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bäude in Trümmer zu legen. Daher auch die bisher ent- schiedene Weigerung der Polen , aktiv an der Bereinigung des Memeler Nechtsbruchs teilzunehmen. Sie wissen zu gut, welches Echo jeder bewafsnete Schritt finden kann, als daß sie sich zum Landsknecht der Botschafterkonferenz, selbst gegen das Versprechen eines Gewinnanteiles, hergeben wollten. Bis jetzt hat also die französische Spekulation, wenn es eine solche war, versagt. Im Interesse der ganzen Welt möch- ten wir wünschen, daß es bei diesem Versagen bleibe und daß siiH bei dem ganzen Vorgong nichts anderes herausstellen möge, als was bereits durch tausend Vorgänge bewiesen ist: nämlich die Ohnmacht und die innerliche Lähmung der Gesamtentente, wenn es sich darum handelt, fried- licher Ordnung gegenüber blutiger oder unblutiger Willkür zum Recht zu verhelfen. Und schließlich bleibt noch die Frage: Wer stellt die gemeingefährliche Verfehlung Frank- reichs gegen den Verfailler Vertrag fest?

Saperisther fiusnahmezuftanü. Tie Sozialdemokratie verlangt sofortige Aufhebung. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichs- tags hat folgenden Antrag eingebracht: .Der Reichstag verlangt, daß die auf Grund des Artikel» 48 Absatz 4 der Reichsoerfassung erlassene Verordnung der baye- rischen Staatsregierung vom 28. Januar 1923 sofort außer Kraft gesetzt wird." Dieser Antrag, der die Aufhebung des Ausnabmezu- standes in Bayern fordert, hat nach der neuen Geschäfts- ordnung des Reichstags den Vorzug beschleunigter VerHand- lung. Infolgedessen wird er schon am morgigen Freitag in Verbindung mit dem Haushaltsplan des Reichskanzlers zur Beratung gestellt werden. Die bayerische Regierung hat bezeichnenderweise der Reichsregierung noch keine offizielle Mitteilung von der Ver- hängung des Ausnahmezustandes gemacht, wie die Reichs- Verfassung das vorschreibt._ Oer Skanüal der Steuerkurse. Die Zwangs anleihe, die schon bei ihrer ersten De- ratung unter tätiger Mithilfe des jetzigen Reichswirtschafts- Ministers Becker-Hessen als Steuer außerordentlich entwertet worden ist, hat bekanntlich durch die Ausführungsbestimmun- gen vom 22. Dezember eine erneute Verschlechterung erfahren. Wir stellten seinerzeit fest, daß die Aktienbesitzer nur zu einem Elftel ihres tatsächlichen Vermögens veranlagt werden. Man hat die Durchschnittskurfe frühe- rer Jahre herangeholt, um nur einen möglichst niedrigen Ver- anlagungskurs zu finden. Durch die neuere Entwicklung hat sich dieses Veranla- gungsverfahren gegenüber den Aktionären zu einem r e g e l- rechten Steuerskandal ausgewachsen. Schwindelhast werden die Aktienkurse in die Höhe getrieben, niemand denkt daran» die Zwangsanleihe einzuzahlen, ehe nicht die Mark noch mehr entwertet ist. Die tatsächliche Belastung des 'Aktienbesitzes durch die Zwangsanleihs geht aus folgender Gegenüberstellung hervor, in der wir die jetzt amtlich fest- gesetzten Steuerkurse mit den letzten Börsenkursen einiger Papiere vergleichen. SIeuerkurS Letzter Börsenkurs Hapag ....... S61 86 000 Deutich-Luxemvurg., 1862 82 000 ManneSmann.... 1896 1 06000 Deutsche Bank.... MS 34 000 Schlickert...... 960 68000 Zellstoff Waldhoff... 755_ 34 000 Durchschnitt 1209 77 000 Die Aktienbesitzer werden also noch nicht einmal ein Sechzig st el ihres gegenwärtigen Vermögens veranlagen. Gezahlt wird auch davon nur ein Bruchteil. Das ist dassichtbare Opfer des Besitzes", das in k>er Zwangsanleihe seinen Ausdruck finden sollte! Dem Ar­

