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auf dem letzten Loche, und das sei bei uns n o ch lange nicht der Fall. Deshalb lalle man nicht von Verhandlungen reden, wo handeln notwendig sei. Unser Kampsziel müsse sain, Herrn poincare beizubringen, dah Friede ernährt und Unfriede verzehrt.' Unbequeme fragen üer„Cre Nouvelle*. Amtliches Dementi gegen die„BorwärtS"- Darstellung über Recklinghansen. Paris , 5. März.(WTB.)„Ere Nouvellc" veröffentlicht folgende Auslassung: Der diplomatische Verichterstattcr unseres Blattes hat grstern entsprechend der Weisung des Ministeriums für Aus« wartige Angelegenheiten ein Dementi seiner Regierung über die Zwischenfälle in Recklinghausen nach der Dar- stellung des„Vorwärts" veröffentlicht, über die„Ere Rouoelle" eine Untersuchung verlangt hatte. Weiter heißt es, selbst- verständlich habe es(das Blatt) damit eine amtliche Erklärung wiedergeben wollen, für die die Regierung die volle Verantwor- tung trage. Es habe in der Angelegenheit keinerlei persön« l i ch e Ab s i ch t ausgesprochen. Seit Ende Januar lebe man unter ZwÄdeutigkeiten. Man sei noch dem Ruhrgebiet mit dem Gedanken gekommen, daß es sich um Beschlagnahme von Pfändern handele zu dem Zwecke, Frankreich die Bezahlung der Reparationen zu ge- währleisten, heute sei aber weder von der Beschlagnahme von Pfändern, noch von Zahlungsmitteln die Rede. heute fei nur noch die Rede von Sicherheiten. Indessen müsse klargestellt werden, ob das Ruhrgebiet Geld einbringe oder nicht. Bringe es Geld ein, warum werde dann nicht mehr von all dem geredet, was sich auf den finanziellen Ertrag der Besetzung beziehe? Warum gebe man sich den Anschein, als habe man kein I n t e r- esse an dieser Bezahlung, die man noch vor zwei Monaten als unbedingt notwendig erachtet habe? Wenn dagegen in dieser Bs- ziehung von der Anwefenheit der französischen Truppen im Ruhr- gebiet nichts zu erwarten sei, warum zerstreue dann die Regierung nicht endgültig die Illusionen? Wenn es sich aber nicht darum bandele, in Essen zu bleiben, damit Frankreich Bezahlung finde, sondern damit es gut verteidigt sei, dann möge man das auch sagen. Es liege auf der Hand, daß sich Polncare durch die vollständige Enlhüllung dessen, was sich seit dem Eintritt der Franzosen in das Ruhrgebiet abgespielt habe, vielleicht eine recht lebhaste Kritik zu- ziehen werde. Sicher aber werde man sagen, daß er dem Lande gegenüber keine klar« Sprache geführt habe. Wenn man ferner, wie der Kriegsminister glaube, ein haßerfülltes Deutschland vor sich habe, das zum baldigen Angriff auf Frankreich be- reit sei, wenn diese Ansicht nicht nur aus Besorgnis, sondern auf Beweise stütze, dann möge man vor allen Kanzleien Europas die Beweismittel veröffentlichen und England und Amerika die Folgen darlegen, die die Aufgab« des Gmeralpaktes noch sich gezogen habe. •k Die Berichte des„Vorwärts" über die Borfälle in Reckling- Haufen, wo am 7. Februar ein harmofes Theaterpublikum aus einer Aufführung des„König Lear" mit französischen Offiziers-Rcitpeitschen hillausgetrieben wurde, beschäftigen die französische Öffentlichkeit ziemlich lebhast. Ln der Kammer Hot der greise Friedensfreund Buiffon eine Anfrage über sie eingebracht, und„Ere Nouvelle" hatte einen Protestartikel gegen sie veröffentlicht. Solche und ähnliche Regungen der Menschlichkeit sind für Frankreich ehrenvoller als alle Heldentaten, die Herr Degoutte an der Ruhr vollbringt. Am 4. März teilte„Ere Nouvelle" mit, sie habe durch„Erkundigungen aus bester