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bedroht sogar fein« ganze Weltmachtstellung. Wir sind auf uns selbst angewiesen und werden nur aus der Sache ohne Zusammen» bruch herausgehen, wenn wir geschlossen und entschlossen bei der Abwehr beharren, die leider durch mancherlei Erschei» nungen im Inneren gefährdet wird.(Sehr wahr! bei den Soz.) Es gibt immer noch in Deutschland Verrückte, die glauben, die bewährte Kampfmethode des passiven Widerstandes verlassen zu tonnen. Wir begrüßen daher das gestrige Bekenntnis des Kanzlers zum passiven Widerstand. Zu den großsprecherischen Phrasen und leeren Redensarten kommt die nationalbolschewistische Bewegung, die sich in Drohungen und Verschwörungen gegen die Republik wendet und an der Neuaufsrischung der Dolchstoßlegende arbeitet. Die Verhandlungsbereitschaft ergibt sich aus der Situation, daß ein Wehrloser einem Bewaffneten gegenübersteht. Der Wehr- los« wird ganz von selbst zu Verhandlungen bereit fein, wenn der andere die Waffen niederlegt und sagt: wir wollen uns über di« Ding« aussprechen..Es wird gar nicht gekämpft um unsere B«- reuschaft, sondern dos eigentliche Ziel dieses Lampfes geht um die Verhandlungsbereitschaft der anderen. Deshalb liegt nicht bei uns die Entscheidung, deshalb kein leeres Gerede� von Verhandlungen!" Diese Worte des Reichskanzlers sind natürlich sofort von der Rechtspresse in unverantwortlicher Weise verwendet worden. Wir sind selbstverständlich verhandlungsbereit, wenn die andere Seite bereit ist, sich mit uns ehrlich an den VerHand- lungstisch zu setzen und die Sache von Partei zu Partei vernünftig und verständig in Ordnung zu bringen.(Zustimmung links.) Die Franzosen werden dazu bereit sein, wenn sie einsehen, daß sie mit den angewandten Mitteln und Methoden weder zu ihren Reparationen kommen noch erreichen, daß die Bevölkerung sich dauernd diese Wegnahme deutschen Ge- bietes gefallen läßt. Diefe Einsicht ist nach meiner Ansicht schon aus dem Marsche. Meine Partei hat gewiss« Richtlinien ausgestellt in Uebereinstimmung mit französischen, italienischen, belgischen und englischen Sozialisien. Darin wurde als Grundsatz aufgestellt, daß die Schuld Deutschlands auf das reduziert werden soll«, was zum Wiederaufbau uotwendig ist, daß dagegen Forderungen für Pensionen usw. nicht emg« rechnet werden sollen. Dann Sicherheit gegen einen neuen Krieg, die Durchführung der Abrüstungsvorschriflen des Friedensvertrages auch in den anderen Landern und drittens Zurückziehung der Besatzung. Auch das gehört in das Programm hinein. Auch das altbesetzte Gebiet soll ftei werden. Dreifach unterstreichen wir den Appell des Kanzlers an die Besitzenden, und wir möchten endlich, daß die Taten folgen. Was jetzt auf wirtschaftlichem und ernährungspolitischem Gebiet geschehen ist, liegt keineswegs in dieser Linie, im Gegenteil, manches 1 steht damit im Widerspruch. Die Mahnung an die Arbeiter, jetzt kein« Lohnerhöhungen anzustreben, liegt auch nicht in dieser Richtung, in einer Zeit, in der die Nahrungsmittel sich von Tag zu Tag verteuern.