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Nr. 7S*> 4S. Jahrgang

Seilage öes vorwärts

Ireitag. IS. Februar 1H2Z

Die Kohlennot der Serliner Schulen. Ter Stadtverordnetenvorstehcr-Stellvertreterglücklich" gewählt.

Gcstern hotte sich die Versammlung zunächst mit einer Reihe von Dringlichkeiisanträgen zu befassen, da von s'chs vorgelegten Anträgen dieser Art nur einer auf Widerspruch stieh. Ein Antrag der Sozialdcmolrctcn, der den Magistrat ersucht, wöchentlich? Slbschlagezahlungen auf die Nonaksgehalte der chilfz- und Tarifvertragsangestellten zu leisten, wurde vom Genossen R a d k t« mit dem Hinweis auf die rapiden Fortschritte der Geldentwertung imd mir der Notwendigkeit einer allgemein durchzuführenden Abhilfemaßregel begründet, da auch die Not eine ollgemeine sei. Oberbürgern, eister B ö ß konnte nicht umhin, die Berechtigung der Forderung anzuerkennen, wies aber auf die Zwangslage hin in der sich der Magistrat befinde, der bei seinen bezüglichen" Bemühungen bei den obersten Reichsinftanzen kein Gehör gefunden habe: es feien schließlich den Städten Vorschüsse bzw Darlehen in Aussicht gestellt worden: aber bis zur Erfüllung einer dieser Zusagen vergehe crfahrungsmöhig unendlich viel Zeit. Der Antrag Heimonn wurde dem Tarifausschuß überwiesen. Drei die Berliner Milchbewirtschaftunq betreffende Anträge der Wirt- schaftsportn sollten in der nächsten Sitzung erörtert werdem Ein Antrag der Demokraten ersucht,in der Erwägung, daß die wachsende Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel die Volks- ernährung immer weiter beeinträchtigt und zu einer schweren Ge- fährdung der staatlichen Ordnung führen kann", den Magistrat mit größtem Nachdruck bei den Reichs- und Staatsbehörden dahin vor- stellig zu werden, daß oll« brauchbaren Maßnahmen zu einer Der- billig ung des unentbehrlichen Lebensbedorfs schleunigst durchgeführt werden. Insbesondere soll die Reichsregierung darauf hingewiesen werden, daß eine wesentliche Ermäßigung der Gütertorise auf den Reicksbahnen für Brotgetreide, Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, Vieh und Milch unter allen Um- st ö n d e n und unverzüglich erfolgen muß: die dem Reichstege vorgelegten Verschärfungen der Maßnahmen gegen den Wucher mit Lebensmitteln solle sofort oerablchiedet und rückstchts- los angewandt werden. Endlich soll der Magistrat für aus- reichende Milchversorqung und für wesentliche Herab- setzuna des Milchpreiscx für Säuglinge, Schwangere, kleine Kinder imd Sieche Sorge tragen. Einstimmig nahm die Versammlung diesen Antrag an. Tagegen fand ein Antrag der Kommunisten, der die Beseitigung des wachsenden Mißverhältnisses zwischen den Bezügen der Staats- und der städtischen Arbeiter zum Gegenstande hatte, auf der Rechten Widerspruch und wird erst über acht Tage verhandelt werden. Hierauf wurde von der 67 Punkte umfassenden Tagesordnung diesmal der allergrößte Teil in raschestem Schrittmaß erledigt. Der Antrag der Sozialdemokraten betr. den Friedhof der ZNärzgefavenen ging an einen Ausschuh. Die Dringlichteitsvorlage wegen des Ab- schlusses eines neuen Gr underwcrbsvertrages mit' der Knorrbremse- A.-G. in Lichtenberg wurde angenommen. Einen Antrag des Zentrums betr. Nachprüfung aller von der Stadt an gemeinnützige Vereine und dergleichen gewährten Unter- stützungen überwies die Versammlung dem Haushaltsausschuß. Ein weiterer Antrag, gemeinsam von den Kommunisten, Demokraten, Sozialdemokraten und dem Zentrum gestellt, will den Magistrat er- suchen, diejenigen Schulen, die aus Mangel an Kohlen bereits den Unterricht eingestellt haben, sofort mit dem erforterlichen Heizmaterial zu beliefern und dafür zu sorgen, daß sämtliche Schulen so mit Kohle beliefert werden, daß der Unterricht bis zu den Osterferien ohne Unterbrechung durchgeführt werden kann. Der Oberbürgermeister gab Kenntnis von einem im wesentlichen diesem Verlangen entsprechenden Magistrats- beschluß. Aus der Debatte ging indessen hervor, daß der Magistrat sich trotz der früheren Abweisung zum zweitenmal um die Genehmi- gung von drei Wochen Kohlenferien an den Oberpräsidenten gewendet hatte. Schorf gerügt wurde auch die mangelnde Kontrolle bei der jetzigen Art der Kohlenbelieferung der Schulen; Dr. Löwen- st e i n sprach geradezu von einemSchlendrian", der eingerissen sei. Auch dieser Antrag gelangte zur e i n st i m m i g e n A n n o h m e. Sodann fand der Nachtraq zur Vergnügungssteuer- o r d n u u g Annahme. 20 Millionen für dasDeutsche Volksopfcr" will der Magistrat spenden. Genosse Czeminski erklärte, die Fraktion habe zuerst gegen die Zustimmung Bedenken gehabt, sei aber bei der Entwicklung, die

