sahrungsgsmäk gerade die Anwesenheit von Truppen am wenigsten die Ruhe unter den Streikenden fördert. Nun wird man über diese Dinge nicht schreiben dürfen, der kapitalistische Staat will gegen den„inneren Feind" wüten, wie er will— aber die Oelfentlichkeit darf davon nichts erfahren. Der£} 27 schützt von vornherein alle Spitzel und»xemts pi-ovocateurs vor einer Strafe, indem er Straffreiheit dem zusichert, der„tätige Reue" empfindet und eine strafbare Hand- lung anzeigt, bevor sie entdeckt ist. Gleichzeitig mit den Freiheitsstrafen können nach§ 29 auch Geldstrafen verhängt werden usw. bis zu 590 900 Kronen, unter Umständen kann auch die Konfiskation des Vermögens ausgesprochen werden. Die bedingte Verurteilung wird für eine Reihe von Vergehen aufgehoben, bei den meisten Verurteilungen können auch die bürgerlichen Rechte aberkannt werden. Für die Beurteilung der meisten im Gesetze genannten Vergehen wird ein Staatsgerichtshof errichtet, gegen dessen Entscheidungen der bedingte Rekurs an das Oberste Gericht ergriffen werden kann. Die Zusammensetzung dieses Gerichts öffnet der Willkür Tür und Tor. Die Be- rufsrichter werden vom Präsidenten des Obersten Ge- richts, die nichtrichterlichen Juristen vom Präsidenten der Re- publik autokratisch ernannt. Irgendeine Befragung der Volksvertretung erfolgt in keiner Weise. Die Berufung an das Oberste Gericht kann nur in Form einer Nichtigkeitsbeschwerde, keineswegs aber gegen das Strafmasi erfolgen. So betrachtet, ergibt sich aus dem Gesetzentwurf, der von den Koalitionsparteien auch ohne sonderliche Abänderungen beschlossen und damit nach acht Tagen Gesetz werden wird, dasi er sich fast ganz gegen die von der Verfassung gewähr- leisteten demokratischen Rechte des Staatsbürgers wendet und insbesonder die gesamte Arbeiterbewegung hart bedroht. Jede Opposition soll mit Gefängnis, Kerker, Geldstrafe und Ehrverlust unmöglich gemacht werden. Die Bestimmungen des Gesetzes werden sich natürlich auch gegen die tschechische Arbeiterbewegung wenden, deren Repräsentantin, die tschechische Sozialdemokratie, heute mit zu den lautesten Rufern im Streite für dieses Gesetz gehört. Die deutsche Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei hat, ihrer proletarischen Pflicht folgend, dein geplanten Aus- nahmegefetz den schärfsten Kampf angesagt, ohne es zurzeit infolge der verworrenen politischen Verhältniste, bei denen Arbeiter gegen Arbeiter stehen, wobei der lachend« Dritte das Kapital ist, verhindern zu können. JnMasienveriammlungender deutschen Arbeiterschaft, die im ganzen Lande bereits im Zug« find, zwischen dem 3. und 5. März aber eine machtvolle Steige- rvng erfahren sollen, wird das deutsche Proletariat seinem Protest gegen das Ausnahmegesetz Ausdruck verleihen. So wird das beschlossene Gesetz von vornherein auf sehr schwachen Füßen stehen, dies um so mehr, da es nur mit einer sehr schwachen Mehrheit sanktioniert werden wird. Bon den 287 Abgeordneten stimmen nur 169 für die Mehrheit, 127, mehr als zwei Fünftel, stehen in Opposition. Man pflegt sich bei den Koalitionsparteien, besonders bei den tschechischen Sozialdemokraten dahinter zu verschanzen, daß auch in Deutschland ein Schutzgesetz für die Republik besteht. Diese Argumentation übersieht aber völlig, daß in Deutschland die Republik durch die monarchistischen Quer- treibereien ernstlich bedroht ist, während in der Tschecho- slowakei jede Voraussetzung für ein solches Gesetz fehlt. Kein vernünftiger Mensch denkt an die Bedrohung der Re- publik. Die Unzufriedenheit des Proletariats, seinen Kampf um eine Verbesierung mit Ausnahmegesetzen erwürgen zu wollen: an dieser Aufgabe ist schon Bismarck gescheitert, und es wird auch Kramarsch an ihr scheitern, wenn er schon durch einen grotesken Witz der Geschichte eine sozialdemokratische Partei auf seiner Seite hat!
