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Nr. 76 40. Jahrgang Ausgabe A nr. 38

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Donnerstag, den 15. Februar 1923

Pariser   Stimmen über Bonar Law.  

Zwischenfall in Gelsenkirchen  .

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Wirtschaftliche Zuspigung.

Dortmund  , 14. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Paris  , 14. Februar.  ( WTB.) Zur Nede des englischen   Premier-| Deden zur Verfügung gestellt, so daß fie gezwungen waren, in den Es hieße Selbstbetrug üben, wollten wir die Lage rosiger ministers Bonar Law   schreibt das Journal des Debats": Kleidern auf dem bloßen Fußboden zu schlafen. Einige schildern als sie ist und Tatsachen zuungunsten der Franzosen  Wenn die Deutschen   jekt Widerstand leisten, so geschieht es, weil sie der Polizeibeamten wurden auf dem Transport verwundet. bewußt aufbauschen. Diese Methode wird leider in einem Teil sehen, daß ihre Gläubiger uneinig sind. Bonar Law   führt unser Einem großen Teil der Beamten wurden weder die Schuhe der deutschen   Presse beliebt, trotzdem die Erfahrungen mit Berhalten zum Teil auf politische Motive, die nichts mit den einem parationsregelungen zu tun haben, zurück. Tatsächlich hat er in noch die Strümpfe gelaffen. Der größte Teil ist ohne dieser Taktik aus dem Kriege schrecken sollten. Was hat es, einigen der franzöfifchen Zeitungen Artifel lesen fönnen, die bei Kopfbedeckung. um nur ein einziges Beispiel zu nennen, für einen Sinn. bei ihm einen derartigen Argwohn aufkommen lassen konnten. jeder Wiedergabe eines Zusammenstoßes mit den Franzosen Gamaschenhelden hat es bei uns immer gegeben und wird es immer Gelsenkirchen  , 14. Februar.( Eig. Drahtbericht.) Heute nach auf dem Papier gleich Blut fließen zu laffen? Wir find geben, die manchmal viel Lärm machen; weil sie politisch sym­pathisch find, läßt man sie spredjen. Sie regieren aber nicht Frant- mittag tam auf dem Bahnhof in Gelsenkirchen   ein französische   Auffassung, daß die wahrheitsgetreue Wiedergabe der Gescheh reich, die ungeheure Mehrheit des Landes hört sie nicht an, denn Leutnant aus Düsseldorf   an. Er hielt sich eine Zeitlang in der iffe im Ruhrgebiet   das unmürdige Verhalten der Franzosen  fie verlangt einzig und allein Zahlungen oder doch wenigstens mate- Bahnhofsvorhalle auf und ging dann zu einer Straßenbahn- und Belgier am besten fennzeichnet. Es liegt nur im Interesse rielle Sicherheiten. Wir haben im Orient einen ähnlichen Fehler station, um die Bahn zu benutzen. Hieran wurde er von einer unseres Abwehrkampfes, wenn sich die bürgerliche Presse, ins­begangen wie die Engländer im Ofzident. Die Aufgabe der Kabi- Menschenmenge, die ihn bereits von der Vorhalle des Bahn- besondere die Berlins  , diese Auffassung zu eigen machen nette von London   und Paris   muß im Augenblid barin bestehen, hofs aus verfolgte, gehindert. Er ging sodann zu Fuß in das würde, und es könnte nichts schaden, wenn die Regierung diesen doppelten Irrtum wieder gutzumachen. innere Stadtteil welter und bat zwei des Weges fommende in diesem Sinne auf das halbamtliche Wolff­Temps" meint, Bonar Law   habe die den Franzofen zuge- Schupobeamte um Schuh. Er soll seinen Revolver Bureau ihren Einfluß geltend machte. schriebenen Motive und die Felgen, die er von dem Ruhrunter- hier bei abgeliefert haben. Die Polizeibeamten führten ihn Es entspricht lediglich der Wahrheit, wenn wir feststellen, nehmen erwarte, schwarz gemalt. Die deutsche Propaganda werde aus diesen Erklärungen alle Arten von Ermut gungen für den zur Polizeiwache im Rathaus. Kurz bevor sie hier anlangten, wurde daß sich die Situation von Tag zu Tag verschärft und daß ſo­Reichskanzler Cuno und alle Arten von Kritik gegen Boincaré her- der Offizier aus der ihn weiter verfolgenden Menschenmenge heraus wohl Deutschland   wie Frankreich   unter dieser Ber­leiten. Bonar Baw habe auch erklärt, daß die Franzosen um ieten mit Stöden über den Kopf geschlagen, so daß er eine schärfung wirtschaftlich in gleichem Maße leiden. Neuerdings Preis die Ruhr hätten besetzen wollen, und zwar weniger aus finan- unde erhielt. Die Polizeibeamten schafften ihn in das