treten wird. Weder legendäre Dolchstöße noch reale Revolver - schösse aus dem Hinterhalt werden uns dann hindern, unsere Pflicht zu tun. Auf der anderen Seite weiß jeder Sozialdemokrat, daß ein Erfolg der französischen Anexionspläne, eine dauernde Terrorisierung des entwaffneten Deutschland durch französische Bajonette nicht nur für das deutsche Volk, sondern für ganz Europa eine Katastrophe bedeuten würde. Nur jenes Zerrbild echter Vaterlandsliebe, das Nationalismus heißt, kann einen Teil des franzsifchen Volkes ermutigen, einem sol- chen Erfolg zuzustreben. Ihn mit allen Krästen zu verhindern, ist nicht nur zedes deutschen ', sondern auch jedes i n t e r- nationalen Sozialdemokraten Pflicht. Der„Tag" möge ruhig fein! Kein Sozialdemokrat— und auch Herr Dr. Wirth nicht, dessen Namen in diesem Zusammenhang genannt wird— trägt das Verlangen, sich an Herrn Cunos Stelle zu setzen, um einen neuen Frieden zu unterzeichnen, der Frankreich das Rheinland und das Ruhr - reoier ausliefert und den deutschen Reststaat unter den Druck unerfüllbarer Zahlungspflichten und neuer Drohungen stellt! Denn jeder weiß, daß ein solcher Frieden noch wem- ger seinen Namen verdienen würde als der bisherige. Dauernder Frieden und Verständigung von Volk zu Volk, Recht und Freiheit auch für unser Volk, das ist's, wofür wir nie aufhören werden zu kämpfen. * Auch das Organ des Herrn S t i n n e s, die„Deutsche Allge- meine Aeihmg", beschäftigt sich'mit dem Schwatz von dem kam- menden„Verhandlungsministerium Wirth", aber nur zu dem Zweck,«m den f rüderen Reichskanzler in der gemeinsten Weife zu beschimpfen.„Mit dem Namen Wirth", heißt es da,„ist die Dar- stellung von Deutschland in seiner tiessten Er- ntedrigung untrennbar verbunden". Wirth sei„ein p o l i- tische? Wrack, für dessen Wiederkehr sich auch in den Kreisen des Zentrums keine Mehrheit finden würde.— Zwischen der Partei des Herrn Stinnes und der des Herrn Dr. Wirth besteht bekanntlich «in«„Arbeitsgemeinschaft". Ganz zu schweigen von der„nationalen Einheitsfront".
Rutsche tzungerhilfe. Zwei Milliarden für die Zerstörung der deutschen Gewerkschaften. Die Kommunistische Partei hat bekanntlich den söge- nannten Reichsausschuß der Betriebsräte ge- gründet, um dem Bedürfnis ihrer Anhänger nach„Aktionen" zu genügen und um die Zerstörung der deutschen Gewerkschaften planmäßiger unter dieser Deckfirma be- treiben zu können. Bei der frivol angezettelten Bewegung in Ludwigshafen hat man eine deutliche Probe davon zu spüren bekommen, was diese Betriebsrätebewegung für die Lähmung der gewerkschaftlichen Arbeit zu leisten vermag. Da die eigenen Mittel der deutschen Kommunisten nicht ausreichen, so hat man von russischer Seite aus geholfen. Die«Rote Fahne " teilt mit, daß der allrussische Z e n» tralratderGewerkschaftender Zentrale der KPD . IVO 000 To ldru bei überwiesen hat, um den Kampf „gegen die eigene Bourgeoisie", d. h. nach kommunistischer Ansicht gegen die Gewerkschaften planmäßig zu führen. Die Zentrale ist angewiesen, diese Summe, nach deutschem Gelds 2 Milliarden Mark, dem Reichsausschuß der Betriebsräte zu überweisen. Höher kann die Schamlosigkeit wirklich nicht gehen. Die Kommunisten werden nicht leugnen können, daß die Kor- ruptionssummen, die hier von ihnen selbst öffentlich bekannt» gegeben werden, nur einen T e i l der Unterstützung darstellen, die die Kommunistische Partei aus Rußland bezieht. Die mit großem Tamtam von den deutschen Arbeitern fiir das hu n» gernde russische Proletariat gesammelten Papier- mark stehen jedenfalls in keinem Verhältnis zu den Summen, die dieselben Kommunisten aus Rußland in Gold beziehen.
