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fc Mitf rfje n Ei nljett schreibt iksm sein Gesandter Wendland  in einem Privatbrief aus Paris   von, 19. Dezember 1848: Die französische   Regierung ist decidiert gegen die Uiiiiät(Einheit) von Deutschland   und hat aus diesem Grunde den Herrn v. Ramner nie offiziell empfangen ivollen. Sie ist daher auch dagegen, dah die deutsche   Kaiserkrone auf das Haupt irgendeines Fürsten gesetzt werde. Der General v. Willisen ist, wie ich mit ziemlicher Gewibheit oermute, van Berlin   hierher gesendet, um Frankreich   für Preutzen in dieser Frag« zu gewinnen, alle seine Bemühungen werden indes wohl fruchtlos bleiben. Ich kenne die Ansichten des Herrn Bostide bestimmt darüber, dos nun folgende Kabinett unter Louis Napoleon   wird ebenso denken... Rußland   denkt ebenso und hat auch größeres Interesse, sich einem solchen Arrangement zu widersetzen: ich glaube dies aus ganz sicherer Quelle zu wissen. Englands Ansichten sind ohnedies bekannt. Da also alle großen Mächte dagegen sind, läuft man gewiß k e i n e G e f a h r, sich der Sache zu widersetzen.... Wenn Preußen ebenso uninteressiert als Oesterreich wäre, würde die Sache von selbst zusammenfallen. Allein leider sind die Prätentionen des Berliner   Kabinetts bekannt. Eure Königliche Majestät werden in Allerhöchst Ihren Kammern gewiß eine wichtige Stütze finden, wenn Sie ohne allen Rückhalt offen vor der ganzen Welt verweigern, einen deutschen   Kaiser über sich anzuerkennen. Der König von Hannover und viele andere Fürsten werden sich unbedingt dieser Erklärung anschließen. Wer Eurer Königlichen Majestät anders ratet, ist nach meiner Anficht entweder kurzsichtig oder geradezu Berater an seinem König und Vaierlemd...." Wie man sieht, l)aben die Wittelsbacher von jeher sich un- geheureVerdienste" um die Einheit und das Wohlergehen Deutschiaichs erworben. Wenn jetzt die Fuchs und Mach'haus, die Bothmer   und andere sich wieder französischer Agenten be- dienen, um die Losreihung Bayerns   vom Deutschen   Reiche zu erzielen und eine neue Wittelsbacher   Monarchie zu errichten. so folgen sie nur den erhabenen Traditionell Maximilians. Es wäre nicht mehr als eine Pflicht der Dankbarfeit, wenn die Witlelsvacher ihnen«inen entsprechenden Teil von dem 750- Milliarden-Geschenk abgeben würden, dasMerhöchst Ihre Kammer" unter republikanischen Formen ihnen soeben be­willigt hat. * München  , 16. März.(Eigener Drahtbericht.) In der Hochoer- ratssach« Fuchs-Ma-chhaus-Berger usw. ist ein« sensativ- iielle Wendung eingetreten. Der Vertraute de, Exkronprinzen R u p p r e ch t, Freiherr v. E r a in e r. K> e t t, der gestern noch der Untersuchungsbehörde die Angabe gemacht hat, daß er im De- gember!92l in seiner Wohnung den französischen   OberstKutnant Richert und sein Werkzeug Professor Fuchs empfangen hnbe. ist heute plötzlich von München   abgereist! Ferner ist Bezirksober- nmtmann Freiherr v. Coden, der Sohn des früheren bayerischen  Snnemninisters, wie uns«,- Parteiorgan, dieMünchener Po st". «im Freitag vormittag feststellt, dem die Umtriebe Richerts feit Jahren bekannt waren, nach einer amtlichen Mtteilung der Bayerischen Staatszeitung", noch am Freitag noch- mittag au, dem Staatsdienst entlassen worden. Da die Familien von Cramer-Klett   und von Soden dem bayerischen Hochadel angehören und bis heute zu den in- timsten Beratern der Familie Wittelsbach gehörten, ist man bei der Aufdeckung der Fäden der Verschwörung gegen den Bestand de, Deutschen Reiches   bereits bis in die immittelbarste Nähe de, Exkronprinzen Rupprecht v. Wittelsbach gelangt. Allerdings hat Freiherr v. Cramer-Klett   noch unmittelbar vor feiner Abreise seinen fürstlichen Gönner gedeckt mit der Behauptung, daß»r dem Oberstleutnant Richert gegenüber von vornherein jede Unterredung des Kronprinzen mit einem Franzosen als