enden, ohne daß das Proletariat der Ruhr in Deutschland , in der Welt die höchste Achtung und Sympathie gewinnt. Ebenso sicher aber ist es, daß, wenn die Abwehr gelingt, da Reparationsproblem neu zu regeln ist. In welcher Richtung, das versteht sich nach dem Gesagten von selbst. Wir müssen verlangen, daß die neuere Ethik der Wiedergutmachung gemildert wird mindestens durch Rückkehr zur alten Barbarei, der Kriegskontribution, daß uns keine größere Härte auferlegt wird, als sie Bismarck 1871 Frank- reich auferlegte. Daß der Betrag der von Deutschland zu entrichtenden Entschädigung durch Verhandlungen mit ihm festgesetzt wird in einem Ausmaße, das Deutschlands Kreditfähig- k e i t herstellt und ihm erlaubt, durch eine Reihe von Kredit- operationen seine Schuld rasch abzuzahlen, dadurch die fremden Truppen aus seinem Gebiete loszuwerden und so seine volle Selbstbestimmung wiederzugewinnen, womit erst der wirkliche Friedenszustand eintritt. Wie immer man im einzelnen dann die Kriegskontribu- tion regeln mag, Grundsatz bei ihrer Festsetzung muß sein, daß die Frage der Reparationen unter, zriordnen ist der Frage der Herstellung eines vollkommenen und dauernden Friedens- zustandes. Deutschland selbst muß wünschen, schon im Jnter- esse des guten Einvernehmens mit seinen Nachbarn und seines Ansehens in der Welt, soviel als möglich beizu- tragen zur Wiedergutmachung des Schadens, den die deutsche Invasion angerichtet hat. Aber die beste Wiedergut- m'achung für alle Beteiligten ist der vollkommene, dauernde Friede. Eine Form der Reparation, die einen solchen Frieden verhindert, bildet nicht eine Wiedergutmachung, sondern eine Weiterschlechtmachung. Eine zweckmäßige Regelung der Reparationsfrage wird sich indes schwer erreichen lassen ohne gleichzeitige Beseitigung des Albdruckes, der auf großen Teilen der Bevölkerung Frank- rcichs— und auf vielen, sehr friedliebenden Elementen— lastet, der Angst vor dem deutschen Koloß, der an Menschenzahl ständig zunimmt und das menschenarme Frank- reich zu erdrücken droht, sobald er wieder an Kraft gewinnt. Das beste Mittel, diese Gefahr zu bannen, wäre sicher die Herstellung eines freundschafilichei, Verhältnisses zwischen der deutschen und der französischen Republik , was das gerade Gegenteil der bisherigen französischen Politik erheischen würde. Indes� das Mißtrauen und die Befürchtungen sind in der franzosischen Bevölkerung einmal da, und nur durch Schaffung geeigneter Garantien sind sie aufzuheben. Wie diese Garantien aussehen sollten und könnten, wie weit sie durch Amerika und England, durch den Völkerbund, durch Deutschland selbst zu schaffen wären, kann hier nicht mehr erörtert werden. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß die Frage der Sicherung Frankreichs gegen eine Gefährdung durch Deutschland , so gegenstandslos sie' uns bei dem heutigen Zustande des Reiches erscheinen mag, mit der Frage der Neu- regelung der Reparationen eng zusammenhängt, und daß die Lösung der einen die der anderen erheblich erleichtert. Und noch eines wird für diese Lösungen wichtig werden. Sollte die Abwehr des Poincaröfchcn An- schlages gelingen, wird sie der Entschlossen- heit und Klugheit des deutschen Prole- tariats zu danken sein. Diejenigen, die den Sieg er- fechten, dürfen aber nicht wieder, wie so oft vorher, nach dem Siege bei den Verhandlungen über den neuen Frieden beiseite geschoben werden. Sollen diese Berhandlungen einen wirklichen, dauernden Frieden brin- gen, müssen die Vertreter des deutschen Proletariats auf die Gestaltung des ab- schließenden Vertrages bestimmenden Ein- fluß haben. Nachschrift der Redaktion: Achnliche Gedankengänge wie in den beiden hier erschienenen Artikeln hat Genosse Karl Kautsky jüngst auch in einem Aufsatz entwickelt, der in der weitverbreiteten und angesehenen amerikanischen Zeit- schrift„Foreign Affairs" erschienen ist.