Duelle' festgestellt, daß alles, was aus Recklinghaufen über Miß- hand'ungen berichtet wurde,„absolut falsch" sei. Wir können dazu nur erneut erklären, daß die Vorgänge in Reck luighausen von unserem Ehefredakteur, Genossen Stampfer, persöillich durch Vernehmungen an Ort und Stelle festgestellt wurden, ferner ein Berichterstatter des„Manchester Guardian" an diesen Er- kundungen teilnahm und als ihr Ergebnis einen Bericht gab, der sich mit dem des„Vorwärts" inhaltlich deckt. Wenn die französische Regierung aus Recklinghausen einen Bericht erhalten hat, der diese Tatsachen bestreitet, so ist daraus weiter nichts zu entnehmen, als daß die Herren Offiziere, denen die Schandtat von Recklinghausen zur Last fällt, nicht den Mut aufbringen, sich zu Ihren Taten zu bekennen. Was bei dieser Sorte von Offizieren allerdings auch nicht weiter oerwunderlich ist. 9 Im übrigen gehl aus der oben wiedergegebenen neuesten Aus- lasiung der„Ere Nouvelle" deutlich hervor, daß sie dem Dementi der französischen Regierung nicht unbegrenzt«» Vertrauen entgegen- bringt. Leon Slum gegen polncarös Schweigetaktik. Paris , L. März.(WTB.) Der Führer der sozialistischen Kammerfroktion, Abgeordneter Leon Blum , stellt in einer Er- klärung fest, die ganze öffentliche Meinung in Deutschland fei heute davon überzeugt, daß Frankreich ins Ruhrgebiet eingerückt sei, um unbegrenzte Zeit dort zu bleiben, und daß es die Bildung eines aus dem Ruhrgebiet und dem linken Rheinufer sich zusammensetzenden autonomen Staates, d. h. eine Zerstückelung des Deutschen Reiches im Auge habe. Wenn die Deutschen sich in dieser Auffassung bestärken wollten, brauchten sie übrigens nur die französischen Zeitungen mit Einschluß des„Journal Officiel" einzusehen. Dort sei zu lesen, Frankreich halte das Ruhrgebiet besetzt, um sich gegen eine drohende deutsche Revanche zu schützen, und die Sicherheit Frankreichs werde durch den Besitz des Rheintals und des industri - ellen Arsenals im Ruhrgebiet gewährleistet. Blum stellt der Schweigetaktik Pvincares und seiner Weigerung, die wahren Ziele Frankreichs unzweideutig und feierlich zu ver- künden, die Erklärung der belgischen Regierung gegenüber. Dieser Erklärung zufolge hätte die belgische Regierung nicht di« Ab- sicht, sich auf die Dauer im Ruhrgebiet einzurichten. Die Besetzung wäre in keiner Weise der Deckmantel für einen politischen Hintergedanken, ihr ausschließliches Ziel wäre, die deutsche Re- gierung und den deutschen Kapitalismus zu annehmbaren Bor- schlügen zu zwingen. In Frankreich aber schweige die Regierung, während die Presse rede. Entweder General Degoutte rufe gus: Wir sind für 10 0 0 Jahr« im Ruhrgebiet , oder aber Poincarö er- kläre: Wir bleiben solange da, bis bezahlt ist. Der versuch öer �ushunaeruna. Die Direktoren der geplanten französisch- belgischen Eisenbahnverwaltung im Ruhrgebiet treffen gegenwärtig die ersten Vorbereitungen zur Uebernohm« ihres Amte». In- zwischen sind dl« Mili'ärs eifrig dabei, den neuen Männern die künftig« Arbelt zu erleichtern. Sie„beschlagnahmen" alles rollende Material, das ihnen vor die Firger kommt, so daß jetzt schon in- folge Mangels an Verkehrsmitteln ein geregelter Zugver- kehr unmöglich ist. Die jetzt noch auf dem Eis«nbohnweg« vor sich gehend« Ernährung der Bevölkerung tostet dem Reich tag- lich mehrere Maschinen und ungefähr 200 Güterwagen,«in Zustand, der schon im Verlauf mehrerer Wochen unhaltbar wird. Durch di« Beschlagnahme der Verkehrsmittel ist natürlich auch jede andere Zufuhr lahinzelegt.