misgeschl Elfsen«klärt habe. Buch Exkronprinz Rupprecht selbst ist bereits in dieser Sache kürzlich vernommen worden und hat aus- driickttch betont, daß er seit Beendigung des Kriege, niemale mit Franzosen, weder mittelbar noch unmittelbar, irgendwelche Aus- spräche oder Fühlung gesucht oder gehabt habe. Demgegenüber beweist die heut« bekanntgewordene Tatsache der plötzlichen Abreise des Freiherrn   v. Cramer-Klett  , daß er selbst die .....»mim....... lj »Kuitur�-Dokumente. )um 75. Geburtstag der Marz-Revolution. Bon Karl Fischer. Lange vor dem 18. März und dem Jahre 1848 wetterleuchtete es allenthalben in deutschen   Landen, aber immer wieder verteilten sich die Wolken, und Gewalt ging vor Recht. Bedrückt durch hohe Steuern und Zölle, bedrängt durch Schikane und Willkür der lieben Landcsoäter, lebte das Volt in einem dumpfen Dämmern, in siumpfer Gleichgültigkeit und in stickiger Lust. Erst als der frische Wind der Poriser Februar-Revollllion über die Bogelen sprang und über den Rhein   fegte, wachte man auch in Deutschlano auf und oer- suchte, die unerträglichen Lasten abzuschütteln. Bände müßte man schreiben, wollte man dos vollständige Ma- terial beibringen von den unendlich vielen Warterinstrumenten, mit denen man das Volk peinigte. Eine klein« Auslese von Dokumenten der damaligen Zeiten Schande soll versuchen, Verständnis dafür zu erwerben, daß das Volk weiter nichts galt, als Freiwild für die Launen seiner Fürsten. Alle Mittel waren genehm, wenn es galt. Gesinnungen auszu­treiben, denn Gesinnung zu haben,«ine offene und ehrliche Ge- sinnung, wurde al, großes Verbrechen geahndet. Eines der be- liebtest«» Folterwerkzeuge war die Zensur. Wieweit hier der Wahnsinn getrieben wurde, erjährt man am besten aus einem Brief des Freiherrn   vom Stein, den er 1819 an den Freiherm von Gagern richtete und in dem es heißt:Was sagen Sie zu der Handhabung der Zensur im Hannöoerschen, wonach man sogar Hochzeits­gedichte und Leichenpredigten beidem königlichen Konsistorium einreichen sol l!!I" Das ging wahrlich noch weit über die Zensur, die wir uns während des letzten Krieges ge- fallen lassen mußten. Hannooer war überhaupt eingssegnetei" Land. Oppermann erzählt in seiner Geschichte des Königreichs Han- nover folgenden bezeichnenden Zug von der hannöoerschen Reaktion: Der Kabinettsrol von Scheie wußte die Beamten scharf zu ver- folgen, die nur ganz entfernt an oppositioneller Richtimg beteiligt waren. Einem Schwager von Robert Prutz  , dem bekannten liberalen Dichter, wurde die Anstellung als Advokat trotz der besten Emp- fehlungen immer wieder oerweigert. Endlich bringt er sein Gesuch bei dem Kabinetisrat persönlich vor und weist zu dessen Begründung darauf hin, daß die Mittellosigkeit seiner Eltern ihm nicht gestatte, sich an einem anderen Ort eine Praxis zu schaffen. Scheie unter- bricht ihn:Was ist Ihr Bater?".Buchbinder."Dann hätten Sie auch Buchbinder werden sollen!" Indessen in Preußen stand man den Hannoveranern in der- artigen Schamiosigkeiten durchaus nicht nach. Al» sieben Göttinger  Professoren 1827 Protest erhoben gegen den offenen Verfassungs- bruch des Königs von Hannooer, und die Stadt Elbing   einem dieser Professoren, der aus Elbing   gebürtig war,»in zustimmendes Schreiben schickte, erteilte, wie Biedermann In seinem WerkDreißig Jahr« deutscher   Geschichte" mitteilt, der preußische Minister des Innern, von Rochow, dem Magistrat von Elbing   folgenden amtlichen Verweis:Dem Untertan ziemt es nicht, an die Handlungen des Staatsoberhauptes den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzu- legen und sich in dünkelhaftem u ebermute ein öfsentliches Urteil über
Möglichkeit«Ines Cntrimwns aus dem Netz, da« sich über khm zu. samrnengezogen Hot. gering einschätzt. Damit entfällt natürlich auch jede Beweiskraft seiner den Exkronprinzen entlastenden Angabe.