Rathaus, hat die Besatzung die Ausfuhrsperre auch auf Eisen- und Stahl­ziellen Rüdfichten als aus politischen und strategijchen Beweg wo er verbunden wurde und von wo er später zum Bahnhof zurüderzeugnisse ausgedehnt. Berschiedene Sendungen dieser Art gründen, und daß Poincaré   schon im Dezember in London   die Ruhr- geschafft worden ist. find bereits festgehalten, bisher jedoch noch nicht beschlagnahmi. befegung als Vorbedingung eines jeden Einverständnisses verlangt WIB. meldet über den Vorfall folgendes: Ein neuer Zwischen Die Eisen- und Stahlindustrie lehnt es ebenfalls ab, um Ge­habe. Demgegenüber erklärt der Temps  ", Poincaré   habe in fall ereignete sich heute nachmittag 4 Uhr, als ein französischer nehmigung zur Ausfuhr ihrer Erzeugnisse in das unbesetzte London   feineswegs gesagt, daß die Ruhrbefegung die Borbedingung jedes Uebereinkommens fei. Er habe im Gegenteil wiederholt gefagt, Offizier, der am Hauptbahnhof stand und fich provo. Gebiet nachzusuchen und denkt zurzeit nicht daran, Ausfuhr­man fönne Pfänder nehmen, ohne zu einer militärischen Belegung 3ierend benahm, mit der Straßenbahn in Richtung Bochum   abgaben zu entrichten. Dieser Opferfinn, den die Arbeiterschaft zu schreiten, wenn England sich den anderen Alliierten anschließe. fahren wollte. Die Boltsmenge, die in dieser Stunde außerordent tagtäglich in Duzenden Fällen beweist, ändert aber nichts an Die Enthaltung Englands sei es gewesen, die in Deutschland   falsche lich zahlreich war, verhinderte die Abfahrt, worauf der Offizier den der Tatsache, daß sich im lints rheinisch besezten Hoffnungen erweckt und Frankreich   und Belgien   gezwungen habe, Straßenbahnwagen verließ. Er wurde von der Menge in die Gebiet gegenwärtig ein st a rfer Rohlenmangel be­ihre Soldaten hinter ihren Ingenieuren einhermarschieren zu lassen. Hindenburgstraße abgedrängt. Bloglich zog er, ohne daß merkbar macht. Der Eisenbahnverkehr stodt hier; eine ganze Der" Temps" tritt der Annahme entgegen, daß die Franzosen   den ihm irgendeine förperliche Belästigung zugefügt worden wäre, 3ahl von Kohlen- Lastautos sind von der Besatzung befchlag­britischen Reparationsplan aus Furcht, bezahlt zu werden, zurück- feine Pistole und richtete sie auf die Menge. In demselben nahmt, so daß Betriebseinschränkungen nicht ausgeschloffen gewiesen hätten. Liberté" schreibt, Bonar Law   glaube, daß das Vorgehen Augenblick kam eine Bolizeistreife, der es nach vielen Bemühungen sind. Der Regierungspräsident hat bisher bei der Besatzung Liberté" schreibt, Bonar Law   glaube, daß das Vorgehen Boncarés illusorisch sei, Poincaré   sei dagegen überzeugt, daß das gelang, an den Offizier heranzukommen. Der Offizier über. vergeblich versucht, hier Abhilfe zu schaffen. System Bonar Law   chimärisch sei. Bonar Law   habe nur reichte den Beamten seine Pistole und bat, ihn zu eine Ausgangstür gezeigt: Das Ende der Entente. schützen. Obwohl die Polizei alles tat, um den Offizier vor de: Wenn die zurückziehung der englischen Truppen vom Rhein   die Be- erregten Boltsmenge in Eajuz zu nehmen, gelang es nicht, ihn vor deutung haben solle, die Bonar Law   ihr gab, tann sei dies nicht einigen Schlägen und Fußtritten zu bewahren. Der stichhaltig, es müßten Motive allgemeiner Art und nicht die Offizier wurde schließlich im Bolizeipräsidium untergebracht, wo ihm Evaluierung fein, die das Ende der Entente herbeiführen fönnen. eine fleine unde am Kopf, die er erhalten hatte, von Zweifellos fei die augenblickliche Lage Europas   und der Welt einem Arzt verbunden wurde. Die Wunde wurde als unbedeutend schredlich verwirrt, was ein weiterer Grund fei, um nicht mit fon bezeichnet. Sobald Ruhe eintritt, wird der Offizier feinem Ziele fuſen Jdeen zu tommen. Eine solche fonfuse Idee fieht das Blatt tarin, daß Bonar Lars gesagt habe: Reparationen ohne Sicherheit, zugeführt werden. Gegenwärtig um lagern tausende von während er hätte einfach sagen müffen: Reparationen und Sicher Menschen das Polizeipräsidium. heit. Ein Deutschland  , das feiner Zahlungspflichten ledig erklärt werde, auch feine Pfänder, Hypotheken und Garantien zu geben habe, werde rasch wieder ein gefährliches Deutschland   werden.