Das Wahlprüfungsgericht beim Reichstag nahm am Tonnabend eine Brätung der odcrichlesis-bcn Wahlen vor. Gewählt wurden die ZentriimSabgeordneten Ehrhardt, Olitzka, Zipper, der deutschnational« Abg. Wolf und Genosse OkonSti. Das Wahlprüfungsgericht erklärte die Wahlen sür gültig.
Das Schulwesen in Sowjetrußlanö. Wie fast alle Nachrichten über die Zustände im neuen Rußland , so leiden auch die über das Bildungswssen unter der tendenziösen Färbung, die sie je nach der Quelle annehmen, aus der sie stammen. In den meisten Fällen schildert uns die«in« Seite ein glückseliges Paradies, während die andere alle Schrecken der Hölle ausmalt. In der neuesten Nummer der von der Internationalen Arbeiterhilfe für Sowjetruhland herausgegebenen illustrierten Zeitschrift„Sichel und Hammer" ergreift jetzt L u n a t s ch a r s k i, der Leiter des russischen Volkskommissariats für Dolksaufklärunq, selber das Wort und gibt in einem wegen seiner zahlreichen tatsächlichen Angaben sehr inter- esiant« Artikel einen Ueberblick über den heutigen Stand des sowjet- russischen Schulwesens. Danach kommen für die Organisation der Schulen usw. vor allem zwei Gesichtspunkte in Betracht: erstens der Kampf gegen das Analphabetentum und zweitens die Ausbildung von Proletariern zur Uebernahme solcher staatlichen und gesellschaftlichen Funktionen, wie sie bisher die bürgerliche Intelligenz ausgeübt hat. Der ersten Aufgab« dient die Hauptstelle für politische Aufklärung, das„Glaw. politprohwjet", besten Tätigkeit sich trotz seines Namens keineswegs auf das rein politische Gebiet beschränkt. Im Jahre 1919— 1920 wurden von ihm 80 000 Stellen errichtet, in denen über 2 800 000 Menschen lesen und schreiben lernten. Diese Zahl mußte ober aus Sparsamkeitsrückstchtcn bald bedeutend eingeschränkt werden. Das andere Ziel sucht die Hauptstellc für Berufsausbildung(„Glaw- profobr") zu verwirklichen durch Schassung eines Netzes von Partei- schulen, die die ersten marxistischen Begriffe vermitteln, und durch die Parteiuniversitäten in Moskau und Petersburg , die in dreijährigen Kursen den fähigsten Elementen eine„kommunistische Bildung" geben. Dieses Schulnetz umfaßt 30 000 junge Menschen. Außerdem wurden in den Hochschulen Arbeiter-Fatultäten eingerichtet, an denen mehr oder minder vorbereitete Arbeiter, die über eine bedeutende praktische Erfahrung verfügen, die Möglichkeit erhalten, höhere Lehr- anstalten zu besuchen. Auch dieses System umfaßt 30 000 Studenten. Im Jahre 1922 erwiesen sich 3300 Personen, die in Universitäten und technischen Hochschulen aufgenommen wurden, als vollständig vorbereitet. Die Hauptschwierigkeit besteht jetzt darin, daß der Sowjetregierung nicht die genügenden materiellen Mittel zur Der- sügung stehen, um diesen Studenten einigermaßen befriedigende Lebensbedingungen zu schaffen. Die Studenten müssen nach Lunat- scharskis Worten„mehr als bescheiden leben, und diese Frage bildet sür das Boltskommistariat für Aufklärung ein schwieriges Problem". Das zarische Rußland unterhielt auf dem Gebiet der jetzigen Sowjetrepublik 30090 Schulen. Anfang 1920 erhöht« sich diese Zahl auf 79 099, gegenwärtig existieren— Mangel an Mitteln nötigt« zur Einschränkung— nur noch 45 000 Schulen. Di« Zahl der Schüler ist freilich nicht so stark gesunken, aber sie beträgt doch weniger als 50 Proz. aller russischen Kinder. Di« Grundlage bil- det die Einheitsschule, die in allen ihren Klassen jedem zugänglich ist. Dos Schulgeld war aifangs abgeschafft, mußte aber späier für wohlhabende Familien wieder eingeführt werden, so daß gegen- wärtig nur etwa 60 Proz afln Schüler kostenfreien Unterricht er-