(Sehr richtiql links) Auch die hier morgen zur Sprache kommende Steuerpolitik ist von eminenter innenpolitischer Bedeutung. Hier liegen sehr ge- fährliche Punkte für unseren weiteren Erfolg im Abwehrkampf. Es ist höchst« Zeit, daß die Opfer gebracht werden von denen, die es dazu haben.(Sehr richtig! links.) Es geht um di« deutsch « Einheit und um die deutsche Republik, die ganz u n- trennbar miteinander verbunden sind. Das wissen auch die französischen Militärpositiker. Sie hasten mit den Nationa- listen die deutsche Republik, sie sind unfähig, ihren friedlieben. den Grundcharakter zu begreifen, weil sie die Ein- st e l l u n g, die Macht und den Einfluß der Sozialdemo- k r a t i e nicht kennen. Gegen den Willen der deutschen Arbeiterschaft kann man keinen neuen Krieg machen, und die deutsche Arbeiterschaft bürgt der französischen dafür, daß kein Angriffskrieg irgendwie von Deutschland gemacht wird. Wenn die französischen Militaristen und Nationalisten die deutsche Republik verstünden, dann könnten sie nicht ihre Gegner sein. Aber sie hassen sie, weil sie in der deutschen Republik di« deutsche Einheit verankert sehen. Das ist es, was ihnen so bedroh- sich erscheint.(Sehr wahr! links und in der Mitte.) Di« politischen Demütigungen der letzten vier Jahre haben die nationasistisch« Strömung in Deutschland wieder stark gemacht. Gesingt es dem französstchen Militarismus, die fortgeschrittenst« und erfolgreichst« Svitzenarme« der internationalen Arbeiterbewegung niederzu- schlagen, so erleichtert ihm das zugleich die die Mederhaliung der Arbeikerklaste in Frankreich und anderen Ländern. In dem Kampfe gegen di« um Freiheit und sozialen Aufstieg ringende deutsch » Arbeiterbewegung, in dem«inst- mals auch der Gewaltpolitiker Bismarck gescheitert ist, werden auch Polncare, Degoutt« und Fach scheltern.(Lebhafte Zustimmung links.) In den Millionen deutscher Arbeiter Ist das Gefühl für di« Würde der menschlichen Persönlichkeit, das Ehr- gesühl des freien Menschen aufgesprungen. Die Brandung des französischen Militarismus und Kapitalismus wird scheitern an dem Widerstand einer um die elementarsten Lebensrechte kämpfenden Bevölkerung und in erster Linie an dem F e l s b l o ck d e r d e u t> schen Sozialdemokratie.(Lebhafter Beifall links und in der Mitte.) Abg. hergt(Dnat. Dp.) beschäftigt sich sehr eingehend mit der gestrigen Rede des Reichskanzlers und ruft wiederholt lebhafte- sten Widerspruch der Linken, insbesondere der Kommunisten, hervor, der jedesmal mit stürmischem Beifall seiner Parteifreunde beantwortet wird. Von den Ausführungen des Kanzlers nimmt der Redner mit Gmugwung Kenntnis, obwohl nicht alle Wünsche seiner Partei erfüllt worden sind. Er fordert den A b» bruch der diplomatischen Beziehungen und Ber» geltungsmaßnahmen gegen Ausländer französischer nnd belgischer Nationalität. Unrecht müsse mit demselben Recht be- kämpft werden, das wir völkerrechtlich verantworten können. Den Landesverrätern und Flaumachern müste energisch entgegengetreten werden. Autorität der Regierung sei das oberste Gebot der Stunde. Abg. Marx(Z.): Wie ist«s