Eine neue Bluttat.

Köln  , 14. Februar.  ( WTB.) Der Lotomotiopuber Franz Eltgen vom Betriebsmert Jünterath wurde heute beim Ueberschreiten des Bahnförpers, zu dessen beiden Seiten er Eigen­tum hat, in der Nähe des Bahnhofs Jünlerath von einem franzö­fifchen Poften ohne erkenntlichen Anlaß erschossen.

Frankreich   und die Kölner   Zone. Paris  , 14. Februar.  ( WTB.) Die Agentur Havas   teilt mit: Der Arbeitsminister Le Troquer ift in Begleitung des Generals Pavot, des Direktors der Verbindungen in den bejehten Gebieten, des Direktors Javary der Eisenbahnen des Nordbezirks, des Generaldirektors der Eisenbahnen im Arbeitsministerium, Redakteur der Freien Bresse in Aachen  , die bekanntlich du Caffel, und des Generalsekretärs des Obersten Rates der ebenso wie das Koblenzer   Barteiorgan auf einen Monat verboten Eisenbahnen heute nachmittag um 3% Uhr von Pacis nach£ on- worden ist, Genosse Ernst Tascher, wurde am Dienstag mittag don abgereift, wo er mit Mitgliedern der englischen   Regierung verhaftet, gefesselt abgeführt und aus dem besetzten Ge­Rüdsprache über Benuhung der Schienenwege in der biet ausgewiefen. Auch seine Familie wurde ausgewiesen; ihr wurde eine Frist von drei Tagen gewährt. befehten 3one von Köln   nehmen soll.

Enalische Kabinettssitzung.

Der passive Widerstand

unerträglich.

Die so systematisch von den Franzosen zum eigenen Nach­teil hervorgerufene wirtschaftliche Zuspizung und die bereits entstehende Stimmung innerhalb gewisser Bevölkerungsfreije hat am Dienstag leider zu Unruhen in Krefeld   geführt. Es sollen hauptsächlich Erwerbslose gewesen sein, die sich hieran beteiligten und mit der Polizei zusammengestoßen sind. Die Regierung kann die Wiederholung derartiger Bortommnisse verhindern, wenn sie die Not der Aermsten nach besten Kräften durch finanzielle Unterstützung lindert. Für Krefeld   speziell muß der Anteil des Reiches an den Not­standsarbeiten den Verhältnissen unbedingt schnellstens ange paßt werden. Im übrigen erscheint es angebracht, daß die preußische Regierung den ihr untergeordneten Instanzen im besetzten Gebiet sofort Anweisung zur Auszahlung der Zu­fchüffe für die Behälter der Gemeindebeamten gibt.

