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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Ur. 29.

Versammlungen.

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Sonntag, den 3. Februar 1895.

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12. Jahrg.

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man in bezug auf Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit der Partner beim Küssen diesen Standpunkt einnimmt. Wie bei an geeigneter Stelle interpelliren. Der Vorsitzende Schulze allen äußeren Dingen auf der Bühne, kommt es auch beim Kusse erinnerte daran, daß die Vertreter bürgerlicher Parteien bei nur auf die Geschicklichkeit an, den Eindruck der Wahrheit her­Was geht die Studentenschaft die soziale Frage an? fommunalen Wahlen den Arbeitern große Versprechungen machen, vorzubringen. Wie auf dem Theater nicht wirklich getödtet Da der Rektor der Berliner   Universität die Genehmigung zu von denen nicht das geringste eingelöst wird.( Sehr wahr!) wird, so braucht auch nicht wirklich geküßt zu werden, um beim einer Studentenversammlung, welche gegen die Angriffe des Frei- Bimmerer Obst ermahnte, aus der Arbeitslosigkeit die Lehre zu Buschauer die volle Illusion zu erwecken." Sehr energisch füs herrn v. Stumm protestiren wollte, nicht ertheilt hat, so beriefen ziehen, daß eine Organisation allein im stande ist, die Küssen plädirt dagegen Jenny Groß  ." Ich bin" erklärt sie die Herren v. Gerlach und Dr. Wendlandt( ersterer ist Redakteur Uebel der kapitalistischen   Welt mit dieser selbst zu beseitigen. auf der Szene im weitesten Sinne Madame Sans Gêne. des Volt", letzterer Redakteur der Akademischen Blätter") eine Die Berliner   Resolution gelangte zur Annahme, die Versamm- Wenn mich der Autor zum Küssen verdammt, so tüsse ich, und Versammlung zum Freitag Abend mit obiger Tagesordnung ein. lung beschloß, durch eine Deputation von drei Personen Dr. Wendlandt sprach über die Nothwendigkeit eines ernsten wählt wurden Schulze, Bugte und Spremberg  ge zwar nicht blos zum Scheine. Mit Wrangel in Wallen­Studiums der soziologischen Wissenschaften in längerer Rede. Dell städtischen Behörden vorstellig zu werden. In einer späteren blos ein Amt und feine Meinung." Auch eine andere in bei stein's Tod" sage ich als Künstlerin: Ich hab' hier Alle nachfolgenden Redner fast ohne Ausnahme traten den im Versammlung soll über das Resultat Bericht gegeben werden. Berlin   wirkende Dame Frl. dell'Era ist ähnlich gesinnt. Parlament und in der Presse laut gewordenen Angriffen in scharfer Weise entgegen. Gegen einige Stimmen wurde eine Eine Versammlung der Arbeitslosen in Schöneberg   Leib und Seele ihrem Berufe angehört, muß, wenn es erforder­Sie schreibt: A. dell'Era( Berlin  ): Eine Künstlerin, welche mit Resolution beschlossen, in der es heißt: Wir weisen die in der tagte am Freitag im Lokal von Ke ßner, Grunewaldstr. 110. lich ist, füffen und sich tüssen lassen. Wahre Kunst ist erhaben Reichstagssigung vom 9. Januar und hernach in der Presse er- Genosse Rohrback referirte über Die Ursache der Arbeits- über alles Kleinliche." hobenen, auf völliger Unkenntniß der Verhältnisse beruhenden An- lofigkeit". An den beifällig aufgenommenen Vortrag knüpfte sich eine merkwürdige Wendung. Sie meint nämlich, füssen vor den Lola Beeth giebt der ganzen Geschichte griffe auf die akademische Freiheit entschieden zurück. eine längere Diskussion, an der sich Arbeiter Gräbfe, Schloffer Einen breiten Raum in den Verhandlungen nahm die Kritik ein, Schlegel, Puter Hacke