berliner Der außerordentliche Bezirkstag der Berliner Organisation be- endete am gestugen Sonntag die vor einer Woche begonnene Be- sprechung des Referats von Otto Wels ; da Wels gestern nicht in Berlin sein konnte, wurde er vom Gen. Dr. Hilferding ver- treten. S ch w a h n: Als Cuno die Regierung übernahm, stellte er sich auf dem Boden der Erfüllungspolitik Wirths. Cuno kann aber n i e die Absicht, zu erfüllen, gehabt haben, denn sonst könnte er ja nicht der Vertrauensmann der Schwerindustrie sein. Kann man Erfüllungspolitik treiben, wenn man der Vertrauensmann dieser Leute ist? Die Partei bekämpft augenblicklich zu drei Zehnteln den sianzösischen und nur zu einem Zehntel den deutschen Kapitalismus. Der Redner polemisiert gegen den„V o r w ä r t s", der in der Frage der Kohlensteuer und auch in anderen Fragen versagt habe. Es geht nicht an, daß der Chefredakteur in seiner sonst so prächtigen Weise über diese Ding« einfach hinweggeht Es soll der deutschen sozialistischen Presse eine namhafte holländische Summe zur Der- sügung gestellt worden sein. Darüber ist noch keine Aufklärung ge- geben worden. Bielleicht hätte man durch sie den Abonnements- preis niedriger halten können.» Dreyfuß: Ich habe als Vertreter de»„Daily Harald" das Ruhrgebiet bereist und die Stimmung der Bevölkerung anders tennengelernt als der Genosse Stamper, gegen den ich keinen Bor- wurf erheben will. Es ist doch ein Skandal, daß der Chefredakteur des Zentralorgans der sozialdemokratischen Partei nicht in die Lage versetzt wird, sich aller technischer Hilfsmittel bedienen zu können, wie es jedem Auslandskorrespondenten ermöglicht wird. Wenn man sich aber der technischen Hilfsmittel aus ökonomischen Rück. sichten nicht bedienen kann, verlernt man bald, sie anzuwenden. So geht man«her aus von vorgefaßten Meinungen und läßt sich weniger von den Tatsachen leiten. So kommt es, daß die Verbindung zwischen Berlin und der Ruhr fast völlig unterbunden ist. Im Ruhrreoier denkt man durchaus wirtschaftlich. Man befolgt dort die Berodnungen der Berliner Regierung, soweit sie durchführbar sind. Die hiesig« Stimmung wird sehr gut wiedergegeben in einem Artikel G o t h e i n s im„Acht-Uhr-Abend- blatt", m dem es u. a. sinngemäß heißt:„Lieber werden die Ruhrarbeiter den letzten Koksofen sabotieren, als ihn den Franzosen zu überliefern." Man hat im Ruhrgebiet darüber nur verächtlich die Achseln gezuckt. Statt von hier aus Flugblätter ins Ruhr- gebiet zu senden, sollte man lieber prominente Arbeiterführer des Ruhrgebiets nach Berlin kommen lassen. Ich beantrage daher die alsbaldige Einberufung einer Berliner Funktionäroersammlung mit der Tagesordnung:„Der wirtschaftliche Kampf im Ruhrgebiet ", in der Vertreter der Eisenbahner, Metallarbeiter und Bergleute aus dem Ruhrrevier sprechen sollen. Der Redner legte ein« Resolutton vor, die die Wünsch« der Ruhrarbeiter ausdrücken soll und sagt, daß