�tos öem besetzten Gebiet. Von Bideamus. Nebck. Grau und melancholisch dämmert der neue Tag herauf. Der TOjein, sonst ein gutmütiger alter Riese, der seinen Rücken be- hagllch in der Sonne schillern ließ, schleicht mürrisch und trübsinnig in seinem breiten Bette. Aus dem Nebelschleier tauchen die Silhouetten unförmiger Lastkähne. Dampfsirenen bellen sich drohend und warnend an. Von Ruhrort herüber leuchtet es von Zeit zu Zett bluttgrot durch den grauen Vorhang: die Hochofenfeuer der Phönixhütte. Auf den Straßen unseres kleinen Nestes das gewohnte Bild. Eine lange Bergarbeiterkarawane, die Kaffeekannen über die Schullern gehängt: die Frühschicht auf dem Wege zur Zeche, deren Iördertürme wie gespenstische Gerippe in den trüben Morgen ragen. Eine halbe Stunde später liegen die Straßen öde und die Häuser glotzen oerschlafen m den neuen Tag. Stille... die Stadt liegt im Halbschlaf.--- Aus dem Nebel löst sich das Spukgebilde: eine kompakte Masie kriecht durch die graue Undurchsichtigkeit. Ein Heerwurm wälzt sich heran; von westwärts. Unerbittlich trampelt es näher: Lange Ko° lonnen. Fußvolk. Berittene. Feldküchen und Munitionsprotzen und Kanonen. Borauf ein Offizier, desien Körper ein riesiger Fett» kloß ist. Die Augen flitzen beweglich umher. Jrqend etwas an diesem Manne sagt: Ich bin der Sieger! Der Marschschritt der Kolonne murmelt es, das Rasieln der Geschütze. Füße hämmern taktmäßig auf das Pflaster. Räder rollen schwerfällig. Pferde stampfen dampfend, schnaubend. Ketten klirren. Hin und wieder ein Wort in fremder Sprache. Die Soldaten hängen verschlafen auf den schweren Gäulen, die— vielleicht— aus deut schen Ställen stammen. Geschütze rollen holpernd über das dreck- nasse Pstaster, die drohenden Mäuler unter Zeltplänen verborgen. Gewehre recken dräuend ihre Mündungen in den Tag. Bon oen Leibkoppeln schreien Revolver:„Der Krieg ist da!" In einförmigem Takt stampft das Nebelgespenst durch die Straßen, der massigen Rheinbrücke zu, die nach Osten führt. Die Stadt erwacht, Menschen werden lebendig. Gruppen bilden sich, die schweigend schauen. Stumm lassen sie die Gewalt nach Osten; kein Fluch, kein Drohen in den Blicken. Gewehrläufe warnen! Das ist der Krieg. Wir wähnten ihn tot, aber er lebt. Er dehnt sich und reckt die Pranken zum vernichtenden Schlage, murrt drohend. Aber das Ungeheuer stampft vorüber, entschwindet im Nebel. — Noch eine balbe Stunde stehen die Gruppen, dann zer- streuen sie sich. Aber in den Blicken der Menschen geistert die große Frage.---- Auf dem Bahnhofe. Züge rollen heran. Offiziere, Ordonnanzen entfalten fieberhafte Geschäftigkeit. Sicherheitspostcn, deren Zweck dunkel ist. Der Götze Militarismus läßt seine Priester tanzen. Ma» schinengewehre kommen. Gewehre, Degen. Ein Aufwand an kriege» rischer Energie, der lächerlich wirkt einem wehrlosen, aller Waffen entblößten Lotte gegenüber. Fremd« Soldaten starren neugierig in die Auslagen der Ge- schäfte. Der„Poilu" aus dem weltfremden Gascognedorf rechnet mühsam in Frank- und Markkurs— und begreift: hier werden Schätze verschenkt!' Frankscheine fliegen. Die Erzeugnisse deutschen Schweißes, deutschen Elends wandern in französische Tornister und
Wir sind gespannt, ob die Komntunisten. die den Etat ihrer Parteizentrale aus guten Gründen der Oeffentlichkeit vor- enthalten, wenigstens über diese Riesensummen des Fünfzehnerausschusses öffentliche Rechenschaft ablegen werden.
