Ar. 12040. Jahrgang
Die Giftmischerinnen.
Zerrüttete Chen.
Beilage des Vorwärts
Dienstag, 13. März 1923
gekommen sei und etwas zur Bertilgung von Ratten" ver- Großneffen mit sich führte. Er ersuchte die alte Frau, ihm Auslangt habe. Er habe ihr Rattentuchen verkauft und ihr später ein funft über ihren Großneffen zu geben. Während sich die Frau mit Arsenifpulver gegeben, habe ihr aber nicht gesagt, daß es Arsenik sei. dem angeblichen Kriminalbeamten besprach, verstand es der junge Der Ehemann Nebbe wurde eingehend über sein Eheleben be- Mensch, sich abzusondern und in die Küche zu schleichen, wo er einen Nach Ausschluß der Deffentlichkeit schildert Frau Klein die 3u fragt und mußte schließlich, nachdem er es anfangs bestritten hatte, Wäscheschrank aufbrach. Auf ein Geräusch eilte die Frau in die mutungen, die ihr Ehemann ihr gestellt hatte. Ihr die Behauptung der Angeklagten bestätigen, daß er ihr eine Reihe Küche und der junge Mann verstand es, sich schnell zu entfernen. Etel fei so groß gewesen, daß sie nichts effen fonnte, von annormolen Zumutungen gestellt habe. Er gibt noch auf Be Nun machte sich auch der Kriminalbeamte" unter irgendeinem und sie habe keinen Ausweg mehr gewußt. Als sie ihren Mann ein fragen an, daß er selbst nichts davon gemerkt habe, daß Grund dünne" und verschwand. Als die alte Frau ihre Sachen zweites Mal verlassen, habe er sie mit Dolch und Gummi- seine Frau ihm Gift beigebracht habe. Später habe er dann nur von nachfah, entdeckte sie zu ihrem Entfezen, daß entweder der Großfnüppel so in Furcht und Schrecken verfekt, daß sie wieder zu Haarspitzen Arsenik gefunden worden set. Es folgten dann mehrere legten Schmudsachen im Werte von 2 millionen den Sachverständigen gehört, daß bei der Untersuchung in seinen neffe oder der falsche Beamte ihr ein Etuis mit ihren ihm zurückgekehrt sei. Bors.:„ Sie haben sich doch dann aber wieder 3eugen, die über das Zusammenleben des Kleinschen Chepaares ver. Mart gestohlen hatten. Eine goldene Damenuhr mit langer golde ausgeföhnt?" Angefl: Ja, 14 Tage lang ging es sehr gut. Er nommen wurden. Verschiedene Zeugen befundeten, daß Klein sehr ner Kette, dessen Schieber 2 fleine Brillanten schmückte, einen hielt aber sein Wort nicht. Wenn er betrunken war, tam er immer gewalttätig war und seine Frau häufig mißhandelt habe. Gegen Brillantring, einen goldenen Anhänger, 2 goldene Armbandreifen wieder mit seinen etelhaften Anträgen. Sodann berichtet 6 Uhr abends wurde die Berhandlung auf Dienstag morgen 9 Uhr und 2 Brillantohrringe. Die beiden Diebe sind noch nicht ermittelt. die Angeklagte über die Freundschaft mit Frau Nebbe, die fich all vertagt. mählich entwickelt und zu einem Liebesverhältnis gestaltet habe. Gefälschte Ententepässe. " Obwohl Nebbe", so erflärt die Angeklagte, mir das Haus verbot, tam ich immer wieder in feiner Abwesenheit hin. Mein Mann hatte mich damals ganz dumm geschlagen, so daß ich nicht wußte, was ich tat. Wenn ich heute die Briefe, wie sie in der Anflageschrift stehen, lefe, dann ist mir unverständlich, wie ich so etwas fhreiben konnte. Ich war nun so in Berzweiflung, daß ich auf den Gedanken fam, meinen Mann beiseite zu schaffen. Ich hatte nur, wenn er mich immer schlug und ich sah, daß er fein Herz für mich hatte, den Gedanken bei Tag und Nacht: Frei, frei, nur frei!" Der Berteidiger überreicht dem Gericht einen langen Dolch, den Klein immer unter dem Kopffiffen gehabt haben soll.