der Kampf der Ruhrarbeiter nicht aus nationali st ifchen Gefühlen, sondern aus dem Drang« nach Freiheit und dem Haß gegen den Imperialismus entspring«. Das nächste Ziel der Partei sei, zu Verhandlungen mit Frankreich zu kommen, die die Freiheit des Ruhrreviers sicherstellen sollen. Das könne nur durch Aufstellung und Ausführung eines befriedigenden Programms der Erfüllung geschehen. Z w t e l i n g: Ich glaube, daß auch wir nicht berechtigt sind, den Ruhrarbeitern Rarschläge zu erteilen. Diese Ausfassung wurde auch vom Genossen Stampfer vertreten, als er sagte, daß ihm die Zusttmmung der Ruhrarbeiterschaft wichtiger sei als die Aufhöusers. Wir müssen uns klar darüber fein, daß eine in unmittelbarem Kampf stehende Front sehr leicht gegen den Gegner«inen unsachlichen Haß bekommen kann. Diese Gefahr wird von Tag zu Tag ver- stärll durch die Haltüng des„B o r w ä r t s" in dieser Frage. Wir sind nicht nur eine Partei der Ruhrarbeiter, sondern eine des ge- samten Proletariat-. So kann es kommen, daß die Partei unter Umständen eine Haltung einnehmen kann, die nicht ganz der Stim- mung der Ruhrarbeiter entspricht. Es darf nicht geschehen, daß wir durch Rücksichten auf außen politische Fragen ins Hintertreffen kommen. Wir dürfen nicht aus Opportunitäts gründen die prinzipiellen Fragen zurückstellen. Wir haben nicht einen Einfronten-, sondern einen Zweifrontenkrieg zu führen. Eduard B e r n st e i n: Ich habe mir erlaubt, zu der Resolu- tion Wels«ine Ergänzung einzubringen, die bereits in die im„Vor- wärts" abgedruckte Resolution aufgenommen ist. Es handelt sich um dies« Stell«:„Er warnt die Reichsregierung eindringlich davor, sich durch verbrecherische Hetze sich national oder völkisch nennender Ele- mente von irgendeinem Schritt abschrecken zu lassen, der ernst« Prü-
halten. Aus der ersten Schuistus«, den ersten vier Klassen, werden die sähigsten Schüler für die Schule zweiter Stufe ausgesucht, die sür 5 bis 6 Proz. aller Kinder zugänglich ist. Sie entspricht der früheren Minclschul«, hat aber aufgehört, ein Privilegium des Bürgertums zu sein, sondern ist in bedeutendem Maße demo- kratisiert und an manchen Orten proletarisiert. Zwischen die Schu- len erster und zweite Ctuje sind schließlich noch 309 Schulen einge- fügt, die von 30 009 halberwachsenen Fabriklehrlingen besucht wer. den und neben der tlchnischen auch eine elementare Bildung ver. Mitteln. Was die innere Ausgestaltung des russischen Schulwesens an- betrifft, so gelang es, die Reformen durchzuführen, die keine bcson- deren Ausgaben erfordern: Modernisierung des Lehrplans mit Abschaffung der klassischen Sprachen, gemeinsomer Unterricht für Knaben und Mädchen, Selbstverwaltung der Schüler usw. Da- gegen vollzieht sich die Einführung der Arbeitsgrundsätze der Schule in Uebereinstiinniung mit den marxistischen Grundsätzen über den Kontakt der Schule mit der Industrie in sehr langsamem Tempo. Man muß sich mit dem Bewußtsein begnügen, daß es ziemlich viele städtischen Schuten gibt, die ihre eigenen Werkslätten haben, und nicht wenige Torfschulen, die ihren Unterricht auf die Baucrnwirt- schast stützen und die ihre eigenen Obst, und Gemüsegärten, Hühner. Höf« und manchmal auch eigen«! Weideplätze haben. Di«„ßchnnstilute" liefern jährlich etwa 1090 Lehrer.