Nr.142 40.Jahrgang Ausgabe A nr. 71
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Sonntag, den 25. März 1923
Erhöhte Alarmbereitschaft.
Ein Rundtelegramm Severings.
Da sich an verschiedenen Stellen Bestrebungen bemerkbar D. Krogh, Major a. D. Schröder, Prof. Danide, Schulz machen, die gegen die Sicherheit des Staates gerichtet sind, und Herzog aufrechterhalten worden; sie sind nach Mcabit über hat der preußische Innenminister Severing die erhöhte geführt worden. Alarmbereitschaft der Schuhpolizei angeordnet. Die Untersuchung soll zunächst Aufflärung über gewisse Wenn auch zur Stunde Meldungen über gewaltsame Ber- Schriftstüde bringen, in denen sich die Bezeichnung fuche nicht vorliegen, so zeigt doch die Tätigkeit der abgefanV...
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genen Hitler- Kuriere und der Eindruck, den die Maßnahmen findet. Die Polizei nimmt an, daß diese Bezeichnung die Abkürzung des Innenministers in deutschvölkischen Kreisen hervorgerufen für Völlische Kampf Rorps" ist und daß diese Kampf hat, daß polizeiliche Sicherungsmaßnahmen am Blaze find. forps fich zusammensetzen sollen aus den Turnerschaften, die Das Rundtelegramm, in dem die Alarmbereitschaft wieder in einere Einheiten gegliedert sein sollen. Die bisher Ver: befohlen wird, hat folgenden Wortlaut:
Wegen drohender Unternehmungen radikaler Elemente erhöhte Alarmbereitschaft der Schuhpolizei überall anordnen. Ebenso ist größte Aufmerksamkeit der Kriminalpolizei geboten. Erwarte gegebenenfalls fchärftes 3ugreifen.
Jnnenminister."
hafteten haben bestritten, daß ihnen diese Bezeichnung bekannt sei und haben auch in Abrede gestellt, daß die von der Deutschvöltischen Freiheitspartei" gegründeten Sport- und Turnverbände den Charakter militärischer Formationen oder von Geheimverbänden Ruprecht gegen Ludendorff.
hätten.
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Frankreichs beste Sicherheit.
Als wir jüngst an dieser Stelle die Besorgnisse der öffentlichen Meinung Frankreichs um die Sicherheit des eige nen Landes in tommenden Zeiten schilderten, faßten wir die Gründe dieses Unbehagens in drei Tatsachen zusammen: Erstens das sich mathematisch verschlechternde Verhältnis der Bevölkerungszahl Frankreichs Deutschland gegenüber, zweitens die fortschreitende Selbstifolierung Frant reichs, von dem fich so ziemlich alle ehemaligen Bundesgenossen des Weltkrieges nicht zuletzt infolge der Außenpolitik des natio das schlechte Gewissen gegenüber dem mißhandelten nalen Blocks immer mehr zurückgezogen haben, und drittens deutschen Bolke, bei dem die Versailler Politik die nationalisti schen Instinkte unvermeidlich wieder wachrufen mußte. Benn hier jetzt an die Frage herangetreten wird, wie nun das wieder aufgerollie Sicherheitsproblem in einem für beide Teile befriedigenden Sinne gelöst werden fann, so muß zunächst cine Unterscheidung gemacht werden zwischen der materiel. ien Sicherheit Frankreichs und dem pinchologifchen Sicherheitsgefühl des französischen Volkes.