Torr unö Vanö. Ein Märchen für große Sinder von Emil Knies. Torr und Wanö lebten einsam auf einer Insel, weit draußen im Meer, jeder mit seinem Weib und seinem Sayn. Torr hatte hinter seinem Garten ein« Tongrube: aus Wanö» Grundstück ragte, mitten aus fruchtbarem Ackerland, ein einzelner Äalkfelsen auf. Seit Menschengedenken hatte kaum ein Schiff das verlorene Eiland besucht und seine Bewohner begehrten nicht nach den Schätzen der Welt, die ihnen so fern war; nur höchst selten rüstete einer von ihnen das Boot zu langer Reise, um Unentbehrliches vom Festlande zu holen. Eines Tages arbeiteten Torr und Wanö in ihren Gärten, denn e? ging zum Frühjahr, und über die Schlehdornhecke weg wurde ein Gespräch geführt. „Nachbar, sprach Torr,„mein Sohn wächst heran, und mein Haus wird mir zu klein. Ist das Eis erst geschmolzen und der Tag länger als die Nacht, dann baue ich mir statt der alten häl- zcrnen Hütte ein großes Haus aus Ziegelsteinen. Ton genug zum Ziegelstreichen habe ich, und dicht an meiner Grenze liegt ja der Kalkfels: den muß ich haben, um mir Mörtel zu bereiten und ich werde ihn mir nehmen." Hoch auf richtete sich da Wanö.„Höre, Torr," sagte er mit starker Stimm«,„was du vorhast, habe auch ich im Sinn. Auch mich gelüstet's, in steinernem Haus geräumig und behaglich zu wohnen, rnid ich werde bauen, sowie die Sonne in den Widder tritt, lind dein« Tongrube liegt mir recht zur Hand— die werde ich mir nehmen!" Nun fielen horte Worte, und das Gestcht der Männer ward rot und ihre Augen unterliefen mit Blut. Endlich hielten sie sich uicht länger: sie liefen in ihre Häuser, holten ihre Schwerter und in bitterem Kampfe schlugen sie sich tief« Wunden, bis sie ermattet voneinander ablassen mußten. Torr hatte die Oberhand behalten, er genas auch am schnell- sten. Da zog er einen starken Zaun um die Klippe au» Kalkfels und verband sie so mit seinem Land: dann sing er an zu bauen. Noch war die Mauer nicht höher, als daß ein Mann frei dar. über hinsehen konnte, do war aucb Wanö wieder genesen. Und als er seine alte Kraft wieder in sich fühlte, schärfte er sein Schwert und schnallte sich einen Lederharnisch auf Brust und Rücken. Gerade brach Torr Kalksteine aus dem Felsen, da fiel Wanö in rasender Wut über ihn her. Zwar traf ihn Torrs Hammer, die linke Schul- ter zertrümmernd, doch mit letzter Kraft ließ er das Schwert niederscusen, dos seinem Gegner die rech'« Hand vom Arm« trennte. Diesmal war Wanö schneller hergestellt. Sobald er es ver- mochte, setzte er seinen Zaun jenseits der Tongrube, strich Ziegel und baute. Aber bis zum Gürtel reichte ihm erst die Mauer, als der Kampf sich erneuerte. Wieder wechselten Grube und Fels den Be- sttzer, und mit der Linken brachte Torr feine Mauer einige Spannen höher, als Wanö ihn anfiel und ihn vom Vlatzc trieb. Nun sank den beiden die Kraft zum Kampf wie zum Werke. In ohnmächtigem Grimm sich verzehrend, hausten sie elend, siech und darbend in ihren immer mehr verfallenden Holzhütten.