Diese„Maßnahmen" der Franzosen und Belgier zeigen immer deutlicher, welches Ziel mit der sogenannten U e b e r- nähme der Eisenbahnen erstrebt wird. Es kommt ihnen gar nicht darauf an. einen regelrecht«:-. Betrieb zustande zu bringen. als vielmehr jede Ein- und Ausfuhr, jeden Güter- und Personen- verkehr lahmzulegen. Würde die Uebernahme der Eisenbahnen mit der ernsthaften Absicht verbunden sein, einen ordnungsgc- mäßen Verkehr zustande zu bringen, dann wäre es sinn- los, alles rollende deutsch « Material zu oerschleppen und die bisher nicht unter Militärgewalt stehenden Linien restlos brach zu legen Es wird nicht lange dauern, dann wird jede deutsche Lebensmitlelzufuhr unmöglich gemacht. Von der Lahmlegung des Personenverkehrs verspricht man sich Steigerung der Ar- beitslosigkeit, da viele Arbeiter, Angestellte und Beamte in- folge S.illegung der Eisenbahn nicht zur Arbeitsstelle gelangen können. Gleichzeitig soll mit dem Druck auf den Magen durch Er- schwerung de? Lebensmittelzusuhr auf das Gemüt der Bevölkerung gewirkt werden. So soll schließlich die allgemeine Unter- werfung der Ruhrbevölkerung unter französischen Oberbefehl erzwungen werden. » Mannheim , S. März.(MTB.) Di« französische Besatzungs- behörde hat mit Wirkung vom heutigen Tag« bis einschließlich Donnerstag eine allgemeine Verkehrssp«rr« in den Straßen Ludwigshafens und über den Brückenzugang zu den Städten Mannheim und Ludwigshafen von 9 Uhr abends bis 6 Uhr morgens oerhängt. Die Maßregel soll als W i« d e r v« r- g e l t u n g für«inen Sabotageakt im Verkehrswesen angeordnet sein. Im übrigen ist im Verkehr über die Rh«inbrücke von Mann- heim nach Ludwigshafen eine Erschwerung erfolgt. Während bisher nur von beladenen Fuhrwerken«ine Abgab« in höhe von 10 vom hundert des Wertes der Ladung verlangt wurde, muß in Zukunft auch von leeren Fuhrwerken«in« Kaution in 5)öhe von 10 vom hundert des Wertes des Wagens entrichtet werden. h«ute früh haben die Franzosen auch d«n Bahnhof Industriehafen besetzt. Darmstadl, 5. März.(Eigener Drahtbericht.) Am Sonnabend nachmittag fanden mit dem Kommandanten der französischen Be- satzungsbchörd« Verhandlungen statt, deren Ergebnis die Räumung des Bahnbetriebswerks Darmstadt sowie des Güter, b a h n h o f s durch die Franzosen war, so daß das Personal die Arbeit am Montag wieder ausgenommen hat. Am gleichen Tage(Montag) fanden Verhandlungen statt, um die Räu- mung des Lokomotivausbesserungswerkes zu er- reichen. Dies« Verhandlungen scheiterten. Di« Franzosen lassen sich auf ein« Räumung des Lokomotivausbesserungswerkes nicht ein, sondern erklären, daß sie das Werk in eigen« Verwaltung übernehmen. Auf ein« Erklärung der Eisenbahnorbeiter, daß sie von der Notwendigkeit dieser Maßnahm« nicht überzeugt seien, da hier- für ein Grund nicht vorliege, erwiderten die Franzosen , daß sie über die in Mainz zutage getreten« Sabotage sehr enttäuscht seien und den Betrieb in Darmstadt in der Hand behalten wollen, um «ine Sabotage zu verhindern. Di« Maschinen würden noch dem besetzten Gebiet abgefahren. Wenn die Arbeiterschaft unter fran- zösischer Leitung arbeiten wolle, so könne sie jederzeit anfangen. Dieses Ansinnen haben die Vertreter der Arbeiterorganisationen ent- schieden abgelehnt. Euskirchen , S. März.(WTB.) hier wurde der Vorsitzende des sozialistischen Gewerkschaftskartell», G«werkschaftssekretär Sonnepahn, von den Franzosen verhaftet und im Automobil fortgeführt. Er wurde hinter Hennef ausgesetzt. Sein« Familie muß ihm innerhalb vier Togen folgen. Köln , 5. März.