Veranttvortung für die kaiserliche Politik von sich abschüttelt. Alldeutsche Großmäullgkeit erdrückt in hiesigen deutsch -amerikanischen Kreisen leider immer noch die Stimmen der Äernunft. Und unsere offiziellen Vertreter gehen mehr mit diesen Kreisen als mit den geistigen Erben der 48er Ideen, als mit den deutsch -amerikanischen Republikanern. So schleppt auch das heutige Deutschland immer noch die Bleikugeln der Verantwortung für den U-Boot-Krieg, für die wahnsinnige Annexionspolitik Ludendorffs, für den deutschen Mili arismus mit sich. Sobald man in englisch -amerikanischen Kreisen diese Bleikugeln der heutigen deutschen Republik abnimmt, ist die Verständigung aar nicht mehr schwer. Einer deutschen Republik, die wirklich demokratisch sein will die wirklich in Frieden mit den Amerikanern zusammen an der Schaffung einer befleren Weltordnung einschließlich der Korrektur des Vertailler Friedens arbeiten will, kommt man schon jetzt mit vollem Verständnis entgegen, gerade auch in bürgerlichen Kreisen. Bei den Sozialisten finden die Soziali- sierungsparagraphen unserer neuen Verfassung lebhaftes Interesse, und man versteht, welches Verbrechen der f r a n- zösische Kapitalismus begeht, wenn er das deutsche Volk mit Waffengewalt an der Ausführung solcher schönen Aufgaben hindert. Es ließe sich hier politisch leicht und viel wirken, wenn statt der Vertreter alldeutsch -imperialistischer Ideen lieber einmal' Vertreter unserer republikanischen Geistes- weit hier auftreten. Die Aeußerungen des a m e r i k a n i- fchen Botschafters in Berlin haben hier ein starkes Echo gefunden, wonach das deutsche Volk an der Entstehung des Weltkrieges ebenso unschuldig ist wie die anderen Völker, wonach nur ein paar tausend Militaristen und alldeutsche Schreier die Kriegsstimmung künstlich erzeugten. Wenn aber dann hier deutsche Vertreter erscheinen, die, statt solchen Ein- druck zu vertiefen, ihn wieder verwischen, indem sie mit dem deutschen Volte zugleich jene Säbelrassler und Landkartenver- scklinger zu rechtfertigen versuchen, dann ist es natürlich dem Auslande außerordentlich erschwert, sich ein besseres Bild vom heutigen Deutschland und vom wirklichen deutschen Volk zu machen. Während diejenigen Kreise in Amerika , die die fran zösischen Methoden billigen, großenteils Stillschweigen bewahren, sind kritische Stimmen zahlreich laut geworden. Der frühere amerikanische Vertreter in der Rheinlandkommission, Pierrepont B. N o y e s, hat in einer vor der Foreign Policy Association gehaltenen, von der Presse sehr ausführlich behan- delten Rede seiner Meinung dahin Ausdruck gegeben, daß es nur noch zwei Staaten gäbe, die in finanzieller und moralischer Hinsicht stark genug seien, in der Weltfrage wirksam Hilfe zu leisten: Großbritannien und die Vereinigten Staaten . Weiter führt« er nach dem Bericht von„Foreign Preß Service" unter anderem aus: ..Unsere Sympathie ist wie 1St8 mit Frankreich . Wir mißbilligen die Taten Deutschlands , aber die letzten vier Jahre haben bewiesen, daß wir mit unseren Versuchen und Verfahren, jener Sympathie und jener Mchbilligung Wirkung zu verleihen, im Unrecht waren. Diese Verfahren sind nunmehr erledigt. Die Beharrlichkeit, mit welcher Frankreich sich bei seinen militärischen Maßnohmen auf die übertriebensten Nachtriegshalluzinationen der Alliierten versteift, stellt nicht nur ein« Bedrohung der Zivilisation dar, sondern auch, um ganz offen zu reden, eine Bedrohung des Frieden, und Wohlergehens unseres eigenen Volkes. Wir an unserem Teile werden deshalb Reparationen und Canttwnen vergessen, bis eine Zeit mit wieder