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l. Heilage ües Vorwärts

Ssnntag, 21. Januar 1423

SLKUI� UNTERWEGS.

DIE ZWEITE TAGESREISE.

Zwei Welten sind es, die die meistbefahrenste Untergrund- bahn st recke d oTn Zoo bis zum Nordring mit­einander verbindet. Schon deshalb allein lohnt stch für den Be- obachter des Weltstadtlebens eine Fahrt. Sie bringt die verschie- densten Eindrücke in bunter zusammengedrängter Mannigfaltigkeit und entrollt ein manchmal schönes und manchmal häßliches, immer aber ein lehrreiches Bild, wenn er sich Zeit läßt und vor allem sehen will. Iahrkartenfihalter. Es ist kurz nach fünf, also Hauptverkehrszeit. Am Fahr- kartenschalter hat sich vor den zwei kleinen Kabinenfensterchen eine doppelte Menschenschlange gebildet, alles Fahrgäste, die möglichst schnell abgefertigt und noch schneller befördert sein wollen. Es ist ja überhaupt ein sonderbares und peinliches Symptom unserer Zeit, dieses grauenhafte Hasten und Drängen, das man fast nir- gendwo besser beobachten kann als auf unseren Verkehrsmitteln. Bureaudamen, meist schick gekleidet, mit modernen Lederhüten und gar nicht so selten, wie man denkt seidenen, dünnen Strümpfen; Bureauangestellte, nachernster" Männer Sitte schon einfacher gekleidet, wofern sie nicht noch in blühender und duftender Jugend sind; Geschäftsleute, solide und meistentells kreditfähig; Bür. ger, etwas phlegmatisch und breit angelegt; keine Beamte, denen der Kampf ums Dasein in dem sorgenvollen Gesicht geschrieben steht; dazwischen ein paar Arbeiter, stämmig, verschlossen und ver- trauen erweckend und, natürlich nicht zu oergessen wir sind ja hier im Westen, Ausländer, darunter mehrere Russen und Ja- paner, die Frauen in wertvollen Pelzen und die Männer in teuren Mänteln, einige undefinierbare Genis, ein paar Kokotten, die Revier- Wechsel vornehmen und zur Friedrichstraße fahren, und direkt hinter ihnen, ein wuchtiger Kontrast, drei Provinzler, die sich Berlin an- sehen wollen. Hier fehlen die Leute, die man am Halleschen Tor, cm Alexanderplatz oder am Spittclmarkt schon in der Mehrzahl sehen kann, die durchweg«infachen Leute und die einfacher geklei- deien Bureau- und Geschäftsangestellten, namentlich die vielen Ar- beiter und blaßen Frauen des Nordens. Hier sieht man entweder den Wohlstand oder den von den reichen Arbeitgebern, vornehmeren Bureaus und Geschäften erzwungenen Schein-Wohlstand. Dann bekam ich meine Karte und wanderte ich in die Tiefe. Auch hier nahm ich mir Zeit und stellte als erstes wieder einmal dreierlei fest, nämlich, daß der Berliner immer noch am liebsten dann er st in den Zug springt, wenn er abfährt, zweitens d i e Abteile bevorzugt, die schon überfüllt sind und drittens in überfüllten Abteilen prinzipiell den Mittelgang haßt und sich lieber hinten wie in einer Sar- dinenbüchse zusammendrängt als in der Mitte in freier Lust zu stehen. Sie sind furchtbar nervös, die Mehrzahl der Fahrgäste, und schimpfen ständig; sie sind dabei nicht minder schwerfällig und stehen sich immer im Wege. Die Schaffner haben alle Not mit ihnen. Zoo bis Leipziger Platz. Dritter Klasse; das Abteil ist wie gesagt, überfüllt. Man spricht wenig; ein Teil liest Bücher, Schwarten und Zeitungen, der andere Teil schweigt. Die Mehrzahl scheint übermüdet zu sein und sich nach Hause zu sehnen. Es sind anscheinend meist Bureauangestellte und in kaufmännischen Betrieben Tätige, dazwi- schen ein paar Bürger, die aus Prinzip Dritter fahren, und eine Anzahl von Leutchen, denen man es ansieht, daß sie lieber in der zweiten Klasse säßen, daß sie aber sparen wollen oder müssen. Sie strömen ein bemerkenswertes Fluidum von Arroganz aus und sind unsterblich langweilig. Sie sind für mich die Ueberspießer. W i t- tenbergplatz ich steige um. Bielleicht finde ich etwas besseres. Quetsche mich in ein Doppelwbteil hinein, vorne dritter, hinten zweiter Klasse und sehe mir die K o n t r a st e an. Hier, in der dritten, mit Ausnahme einiger feschen Mädchen, bei denen es übrigens weniger die Kleidung als die Gesamterscheinung macht, viel einfach« Garderobe und Mode eines vergangenen Jahrzehnts. Was mir aber trotzdem ausfiel, war, daß man sich doch wieder Anschaf- funaen leistet, wenn auch in der Mehrzahl die weniger kostspieligen Garderobenstücke bevorzugt werden. Die Bluttemperatur steigt im Abteil und alle finden sich in ihrer Empörung und ihrer Sympathie mit Thyssen. Man spürt, wenn je die Entente eine

