wie steht's im Nuhrgebiet?Lebensmittel ausreichend— Beschäftigung genügend—aber der Bureaukratismus!von unserem Korrespondenten wird uns geschrieben:Die Lebensmittelversorgung im gesamten besetzten Gebiet ist aus-reichend Infolge der Verkehrsschwierigkeiten auf der Eisenbahn mußdie Ware mit anderen Transportmitteln an Ort und Stelle befördertwerden. Die besonderen Frachtkosten wirken sich stark auf diePreise aus, sie tragen zum Teil mit dazu bei, wenn die Löhne derArbeiter- und Angestelltenschast der privaten Industrie im Industrie-gebiet bis jetzt noch nicht Im Verhältnis zu den hohen Auswandskostenfür die Lebensweise stehen. Deshalb muß man sich auf n e u e L o h n-Verhandlungen gefaßt machen. Bei dieser Gelegenheit könntedas Reichswirtschaftsminifterium wieder gut machen, was es durchdie Behandlung bestimmter Arbeiterschichten im Innern Deutschlandsaus Anlaß neuer Lohnoerhandlungen indirekt der deutschen Abwehr-front geschadet hat.Durchaus zufriedenstellend ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt.Arbeitslose gibt es im Innern des Industrie-gebiets kaum. Soweit sie vorhanden sind, wird ihnen durchNctstandsarbeiten Arbeitsmöglichkeit gegeben. Linksrheinischliegen die Verhältnisse nicht so gut. Hier gibt es eine ganze Reihe vonArbeitslosen infolge der Verkehrsschwierigkeiten, ferner durch den sichbemerkbar machenden Rohstoffmangel. Die Tabakindustrieliegt restlos lahm. Dagegen brauchte bisher nicht ein deutscher Hoch-ofen ausgeblasen zu werden, während in Frankreich fast V, allerHochöfen stillgelegt wurden. Der hierzu notwendige Kalk wird imbesetzten Gebiet selbst gewonnen und ist in genügendem Maße vor-handen. Auch an den sonst notwendigen Rohstoffen besteht bisherkein Mangel. Die Bergwerke weisen. natürlich einen starkenProduktionsrückgang auf. Sie fördern heute fast ausschließlich nurnoch den Selbstoerbrauch und den Bedarf für Industrie und Ge-meinden im Ruhrgebiet. Das sind ungefähr SO P r o z. derbisherigen Förderleistung. Schon daraus ergibt sich, daßder Ertrag der französischen Beuteunternehmungen an Kohle undKoks nicht groß fein kann. An der Versorgung der Gemeinden mitKoh'e ist die Besatzung selbst interestiert, um Wasser und Licht zu er-halten. Deshalb unterläßt sie die Eingriffe in die Kohlenversorgungder Gemeinden.Der Verkehr auf der Eisenbahn ist infolge der Be-schlagnahme großer Strecken sowie der besten Maschinen und Wagennur notdürftig. Aber ebenso notdürftig ist der Verkehr derFranzosen auf den militarisierten Eisenbahnlinien. Bisher haben sieauf den ihrer Aussicht unterstehenden Strecken einen geregellen Be-trieb nicht zustande gebracht. Lediglich das Notdürftigste an Proviantwird gefahren: ab und zu sieht man auch einen Reklame-Personenzugohne Pasianten. Die deutsche Bevölkerung lehnt es ab, die vonFranzosen gefahrenen Züge zu benutzen. An diesem Verhalten hatauch die Einrichtung französischer Bureaus zur Werbung vonPassanten nichts geändert. Man ist deshalb dazu übergegangen,zweifelhafte Personen gegen Bezahlung in den Zügen zu befördern.Aber auch hier haben. sich nur wenig zweifelhafte Naturen gefunden.Neuerdings gestatten die Franzosen wieder die Ausfahrt d e u t-scher Lebensmittelwagen. Diese Wagen wurden bisherzurückgehalten, so daß die Versorgung der Bevölkerung mit Lebens-Mitteln dem Reich täglich eine große Menge guter gefchlosienerGüterwagen kostete. Diese Maßnahme der Besatzung war als Eni-gelt für die Zurückhaltung