„Einige dieser Schulen"— sagt Lunatschorki—„haben bereits solche Lehrer hervorgebracht, wie wir sie uns wünschen, die Schulen in Petrograd , Moskau und in der Provinz. Ander« bedürfen noch einer großen Arbeit, da es an Lehrkräften kommunistischer Charak- tcrs selbst für die Lehrinstitute mangelt." Alles in allem gewinnt man den Eindruck, daß der Ausichwung, den das russische Bildungswesen in den ersten Iahren der Republik genommen hat, durch den Uebergang zur„neuen ökonomischen Politik", sehr wesentlich gehemmt worden ist. Es fehlt an den nötigen materiellen Mitteln. Um all die Pläne zu verwirklichen, die man entworfen hatte, ist— nach Lunatscharskis eigenen Wor- tcn—„eine viel solidere Basis notwendig." Ob es gelingen wird, diese Basis in absehbarer Zeit zu schaffen, kann erst die Zukunft lehren._
Ruhr -Orchesier. Di« Städte Bochum , Dortmund , Essen entsandten ihre Musiker zu uns, um künden zu lassen, welch herrlichen Geistes sie in traurigster Stunden fähig sind. Diese künst. lerische Gesandtschaft spricht durch den Mund Schulz-Dornburgs hohe, schöne Worte der Verbrüderung, der Gemeinschastlichteit. des Brücken- baues von Land zu Land, von Mensch zu Mensch Im Großen Schauspielhaus rüstet sich eine mehr als hundertköpfige Musikerschar zur Tat. Drei Dirigenten, alle drei von beneidens- werter Eigenprägung, übernehmen die Führung. Max Fiedler ist längst als einer der bedeutendsten Brahms -Interpreten bekannt und siegt hier mit der 1. Sinfonie, S ch u l z< D o r n b u r g, der Erste, der in Deutschland Bruckner.Fest« zuwege brachte, leitet die Feier durch das Adagio der 6. Sinfonie ein. Ein« Andacht,«ine Inbrunst, eine Kenntnis der Sorgfalt ohne gleichen, tief durchlebt und nur in die Ungunst de» Raumes au Klangintensität uerlierend.
eks-Parteitag. fung der Umstände als Gebot der Vernunft erscheinen läßt." Es geht heute ein« schamlose Hetze vor sich, er regiert die Phrase vom Durch- halten bis zum End«. Der Fall hindenburg ist typisch. Wie kann dieser Mann, der politisch ein Kind ist, erklären:„Lieber eine Million Menschen opfern, als in Schande leben." Es ist nie- mals ein« Schande, der U e b e r m a ch t zu weichem Gewiß, was die Schuft« in Paris anordnen, dafür ist kein Wort zu scharf. Die Ruhrbeoölkerung führt augenblicklich«inen Kampf, von dem wir zwar wünschen, daß sie ihn bis zum erfolgreichen Ende kämpfen könnte, voii dem wir aber wissen, daß die Kräfte sehr ungleich verteilt sind. Wir sind den Gewalimaßnahmen der Franzosen gegenüber wehrlos. Selbst Westarp hat zugegeben, daß Gewalt eine Torheit wäre. Wir haben keine Macht außerhalb Deutschlands , die uns zu Hilfe kommt, weil die Großen mitgewirkt haben an der Schaffung des Verfailler Bertrages, und weil die Kleinen sich von den Großen einschüchtern lasten. Das lange Hinhalten nützt uns gar nichts, wir müssen erklären, was wir lei st«n wollen. Am 28. April 1917 hat die damalige konservative Partei in einer Resolution gegen den von der Sozialdemokratie geforderten Frieden obne Annexionen protestiert, weil er das Vaterland in den Abgrund führen würde. Wir könnten heut« froh sein, wenn wir einen solchen Frieden bekommen hätten,(Zustimmung.) Das Tollste ist, daß die Leute, die diesen Wahnsinn vertreten haben, heute das große Wort führen dürfen. Das zeigt allerdings, daß wir nicht ganz auf der Höh« sind. Ich glaube, daß die Partei sich, von ein- zelnen Entgleisungen abgesehen, objektiv verhatten hat. Sie hat sich leider nur zu sehr auf Abwehr beschränkt. Der„Dorwärts schreibt mir ein wenig zu vornehm. Dies« Leute müssen schon etwas gröber angefaßt werden.