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Abgeblist!
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Ein amerikanischer Dolmetscher als Fälscher. Nach studenlanger Beratung ist der städtische Ausschuß zur Bor dem Schwurgericht des Landgerichts I begann fürzlich Untersuchung des Geschäftsgebahrens der Berliner Brenn ein sehr interessanter Prozeß wegen Fälschung von Ausweisen und stoff 3entrale einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, daß Bässen der Ententekommissionen. Angeflagt find ter frühere ameri gegen die Geschäftsleitung feinerlei Vorwürfe erhoben tanische Dolmetscher Berny Smith und der Schiffsingenieur Erdwerden können. Mit den Stimmen der Linten wurde ein bür- mann Hünich. ber BB3. dieser verbieten wollte, auch an private Kunden Lunom in einem Hotel in der Mittelstraße. Als er nach einiger Zeit gerlicher Antrag abgelehnt, der entgegen den Sagungen Im März 1922 wohnte Emith mit seiner Freundin" Martha Kohlen zu liefern. Angenommen wurde ein fozialdemokratischer feine Hotelrechnung nicht begleichen konnte, wurde fein Koffer in Antrag, der eine Trennung zwischen Kohlenamt und BB3. wünscht und den Magistrat auffordert, Notstandsaktionen zur Be- and genommen. Bei der Deffnung fand man Stempel und lieferung Minderbemittelter mit billigen Brennstoffen getrennt Briefbogen der Interalliierten Kommission. Bee Die Angeklagte behauptet, ihr Mann habe sie immer damit be- von dem laufenden Geschäftsbetrieb der BB3. durchzuführen. Die ihrer Bernehmung erzählte die Lunom, daß Smith sehr häufig Bazdroht. In der Trunfenheit habe er häufig die Lebensmittel bürgerlichen Barteien standen in dem Kampf um den dreimal weitergegeben habe. Die beiden Angeklagten waren zum Teil gemit Petroleum begoffen. Er habe sie mitunter bis zur heiligen Profit, mit Ausnahme des Zentrums, geschlossen ständig, widersprechen sich aber in ihren Angaben. Nach allem hat Bewußtlosigkeit unter den Fußsohlen gefigelt. Als sie sich ein Kind zusammen. Beileibe darf ein städtisches Unternehmen nicht an münschte, habe er erflärt, das gebe es nicht, das Kind würde sofort Private liefern. Städtische Unternehmungen sind zwar grundsäglich falschen Bässen und Ausweisen betrieben worden ist. Die Bässe foll es den Anschein, daß von ihnen ein schwinghafter Handel mit auf Eis" gelegt. Vorsitzender: Bon wem ist die Anregung zu dem alle schlecht geleitet", aber trotzdem machen alle falche Hünig für 20 Dollar pro Stüd vertrieben haben. Nach AnLiebesverhältnis ausgegangen?"" Angefl.:„ Bon Frau Nebbe. Die fchlecht geleiteten Unternehmungen", die dauernd vor dem gaben des Angeklagten Hünig hat der Dolmetscher Smith jedesmal Angeklagte Nebbe gibt das auch zu. Bors.:„ Frau Nebbe, Ihnen Banterott stehen", dem privaten Handel eine ganz ge 1000 Mart von dem Gewinn abbekommen. Die persönlichkeit wird vorgeworfen, daß Sie in gleicher Weise versucht haben, Ihrem fährliche Konkurrenz. Deshalb mußten auch die Ehemann Gift beizubringen. Sie haben sich von einer Kartenlegerin, mutigsten Preffeangriffe herhalten, um diese Kon- Dunkel gehüllt. Er hatte früher angegeben, daß er 1893 in Straß des Hauptangeflagten Smith ist in ein mysteriöses Frau Geist, Gift besorgen wollen, aber das Pulver, das Sie von turrenz flein zu friegen. Bewundernswert war die Seelenruhe, burg im Elsaß geboren sei, und woute amerikanischer Staatsbürger Frau Geist erhielten, mar gar kein Gift." Die Angeklagte Nebbe mit der ein Vertreter des Kohlenhandels erklärte, die persönlichen sein. Jezt gibt er jer och an, daß er als der uneheliche Sohn einer gibt, ehe sie sich auf die Schuldfrage äußert, in fehr weitschweifiger Angriffe, die bei einem folchen