beitnehmer werden seine vollen 10 Proz. in vollwertiger Kauf- kraft vom Lohn abgezogen. Die Besitzendenopfern" einen Bruchteil von einem Sechzig st el ihres Vermögens, also in den meisten Fällen nicht viel mehr als einige Tausendstel. Dem Reichsrat siegt die endgültige Festsetzung der Steuer- kurse ob. Er kann sich nur an das Gesetz halten, das nach der von den Bürgerlichen legitimierten Fassung einen so unglaublichen Steuerbetrug vorsieht. Wenn wirk- sich nur eine Spur von der Opferbcreitschaft bei den Besitzen- den auch gegenüber dem Staate in seiner höchsten Rot ge- zeigt werden soll, so erwächst den Parteien, die diesen Steuerskandal herbeigeführt haben, die Pflicht, ihn schleunigst durch eine Sesetzesänderung aus der Welt zu schaffen I_ Die Arbeit der Reichstagsausschüsse._ Der Haushaltsausschuß des Reichstags strich bei der Kanzlei des Justizministeriums und der Kanzlei des Reichs- gerichts je 10 Prczent. Bei der Beratung des Eiats des Reichs- Ministeriums des Innern berichtete Abg. Dr. Schreiber(Z.) über die Arbeiten des Sparausschusses. Die große Aufgabe des Ministe- riums des Innern sei, die Pfleg« des deutschen Einbeitsgedankens vor allem in der Verwaltung hervortreten zu lassen. Auch in kirchenpolitischer Beziehung sei' eine größere Einheitlichkeit zu er­warten. Abg. Mumm(Dnat.) forderte, daß die Zuschüffe der Religion?- gesellschäften der Geldentwertung angeglichen werden. Abg. M o- r a t h(D. Vp.) wünscht ein« Revidierung der Urlaubsdauer der Be- muten und Staatsangestellten und eine Umgestaltung der Beamten- gesetzgebimg, die als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet werden muffe. Reichsminister des Innern Dr. Oeser erwidert«, er wünsche drin- gend die baldige Verabschiedung des Beamtenrätegesetzes und habe selbst eine Entscheidung des Kabinetts beantragt. Zur Regelung der kirchenrechtlichen Fragen habe ein« Besprechung mit den Regierun- gen Sachsens , Thüringens und Draunschrveigs stattgefunden, die ergeben habe, daß bei de? Auslegung des Artikels 136 der Reichs- Verfassung Zweifel entstehen können.' Die Länder seien berechtigt, Feiertage cinzusühren und zu ändern, solange reichsgesetzlich nichts anderes bestimmt sei. Diese Tatsache habe Deranlassung gegeben, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die wichtigsten Feiertag« retchsgesetzlich festlegt. Ministerialdirektor Dr. Falk gab einen Bericht über die Diszi« plinarvcrsahren gegen Beamte im Reichsministerium des Innern. die sich lediglich gegen solche Beamte gerlchtet hoben sollen, die po- litisch im rechten Lager stehen. Der Ministerialdirektor wies dar- auf hin, daß es sich bei diesen Disziplinarsällen vielfach um die Her- absetzung der republikanischen Staotsform gehandelt habe.. Abg. Ersing(Z.) wünschte auf beiden Seiten etwas mehr Takt, um ein erträgliches Verhältnis zwischen der Beamtenschast und dem Volksstaat zu schaffen. Die Genossen Müller und Stein. köpf begrüßten das Verhalten der Reichereglerung In der Frage der Disziplimmingen, die wegen Beschimpfungen der Republik er- folgt ssnd. Am Schluß der Aussprache kam der Minister noch einmal auf die Frage der Stellung der Beamten zur Republik zu sprechen. Bei jeder Stoatsumwälzung sei auch eine Umwälzung der Bmvciltung vor sich gegangen. Die deutsche Republik aber habe es als ihre erste Aufgabe betrachtet, den bestehenden Beamtcnkörper zu konservieren. Maßgebend für diese Haltung sei das feste Ver- tränen auf die staatserhaltende Auffassung der deutschen Beamten- schuft gewesen. Im allgemeinen habe dieses Vertrauen auch Recht- fertigung gefunden. Wo Ausnahmen zutage treten, muß, so sagte der Minister, der Gedanke der Erhaltung' der Republik richtung- gebend sein für alle Maßnahmen. Im übrigen stehe man jetzt an einem psychologischen Wendepunkt, wozu der unerhörte Gewalt- streich