(Zustimmung.) Taffache ist, daß derjenige, der gleichzeitig nach zwei Fronten kämpfen will, sein« Kraft schwächt. Es ist auch eine Phrase, zu sagen,„wir haben kein Baterland". Dies« Auffassung ist ganz falsch. Wer kann denn von den Arbeitern heute noch auswandern? Di« Arbeiterschaft als Slasie ist gebunden an ihr Land und sie hat ein Interesse daran, daß ihr die Produktionsmittel nicht gestohlen werden.(Zustimmung und Beifall.) Daher tritt auch keine Klasse so energisch für die Recht« unseres Landes«in, wie die Arbeiterklasse und ihr« Partei, ffns fehlt ober eins: das Feuer und die Wärme, um der Arbeiterschaft das Bewußtsein der großen Mission ihrer Klasse einzuprägen. Da muh mehr ge- schehen, dann wird die Sozialdemokratie auch wieder die stärkste Partei in Berlin werden. Ein Schlußantrag wird angenommen. Hilferdings Schluhworl: Unsere Politik wird bestimmt durch Ereignisse, auf die wir keinen Einfluß haben. Wir haben von Anfang an crklärt, daß wir den passiven Widerstand unterstützen, und ich glaube, daß das von der gesamten Politik gebilligt wird und gebilligt w:rden muß. W i r müssen uns klar sein, daß cs sich bei diesem Kampf um eine groß- artige neue Erscheinung in der Geschichte handelt. Tolstoi empfahl gegen den Krieg den paisiven Widerstand und wurde dafür als weltfremder Phantast angesehen. Nun wird diese Idee verwirklicht. Es ist ein harter Schlag gegen den Mili- tarismus, daß der passive Widerstand, die Waffe der Arbeiterschaft, die dem gewaltsamen Einbruch entgegengestellt werden kann, bis zu einem gewissen Grade auch Erfolg hat. Der Sinn tiefer Politik ist, daß gegenüber dem Eingriff des Mitttarismus die U n v e r- f e h r t b e i t unseres Landes gewahrt werden muß. Die Unab- hängigkeit der Nuhraibeuerlchaft mutz c- holten und ihr Zusammen- hang Mit uns darf nicht gestprt werden, denn die deutsche Arbei- terbewegung würde in ibr wertvolle Kräfte verlieren. So ist es eine sozialistische P stich,, die sie bei ihrem Kampf erfüllte. Ich babc noch nie ei» so gutes soz alistifches Gewissen gehabt wie in jenem Augenblick, als ich für den passiver, Wii erstand eintrat. Weng ,!ir D»it E'ngriff der Franzosen nln> ckrer,. so geben wir desw g«n nicht unser Fellhalten an der Erfüllungspolitik auf. Unser Stank- punkt muß sein' rtftt'C oder versteckte Annexion nem, drt'mal nein, zur wirffchastlichen Berständigung aber sind wir jederzeit bereit und dazu muß jede Gelegenheit ergriffen werden. Sie fordern den Sturz der Regierung Cuno. Das hat zur Voraussetzung, daß ihre Nachfolgerin unsere Politik macht Glaubt, irgend jemand, daß, wenn wir die Regierung Euno jetzt stürzen, bürgerliche Parteien bereit wären, mit uns eine Re- gierung zu bilden? Ich fürchte vielmehr, daß dieser Versuch der Regierung Euno die Unterstützung der Deutschnotionale n
