trotz stabiler Löhne wird es vielmehr Sache der Erzeuger sein müssen.auch ihrerseits und in ihrem eigenen Interesse den inländischen Ab-satz zu heben. Die Erzeugerschaft sollte dazu ohne weiteres in derLage sein, denn ste hat lange genug, auf dem„Wisderbeschoffungs-dogma" fußend, die Preise mitverteuert. Sie müssen also bei Weg-fall dieses Kalkulationspostens erheblich verbilligt werden.Schärfste Auskalkulation im In- und Auslande ist die Forde»rung. Auch die teilweise sehr hohen Sätze für allgemeine Spesenund Unkosten können herabgesetzt werden, ohne die normalenGewinnmöglichkeiten zu gefährden. Auch die Rohstoffunkosten dermeisten Industriezweige vertragen wohl eine schärfere Berechnung:denn sie find doch, selbst soweit ste aus dem Auslande stammen, zumgrößten Teile vor etwa einem Vierteljahr, also zu Dollarkursen von7000 bis 9000, angeschafft. Und die Wiederbeschaffungsprämien ausfrüherer Zeit sind zumindest seit Umschlag der Konjunktur reine Ge-winne. Sollten ste sich freilich durch Börsenspekulationen verflüchtigthaben, so kann dieser Schaden nicht auch noch auf die Derbraucher-schaft abgewälzt werden."In der Verbilligung der Produktion, die im Interesse desVerbrauchers zu erfolgen hätte, und in der Begünstigung derQualitätsindustrie liegt auch die einzige Gewähr für die Ueber-Windung der Krise im Export. Alle beteiligten Kreise, nichtzuletzt die Regierung, sollten deshalb mit größter Entschieden-' eit die Bestrebungen nach rationeller Wirtschaft fördern.Geisler unü feine Gönner.Ein volksparteiliches Urteil.Der viel erörterte Fall G e i s l e r gibt der„KölnischenZeitung" zu folgenden Betrachtungen Anlaß:Das Kennzeichnende an dem Fall Geisler ist die Tatsach«, daßLeute ohne politische Vorzüge bei gewissen Stellen desBürgertums Geld in Hülle und Fülle bekommen, wenn ste nur da»Gespenst des Bolschewismus oder Sozialismus an die Wand malenund sich mit großem Phrasengedröhn zur G-spensteraus-treibung empfehlen. Man scheint in diesen Kreisen des Bürgertumsaus den unheilvollen Folgen der Tätigkeit des Reichsverbandes zurBekämpfung der Sozialdcmokrati« nicht die kleinste Spur gelernt zuhaben. Ueberall, wo eine Stadtlerei, Hitlerei oder Bei»-l« r e i in Gang kommt, sind Gelder in staunenerrcgender Menge da,die von einigen politischen Abenteurern in der leichtfertigsten Weiseausgegeben werden, um das deutsche Volk mit allen Kräften zu ver»hetzen und in feindliche Lager zu spalten.Dem ist nur hinzuzufügen, daß solche Leute ohne polltischeVorzüge es mit ihrem antisozialistischen Phrasengedröhn sogar?o weit bringen konnten, als volksparteiliche Abgeordnete inden Reichstag gewählt zu werden.die Arbeiter schützen sich.Temonstratio» der sozialdemokratischen Sicherheits-abteilungen in München.München, 20. März.(Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag.den 18. März, ist es in München wiederum zu einigen Zwischen-fällen gekommen. Kurz vor der Abreise der OrganisationRoßbach und zahlreicher nationalistischer Hundertschaften nachKempten usw. wurden der Iugendgruppe Fürstenfeld-Bruck desRepublikanischen Reichsbundes auf dem Münchener Hauptbohnhofevon Hakenkreuzlern die schwarzrotgoldenen Fahnenzerrissen. Die Polizei kam weder den Mißhandelten noch derFahne der Republik zu Hilf«!Di« Feier des Republikanischen Reichsbundesim Münchener Kindl-Keller war von vielen Tausenden besucht undnahm«inen sehr erhebenden Verlauf. Der thüringischeJustizmini st er Rittweger überbrachte die Grüße derThüringischen Republik, des besten Hortes