möglich, daß Frankreich Handlungen vollführt und ein Unrecht, unterstützt, das an längst hinter uns liegende Jahrhunderte erinnert, daß es keine Svur von Kultur zeigt, statt besten ein Raubrittertum und eine Gewoltpolittk darstellt, wie es in unsere Zeit längst nicht mehr hineinpaßt. Das ganze Vorgehen Frankreichs ist unerklärlich. Selbst bei Ausbruch des Krieges war am Rhein und Ruhr von Haß gegen Frankreich nicht die Rede. Aber sein gewalttätiges Vorgehen hat solche Gefühle des Hasses und der Abneigung hervorqerusen. Dem uns angetanen Unrecht kann nur mit passivem Wider st and begegnet werden, an dem unent» wegt festzuhalten wir heilig versprechen. Abg. Dr. Stresemanu(D. Vp.): In bezug auf eine Verständi- qung mit Frankreich besteht zwischen uns und dem Kanzler keine Meinungsverschiedenheit. Es ist abwegig, den Einmarsch in da» Ruhrgebiet als eine wirtschaftliche Frage anzusehen. Die Waffen» kommer an der Ruhr ist offenbar nach Meinung einzelner als Etappe gedacht für Taten, die sich nicht gerade auf Deutschland zu erstrecken brauchen. In dem Kampf, der uns aufgezwungen ist, gibt es über­haupt keinen Sieg, sondern nur eine Entscheidung darüber, in wel- chern Lande mehr Wirischastsgütor vernichtet werden. Frank- reich lehnt nicht nur Verhandlungen ab, sondern bedroht auch die Möchte, die die Initiative zu internationalen Verhandlungen ergreifen würden. Alle vier Vor- schlage, die vor dem Ruhreinmarsch von Deutschland unterbreitet worden sind, wurden von Poincar« überhaupt nicht be- achtet. Daraus muh man schließen, daß nach seiner Meinung der Ruhreinmarsch stattfinden mußte, unbeschadet alles dessen, was irgend eine deutsche Regierung in der Reparationssrage vorgeschlagen hat. Zu einer wirksamen Sachbesteuerung kann Deutsch - land er st greifen, wenn das Maß seiner Repara» tionslasten feststeht. Vorher würde der Ertrag solcher Steuern nur neues Pfandobjekt für Frankreich sein. In der' Ab- wehrstont kann man die Parteltmterschiede nicht aufheben, aber man muß sie zurückstellen, da» gilt auch für den Gedanken des Klassen-

kämpfe«. Der Einheitsfront wird nicht damit gedient, daß Phan- tasten den passiven Abwehrkampf durch den Appell an die nicht- vorhandenen Waffen ersetzen wollen. Abg. vernburg(Dem.): Frankreich oerlangt von Deutschland Zahlungen, schafft aber gleichzeitig ein zahlungsunfähiges Deutschland . An der Absicht Poincares, das Rhein - und Ruhr- gebiet zu besetzen, besteht kein Zweifel, aber an dem Felsen deutscher Einigkeit wird die französische Woge zerschellen. Abg. G r a e f e (Deutschvölk.) setzt seine Hoffnungen auf die Tak. die den Worten des Kanzlers folgen solle. Abg. Frau Zetkin(Komm.): Wir stehen trotz aller Differenzen mit den Sozialdemokraten, wenn sie in einer Front mit uns kämpfen wollen, gegen den deutschen und stanzösischen Kapitalismus . Wir wollen die Ein- heitsfront von Moskau bis Paris gegen den Kapi- talismus. Wir haben kein Vertrauen zur Regierung Cuno, wohl aber zur Aktion des Proletariats. Noch den Ausführungen der Abg. Ledebour (U. Soz.) und Leicht(B. Dp.) vertagte sich das Haus.