Kampf, unvermeidlich" feien, näherin in Hannover zur Welt gekommen ist und den Namen BernBeise ein Bild ihres Chelebens und stellt ihren Mann in dem scheuß- Stadt ihnen feine Konkurrenz mehr macht. Bei der Abstimmung leben oder Borstrafen des Mannes stattfinden, fönnen. Nach seinen mürden natürlich fofort eingestellt werden, wenn die hard Kämpf trug. Deshalb haben auch feine Ermittlungen über Bor lichsten Licht hin. Die Angeklagte Nebbe bestreitet, gewußt zu haben, daß Frau Klein ihren Mann ermorden wollte. Borf.:" Haben Sie in der Stadtverordnetenversammlung wird es aber zweifellos fich Angaben ist er im Sommer 1919 mit den amerikani. nun Ihrem Mann etwas in die Speisen gemischt? Haben Sie ihm nur um wenige Stimmen handeln, die in dieser für die Bevölkerung fchen Truppen ins befegte rheinische Gebiet als nicht einmal Salzsäure gegeben?"" Angeft:„ Ich habe nichts Böses so wichtigen Frage ausschlaggebend sein werden. Uebrigens hat Dolmetscher gekommen und war zunächst in Koblenz und Mainz gegen meinen Mann getan. Die Sache mit der Salzsäure beruht die B33. das Geschäftsjahr 1922 mit einem Reingewinn.pon bei der Jinteralliierten Eisenbahnfommission im Range eines Ober auf einem kleinen Versehen.". Die dritte Angeklagte, Frau und einer Milliarde abgeschlossen, der sonst natürlich teutnants tätig. Jim Oftober 1921 fam er zur Wiedergutmachungs Marie Riemer, die Mutter der Frau Nebbe, bestreitet in private Taschen geflossen wäre. fommission in Berlin . Die Berteidiger unter Tränen, gewußt zu haben, daß Frau Klein sich Gift besorgte bestritten, daß das Schmelztots staff Gastots. Die zuständigen Aufsichtsbehörden Schmurgericht zuständig sei, ta es fich um feine öffentlichen und auch, daß ihre Tochter von der Kartenlegerin ein Mittel erhielt, gehen jetzt mit beachtenswerter Schärfe gegen solche Kohlenhändler rfunden handele. Sie beantragten, eine Auskunft des um ihren eigenen Mann zu vergiften. Benn sie Kenntnis davan vor, die in mucherischer Absicht Ware zurückhalten. So ist jetzt auswärtigen Amtes einzuholen, daß die Interalliierte Stomgehabt hätte, dann hätte sie als alte Frau dafür gesorgt, daß dis dem Kohlenhändler Ernst Schülke, Westend , Lindenallee 4, die Han- mission und die British Army auf Grund der Ausführungsbestim Unheil verhütet wurde. Sie schildert die beiden Ehen eben- delserlaubnis enizogen worden. Der Händler mar bereits im mungen des Bersailler Friedensvertrages nicht berechtigt wären, im falls als sehr unglücklich. Bei der Vernehmung der alten Mutter vorigen Jahre vom Buchergericht zu 5000 m. Geldstrafe verurteilt besetzten Gebiet und in Deutschland Pässe auszustellen, ferner Ausdes verstorbenen Klein tam es zu heftigen Ausein worden, weil er Breßkohlen an gutzahlende Kunden ohne Karten funft der Interalliierten Kommission, daß die beschlagnahmten Bässe andersehungen. Die alte Frau Klein stellte ihrem Sohn das abgegeben hatte. Durch Beamte des leberwachungsdienstes murde in ihrem Aussehen wesentlich sich von den echten Bässen unter befte Zeugnis aus und bekundete im Gegensatz zu ihrer Schwieger- ein Kohlenhändler aus Neukölln abgefaßt, der in der Gasanstalt scheiden. Das Gericht beschloß dem Antrag entsprechend, die Sache tochter, daß ihr Sohn seine Frau geliebt und gut behandelt habe. Tegel 70 Bentner Gastots aufgeladen und sie am Kurfürstendamm zu vertagen und zum nächsten Termin einen Sachverständigen aus Ihre Schwiegertochter habe ihr eines Morgens vergifteten als niederschlesischen Schmelztofs vertauft hatte. Der Händler dem Auswärtigen Amt zu laden. Raffee förmich aufgedrängt. Als sie danon foftete, sei ihr die hatte das Gewicht der Kohlenmenge auf 95 Zentner angegeben und Zunge und die Lippen dick