Venn zwei üasselbe tun... Der Kommuni st ische Parteitag in Leipzig hat sich einstimmig gegen die Lohn st euer ausgesprochen und ebenso einstimmig von der Regierung ihre Aushebung verlangt Inzwischen ist in Sowjetrußland die Lohnsteuer eingeführt worden. Jeder Arbeiter, der über den tariflichen Höchstsatz hinaus entlohnt wird, hat neben der Einkommensteuer eine Lohnsteuer zu entrichten. Die Steuer vom Mehrverdienft ist stark progressiv ge- halten und beträgt: S Proz, bei LVO, 10 Proz. bei 2500 und 33 Proz. bei 5000 Rubel. Wie mit den politischen Gefangenen, den Todesurteilen, den Amnestierungen, den Betriebsräten, der Sozialisierung und anderen Dingen, so ist e« auch mit der Steuer. Was man in Rußland als Ausstuß höchster Weisheit des Kom» muniSmuS anbetet, wird in anderen Ländern als teuflische Er« findung deS Kapitalismus zur Ausbeutung des Proletariats verbrannt.
völkische Unverfrorenheit. Herr Wull« von den Deutschvöttischen wollte in diesen Tagen in Ostpreußen verschiedene Propogandaversammlunx n abhatten, die der preußische Mnister des Innern, Genosse Severing, aus sehr be- greiflichen Gründen verbot. Die Partei Wulles hat deshalb an den Reichskanzler ein Schreiben gerichtet, m dem sie ihm„unerhörle Verfassungsbrüche" zur Kenntnis bringt. Sie beklagt sich darüber, daß die öffentlichen Versammlungen des Herrn �ffiulle verboten wurden, daß aber zur selben Zell der.Lentralverband jüdischer Staatsbürger" und die Kommunistische Partei Dersammiungen ab- halten konnten. Sie bittet daher den Reichskanzler,„gütigst" folgende Fragen zu beantworten:„1. Sind die Rosinen im Kuchen der Berfa ssung nur noch für Juden und Kommunisten da? 2. Ist die persönliche Freihevt für alles, was nicht Jude und Kommu- nist ist, aufgehoben? 3. Desgleichen Versammlungsfreiheit? 4. Wo darf ein Reichstagsabgeordneter feinen politischen Freunden Rechen- schast oblegen?" Der Reichskanzler wird hoffentlich diesen unverschämten Brief so behandeln, wie e» sich gehört. Eine Partei, dir die auf Grund der Schutzgesetze verbotene„Großdeutsche Arbeiterpartei" sich angliedert, die«ms unbekannten Quellen Millionen aufbringt, um Extrazüge zu der„roten Flut" Hitlers zu senden, deren Abgesandte außer mit Revolvern und Schlagringen mit Aktentaschen voller Zehntausender im Lande umHerreisen, einer solchen Partei steht es sehr schlecht an. sich darüber zu beklagen, daß es auch Regierungen gibt, die ihr auf die Finger klopfen, damit sie sich nicht an der Republik vergreifen können. • Aus München wird gemeldet, daß endlich auch dort eine völkische Versammlung oerboten worden ist. Der Oberst von Tylander vom sogenannten„Völkischen Rechtsblock " wollte reden und durfte nicht. Ein großes Unglück, über das Gräfe und Wull« Tränen ver- gießen werden. Des Spaßes halber sei hier angefügt, daß unsere vor einigen Tagen veröffentlicht« Bemerkung, auf dem Fahnenrummel der Hitlergarbe habe der„bekannte deutschnationale" ly» lander ein« Ansprache gehalten, uns eine Berichtigung„auf Grund des 8 11 des Preßgesctzes" eingebracht hat. Und zwar fühlt sich die Press«stell« der—„Deutschnationalen Dolkspartei" berufen, uns kategorisch zu erklären:„Dies ist unrichtig. Richtig Ist, daß Oberst von Zylander seit September 1922 nicht Mitglied der Deutschnatio- nalen Dolkspartei ist." Wir nehmen van dieser Berichtigung lediglich Notiz, um zu zeigen, zu welchem Grad von Anmaßung die Leute von der Partei Hergt schon gelangt sind. Daß Tylanber aus der„Bayerischen Mittelpartei"— das ist der Münchener Name der Partei Hergt— seit September ausgeschlossen ist, weiß jeder, der das Der-