busch, Maler Reinke und andere Kulissen sei Pflicht, hinter den Kulissen jedoch entschieden nicht". welche man an dem Rektor Dr. Pfleiderer übte, weil er aus Genossen betheiligten. Allseitig wurde über die schlechte Be- Es scheint also, daß es auch hinter den Kulissen Kuß- Fragen Rücfid, ten auf die Stimmung in den oberen Kreisen" die" Bil- schaffenheit der Wege geklagt, durch deren Instandsetzung für viele giebt. Man weiß, wie sich unverschämte Direktoren ihre Dienst­boten" tributpflichtig machen. dung Ja, Nuscha Buze, bekanntlich eines studentischen Vereins, der ausschließlich Arbeitslose sofort Beschäftigung, und wäre es auch nur für einige eine Dame im besten Mannesalter, ist sogar der Anschauung, fozialwissenschaftliche Studien treiben will, ver- Tage, geschaffen werden könnte. Gemeindevertreter Hack e busch das Küssen hinter den Kulissen sei gefährlich", und weiter, da hindert. Fast sämmtliche Versammlungstheilnehmer- es warenkirta erklärte sich bereit, in der nächsten Gemeinderathssigung( am 600 Studenten anwesend hielten das für in jeder Beziehung Montag) einen dahingehenden Antrag zu stellen. Besondere Miß- habe die Weigerung mehr Berechtigung". Die Stimmen find unzulässig. Einige Herren fanden sich allerdings auch, die zischten, Stimmung herrscht unter den Arbeitslosen über die oft höhnischen also in ganzen getheilt. Bemerkt zu werden verdient noch, wie als der Vorsitzende an das Ehrgefühl eines freien deutschen Redensarten, welchen sie gegenüber den zur Einstellung von faßt. Jede Künstlerin", schreibt sie, soll sich das einrichten, die Wiener Hof- Opernsängerin Frene Abendroth die Sache auf­Etudenten erinnerte. Herr v. Gerlach betonte, daß in Halle und Schneeschippern beauftragten Beamten der Gemeinde, der wie sie will. Ich für meinen Theil ließe mich nur von meinem Greifswald   sozialwissenschaftliche Vereinigungen bestehen und daß Omnibus, Dampf- Straßenbahn- und Pferdebahn- Gesell- Water, Bruder oder Bräutigam tüssen." Opportunitätsrücksichten wohl bei einem Zeremonienmeister, oder schaften ausgesetzt find. Die als Sozialdemokraten cinem Kammerherrn entschuldbar seien, nicht aber bei einem bekannten Arbeitslosen werden oft unter allerlei nichtigen Vor­Vertreter einer großen deutschen Universität.  ( Beifall.) wänden von der Beschäftigung ausgeschlossen. Nachdem wieder­Eine zweite Resolution, die das Bedauern ausspricht, daß holt zum Anschluß an die politische und gewerkschaftliche Organi­der Rektor ohne Grund zu dem Verbot gekommen ist, dessation ermuntert worden, durch die es nur allein den Arbeitern aleichen eine weitere, die lautet: In Erkenntniß dessen, daß es möglich sei, dem immer größer werdenden Druck Widerstand ent­Recht und Pflicht der akademischen Jugend ist, sich durch ein- gegenzusehen, fand eine Resolution Annahme, in der die Ver­gehende Beschäftigung mit den sozialen Fragen auf ihren staats- fammlung die heutige privatkapitalistische Produktionsweise für das bürgerlichen Beruf vorzubereiten, beauftragen wir einen Aus- Glend der Arbeiter verantwortlich macht und sich verpflichtete, schuß von fünf Mitgliedern, Schritte zu thun, um die Gründung allezeit für die Ideen und Ziele der Sozialdemokratie einzu einer sozialwissenschaftlichen Studenten- Bereinigung auf breitester treten. Grundlage herbezuführen"- wurde angenommen. In der Debatte traten die Gegensäße zwischen den antisemitsch, deutschen Studenten" und den Anhängern der früheren sozialwissenschaft­lic en Vereinigung mehrfach zu tage. Lange nach Mitternacht wurde die Versammlung geschlossen.