Der Staatsgerichtshof gegen Hitler  . Und Bayern  ? Der Staatsgerichtshof hat, wie wir bereits mit- teilten, die Beschwerden der Nationalsozialistischen  Deutschen   Arbeiterpartei über VersammlungSver- böte und Auflösungsverfügungen in nichtbayerischen deutschen  Ländern verworfen. In der Begründung deS Spruches heißt es, wie wir erfahren, nicht nur. daß Hitler und mit ihm seine Partei die Republik   fortgesetzt beschimpfe und her- absetze, sie zieht auch den s; 7, Ziffer 4 des Gesetzes zum Schutze der Republik   ausdrücklich an. Der betreffende Ah- sqtz des Gesetzes wendet sich gegen Vereinigungen, deren Zweck eS ist, die verfassungsmäßigen Grundlagen der Deutschen Republik zu untergraben. Damit hat der StaatSgerichthof als höchste richterliche Instanz die Staatsfeindlichreit der NationalsozialistischenDcutschen Arbeiter- Partei festgestellt. Werden die bayerische Regierung und die D e u t s ch e F r e i h c i t s p a r t e i. die bekanntlich vor kurzem in ein sehr enges KartcllverhältniS zu der National- sozialistischen Partei getreten ist, ihre Konsequenzen daraus ziehen? * Sehr eigenartig muß es berühren, daß das amiliche Wolfs  - sche Telegraphen bureau in seiner diesbezüglichen Meldung den von uns nack träglich ioiedcrgegebenen tvichtigsten Teil der Se- gründung mit keinem Wort erwähnt hat.
Sozialöemokratie unö Kohlensteuer. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat der Der- l ä n g e r u n g des Kohlengesetzes zugestimmt. Entscheidend war dafür die Tatsache, daß die Ermäßigung der Kohlensteuer noch lange keine Ermäßigung der Kohlen- preis« bedeutet. Im Gegenteil, es bestand die Gefahr, daß die Ennäßiaung der Steuer den Anlaß zu einer Erhöhung derPreisefürKohlen bringen würde. Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, so würde bei gleichen Kohlen- preisen kaum eine Berbilligung der Industrieprodukte ein- treten. Dafür aber würde in die Reichsfinonzen ein gewaltiges Loch gerissen werden. Bei der ungeheuren Schuldenlast des Reiches würde das weitere Anspannung der Notenpresse be- deuten, also der Form der Besteuernng der Waffen, die am unsozialften ist. Ferner ist im§ 11 des Gesetzes festgelegt, daß der Reichsminister der Finanzen nach Anhörung des Reichs- kohlenrats mit Zustimmung des Reichsrats eine Ermäßigung der Steuer eintreten lassen kann, wenn die wirtschaftlichen Ver- Hältnisse, besonders der Stand unserer Währung, dies ersorder- lich machen. Die Deutschnationalen haben nun, um ihre Steuerfcheu zu vertuschen, ein ungeheuves Geschrei über die Haltung der Sozialdemokratie angestellt. Sie machen uns den Vorwurf. daß wir die Kohle, und damit auch den Hausbrand, für die minderbemittelte Bevölkerung ganz ungeheuerlich verteuert haben. Wie verhält sich dag in Wirklichkeit? Es steht unzweifelhaft fest, daß die Kvhlenpreif« in den letzten sieben Moyaten ganz ungeheuerlich verteuert wurden. während die Kohlenstcuer von 4l) Proz. bereits