(WTB.) Wie die„Sozialistische R e p u- b l i k" meldet, wurde dem Geschäftsführer der Kommunistischen Partei Deutschlands , Ortsgruppe Köln , durch den P o l i z e i p r ä- sidenten mitgeteilt, daß er rom englischen Stadtkreis- delegierten beauftragt worden fei, dem Geschäftsführer zu er- öffnen, daß der von der Kommunistischen Partei Deutschlands für den 17. März dieses Jahres geplante International« Arbeiterkongreß in Köln nicht stattfinden darf. Essen, 5. März.(Eigener Drahtbericht.) Der von einem fran- zösifchen Posten in der Nähe des neubesetzten hauptbahnhofgeländes Erschossene ist nunmehr als der Bahnwärter Herold festgestellt worden. Er wurde in der Nähe der Zech« Königin Elisabeth auf dem Bahngeländ« erschossen. Einzelheiten der Tat konnten bisher nicht ermittelt werden. Aus dem Räume südlich Elberfeld werden stark« Truppenbewegungen, in der Hauptsach« Kavallerie, von Langenberg, Vohwinkel nach L«nn«p, Gräfrath und Remscheid und darüber hinaus in Richtung Wipperfürth gemeldet. Desgleichen sind im Landkreis Selsenkirchen Truppenverschiebungen vorgenommen worden._ Zunehmenöe Teuerung in Selgien. Die belgisibe Indexzahl, tvie sie daS belgische Arbeit?- Ministerium veröffentlicht, weist unter den Wirkungen der politi« schen Ereignisse, an denen Belgien aktiv beteiligt ist. in den letzten, Wochen eine star ke Steigerung auf. Der Index selbst ist festgestellt aus Grund von Erhebungen in öSS Orten und aufgebaut ans VS verschiedenen Artikeln, darunter 34 Lebensmitteln. g Haushaltsartikeln. 12 KleidungSarlikeln und dem Preis des Tabaks. Die so errechnete Indexzahl ist im Vergleich zum April 1914 von 883 am 15. Januar auf 397 am 15. Februar gestiegen. In den großen Städten Belgien « ist diese Indexzahl gestiegen von 377 aus 392 in Gent , von 392 auf 406 in Antwerpen und Lüttich und 405 auf 420 in Brüssel . ck Auch in Frankreich nimmt die Teuerung rapid« zu. Nach der amtlichen Statistik ist der Teuerungsindex der allgemeinen Lebens- Haltung bei Zugrundelegung von hundert für 1914, der im Dezem- der 418 erreichte, im Januar auf 447 gestiegen. Das Gewerkschaftsorgan„Ls P«uple" veröffentlicht, wie die„Voff. Ztg." meldet, die Ziffern in großer Aufmachung und bezeichnet dabei die im Januar eingetretene erhöhte Teuerung als eine Folge der Ruhraktion.__ verlöfckenöe tzochöfen. Mannheim , 5. März.(Eigener Drahtbericht.) Ein Kenner der wirtschattlichen Verhältnisse in Frankreich berichtet, daß in Frankreich schätzungsweise noch 25—30 Hochöfen Im Be- triebe sind von über 100 am Anfang Januar und LvAnfangdesFebruar. Di« zur Verfügung stehende Koks- menge französischer Erzeugung beträgt etwa 50 000. Die Menge der jetzt aus England hinzugetauften Koks« läßt sich nicht berechnen, dürfte aber mindestens ebenso hoch sein wi« die eigen« Erzeugung. Die augenblickliche Roheisenerzeugung wird auf 100 000 Tonnen monatlich geschätzt gegen 486 000 Tonnen im Monat Januar und 515 000 Tonnen im Dezember 1922. Zurzeit wird schon amerikanischer Koks zu 8 Schilling in kontinentalen Häfen gekauft. Es schweben Verhandlungen über die Ausfuhr von 30 000 Tonnen Koks aus Belgien gegen 18 000 Tonnen Schrotts aus Frankreich . Belgien bezieht sehr viel englische Kokskohle. Die belgische Erzeugung an Eisen mutz relativ sehr viel besser sein.