Dem Rundruf ging eine Konferenz zwischen Minister In Deutschland gibt es feinen vernünftigen Menschen, der Senering, Polizeipräsidenten Richter und dem Kom: München , 24. März.( Eig. Drahtber.) Die politische Situation nicht aufrichtig überzeugt ist, daß für mindestens ein Menschen mandeur der Schußpolizei, Oberst kaupisch, voraus. In ist als fritisch zu bezeichnen. Nur die Uneinigteit der beiden after die materielle Sicherheit Frankreichs durch die Tatsache zwischen mußten in Hannover 8 wei neue Verhaftun- rechtsraditalen Machtzentren und das Fehlen einer der durchgeführten Entwaffnung unbedingt gesichert gen vorgenommen werden. Es handelt sich um den Heraus. Butschparole halten bisher den schwebenden Zustand aufrecht. Um it. Ronnte bereits vor mehr als einem Jahre die deutsche geber der deutschvöltischen Zeitschrift Sturm" und einen zwei gegenfägliche Persönlichkeiten, die sich zur Erreichung ihrer Sozialdemokratie auf der Frankfurter Fünfländerkonferenz feiner Mitarbeiter, die beschuldigt sind, eine militärische Dr- ehrgeizigen Ziele gegenfäßlicher Prinzipien bedienen, gruppieren sich den ausländischen Bruderparteien mit gutem Gewissen erganisation geschaffen zu haben, die sich in diesen Tagen zum alle die größeren und fleineren Butsch und Kampforganisationen: flären, daß nach dieser Richtung hin jeder 3meifel beseitigt ganisation geschaffen zu haben, die sich in diesen Tagen zum Erfronprinz Rupprecht gegen General Ludendorff , fei, fo fann sie es heute, besonders in Anbetracht der BeſtätiLosschlagen bereit hielt. Inmitten dieser ernsten Lage ist es erfreulich, feststellen d. h. weißblau großbanerisch gegen schwarzweißrot großdeutsch. Auf gung, die die Haltung Deutschlands gegenüber der Ruhrinvazu können, daß die Kommunistische Partei das Ge- feiten Rupprechts steht die stärkste Partei Banerns, die Bayerische fion bildet, mit befferem Gewissen denn je wiederholen. Aber rücht, fie wolle heute auf einigen öffentlichen Blägen Berlins Boltspartei, stehen von befannten Ramen vor allem Herr v. Sahr, auch außerhalb Deutschlands wird die Tatsache dieser Entgrößere Kundgebungen veranstalten, energisch Escherich, Bittinger, Professor Bauer, der Bund Bayern und Reid waffnung immer wieder anerkannt, so noch in den legten Dementiert. Derartige Rundgebungen in diesem Augenblick und ein Teil der sogenannten Bereinigten Baterländischen Berbände. Sagen von englischer offizieller Seite gelegentlich einer wären gänzlich zwecklos und würden lediglich den Kampf General udendorff stüßt sich dagegen auf die eigentlichen Anfrage im Unterhause. Die ganze interalliierie Militärsegen die Rechtsbankrotteure erschweren. Es wäre übrigens Kampforganisationen der Nationalsozialisten, des Bundes Oberland, kontrolle ist längst nur noch eine moralische Tierquälerei interessant zu erfahren, wer diese Gerüchte in Umlauf gefeßt der Reichsflagge usw. und ist deshalb seinem Rivalen Rapp hinter der sich wahrscheinlich lediglich der Wunsch einiger hat. Ob sich hier nicht wieder gewisse Elemente bemühen, Tat- recht militärisch weit überlegen. Ententeoffiziere verbirgt, ihre Pfründe so lange wie möglich ge fachen zu schaffen, die der gesamten Rechten ein Stich nießen zu können.
wort liefern, auf das man nur wartet?
Die Völkischen protestieren.
beiden Machtgruppen und ist in ihrer Wirkungsmöglichkeit sehr stark Die banerische Staatsregierung steht zwischen diesen Nun wird von französischer Seite immer wieder bebeeinträchtigt durch starke Berseuchung ihres Beamten- und Polizei- hauptet, und das tat noch vor einigen Tagen der Kriegsapparates mit putschistischen Elementen beider Kategorien. The minister Maginot im Senat, die deutsche Reichswehr bilde nur moralischer Einfluß auf den besonneneren Teil der Baterländi- den Rahmen für die fünftige Millionenarmee der Revanche. fchen Berbände und die beträchtliche Wirkung der Anwesenheit Ganz abgesehen davon, daß der französische Minister mit des Reichskanzlers Cuno im Sinne der Stärkung des Reichsgedan- feinem Worte die entscheidende Frage berührte, wie denn fens in München dürfen nicht unterschätzt werden. eigentlich diese fagenhafte Revanchearmee bewaffnet werKontrolle der interalliierten Kommissionen zerstört wurden, so ist es doch eine besondere Kühnheit, Deutschland heute einen Borwurf daraus machen zu wollen, daß es ein Söldnerheer befigt. Dieses militärische System ist uns ja in Versailles von der Entente aufgezwungen worden, obwohl gerade die damalige