angeschwollen. Als die Angeklagte Klein außerdem für den Gastofs den viel höheren Preis für Schmelztofs ihr den Tod ihres Mannes mitteilte, will sie der Klein sofort gejagt angerechnet. Gegen den Kohlenhändler ist Strafantrag wegen Behaben:„ Du bist es, die ihn unter die Erde gebracht hat."" Ich aber," truges gestellt worden. Am Freitagabend hatten wir unter dem Titel Im Zwiefpeff so fuhr die Zeugin fort, hätte, solange ich noch einen Tropfen Blut zwischen Justiz und Fremdenpolizei" eine einer Rorrespondenz entim Herzen hatte, nicht geruht, bis alles ans Tageslicht gekommen nommene Nachricht gebracht, mach der ein Schneider Stofowsfi gegen den Willen ter Justizbehörden aus dem Moabiter Unte märe. Es war mein liebster Sohn und wir lebten in Glüd und Bon ihrem eigenen Großneffen mit Hilfe eines falschen Krimi- fuchungsgefängnis herausgeholt und nach dem Gefangenenlager Frieden. Da kam die Frau dazwischen und stiftete Unheil." Die alte malbeamten um ihre letzte habe bestohlen wurde die 80 Jahre alte Rottbus gebracht worden war. Es hieß dann weiter: Der Verteidiger Frau Klein wurde dann von Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt Witwe Marie Bohl aus der Rigaer Str. 54. Bei der Greisin, die hob den außerordentlich bedenklichen Eingriff der Polizeibehörde in ein Kreuzfeuer von Fragen genommen, die alle darauf hinaus einft bessere Tage gesehen hat, erschien fürzlich ihr Großneffe, in den Gang der Justiz hervor. Das Gericht schloß sich den e- liefen, daß die Zeugin, der Wahrheit widersprechend, an ein 17 Jahre alter aus Aschersleben gebürtiger Hans Schulze, der denken der Verteidigung an. Dazu teilt das Fremdenamt des gegeben habe, ihr Sohn habe sich sehr gut mit ihr gestanden. Der aus der Fürsorgeanstalt entwichen ist und sich in Berlin herumtrieb, Bolizeipräsidiums mit, daß irgendwelche Differenzen mit den Justiz Berteidiger hielt ihr vor, daß sie von dem eigenen Sohn mit den und bat um ein Unterfommen. Die Großtante hatte Mitleid mit behörden nicht bestehen, auch völlig ausgeschlossen sind. Es sei niedrigsten Schimpfworten belegt worden sein soll, was dem Jungen und nahm ihn auf. Nach einigen Tagen verschwand selbstverständlich, daß die Fremdenpolizei nicht über Untersuchungsjedoch von der Zeugin im großen und ganzen bestritten wird. Die er wieder und ließ nichs mehr von sich hören. Jetzt entdeckte die gefangene Berfügungen treffen und sie nicht ausweisen kann. Ilm Angeklagte. Frau Riemer bemerkt dazu, daß Klein von seiner Mutter Großianie, daß er ihr aus aus einem Behältnis ein silbernes einen solchen Fall handelt es sich in dem der Notiz zugrundeliegenimmer als von der Alten mit dem Spigbubengesicht" Schreibzeug gestohlen hatte. Nach einiger Zeit fam er den aber auch gar nicht. Bielmehr kommt ein alter Taschendieb in gesprochen habe. Die Kartenlegerin, Frau Geist, ein abermals und wollte sich wieder bei ihr einschmeicheln, doch wurde Frage, der nach Abfizung seiner Gefängnisstrafe von 1 Jahr 9 Mo 75jähriges verhuzeltes Frauchen, fonnte zur Sache nichts befunden. er jetzt zurückgewiesen. Eines Tages erschien ein Mann in feld naten und nach seiner Abschiebung in seine östliche Heimat hier Der Drogist Weber befundete, daß die Angeklagte Klein zu ihm grauem Rock, der sich als Kriminalbeamter vorstellte und den zum zweiten Male jestgenommer. worden war. Er wurde nad)
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Aus bent amerikanischen Manuftript übersegt von Julian Gumperz. " Leute," hub die Stimme des Mannes an,„ ich will euch Hochwürden Dr. Stinner vorstellen, der," die Stimme des Mannes bebte plöglich vor tiefer patriotischer Rührung, gerade von dem Offupationsheer zurückkehrt."