Wilhelm Sieben hätte man bald auf den Schultern fortgetragen: der jugendliche Meisterdirigent war bei der Leitung der V. Beet- hovenseljen Sinfonie ein Feuer, eine Schleuder, ein von Musik wahr- Haft durchbrauster Musikant. Im Aufschwuna dieses Kapellmeisters und dieses Werkes kam eine heldenhaft-pattiotische Erregung zustande, die durch eine politische Ansprache des Reichspräsidenten noch vertieft wurde. S. Iadlowker-Gaslspiel. Er ist nicht mehr der strahlende Lyriker von einst, aber er ist auch schon wieder über den Tiefstand der letzten beiden Jahre hinaus. Das bringt nur ein Mann von künstlerischer Zucht zuwege. Sein Graf Richard ist eine stilisttsch fein gesungen«, leicht und gut gespielte Partie. Die hohen Töne zwar sind heiser, beschattet, oequält, die Mittellag« aber so edel, so weich, daß man sich über jede Fermate, jedes italienisch« Rubato freut. Leider ging der Orchestericiter auf seine derartige Intention ein: es schien wieder ein- mal ohne Probe gehen zu sollen. Stärker als Iadlowker, der im Sterbcokt ergreifend wirkte, wurde S ch l u s n u s gefeiert, lieber- all. wo Battistini nicht den Applaus auf offener Szene erntete, reichte man auch diesem Meister des deutschen bei conto den Lorbeerkranz. Auch die Amalia der Frau Heckmann-Bettendorf fand in ihrem teilnahmsvollen Spiel Anerkennung. K. S. Hakenkreuz-Terror In Prag. „Die letzte Nacht", die ge. walttge Schlußszene aus Karl Kraus '„Letzten Tagen der Mensch. heit", ist im Prager Deutschen Theater von der bevor- stehenden Aufführung abgesetzt worden, weil die Hakenkreuzler, be- sonders ihre akademische Hauptstteitwacht, mit Radau gedroht hatten, wenn dieses„deuffchfeindliche" Stück aufgeführt würde. Karl Kraus ' Tragödie geißelt nämlich die B e r d« r b e r des deutschen Namens und läßt eigentlich die rcichsdcutschen Offiziere noch eine sehr gute Rolle spielen im Vergleich zu den„Feschaks" der habsburgischen Armee. In Prag hoben die Hakentreuzler es schon zum Rücktritt des Universitätsrektors gebracht, den sie wegen feiner jüdischen Ab- stammung matzlos anpöbelten. Man kann sich vorstellen, wie sehr es den tschechischen Interessen dient, daß das bißchen Präger Deutschtum jetzt ganz von Hitlerianern repräsentiert zu werden scheint! Einst und jetzt! In Preußen bestand seit 1811«ine Kopfsteuer, die% Taler betrug. 1820 wurde sie durch die Klassensteuer ersetzt. die 1822 vervollkommnet wurde. Danach gab es vier Hauptklassen mit je drei Steuerstufen. Klasse l zahlt« 144, 96, 48, Klasse II: 24. 18, 12. Klasse III: 8. 6. 4. Klasse IV: 3, 2. und IV- Taler Steuer. Der reichst« Mann in Preußen zahlte also jährlich 144 Taler Steuer. Damals kam der Staat mit solchen bescheidenen Beträgen aus, und heut« hat«r bei Milliarden-Einnahmen Milliarhen-Defizit«.— Wilhelms„herrliche Zeiten!" Der stcgreichc Kintopp. Da».»rohe Hau»'? de» Iteglitzer SchlobparktbeaterS schlieft am 15. leine Pforten aiS Sprechbahne , um sie als Filmbühne wieder»u öffnen. Die Zimeritanisrf!« Verrtniguug kür staatsbürgerliche«rziehaog veranstaltete ein Preisausschreiben für Schüler aller Länder ilder das Tbema .Die wcserllichen Grundlagen sür da» Zusammenwirken aller Menschen und Böller'. Ein Schüler de« Gymnasium» in Dablem erhielt den drtt en Drei»(25 DollarZV Ein neuer Wettbewerb ist ausgeschrieben. Näberes bei dem Internationalen Arbeitstreise sür Erneuerung der Erziehunz, Berlin W. 8, Behrenjlr. LS».