Dummheit gemacht hat, so hat sie es jetzt getan. Man erkennt, Frankreichs Vorgehen ist nicht nur ein Verbrechen an Deutschland , an Europa , an der Erde, am Völkerrecht, sondern auch die stärkste Flamme, die den deutschen Nationalismus und darüber hinaus die Reaktion bis zur Höhe anschürt. Gleisdreieck ich steige aus, sehe mir den Bahnsteig an und beobachte, wie sie hastend und atem- keuchend die Treppe hinauftasen und drängen, als gelle es Leben oder Tod. Das SchildRechts gehen!" lächell ironisch oder hilf­los traurig? in das Gedränge hinein. Und dabei handelt es sich nur um den Anschluß zur Warschauer Brücke! Sicher, für manchen wichtig! Aber nehmen sehr viel« ihn nicht vielleicht doch zu wichtig? Die armen nervösen Menschen tun mir leid, und hier wird es mir schon verständlich, daß der liebe, gute Jean Paul , der ge- mütliche Raabe, Storm und Keller, Andersen und Grimm für diese Menschen ungenießbar sind! Ueberall hämmert das verfluchte Wort Dollar " einem die Nerven entzwei, als ob der ganze Kosmos eine Börse und Gott der Dollar sei! Bumms! Leipziger Platz! Man drängt sich heraus zum Zcnttum des Zentrums. Von hier aus wird eingekauft, von hier aus sich amüsiert usw. Mein« zwette Etappe beginnt: Leipziger platz bis /llexanSerplatz. Ich steige wieder in die dritte Klasse ein. Aus dem Bank- und Geschäftsviertel kommt der meiste Andrang und damit es ist viel Jugend dabei etwas Leben und Lachen. Drüben in der Ecke packt einer seine Stullen aus und verzehrt sie. Ich bin etwas neugierig: ganz gut belegt! Braunschweiger, sogar ziemlich dick! Der Verzehrer gehört aus der Unterhaltung er- fahre ich es dem kleinen Bankberuf an. Hm, ob er wie die Bielzuvielen m Dollars macht?(Wieder dieser oerfluchte Dollar!) Wahrscheinlich! Er sitzt ja an der Quelle! Am Spittel markt kommt auffällig viel Konfektion hinzu; es schwirrt um mich von Ausdrücken, die mir Kifhuaheli sind so z. B. Sutasch; nach- träglich erfahre ich, daß das eine Art Borde sein soll. Die soll nämlich im Steigen begriffen sein, auch Hemdenstoff« zögen an und Seide steige toi, toi! Gott , was steigt schließlich nicht! Und was zieht nicht an! Hauptsache, wenn man noch selbst etwas an- zuziehen hat. Nun wird es ruhiger. Das Einsteigegedränge hat etwas nachgelassen. Aber es steigen auch nur wenige aus. Insel. brücke'und Klosterstraße ziehen vorbei; jetzt kommt Alex- anderplatz. Ich steige mit aus und bummle etwas auf den Bahnsteigen. Das gleiche Bild wie auf dem Bahnhof Zoo , nur die Menschen sind anders, die das Bild hier ausmachen. Sonst die gleiche Eile, das gleiche Springen ini Abfahrtmoment, die gleichen Zurufe der Schaffner, die gleichen Schimpforgien und dazwischen das gleiche Pkklegma! Drüben, um eine Bank gruppiert, eine de- battierende Gruppe, diesmal Arbeiter. Das Thema, wie ich mir schon dachte, Ruhrbesatzung und politische Lage. Ich höre zu: Wenn sie nur drüben bei der Stange bleiben und sich nich' provo- zieren lassen! Wenn se man noch'n 14 Dage so wellermachen, denn kracht Poincar« mit seiner janzen Karre zusammen! In einer Beziehung is't janz jut, detft so jekommen is! Nu sehn die Herrn Engländer un' Italiener un' Amerikaner endlich mal, wer sie je- neppt hat un' neppen will, det't nich wir sind, sondern die Fran- zosen! Klexanöerplatz bis Noröring zeigt gleiche Bilder, überall einfache Leute, mit Rucksäcken und Packen. Bureaumädchen, die an Stelle der westlichen Aktentasche den Schul- ranzen von ehemals benutzen, Angestellte mit kleinen Paketen, die sie wohl denen zu Hause mitbringen, Arbeiter mit Handwerkzeugen. Im Nachbarabteil sitzen einige Händler aus der Zentralmarkthalle: ich höre schwindelhafte Summen, die in die Millionen gehen. Sie erzählen sich von ihren Provisionen. Ich rechne mir aus und staune, es sind Hunderttausende. Warum haben die Leute eigentlich ge- streikt? Und dann warum erzählen sie das so offen? Ist es nur Dummheit oder ist es schon Arroganz? Die Gattin des einen trägt einen Brillantting, schätzungsweise ein Drittel Karat. Das Karat kostet, ich glaube, VA Millionen. Also läßt sich der Ring auf ZG) OOO Mark schätzen. Und diese Frau kann, wenn sie will, durch die Scheibe drüben in die dritte Klasse sehen und an der Tür den jungen Menschen beobachten, der genau so aussieht, als ob er Hunger hat, dessen Rock zerrissen und dessen Hofen zu kurz sind. Da taucht Station