Die leidenschaftliche, Diskussion, die die beiden Rechtsgruppen den follte, nachdem die technischen Voraussetzungen unter der vor aller Deffentlichkeit geführt haben, hat nunmehr die Gefährlichfeit der Lage vollständig enthüllt. Ludendorff warf den Weißblauen ziemlich unverblümt Neigung zu Landesverrat und Zusammenwirten mit den Franzosen vor und mußte sich dafür von der volts parteilichen. Bresse mit einer ganzen Serie von Schimpfnamen beTegen lassen. Nun läßt sich auch Rupprecht durch seinen Herrn D. Soden über die schwebenden politischen Fragen vernehmen und erscheint in bengalischer Beleuchtung treudeutscher Gesinnung und heftiger Franzosenfeindschaft. Mit dieser„ Reinigungsmenfur" verbindet Rupprecht jedoch noch einen
Die Führer der aufgelösten Deutschvöltischen Freiheitspartei" find gestern vormittag im Reichstag zusammengetreten, um zu dem Berbot Stellung zu nehmen. Sie behaupten, das Berbot für Breußen sei nicht rechtswirksam, meil diese Partei nicht eine ausgesprochen preußische Organisation sei, sondern sich über das ganze Reich erstrede, also fönnte Minister Severing auch nur die innerhalb Preußens bestehenden Ortsgruppen, nicht aber die Reichs organisation auflösen. Auch das beschlagnahmte Bermögen sei Eigentum der Reichspartei und somit dem preußischen Zugriff ent 30gen. In einem Telegramm an den Staatsgerichtshof haben die Abgg. Wulle, v. Graefe und Henning gegen das Berbot protestiert und eine Entscheidung des Staatsgerichtshofes über diese Frage beantragt. Beiter haben die genannten Abgeordneten beim Untersuchungsrichter in Moabit beantragt, am Montag unter Eid vernommen zu werden, damit sie, wie sie erklären, die Hieb auf Ludendorffs Schildknappen Hitler und Kylander, Saltlosigkeit der gegen die Deutschvölkische Freiheitspartei erhobenen Borwürfe reftios auftlären tönnen. Am Sonntag wünschen die deren Opposition gegen Cunos Politik des passiven Widerstands in Herren von dem Reichstanzier Dr. Cuno empfangen zu werden. Diesem Augenblick nicht gebilligt werden könne. Hitlers Programm Man sieht, die Herrschaften sind sehr agil und haben sich vortrefflich lei ganz negativ und unter den Führern der Nationalsozialisten in die Rolle der verfolgten Unschuldslämmer gefunden. Den Bogel feien zu viele Fanatiker und ehrgeizige Leute, die hoffen, Minister schießt aber„ Oberleutnant" Roßbach ab, der durch seinen Rechts- 3u werden, wenn Hitler ans Ruder tame. Kurz, es handle sich um beistand erklären läßt, weber die Deutschvölkische Freiheitspartei Leute, denen die zur Leitung von Staatsgeschäften nötige politische noch die der angeschlossenen Jugendorganisationen verfolgten ge- Borbereitung abgehe. Man dürfe heute um feinen Preis den Einwaltsame Bestrebungen, die Deutschvölkische Freiheitspartei sei brud erweden, daß Frankreich für die Berwirklichung seiner Pläne lediglich eine Kampfpartei im Sinne der sozia. auf die inneren Parteifämpfe in Deutschland zählen dürfe. Heute listischen, die die Durchführung des politischen Kampfes durch handle es fich um die Existenz Deutschlands . Attivismus im Rahmen der Berfassung erstrebe. Seltsam, Diese schönen Worte sind solange politisch wertlos, bis nicht wie lammfromm man in diesen Kreisen in der Stunde der Gefahr Herr Rupprecht von Wittelsbach einen flaren und bündigen Thron plöglich wird! Man beliebt es fogar, fich hinter das Schuh- verzicht ausfpricht. Augenblicklich droht fchild der Sozialdemokratie zu verfiechen! Im übrigen dementiert Roßbach alles, fast fönnte man jagen, er demen- gegen den das Wort des Dr. Heim gemüngt war, daß er Bayerh tiert seine eigene Existenz.