normalen Der- Hältnissen eine neuerliche Prüfung der Forderungen der Gerechtigkeit gestattet. Wir, Engländer und Amerikaner, beklagen hiermit die Reparanonsmaßnahmen, wie sie der Versailler Vertrag vorsieht. Wir raten Frankreich , sein« Truppen aus dem Ruhrgebiet und ebenfalls aus dem Rheinland zurückzuziehen. Wir raten Frankreich , feine militärischen Streitkräfte auf ein Maß zu reduzieren, das die fernere Möglichkeit militärischer Lösungen ausschließt. Roch weiter als Mr. Royes geht in seiner Kritik S«- n a t o r B o r a h, der die französische Ruhrpolitik als„r u ch- losen Miliia ri smu s", als Verletzung der Waffenstill-
Gedanken eines Zufriedenen. Mitgeteilt von Karl Fischer. Dieses sind die großen und guten Gedanken eines Zufriedenen, die er unlängst vor einem kleinen und beschränkten Kreis verkündet hat. Damit sie einer breiten Oeffentlichkeit bekannt und von der All. gemeinljeit benutzt werden können, seien sie hier wiedergegeben: „Die meisten Menschen von heute sind sentimental bis zur Seichthell. Uebemll sieht man sie sitzen und hört sie sagen und klagen, daß die Zeiten gräßlich und die Preise für all« Ding« unerträglich groß seien. Ich bin satt, also kann ich über dieses Thema mll Klarheit und Wahrheit urteilen, denn Hunger und Haß, schiefe Ansichten und vorschnelles Verdammen haben von jeher auf Du und Du mitein- ander gestanden. Also satt muß man sein, um hierüber als gerechter Richter zu Gericht sitzen zu können. Was zunächst die Lebensmittel betrifft, so versteht man das Jammern und Jaulen der Menschen nicht. Lebensmittel und Stoffe und Sttefel und olles, was man braucht, ist doch in Hülle und Fülle vorhanden, wovon man sich leicht bei einem Gang durch die Geschäft« und durch einen Blick in die Schaufenster überzeugen kann. Es ist nur selbstverständlich, daß die Waren aller Art, wenn der Dollar hoch steht und die Preise zum Platzen protzig groß sind, in Geschäften und Schaufenstern in Massen aufgeschichici sind, daß sie aber, wenn der Dollar sinkt, und die Preise in die Tiefe gehen, nach dem Keller und der vierten Etage verschwinden, um auf bessere Zeiten zu warten. Denn jedermann will doch verdienen, viel oerdienen. Verdienen ist dos Vergnüglichst«, was es gibt, und die recht« Würz« des Lebens. Wenn man nun aber bissig und boshaft behauptet, das sei Schiebung, und unier solchen Umständen können viel« Anschaffungen sich nicht leisten, so sog« ich, da» ist auch gut so� Es darf nicht fein, daß sich olle alles leisten können, dadurch kommt nur de? Luxus in da» Leben eines jeden. Di« Menschen werden übermütig und un- lustig zur Tätigkeit, wie man es als abschreckendes Beispiel beim Arbeiter fleht, der. anstatt zu schuften, wie es seine verdammte Pflicht ist. immer nur aus fein« Menschlichkeit pocht und angepuppt � wie ein Baron einbergehen will. Hohe Preise müssen sein, damit die Herde nicht über die von der Vatur gesetzte Hürde hinwegsetzt, und alle Unterschied« der Schichten verwischt»»erden. Und außerdem die Preise? Was hört man nicht für falsche und durchaus schädliche An- ffharimgcn darüber! Die meisten Menschen können nicht rechnen, denn sonst würden sie nicht bis zur Unerträglichkett den Unsinn reden, daß die Preis« unerschwinglich hoch sind. Rechnen können nur oll« die. welche verdi«n-n und Geld machen, die„Schieber", wie sie vom dummen Pack und Pöbe! gescholten wer-