der Deutschen Republikund des Hüters demokratischer Freiheit. Professor O u i d d e hieltdie Festred«. Die Rückkehr der republikanischen Fahnen zum Ge-werkschaftshaus vollzog stch dank des Schutzes einiger Abteilungender sozialdemokratischen Sicherheitsabteilungohne Störung.Am Montag benutzt« die sozialdemokratische Sicherheitsabtei-lung den kürzlich zum staatlichen Feiertag erklärten„Iosefitag"zu einem großen Marsch in die weitere Umgebung Münchens.Preissturz.Van Emil Rath- Cchönholz.Das Wort„Preissturz" verfolgt mich schon im Wachen und imTraume. Wenn ich morgen» und abends durch die Straßen Berlin»haste, kreischt es von allen möglichen Warengeschäften auf mich herab:„Gewaltiger Preissturz! Stiefel von 80000 M. an!"—„Schokoladeum 25 Proz. billiger!"— Alle Preise sind scheinbar au» entwölkterDollarhöhe auf die reale Erde gefallen und schauen mich mit ver»wunderten Augen an. Ich selbst betrachte mich mii erschrockenenAptzen. Das Märchen vom Glück ward Wahrheit... und ich kommefreudetrunken nach Haufe und brülle die Treppe hinauf, daß es nurso dröhnt:„Preissturz!" Die Leute reihen entsetzt die Türen auf,stieren mich ungläubig, zweifelnd, mitlidig an. Meine Frau läßt micheiligst hinter der angstvoll quietschenden Tür verschwinden.Ich werfe mich keuchend in meinen Klubsessel— Verzeihung!—e» ist ein dreibeiniger, altehrwürdiger Küchenstuhl!— und schnappenach Luft.„Preissturz!— Das— ist— kaum— glaublich, aberwahr! Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!"Meine Frau entggnet schroff:„Diese Augen scheinen vom Alkoholgetrübt gewesen zu sein!" Wenn sie so spricht, ist keine Widerredemöglich. Gottlob, werde ich jeder Antwort enthoben. Die Zeitungtut es gnädigstlich: Gaspreis erhöht auf 700 M.— D rotpreis auf900 M.— Milchpreis ab Montag 716 M.„Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo," wend' ich schauderndmeine Blicke: Portoerhöhung 100 Proz.— Eisenbahnfahrpreise er-höhen sich um 100 Proz.— Zucker duckt sich zu einem gewaltigenSprunge in schwindelnde Höhe, und ich weiß, s o gut springen kannich nicht, weder körperlich noch finanziell! Dieses Ducken des Zuckershat sich schon b»inertbar gemacht: die Marmeladenstulle ist nochdünner beschmiert ol» sonst, und das will schon etwas heißen. Es er-scheint unmöglich, aber„Das Unbeschreibliche, hier ist's getan!"Bei mir macht stch die unverschämte Einsicht breit, daß derPreissturz nur eine„Schimäre" ist. Denn ich weiß noch ganz gut,daß dos Schmalz bei einem Dollarstande von 50 000 auf 7000 unddarüber geklettert war und bei 20 000 nur auf Z500 zu sinken vermochte. Und Fett ist doch sonst so schmiegsam und flüssig....Aber ich bin ein ganzer Mann und kann auf halbem Wege nichtstehen bleiben. Ich bin zu meinem Arbeitgeber gegangen und habeihm dl« Sache klargelegt. Ader sein« Gründe waren zwingender:„Lieber Herr Rath,"(hat er gesagt, und da war ich schon halb ent-waffnetl),„sehen Sie, mit den Preisen Ist das so wie mit einerschmalen Leiter: Sie sogen, die Preise sind Ihrem Einkommen vor-ausgeeilt— schön, Sie haben recht. Nun stellen Sie stch einmal dieCache vor: Auf der Spitze der Leiter sitzen die Preise, erfüllt vonehrlichem Streben, wieder herunterzusteigen, nicht wahr? Aber: diePreise können einfach nicht. Dem, Sie sitzen doch mit Ihrem Ein-Der fast 2000 Mann starke Zug machte allseitig einen vor»trefflichm Eindruck Unsere Genossen tragen als einl)«itlich«s Ab-zeichen rot« Binden mit einem schwarzrotgoldenenOuerstreifen. Der Vorsitzende der Münchener Partsileitung,Genosse