Jftir wollen nicht Sklaven sein!" Rede des Reichspräsidenten in Leipzig . Leipzig , 7. März.(WTB.) Bei einem zu Ehren des Reichs» Präsidenten im Palmengatten veranstalteten Empfang, an dem außer den offiziellen Gästen zahlreiche Vertreter der deutschen In- dustrie, des deutschen und des ausländischen Handels, viele Aus- steller, Vertreter der in- und ausländischen Presse u. a. teilnahmen, hiett der Vorsitzende der Zentralstelle der Leipziger Mustermesse ein« Begrüßungsansprache, in der er auf die Bedeutung der Messe hin- wies. Der Reichspräsident dankte für die Begrüßung und hob die Bedeutung der Messe für das Wirtschaftsleben hervor. Dann fuhr er fort: Di« Messe ist ein Beweis für das, was Deutschland für die Neuregelung und die Wiederher st ellung der durch Krieg und Nachkriegszeit gestörten und unterbrochenen Weltwlrt- schaft beizutragen vermag, und beizutragen gewillt ist, wenn es in Ruhe und Frieden arbeiten kann. Wiedergesundung der Weltwirtschaft ist aber Lebensfrage aller Bölkcrl Um so mehr werden es die vielen hier anwesenden Vertreter des Wirtschafts- lebens des Auslandes verstehen, welche Empörung das deutsche Volt in allen seinen Schichten erfüllt, wenn es sehen muß, wie seit Dachen fremde« Krtegsvolk in unserem wichtigsten höchstentwickelten Industriegebiet haust, alles hemm nd und niederdrückend, was dort produttioe Arbelt leistet und tatträfttg schafft an der großen Aufgab« der weltwirtschastlichen Ge- sundung. Ein ll e b e r f a l l, einzig dastehend In der neueren Geschichte der Völker, unerhört in seiner Leichtfertigkeit, ist mitten im Frieden, vor ten Augen einer Welt, die von Völterversähnung und Gerech- tigkeit spricht, gegen uns, ein wehrloses Volt, ausgeführt worden. Unter dem Dvrwand, Wiedergutmachungen zu erlangen, suchen un- sere Gegner politische Eroberungspläne durchzusetzen. Iahrhundertalte Gedanken von Gebietserweiterung und Unter- jochung deutscher Stämme sollen verwirklicht werden. Diese phan- tastischen Pläne wollen sie erreichen durch Zerreißung der Wirtschaft- liehen Zusammenhänge, durch Zermürbunq unserer Voltswirtschaft: Mit R e i t p e i t f ch e und Bajonett wollen sie eines der hoch- entwickeltsten Industriegebiete der Welt, das Ruhrgebiet , sich dienst- bar machen. Sie werden einsehen müssen, daß mit Gewalt,- mag sie auch noch so waffenstarrend sein, das Wirtschaftsleben eines hochentwickelten Gebiets zwangsweise nicht umgestellt und geregell werden kamt. Nie und nimmer wird e» unseren Gegnern gelingen, das Ruhrgebiet zu ihrer wirtschaftlichen Beute und die Männer, die seine Werte ge- schaffen haben und erhalten, zu ihren Sklaven zu machen. Nur eines kann ihre M't aller Härte und Rücksichtslosigkeit dort haulende Mllitärwillkür erreichen und durchsetzen: die Zerstörung von Werten, die jahrhundertelange friedsame und harte Arbeit geschaffen hat, die nicht nur für. unser Baterland, sondern für die Wirtschaft der ganzen Welt von hoher Bedeutung sind; st« kann das vernichten, was das industrielle Leben unseres Landes erhält und uns«Klein instand- setzen kann, Reparationen zu leisten, aber sie kann es nicht eigener Leutesncht dienstbar machen. E» ist mir Pflicht, auch hier in dieser Versammlung de? Der- treter aller Kreise unseres Wirtschaftslebens in Stolz und Dankbar- keit der Männer in Baden, Pfalz , Hessen , im Rheinland und Ruhr- gebiet, der Beamten, der Arbeiter und Unternehmer zu gedenken, die in aufopfernder Pflichttreue barbarische Gewalt abwehren und