deutscher Kohlenwaggons aus dem Ruhr-gebiet gedacht.Leider verschuldet der Bureaukratismus, der die Eisen-bahndirektionen des Westens auszeichnet, manchen Verlust anMaterial und Geld. In Duisburg hat man den Franzosen bisherz. V. dreimal das Vergnügen der Beschlagnahme von Lohngelderngemacht. Das war nur möglich, well die Lohnauszahlungen trotz derwiederholten Beschlagnahmen immer wieder am gleichen Ort und zugleicher Zeit vorgenommen wurden. Und warum? Well nach denAussagen der Beamten eine Verfügung, die die Auszahlung derLöhne an einem andern Orte als sonst bestimmte, nicht vorlag. DieseVerantwortungslosigkeit hat dem Reich bisher hunderte von Millionengekostet. Dem gleichen Geist ist der Verlust von mehrerenMilliarden fürMaterialzu verdanken, das von den Fran-zosen beschlagnahmt worden ist, obwohl wochenlang Zeit war, es InRuhe an einen sicheren Ort abzutransportieren.Außer dem Bureaukratismus in der Eisenbahnoerwaltung desWestens wird das hetzerische Treiben organisierterdeutschvölkischer Banden im besetzten Gebiet zur Gefahrfür unsere gerechte Sache. Der Vorsitzende des Deutschen Berg-arbciterverbandes, Genosse Husemann, hat die Regierung?-Mitglieder am Sonntag in Hamm aus guten Gründen, die manhoffentlich inzwischen auch in Berlin erfahren hat, auf die Treibereiender Rechten aufmerksam gemacht. Hier muß gehandell werden, wennman die deutsche Arbeitersichast bei der Stange halten will.Alles in allem gibt die Lage im Ruhrgebiet vorläufig keinenAnlaß zu Befürchtungen über die Haltung der Abwehrfront. Wenndas so ist, dann trägt hieran die deutsche Arbeiterschaftden wesentlichen Anteil. Sie hat zum Teil Haus und Hof ge-opfert. Verhaftungen und Ausweisungen über sich ergeben lastenund wird wahrscheinlich noch viel mehr ertragen müssen. Sie er-wartet hierfür keinen Dank, aber sie vorlangt zum mindestenebenfalls Opfer der besitzenden Schichten des Volkes, fürdie jene erst kürzlich im Reichstag verabschiedeten Steuergesetze hiernicht als Kennzeichen betrachtet werden.vsvisenkurfe.praktijche Kleinrentnerfürforge.Um der Not der Kleinrentner nach Möglichkell zu steuern, sindvon der Reichsregierunz im Einvernehmen mit dem Reichsrat Richtlinien aufgestellt worden. Die Bearbeitung der allgemeinen Angc-legenhellen der Kleinrentrersürsorge liegt in Berlin dem zentralenWohlfahrtsamt ob, während für die Gewährung der Kleinrentner-Unterstützungen die Kleinrentnerfürsorge st elle desjenigenVerwallungsbezirks zuständig ist,'n dem der unterstützungsbedürftigeKleinrentner seinen Wohnsitz hat. Als Kleinrentner im Sinne derBestimmungen gelten bedürftige, im Inlande wohnende Deutsche, dieselbst oder deren Ehcgaiten durch Arbeit ihren Lebensunterhalt er-warben haben, sich vor dem 1. Januar 1320 für das Alter oder dieErwerbsunfähigkeit eine Iahresrents von wenigstens 300 M. odereine ihr entsprechende Sachversicherung sichergestellt haben und jetztwegen Alters- oder Erwerbsunmöglichkcit im wesentlichen auf dieseVersorgung angewiesen sind. Ihnen können bedürftige Personengleichgestellt werden, die wegen geistiger oder körperlicher Gebrechenkeine Arbeit finden konnten, denen aber aus Vorsorge ihrer Ange-hörigen eine entsprechende Versorgung gesichert ist. Die Kleinrentner-fürsorge an sich muß genau wie andere Unterstützung?