Thomas Wimmer, dankte in einer Ansprache imNamen der Partei allen Genossen, die durch das vorbildliche Zu-fammenwirken in wenigen Monaten eine so starte und zuoeriäfstgeOrganisation geschaffen haben. Mit Genugtuung könne man fest-stellen, daß die Partei mit Ruh« den kommendenDingen entgegensehen könne. Es werde den Haken-kreuzlern nicht gelingen, den Hort der freien Arbeiterschaft zu z�r-reißen. Die sozialdemokratisch« Sicherheitsabteilung nimmt nur injahrelanger Partei- und Gewerkschaftsarbeit geschulte Genossen aufund verschmäht NichtParteimitglieder, insbesondere Kommunisten.*Wie zu erwarten war, drehen die Geheimbündler den Spießum, indem sie die Bildung von Sicherheitsmannschasten zur Abwehrfascistischer Angriffe als Darboten einer„Roten Armee" be-zeichnen, gegen die es rüsten geile. Es nimmt auch nicht geradeWunder, daß die Vereinigten Vaterländischen Ver-bände Deutschlands, die ein« so wohlbeleumundet« Person-lichkeit wie Herrn G e i s l e r zu ihrem Vorsitzenden ausersehenhaben, den Reigen der neckischen Rufer eröffnen. Wie TU. mitteilt,haben die genannten Verbände für Freitag, den 23. März, ein« außer-ordentliche Vetreterversammlung anberaumt mit der Tagesordnung:„Stellungnahme zu der im ganzen Reiche rasch fortschreitenden Auf-stellung einer„Roten Armee(Proletarische Solbstschutz-Hundert-schaften")."•München, 20. März.(TU.) Eine Abordnung des Verbandesder israelitischen K u l t u s g e m« i n d e hat sich zumMinisterpräsidenten Dr. v. Kn Illing begeben und Dorstellungenwegen der Lage der Juden in Bayern erhoben. Sie wiesenauf die Leben und Eigentum bedrohenden Terrorakte hin und er-klärten, daß ein Mangel an Rechtsschutz bestehe gegenüberder Aufreizung der Bolksleidenschaften eines ganzen Bevölkerungs-teiles.Die Regierungöbilüung in Sachsen.Dr. Zeigner Ministerpräsident.Dresden, 20. März(Eigener Drahtbericht.) Gestern habenLandiagsfraktion und Landeeparteiinstanzen der VSPD. zu den vonder Siebenerkommisston ausgearbeiteten Richtlinien für das Zu-sammenarbciten mit den Kommunisten Stellung genommen. F r a k-tion und Landespartelin stanzen haben sich einmütigmit dm Richtlinien einverstanden erklärt. Da auch von dmKommunisten endgültig die Zustimmung gegebmwurde, ist Vereinbarung über die Unterstützung einer soziakdemotra-tischen Minderheitsregierung durch die Kommunisten zustande gekom-mm. Zum Ministerpräsidenten wird von unserer Fraktionder bisherige Iustizminister, Genosse Dr. Zeigner vorgeschlagenwerden.Roßbach bleibt in f)ast.Dm Bemühungen maßgeblicher Persönlichkeitm der deutsch-völkischen Freiheitspartei ist es nicht gelungm, den über Leutnanta. D. Roßbach verhängten Haftbefehl zur Aufhebung zu bringen.Scitms der zuständigen Behördm ist daraus hingewiesen worden,daß angesichts der zahlreichen gegen Roßbach schwebmdm Anklagen und bei der Schwere der gegen ihn erhobenen VorwürfeFluchtverdacht nicht von der Hand zu weisen sei. Roßbach istdeshab bereit» gestern vom Polizeipräsidium aus dem Unter»suchungsrichter vorgeführt wordm, der ihn wegen derihm zur Last gelegten Delikte vernommm hat.Verhaftungen von Selbstschutzverbändleru. Wegen Agitationkür die Gründung verbotener Gelbstschutzderbändesind in Gier Witz der Vorsitzende der deutschnaüoncilen BolkSpartciund Stadtverordnete Rektor Günther, sowie ein Hauptmann a. D,P u t b, verbaflet und nack Oppeln geschafft worden.Die südslawischen Parlammtewahlm ergabm bisher: Radikale(Pasttsch-) Partei 120, Kroatische Bauernpartei(Radiffch) 67, De-mokraten 50, Mohamedaner