ihr und unser Recht auf die heilige Muttererde verteidigen. Schwer leiden fie unter brutaler Gewalt und rücksichtsloser Willkür. Unge- beugt und fest ist aber ihr Ent'chluß, unerschütterlich ouszuhalten, bis dieser frevelhafte Anschlag aus Existenz und Souveränität der deutschen Republik, auf unsere Freiheit und unser Leben gebrochen Ist. Hinte ? ihnen steht geschlossen und opferbereit das ganze deutsche Volk. Dem Aufgebot der Gegner an militärischer Macht, ihren Versuchen roher Vergewaltigung, ihren Mißhandlungen, Frciheits- beraubungen und Plünderungen, all den tausendfachen Ouälereien des enttäuschten und nervös gewordenen Eroberers kann das deutsche Volk in zäher Entschlossenheit unk brüderlicher Einheit nur ein» entgegensetzen, seinen festen Willen und sein gute» Recht. wir wollAt nicht Sklaven sein auf der freien Erde unserer Väter! Dieser Wille ist stärker als Waffen! Dieser Wille ist unser Weg zum Leben, zur Freiheit und zur Zukunft. Dieses Ziel werden wir aller Willkür zum Trotz erkämpfen und erringen, wenn wir einig im Willen zusammenstehen. Das wollen wir auch heute hier geloben, indem wir rufen: �Lcmg lebe Deutschland , hoch das deutsche Vaterland!" Die Rede de» Reichspräsidenten wurde vielfach von Zustim- mungskundgebungen unterbrochen. Der Beifall der vieltaufend- köpfigen Menge klang in den stürmisch aufgenommenen Gesang des Deutschlandliedes aus. Der bayerische Minister Meinet, der nach dem Reichspräsidenten sprach, betonte, daß es zwei Dinge sind, auf denen Deutschland wieder ausgebaut werden könne: die deutsche Arbeit und die deutsche Einigkeit.

vas Echo öer Kanzlerreüe. �Leiter« englische Presiestimme». London , 8. März.(EP.) Rur wenige Morgenblätter kommen- tieren die Rede des Reichskanzlers Cuno, die von allen Zeitungen nur unvollständig und in telegraphischem Auszuge wiedergegeben wurde.M o r n i n g p o st" meint, die Rede Cunos sei ein Beweis für den tragischen Mangel staatsmännischer Eigenschaften innerhalb der deutschen Regierung. Es sei wenig wahrscheinlich geworden, daß die Reparationsfrage durch die Initiative Deutschland , gelöst würde. «Daily News" bezeichnen als die wichttgste Stelle die Erklärung Cunos, daß er jede Initiative zu Unterhandlungen ablehne. Dadurch werde allerdings die Lösung der Reparationsfrage nicht gefördert. «Daily Graphic" bemerkt, daß ein Umschwung in Deutschland insofern eingetreten sei, als der Kanzler feinen früheren Standpunkt aufgegeben habe, wonach Unterhandlungen erst nach Räumung de« Ruhrgebiete , möglich seien. E» sei nun zu hoffen, daß auch Frank- reich einen Schritt auf dem Wege der Annäherung machen werde, ohne zuvor die Kapitulation Deutschlands als Voraussetzung für Verhandlungen zu fordern. Die neue Konferenz der Mächte, die die Reparationssrage endgültig lösen werde, sei noch nicht in Sicht, aber man nähere sich ihr mit raschen Schrittten.

die baperiscke Nonarchistenverscbwornng. Dünchen, 7. März.(Eig. Drahtbericht.) Endlich ist auch die Münchener Polizei dahinter gekommen, daß ernsthafte Verschwörun- gen auf eine gewaltsame Aenderung der Staatsverfassung hin- arbeiten. Es heißt schon allerhand, wenn selbst die Münchener Polizeidirektion in einer amtlichen Pressenotiz feststellt,baß eine Reihe von Persönlichkeiten, die außerhalb der politischen Well stehen, den Beschluß gefaßt hatten, in allernächster Zett eine gewaltsam« Veränderung der bayerischen Verfassung herbeizuführen". Das soll Ende Februar bekanntgeworden sein. Als