Nordring auf. Ende des Untergrundbummels. Ich steige aus und gehe langsam zum Schalter hinunter, um mir eine Rückfahrt­karte zu lösen. * Am Schaller unten das gleiche Bild wie am Zoo. Ich be- wundere die kleine Beamtin, oie da hinter der Scheibe sitzt, auto- matisch, fast zur Maschine geworden, Billette gibt, Geld wechsell, alle Karten einlöst, mechanisch Fahrpreise nennt und sich geduldig manchmal anpöbeln lassen muß. Ihr Dienst ist grauenhaft öde und verantwortungsvoll. Wäre es, wenn sich manche Fahrgäste dos überlegten, wirklich so schwer, hier etwas höflicher zu fein und Mensch dem Menschen gegenüber zu bleiben? Ich glaube es nicht, ebensowenig, wie ich glaube, daß es schwer sein soll, den Bahn- beamten, die doch nur um ihrer Passagiere willen handeln, etwas mehr Folge zu leisten, etwas freundlicher gegenüber zu sein, und die letztere Methode den Fahrtgenossen gegenüber ebenfalls anzu- wenden. Denn zwischen Schnoddrigkeit, die der Berliner ruhig be- halten soll, und Unhöflichkeil ist ein himmelweller Unterschied.

Wovon man nicht spricht. Es ist eher möglich, einen Mauerstein mit den Fingernägeln aus der Wand zu kratzen und durch einen neuen zu ersetzen, als die Idee eines alten Regierungsrates durch eine neue zu ersetzen. Viele sind noch im Banne der Gewohnheit aus der Kirche hervorgegangen. Theologisch' aber heißt es, alles Geschlechtliche ist unanständig und alle sexuell» Aufklärung ist unanständig. Folglich haben wir uns vor der Natur gefürchtet und das ist der Wahnsinn. Das Denken fällt uns schwer; wir denken betrüblich wenig und als einmal der Rektor Oskar S e i n i g in seiner Schule eine Denkstuude einge- richtet hatte, kam ein Oberregierungsrat und sagte:Aber, ich bitte Sie, das ist doch nicht erlaubt." Solche und noch mehr äußerst krasse Fälle tonnte Seinig bekunden, als er im Auftrage der Ge- sellschast für Geschlechtskunde und der Gesellschaft für Sexualreform über das Thema:Wie sage ich es meinem Kinde?" sprach. Das althergebrachteAch, das verstehst du nicht," ist keine Antwort für ein Kind. In diesem Falle ist nicht das Kind zu dumm, um zu verstehen, sondern der Erwachsene, um zu antworten. In Japan und den Vereinigten Staaten , diesen beiden großen Kinderländern, weiß man auf alle diese Fragen Antwort. Uns aber fehlen noch die sprachlichen Mittel. Uns fehlen die Vergleiche. Beim ständigen Ver- gleich von Mensch, Tier und Pflanze zeigte der Redner sodann be- stimmte Methoden seiner Darstellung. Ganz energisch, unter Be- Nutzung starker Ausdrücke, betonte der Redner die Gangbarkeit seiner Weg«. Er bat dann die Versammelten um Mithilfe, neu« Ideen zu verbreiten. Wir müssen mit den Kindern leben. Die Well geht wirklich vorwärts; um nicht zurückzubleiben, müssen wir uns umschalten.