- und Wohl-fahrtseinrichtungen ausgebaut werden, denn die bereitgestellten Mittelbedeuten nicht mehr als einen Tropfen auf einen heißen Stein.Daß auch mit den vorhandenen geringen Mitteln Segensreichesgestiftet werden kann, wenn foziales Verständnis vorhanden ist, daszeigt die Einrichtung eines Kleinrentnerheims im OstenBerlins, in der Rigaer Straße 103, Querg. 2 Tr., durchdie Kleinrentnerfürsorgestelle des Dezirksamts Friedrichshain. DasHeim besteht aus zwei freundlichen hellen Räumen, geschmackvoll voneiner bekannten Kunstmalerin kostenlos ausgestattet. Der eine Raum— die Malereien an den Wänden versinnbildlichen den Frühling—ist als Arbellsraum ausgestattet. Der zweite Raum, der Aufenthalts-und Speiseraum, allegorisiert den Spätsommer. Im Arbeitsraumbefinden sich einige Nähmaschinen, mit deren Hilfe eigene und be-zahlte Arbeiten hergestellt werden können. Den besonders bedürf-t:g«n Kleinrentnern wird kostenlos warmes Mittagbrot und Kaffeegereicht. In einer kleinen Küche befindet sich Kochgelegenheit. Durchdie Zentralstelle wird den Kleinrentnern, die dazu imstande find oderes wünschen, gewinnbringende Arbeit vermittelt. Dieses Heim, vonden Kkeinrentnern des Bezirks sehr begrüßt, wurde kürzlich durcheine kleine, dem Ernst der Zeit entsprechende Feier den Kleinrentnernund damit der Oeffentlichkeit übergeben.Das Helm ist täglich von 10 Uhr vormittags bis S Uhr abendsununterbrochen geöffnet und wird von den Kleinrentnern selbst ver-waltet. Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß das Heim von denKleinrentnern des Ostens recht rege in Anspruch genommen wird.I holländitcder Gulden...1 argentinische Papier-Peso1 belgischer Frank......1 norwegische Krone...1 dänische Krone.......1 schwedische Krone.....1 finnische M'ri.;.....1 japanischer Den......1 italienische Lire......1 P'»nd Stetling......1 Tollar...........1 französischer Frank....1 brasilianischer Milrer»..1 Schweizer Frank......1 spanische Peseta••••100 österr. Kronen labgest.).1 tschechische Krone.....1 ungariiche Krone1 bulgarische Lewa.....1 jugoslawischer Dinar...Ein Ruhrhilfestbwinöel.Der Oberst der Oberbergknappschaflen.Einem Ruhrhilseschwinbel großen Stils hat jetzt die Kriminal-Polizei ein End« gemacht. Das Unternehmen dehnt« sich auf alleGroßstädte Deutschlands aus. Der Urheber und Leiterwar ein<3 Jahre alter anscheinend geisteskranker aus Magde-bürg gebürtiger Eugen Fischer aus der Landgrafenstraß« 45 zuFrankfurt a. M., wo' sein Betrieb bei semer Frau und seinem Daterseinen Sitz htt«.Fischer, der sich„Ingenieur-Geologe" nennt, ernannte sich selbst�um b« r st der Oderberg-Knappschasten" und reistm einer Phantasieuniform, halb Offizier, halb Bergmanns-tracht, mit vielen Orden geschmückt, im ganzen Reich umher. Ueberallernannte er angesehene Männer zu Hauptleuten, Ehren- und Der-bandsräten des„Deutschen Reichs-Wohlsahrts-Verbandes der Berg-tnappschaften„Schlägel und Eisen" e. V." Well er seinem Unter-nehmen einen behördlichen Anstrich gab und vertrauenerweckendauftrat, so fand er überall offene Ohren und Hän�e.Die ernannten Hauptleute usw„ die er mit einem Bergmannsstab„vereidigt" und denen er Ehrenurkunden über die Ernennung aus-stellt, spendeten große Summen für den vermeintlichen wohl-tätigen Zweck. Tatsächlich behielt er zunächst einmal für sich dreiZehnt«! des Geldes. Dann leben von den Eingängen sein Daterund seine Frau, die in seinem Unternehmen als Rendant.mdSchrerbgehilfen angestellt sind. Für wohltätige Zwecke kann alsonicht viel übrig bleiben. Di« Kriminalpolizei in Frankfurt a. M.hat jetzt das Bureau geschlossen und alle Bücher undKassenbestände beschlagnahmt. Fischer selbst ist jedochnoch nicht ermittelt.