Hilfsaktion üer dänischen Arbeiter. „Wir führen den Krieg nicht gegen das deutsche Volk, sondern gegen den Kaiser und das Preußenwm". An diesen Ausspruch Poincarss aus der Kriegszeit erinnert unser Kopen- Hagener Bruderblatt„S o c i a l d e m o k r a t e n", dos füh- rende Organ in Dänemark , und schließt daran folgende Worte: „Das deutsche Volk hat das Preußenium gestürzt. Die deutsche Republik wurde in der ersten Zeit ihres Bestehens von Sozial- dcmokraten geleitet und heute noch ist ein. Sozialdemokrat der Präsident der deutschen Republik. Dom ersten Tage des Be- stehens der Republik an war Frankreich gegen die Re° publik und hat mit feiner imperialistischen Politik die Reaktion in Deutschland gestärkt. Wenn die Welt noch einmal in Brand gerät, dann nützt keine Ausrede:„Frankreich ist der Brandstifter!" Der Artikel schließt mit der Auffvrde- rung an alle dänischen Arbeiter, ihre deutschen Kameraden im Ruhrgebiet zu unterstützen. Wie diese Aufforderung und die Meldungen von dem Eleick» im Ruhrgebiet auf die unter großer Arbeitslosigkeit leidenden dänischen Arbcster gewirkt haben, zeigt die Tatsache, daß auf der Redaktion des„Socialdemokraten" bereits Hunderte von Briefen eingegangen sind, in denen sich dänische Arbeiter bereit erklären, deutsche Kinder ausdemRuhrgebtetzu sich zu nehmen. Das aus Ar- heitern zusammengesetzte und unter Führung des in Deutsch » land rühmlichst bekannten„Kindervaters" Genossen Nielsen stehende„Komitee für die deutsch« Hilfsaktion" wird demnächst eine große Aktion für das Ruhrgcbiet einleiten. Wer gibt üas Gelü! Der Parteitag der Nationalsozialisten ist am Montag abend beendet worden. Hitler wurde wieder zum Vorsitzenden gewählt. Die Oeffentlicbkeit wird sich aber mit der Frage zu beschäftigen haben: Wo stecken die Geld- geber dieser Putschisten? Im Hauptsausschuß des Reichstags hat Genosse Hermann Müller am Montag bereits auf die ungeheuren Kosten hingewiesen, die dieser Parteitag, insbesondere die E x t r a z ü g e zu ihm verursacht habe. Es ist auch in Erinnerung, daß der Führer eines in Berlin ange- kommenen Trupps der Nationalsozialisten eine Aktentasche gefüllt mit Zehntausendmarkscheinen bei sich trug. Der Geschäftsbericht, der auf dem Parteitag gegeben wurde, gibt an, daß die Partei über ein Vermögen von 23 M i l l i o n e n Mark verfügt. Das„Berliner Tageblatt" stellt an die nationalsozia- listische Parteileitung die öffentliche Frage: „Ist es richtig, daß Beauftragte der Nationalso- z i o l i st i s ch e n Partei bei der Deutschen Bank(Filiale München ) eine Franks umme auebezahlt bekommen habe, deren deutscher Gegenwert damals SO bis 40 Millionen Mark betrug?" Wir sind zwar überzeugt, daß die Hitler -Garde und ihre deutschvölkischen Verbündeten nur mit lautem Geschimpfe auf diese Frage antworten werden. Aber damit wird der Ver- dacht nicht aus der Welt geschafft und auch nicht die merk- würdige Tatsache, daß wiederholt Franksendungen in erheblichen Beträgen an merkwürdig unbekannte Adressen in München eintrafen. Wäre die Münchener Polizei seit Pöhner nicht geradezu auf eine Schonung der Reaktionäre eingedrillt, so wäre es vielleicht selbst ihr schon möglich gewesen, die wirk- lichen Absender und Empfänger dieser geheimnisvollen Ten- düngen festzustellen. Inzwischen hat sich der bayerische Ministerpräsident von K n i ll i n g. bereit gefunden, am Donnerstag vor dem Haushaltausschuß des Landtags über das Versagen der Re« gierung des Belagerungszustandes eine Aufklärung zu geben. Herr Schroeyer aber, der Polizeiminisier und„General- staatskommisiar" mit fast unbeschränkten Vollmachten, ver- öffentlicht zu seiner Rechtfertigung eine lange Erklärung, in der nochmals dargestellt wird, daß Hitler damit gedroht