Bosnien 18, Slowenische Partei 22,Agrarier 9, Deutsche 9, Sozialdemokraten 3.tommm davor. Also: wenn die Preise Sie nicht in die Tiefe reißmsollm, müffen Sie zunächst mit Ihrem Einkommen von der Leiterschleunigst herunterklettern. Die Preise werdm nicht zögern, zufolgen."Ich oerbog mich stumm und wurde hinausgegangen. Auf derTreppe fiel mir erst ein, daß zwischm meinem Einkommm und demStand der Preise noch zahlreiche Sprossm frei waren. Aber ichtonnte doch nicht gut umkehren. Erstens hätte man mich wohl kaumzum zweitmmal eingelaffm, zweitens wäre mein Arbeitgeber zu sehrmit der Kalkulation seiner neuen Preise(selbstverständlich er»h ö h t e r!) beschäftigt gewesen, um meinen unmaßgeblichen Argu-menten Gehör zu schenken. Es geschieht mir also ganz recht, wennzuerst mein Einkommen, mit dem ich nicht auskommen kann, abge-baut wird. Warum bin ich auch Arbeitnehmer? Geben ist seligerdenn nehmen....Auflösung der Freien Sezession? Die Frei« Sezession hat dieserTage auf ihrer Generalversammlung beschloffen, die Frage ihrerAuflösung auf die Tagesordnung einer sofort einzuberufendenneuen Generalversammlung zu setzen. Damit scheint dos Schicksaldieser Vereinigung besiegelt zu sein, die seit 26 Iahren unter denKünstlerverbänden Berlins zweifellos an erster Stell« gestanden hat.Veranlassung zu der Verschärfung der seit längerer Zeit schleichen-den Krise war der auf der letzten Generalversammlung zur Debattestehende Antrag, der die Mitglieder verpflichten wollte, in der Ber-liner Akademie der Künste und bei den I u r y f r e i e nnicht auszustellen.Kongreß der ärztlichen Gesellschaft für Sexualwissenschaft. Die„Aerztliche Gesellschaft für Sexualwissenschaft und Eugenetik" ver-anstaltete im Hygienischen Institut anläßlich ihres zehniährigen Be-stehens ein« Tagung, zu der Teilnehmer aus ganz Deutschland unddem Auslande gekommen waren. �Das Gesamtthema der Tagung hieß„Konstitution undSexualität". Wie der Vorsitzende der Gesellschaft Dr. MaxHirsch ausfübrte, beruhen die Wissenschaften von der Konstitutionund von der Sexualität auf der Lehre von der inneren Sekretionund auf der Vererbungslehre. Die Erforschung der Vererbung».gesetze hat gezeigt— wie Prof. H a r t m a n n ausführte—, daßdie Chromofome in den Zellen die Erbträger sind, wobei jede Zellebeide Geschlechtsbestimmungen in sich trägt. Nur dem Vorhanden-sein(weibliches Geschleckt) oder Fehlen(männliches Geschlecht) desGeschlechtsdifserenziator-Chromofvms bestimmt, daß dos andere Ge-schlecht sich nicht entfalten kann. Bei Kreuzungen von Rassen mitverschieden potenzierten Faktoren werden dann intersexuell« Orga-nismen erzeugt. Diese an einfacheren Lebewesen experimentell be-wiesen« Taffach« gilt auch für höhere Organismen, da ja die sexu-elle Teilung durch die ganze lebend« Natur hindurch geht. Aber dieerbliche Variation und Mcdifikation ist scharf zu trennen von derEntwicklung des einzelnen infolge der Umwelteinflüsse. Diesedoppelte Bestimmtheit des Menschen, die Taffache, daß manche Krank-deiten und manche organische Veränderungen verschiedenen Ursprungsfern können(genetischen od« somatischen), macht eine besonder« Bor-Die Gßener Moröe.Bochum. 20. März.