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Kunst und Wissenschaft.

Im Schiller Theater wird am Freitag zum ersten Male Kabale und Liebe  " aufgeführt.

Ter Verband der Möbelpolirer tagte am 21. Januar. Die Münchener freie Vereinigung", unter welchem Nach dem Bericht des Vorsitzenden über die Thätigkeit des Namen sich die ausgetretenen Mitglieder der Münchener Sezession Vereins bringt der Kassirer den Kassenbericht zur Verlesung zusammengefunden haben, hat ihre zweite Ausstellung am 2. Je Danach betrug die Einnahme 495,95 M.. die Ausgabe 476,73 M., bruar im Salon Gurlitt, Leipzigerstr. 131, eröffnet. Als Mit­bleibt mithin ein Bestand von 49,22 M. Mit einem Bestand aussteller der freien Vereinigung werden besonders auch Anhänger aus dem vorigen Quartal von 258 M. ist ein Vermögen von der neuen Richtung aus Belgien   und Dänemark   zahlreich durch 307,22 M. vorhanden. Hervorzuheben ist aus dem Bericht des Arbeits- neue Werke vertreten sein. nachweises, daß 894 Adressen abgegeben sind, wovon 656 Erledigung fanden. Zugestimmt wurde folgenden Anträgen: 1. Die Bibliothek ist am Sonntag von 9-11 Uhr vormittags geöffnet. Dieselbe be: findet sich Andreasstr. 26 bei Wilfe. 2. Wurde der Kassirer an­gewiesen, jedes Mitglied, welches länger als 8 Wochen reftirt, an seine Pflicht zu erinnern. 3. Wurde eine vom Vorstande vor gelegte Kontrollkarte des Arbeitsnachweises genehmigt. Die Arbeitslosen sind verpflichtet, diese Karte vom Arbeitsvermittler abstempeln zu lassen. 4. Vom 2. Februar ab wird pre Mitglied 10 Pf. Extrafteuer erhoben.

das Unglück passirt, daß sie von ihrer Bühne entlassen wurde, Der Kuß auf der Bühne. In Wien   ist einer Künstlerin weil sie sich geweigert hatte, ihren Partner im Spiel zu tüssen, statt den Kuß zu marfiren. Diese Affaire hat das Wiener Fremdenblatt" veranlaßt, bei einigen Künstlerinnen Umfrage über ihre Stellung in der Kußfrage zu halten. Einige der Antworten feien hier mitgetheilt.

Jusie

Vermischtes.

Konfirmandin, ist in Buchheim bei Laufigk der Ortsgeistliche, Wegen eines Sittlichkeitsverbrechens, begangen an einer Pastor Bierling, verhaftet worden. Im Untersuchungsgefängniß in Leipzig   foll er ein offenes Geständniß abgelegt haben.

Neber Blutthaten eines Trunkenen meldet ein Bericht aus Konstantinopel  : Ein Individuum, anscheinend im trunkenen Zustande, verletzte am Donnerstag auf der Straße mehrere Per­sonen, darunter den Hauptkassirer der Zentralagentur der Eisen­bahnen, Stupe, und den Attachee des Archivbureaus der Pforte, Mazhar Bey, im ganzen 13 Personen durch Messerstiche und floh sodann. Die Polizei bietet alles auf, um den Thäter zu er greifen. Stupe ist seinen Verletzungen erlegen; auch die Ver­letzungen anderer sind gefährlich. Der Sultan   hat angeordnet, die bedürftigen Verwundeten auf seine Kosten zu unterstützen.