die Dinge im Ruhrrevier genommen hätten, und angesichts der Möglichkeit, daß die Folgen der Ruhrbesetzung sich bald auch auf die Berliner Arbeiterschaft aus- wirken möchten, davon zurückgekommen. Hoffentlich werde der Magistrat in diesem Falle auch dafür sorgen, daß dem Teil der Bevölkerung, der besonders Not leide, geholfen werde und daß auch den Vertretern der Arbeiterschaft Gelegenheit zur Kon- rolle der Verwendung der gesammelten Gelder gegeben werde. Dr. Rosenberg(Komm.)'lehnte jede Beteiligung an der Spende ab. Die 20 Millionen wurden bewilligk, ein Antrag der Kommunisten, die Summe dem Reichsausschuß der deutschen Kommunisten zu überweisen, abgelehnt. Mit 93 gegen 8�! Stimmen wurde beschlossen, die Forderung von 13 Millionen Mark für 300 Müllkästen für Neukölln dem Ctatsausschuß zur Vorprüfung zu überweisen. Die Vorlage wegen Gewährung von Zuschüssen an das Zemkesche Privatlyzeum in der Fruchtstraße wurde ange- nommen, nachdem ein Antrag der Sozialdemokraten auf Ausschuß- beratung mit 96 gegen 9-t Stimmen gefallen war. Die Beratung der ru Anfang eingebrachten Dringlichkeitsanträge betr. die Milchbewirtschaftung wurde verschoben, weil die Er- nährungsdcputation mit derselben Materie noch in Beratung bc- griffen ist. Der Antrag der Deutfchnationalen wegen Veibehaltung der 2. Klasse in den städtischen Krankenhäusern wurde einem Ausschüsse überwiesen. Genosse Dr. W e y l trat den Argumenten der Wortführer dieses rückschrittlichen Verlangens. Dc'thleffen(Dnot.) und Dr. Falkenberg(DWP.) entgegen. Um'AO Uhr schritt man zur wiederholt vertagten Wahl des zweiten Vorsteher- Stellvertreters, für welche der Vorsteher die Vor- schrist der Beschlußfähigkeit außer Kraft gesetzt hatte. Gewählt wurde Dr. Meyer(Dem.) mit 91 von 94 abgegebenen Stimmen. Die Kommunisten protestierten gegen diese nach ihrer Ansicht ungültige WahlÄScgen Beschlußunfähigkeit fand die Sitzung gegen 9 Uhr ein vorzeinges Ende._____ Eine Zufluchtsstätte für Mutter unö Kinö. Eröffnung des Neuköllner Zäuglings- und Mütterheims. In Neukölln ist trotz allen durch die Not der Zeit verursachten Erschwerungen ein der Säuglings- und Müttersürsorge dienendes Werk zustande gekommen, das den Groß-Berliner Wohlfahrts- einrichtungen sich als ein wertvolles Glied einreiht. Das Säuglings- und Mütterheim des Verwaltungsbezirks Neukölln , das am Marien- dorfer Weg gegenüber der Brandenburgischen Hebammenlehranstalt errichtet worden ist, konnte gestern durch einen Festakt eingeweiht werden. Als Dezernent des Neuköllner Gesundheitswesens gab Stadtrat Dr. S i l b e r st e i n einen Ueberblick über Entstehung, Zweck und Bedeutung der neuen Anstalt. Schon in der Kriegszeit wurde 1917 der Plan gefaßt, ein Säuglings- und Mütter- heim zu schaffen, das mit der Ljebammenlehrstätte und Gebäranstalt in eine gewisse Verbindung gebracht werden sollte, und kurz noch Kriegsende kam es dann 1919 zu Beschlüssen der Neuköllner Ge- meindebehörden. Die Brandenburgische Prooinzialverwaltung unterstützte das Werk. Die Ausführung begann 192», nmßte wegen Mangel an Mitteln 1921 unterbrochen werden, wurde 1922 wieder aufgenommen und ist jetzt beendet, G daß die Anstalt in Benutzung genommen werden konnte. Das Säuglings- und Mütterheim soll au« der Hebammenlehranstalt e».ttlassene Neu- geborene samt den Müttern bei vorhandenem Bedürfnis auf einige Monate übernehmen, soll auch kranken oder schwächlichen Säuglingen aus Familien eine ge- ordnete Pflege und die Möglichkeit der Ernährung mit Muttermilch bieten und soll weiter eine Lehrstätte zur A u s b i l d u n g von Hebammenschülerinnen in Säuglingspflege sein. Weacn Mangel an Mitteln muß man sich auf Belegung mit nur 60 Säuglingen und 20 Müttern statt mit 130 Säuglingen und 40 Müt- tern beschränken. Angesichts der in letzter Zeit beobachteten Zunahme der Säuglingssterblichkeit Neuköllns ist sehr zu wünschen, daß in nicht zu serner Zeit die volle Belegung der Anstalt möglich wird. zumal da sofort nach Eröffnung die bisher vorhandenen Betten sämtlich belegt werden mußten. Mit Dankesworten gedachte

