichteten, wohnt nicht Fruchtstraße, sondern Pflugstraße 13,Quergeb. pari.Eine Betrügerin geht unter dem Namen einer Buchdrucker-frau S. in Werkstätten und Fabriken und bittet die Arbeiter umUnterstützungen unter der erlogenen Angabe, daß ihr Mannkrank sei. Die Schwindlerin ist von untersetzter Statur. Eswird ersucht, der Frau, die auf den Namen eines Parteigenossenschwindelt, das Handwerk zu legen.Witteruiigsiibersicht vom 29. Januar 1895.Wetter-Prognose für Mittwoch, 5«. Jannar 1895.Zeitweise nebeliges, vielfach heiteres Wetlter mit strengemFrost und auffrischenden nordöstlichen Winden; keine oderunerhebliche Niederschläge.Berliner Wetterbureau.Polizeibericht. Am 28. d. M. morgens fiel in der Münz-siraße einem mit Schneeschaufeln beschäftigten Mann von einemvorüber! ahrenden Nollwagen eine etwa 3V, Zentner schwereKiste auf den Rücken und fügte ihm schwere innere Verletzungenzu.— Vormittags erhängte sich eine Frau in ihrer Wohnung inder Höchstestraße.— Infolge der Glätte fiel nachmittags in derSeydelstraße ein Arbeiter hin und verletzte sich erheblich an derHüfte.— Auf dieselbe Weise verunglückte abends auf derBellealliancebrücke ein Arbeiter. Er erlitt einen Bruch desUnterschenkels.— Im Laufe des Tages fanden fünf Brände statt.Thentev.TaS Schiller-Theater hat sich vor endgiltiger Annahmeder Umsturzvorlage noch an zwei Stücke herangewagt, die ineinigen Wochen möglicherweise schon von einem pflichtgetreuenPolizeiwachtmeister oder Staatsanwalt mit dem Visum derGemeingesährlichkeit versehen werden können. Zuerst wurdeHeinrich v. K l e i st' s prächtiger Einakter„Der z e r-krochen e Krug" ausgeführt, eins der besten Meister-iverke unserer trotz der niodernen Kompagniefirma Blumen-thal und Kadelburg leider immer noch nicht vom Fleckgekommenen Lustspiel-Literatur. Das kleine Scherzstück Kleist'sschildert mit geradezu bedenklich ungenirtcn Strichen dieBrutalität, Niedertracht und sittliche Verworfenheit eines Mannes.der, ohne einen Funken Verstand in sich zu tragen,kraft seiner kriechenden Servilität sich berufen fühlt, über dasGeschick ehrlicher Leute im Namen des Gesetzes abzuurtheilen.In ausgeprägter Charakteristik wird die komische Angst desKriechers geschildert, als das Donnerwetter sich über ihn zu-sammenzieht, und gar aller Staatsraison widersprechend ist dasUrtheil, das am Schluß über den Edlen gefällt wird.Gespielt wurde vortrefflich. Herr Waiden gab den Dorf-richter für einen Holländer ei» wenig zappelig, aber dafür auchdesto wirkungsvoller. Der Schreiber des Herrn Schmasow wareine fein pointirle Figur, desgleichen der von Herrn Laurencedargestellte Gerichtsralh. Frau Martha Rull und ihre Tochterwurden von den Damen Werner und Levermanu vortrefflich ge-spielt. Brav waren auch Tüngel Vater und Sohn von den HerrenFunk und Pahlau charakterisirt.Dem deutschen Lustspiel folgte ein französisches Jntriguen-stück, Scribe's„F r a u e n k a m p s". Tie possirlichste Figurdieser Komödie ist ein Präfekt, der den verschiedensten Regie-rungen, welche in Frankreich am Anfang des Jahrhunderts einander ablösten, mit gleich lauterem Patriotismus gedient hat.Der Republik schwört er Treue, dem ilaiserthum ebenfalls und alsnach Napoleons Sturz der weiße Schrecken Frankreich schändet,da spiouirt der Staatsdiener in unwandelbarer