seit dem 1. April 1922 in Kraft ist. Der Kohlenvreis für Ruhr-Fett­förderkohle wurde gesteigert am 1. August 1922 von 1313 M. pro Tonne bis 9. Februar 1923 auf 128 350 M. pro Tonne, also um das Llfache. An dieser Preiserhöhung wirkten alle bürgerlichen Parteien mit. und immer wieder wurde von den Zechenbesitzern hervorgehoben, daß bei diesen Preiser- höhungen die Werke nicht bestehen können. Die bürgerlichen Parteien müssen aber daran erinnert werden, daß der Sozial- demokrat Robert Schmidt als Reichvwirtschastsminister
die Rechtmäßigkeit derselben anzumaßen. Die Unterzeichner der Adresse hätten daher In dem Benehmen der Söttinger Prosesioren nicht eine Verteidigung der gesetzlichen Ordnung, sondern nur ein unziemliches Auslehnen, ein vermessenes Unternehmen erblicken sollen." Freilich, auf dem Thron Preußen» saß damals«in Mann, oer allen Dünkels voll war: Friedrich Wilhelm IV.   Roch am 27. Februar 1848 schreibt er an die Königin Viktoria   von England: «Der verstorbene König wogt« nicht, zu schreibenvon Gottes Gnaden". Wir indessen nennen uns König von GottesGnoden, weileswahri st." Run nicht lang« danach sollte es ihm blutig tagen, und dieser Held von Gottes Gnaden mußte demütig den Hut ziehen vor den Opfern der Berliner   März-Revo- lution, hingeschlachtet durch sein« Schuld. Unter der Regierung riedrich Wilhelm» IV.   feierte die Polizei Willkür förmliche rgien, und nichts war den Häschern heilig. So beklagte sich Ludwig Feuerbach  , der bekannte Nerfaffcr des großen WerkesWesen de» Ehristentums", das den damaligen Machthaber zu liberal roch, in einem Brief vom 3. April 1843 folgendermaßen:Gestern wurde bei mir von Rechts wegen eingebrochen. Man suchte bei mir, dem Einsiedler, dem Gelehrten, dem Denker, nach Briefen von Studenten, nach Auskunst über Studentenverbindungen. Armes Deutschland  , selbst dein einziges Gut, deine wiffenschastliche Ehre will man dir nehmen!" Je kleiner das Ländchen war, über das ein Fürst von Gottes Gnadenregierte", um so düntelhaster und dummdreister war sein Verhallen. Ein köstliches Stück weist das Amts- und Regierungsblatt des Fürstentums Rl--Lobenstein-Ebendorf vom Jahre 1845 auf. Dort heißt es wörtlich:«Serenissimus hat die hohe Gnade zu haben geruht, die Wehrmänner zu Hirschberg, sechs an der Zahl. Velche zu dem in Tonna   ausgebrochenen Feuer geeilt und mit der aufopferndsten Bereitwilligkeit Dienst« geleistet hatten, öffentlich vor der Front allerhöchstselbst gnädigst zu beloben und dem ältesten derselben, nachdem er sich durch Taufschein als solcher ausgewiesen, zum Zeichen allerhöchst ihrer hohen Zufriedenheit und Anerkennung höchsteigenhändig die Hand zu reiche n." So sah damals die Kultur in Deutschland au«. Kein Wunder, wenn sich endlich die schwarzen Wolken, die so lange am Himmel drohend hingen, entluden, der Donner rollte und der Blitzstrahl wenn auch leider nur ein paar der schlimmsten Zöpfe in Flammen setzte.