Aus Wien   wird be­

Ein ermordeter Rechtsanwalt. richtet, daß am Freitag Nachmittag der Advokat Dr. Ifidor Rothziegel in seiner Wohnung am Rudolfsplay, im Zentrum der inneren Stadt, ermordet aufgefunden wurde. Da anscheinend scheinlich. Der Ermordete, der 38 Jahre alt war, lag vor seinem nichts geraubt und nichts beschädigt wurde, ist Privatrache wahr­Schreibtische und zeigte eine klaffende Wunde am Vorderschädel, sowie Stiche in Brust und Nacken. Die räthselhafte Blutthat erregt das größte Aufsehen, da Rothziegel, ein sehr lebenslustiger Junggeselle, eine wohlbekannte Persönlichkeit war und auch in diesem Fasching schon viele Bälle besucht hatte. Die Leiche wurde Katharina Frant schreibt: Nach meiner Ansicht sollte jede in einer Ecke des Bureaus zwischen Schreibtisch, Geldschrank und Art des Russes auf der Bühne nur markirt werden. Wer aber Bibliothek gefunden. Der Mord ist in geradezu barbarischer mit und in seiner Rolle lebt, wird sich im Augenblick des Affekts Weise ausgeführt; die Art der Schädelwunde läßt auf einen Charlottenburg  . Mehrere hundert Arbeitslose hatten sich nicht beherrschen können und sich der Wirklichkeit so nahe ge- Beilhieb schließen, mehrere Schnitte an den Händen deuten auf am Freitag Bormittag im großen Saale von Krause in der bracht fühlen, daß er trotz der abschreckenden häßlichen Theater Gegenwehr des Ermordeten hin. Die Brieftasche und die goldene Wilmersdorferstraße versammelt; ein erheblicher Theil derjenigen, schminke alle guten Vorsätze zur Markirung vergißt und Rüffe Uhr des Todten wurden bei ihm vorgefunden, in der Kasse die am Orte arbeitslos find, war anscheinend der Versammlung giebt und Küsse nimmt. Manche der Herren Kollegen benüßen waren 100 Gulden und der Kassenschlüssel lag neben der Leiche. ferngeblieben, weil der Schneefall ihnen Gelegenheit bot, ihre den Augenblick dieſer unwillkürlichen wirklichen Wirklichkeit häufig Der Mörder hatte fliehend die Bureauthür abgeschlossen und den Dienste zur Reinigung der Straßen anzubieten. Hieran tnüpfte in so wenig ritterlicher Weise, daß die Schauspielerin, wie aus einem Schlüssel mitgenommen. Der Mord ist während der Mittags­auch der Referent, Genosse Jahn, im Verlauf seiner Rede an Traume erweckt, zurückfährt und dadurch nicht selten die ganze Wirkung pause vor 3 Uhr verübt worden, ehe das Personal sich einfand. und hob hervor, daß nicht wenige in diefer Hoffnung getäuscht einer Szene verdirbt. Unsere Partner sollten deshalb in gegebenen Rothziegel's Kompagnon, Dr. Theimer, ließ die Bureauthür würden.( Beifall.) Er fritisirte die Art, wie der Ober- Bürger- Fällen im Interesse der Aufführung nicht über die Schnur sprengen, drang als Erster ein und entdeckte den Mord, der meister der Stadt Charlottenburg   vor zwei Jahren die Depu- hauen." Auch Franziska Ellmenreich   ist fürs Martiren. Sie bereits der dritte in diesem Jahre ist. Vom Thäter fehlt noch tation der Arbeitslosen empfangen hatte und dabei den Beschreibt:" Ich stelle mich zum Kusse auf der Bühne, wie ich mich jede Spur. scheid ertheilte, ein Recht auf Arbeit existirt nicht"; auch zu Dolch und Gift in dieser Welt des Scheines stelle. Man in diesem Jahre, wo die Noth besonders groß sei, müsse thut nur fo. Es ist ein allgemeiner Theatergebrauch, daß auch

Sonntagsplauderet.