__Liuienveränderung der Autobusse.In den nächsten Tagen treten folgende Aenderungen ein: DieLinie A verkehrt zwischen Neukölln und Unter den Lindenwie bisher. Von hier ab wird sie aber nicht mehr durch die Fried-richstraße, Chausieestraße und Müllerstraße bis zur Seestraße ge-führt, sondern über den Lustgarten, Hackoschen Markt, RosenthalerPlatz nach der Brunnenstraße, Ecke Invalidenstraße geleitet. DieLinie heißt alsdann:„A, Brunnenstraße(Ecke Invalidenstraße)—Neukölln, Hermannplatz"— Die Linie 4 verkehrt wie bisherzwischen Neukölln. Hermannplatz— Hallesches Tor— Friedrichstraßebis zum Oranienburger Tor. Von hier ab wird sie nicht mehr durchdie Chausseestraße und Reinickendorfer Straße zum Nettelbeckplatzgeführt, sondern über Rosenthaler Platz, Schönhauser Tor, Weißen-burger Straße bis zur Danziqer Straße, Ecke Prenzlauer Alleegeleitet. Die Linie heißt alsdann'„4, Prenzlauer Allee(EckeDonziger Straße)— Neukölln, Hermannplatz". Der genaue Zeit-punkt der Aenderungen wird noch bekanntgegeben.Ter Aluminium-Zweihunderter.Auf unfern Redaklionstisch.flatterte" beute ein blitzende?funkelnagelneues Geldstück des Teuifcken Reiches und zwar bandeltes sich um eines der soeben zur Ausgabe gelaiiglcn neuen LOO-Matk-Stücke, die auf der Vorderseite die Inschrift: 200 Mark 1923Deutsche» Reich und auf der Rückseite den Reichsadler und denSpruch:.Einigkeit und Recht und Freiheit' tragen. Die Be-zeichnung.flattern" erscheint angesichts der großen Leichtigkeit desGeldstücke«— es ist aus Aluminium— nicht unangebracht. Hofstnt-lich erweist sich nun auch die Valuta nicht als flatterhaft, sondernals stabil, weil man iontt nach kurzer Zeit mit dein Zweihundertmarkstück weder«in Theatergardcrobengeld noch eine Untergrund«bahnfahrt noch ein halbes Pfund Rotkohl mehr bezahlen könme.Ein Schritt zur UnterrichtS-Wahlfreihrit.Don der Hohenzollernfchule-Oberrealabteilungin Schöneberg wird uns geschrieben, daß der Minister die vomLehrerkollegium beantragte„Elastisierung des Unter-richts in Prima grundsätzlich g c n e h m i g t hat. Der Lehr-plan ist dabei so gestaltet, daß die Schüler entweder den normalenKursus der Oberrealfchule durchmachen oder je nach Neigung, Ve-gabung und Berufsabsichten Stundenzahl und Lehrzielin einigen Fächern verringern können, um erhöht«Ziele in a n d e r en Fächern zu erreichen. Diese Freiheit derVerstärkung bzw. Abichwächung gilt für Fremdsprachen, Mathematikund Naturwissenenschaften, wobei die Entlastung in einer Richtungimmer eine stärkere Ansponnung in der andern zur Bedingung hat,ohne daß aber, wie bei der sogenannten„Gabelung", die Primain zwei starre Stränge aufgespalten wird./ Jeder Schüler hat außer-halb des gemeinsamen Kernunterrichts seine eigene, begrenzte„Wahlfreiheit", insbesondere auch für die A r b e i t s g e m e i n-j ch a f t e u in Philosophie, Deutsch. Französisch, Englisch, Latein,Spanisch, Bürgerkunde. Naturwissenschaften, Zeichnen, Musik, Hand-ferligkcit, Turnen usw. Es ist zugelassen, daß wertvolle Leistungen indiesen Kursen gebührend bei der Reifeprüfung, die bei dieser Ge-staltung doch den„bundcsstaatlichen Abmachungen" entspricht, alsoan allen deutschen Hochschulen Anerkennung finden wird, berück-sichtigt werden dürfen bzw müssen. Wennaleich die Anstalt an ihremCharakter als Oberrealschule festhalte« wird, dürfte doch auch bis-herigen Realgymnasiasteu