Treue zu seinemköniglichen Landesherrn im Hause einer Freundin, um dorteinen bonapartistischen Staatsverbrecher zu ergattern. Die Art,wie zwei Frauen, die den Flüchtling mit gleicherLiebe umschwärmen,dem tölpelhastesten Streber eine Nase drehen, ist in demStück mit viel Pläsier und Respektwidrigkeit geschildert. Bedenk-licher aber noch, als die Bloßstellung eines streberhaftenHallunken sind die Gedanken, die in dem Lustspiel über das„heitere Bild" des Bürgerkrieges zum Ausdruck kommen.„JedeKugel, die den Mitbürger trifft, trifft das Herz des Vater-lanves". Ist das nicht die Verkennung aller schneidigen Staats-räson?In dem mit vielem Beifall aufgenommenen Stück hatte HerrPauli die Rolle des Präfekten inne. Wir wissen nicht, ob eseinen Zug seiner Selbstironie oder Unkenntniß der weit-geschichtlichen Vorgänge bedeuten sollte, daß der Künstlerunter Ludwig dem Achtzehnten flott und munter dieTrikolore trug. Im übrigen stellte Herr Pauli seineRolle brav dar. Meisterhast war Fräulein Detschy alsGräfin; auch Fräulein Hebbel als Leonie befriedigte. EineLeistung drolligen Humors bot Herr Formes als furchtsamerBaron, nur war sein Kostüm um zwei Jahrzehnte der Modevoraus. Brav war auch Herr Bach als Flüchtling Flavigneul.AedevstMI.Das WirthShanSverbot für Steuerschuldner, dieses duftendeStück Mittelalter, besteht auch noch in mehreren Schweizerkantoncn.In Oelsberg(Kanton Bern) ist kürzlich 216 Bürgern derBesuch des Wirthshauses verboten worden, worunter sich einPfarrer, ein Advokat und ein Rentier befanden. Bei diesenHerren ist vermuthlich nicht Mittellosigkeit, sondern Abneigunggegen das Stcuerzahlen die Ursache des Steuerrückstandes.„Wo cö mir wohlgcht, da ist mein Vaterland!"Niemand huldigt mehr diesem Grundsatz, als der Kapitalist,obwohl er stets und überall die Sozialdemokraten als„Vaterlands-loses Gesindel" beschimpft. Ei» neues Beispiel giebt folgendeMeldung aus den Vereinigten Staaten: Siebeu Kompagnien inNeu-England haben beschlossen, Baumwoll-Fabriken in den süd-lichen Staaten zu errichten, da dort das Material und dieArbeiter billiger, die Arbeitsstunden länger, die Gesetze günstigerund die Steuern geringer sind, auch das Klima milder ist.Drei Gesellschasten in Lowell(Massachusetts) haben zu diesemZwecke ihr Kapital vergrößert, und zwei Kompagnien inNashna(New- Hampshire) sind bei der Legislatur umdie Erlaubniß eingekommen. ihr Kapital zu erhöhen undihre Fabriken in anderen Staaten errichten zu dürfen.— Daßdas„Klima milder" ist, kann als eine hübsche Ergänzung zu der„billigeren Arbeit" betrachtet werden; die billigen Arbeiterbrauchen dann weniger oder gar keine Kleidung. Und dann die„günstigeren Gesetze"! Kann ein Paradies für die— Ausbeuterwerden!Wie der Staat um die Nachtruhe der Reisenden—in den Harmonikazügen besorgt ist. geht aus den Weisungenhervor, welche das Zugpersonal erhalten hat. Es heißt dort:Jede nnnöthige Störung der Reisenden ist zn vermeiden; dieRuhe soll möglichst gewahrt werden. Daher haben die Zug-beamten bei Anweisung der Plätze für neu einsteigende Fahrgästemit der erforderlichen Rücksicht ans schlafende Reisende zn ver-fahren und auch möglichste Ruhe in den Gängen zu hatten.Ter Schaffner muß stcls genau wisse», in welchen Ab-theilungen Plätze frei sind, damit besetzte Abtheilungennicht unnütz geöffnet werden. Beim Vorhandensein freierPlätze t» den Zügen hat der Schaffner jedem Antrage auseinen Wechsel der Plätze unter gleichzeitiger Abänderung derPlatzkarte Folge zu leisten. Die vorübergehende Benutzung einesanderen als aus der Platzkarte vermerkte» Sitzes ist ohne Um-schreibung der Platzkarte gestattet; sobald jedoch Platzmangeleintritt, muß der zeitweise besetzte Platz auf Verlangen deSSchaffners aufgegeben werden.