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die Seugteit so sehr zu Kopje, daß sie sich vor Loyalität förm- noch vor dem Umfallen bewahren. In Marquis- Posa- Stellung lich überfugelten. Man feierte des Kaisers Geburtstag. Dunkel wimmerte Herr Carriere herzbeweglich: Laßt uns Gedanken= wurde es im Saal der Philharmonie; ein überraschen- freiheit! Uns, das heißt den allerdurchlauchtigsten, den gnädigen des Schauspiel begann. Auf that fich eine Bühne Segenspendern der Erde, den Professoren. Und was war ge Jm ftrahlend erleuchteten Gaale der Philharmonie feiert die und von bengalischen Flammen grellfarbig beleuchtet schehen? Eine Zeitschrift hatte dem gelehrten Aesthetiker und Philo­Berliner Presse ihr Ballfest. Sie ist nicht verwöhnt, die Berliner   erschienen Kürassiere und Fanfaren erdröhnten durch den sophen ein Zitat gestrichen, das ihr mit Rücksicht auf den modernen Presse. Man schmäht sie; man fujonirt fie; man sucht ihr das Saal, Glückwunsch Fanfaren. Heutzutage schmettert man Geist, der die Umsturzvorlage gezeitigt hat, bedenklich vorkam. Das bischen freien Athem zu nehmen, das sie als Mindestmaaß des seine dynastische Empfindung in Fanjarentlängen an die Deffentist das Fürchterlichste, was einem Schöngeist vom Typus Garriere's Dajeins braucht. Aber die Getretene bäumt sich nicht auf, lichkeit. Die gellende Fanfare, die neumodische Begleiterin des widerfahren kann; und derselbe Carriere, der um eines gestrichenen die Mißhandelte hat das Fluchen verlernt. Die Berliner   preußisch- höfischen Bruntes, ist also auch vom Bürgerthum als 3itats willen Mord und Beter schrie, hat im selben Aussat, Presse feiert ruhig ihre Feste. Sie ist von überquellender Güte willkommenes Sinnbild angenommen worden. Die Fanfaren er- auf dessen Zeugenschaft sich die freisinnigen Organe beriefen, sich und mit demüthiger Ergebenheit, die des Heilbronner schollen einmal und noch einmal; und immer noch hatte sich der als Dunkelmann von so trefflicher Güte entpuppt, daß der Käthchens würdig wäre, tüßt sie die Hände derer, die nach Jubel nicht gelegt. Wieder mußten die Kürassiere erscheinen und reaktionärste Polizeiminister daran seine Freude hätte haben ihr schlagen. Auf den Bällen der Berliner   Presse geht es immer von neuem ihre Fanfaren anstimmen. Sechsmal nachein können. Eeid feine Memmen, Bürger, rief er aus, und erbebt hoch her. Börse und Theater geben sich hier ein Stelldichein, ander wiederholte sich das Schauspiel; und bedächtig nickte Fürst nicht vor Ausnahmegesehen. Die wilden Sozialdemokraten Börse und Theater, die sonst in mancherlei Wechselbeziehung zu Hohenlohe   mit dem Kopf, den so schwere Amtssorgen bedrücken, bändigt und geißelt und foltert, aber uns Professoren, die wir einander stehen. Was Staat machen kann in den Reihen der und er meinte: Na, also! da zetern die Menschen, da spricht offiziell die Schüßer und Förderer der Weisheit sind, raubt in vollgiltigen, wie der Talmi- Aristokratie der Finanzwelt, und was man von bitterer Erregung und Unzufriedenheit und meine lieben aller Barmherzigkeit willen nicht die Zitaten- und Gedanken­Staat machen darf unter den echten und falschen Herrinnen der Zeitungsschreiber schwimmen doch alle in Wonne und Entzücken. freiheit! Bühne, das drängt zu den Festlichkeiten des Berliner   Journalis: Welche prächtigen, zufriedenen Menschen; ganz, wie Freund Prozig dringt der Amerikanismus selbst ins eigentliche Ge mus, wie er nun einmal geworden ist. Und streng, gar streng Köller von den Elsässern sagt. biet der Kunst. Im Palais Gerson, Unter den Linden  , ist eine ist man auf den Anstand bedacht. Wehe dem Jungfräulein vom Es giebt einen Seelenzustand bei dem einzelnen Individuum, Flucht hoher Säle einer Sonderausstellung von Werken der Frau das nicht das Recht hat, sich Freunde und wie bei der Menge, der den Ausdruck für seine Empfindungen Vilma Parlaghy   eingeräumt. In jungen Jahren, da sonst der Gönner mit schwerem Geldbeutel zu wählen. Wehe der kleinen im Massigen, im Ungeheuerlichen sucht. Man nannte und nennt ernste Künstler mühsam mit seiner Kunst zu ringen pflegt, da er Namenlosen, die doch im Grunde dasselbe treibt wie manche viel noch heute diesen Zustand, vielleicht mit ungerechtfertigtem häufig unter der Lebensnoth ächzt und wie so oft nur Muth und genannte Kollegin. Die Wächter der Ordnung und guten Sitte Borurtheil Amerikanismus". In der Bürgerschaft