ver Bericht der INounk-Everesl.Expeditton. Im englischen   S«o< graphischen Journal liegt jetzt der Bericht der Mount-Everest  -Expe- dition aus dem vorigen Jahre vollständig vor. Obwohl, wie man weiß, das Atel der Ersteigung des höchsten Gipfek» der Erde nicht erreicht wurde, bot doch das Erreichte, der Ausstieg zu der Höhe von etwa 8300 Metern, Bedeutsames genug. Aul der Schulter des Berge, mußten zwei der Teilnehmer, Finch und Geosftey Bruce angesichts des nahen Gipfele umtedren. Der Sturm war so gewaltig, daß sie neben dem Grat» aufwärt» strigen mußten. Wegen der mitgeführien Sauerstoffapparat«, die sich gut bewährt haben, konnte nicht genug Nahrung mitgenommen werden. So versagten ihre Kräfte. Völlig erschöpft und mit schweren Frost- schaden kamen sie unten wieder an. Der höchst« Berg her Erd«
wiederhost Einspruch gegen die sortgesetzte Kohlenpreiserhöhung erhob und teilweise auch Herabsetzungen der geforderten Kohlenpreise eintraten. Das ist jetzt anders geworden. Seit- dem Dr. Becker das Wirtschaftsministcrium leitet, find keine Beanstandungen mehr vorgenommen worden. Also nicht die Sozialdemokratie ist für die Verteuerung der Kohle verantwort- lich. sondern diejenigen, die die Kohlenpreise allein in den letzten 7 Monaten um dag Llfache steigerten. Unzweifelhaft werden der Hausbrand und die Unternehmungen der Gemeinden durch die Kohlensteuer stark belastet. Die Sozialdemokratie hat deshalb verlangt, daß trotz der Beibehaltung der Kohlensteuer der Hausbrand verbilligt wird, ebenso die K o h l e n für g e m ei n- nützigeAn st alten. Das ist auch beschloffen worden. Ferner wurde beschlossen, daß die aus der Kohlensteuerstundung noch rückständigen Beträge sofort eingezogen werden. Abgelehnt wurde dagegen unser Verlangen, für die gestundeten Beträge Verzugszinsen zu erheben. Leider ist es trotz aller Bemühungen nicht gelungen, diese Bestimmungen ins Gesetz zu bringen. Die Sozialdemokratie hat also alles getan, um die Jnter- essen der Verbraucher zu schützen, ohne die Reichsfinanzen zu gefährden und ahne denIndustriellenProfitezuzu- schanzen. Sie wird ferner jetzt mit allem Nachdruck dafür eintreten, daß der Preisabbau bei dem Abbau der Kohle«preise beginnt, wobei gleichzeitig eine Ermäßi- gung der Kohlensteuer eintreten kann.
Preisabbau öurchLebensmittelverteueeungZ Agrarische Forderungen entschlußlose Instanzen. Am Freitag beschäftigt« sich der ZOer-Ausschuß des Reichs­tages mitderPreisfcstsetzungfürdasletzteSech- stel des Umlagegetreides. Die Vertreter der Land- wirte hielten wieder die üblichen Reden: sie forderten unbe- dingte Berücksichtigung der errechneten Produktionskosten bei der Preisbildung. Der ReichZernährungsminister, dessen Grundsatz scheinbar ist, zu wichtigen Fragen überhaupt keine Stellung zu nehmen, bracht« nicht den Mut auf. den Landwirten zu raten, mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse wenigstens bei dem letzten Sechstel der Umlage auf eine weitere Preiserhöhung zu verzichten, um so dem Programm der Regierunaüber den sogenannten Preisabbau gerecht zu werden. Die Willkommengrüße der Landbündler, die dem aus Berbraucherkreisen kommenden Ernährungsmini- st«? bei dessen Amtsantritt entgegengebracht wurden, waren also wohlbegründet. Nach längerer Beratung beantragten die Vertreter der Landwirtschaft, den Preis für die Tonne Roggen auf 827 ystst M. festzusetzen, also um etwa 200 OVO M. m e h r a l s der Roggen heute auf dem freien Markt kostet. Für diesen Antrag stimmten ausschließlich die fünf onwesenden Landwirte. Ein Vertreter der Landkreise schlug den Vreis von 700 090 M. vor. Auch dieser Vorschlag fand keine Mehr- heit. Ein Vertreter der Städte beantragte, 630 909 M. als Preis für eine Tonne Roggen festzusetzen. Hierfür ergaben sich sieben Stimmen. Die Vertreter der sozialdemokrati- schen Reichstagsfraktion verlangten, daß über- hauptkcjneErhöhung bewilligt wird und für das letzte Sechstel der Pveis, der für das vorletzte Sechstel bezahlt worden ist. also 699 999 M. für eine Tonne Roggen, Geltung behält. Der Antrag