Offizierskoffer, Sie kaufen, kaufen, kaufen. Es ist alks geschenkt. Und der Deutsche sieht schweigend zu— und begreift den Wohnsinn unserer Tage. --- Am Abend. Franzosen , Franzosen . Ein hungriger Heu- schreckenschwarm fällt über die Stadt her. Im Augenblick ist sie leer» gekauft. Und die deutschen Frauen, die Hirne angefüllt mit phan- tastischen Zahlen, denken mit Grauen an die Preisschilder des Morgen.--- Der Höllenspuk ist vorüber. Drüben, überm Rhein , entschwindet das Gespenst des erwachten Krieges. -- Das Leben geht den gewohnten Gang. Wir arbeiten— und warten. Gerüchte springen auf, phantastisch und wahnsinnig. Auf den Arbeitsstätten hitzige Debatten. Der Bergmann arbeitet, tief drunten in der Erde aber er lauscht. Lauscht den Gerüchten, lauscht dem Streit erregter Dilettantenpolititer. Der Bergmann läßt die scharfe Hacke knirschend in die Kohle fahren: Nein— und abermal» nein! Ich bin deutsch ! Wißt ihr dort drüben in Deutschland von der Seelennot de« Nheinlandes? Es geht um mehr als die bloße materielle Existenz — es geht um unser ideelles Sein! Es geht um das Deutschtum. Immerhin, die Majorität hat entschieden: Wir sind deutsch ! Die Andersdenkenden sind wahnwitzige Phantasten, Narren. Aber denkt an uns Rheinländer in unserer schweren Not, ihr dort drüben in der deutschen Heimat!--- Und die Denkenden grübeln über das Rätsel unserer Zeit. Starren in das unergründliche Sphinxantlitz der Welt. Fühlen das Fieber im Pulsschlag der Erde. Vernunft bäumt sich aus gegen den Irrsinn unserer Tage. Wir wollen ein freies Bater» land! Wir wollen Berföhnun gl Wirwollen Friede nl Friedens-- Frieden und Freiheit!
Deutsche Bühnen und französische Kunst. Der Bühnenverein hat nach Pressemeldungen seine Mitglieder ve: pflichtet, französische Stücke vom Repertoire abzusetzen. Deutsches wie Staatliches Opernhaus haben ihre„C a r m e n"-Aufführungen abgebrochen, Mirbeaus „Geschäft ist Geschäft" ist nach kurzer Gegenwehr in dieser Woche vom Spielplan verschwunden, man erwägt vi« Absetzung von„Sopa- narola, weit es„noch Motiven Aobiueaus" gearbeitet Ist, M o» l i er« wird nicht mehr gespiell. Da erscheint es denn doch an der Zett, daß wir uns darauf besinnen, gegenwenundumwasder Kampf an der Ruhr und der Kampf, in dem wir alle miteinander stehen, eigentlich geht. Wie wir unserer Sache nicht schlimmer schaden könnten, als wenn wir die Radaupattioten etwa die Führung übernehmen lasten würben, so muß auch auf das entschiedenst- davor gewarnt werden, aus dem Abwehrlampf gegen die verbrecherisch« Politik einer französischen Regierung etwa emen Feldzug gegen fron- zösische Kultur und das französisch« Volk machen zu wollen. Wem ichaben wir, wenn wir in diesen Tagen dem Drama Molleres unsere Bühnen verschließen? Etwa Herrn Poincare? Oder den Eindring- lingen an der Ruhr? Rein, wir schaden einzig und allein uns selber, unserer Kultur und nicht zuletzt auch der Eindeutigkeit des A b w e h r k a m p f e s. den wir führen. Auch die Tantiemen, die für eine„Carmen-Ausführung noch zu leisten sind, sind kein Kampf. mittel, durch das wir die wirtschaftliche Kraft de, Gegners an der Ruh? stärken, sie können kein Hindernis für die Aufführung fein. Mr
gnügen hat, die Sonderbarkeiten dieser Parteigebild« verfolgen zu müssen. Aber daß deshalb der Oberst lylander nicht mehr„deutsch - national" sein soll, ist eine Behauptung, die den streitbaren Bayern möglicherweise zu einem Duell Anlaß geben könnte, wenn das noch in der Mode wäre. Und daß die Partei Hergt jeden für nicht deutschnational gesinnt erklärt, der nicht ihr Parteimidglledsbuch hat, bedeutet eine Art des Selbstbewußtsein, die man in wirklich natio- nalen Kreisen mit Chuzpe zu bezeichnen pflegt.