(WTD.) General Fournier hat durchMaueranschlag die Festnahme der bereits genannten EssenerGeiseln bekanntgegeben und hierin ausdrücklich erklärt, daß derMörder des französischen Soldaten unbekannt ist. Die Geiselnwürden in Freiheit gesctzt, sobald der Urheber der Tat von dendeutschen Behödren übergeben werden würde. Falls der oder dieSchuldigen nicht entdeckt würden, behalte sich der Divistonsgeneralvor, der Stadt Essen eine Geldstrafe aufzuerlegen, deren Höhenoch festgesetzt werden soll. Nach der Erklärung des Divisions-kommandanten kann also der erschossene Buchdruckereibesitzer Schult«als Mörder nicht in Frage kommen. Die beiden Kriminalbeamtenund der Arzt, die Schulte ,n das Kohlensyndikat begleitet hatten,wurden, als sie sich zur Feuerwache zurückbegeben wollten, auf demBahnhofsplatze von mehreren Mannschaften angehalten, in den Ein-gang des„Handslshof" hineingezerrt, wo die beiden Kriminal-beamten schwer mißhandelt wurden, so daß einer von ihnendienstunfähig ist.— Außer den bereits gemeldeten Geiseln nenntd« Maueranschlag des Generals noch Oberregierungsrat Blechner,den Vorsitzenden des Finanzamtes Essen-Land, und den Polizei-direktor B i e l o w s t i als verhaftet.Gegen die Verhaftung des Landgerichtsprästdenten und des nurzufällig in Essen anwesenden Abg. Ouaatz, der längst nicht mehrSyndikus der Handelskammer ist, sind wohlbegründete Vorstellungenerhoben worden.Die in Essen angestellten Ermittlungen über die Vorgänge ind« Nacht zum Sonntag haben einwandfrei ergeben, daßSchutte ohne jede» Anlaß«schaffe«worden ist. Schulte hat stch, wie amtlich festgestellt wurde, gegen2 Uhr nachts mit einigen Freunden auf dem Heimweg befunden, vondenen er stch an d« Ecke Altenessener- und Sellingstraße verab-schiedet«. Nach Bekundung eines Begleiters hatte Schutte die Ad-ficht, sich durch die Sellingstraße, Sieelsr Straß«, Ansbachstraß« unddie Bahnunterführung zu sei".« m Sitterfeld gelegenen Wohnungzu begeben, um auf diesem Wege zu vermeiden, mit Franzosenin Berührung zu kommen, well er keinen Paß bei sich hatte. Vonein« Selbstschutzwache von Essener Bürgern wurdebeobachtet, daß die Schüsse nach d« Verabschiedung von seinenFreunden, die die Sellingstraße hinaufgingen, fielen. Die gleicheWache hörte einen weit«en Schuß in der Herkulesstrahe fallen.Gegenüber der Behauptung eines französischen Pattouillenführers,in dem niedergeschossenen Schutte sei mit all« Bestimmtheit derMann wiedererkannt worden, der am Hauptbahnhof den fran-zösischen Soldaten niedergeschossen habe, steht die Bekundungder Zeugen, nach d« es Schulte ganz unmöglich war, in derkurzen Zeit zwischen der Verabschiedung von seinen Begleitern zumHauptbahnhof und von da wieder zurück zur H«kul«sstraße zu ge-langen. Außerdem wird von mehreren Zeugen an Eidesstatt be-kündet, daß Schutte weder eine Waffe befaß noch ein« solche bei sichgetragen hat.Münster, 20. März.(Eigener Drahtbericht.) D« gesternmorgen oerhaftet« Reichstagsobgeordnete Dr. Ouaat, ist gesternabend wieder freigelaffen worden. Di« übrigen Inhaftierten w«-den in Haft behatten.Paris. 20. März.(EP.) Nach einer Meldung au» Koblenz hat dieRheinlandkommUfion beschloffen, wegen des Attentats aufSmeets den Polizeipräsidenten von Köln seines Postenzzu entheben und eine Untersuchung zu«öffnen.Schweizer Gewerkschaften für Nuhrhilfe.Bern, 19. März.