Stadtrat Dr. Silberstein des früheren Neuköllner Stadtbaurats Z i z l e r(jetzt Oberbaurat in Mannheim ), von dem die Bau» entwürfe herrühren. Prof. Dr. O r g l e r, der ärztliche Leiter des Heims, machte nähere Mitteilungen über den Betrieb. Als Ver- treter des Magistrats Berlin beglückwünschte Stadtmedizinglrat Dr. R a b e n o w den Verwaltungsbezirk Neukölln , der mit dieser Anstalt ein nachahmenswertes Muster hingestellt habe. Uebcrhaupt zeige die Verwaltung des Arbeiterortes Neukölln, fügte Rabenow hinzu, gutes Verständnis für die Aufgaben der Gesundheitspflege. Um da; Ge« singen dieses neuen Werkes habe sich besonders Stadtrat Dr Sil» b erst ein unermüdlich und erfolgreich bemüht. Prof. 5) am. m e r f ch l a g, Direktor der Hebammenlehranstalt, überbrachte Glück- wünsche der Provinzialverwaltung. An die Eröffnungsfeier schloß sich ein Rundgang durch das ganze Heim an. Dos Licht der hellen Winter» sonne durchflutete die in sauberem Weiß strahlenden Räume Die Säle und Zimmer für die Säuglinge liegen nach Süden, wo ihnen fast den ganzen Tag reichliche Besonnung zuteil wird. Loggien vor den Räumen dienen als offene Liegehallen, in denen die Kleinen in ihren Betten den Aufenthalt im Freien genießen können. Auch die Wohnräume der im Heim untergebrachten Mütter liegen nach Süden. Besonder« Sorgfalt ist darauf verwendet worden, die Gefahr der Einschleppunq an st ecken. der Krankheiten abzuwehren. Zur Beschaffung ein» wandfreier Milch stehen dem 5)eim die besten hygienischen Ein- richtungen zur Verfügung._ Neue Polizeistunde ab Tonnabend. DaZ Polizeipräsidium ist vom Minister des Innern ermächtigt, die Polizei st unde auf 12 Uhr nachts beroufzu» setzen, die bisherige Beschränkung geschlossener Gesellschaften be« züglich der Tanzcrlaubnis auszuheben und öffentliche Tanzlustbor» keilen an drei Tagen der Woche von 8 Uhr abends ab zu gestalten. Welche Tage in Frage' kommen, sollen die Juteresseiiteuverbönde beule Freilag in einer Besprechung- mit der Abteilung IV des Polizeipräsidiums in Vorschlag bringen. Die neue Verfügung soll im Lause des heutigen Freitags erlassen werden und tritt am Sonnabend in Kraft. der Meineiüsprozeß von<dberschöneweiüe. Emst Malchow zu 1 Jahr S Monaten Zuchlhau» verurleill. Nach dem Geständnis des Hauptangeklagten Malchow, nach dem er selbst der Vater des Kindes der Velda Röficke ist, stellt« R.