der Franzosen im Ruhrgebict beigetragen habe. Jetzt sei es möglich, auch in der Beamtenschaft«ine vaterländische Einheits. front zu schaffen. Diese Bewegung werde das Ministerium durch Beranstaltung von Wandcrovrträgen und gegenseitiger Aussprache in der Gesamtbcamtenschaft von Herzen gern unterstützen. Es sei jederzeit zur Derständigung bereit, aber auch zur Abwehr und werde pflichtgemäß der Republik mit aller Entschiöicnhrit dienen. Hieraus oertagte sich der Ausschuß. « Im Steuerausschuß des Reichstags kam es am Mittwoch bei der Beratung des Landes st euergesetzes zu einer leb- hasten Debatte über die Frage, ob die Umsatzsteuer von 2 auf 2iz Prozent erhöht und der Anteil der Gemeinden entsprechend vermehrt

werden soll, oder ob man die Gemeinden an dem Ertrag der Kohlen- steuer mit 10 Proz. beteiligen soll. Unsere Genossen wandte» sich sehr entschieden gegen eine Erhöhung der Umsatzsteuer und sordmeu dafür die Teilung der Kohlensteuer. Staatssekretär Zaps wandte sich gegen diesen Antrag, der dem Reiche eine große Einnahme nehme, den Gemeinden aber eine Einnahme zuweise, deren Höhe großen Schwankungen unterworfen sei. Der Vertreter des preu- ßischen Finanzministeriums meinte, die vorgesehene Erhöhung der Umsatzsteuer spiele nur eine geringe Rolle. Genosse Hertz wandte sich abermals gegen die Erhöhung der Umsatzsteuer und gegen den geringen Eingang der Vernnlagungssteuern. Gen. Belms be- antragte für den Fall der Ablehnung der Beteiligung der Gemein- den an der Kohlensteuer, den Anteil cn der Umsatzsteuer auf*/» und an der Erbschaftssteuer auf die Hälfte zu erhöhen. Eins Einigung wurde nicht erzielt und die Abstimmung auf die nächste Sitzung vertagt. Angesichts der katastrophalen Geldentwertung hat die Reichs- regierung dem Reichstagsausschuß für Sozialpolitik eine neue Verordnung über die Erhöhung der Unterstützungssätze zugehen lassen. Beschlossen wurde, ab 1. Januar 1923 folgende Unter- stützungssätze zu zahlen: Für eine Invalidenrente 120 000 M., für eine Witwer- oder Witwenrente 108 000 M. und für eine Waisen- rente 60 000 M. Die Sätze erhöhen sich für jedes Kind einheitlich ohne Rücksicht auf die Kinderzahl um 15 000 M. Die Freigrenze für das Arbeitseinkommen ist aus 120 000 M. und die für Bezüge ans öffentlichen Kassen oder privaten Penssonskassen auf 38 000 M. erhöht worden. Wenn diese Sätze auch weit über die von der Regierung vorgesehenen hinausgehen, so sind sie doch angesichts der furchtbaren Geldentwertung noch keineswegs ausreichend. Die Re- gierung wird schon in kürzester Zeit ein weiteres tun müssen und die Sozialdemokratie wird dazu beitragen, die unbeschreibliche Rot- läge weitester Bolkskreise nach Möglichkeit zu lindern. Dem Ausschuß liegt ferner ein Gesetzentwurf über die Erhöhung der Zulagen in der Unfalloersicherung und ein anderer über Hilfeteistung für Kapitalkleinrentner vor. Die Beratungen über diesen letzten Entwurf werden in den nächsten Tagen beendet werden. Der Ausschuß will die Vorlage so gestalten, daß sie mög- lichst alle die Bolkskreise exfaßt, die bisher von jeder gesetzlichen Der- sorgung ausgeschlossen waren._ Neues Grubenunglück in Gberschlesien. Bisher 35 Tote geborflen. In der Heinitz-Grube fOberschlesie») ereignete sich eine Explo- sionskatastroph«, die sich als ein Grubenunglück von s e l- tener Größe herausstellt. Der gesamt« Betrieb ist stillgelegt. Soweit bisher festgestellt werden konnte, erstreckt stch die Unglücks- flötte vom Gottgebeglück-Schacht bis zum Römhild -Schacht auf 540, 620 und 860 Meter Sohl«. Di« gesamt« dort arbeitende Belegschaft von etwa 800 Mann ist in Mitleidenschaft gezogen. Bisher wur- den 25 Mann, darunter drei als Leichen, gebor- gen.' Die Rettungsmannschaften des Werkes und fast aller um- liegenden Gruben haben die Rettungsarbeiten aufgenommen. Eine später« Meldung besagt: Bei der Explosionskotastroph« auf der Heinitz-Gmb« bandelt es sich um eine Kohlenstaub- explosiv n. Da das Brondfeld bereits kohlenoxydfrci ist, nehmen die Bergungsarbeiten ihren Fortgang. Bis nachmittags 3 Uhr wurden 150 Bergleute zutage gebracht. 