T standsbedingungen und des Vertrages von Versailles und als „Vergehen gegen die Menschlichkeit" bezeichnet. Auch er for- dert, daß die Vereinigten Staaten endlich ihrer Haltung durch einen förmlichen Protest bei Frankreich Ausdruck verleihen. Er erklärt: Dies ist ein« Lage, in welcher die Dereinigten Staaten mit Ehren nicht mehr schweigen können. Auf die von Wilson verkün- deten amerikanischen Grundsätze hin ist der Waffenstillstand unter- zeichnet worden und auf sie hin hat Deutschland seine Waffen nieder. gelegt. Unsere Soldaten sind es gewesen, welche die Niederlage und Entwaffnung Deutschlands möglich gemacht haben- In jenen Nerlautbarungen und Grundsätzen haben wir offiziell und ostmals erklärt, daß wir mit dem deutschen Boll als Volk keinen i Streit hätten, sondern ein Gefühl der Sympathie und Freundschaft ihm gegenüber hegten. Mit anderen Worten: Wir lieferten die Soldaten und wi? lieferten die Grundsätze, auf die hin der Waffen» stillstand abgeschlossen wurde, der die Entwaffnung und Wehrlos. machung Deutschlands zur Folge hatte, und wir haben auch ganz bestimmte Zusagen hinsichllich der Behandlung Deutsch- lands abgegeben. Nachdem dies alles stattgefunden hatte und nach. dem Deutschland entwaffnet und ohnmächtig gemacht worden war, ist man in sein Gebiet einmarschiert und hat dort ein milttärisches Regiment aufgerichtet, was alles unbeschreibliches Leiden und un. sagbares Elend über das deutsche Volk als solches bringt und über- dies große finanzielle und wirtschaftliche Derluste für uns selbst bedeuten wird. Es braucht kaum erst gesagt zu werden, daß aus solchen Aeußerungen auf augenblickliche Interventionsabsichten Amerikas keineswegs geschlossen werden darf. Es handelt sich um Stimmungen, die erst ausreifen und durch eine vernünftige Politik Deutschlands gefördert werden müssen, bevor sie sich in Taten umsetzen können.
Der Dolch wirü gewetzt. Teutschnationale Hetze gegen die Sozialdemokratie. Heber die Frage, ob, wann, über was verhandelt werden kann, bestehen begreiflicherweise zwischen unserem Stettiner Parteiorgan, dem„Volksboten", und der deutschnastonalen „Pommerschen Tagespost" Meinungsverschiedenheiten. Der „Volksbote" hatte in ruhigster, sachlichster Weise den Stand» punkt vertreten, daß jede Verhandlungsmöglichkeit ausgenützt werden müsse, zugleich aber auch gesagt, daß das Ende des Ruhrkampfes unter erträglichen Umständen herbei- geführt werden müsse, und er hatte hinzugefügt, solange sich hierfür keine Gelegenheit zeige, sei es überflüssig, nach Bsr- Handlungen zu rufen.'Die„Tagespost " ist nun mit dieser Auffassung unzufrieden, weil sie der Meinung ist. von Ver- Handlungen dürfe überhaupt nicht die Red« sein, solange die Franzosen im Ruhrrevier wären. Und' mm sehe man, wie sich die„Tagespost" mit dem„Volksboten" über diese Me,- nungsdifferenz auseinandersetzt. Sie schreibt: Es ist ja überhaupt geradezu ein deutsches, ein Menfchhetts- rätfel, daß dle Volksverrätcr noch immer wagen dürfen, sich mausig zu machen, nach den grandiosen, von ihnen erzielten„Erfolgen". Wäre derlei irgendwo in anderen Landen möglich, denn gerade in jenem des deutschen Michel ? Es ist nach alledem ersichllich, welch' impertinentes Spiel hier getrieben wird. Ein Spiel, da» nichts anderes als Verrat am beut- fchen Balte ist. Der Dolch wird geweht. Wehe, wenn sich ein Teil unserer Arbeiterschaft abermals betören lassen sollte, wie schon ein- mall Das Verhängnis, das über dem deutschen Land und Volk schwebt, würde sich vollenden, wenn wir auch diesmal die Waffen fünf Minuten zu früh aus der Hand legten! Was hier im„Volks- boten" geschieht, ist ein Zug im verrälcrischen Spiel, ein Glied mehr in der SNavenketle, die abermals dem Deutschen angelegt werden soll und diesmal so fest und gründlich, daß keine Hoffnung auf Frei- heit mehr aufdämmern möchte. Warum aber diese» Tun? Warum die fortgesetzten Versuche, die Abwehrfront zu er- schüttern, die Bevölkerung zu entnerven, willenlos zu machen, den Zusammenbruch herbeizuführen? Die roten Felle schwimme» weg, im Ruhrland sind sie es zum größten Teil bereits, man fürchtet die erwachte Freiheitssehnsucht, well chre Er- füllung nicht nur Freiheit vom Franzosenjoch, sondern auch