Haüptbeteiligte unter den IS Verhafteten, von denen sieben inzwischen wieder freigelassen wurden, nennt der Bericht einen Professor Fuchs und einen Hugo Machhaus aus München . Dieser Professor Fuchs ist ein Komplice des am 30. November v. I. in München verhasteten Kapitäns Ehrhardt. Fuchs hat. wie feststeht, nicht nur Ehr- Hardt, sondern auch L ü t t w i tz, der jetzt noch unter dem Namen General Lorenz sein Unwesen in Süddeutschland treiben soll, wochenlang beherbergt. Mit Fuchs gemeinsam verfaßte Ehrhardt auch seine bekannte Erklärung über den Rathenau-Mord, in der behauptet wurde, daß die Organisation Consul nicht an dem Morde beteiligt sei. DieseEntschuldigung" war fälschlich aus Wien datiert, in Wirklichkeit aber auf Schloß Allgäu- Haus.verfaßt worden. Wie angesichts dessen der amtliche Bericht der Münchener Polizeidirektion die Verschwörer ausgerechnet als Per- sönlichkeiten bezeichnen kann,die außerhalb der politischen Well" stehen, bleibt ihr überlassen. Richtig ist, daß ein großer Teil der Per- hasteten als deutschvölkische Kindstöpfe gelten. Außer den genannten Personen war auch ein Rechtsrat a. D. Dr. Kühles, ein Schwager des Grafen v. Bothmer, an der Verschwörung beteiligt. Bothmers Ziel ist bekanntlich feit lan- gern die Schaffung einer süddeutschen Monorchie unter Trennung vom Reiche. Dr. Kühles wurde aber aus der Hast wegen Mangels an Beweisen wieder entlassen. Am Dienstag hat er sich in seiner Wohnung durch Erschießen das Leben genommen. Schon daraus ist zu folgern, daß er nicht so harmlos war und daß die Münchcner Polizei bei seiner Vernehmung viel harmloser gewesen scin muß. Sämtliche verhafteten Personen sollen übrigens mit Herrn v. Kohr bekannt lein; sie dürften damit auch Lüden- d o r f f nicht ganz fernstehen. Die Aufdeckung dieses Verschwörer- ncstes oermag der Oberreichsanwaltschaft wichtige Fingerzeige für die Voruntersuchung in der Ehrhardt-Angelegenhett zu geben. Eine Anklage gegen Tillessen . Karl Tillessen wird sich demnächst wegen versuchter Ge- angenenbefreiung zu verantworten haben. Die Oeffent- ichkeit hört daher zum erstenmal von einem geradezu abentcuer- lichen Versuch, die Oberleutnants B o l d t und D i t t m a r aus der Leipziger Gefangenenanstalt zu befreien. Die beiden Offiziere waren in die Gefangenenanstalt II in Leipzig übergeführt worden, da noch keine Verfügung darüber ge- troffen war, wo sie ihre Strafe verbüßen sollten. Kapitän T 1 1- leisen mit seinen Freunden beschaffte sich von der inzwischen auf- gelösten Hundertschastz. b. V. in Charlottenburg einen starten Personenkrostwagen mit ausreichender Ersatzbereistmg, ferner Offi- iers- und Wachtmeisteruniformen der Schutzpolizei , Revolver, Kara- iner und Ausrüstungsstücke. Man legt« die Uniformen an und gewann auch einen zuverlässigen Chauffeur, der ebenfalls in Uni- form gesteckt wurde. Kurz nach Verkündung des Urteils in Leipzig rief Tillessen von Berlin aus telephonisch die Gefangenen- anstatt II in Leipzig an, meldete sich dort als Offizier des Kommandos der Schutzpolizei in Berlin und teille dem Direktor der Strafanstall mit, daß in höherem Auftrag die beiden Gefangenm am nächsten Tage durch ein Berliner Auto der Schutzpolizei obgeholl werden sollten, da in Leipzig nach Mitteilungen der polizeilichen Behörden kommunistische Unruhen drohten und deshalb die Sicherheit der beiden Gefangenen g e f ä h r d e t sei. Die Direktion der Gefangenenanstalt II schöpfte jedoch Verdacht und wandte sich an