wurde jedoch gegen 6 Stimmen a b g el e h n t, so daß«in Beschluß also überhaupt nicht zustande- g e k o m m e n i st. Die Regierung muß deshalb jetzt selbst ent- scheiden. Sie wird sich zu überlegen haben, ob sie durch eine weitere Erhöhung des Umlogepreifes den Börsenpreis für das freie Getreide nach oben stabilisieren will. » Es ist zu bedauern, daß weder das Reichsernährungs- Ministerium noch der Preisausschuß zu cipem endgültigen Votum über die Umlagepreise gekommen ist. Das Reichs- entährungsmimsterium hat sich bisher darauf beschränkt, die Meinung der verschiedenen Gruppen im Preisausschuß zu
besteht nach den Untersuchungen der Expedition vornehmlich au» Hornfels, fein gefaltenen Kolksilikatschichten und kristallinischen Kalken. Die höchste Partie bildet ein horizontaler Gürtel von Muskooit-Granit. dessen Härte gerade die Schulter unterhalb des Gürtels verursacht. Aus prachtvollen Photographien im Geogra- phischen Journal kann man die großartige Berg- und Eiswelt sehen. Spaltengemirr durchreiht den Gletscher, die Moränen sind tief cinge- schmolzen und werden beiderseits von reinem, wildgezacktem Gletscher- eis überragt. Den höchsten Gipfel zeichnet nicht so sehr weiße Eis- Panzerung aus als die ruhige Majestät seiner nach Nordwesten schroff abbrechenden Felsfonnen. Was das Reichsarchio enlhälk. Das deutsche   Reichsarchiv, dessen Gründung bereits vom Frankfurter   Parlament 1848 und dann nach der Schaffung des Deutschen Reichs 1871 erwogen wurde, ist erst nach dem Zusammenbruch 1918 Ins Leben gerufen worden und steht mit ihm in ursächlichem Zusammenhang. Als unsere Truppen und die Verwaltungen der besetzten Gebiete mit ihren ungeheuren Akten- Massen zurückströmten und es sicher war, daß das alte deutsche Heer nicht weiter bestehen würde, wollt« man einen Mittelpunkt für die Aktenbestände des Kriegsarchio» des Großen Generalstabs und der andern Kriegsakten schaffen, und so entstand das Reichsarchio in Potsdam  . Eine Vorstellung von der Aktenmosse, die hier zusammenströmte, geben einige Zahlen. Vom 1. Januar 1920 bis zum 30. Juni 1922 gingen beim Reichsarchio«in: 117 Wagen. 2781 Kisten und 1981 Paket« mit neuen Akten. Die Ansichtssläche der Regale und Schränk«, die mit Akten gefüllt sind, beträgt 7875 Quadratmeter. Dabei stnd die Akten der Kriegsgesellschaften nicht mitgerechnet, die schon jetzt einen weit größeren Raum beanspruchen als den genannten. Auch die Benutzung war eine rege. Es wurden vom I. Januar 1921 bis 30. Juni 1922 folgende Akten erbeten: 782 Anträge von auswärtigen Benutzern mit 5334 Aktenstücken, 800 Antröge für Erinnerungsblätter mit 8988 Aktenstücken, 910 An- träge von Angehörigen des Reichsarchws mit 3503 Akienstücken-, insgesamt 2492 Anträge mit 15855 Aktenstücken. Im gleichen Zeil  - räum von IM Jahren waren 190 auswärtige Besucher zu ver- zeichnen. Das Reich, archiv enthält aber nicht nur militärische Akten, sondern es wurden ihm auch große Massen von Material aus Privat- Händen überwiesen. Dahin gehört der schriftliche Nachlaß L a s s a l l« s, den Fürst' von Hatzfeld-Wildenburg stiftete. An Kriegsbriefen und Kriegstagebüchern gingen weit über 200 000 ein. Sammlungen solcher Aufzeichnungen aus der Kriegszeit wurden von allen Bevölkerungskkassen und Parteien überwiesen. So ver- trauten u. a. der Deutsche Transportarbeiterverband in Berlin  , der Verband der Bergarbeiter in Bochum  , der Verein junger Kaufleute in Berlin   dem Archiv ihre umfangreichen, kuliur- geschichtlich wichtigen Sammlungen an. Der frühere Kriegsminister Scheüch hat sein ganzes Material zur Verfügung gesteilt, auch wurden dem Archiv dir Akten des Ehrengerichts Waldersee-Groener und Waldersee-Scheüch mit ihren Aussagen aus der Zelt der Re- Solution ausgehändigt. Schlleftiingstas« der Staatlichen Museen. B»m 19. Mir» ab bleiben da« Alto»nd?t« u« vi»! e u vi sowie di« P r 3 h i st o r t» ch« Abteilung cim alten Kunitgewerbeinuseum): Montag«, da« K ai l e r« Friedrick-Nuseum und da« Museum sür Aölierkundet rienötag» für den Besuch de« Publikum« geschlossen.