-A. Dr. Fagg den Antrag, von einer weiteren Beweisaufnahme Abstand zu nehmen. Die Punkte, in denen Malchow auch nach Ab- legung seines Geständnisses leugnet, feien durch Aussagen irgend- welcher Zeugen nicht zu klären, Der Staatsanwalt und der Ver- teidiger der Röficke, R.-A. Dr. Wisloch, machten einige Vorbehalt«, jedoch konnte der größte Teil der Zeugen als für den weiteren Ver- lauf der Verhandlung unerheblich entlassen werden. Aus den im folgenden Teil der Beweisaufnahme sich immer persönlicher zuspitzenden gegenseitigen Ausjagen der beiden Angeklagten ist noch hervorzuheben, daß Malchow die Röficke einmal in der Wohnung seiner Schwester derart ge, schlagen hat, daß sie blutete. Auf ein« Frag« des Staatsanwaltschafts- rats Dr. Ortmann, ob er sich denn, trotzdem die alt« Frau Röficke den Verkehr zwischen ihm und ihrer Tochter geduldet habe, gar keine Bedenken gehabt habe, die erst Vierzehnjährige in solcher Weise zu mißhandeln, erwiderte Malchow mit der Miene des Dulders: Ich kann es nicht mehr ungeschehen machen. Ich wünschte, es wäre nicht geschehen. Die Rösicke war mit 14 Jahren ausgeweckter und körperlich weiter fortgeschritten, als manches bedeutend ältere Mädchen." Er bestritt auf wiederholtes Befragen, das Mädchen zu den richterlichen Vernehmungen geleitet zu haben. Vors.: Aus wessen Kopf sind denn nun die Einzelheiten über den Verkehr zwischen der Angeklagten und dem Pfarrer Glasomerfki entsprungen� Malchow : Die Rösicke hat das selbst erfunden. Er gab zu, daß er ihr gesagt habe: Du kennst jQ_die Oertlichkeiten. du mußt dich selbst herausreden. Nachdem die Sache einmal im Fluß war, habe er sie laufen lassen, ohne sich weiter aktiv zu beteiligen. Sehr kurz war die Vernehmung des P a ft o r s G l a- s o m e r s k i, der kurz nach dem Auftauchen der falschen Gerüchte beim Konsistorium eine Anzeige gegen die Verleumder erstattet hotte. Dies« sowohl als auch ein Zivilverfahren verliefen im Sand«, weil dos Gericht bei dem Mädchen nicht das Bewußtsein der Rechts- Widrigkeit der Handlung voraussetzen zu können glaubte. Der über den Geisteszustand der Rösicke vernommene Medizinal- rat Dr. Stürmer gab an, daß sie bis zu ihrem 17. Lebens-