70 Verunglückt« mußten dem Lazarett zugeführt werden. Die Zahl der Toten und Verletzten läßt sich noch nickt bestimmen. Da die Rettungskolonnen ibre Hilfeleistungen nocb nicht beenden konnten, befinden sich noch 800 Verunglückte unter Tage. Bisher wurden 35 Tot« geborgen. Nationalistische Nlesterstecher. In der Nacht zum Mittwoch gingen drei Herren, die aus der französischen Schweiz stammen, über den Potsdamer Platz in Berlin und unterhielten sich in ihrer Muttersprache. Ein« Horde nacht- schwärmenden Pöbels fiel über sie her und brachte einem von ihnen mit einem Messer eine Verletzung am Kinn bei. Der Verletzt« fft ein Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes. der sich in seinem menschenfreundlichen Amt große Verdienste am deutschen Bolk erworben hat._ Wahlpflicht t Der R e ch t 5 a u S s ch u ß deS Reichstags nahm am Miltwock gegen wenige Stimme» den Gesetzentwurf der Deutschnationalen über die Einführung der Wahl» p f l i ch t an.

Die hakenkreuzlschreiber. Bon R o b u r. Die ersten Ehristen gaben stch in der Lerfolgungszeit einander dadurch zu erkennen, daß sie mit ihren Wandcrstäben die Figur des Fisches im Sande zeichneten. Di« Freimaurer , die noch immer gern an ihren Ueberlieferrmgen festhalten, benutzen unter vier Augen eine Handbewegung, als geheimes Zeichen der Zusammengehörigkeit. Unsere Bölkischen, die gar nicht verfolgt werden und die gegen die Geheimbündelei der anderen zetern, klammern sich an die Haken eines heraldischen Kreuzes. Die Spitzen dieses Hakenkreuzes sind nach innen, dieSpitze" aber gegen die Juden gerichtet. Und doch ist die Logik der Völkischen der des Witzblattjuden ähnlich, der auf die Behauptung eines Ariechen, daß die Hellenen Telegraph gehabt haben, weil bei den Ausgrabun- gen in Athen Draht gefunden sei, entgegnete:.Auch in Palästina hat man gegroben, aber nichts gefunden. Das beweist, daß die alten Juden drahtlose Telegraphi« hatten." Mit demselben Rechte könnten die Völkischen behaupten, daß Simon wohl nur aus dem Grund« das Kreuz de» Christus getragen, weil» der Christus zu Golgatha folgenden Judemnenge trotzen wollte»nd«heim«n das Holzkreuz ein Hakenkreuz zeichnete. Auch der große Konstantin, der zum Siege und Ruhme nur daher ge- langte, daß« rechtzeitig vor der Entscheidimgeschiacht am Himmel ein Kreuz stch mit der Aufschrift:In diesem Zeichen wirst Du siezen", hat nicht ein Kreuz, sondern ein Hakenkreuz gesehen. Es wäre nur eine Folgerichtigkeit, wenn man in den Lehrbüchern die Kreuzzüge in Hakenkreuzzüg« umgewandelt hätte, denn auch damals gab es schon Juden und verlorene Kriege. Wie wäre es, wenn die Völkischen die Bevorstehende Umände­rung der Berliner Straßennamen ausgenutzt hätten, um den Kreuzberg in einen Hakenkreuzberg umzuwandeln? Vorläufig be­gnügen sie stch damit, daß sie ihr Hakenkreuz an den Wänden jener kleinen Anstalten anbringen, wo die Männer mit dem Gesicht nahe an der Wand zu stehen pflegen. Diese Hakenlreuzlschreiber begehen ober eine historische Unvorsichtigkeit, indem sie dazu entweder Blei- stift oder Kreide benutzen. Denn wir leben in einer Zeit, wo alles, aber auch alles, möglich ist. So ist es nicht ausgeschlossen, daß der Kreuzberg , ein zeitweilig erloschener Dultan, bald zu neuer