den. Die Wahrheit ist vielmehr, daß die Preis« für manch« Dinge niedriger sind wie früher, viel zu niedrig. Ich bin satt, also seh« ich das alles so an, wie man es be- trachten muß. Zum Beispiel: Eine Fahrt mit der Stadtbahn kostet heut« in der zweiten Klasse IM Mk. Darüber schimpfen und schreien die Menschen, weil sie nicht wissen, daß dies« KV Mk. noch keine lg Pf. bedeuten. Früher aber bezahlte man dafür Zv Pf. Heute regt man sich darüber auf, daß die Preise für Theater- karten und für Bücher immer mehr in die Höhe klettern, und man faselt davon, daß den meisten Menschen die geistige Nahrung fehlt. Ich sage, das ist ganz gut so! Die Theater schaukeln di« Menschen nur in«inen schönen Schein hinein und entfremden sie der Wirklichkeit, die heißt: Geld machen. Denn die ganze Geschichte mit der geistigen Nahrung ist nur Schwindel. Ich bin satt, also kann ich dos beurteilen Und di« Bücker bringen den Menschen nur Beunruhigung. Da stehen allerhand gefährliche Sachen drin und aufreizend« Dinge, und die Folgen sind Revolution und Republik und allerhand andere verdächtige und verderbliche Angelegenheiten. Ich sag«, wer nicht Bücher liest, der lebt glücklich, denkt daran, sein Geld zu vergrößern, ist satt und zufrieden. Zufriedenheit aber ist das höchst« Gut, was man hat." Diese Gedanken eines Zufriedenen sind so edel und schön, daß es wahrlich hieße, sie fceschmutz-n ihoffemtich macht der unvorsichtig« Setzer nicht daraus: sich beschmutzen), wollle man auch nur«in Wort Kommentar und Kritik daran kleben!
Dr. Ernst Zander begeht heut«'einen 50 Geburtstag. Seit 20 Iahren ist er�der Leiter des Berliner Dolks-Ehor». und die arbeitenden Schichten der Bevölkerung verdanken ihm ungezählte Stunden der Erh bung und Freude. Ein Sohn des Volkes ist Zander. Nach Absolviernng der Volks'chule wurde er Zahntechniker und bereitete sich zugleich selbständig zum Abiturientenexomen vor. Nachdem er dies an einem Gymnasium bestanden hatte, begann er das Studium der Medizin, ober ql-ichzeitiq sein« private Ausbisdung in der Musik. Er beschäftigte sich auch mit geisteswissenschaftlichen und nationalökonomisch-n ProHemen und trat dem Soziat'smus früh nahe. Da der Plan, nach beendetem medizinischen Staats- cromen als Doktor der Medizin di« Nniversitätslchrerlaufbahn«in-■ zuschlamn. nicht ausführbar war mußte er ol, prokt''cher Zahnarzt! ber"ssich tötig lein Ab-r'eine �onze frei» Zeit widmete er keinem j LieMinaskinde, der Musik Dem Berliner Belks-Chor, den er damals unter Mitarbeit aleichgrsinnter Freunde"eschoffen Hot und seitd'm � als Dir'oeut leitet, galt seine Haup'orbeit. Se't 20 Iohr'n llbt.j Zander Woche für Woche zwei volle Abende mit dem Eber. Dazu kommen oll fü» Kousereu�en und V'-hen mit SaNst-n und Orchestern, die Stunden am Klavier und Schreibtisch wo die Borar» beiten für Programme gettoffen werden— ganz zu schweigen von der seelischen Inanspruchnahme, die ein? solch« Ausgabe dem Derantwort- sichen bedeutet. Und all dos wurde im Neb—beruf— und viele Jahre hindurch nur ehrenamtlich— geleistet! Möge— das ist unser, Glückwunsch zum heutigen Tage— der jugendfri'che Jubilar noch