Alz der Tod sich naht«, iproch Torr zu seinem Sohne:„Noch «in Jahr, Gunnar, und du wirst die volle Kraft eines Mannes haben. Räch« mich an dem Nachbar, denn er hat uns die Tongrube genommen." Und Wanö sprach sterbend zu seinem Sohn Wari:„Du mußt den Nachbar hasten, denn er gönni uns Ton und Kalt nicht, daß wir uns ein wohnlich Haus bauen." Aber Gunnar wie Wari vermochten es nicht, der Bäter Gebot zu befolgen: zu lange hatten sie als Kinder friedlich miteinander gespielt. Sie gingen«inander aus dem Weg«. Da trafen sie einmal im Hohlweg auseinander und keiner ver- mochte mehr auszuweichen. Stumm standen sie sich gegenüber und schlugen die Augen zu Boden, wichen ober nicht von der Stelle. Endlich sprach Wari, und immer noch heftete er den Blick auf die Erde:„Ich soll dich hassen, Gunnar, und Ich kann es nicht!" . Da brach Gunnar aus, und stürzend quollen die Tränen Ihm hervor, und vor Schluchzen vermochte«r kaum zu reden:„Ich soll dich töten, Wari, und ich vermag es nichtl" Und er sank dem Jugendgespielen an die Brust. Wari umschlang ihn und sprach: „Es muß etwas Besseres für uns geben als Haß und Tod. Laß es wieder wie ehemals zwischen uns sein!" Bersöhnt kamen sie zurück. In Eintracht gab Gunnar dem Wari Ton aus der Grube, und im Austausch empfing er Kalksteine von Warle Klippe. Und der starke Gunnar Haff dem schwächeren Wari beim Bauen. Zwei stattliche Häuser stiegen bald empor, weiträumig, fest und behaglich im Innern. Als hehres Zeichen brüderlicher Hilfs- bereitschast leuchten sie mit ihren weißen Mauern weit über die einsam« Insel, auf der nun Wohlstand, Frieden und Glück ihr Heim haben. Von einer gescheiterten Bark kam fremdes Schiffsvolt auf die Insel. Das erzählte, wie draußen in der Welt zwei große Völker in Zwist geraten feien, weil das eine des anderen Kohle, das zweit« des ersten Erze begehre, und wie der Zwist sie beide zu verzehren drohe. Da sahen Gunnar und Wari einander an und sagten leise:„Sie machen es wie unser« Väter— und sie sollten e» machen wie wir."
Lokomottoev ohne Führer. Der Lokomotivführer erscheint als die wichtigste Person der Lokomotive, und der Gedanke kommt uns abenteuerlich vor, daß man Lokomotiven ohne Führer laufen lasten könnte. Nichtsdestoweniger gibt es beretts im deutschen Eisenbahn. wesen führerlose Lokomotiven, mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat. Ueber diese Einrichtung wird in„Reclam » Universum" berichtet. Man hat auf den ausoedehnlen Bahnanlagen größerer Bergwerksbetriebe elektrisch« Lokomotiven in den Dienst abstellt, die ihren Strom aus Akkumulatorenbatterien entnehmen. Daß diese führerlosen Lokomotiven ihren Weg finden und an der richtigen Stelle'stehen bleiben, läßt sich auf eine einfache Weise be- werkstelligen. An ihrer Vorderseite befindet sich nämlich ein höl- zerner Bügel. Berührt dieser Irgendein Hindernis, so wird der Strom ausgeschaltet, und die Bremse in Tätigkeit gesetzt: der Zug kommt dann genau so sicher zum Stehen, als wenn ein Führer die entsprechenden Maßnahmen ausführte. Man braucht also nur
hat, der erste Schuß siegen seine Anhänger löse eine rote Flut aus und zwei Stunden nach diesem ersten Schuß sei die Regierung erledigt. Trotzdem hat nach der Verhängung des Ausnahmezustandes der Staats- kommissar für München , dos ist der Polizei- Präsident, es für zulässig erachtet, von sich aus eine wesentliche Einschränkung der vorgesehenen Polizei- lichen Maßnahmen zuzugestehen, nachdem Hitler wiederholt, nachdrücklichst und feierlichst erklärt statte, sich mit seiner gan- zen Person und Ehre für den vollständig einwandfreien Ver- lauf des Parteitages zu verbürgen und schließlich sogar er- klärte, kniefällig zu bitten, ihm keine weiteren Schwierigkeiten machen zu wollen." Aber S ch w e y c r empfiehlt doch den ihm nachgeordneten Beamten, in Zukunft keine nationalsozialistischen Kund- gedungen zu gestatten, wenn nicht die Gewähr usw. Es wird also zu einer Ungchörigkeit noch dix andere gefügt. Der Reichspräsident hat das Recht, die Aufstebung des Belagerungszustandes zu fordern. Daran muß erumert werden.