Tätigkeit erwacht und Berlin mit Lava und Asche verschüttet. In tausend Jahren wird man mit den Ausgrabungen Berlins beginnen. Die Gelehrten werden Bände über die Art und Bestimmung der kleinen runden Blechhäuschen schreiben, die Hakenkreuzzeichen werden aber dann von der Lava verwischt sein. Es wäre daher den Bölkischen zu empfehlen, ihr» Hakenkreuze in den Rotunden al krcco anzu­bringen, was auch zur Zier dieser trostlosen Wände viel beitragen würde. Als ich vor kurzem im Frühstückssaale desKölner Hofs" in Frankfurt a. M. mein« Rechnung beglich, wurde mir ein Zettel

präsentiert, auf dem ein Hakenkreuz gedruckt war. Ich sragt« den Oberkellner über die Bedeutung dieses Abzeichens. Er mustert« mich vom Kopf bis zu Fuß und sagte:Wir sind gute Deutsche , Herr!" und fügte halblaut hinzu:Wegen der Juden, gell?" An meinem Tisch saß aber ein Holländer, der sich auch über das Hakenkreuz auf seiner Rechnung wunderte.Wir sind gute Pazifisten, Herr," ant- wartete der Oberkellner und als der Holländer gegangen war, wandte er sich an mich mit der entschuldigenden Bemerkung:Wegen der Valuta, gell?" Siaal and küastlernol. Der Wirtschaftliche Verband bildenderKünstler hielt Im ehemaligen Herrenhaus fein« Gene- raloersammlung ab. Zunächst wurde eine Resolution an den Reichs- Präsidenten abgesandt, in der der Verband das Versprechen gibt, in diesen sür das Baterland so harten Zeiten fest hinter der Regierung zu stehen. Nach verschiedenen Berichten der einzelnen Organlsatlonea sprach der Maler und Archiekt Willy Dreßler über Staat und Künstlrrnot". Er führt« etwa folgendes aus: Wenn wir auch über den schweren, über uns hereingebrochenen Stunden unser eigenes Leid vergessen sollen, so müsse man doch der Rot der Kunst gedenken, die da« ganze Boll betrifft. Gerade in trüben Jahren wurden den Künsten und Wissenschaften große Opfer gebracht: so ließ Friedrich II. z. B. in den schwersten Zelten die herrlichsten Bauten erstehen, und vor 114 Jahren nach dem Zu- sammenbruche begründet« man die Universität Berlin. Wenn alle Künstler streiken würden, so stände fast die ganze Industrie still, und über 20 Millionen Deutsche wären brotlos, denn zwei Drittel alles Materials wird erst durch Künstlerhände nutzbar gemacht. Etwa«tn Zehntel der Künstler haben das Existenzminimum der Ar» bester, neun Zehntel sind tn bitterer Not, und viele sind dem Verhungern nahe. Weshalb werden den Kunst- lem so große Schwierigkeiten in den Weg gelegt durch Gesetze, die ans Ungel)«ucrlich« grenzen? Warum stellt der Staat für die gc- samt« Kunst nur 2 Millionen in den Etat und warum wird das geistige Eigentum des Künstlers nicht besser geschützt? Der Redner endete seinen Protest mit dem mit großem Beifall aufgenommenen Ausruf:Der Titel Reichskunst wart beduetet ein Programm und verpflichtet zur Tat. Wir haben keine Lust zu bitten, wo wir das Recht zu fordern haben!" Di« Wablen und die Berichte über das Anwachsen der Zahl der fördernden Mitg'ieder sowie über Stiftungen, die dankbarst begrüßt wurden, beschlossen die Generalversammlung. Aus der Geschichte des Handschuhs. Hoben die Handschuh« wirk- stch ein« Geschichte? Man bat kein« ganz zuverlässige Kenntnis darüber, wo und wie, ober sicher ist es. daß es lang« her ist, seit man da»«st« Paar Handschuhe anzog. Auf den Gedenksteinen der Pharaonen sind Handschuhe unter den Gaben dargestellt, die be- siegte Völker vor den Thron des Siegers trugen. Eine praktische Anwendung hatte man für die Handschuhe zur Zeit, als man den Gebrauch von Messern und Gabeln noch nicht kannte: man zog Handschuhe an, wenn man warme Speisen: sie schützten so schön vor dem Verbrennen de? Finger! Um das Jahr 1000 begann man in Deutschland Seidenhandschuhr an Stell« der plumpen Leder- Handschuhe zu verwenden, die bis dahin allein im Gebrauch ge-