— Immer angenehmer wird esden Reisenden der besitzenden Klasse auf Kosten der FahrgästeZder3., hauptsächlich aber der 4. Wagenklasfe gemacht. Die un-geheuren Ueberschüffe aber bringen, wie statfftisch nachgewiesen,außer den Ersparnissen durch Arbeiterentlaffungen und Lohn-rcduktionen gerade die 3. und 4. Wageuklasse.~ Arbeiterrisiko, lieber das kürzlich gemeldete Gruben-Unglück in Homberg berichtet die„Rh. Weilf. Ztg." folgendesNähere: Auf dem im Abteufen begriffenen Schacht 3 der Zeche„Rheinpreußen" fuhren heute Morgen 10 Uhr 7 Bergleute ineinem neue» Förderwagen zu Tage. Schon war die Auffahrtfast beendet, als der Wagen umkippte und 5 Bergleute von den7 in die Tiefe stürzten. Zwei der Arbeiter, welche sich untenim Wagen befanden, klammerten sich an und kamen* so mit demLebe» davon. Die andern 5 Bergleute stürzten etwa 50 Meterin die Tiefe, woselbst sie mit zerschmettertem Schädel todt liegenblieben. Die Verunglückten sind sämmtlich verheirathet und Versorger mehrerer Kinder. Sechs Frauen mit zusauiinen 26 Kindernbeweinen nun den Tod ihrer Ernährer.Die„Begehrlichkeit" der Arbeiter ist eine stehende Redensartunserer Herren Unternehmer, sobald jene die zeitweilige günstigeKonjunktur benutzen und mit Forderungen an sie herantrete».Welches Geschrei, wenn z. B. die Maurer 40 bis 50 Ps. proStunde Arbeit verlangen! Daß gerade die Bauarbeiter fast dieHälfte des Jahres beschäftigungslos sind, wird nicht in betrachtgezogen. Folgender Arbeiter-Haushaltsplan, den ein HalleuserMaurer dem dortigen„Volksblatt" übersendet, belehrt unS nun überdicSchlemmerei, deren sich einMaurer hingeben kann.„Ich verdiene, soschreibt der betreffende, bei 15 M. Wochenlohn und 30 vollenArbeitswochen im Jahre 450 M. Auf 52 Wochen vertheitt, ent-fällt auf jede ein Einkommen von 8,67 M. Hiervon gehen abfür Miethe pro Woche 2,08 M., für Alters- und Kranken-Versicherung 36 Pf. und reichlich 10 Pf. für Steuern. So bleibenmir in Wirklichkeit zur Bestreitung des gesanunten Hanshaltsnur 6.13 M., und da meine Familie aus sechs Personen besteht,entfallen pro Kopf und Tag 14�/2 Pf. Hiervon sollen undmuffen bezahlt werden: die Ernährung, die Kleidung, die Wäsche,das Schuhwerk, die Schulbücher, die Feuerung und Beleuchtung,es muß dann»nd wann ein Stück Wirthschaflsgeräth gelauftwerden:c. jc. Die Herren, die so bereitwillig auf die Begehrlich-keit der Arbeiter schelten, mögen sich diese einfachen, dürrenZiffern ansehen.Die Verpflegung armer Durchreisender. Im KantonT Hurgau hat das Volk über das Gesetz betreffend dieRaturalverpflegung armer Durchreisender ab-zustimme». DaS Gesetz macht diese Einrichtung für den ganzenKanton obligatorisch, indem es jede Gemeinde verpflichtet, dembereits bestehenden 51antonalverband für Raturalverpflegung sichanzuschließen. Die Beiträge der Gemeinden zn den Kosten derNaturalverpflegung