Eine

Versöhnung oüer nicht! Eine Gucklochgeschichte aus einer Ehe.

Ehescheidungsaffäre, deren Einzelheiten bei ihrer Erörte rung vor Gericht wiederholt heimliches Schmunzeln erregten, be

., tigt zurzeit die Zivilkammer des Landgerichts I . Ein Kauf­mann R ein Mann im vorgerückten Alter, heiratete eines Tages ein sehr junges und sehr hübsches Weibchen, das aller,. dings seine Tochter hätte sein können. Eines Tages glaubte der junge" Ehemann die Wahrnehmung machen zu können, daß feine Frau es mit der ehelichen Treue nicht genau nehme. Ein Detektiv stellte fest, daß die Frau einem jungen Manne wiederholt längere Besuche in dessen Wohnung abstattete. Die Folge davon war die Anstrengung der Ehescheidungsklage. Frau R., welche inzwischen von ihrer flüchtigen Leidenschaft längst kuriert war, versuchte alles Mögliche, um eine Aussöhnung herbeizuführen. Das gelang ihr auch, denn ihr Ehemann konnte eines Tages doch nicht ihren Reizen widerstehen und die Folge war, daß ihr Rechts- Vertreter dem Gericht mitteilte, daß dieVersöhnung" stattgefunden habe, so daß nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch der Klagegrund hätte in Wegfall kommen müssen. Das wurde jedoch von dem Ehemann auf das entschiedenste besttitten. Das Gericht schob ihm hierüber den Eid zu. Nun verfiel die junge Frau aus ein merkwürdiges Mittel; sie bohrte in die Tür ihres Büfetts ein Loch, plazierte zweimal eine Freundin von schlanker zierlicher

sNochdruck verboten. Der Malik-Verlag , Bert

Drei Soldaten. 16s Von Zohn dos Passos. Aus dem amerikanischen Manuskript übersetzt von Julian Kümpers. Hört doch diesen Kerls zu," sagte der Mann mit seiner zwitschernden, nervösen Stimme und starrte gerade in Fusellis Augen.Wir machten eine Attacke, um unsere Gräben aus- zurichten, gerade eh' es mich haschte. Unsere Geschütze rissen die Gräben der Fritzies ein bißchen auf, und wir liefen gerade drauf los und besetzten sie. Es war so ruhig, wie an einem Sonntagmorgen zu Hause.. Stimmt," sagte sein Freund. Und ich hatte ein Bündel Handgranaten, und einer kam gelaufen und flüsterte, daß eine ganze Schar von Fritzies in einem Unterstand drüben Karten spielen. Sie wissen schein- bar nicht, daß sie gefangen sind. Wir wollen sie lieber ge- fangen nehmen." Ach was, gefangen sagte ich. Mit denen werden wir reinen Tisch machen. So krochen wir vorwärts und sahen in den Unterstand hinunter.. O Madmerselle aus Armentieh; Parleh wuh!" Ihre Helme sahen aus wie Pilze; ich mußte fast darüber lachen. Und sie saßen rund um die Lampen und legten ihre Karten sehr ernst ins Spiel, so wie es die Deutschen zu Hause in ihrem Ratskeller machen." Und nahm sie mit die Treppen rauf und in sein Bett; Parleh wuh!" So lag ich dort eine höllische Zeit, und dann faßte ich eine Granate und schmiß sie ganz sanft die Treppen runter. Und all diese komischen Helme knallten in die Lust, un' jemand schrie, un' das Licht ging aus. un' die verdammte Granate platzte. Dann ließ ich sie' liegen und ging weg. weil einer so furchtbar stöhnte. Bald darauf sielen ihre Geschütze über uns her, und ich kriegte was ab." Die Pankees haben'ne verdammt schöne Zeit; Parleh wuh!" Und das erste, woran ich dachte, als ich wieder auf- wachte, waren diese verfluchten Helme. Man wird ganz ver- rückt, wenn man daran denkt." Seine Stimme schlug in ein Wimmern um, wie die gebrochene Stimme eines geschlagenen Kindes.