Rutsche Nuhrfpenöe. Moskau . 5. März.(OE.) Der Allrussische Zentralgewerkschafk rat hat beschlossen, durch Sammlungen unter der Arbeiterschaft ganz Rußlands eine halb« Million Pud Getreide(etwa 8000 Tonnen) für die Arbeiter des Ruhrgebiets aufzubringen. I» einem Aufruf des Gewerkschaftsrates werden di« Arbeiter der ganzen Welt aufgefordert, dem Beispiel des russischen Proletariats zu folgen und den deutschen Arbeltern in ihrem Kampf« gegen die französischen Kapitalisten beizustehen. Ein deutscher Kommiiuist in Moskau ermorder. Moskau . 5. März.(OE.) Der Düsseldorfer Kommunist Leut- ner, der kürzlich in Moskau eingetroffen war, ist das Opfer eines Raub Übersalles in einem Vorort Moskaus geworden. Die Beerdigung Leutners hat heut« in Moskau stattgefunden. Di« Moskauer „Prawda" widmet Leutnsr einen warmen Nachruf. die Einbruchsaffäre in Rom . Rom , 5. März.(WTB.) Zu dem Raubversuch in der deutschen Botschaft berichten die Zeitungen ergänzend: Seit mehreren Monaten wurden häusig unbekannte Personen in der Nähe der Botschaft beob- achtet. Wichtige Schriftstück« und Geld wurden von der Botschaft in Sicherheit gebracht. Am Sonnabend bemerkte das Personal«ine Anzahl Männer vor der Botschaft. Drei davon öffneten eine kleine Tür und schlichen zum zweiten Stockwert hinauf, wo sie einen eisernen Schrank erbrachen und leere Aktenmappen an sich nahmen. Der Urheber des Einbruchs erklärte, er habe beabsichttgt, sich tu den Besitz geheimer Dokumente der Botschaft zu sehen. Die Polizei stellt Ermittlungen an.
„Rolikommanöeure�. In der letzten Versammlung der Nationalsozialisten in Charlottenburg , bei der eS zu Reibereien zwischen den An« Hänger» der Deutichvölkischen Freiheitspartei und Kommunisten kam, sind, wie genieldet, auch die sogenannten. R o l I k o m m a n« dos" in Erscheinung getreten, die unter diesem Namen den Saalschutz der genannten Partei übernommen haben. Gegen die Veranstalter und Leiter der Versammlung ist nunmehr eine Untersuchung eingeleitet worden, die ergeben soll, ob die Roll- kominandoS mit Wissen und Willen der Versammlungsleitung ein- gesetzt worden sind. Der in det� Versammlung aufgetretene Diskussionsredner Pressel dürste wahrscheinlich von der Polizei aus Preußen ausgewiesen werden, da er zwar in München wohnt, ober Tschechoslo wale ist.
Wirtschorst Die Wirtschaftslage im Februar. Nach den Berichten der preußischen Handelskammern an dos Handelsministerium ist es trotz der Abschnürung des industriellen Westens von dem übrigen Deutschland gelungen, die Wirtschaft an der Ruhr und am Rhein wie auch im übrigen Deutschland während de» Monats Februar im wesentlichen aufrechtzuerhalten. Di« R u h r k o h l e geht, soweit sie nicht innerhalb des besetzten Gebietes selbst verbraucht wird, auf die Halden der Zechen und die Lagerplätze der großen Werke. Di« Nichtlieferung der Reparation»- kohle an Frankreich und Belgien gleicht die Minderförderung, die sich naturgemäß mit der Besetzung eingestellt hat, im wesentlichen aus. Das unbesetzte Deutschland hilft sich durch Mehrfördening und durch oermehrte Einfuhr vor allem an englischer Kohle, so daß der Bedarf in Verbindung mit den vorhandenen Borräten gedeckt werden konnte. Der Ausfall an Roheisen wurde in erster Linie durch ein« vermehrte Erzeugung von Roheisen in Oberschlesien auszu- gleichen versucht. Auch Fertigeisen wurde in größerem Umfang« von dort geliefert, während das besetzte Gebiet in großem Umfange auf