werden auf grund der Bevölkerungszahl unddes Steuerkapitals, sowie unter Berücksichtigung der lokalen Lageder Gemeinden durch den Kantonalvorstand für die Naturalver-pflegnng bestimmt.Die Petitionen, betreffend die Beschäftigung Arbeits-loser durch die Kultivirpng von Oedländereien, sollen auf An-lrag des Petitionsausschuffes des Proviuzial- Landtages inSchleswig dem Provinzialausschuß zur Prüfung überwiesen werden.Sie ruhen sanft!Achtung, Schneider! Da wiederholt die Kollegen mitder Klage an uns herangetreten sind, daß verschiedene Geschäfteder Maaßbranche die festgesetzten Tarife nicht mehr innehatten,überhaupt suchen das senerzeit geregelte Berhältniß illusorischzn machen, so halten wir es an der Zeit, hiergegen Stellung znnehmen. Es findet zu diesem Zweck am Donnerstag, den31. Jannar, abends 8�.2 Uhr, im Lokale des Herrn OswaldGrauer. Oranienstr. 121, eine Werkstatt- und Geschäftsdelegirten-Sitzung stalt, wo eine Aussprache über die eventuell einzuleitendenSchritte stattfinden soll. Speziell sind die Kollegen der FirmaHermann Gerson(Kaiser- Bazar) und Vaer Sohn hierzu ein-geladen, und erwarten wir in anbelrachi der Wichtigkeil des znverhandelnden Gegenstandes, eine rege Betheiligung der Kollegen.Die Agitationskommission der Schneider und SchneiderinnenBerlins.Die Zimmerlente Nürnberg? werden zur Erreichung einesbesseren Lohnes kommendes Frühjahr alle nöthigen Schritte einleiten. Zuzug ist deshalb fernzuhalten.— Näherer Berichtfolgt.— Alle arbeiterfrenudlichen Blätter werden um Abdruckgebeten.Zur Müllerbeivegnug. Von selten der Direktion der Bäcker-Kunstmühle und von seilen ver Krämer'schen Kunstmühle in Giesigwurden die organistrten Müller Münchens gezwungen, in eineBewegung einzutreten. Aller Zuzug ist streng fernzuhalten. Allearbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. An-fragen sind zu richten an Hans Gampert, Kellerstr. 193,München.Ter Gießerstretk bei der Firma Koch in Zürichdauert fort.Wege» Bergehenö gegen 8 ISS des Strafgesetzbuches istunser Parteigenosse Gastwirth H e r m e r s ch in i d t gestern zueinem Monat Gefänguiß verurtheilt worden. Er hatte nachdem Zeugniß des Polizeilieutenants Körnich in einer Versanun-lung sich eine Reihe Ausfälle gegen die Bibel gestattet. DerStaatsaiiwalt hatte für diese Sünde nicht weniger als sechsMonat Gesängniß beantragt.Der Pferdebahnschaffner Gustav Winkler hatte sichheute vor der neunten Strafkaiiiiner des Landgerichts I wegenfahrlässiger Körperverletzung zu verantworten. Der Angeschuldigtebegleitete am Abend des 29. August v. I. den vorletzten Pferde-bahnwagen der Strecke Moabit— Rosenthaler Thor. An derHaltestelle am Hamburger Bahnhos wurde das als Vorspan»benutzte Pferd wieder ausgespannt. Winkler hatte einige Minutenim Wagen zu thun. Als er den Hinterperron wieder betrat,bemerlte er, daß eine ältere Frau aufgestiegen war, obgleich derPlatz mit der zulässigen Anzahl Personen besetzt war. Der An-geklagte forderte die Frau auf, wieder abzusteigen, er hielt siedabei am Arme fest und mahnte sie noch mit denWorte»:„Fallen Sie nicht!" zur Vorsicht. Der Wagenhatte sich aber bereits wieder in Bewegung gesetzt; dieFrau kam doch zu Falle, wobei sie gegen das Vorspannpferd fiel,welches um den Wage» herum nach der Bordschwelle geführtwurde. Das