von dem der Sozialdemokratie in sich schließen würde. Und wo blieben dauo all die Pfründen, und Futtcrtrippenjäger, dle Nutznießer der Revolution?! Das ist es: Uns, dem deutschen Volke, geht es um Freiheit und Leben, den Marxisten um ihre Herrschaft über verhetzte Massen. Wir haben uns kürzlich mit dem Treiben dsr so- genann'en„Vaterländischen Verbände" beschäftisen müssen. Wir haben dann gezeigt, wie die„Hamburger Nach- richten" durch Uebernahme lrcm�fischer Propagandalügen über den„Vorwärts"— dessen Haltung den„Hamburger Nachrichten" doch eigntlich bekannt fein muß— die öffeNt- lich« Mcinung vergiften. Der Fall dei�„Pommerschen Tagespost" ist nur ein zufällig herausgegriffenes Glied aus einer endlosen Kette. Sozialdemokratische Arbeiter und Angestellte stehen an der Ruhr vorne an der Front, sozialdcmokra- tische Beamiz merken dort an verantwortliche? Stellung unter schwerster Gefahr, sozialdemokratische Redner bereisen das Ruhrvevier, sozialdemokratische Zeitun- gcn werden dort verboten, sozialdemokratische Redak- teure verhastet und von Haus und Herd gejagt. In Berlin , in Hamburg , in Stettin , überall, wo man weit vom Schuß ist, wird inzwischen mit irrsinnigen Lügen, mit schmutz-gcn Vesdvmpst'ngen zu töMtdfem Haß gegen die'emgen aufge- reizt, die draußen im Feuer stehen. Wohin soll das führen? Wir richten an alle, denen es mit ibrcr L'cb-e zum deutschen Volk ernst ist, die Aufforderung, sich diese Frage noch recht- zeitig gründlich zu überlegen. Was hier geschieht, ist ein Verbrechen, und was daraus droht, ist die Katastrophe.
Selbstmorü der Sozialdemokratie! Oder: Kommunistische Phantasien? Ueb««ine Konferenz der preußischen Oberpräsidenten in Berlin sind allerhand Gerücht« in die Oeffentlichkett gedrungen, di« Wahres und Falsches oermischen. Dies« Gerüchte sind in verzerrter Form auch in die Redaktion der„Roten Fahne" gelangt und haben dort die größte Virwirr ung angerichtet. Es wird dort erzählt, daß Seeckt d«n Bürgerkrieg orgfnifiere und daß die S o- zialdemokrati« mit im Komplott sei. Dann werden die Namen Roßbach, Marloh , Hitler, Severing, Nosk«, Hörfing bunt durcheinandergewürfelt, so daß man nicht mehr sieht, wo der ein« anfängt und der andere aufhört? es wird schließlich erklärt, die Sozialdemokraten seien„in den Klauen von Cuno und Seeckr", sie übten— schon wieder einmal—„Verrat", und zwar diesmal„aus Feigheit". Soweit es möglich ist, aus dem Geschreibsel«inen Sinn zu erkennen, ist die Sozialdemokrati« nach der Meinung des Schrei- bers im Begriffe, den Bürgerkrieg gegen s i ch| e l b st zu organisieren, also den kompliziertesten Selbstmord zu verüben. Wie muß es im Gehirn von Menschen aussehen, di« so etwas schreiben oder gar— die es glauben! Zur Frag« der militärischen Geheimorganisa« tionen werden die sozialdemokratischen Redner im R.ichstag bei der Beratung des Reichswehretats in unzweideutiger Weise Stellung nehmen._ 3n Dopern spricht man frei! Freispruchrcaktionärer Redakteure durch das BolkSgericht. München , 22. Februar.(TU.) Bor dem Dollsgcricht hatten sich der Schriftsteller Joseph Eerny-Stolzing und der vcranl- wortliche Schrfftleiter des.Heimatlandes". Hauptmann a. D. Wilhe'm Weiß wegen Aufreizung zum Klassenhaß, Aufforderung zum Hochoerrat und zur Brandstiftung zu verantworten Schriftsteller Cerny erklärte, der Kassen bamps sei ein« sozialistiiche Erfindung, di« das deutsche Volk in namenloses Unglück gestürzt habe. Der Abwehr kommunistischer Angriff« habe sein Lustatz gegolten. Hsuptmonn a. D. Weiß schloß sich diesem Siandpunkr an. Die V.