fimneftieforüerung für Eisenbahner. Di« Sozialdemokratisch« Fraktion hat im Reichstag folgenden Antrag eingebracht: «Der Reichstag wolle beschließen: Die Reichsregierung wolle auf die Begnadigung der wegen politischer Straftaten in Bayern im Jahr« 1919 und der strafrechtlich und disziplinarisch. wegen Teilnahme am Eisenbahnerstreik im Jahre 1922 Berurteilten sowie auf Einstellung der aus dem gleichen Grund schwebenden Disziplinar- verfahren hinwirken."
Die Frage üer Reglementierung. Seit fast einem Jahre bemühen sich die Vertreter der Sozial- demokratie im Bevölkerungspolitischen Ausschuß des Reichstags, eine Einigung über das Gesetz zur Bekämpfung der Ge- schlechtskrantheiten zustand« zu bringen, das auch ein Ende mit der ganz einseitigen Verfolgung von Frauen in Form der Regle- mentierung von Prostituierten machen soll. Bisher konnte man wenigstens mit den Demokraten, zum Teil auch mit den Frauen an- derer Fraktionen zusammengehen. Run aber haben sich sämtliche bürgerlichen Parteien, vertreten zum Teil durch die weiblichen Mitglieder, zu folgendem Antrag zusammengefunden, der nicht nur ein« neue Reglementierung, sondern Schlimmeres als das be- deutet:„Personen, die zum Zwecke des Erwerbes gewohnheiismagig Unzuchl treiben, ist verboten, in. der Nähe von Kirchen, Schulen oder anderen sür den Besuch der Jugend bestimmten Oertttchkeiten oder mit Jugendlichen in der gleichen Wohnung zu wohnen. Desgleichen kann diesen Personen Wohnen und Aufenthalt in bestimmten G e- m e I n d e n verboten werden."- Es sollen also die Frauen, die zum nicht geringen Teü durch die Not des Krieges und der Nachkriegszeit zu ihrem traurigen Gewerbe gekommen oder dem Geld von Schiebern und Valutären erlegen sind, zusammen mit den anderen, deren Gewerbe es leider immer gab und das auszurotten bisher noch keiner Regierung und keiner politischen Richtung gelungen ist, von Ort zu Ort g e h e tz t und damit dem sicheren Verderben um so schneller ausgeliefert werden. Daß unsere Fraktion hieraus nicht eingehen konnte, ist selbstver- ständlich; sie Hai verlangt, daß der Iustizmwistet und der Innenminister persönlich im Ausschuß erscheinen und erklaren, ob sie gewillt sind, für diese Bestimmungen die politische Verantwortung zu übernehmen. Nach langem Sträuben hat sich die Mehrheit diesem Verlangen angeschlossen.
Die Erwerbslosenunterstützung. Einer allgemeinen Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung hat der R e i ch s r a t am 25. Januar dieses Jahres zugestimmt. Danach werden die Höchstsätze fiir die Zeit vom IS. bis zum 27. Januar u m 2 D r i t t- l heraufgesetzt: von da ab ersolgt-ine wettere Erhöhung auf da- Doppctt« der vor dem 15. Januar geltenden Sätze. Eine ent- sprechende Verordnung des Reichsarbeitsministers, die_ die neuen Sätze im einzelnen festsetzt, wird demnächst im Reichsarbeitsblatt ver- öffenllicht werden. Durch die Herauffetzung erhöhen sich gleichzeitig die Forderungsbeträge der produktiven Erwerbslosen- fürs arge. Darüber hinaus ist der besonderen Teuerung und der ver- mehrten Not der Erwerbslosen des besetzten Gsoietes dadurch Rechnung getragen, daß die in Bettacht kommenden Länder«rmäch- Hgt worden sind, an die Erwerbslosen des besetzten Gebietes höhere Vettäge zu zahlen. Aus Mitteln der Erwerbslosenjürjorge wird ein Betrag zur Verfügung gestellt, der es ermöglicht, auf den Kopf des unterfiützten Erwerbslosen durchschnittlich 25 v. H. mehr zu gewahren als im unbesetzten Gebiet. Dies« Fürsorge soll den besonders Be- dürftigen unter den Erwerbslcsen zugute kommen, nach Möglichkeit insbesondere dadurch� daß ihnen Lebensmittel und andere Goch- leistungen unentgeltlich oder zu besonders günstigen Bedin- gungen geliefert werden.