Die polizeiliche und gerichtliche Untersuchung
nichts weniger als erbaut von diesem Danaergeschenk war. Im vorwiegend sozialdemokratische Reichsregierung übrigen ergibt sich aus perschiedenen Geheimprotokollen der Pariser Friedenskonferenz unwiderleglich, daß der ursprüngliche Antrag des Marschalls Foch dahin ging, Deutschland . ein Söldnerheer von 200000 Mann mit schwerer Artillerie zu belassen und daß die Herabfegung der Reichsmehrziffer auf 100 000 fomie die Streichung der schweren Artillerie erst auf Betreiben Lloyd Georges erfolgte!
Wenn uns Frankreich ein anderes militärisches System als die Söldnerreichswehr vorschlagen könnte, von dem es glauben würde, daß es seinem Sicherheitsbedürfnis mehr Rechnung trüge, so wären wir die ersten, die bereit willigst in eine Erörterung darüber eintreten würden. Der Grundgedanke, an dem auch die deutsche Sozialdemokratie feft. halten wird, solange der Völkerbund nicht eine praktische Wirklichkeit geworden und die allgemeine Abrüftung nicht durchge. führt sein wird, ist, daß Deutschland doch so viel militärische Kraft befizen muß, daß ihm nicht jeder beliebige Nachbar auf der Nase herumtanzen darf. Schließlich ist auch der Fall dent. bar, daß in einem Nachbarland anarchische Zustände entstehen, die zu lebergriffen gegen die Grenzbevölkerung führen, und in einem solchen Fall wird auch der entschiedenste Anhänger
nicht durch einen Buisch versauen wolle. Die Verhaftungen von Ludendorffs Werkzeugen und Komplizen in Breußen und die Enthüllungen über die intimen Beziehungen des Generals zu den Ber gegen die aufgelöste Deutschvölkische Freiheitspartei wegen Hochschwörern Roßbach, Hitler, Graefe, Bulle, Henning haben Luden- der Gewaltlosigkeit die eigenen Volksgenossen, denen der verrats und Geheimbündelei geht fort. Oberreichsanwalt borff in eine ähnliche Situation gebracht wie vor drei Staat zum Schuß ihrer Freiheit und ihres Lebens verpflichtet. Ebermeyer hat bereits gestern abend Berlin wieder per Jahren. Die Haftbefehle der Regierung Bauer- Noste im März ist, nicht unbeschüßt lassen wollen. Aehnlichen Gedanken hat übrilaffen und sich nach Leipzig zurüdbegeben, hat jedoch die 1920 gegen Hauptmann Papst, den Bertrauensmann Ludendorffs, gens felbft Clemenceau furg oor feinem Rücktritt AusBoruntersuchung den zuständigen Moabiter Gerichtsbehörden und andere Anstifter der Militärrevolie haben Ludendorff damals brud gegeben, als er sagte, man hätte sonst dem Bölkerbund fibertragen. Roßbach befindet sich augenblicklich nod) im nervös gemacht und den Befehl zum verfrühten Los die Aufgabe übertragen müffen, Deutschlands Grenzen zu Stadtvogteigefängnis. Während er aber sich bisher lebiglich auffdlagen verursacht. schützen, und man fönne Frankreich nicht zumuten, für die Grund eines Haftbefehls des Oberpräsidiums in Oppeln in PolizeiBerteidigung deutschen Bodens gegen einen fremden Angriff haft befunden hat, ist nunmehr auf Grund der schwebenden Ermittelungen ein Haftbefehl des Ermittlungsrichters ffomatische Regierung hat die Einreise von 4500 reichsdeutschen Söhne zu opfern. Reichsdeutsche Kinder in die Tschechoslowakei . Die tschecho.( er dachte dabei offenbar an Sowjetrußland) die eigenen im Polizeigefängnis, Amtsgerichtsrats Dr. Strodmann, gegen ihn Stindern gestattet. Die Transporte sind zum Teil schon im Gange. erlassen worden. Am heutigen Vormittag finb General a. D. Hüger, Fabritant Erdmann, Redakteur zur Redden, einer Meschee Ronstantinonels eine Totenfeier für Enver Bascha ver. Enver Pafcha wirklich fot? Die Familie Enver Baschas ließ in sowie die Raufleute Schäfer und Bohler aus der Haft anstalten. da ihr sichere Meldungen zugegangen waren, daß Enver entlassen worden. Dagegen ist der Haftbefehl gegen Major Pafcha März 1922 im& autasus in einem Gefecht gefallen ist.