Neuerdings ist für das alt- und neubeleßte Gebiet der Geheimrat Burghardt aus dem preußischen Landwirts Köln  , 14. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Der verantwortliche schaftsministerium zum Ernährungsfommiffar ernannt worden. Bon feiner Energie und Entschlossenheit wird vieles von einem erfolgreichen Abschluß des Abwehrtampfes abhängen. Die in Aussicht genommene Bucherstelle in Dortmund  , deren Wirkungsfreis für das neubelegte Gebiet bestimmt ist, fann dem Ernährungsfommissar gute Hilfe leisten. Wir find uns flar darüber, daß Burghardt eine schwierige Aufgabe übernommen hat. Die Verkehrsverhältnisse sind alles andere als glänzend. Die Beförderung von Lebensmitteln auf den Die Milch einfuhr für die Stadt Effen ist in den Straßenbahnen und mit Autos macht Schwierigkeiten, aber fie letzten Tagen sehr strat zurüdgegangen. Während sie in tönnen schließlich von einem Mann mit Entschlußkraft wenig­London, 14. Februar.  ( WTB.) Heute fand in Downingstreet den Vorwochen 25 000 Liter pro Tag betrug, wurden in den letzten ftens teilweise überwunden werden. Von der Bersorgung der eine Bollfigung des Kabinetts statt, in der die Ruhr- und die Ostfrage Tagen nur 3000 Liter angeliefert. zur Erörterung famen. Zu der in der Presse viel beachteten Lon­Bevölkerung mit Lebensmitteln hängt legten Endes alles ab. doner Reise des französischen   Ministers le Trocquer und des Gene­Diese Auffassung leitet auch die Franzosen. Deshalb igre rals Bayet wird gemeldet, daß die Haltung der britischen Regierung Taftif! Sie verhindern peinlich, die Lebensmittelzufuhr direkt bezüglich des Transports von Rohlen nach Frankreich   durch die Köl- Effen, 14. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Durch Zufall zu unterbinden, aber ihre Maßnahmen lafen feinen Zweifel ner Zone unverändert sei, das Kabinett sei der Ansicht, daß das fran- iff uns ein Brief eines franzöjligen Offiziers, der darüber, daß sie darauf ausgehen, um mindesten für die Ber zösische Ersuchen eine wichtige Prinzipienfrage aufwerfe und daß in Effen stationiert ist und der an dessen Frau gerichtet war, in die forgung mit dem täglichen Bedarf Schwierigkeiten zu machen. die anderen Bahnlinien für die Kohle, die Frankreich   aus dem Hände gefallen. In dem Brief heißt es u. a., es jei gar kein Gedanke Nur ein Beispiel: Der Ernährungskommissar hat am Mittwoch Ruhrgebiet   erhalte, genügten. Das neue Steigen der Mark und das daran, daß seine Frau nach Deutschland   tommen könne. Er und versucht, den Bahnhof Henglay menigstens für die Milchzufuhr gleichzeitige Fallen des Frankenfurses wird viel beachtet. Blätter- feine Kameraden jehnten sich furchtbar nach der Eifel zurüd. Dort freizubekommen. Die Franzosen hatten die Güte", diesem meldungen zufolge find sie in erster Linie eine Folge der gestrigen fei die Bevölkerung doch ganz anders. Der passive wider- Buni insofern nachzukommen, als sie gestatten wollten, daß Aeußerungen im englischen Barlament über die Ruhr und die Re stand, der im Industriegebiet von Tag zu Tag zunehme, werde täglich drei Wagen mit Milch Hengtay pasfieren. Dieses Zu­parationsfrage. Für das Fallen des Franken jei eine weitere Er- Seradezu unerträglich. Sein Menich verkehre mit ihnen, geständnis, das nicht einmal die Transportfoften lohnt, fenn­flärung die, daß Franfreich gezwungen merde, Mark zu laufen, um einer würdige fie aus nur eines Blides. Dazu tame die Sorge, zeichnet die Absicht der franzöfifchen Militärs llar. Hier ent die Löhne der Bergarbeiter im Ruhrgebiet   zu bezahlen. was aus der ganzen Geschichte werden solle. Große Sorge machten gegenzuarbeiten haben sich die Gewertschaften zur ihm auch die Mannschaften. Die Zucht lodere fi, auf- flicht gemacht. Bunässt werden sie schon in den allernächsten Die Gefangenen von Gelsenkirchen. rührerische Reden würten laut, es ereigneten fich Fälle von Tagen mit großan elegien Aufklärungs­Defertationen. Besonders viele Leute, die zu einer 56tägigen arbeiten beginnen. Gelsenkirchen  , 14. Februar.  ( WTB.) Die gestern von Uebung eingezogen feien, murrten und erklärten, daß kein Gott fie den Franzosen hier verhafteten befinden sich in Redling- halten könnte, daß sie nach Ablauf der Tage schnellstens hausen. Von den verhafteten Polizeibeamten find 31 Mann wieder nach Frankreich   zurückkehren würden. Die fran- Nach zuverlässigen Schägungen find insgesamt seif ins Gefängnis geworfen worden. Der Oberbürgermeister, der 3ösischen Eisenbahner, die aus den friedlichen Verhältnissen Beginn der Ruhrbefehung von den Franzosen und Belgiern Bürgermeister, der Polizeipräsident, der Reichsbankdirektor und der herausgerissen feien, murrten und ficken es auch an der nöfigen 49 000 Tonnen Kohle und Koks abbefördert worden, Polizeimajor wurden in einer gemeinsamen 3elle unter- Arbeitsfreudigkeit fehlen. Auch die belgischen Soldaten feien unzu- und zwar nach Frankreich   auf dem Landwege 21 000 Tonnen, gebracht. Für die Nacht wurden den Beamten weder Stroh noch verlässig; man hätte fürzlich zwei Regimenter auswechseln müffen, darunter 17 000 Zonnen Kots, auf dem Lafferwege 16 000