Du mußt dich zusammennehmen. Mann," sagte sein Freund. Weiß schon, Tub, ich brauche'ne Frau." Weißt du, wo du eine kriegen kannst?" Ich möchte gern ein nettes kleines Franzosemnädchen haben bei einer Regennacht wie dieser." Muß ein verdammter Weg zur Stadt sein... Das ganze Rest soll übrigens von Militärpolizei voll liegen," sagte Fuselli. Ich weiß'nen Weg," sagte der Mann mit der nervösen Stimme.Komm, Tub." Ich Hab' die Rase voll von diesen verfluchten Franzosen- weibern." Sie versießen die Kanttne. Als die beiden Männer fortgingen, am Gebäude entlang, Härte Fuselli durch das metallische Plätschern des Regens die nervöse, zwitschernde Sttnnne:Ich kann es nicht vergessen, wie komisch diese Helme um die Lampe herum aussahen... Ich kann nicht vergessen,..." Bill Grey und Fuselli legten ihre Bettücher zusammen und schliefen zusammen. Sie lagen auf dem harten Boden des Zeltes, ganz nahe beieinander und lauschten auf den end- los plätschernden Regen, der die feuchte Leinwand des Zeltes über ihren Köpfen hinabrann. Ich werde hier'ne Lungenentzündung kriegen, Bill," sagte Fuselli und putzte seine Nase. Das ist das einzige, vor dem ich Angst habe bei diesem verdammten Geschäft. Ich will nicht an einer Krankheit sterben... Und einer soll an... wie heißt es noch... Mens- gitis gestorben sein." Hatte Stein das?" Der Korporal will nicht raus mit der Sprache." Armer Junge. Siehst selbst krank genug aus," sagte Fuselli.'s ist dieses ekelhafte Klima," flüsterte Bill Grey mitten m einem Hustenanfall. Mensch, sperr doch den Rachen zu und laß das Husten; wir wollen schlafen," kam eine Sttmme von der anderen Seite des Zeltes. Nimm dir ein Zimmer in einem Hotel, wenn s dir nicht paßt." Gib's ihm nur ordentlich, Bill!" Kerls, wenn ihr nicht bald aufhört mit dem Gequatsche, werde ich euch alle in die Küche stecken," sagte der Sergeant mit seiner gutmütigen Stimme.

Im Zelt wurde es still, nur das schmale Geräusch des plätschernden Regens und Bill Greys Husten war zu hören. Dieser Husten macht mir Schmerzen im Nacken," mur- melte Bill Grey mürrisch, als sein Hustenanfall aufgehört hatte und er sich unter den Decken wälzte. Nach einer Weile sagte Fuselli ganz leise, so daß niemand außer seinem Freund es hören konnte: Sag mal, Bill, ist es nicht ganz anders, als wir dachten?" Iaaa. Ich mein«, die Leute hier denken ja gar nicht daran, d«n Hunnen eins aufs Dach zu geben. Die haben ge- nug damit zu tun, sich über alles aufzuregen." Das sind die oben, die das Denken besorgen," sagte Grey großsprecherisch. Ja, aber ich dachte, es würde aufregend sein wie im Kino." Ich denke, wir haben genug gesprochen." Mag sein." Fuselli schlief auf dem harten Boden ein, fühlte die a>. genehme Wärme von Grey neben sich, hörte das endlose, monotone Plätschern des Regens auf der durchnäßten Lein- wand über seinem Kopfe. Er versuchte noch einen Augen- blick wach zu bleiben, um sich an Mabe zu erinnern. Doch Schlaf schloß ihm schnell die Augen. Das Signalhorn jagte sie von ihrem Lager hoch, noch ehe es hell war. Der Regen hatte aufgehört. Die Luft war rauh und voll weißen Nebels, der kalt an ihre noch vom Schlafen warmen Gesichter drang. Der Korporal rief sie auf und zündete Streichhölzer an, um die Liste lesen zu können. Als er die Formatton enlließ, hörte man die Stimme des Sergeanten aus dem Zelt, wo er noch in seine Laken ein- gerollt lag. Korporal, lassen Sie Fuselli Leutnant Stanfords Zim- mer in Ordnung bringen." Hast du gehört, Fuselli?" Zu Befehl," sagte Fuselli. Sein Blut begann plötzlich zu kochen. Es war das erstemal, daß er die Arbeit eines Knechtes zu verrichten hatte. Er war nicht in die Armee eingetreten, um ein Sklave zu sein für irgendeinen ver- dämmten Leutnant. Außerdem war es gegen die Armee- ordnung. Dagegen muß man aufmucken. Man darf sich nicht zum Sklaven machen lassen. Er ging an den Eingang des Zeltes und überlegt« sich» was er dem Sergeanten wohl sagen wrede. lFortsetzung folgt.)