wescn waren, und gleichzeitig kam die symbolische Verwendung de» Handschuhs auf. Er wurde als Zeichen der Unterwerfung eines aufrührerischen Bosalls unter seinen Landesherrn angewandt, als Herausforderung des Ritters gegen seinen Nebenbuhler oder einen anderen, der sein Recht verletzt hatte. Die adligen Damen versahen iboe Handschuhe mit Stickereien und Juwelen oder streuten wohl- riechende Pplver darauf zur Freude für den, der die Hand küßte. Daß man das Pulver auch in minder liebenswürdiger Ab- ficht streuen konnte, zeigt das Beispiel der Katharina von Medici , die auf dies« Art die Mutter Heinrichs IV, Johanna von Navarra. vergiftet«. Die Zahl der höfischen Handschuhanekdoten ist Legion. Der Graf von Essex trug aus seinem Barett den Handschuh, mit dem ihm die Königin Elisabeth die historische Ohrfeig« gegeben hatte, als sie entdeckte, daß ihr Günstling sie betrog. Dieselbe Königin versuchte«inst, Shakespeare dadurch in Verwirrung zu bringen, daß ste ihm iyren Handschuh vor die Füße warf, als er gerade einen König spielt«. Shakespeare stutzte einen Augenblick, dann nahm er den Handschuh aus und überreichte ihn würdevoll der Königin, in- dem er sagt«:Obgleich wir eine so hohe Würde bekleiden, beugen wir uns doch, um den Handschuh auszuheben." Königin Christine war eine so schwärmerische Bewunderin von Corneille, daß sie einen ihrer Handschuhe, den der berühmte Dramatiker geküßt hatte, unter Gla« und Rahmen setzen ließ und darunter schrieb:Diesen Hand- schuh hat der große Dichter desEid" geküßt." ver Kampf um die Clnheitsstenographie. Der Bildumjsaus- schuf) des Reichstages beschäftigte sich mit den Bestrebungen zur Schaffung einer Einheltsstenographie. Gegen eine Minderheit wurde«ine Resolution angenommen, welche die Bemühungen der Reichsregierung zur Vereinheitlichung der Kurzschrift dankbar be» grüßt, sie für dringend erforderlich erklärt und auf Grund des Jull-Entwurfs" für erwünscht hält. Ein Scheitern der schwebenden Einigungsverhandlungen wäre sehr bedauerlich. Moderne tschechoslowakische Klaviermusik spielt Dr. V. S t e p a n, der am gestrigen EmpsnngSabend des Ilchechollowastschen Gesandten Tu'ar eindrucksvolle Proben seiner Kunst vorsiibrt«, tn iemem heute statt« findenden Konzert im Beethovensaal. Kunstgeschichtlich « Lichtbildervorträge. DerPer band de» Studierenden der Kunstgeschichte� veranstaltet zugunsten seines SUPendlensond» eine Reibe von Borträgen. Nebrere namhafte hiesige und auswärtige Kunsthistoriker habe» ihr« Rstwirtung zugesagt. KS weiden im Kebiuar iprechen: tlm 2. Prof. S ch a e s er, Direktor de» Aegy-stischen MuieumS;.Grundzüqe der äghbtischen Pia st it.' Am S. Dr. Boy,.Kusto i am Kailer. Friedrich Museum:Neues über > Michelangelo d a Tarnvaggio und den Naturalismus.' »Im 16. Pros. Frank!-Halle:Stile des Städtebaues.' Am '23. Dr. S e i g e I t-Leipzig!Die Wandlung de« Leben»- gefübl« der Malerei der All-Slnesen.' Die Bortrög« finden stall im Hörsaal I im Aulagebäud«, gegenüber der Univerfltät am Kalser-Franz-Ioscpb.PIatz. Beginn 8 Uhr abend». Kartenverkaus im Kunst» bistorischen Seminar im Aiilagebände und an der Abendkasse zum Preise von 260 und 109?N. Ttudentetilailrn 50 M. Kreta und Mykenki'. Lichtbildervortrag von Prosessor Rodenwawt im Kunstgewerbemuieuin Freitag t- Uhr. Zum Beste» derRuhrhilfe' werden am Sonntag. 4. Februar, vorm.!1Y, Uhr, in sämtlichen Usa -Theatern Morgen Vorstellungen stattfinden. In allen Theatern Verden Parlamentarier zu Wort tonunen.

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