Bei dem Wort„ Otfupationsheer" flatschten fie alle, als ob eine Feder berührt worden sei und schrien„ hoch".
Ehrwürden Dr. Stinner schaute sich die Bersammlung mit lächelndem Vertrauen an und erhob die Hände um Schweigen, so daß man seine dicken, rosigen Handflächen sehen
tonnte.
" Zuerst, meine lieben Freunde, laßt uns einen Augen blid im stillen Gebet unserem Schöpfer danfen." Seine Stimme hob sich und fiel, als ob er wie gewöhn fich vor seiner Gemeinde gutgekleideter und gutgenährter Menschen spräche.
*
Ein undankbarer Großneffe.
Ich speiste zu Weihnachten in Koblenz. Was haltet ihr dapon? Nie hätte ich gedacht, daß ich Weihnachten nicht zu Hause und bei meinen Lieben sein werde. Aber noch unerwartetere Dinge passieren doch auf dieser Welt! Weihnachten in Koblenz unter der amerikanischen Flagge!"
Er hielt einen Augenblick an, um das Ende des ein setzenden Klatschens abzuwarten.
Polizei und Fremdenamt.
„ Der hatte feine Gamaschen an," sagte der Mann ohne Beine, den man in einen Stuhl neben dem Ofen gesetzt hatte.
Andrews setzte sich neben ihn, lachend. Es war ein Mann mit hervorstehenden Badenfnochen und mächtigen Kiefern, dessen hellbraune Augen und sanfte Lippen seinem Gesicht einen Ausdrud großer Milde gaben. Andrews schaute nicht auf seinen Körper..
,, Einer hat gesagt, daß der vom Roten Kreuz kam und Bigaretten austeilen wollte... haben uns diesmal zum Narren gehalten," sagte Andrews.
Willst du ne Zigarette haben? Ich hab eine," sagte der Mann ohne Beine; mit seiner großen, bleichen, zusammengeschrumpften Hand hielt er ihm die Zigarette hin.