- kämpfung des roten Terrors sei kein Klassenkampf, sondern eine Abwehrmaßnohm« gegen den Klassenkamvk, gegen die Umsturz- bewegung zur Eroberung der politisch«, Macht mit ungesetzlichen Mitteln. Der Staotsamralt beantragte ein« Geld st ras« von 70 000 M. und im Nichteinbringungsfalle je«in« Gefängnisstrafe von 200 Togen. Hiernach wurde das Urteil gefällt: es lautete auf Frei» s p r e ch u n g beider Angeklagten. weitere Jahrzehnt« mit unverminderter Tatkraft und Hingab« feine« Amtes matten und möge zugbich« ne jüngere Generation an feinem Beispiel lernen, was Energie und Idealismus gegen alle Hcmmun- gen der Umwct durchsetzen können! Dr. A. G. Französische Witze über die RuhrakNon. Während die natio- nalistische Presse Frankreichs die Vorgänge im Ruhrvevier>n ernst gemeinten Artikeln preist, können einig« Pariser Witzblätter nicht umhin, sich über die Politik des Herrn Poinoar« und die Taten seiner in ein wehr- und waffenloses Land eingebrochenen Heldenscharen lustig zu machen.— Ein Witzblatt bringt in großer Aufmachung das Telegramm einet Agentur, die triumphierend»erkundet:„In Paris ist jetzt endlich di««rst« Kohl« aus dem besetzten Ruhrreoier angekommen. Le Trocguer hat sich beeilt, sie in der Deputierten- kammer auszustellen. Es ist ein sehr schönes Stück, das mindestens 2S0 Gramm wiegt. Die Kohl« wurde von dem donnernden iltpolaus der Abgeordnstcn begrüßt! Nachdem sich der Beifall gelegt hatte. erklärt« der Minister:„Meine Herren! Sie sehen, Deutschland be- zahtt wirklich, und diesmal zohtt es nicht in leeren Worten, sondern. wie das Kohlenstück beweist, in realen Werten."— Eine andere Notiz besagt:„Die Deutschen , deren teuflisch« Listen nur zu gut bekannt sind, haben uns dadurch Schwierigkeiten zu bereiten ge- glaubt, daß sie die Bergleute im Ruhrrevier zum Streik Zwingen. Sie haben dabei gehofft, die Okkupationsarmee des Heizstoffs zu berauben und unsere Ingenieur« durch di« Kälte zum Rückzug zu zwingen. Glücklicherweise ist dieser Hollcnplan durch di« Aufmerk- samkeit unserer Regierung verhütet worden. Uebcr den P'an unter- richtet, hat Herr Poincare unverzüglich besohlen, daß 20«0 Tonnen Kohl«, die im französischen Kohlenbecken von Anzin zur Vorladung bereitlagen, um nach Paris zu kommen, sofort nach der Ruhr auf den Weg gebracht werden."— Ein anderes Blatt meldet aus Essen folgend« hochnotpeinlich« Affäre:„Sctt längerer Zeit schon begt« man gegen«ine Frau Storchmann, die Vorsteherin einer Bedürfnis. anstatt, den Verdacht, daß sie den„Tempo" und ander« für das Glück der Republik kempfcnde Bl'tter zu einem Zweck mißbrauch«. der einer Verhöhnung der edlen französischen Notion gle-chzuachten sei. Der Verdacht hat sich in vollem Umfang bestätigt. Nach pein- lich geführter Untersuchung wurde Frau Storchrnann der Auswe,. sungsbefehl zugestellt. Da man Demonstrationen befürchtete, so wurde die Umgebung der Bedürfnisanstalt von je Zwei Infanterie- und Kavallerieregimentern und zwölf Batterien besetzt, während ein bolzer Offizier der Gendarmerie in Begleitung eines Tromveters Frau Storchmann aus der Dedürfnisanstatt berausbolt« und fi« unter starker Bedeckung abführen ließ Am n"cksten Tage kam aus Baris«in« neue Hüterin der Anttalt an in der Person der Witwe Desfoguee. der«s auch bereits gelungen ist. ein« große St�iferung der Einnahmen zn er-ielrn. da ste den glück'chen Einfall hatte � in der Anstatt einen Aein-n Kmematogran'en o'ck'ustellen, der die Be- fucher durch die Vorfübnmq heiterer S enen anpenodm u-iterb-tt, ongenedmer. als es der„Temps" und die anderen Pariser Blätter vermochten."
Berltn-r Ainkonle, Orchester. Im Wagner- Abend am??>., nbenb# 8 N'r. im BIütkner-Saal ivirtt Hennv Hildebrand. Ltntenbach(Dclang)»IS Sollstin«it. Dirigent: Ca« ill» Hildebr-nd.