iNachdruik»erioten. De: Malik-Lcrlaz, Vcrlin.)

Drei Soldaten.

38) Von John dos Passos . ÄliS dem vmerikanischrn Manufkrivl libcrsef!! von Julian Sumperz. Antoinette? Junge, die mächt' ich'mal'ne Nacht für mich haben!" Ihre Schritte wurden schneller, als sie einen gras- bewachsenen Weg hinuntergingen, der durch hohe Hecken zu einem Dorfe führte. Es war fast dunkel im Schatten der Büsche auf beiden Seiten. Ueber chren Köpfen wurderi die purpurnen Wolken von blassem, gelbem Licht überspült, das allmählich in Grau verblaßte. Vögel zwitscherten und be- megten sich zwischen den jungen Blättern. Andrews legte seine Hand auf Chrissields Schulter.Wollen langsam gehen," sagte er.Nich' zu schnell hier rauskommen." Er packte nachlässig kleine Büschel Hcckenblumcn im Vorbeigehen. Nich'," meinte Chrisfield.Wir werden heute nichts mehr zu essen kriegen. Es muß schon spät sein." Sie beschleunigten ihre Schritte wieder und kamen nach einem Augenblick an die ersten fest geschlossenen Häuser des Dorfes. Ln der Mitte der Straße war ein Feldgendarm, der mit gespreizten Beinen stand und seinen Polizeiknüppel lässig bin und her baumeln ließ. Er hatte ein rotes Gesicht, seine Augen waren auf das obere Fenster des Hauses geheftet, besten Läden Herabgelasten waren: durch die Ritzen kamen einige Streifen gelben Lichtes. Er schwankte ein wenig unentschieden bin und her. Plötzl'ch kam ein Osfizier aus der kleinen grünen Tür des Hausts. Der Feldgendarm riß mit einem Svrung die Hacken zusammen und grüßte, hielt die Hand an die Mütze. Langsam erstarben die Schritte, als der Offizier die Straße hinunterging, dann nahm der Feldgendarm seine frühere Haltung wieder ein. Ebrisfield und Andrews waren auf der anderen Seite vorbei und in die Tür eines kleinen, baufälligen Hauses geschlüpft, dessen Fenster mit schweren hölzernen Läden geschlossen waren. Sie kamen in ein Zimmer, das einst die gute Stube eines Bauernhauses gewesen war. Der Leuchter mit seinem Kristoll und dem roten Samt unter einer Glasplatte bewies, daß das Mobiliar herausgenommen war und daß diese vier groben, viereckigen Tische erst nach-