(Schweizerische Depeschenagentur.) D« Aus-schuß des Schweizerischen Gewerkschaftsbundesveröffentlicht«inen Aufruf an alle Arbeiter, Angestellte und Be-omte sowie an die übrig« Bevölkerung, in dem er diese auffordert,sofern sie in der Lage seien, über ibren eigenen Haushalt hinausnoch für zwei Monate Sorg« für«in Kind aus den b e-setzten Gebieten Deutschlands zu übernehmen, dies zutun. Weiter heißt es in dem Aufruf: Der Kampf der Arbeiter,Angestellten und Beamten an der Ruhr gegen die fremde Ge-waltherrschaft erfordert große Opfer. Diese können dadurcherleichtert«erden, daß wir«inen Teil der Lasten tragen helfen.Der erste Zug soll womöglich am 16. April in der Schweiz ein-> treffen, ein zweiter etwa am 6. Mai.ficht bei der Bestimmung d« Konstitution notwendig. Man muß— wie Prof. F. Kraus vortrug— imm« den ganzen Menschenbetrachten, sein« ganze Disvosttion, seine Art, auf äußere Einflüssezu reagieren, da sein individueller Charakter von äußerster Wichtigkeit für dos Krankheitsbild ist. Di« Medizin steht zwischen Natur-und Geisteswissenschaften und hat die Lehren d« Beiden zu hören.Prof. K r e t s ch m e r zog im Anschluß an seine Konstituttonstypen-lehre dann eine Parallele zwischen dem körperlichen und dem psy-chischen Geschehen und zeigt« ihre Abhängigkeit voneinander. Diekonstitutionelle Dynamik des Trieblebens reicht bis in die letztenGipfel des geistigen Geschehens hinaus und bestimmt alle sein« Er-Zeugnisse. Der ganze Charakt« des Menschen ist— wie Prof.Mühsam bewies— von der Sexualionftitution abhängig. Fürdie Bestimmung der Konstitution selbst stellte Dr. P e r e tz die dreiKomponenten auf: die Geschlechtsfaktoren in den Zellen, die Hör-mone in den Keimdrüsen und die endogenen Reakffonstypen in demNervensystem. Während eine Aenderuna d« Geschlechtsfaktorennicht in unser« Macht steht, ändern sich vi« Hormone fortwährendund beeinflussen den Reaktionstypus. Dies« Reoktionstypus ist das-jenige. was den Kinderckarakt« bestimmt, bis dann in der Puber-tätszeit zusammen mit dem Reifen der Keimdrüsen sich d« Hcm.mungskomplex zu entwicken beginnt. Die Schwierigkeit der Tupen.fesfftellung b«uht in dieser BerSnd«ung der einzelnen im Laufed« Zeit, so daß— nach den feinsinnigen Ausführungen von Prof.Matthe»— die generellen K onstitu ti onsmerkmale beinahe ver-wischt werden können. San.-Rat H i r s ck fe l d entwickelte dann and« Hand zahlreicher Lichtbild« alle intersexuellen Zwischenstufen inihr« psychischen und physischen Bedingtheit und zeigte, daß ihreHandlungen und Ihre Neigungen chr« Zkrcmlaaung entsprechen.Wie wichtig dies« Fesfftellung für unsere Rechtspflege ist— führteProf. H ü o n e r au»—. zeigen die Fäll«, in denen da» scheinbar«D«brechen nur eine Krankheit war. Er entwickell« eine ganze An-zahl von Problemen, die einer juristischen Erörterung harren, damitwir ein gerechtes und sinngemäßes Strafrecht bekommen.Der ganz« Verlauf d« Tagung zeigte ein«freuliche» Wegrückenvon der bisherigen Art d« Heilung von Lokalsymplomen und einZuwenden zum gesamten Menschen, zur B«ücksichtigung all« sein«Anlagen. Den treffenden Ausdruck für dieses Bestreben formu-li«te Prof. Kraus durch den Satz:„Nicht nur der ganze Organis-mus ist ein klinische» Problem, die Aerzte müssen als P«son«n zuden Kranken als Personen in Beziehung treten". Da» wird wirklich das ideal« Verhällnis««den. M. C h a r o l.Volksbühne S. v. Im letzten vorttag von Prof. Kestenberg amLS., abend» 8 Uhr, im Bechileinlaal, wird der Madrigalchor derstaatlichen kltademl» für Kirchen, und S ch» lm u j i t,unter Leitung von Prot. Carl Thiel, mitwirken.«eselllchaft für«eschlecktSknude und Sexualreform. Arn SZ-•/.T Ulli, spricht im I n st I u t für Meereskunde. Seorgenftr. SS,Dr. Peter Schmidt über die kiwi chen Wirkungen der Gteinach»operation am Menschen. Eintritt 160 M.®et„Fenerrettrr vaü- in der S e a l a(Lutberstr. 22/21) findet amSonnabend den 2t. ab S Ubr statt. Kartenausgabe im Verlag TilgnersLützowslr. 16)»nd in der Luchhandlung d«S Graphischen Kabinett»(Kur-süistendanun 232).