Vorrat arbeiten-mußt«. Auf dem Geldmarkt war das aus- sallendste Ereignis die durch die Reichsregierung und die Reichsbank veranlaßt« Senkung des Dollarkurses von 52 000 auf rund 22 000. Diese Maßnahme war notwendig zur leichteren Deckung der oer- mehrten Auslandseinkause, vor allem an Kohl«: ganz besonders aber mußten weitere Preis st e i g« r u n g e n im Interesse des sozialen Friedens und der Wahrung der Einheitsfront im Abwehrkampf« gegen di« Einbruchsmächte vermieden werden. Preissenkungen traten in wesentlichem Umfang« noch nicht«in; besonders war im Einzelhandel ein Rückgang der Preise deshalb noch nicht möglich, weil sich die Preis« in den meisten Fällen noch gar nicht auf der höhe des Dollarstandes befanden Eine Ausnahme machten nur die Waren, die, wie Margarine, Schmalz, Oel « usw. unmittelbar aus eingeführten Rohstoffen hergestcllt werden. Im übrigen bildeten die Erhöhung der Kohlenpreise und der Frachten ein starkes Gegen- gewicht gegen die Preissenkung In mehreren Industriezweigen machte sich ein erneuter Rück- gang an Aufträgen bemerkbar, auch die wachsende Kon- kurrenz des Auslandes wird infolg« des besseren Mark- standes verschiedentlich verzeichnet. Besonders betroffen sind hier- von die Clektrizilätsindustrie, die Aluminium- und Metallferttg- warenindustrie. die Tafelglasindustri«, auch in einzelnen Teilen das Textll- und das Konfektionsgewerbe.
Generalversammlung der GCG. Di« G r o ße i n ka u f s g e se llf ch a st Deutscher Kon- sumvereine hielt am 19 Februar in Hamburg eine außer- ordentliche Generalversammlung ab, um«ine Erhöhung des Stamm- kapital? zu beschließen. Lorenz sprach über di« gegenwärtige Wirtschaftslage und ihre Auswirkungen auf die GEG. Man könne mit den nötigen Einschränkungen noch von erfreulich steigendem Um- satze sprechen, der 38 Milliarden im Jahr« 1922 gegen 2,4 Milliarden im Vorjahre betrug. Solch« Umsätze dauernd zu machen, fehlten aber gegenwärtig die Mittel. Für die Herstellung und Er- Weiterung der Neuanlagen seien bis zum 81. März S6S Millionen Mark ausgeworfen worden. Das plötzliche Empor- schnellen der Devisen habe die Eigenbetriebe in eine schwierige Lage gebracht. Wenn im Jahre 1922 mit 50 Millionen Mark Kavital ein Umsatz von 38 Milliarden Mark erzielt wurde, io bedeutet das 763- maligen Umschlag des verfügbaren Kapitals. Von der vorgefchla- genen Kapitalerhöhung auf 500 Millionen Mark müßten die Ber - eine mindestens 300 Millionen aufbringen. Ueber die Erhöhung des Stammkapitals und die notwendig werdend« Abänderung des Gesellschaftsvertrages referiert« Berger. Die vorgeschlagene Erhöhung bedeute nur ein Minimum. Wei- tere wesentliche Forderungen seien bei fortschreitender Geldentwer- tung bestimmt zu erwarten. Di« Kapitalerhöhung und die Erhöhung des einzelnen Anteils von 1000 auf 10000 M. sowie der Pflichtsumm« pro Mitglied auf 200 M. wurden ohne Debatte einstimmig angenommen. In den Aufsichtsrat wurde als neue» Mitglied auf Vorschlag der früheren Vereine des Allgemeinen Verbandes Geschäftsführer Berger-Breslau gewählt._ Devisenkurse. Unserer gestrigen Kurstasel sind nach folgend« amtlichen Notterungen nachzutragen: 100 österreichische Kronen 31,72 Geld. 31.88 Brief: 1 tschechische Krone 674.81 Geld, 677,69 Brief: 1 jugoslawischer Dina 252,36 Geld. 253,64 Brief: 1 ungarisch« Krone 7,60 Geld, 7,64 Brief: 1 bulgarische Lewa 129,67 Geld. 130.33 Arles. — 1 Polenmark kostete im freien Verkehr etwa 51 Pf....