Oberrcichsanwalt Ebermeyer mit der Frage, ob ihm von der Uebersührung B oldt» und D it tm o r s noch Berlin etwas bekannt sei. Der Oberreichsanwall verneinte da» und gab sofort Anweisung, all« notwendigen Maßnahmen zur Verhütung etwaiger Befreiungsversuche zu treffen. Am Vormittag des folgenden Tages fuhr am Portal der Anftaü auch richtig ein Kraftwagen der Berliner Schutzpolizei vor, in dem sich außer einem Offizier mehrereBeamte" in Uniform mit Kara- binern befanden. Der Offizier, es war niemand anders als Karl T i l l e s s e n selbst, stieg au» und läutete am Portal. Als der Pförtner zunächst di« Türluke öffnete, meldete ihm der Offizier, daß das Berliner Auto zur Abholung der Oberleutnants Boldt und Dittmar zur Stelle sei. Tillossen sah durch die Türluke, daß plötzlich aus dem Gefängnis selbst zahlreiche Beamte der Landespolizei auf den Hof eilten und dem Portal zustrebten. Er erkannte sofort, daß sein Plan durchschaut sei. sprang mit seinen Begleitern in den Wagen, dessen Motor noch immer lief und rief:Los!" In voller Fahrt sauste das Auto davon und war den Blicken der zu spät auf die Straße kommenden Landespolizisten in wenigen Sekunden ent- schwunden. Di« Hundertschaft z. b. L. wurde später aufgelöst, ohne daß man für die Auflösung damals den wahren Grund kannte, der zweifellos zum Teil in der Mitbeteiligung an diesem Entführungs - oerfuch zu suchen ist. Die Berhandlung wird voraussichtlich vor dem Schössen- g e r i ch t in Leipzig stattfinden. Neben Tilleflen wird sich ein StudentWegelin aus München , einKausmannSunder- m e i c r aus Königsberg » ein Kaufmann Krebs aus Krefeld und noch mehrere andere Personen wegen versuchter Gefangenen- bcsretung zu verantworten haben.

Heisler- Strefemann. Nicht Geisler. sondern Strefemann soll.fliegen". Das ist die Weisheit, die die deutschnationaloölkischeDeutsche Zei­tung" aus dem Konflikt zieht, der sich infolge des Austreten» des Gelbenführers Geisler innerhalb der Deutschen Dolkspartei aufgeton hat. Die«Deuffche Zeitung" läßt sich aus Sachsen einen Brief schreiben, In dem versucht wird, Strefemann bei der Industrie zu denunzieren, daß er im Unternehmersinne.unzuverlässig" sei. Er habe schon früher als Syndikus des Bundes sächsischer Indu- strieller nicht dieGelben", sondern d!« Hirsch-Dunckerschen Gewerk- vereine begünstigt,trotzdem diese gemeinsam mit der Sozialdemo- kratie K l a s s e n h a ß und Klassenkampf gegen die Arbeit- geber betätigten!" Ueberhaupt sei Strrscmannim jüdischen Sinne liberal" und die Deutsch « Bolkspartei müsse sich über kurz oder lang von diesen Ele- menten, di« eigentlich in die Demokratische Partei gehörten, reinigen. Deshalb müsse die Deutsche Volkspartei , die offen als die Partei der Schwerindustrie angesprochen wird, richtiger ihren Vorsitzenden Strefemann hinausbefördern, als den braven Geister, der diewlrt- schaftsstiedlichen" Streikbrechergarden im völkischen Sinne organi- fiert. Dr. Strefemann sieht also ganz deutlich, wohin die Absicht der Geislertruppe geht. Es wird sich ja zeigen, ob fein Einfluß und der der deutschnattonalen Handlungsgehilfenoertrcter in seiner Partei groß genug ist. um dievölksschen" Seitensprünge des Herrn Geisler und dessen zahlungsfäh'gen Hintermänner auszuschalten, oder ob man um der Parteikisziplin willen weiter dieWirtschafts- friedlichen" mit den bürgerlichen Gewerkschaftsvertretern und den Unternehmern an einem Strange ziehen läßt nach der Parole:«Hier geiht he hen, dar geiht he henk"