Amerita's Vertrauen hinschwinden sieht, läßt Frau Parlaghy sich feiern, stehen an den Eingangsthüren und weisen sie erbarmungslos soll sich der Sinn fürs Maßlose, Ungeheuerliche, wohl auch als sei sie eine Fürstin im Reiche der Kunst. Wir fällt nicht von der geweihten Stätte. Rauscht aber eine Dame, stolz auf dank einem entfesselten Kapitalismus, zuerst am deutlichsten ein, zu bestreiten, was sie tann. Manch tüchtiges Porträt, wie das einträglichere Freundschaft, in den Saal, da macht man seine ausgeprägt haben. Daher die Bezeichnung Amerikanismus". des greisen Windthorst oder des Stablewsky's hat sie mit ge­Reverenz in Andacht. Aus Achtung vor der hehren Kunst. Da entartete der zierliche Blumenstrauß zu einem mächtigen funder Kraft geschaffen. Allein weil höfische Gnaden ihr zufielen Neben der Börse und dem Theater, dem Stamm für die Ungethüm, das die Form eines Wagenrades annahm. Aus und mit diesen Gnaden die reichen Aufträge der Plutokratie, Berliner   Feste des Journalismus, giebt es indessen noch Mit dem Puppenspielzeug, das die Phantasie der Kinderwelt verlor Frau Parlaghy   Maß und Besinnung. Jus massenhafte läufer mancherlei Art. Junge Difiziere, noch leicht ge anregen sollte, wurden förmliche Wachsfiguren- Kabinets, prunt- artet ihre Ausstellung aus, alles, selbst das grausam dilettantische nügsam in ihren Amüsements, Leute aus der Diplomatie voll überladen. Man häuft Stockwert auf Stockwert, man und flüchtige, bringt sie siegesgewiß zur Schau und jede werth­und höhere Beamte. Sie sehen auf die Ehrentage" errichtet Gebäude in Eiffelthurmhöhe und freut sich, lose Stizze soll als Einfall des Genies bewundert werden. Neben des Berlinischen Journalismus herab, wie auf wunderliche seinen Nachbar übertrumpft zu haben. Zum Amerikanismus dem feinen Poträt Stablewski's sieht man das gleichgiltige, selbst­Kuriositäten. Sie lassen ihre Damen fein zu Hause. Man be- in diesem Wortsinn ist auch das deutsche Bürgerthum in gefällige Antlitz irgend eines Salo Cohn. Doch was thut's. findet sich doch als Gast der Presse nicht recht in voller Gesell- Leben und Kunst gelangt. Fanfarengeschmetter überall; mit Frau Parlaghy   versteht das Fanfarengeschmetter. Sie fühlt schaft. Die Presse, in ihrer grenzenlosen Güte und Duldsamkeit, Fanfaren verkünden die Berliner   Zeitungsschreiber ihre loyalen instinktiv, wo überall die Bedientenhaftigkeit herrscht, die sich jedes thur, als merkte sie derlei nicht. Fürst Hohenlohe, der Reichs- Empfindungen. Mit Fanfarengeschmetter weisen Katheder selbständigen Urtheils entäußert; und so ließ sie hunderte Bhoto­fanzler, hatte jüngst erst den Ball der Berliner   Presse mit seiner sozialisten und Professoren auf ihre wissenschaftlichen Fehden hin, graphien von sich anfertigen und versah sie höchst eigenhändig mit ihrer Gegenwart beehrt; und vergessen war alle Qual, fein dumpfer dem faustkampf- lustigen König Stumm begegnet Adolf Wagner Unterschrift. Die werden am Eingange zur Ausstellung verkauft. Groll mehr durfte aufkommen ob der Knebelparagraphen, die der nicht mit der Ruhe, mit der man dem Gegner abthut, dem man Wer wollte auch das Konterfei der genialen Künstlerin nicht Presse drohen. Man war einfach überwältigt von so viel überlegen ist. Man will doch auch an die erzbewehrte Helden- besitzen, noch dazu mit der eigenhändigen Unterschrift: Vilma Ehre. Die deutsche Bedientenhaftigkeit, die vielleicht am brust pochen, so zu sagen, und der Welt beweisen, daß man Parlaghy"? tiefsten im schwer gehezten, ewig mißhandelten Journalismus Lieutenantsmuth besitzt. Von M. Carriere, dem Philosophen, der Und ist die geplante Massenaufstellung von Fürstendenkmälern Berlins   sitzt, zerdrückte Thränen der Rührung in den Augen; jüngst in München   starb, brachte die bürgerliche Prefse vor einiger in der Siegesallee   nicht auch ein Zeichen der Zeit? Ein und wie gemüthlich der großmächtige Herr that. Ein echter Beit einen Aussat, der den Münchener Schönschwäßer und seinen Schock Bildsäulen, doch zumeist von uniformem Gepräge! Kann Grandseigneur, Herr und Gebieter im Amt, freundlich- gemüth- Amerikanismus so recht kennzeichnete. War das ein Wehruf, da wirklich der monumentalen Kunst Anregung und Heil er licher Plauderer beim Vergnügen. Den armen Federhelden stieg als sollte er das verrätherische Zentrum im letzten Augenblick blühen? Alpha.

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