Pferd schlug ans und traf die Frau am Kaie. Sieerlitt eine Verletzung, die sie noch heute beim Gehen hindert.Während der Angeklagte behauptete, daß ihm der Unglücksfallnicht zur Last gelegt werden könne, waren Staatsanwatt undGerichtshof anderer Ansicht. Der Angeklagte habe sich schondadurch einer Fahrlässigkeit schuldig gemacht, daß er die Frauzum Absteigen nothigte, obgleich der Wagen bereits in Bewegungwar. Er hätte sie bis zur nächsten Hallestelle nutnehmen oderden Wagen erst zum Stillstand bringen müssen, einerlei, ob dieFrau überzählig war oder nicht. Niemand habe nöthig, denWagen zu verlassen, wenn derselbe bereits in Bewegung ist. DasUrtheil lautete auf dreißig Mark Geldstrafe.Die Ueberbiirdnng der Gerichte mit Strafsachen ist inden Tagen der Berathung der Justizvorllige im Reichstagewiederholt erwähnt worden. Einigermaßen intereffant ist indieser Beziehung ein Fall, der vor einigen Tagen vor demSchöffengericht zur Verhandlung kam. Auf der Anklagebankhatten drei unbescholtene Ehefrauen Platz zu nehmen, die be-schuldigt waren, einer vierten Ehefrau, die im Zeugenraumeerschien, eine Waschleine entwendet zu haben. Die vier Frauenwohnten gemeinsam in einem Hanse der südlichen Stadt. Alsdie Zeugin eine Wäsche beendet hatte, ließ sie die Leinenoch aus dem Hausboden, so daß demnächst die eineder Angeklagten, als sie selbst den Wäscheboden benutzenwollte, die Leine dort fand und dieselbe gemeinsammit der zweiten Angeklagten abknüpfte und sie der drittenAngeklagten übergab, welche versprach, sie der Eigenthümerinzurückzugeben, dies aber vergaß, so daß diese letztere bei derPolizei Anzeige machte, was die Erhebung der Anklage wegengemeinsamen Diebstahls gegen die drei Frauen zur Folge halte.Die Inhaberin hatte natürlich sofort, nach dem sie von denSchritten der Eigenthümerin der Waschleine Kenntniß erhalten,das corpus delicti zurückgegeben, daS, in seiner mangelhastenBeschaffenheit nur von geringem Werthe, auf dem Gerichtstifcheprangte. Die Angeklagten versicherten natürlich sämmtlich, daßsie nicht entfernt daran gedacht hätten, die Leine ihrer Besitzerinvorzuenthalten. Tie Beweisaufnahme bestätigte ihre Angaben,so daß die Angeklagten freigesprochen werden mußten und dieZeugen zusammen etwa 40—50 M. an Zeugengebühren aus derGerichlskaffe empfingen. Man sollte denken, daß in solchen undähnlichen Fällen von einem in Strafsachen.erfahrenen Beamtendie Unhaltbarleit einer Anklage vorhergesehen werden könnte.Dem Gericht wird dadurch unnütz« Arbeit, der Gerichtskassewerden nnnöthige Kosten und, was die Hauptsache, den An-geklagten der entehrende Verdacht des Diebstahls erspart.Devlatnmlimgcn.Im deutschen Holzarbeiter- Verband(Filiale) spracham 21. Januar Kollege Wiedemann in einem recht beifälligaufgenommenen Vortrag über die Gewerkschaftsbewegung. ZurErledigung stand sodann Wahl eines Beitragssammlers, mitwelchem Amt der Kollege Wendel betraut wurde. Nach Be-sprechung einiger Werkstattangelegenheiten erfolgte Schluß dergut besuchten Versammlung.Landsmannschaft btr �chltowig. m Kerlin. Mittwoch,den so. Januar, abends ez Uhr, im Restaurant des Landsmann! Saß, Mar:-?rafenstratze 102, Versammlung mit Frauen. Der wichtigen Tagesordnungalver Erscheinen dringend nothwendtg. Landsleute werden als Mitgliederaufgenommen.