Dame Iuftitia. Der Hauptausschuh de» preußischen Landtages begann am Dienetaq mit der Beratung des I u st i z e t a t s. Di« Redner der bürgerlichen Parteien beschäftigten sich in der Hauptsache mit der formalen Seite des Etats. Genoste Pudert bez-eichnete es als die Hauptaufgabe der Sozialdemakratifchen Partei, die Rechtspfleg« zu überwachen. Sie stehe in diesem Kampf zwar ziemlich allein, werde ihn aber solange führen, bis das Dertrauen in die Rechtspflege sichergestellt sei. A-s besonders charakteriststcke Zelterlcheiminq hob er die zunehmende Kriminalität hervor. Bedenklich fei besonders die Zunahme von Prozesten wegen Landfriedensbruch . Es handle sich da in der Hauptsache um Vergehen, die bei Kundgebungen für die Er- Haltung der Republik begangen worden seien. Jede Nichtigkeit würde da unter Anklage gestellt, während bei viel schwereren Vergehen von rechts die Justiz immer beide Augen zudrücke. Ganz schlimm stehe es mit der Auswahl der Geschworenen. Nur in ganz wenigen Fällen käme einmal ein Arbeiter als Ge- s ch w o r e n e r auf die Liste, um dann in der Regel vom Staats- amvalt abgelehnt zu werken. Die Abneigung gegen die Laienrichter fei bei den zünftigen Richtern ganz allgemein, ebenso wie die Ab- neiqung der Richter gegen den heutigen Staat unqeschwächt fort- bestehe. Aus der Fülle politischer Fehlurteile griff unser Redner einig« krasse Fälle heraus: Das Landgericht in Aurich habe in einem Untell ausgesprochen, daß die schwarzrotgoldene Fahne össentliches Aergernis erregen müste. In Schlesien habe ein Hokenkreuzler behauptet, der heutige Staat sei durch Spitzbuben, Halunken und Verbrecher geschaffen worden. Der Oberstaatsanwalt in Schweidnitz habe die Straf- Verfolgung abgelehnt, obwohl feststand, daß die b-- schimpfenden Äeußerungen gegen die Regierung gerichtet waren. In Breslau warb ein höherer Gerichtsbeamter für dtt deutsch - völkische Partei und verlangte von seinen Untergebenen, daß sie«in Hakenkreuz tragen. Ein Untcrbeamter ließ den Herrn abfahren und teilt« die cmtifemitilchen Hetzereien im Gerichtszimmer dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus mit. Die Folge war, daß der Unter- beamt« wegen Bruchs des Amtsgeheimnissee fristlos entlassen wurde. Genosse Bubert fragte den Iusttzminister, was er gegen die offenkundigen Aufreizungen der deutschvölkifchen Pwste, die sozial- demokratischen Führer zu beseittgen, zu tun gedenke und was gegen die deutschnationalen Führer Henning, Meyer, Landwehr und Früm- ling aus Osnabrück geschehen sei, die nachgewiesener Maßen den Mördern Crzbergers durch Geld und saliche Pässe über die Grenz« geholfen haben. Unerhört sei dos Verhalten des Schwurgerichts in Halle, das den Leutnant Hoppe zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte, obwohl er während der Kopptage zwei völlig unbescholten« Arbeiter glatt ermorden ließ. Sehr scharf kritisierte Genosl« Bubert das Urteil gegen die Attentäter Hördens. All diese und ein« große Reil?« weiterer Urteile ergeben, lo schloß er seine Ausfiihrungcn, unwiderlealich den Beweis, daß unsere preußische Justiz auf dem rechten Auge blind und aus dem linken Auge scharfsichtig ist. Iustizminister Am Zehnhoff und Ministerialdirektor Fritze konnten die scharf sormulierten Anklagen nicht entkräften.— Die Beratungen werden mu Mittwoch fortgesetzt.