können unserer Sache nur dienen, wenn wir hier auf dem Gebiete künstlerischen Austausche» uns ebenso vor sinnlosen Ueberschwäng- lichkeiten hüten wie oort auf dem Kampffelde der Wirtschast. Der Himmel bewahre uns vor einem Franzofenhaß, der blindlings auf die ewigen Werte künstlerischen und kulturellen Schaffens einschlägt und damit den französischen Militarismus zu treffen glaubt. Was hat französischer Militarismus mit französischer Kultur zu tun? Das Strohfeuer eines solchen künsllich geschürten Hasses haben wir 1914 schaudernd erlebt und haben erfahren müssen, wie schnell es in sich zusammenbrach, wie schnell aus der Asche eine Flamme ebenso blind- wütiger Fronzöselei auf unseren Bühnen emporschlug. Hiergegen, gegen dos künstlerisch wertlos«, auf die gemeinsten Instinkte abzielende Schlüpsrigkeitsdrama— französischen wie deutschen Ur- sprungs(„Lissi, die Kokotte"!)— sollten wir uns heute wie damals wenden. Aber die Kunst soll auch in den Zeiten nattonaler Hoch- spannung international sein— soll es vielmehr ge r a d e in solchen Zeiten sein, damit di« national« Spannung nicht in Nationalismus überschlägt. Mehr Konsequenz, blttel Der„Vorwärts" hat— so wird uns aus Leserkreisen geschrieben— außerordentlich zutreffend darauf hingewiesen, daß die glücklichen Besitzer von Aktien nur ein Sech- zigstel und weniger ihres Vermögens zur Zwangsanleibe veran- lagen, also im besten Falle elnig« Tausendstel ihres Besitzes dem Staat gegen Zinsen zur Verfügung stellen. Er hat im Anschluß daran an die Ritter der Edelvaluta, di« sich bürgerltche Pattiotm nennen, die Aufforderung gerichtet, man möchte doch freundlichst da» Gesetz abändern. Ich frage: Ist das konsequent? Vom Stand- Eiunkt der sozialistischen Schule aus weiß man doch, daß die Herr- chenden Klassen nichts gutwillig dem Staate opfern. Also muß neser Appell wirkungslos bleiben. Man ziehe dann aber doch die einzig richtig« Konsequenz: Wenn der Staat den Wert der Aktien, die er zur Zwangsanleihe heranzieht, so gering veranschlagt, so verpflichte man ihn doch einfach, an alle Notleidenden diese wertvollen Aktien zu den Steuerkursen zu liefern. Sozialrentner, gemeinnützige Körperschaften, notleidende Gemeinden und nicht zuletzt die Arbetter, deren Löhne weit hinter der Geld- entwertung zurückbleiben, wären sehr zufrieden, wenn man ibnen für einen Lappen, auf dem 10 000 Mark gedruckt ist, zwei Aktien ver Deutschen Bank geben würde. Dem Reich wird es ja nicht schwer fallen, di« Aktien zu dem Preis« zu erhallen, den seine maß- (lebenden Sachverständigen al » den tatsächlich bestehenden in sorg» ättiger und unbestechlicher Erwägung festgestellt haben. Jedenfalls ist es verpflichtet, will es sich nicht der Preistreiberei schuldig machen, diese Papiere nicht teurer auf den Markt zu bringe:,, al» ee sie selber ür Steuerzwecke einschätzt! Bielen , die heute nicht wissen, wie sie ich Margarine kaufen sollen, wäre mit einem ganz kleinen Stück >er jetzt so sehr beliebten Dezugsrecht« bester geholfen als mit den chönsten Sammlungen, die man setzt veranstaltet Also mehr Kon. equenz. Eenostenl Verhelft unseren Notleidenden zu den Sach. werten, deren Wert für da» Reich nur gleich einem Butlerbrot, für die ober, die sie besitzen, wertvolle Einnahmequellen sind!