" Der Truthahn war fein, fann ich euch nur sagen. Ja, unseren Jungens in Deutschland, denen geht es sehr gut. Sie marten nur auf den Augenblic, um, wenn nötig, ihren glor. reichen Vormarsch nach Berlin fortzusetzen. Denn es tut mir leid, Jungens, sagen zu müssen, daß die Deutschen den von uns erhofften Sinneswechsel nicht vollzogen haben. Sie haben allerdings den Namen ihrer Inftitutionen verändert, aber den ,, Danke." Als Andrews ein Streichholz anzündete, mußte Geist haben sie nicht geändert... Welch' schwere Enttäuschung er sich über den Mann ohne Beine beugen, um dem auch für unseren großen Bräsidenten, der sich so bemüht hat, den Feuer zu geben. Sein Blick glitt dabei an der Uniform des Deutschen Vernunft beizubringen, ihnen Verständnis dafüc Mannes herunter auf die Hosen, die leer vom Stuhl herabeinzuflößen, welche Schrecken sie allein und mit Absicht auf hingen. Ein falter Schauder durchfuhr ihn; er dachte an die die Welt gebracht haben. Doch wehe, sie sind noch weit da- Narben auf seinen eigenen Schenkeln. von entfernt. Sie versuchen mit aufrührerischer Propaganda," Hast du es auch in die Beine bekommen, Kamerad?" die Moral unserer Truppen zu unterminieren"- Ehrwürden fragte der Mann ohne Beine ruhig. Dr. Skinner erhob seine fetten, rosigen Hände und lächelte weil Er uns Sicherheit gewährte und die Beruhi- gütig, die Moral unserer Truppen zu unterminieren, so daß gung unserer Betrübnisse, und lasset uns beten, auf daß Er die strengsten Verordnungen dagegen getroffen werden müssen. uns gefund an Körper und rein im Herzen unseren Familien, Ja, in der Tat, meine lieben Freunde, ich fürchte, daß wir zu unseren Frauen, Müttern und denen, die voller Sorge auf früh unseren siegreichen Vormarsch eingestellt haben. Jetzt unsere Rückkehr warten, wiedergebe. Und daß wir den Rest müssen wir wachsam und auf der Hut sein und die Entscher unseres Lebens im treuen Dienst unseres großen Vaterlandes dung der großen Männer abwarten, die in furzer Zeit zur verbringen werden, für dessen Sicherheit und Ruhm wir Konferenz in Paris zusammenkommen werden... Laffet unsere Jugend als williges Opfer geboten haben... Laffet mich, meine lieben Freunde, der Hoffnung Ausdrud geben, daß ihr bald von euren Wunden genesen werdet, bereit seid, freudig Dienst zu tun in den Reihen der glorreichen Armee, die noch für einige Zeit auf der Wacht sein muß, als Amerifaner und Christen die Zipilisation zu verteidigen, die ihr so edel vor einem ruchlosen Feinde gerettet habt... Lasset uns fingen."
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uns beten."
Schweigen überzog den Raum. Andrews fonnte das felbstbewußte Atem der Männer um ihn hören und das Rascheln des Schnees auf dem Zinndach. Nach einer langen Bause begann die Stimme wieder in fingenden Tönen: Vater unser, der du bist im Himmel Amen!" Nach dem Amen erhoben alle den Kopf, freudig. Min räusperte sich, Stühle wurden gerückt. Man setzte sich zurecht, um zuzuhören.
" Jeßt, meine Freunde, will ich euch in furzen Worten einen fleinen Blick in Deutschland hineintun lassen, so daß thr euch vorstellen fönnt, wie unsere Kameraden von der Besatzungsarmee es sich unter den Hunnen bequem machen.
Die Leute standen auf, außer einigen, die feine Beine mehr hatten, und sangen den ersten Vers der Hymne. Ehr würden Dr. Skinner zog seine goldene Uhr heraus und machte ein ärgerliches Gesicht
O, ich werde den Zug versäumen," murmelte er. Der Diensthabende half ihm in feinen umfangreichen Mantel, und fie beide eilten zur Tür hinaus.
hier?"
Ja, aber ich hatte Glüd... Wie lange bist du schon Seitdem Chriftus Korporal war. 3wei Wochen, nachdem wir zuerst an die Front tamen, seitdem bin ich hier. das war am 16. November 1917 habe nicht viel vom Krieg gefehen... habe aber auch sicher nicht viel verpast" „ Nein... Aber du haft trotzdem schon genug von der Armee gesehen." „ Das ist wahr... Der Krieg märe vielleicht gar nicht so schlimm, wenn es nicht wegen der Armee wäre." " Du fommit bald nach Hause, nicht?" „ Vielleicht. wo fommst du her?" " New York," antwortete Andrews.
•
" Ich komme von Cranston, Wisconsin. Kennst du das Land da? Viele Seen bort. Man kann dort tagelang Cance fahren. Es mar eine schöne Zeit da... Haben wie die Wilden gelebt. Einmal habe ich eine Fahrt gemacht, drei Wochen lang, ohne überhaupt ein Haus zu sehen. Bist du schon' mal so lange Canoe gefahren?
,, Nein, aber es muß fidyer herrlich sein, tagelang im Canoe auf dem Wasser zu sein."
( Fortsetzung folgt.)