da, wo der Zug halten soll, ein solches Hindernis anzubringen. Der Zug, der�sich dann leicht wieder in Gang setzen läßt, stellt aber auch seine Weichen stets richtig, und zwar mit Hilfe einer sinnreichen Borrichtung. An der Stirnseite der Lokomotive befindet sich eine Anzahl Haken, und jeder Haken entspricht einer bestimmten Weiche. In die Haken der Weichen, die gestellt werden sollen, hängt man nun Ringe, und diese greifen dann in die Stellhebel, bewirken so das Umlegen der Weichen. Auch Rückwärtsfahren usw. ist bei diesen führerlosen Lokomotiven möglich. Die Malhemakik ist eine jener Wissenschaften, die sich trotz ihrer großen Bedeutung im Zeitalter der Technik nicht allzu viele Freunde erworben hat. In vielen Schulen wird Mathematik noch in der althergebrachten, weltfremden, unsäglich langweiligen Form gelehrt und leider nur oft wird der Beginn der Stunde mit Grauen und ihr Ende mit Sehnsucht erwartet. So kommt es, daß Tausende und aber Tausende allen Dingen, die mathematisches Den. ten erfordern, hilflos gegenüberstehen. Aber auch der in dieser Wissenschaft nicht gänzlich Unbewandert« nutzt oft genug nicht die Mittel aus, die eine Erleichterung in der praktischen Anwendung der Mathemaiik mit sich bringen. Schon die Logarithmen. tafeln schaffen«ine wesentliche Erleichterung des Multiplizierens, Dividierens und Potenzicrens. Darüber hinaus aber vereinfacht der Rechenschieber da» mechanische und technische Rechnen. Fast alle Rechnungsarten losten sich mir diesem sinnreichen Insttu- menr erledigen, ohne daß es nötig wäre, Zwischenergebnisse der Rechnung abzulesen. Jeder Gebrauch von Tabellen, Logarithmen und Rechenschieber bringt Zeit, und Kruftersparnis mit sich. Es ist daher ein im Verlage der Technischen Bücher für Alle, Dieck u. Co. in Stuttgart erschienener, von Ingenieur Fritzen verfaßter „Praktischer Rechenhelfer" zu bgrüßen, der in knapper Form diese Dinge behandelt. Allerdings setzt das Werk eine all- aemeine Kenntnis in der Mathematik voraus. Es ist für all« be- stimmt, die in ihrer Beschäftigung die Mathemattk nicht entbehren können. W. M. Darum Adam aus dem Paradies vertrieben wurde. Warum mag wohl Adam den so schwerwiegenden und verhängnisvollen Entschluß gefaßt haben, den Garten von Eden zu verlassen? Die Bibel sagt, daß er«s nicht stelwillig tat, sondern von einem Engel herausgetrieben wurde. Eine ähnliche Auffostung wird in dem ältesten Bericht über den Sündensall vertreten, der sich aus einem Tontäfelchen aus der Bibliothek im Tempel zu Nippur findet. Wie wir einer englischen Zeitschrist entnehmen, ist dieser in sumerischer Svrache aufgezeichnete Bericht von Gelehrten der Universität von Pensylvanien entziffert worden, und hier wird als Grund der Dertteibung kein« Strafe für eine Verfehlung angegeben, sondern die Furcht, daß der Mensch sich selbst zu einem Gott machen könnte. Das Täfelchen enthält einen Dialog zwischen Gott und dem Menschen, der sehr ähnlich dem ist, der in der Bibel steht: nur sthlt jeder Hinweis auf die Versuchung oder auf die Schlange. Der Bericht gibt dann an, daß Adam aus dem Paradies vertrieben wurde, um zu verhindern, dab er eine Nahrung finde, die ihn unsterblich machen könnte. Nach der Schätzung der omeri. konischen Gelehrten ist dieser Bericht 1100 Jahre älter als die bliblische Darstellung der Bertreibung aus dem Paradies.