der Ucberganz in ihre Oberstufe möglichsein, vorausgesetzt, daß sie schon in Obersekunda eintreten. DieElastisierung der Prima beginnt zwar erst Ostern 1924, aber schonOstern 1923 treten die Lchrpläne der Obersekunda, die eine weit-greifende Umstellung des Lehrstoffs und der Lehrmethoden inMathematik und Naturwissenenschaften und wahlfreie Kurse inLatein und Spanisch vorsehen, in Kraft. Anmeldungen vonSchülern, die 1924 in Prima die hier gegebene Bcwegunasfreihei!für sich fruchtbor zu machen beabsichtigen, müssen deshalb schonjetzt für die Obersekunda beim Direktor der Anstalt(Schöneberg, Belziger Str. 48/53) erfolgen.Wie man ohne Selü zu Lebensmitteln kommt.Aus der Praxis eines einzigartigen Vereins.Der in dem weitverzweigten Vereinswesen nicht unbekannt:und sehr beliebte Name„Frohsinn" hat, wie sich in einerVerhandlung vor der Strafkammer des Landgerichts I ergab, auchzu einer höchst eigenartigen und einzigartigen Dereinsgründung her-halten müssen.De? Posthilfsschaffner Wilhelm Henning, war in dieser Zeit derTeuerung auf den Gedanken gekommen, seine Lebenshaltung zu verbilligen, indcm er durch Diebstahl von Eisenbohnaoisensich in den Besitz ansehnlicher Lebensmittelmengensetzt«. Anfangs stahl Henning ollein, als aber feine Beutezüge immerausgedehnter wurden, nahm er sich einige Freund« zu Hilf« undman gründet«, um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, einenVerein, dem man den schönen harmlosen Namen„Frohsinn" bei.legte. Der ganze Verein ging mit Hennings Hilfe auf die Diebes-fahrten und stahl mit Hilfe der unterschlagenen Avise ansehnlicheMengen von Lebensmitteln, wie Zucker, Mehl, Fleisch, Kisten mitEiern usw. Jeder erhielt von der Beute, soviel er für seinen Haus-stand bedurfte, der Rest wurde an gefällig« Händler abgegeben undder Erlös dann wiederum ausgeteilt. Der Verein bestandmonatelang in ungetrübter Harmonie, bis einesTages der Vorsitzende Henning die Gelegenheit auskundschaftete,einen Posten Gänse zu„kaufen". Der Verein, der aus sieben Mitgliedern bestand, begab sich an den verabredeten Ort und in ollerStill«, im Dunkel eines Waggons, wurden zu nächtlicher Stunde30 Martinsvögeln der Hals umgedreht. Man zogreich beladen in dos gewohnte Stammlokal, um zu teilen. Nunaber ergab sich die Schwierigkeit, daß 30 sich durch 7 schwer dioi-dieren läßt und ein Rest verbleibt. Nach einigem Ueberlegen kamman zu dem Entschluß, die restlichen Gänse gemeinsam zu verspeisen.Man tat das auch, hatte aber die Rechnung ohne die Wirtin gemacht,die wohl im Aerger darüber, daß man ihr nicht auch«inen Gänse-braten überlassen, den ehrenwerten Verein„verpfiff". Nun hattesich gestern der gesamte Verein„Frohsinn" vor Gericht wegen Dieb-stahls und Hehlerei zu verantworten. Sechs Angeklagt« waren ge-ständig, nur der siebente, der erst neu aufgenommen war, konnieseine Unschuld nachweisen und erklärt« stolz:„Ick Hab mit die Brüdernischt zu tun, Herr Vorsitzender, det is keen Verein vor mir." Di«Verteidiger baten um milder« Beurteilung der langfingrigen Der-einsbrüdsr, doch verurteilte das Gericht den Voftschassner Henningzu einem Jahr drei Monate«, den Bierfahrer Töpfer zu einem Jahrsechs Monaten, den Arbeiter Lippert zu vier Monaten, den KutscherGlas zu einem Iabr Gefängnis, die Ehefrau Glas zu zwei Monate-und den Arbeiter Neufeld zu vier Monaten Gefängnis.»veamtenschafi«md Sozialismus" war das Thema einer öffc,..lichen Vramrenveisammlung dcS 4. Kreises am 