träglich hineingestellt worden waren. An einen: der Tische saßen drei Amerikaner und an einem anderen ein junger fran- zösischer Soldat, der über seinem Tisch zusammengesunken traurig in ein Glas Wein schaute. Ein Mädchen in einer verblichenen Bluse, die die starken Rundungen ihrer Schultern und Brüste hervortreten ließ, kam ins Zimmer, die Hände in den Taschen einer dunkelblauen Schürze, gegen die ihre runden Arme golden-braun abstachen. Ihr Gesicht hatte dieselbe goldene Farbe unter einer Last dunkelblonden Haares. Sie lächelte, als sie die beiden Sol- baten sah und zog ihre dünnen Lippen über ihre häßlichen gelben Zähne hinauf. Geht's gut, Antoinette?" fragte Andrews. Ja," sagte sie und sah über ihre Köpfe auf die fran zösischen Soldaten, die an der anderen Seite des Zimmers saßen. Eine Flasche Rotwein, rasch," befahl Chrisfield. Brauchst heute nacht nicht so verdammt rasch zu sein, Chris," sagte einer der anderen Leute. Rasch? Wird heute keine Kontrolle sein, der Korporal hat es mir selbst erzählt." Andrews sah aus den Franzosen , der mit dem Gesicht im Schatten saß und besten schwarze Augenlider die Augen be- deckten. Purpurn hatte sich seine olivfarbene Haut über den Backenknochen gefärbt. Chrisfield drehte sich ein wenig in seinem Stuhl um und sah auf den Franzosen. Er fühlte in seinen Augen für einen Moment den Blick der gelbbraunen Augen des Mannes. Andrews lehnte sich zurück gegen die Wand und schlürfte seinen dunkelfarbigen Wein, die Augen träumerisch zusammengezogen. Ebrisfield knuffte ihn. Wach doch auf, Andn, schläfst du?" Rein," antwortete Andrews lächelnd. Nimm doch einen Schluck Kognak!" Chrisfield goß unsicher noch zwei Gläser ein. Seine Augen lagen wieder auf Antoinette. Die verblichene Bluse war am Nacken mit Haken zusammengehalten. Die ersten drei Haken waren auf und ließen eine golden braune Haut und ein biß- ck)en�weißcr Wäsche zum Borschein kommen. Seine Augen verfolgten die Reihe der Haken, bis dieie in der blauen Schürze verschwanden. Die verblichene Baumwolle ihrer Bluse zeigte deutlich die Umrisse ihrer Brüste. Chrisfield sah sich mit beiden Händen die Bluse packen und aufreißen. Sein.

Blut brannte von dcm Kognak. Er benetzte seine Lippen mit der Zunge. Sag'mal, Andy," brummte er und legte seinen Arm um den Nacken des Freundes.Willst du die Nacht mit dem Mädcben bleiben?" Sonst sprich mit ihr für mich, ja Andy? ... Will nicht, daß der verdammte Franzo'e da sie bekommt, bei Gott nicht! Sprich mit ihr für mich, Andy." Andrews lachte.Wcrd's versuchen," meinte er. Antoinette, ich habe einen Freund." begann er und wies mit seiner langen schmutzigen Hand aus Chrisfield. Antoinettes Gesicht wurde ruhig und schön. Ebrisfield lehnte sich in seinem Stuhl zurück mit einem leeren Glas in der Hand und beobachtete seinen Freund bewundernd. Sag ihr, was ich will, Andy. Mach weiter, Andy," flüsterte er laut. Antoinette, mein Freund verehrt dich," sagte Andrews in sehr höflichem Tone. Eine Frau steckte ihren Kopf in die Tür: sie hotte genau dasselbe Gesicht und Haar, wie Antoinette, um zehn Jahre älter, und die Haut statt golben-braun schmutzig und saltig. Komm," sagte die Frau schrill. Antoinette stand auf. schob sich an Chrisfield vorbei, seine Beine mit ihren Röcken streifend, und verschwand. Der Franzose erhob sich und durch- kreuzte das Zimmer, grüßte ernst und ging hinaus. Chris- field sprang auf. Das Zimmer war wie eine große Mühle, die sich um ihn bcrumwirbelte. Dieser Franzmann ist ihr nachgegangen!" schrie er. Setz dich und trink-noch eins, Chris," sagte Andrews. Ich muß noch etwas zu trinken haben. Hobe den ganzen Abend noch nichts Ordentliches getrunken." Er zog ihn auf den Stuhl zurück. Chrisfield wollte wieder aufstehen. Andrews hängte sich an ihn. so daß der Stuhl umflog. Sie fielen beide auf die roten Ziegel des Bodens. Setz dich und trink noch eins. Chris." sagte Andrews. Chrisfield bemerkte, wie Iudkins sich über ihn beugte mit einem breiten Grinsen auf seinem großen roten Gesicht. Er stand wieder auf und setzte sich mißmutig auf seinen Stuhl. Andrews faß ihm schon gegenüber, ruhig und still, als sei nichts gescheben. Alle Tische waren jetzt besetzt. Irgendeiner sang dösend und schläfrig. (Fortsetzung folgt.)