19. März. Mi!großem Interesse borten die zablreickien Beiucker das Referat de?Genossen G r o n e f e l d. der auch die politiscben TageSfragcn streitte.In der Diskussion wurde besonders das Gciübl der Zusammengehörigkeit mit der organisierten Arbeiterschaft zum Ausdruck ge-brockt und bemängelt, daß den noch zahlreich vorhandenen reakt'v-nären höheren Beamten, beionderS bei der Schutzpolizei, das Hand-werk nicht gelegt wird. Daran fei aber auch oft das passive Der-halten unserer Anhänger ichuld. Mit der Mahnung zu energischerHaltung wurde die Versammlung, die auch einige Neuaufnahmenbracht«, geschlosien.Führungen im vokanijchea Garten Dahlem im Zahr« 1923beginnen Montag. 19., Dienstag. 20.. Montag. 20. und DicnStag,27/ März. Jeden Monat findet für die Teilnehmer eine Führungstatt. Eintrittskarten für eine Führungsreihe sind zum Preise von200 M.(inkl. Eintrittsgeld für den Garten) erhältlich bei denPförtnern des Botanischen Gartens. Kinder unter 14 Jahrenkönnen nicht zugeiossen werden.Eine pädagogische Osterwoche mit dem Hauptthema„Erziehung zur Eigentatigteit" veranstaltet das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, Berlin W. 35, PotsdamerStraß« 120, vom 4. bis 7. April d. Ä. An der Veranstaltung kannnicht nur die akademisch und seminarisch vorgebildete Lehrerschaft.sondern können auch alle Freunde de» Erziehungswesens teilnehmen.Es werden 14 Vorträge und Lehrproben von 18 Fachleuten gehalteniverden.Die verräterischen Fingerabdrucke.Vom Erkennungsdienst wurde ein 28 Jahre aller Schivss.Walter Schwarz überführt, der im Januar 1921 den BonkagenteD ö r r i n q und dessen Ehefrau und Schwiegermutter inKlütz in Mecklenburg durch Schläge mit einein Gasrohr e r m o r>d e t e. Schwarz leugnete beharrlich. Der Berliner Erkennungsdienststellte jedoch nach Finger- u n d H a n d a b d r ü ck e n, die er ander Tür des Zimmers, in dem die Opfer ermordet wurden, seinePerson und Täterschaft unzweifelhaft fest. Ein Lichtbild der Silbdrückewurde in der Schwurgerichtsverhandlung in Schwerin vorgeführt.Die Geschworenen sprachen den Angeklagten des dreifachenMordes schuldig, und dos Gericht oerurteilte ihn zum Tode.Es ist dos erstemal, daß Finger- und Handabdrücke bei einer Eni-scheidung über ein Kapitaloerbrechen eine so große Rolle gespielthaben._Schwere» Unglück auf der Mefleansfleltung in Siel. Auf demGelände der landwirtschaftlichen MesscauSstcllnng in Kiel stürzte derhochragend« Arm eines Getreidehebers plötzlich niederund begrub vier Personen unter sich, von denen einegetötet, ein« andere schwer, die übrigen leicht verletzt wurdenEisenbahnunglück lu der Provinz Hannover. Ein Eisenbahn-unglück ereignete sich gestern vormittag zwischen 9—10 Uhr zwischenEschede und Unterlüß. Der von Hannover kommende Eil-z u g 77 fuhr aus bisher unbekannter Ursache auf einenGüterzug auf und entgleiste. Zehn Wagen wurdenaus dem Gleis geworfen. Der Eilzug hat keinen Schadenerlitten, während ein größerer Materialschaden durch die entgleistenGüterwagen zu verzeichnen ist. Der Betrieb konnte am späten Nachmittag wieder ordnungsgemäß bewerkstelligt werden. Personen sin*nicht zu Schaden gekommen.Wetter für morgen.Berlin und Umgegend. Trocken und vielsach heiter, nacht» wiedersehr kühl, in den Mittagsstunden mild bei mätzigen östlichen Winden.Groß-Serliner partewachrichten.». Krei», Wedding. Freie«chulzemelnde. Heute abend, 7 Uhr. Funitionärkonfere«,bei Aaderson. Stralsunde« Str. U.